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Dr. Laurin ist ein beliebter Allgemeinmediziner und Gynäkologe. Bereits in jungen Jahren besitzt er eine umfassende chirurgische Erfahrung. Darüber hinaus ist er auf ganz natürliche Weise ein Seelenarzt für seine Patienten. Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. Das vierte Kind des nun schon sehr bekannten Klinikarztes Dr. Leon Laurin und seiner Frau Antonia war auf den Namen Kyra getauft worden. Diese Taufe wurde besonders feierlich begangen, dafür hatten die glücklichen und dankbaren Großeltern, Prof. Joachim Kayser und seine Frau Teresa, gesorgt. Die kleine Kyra schlief, und sie hörte nicht die herrliche Mezzosopranstimme, die diese Feier zu einem wahren Fest gestaltete. Keine Geringere als die Kammersängerin Myra Torben war von Teresa Kayser um diesen Gefallen gebeten worden, und sie hatte gern zugesagt. Teresa kannte sie schon lange. Sie hatte ihr die schönsten Kleider entworfen, als sie noch ihr Modeatelier führte, bevor sie Prof. Kaysers zweite Frau wurde. Myra hatte ihr Abendkleid für den ersten öffentlichen Auftritt bei Teresa bestellt, und diese erinnerte sich noch genau, wie verlegen Myra nach dem Preis gefragt hatte. Das bezaubernde, junge Mädchen hatte Teresa gefallen, und sie hatte das Kleid für einen Bruchteil des Betrages geliefert, den sie sonst von den Damen der Gesellschaft bekam. Heute war Myra eine Frau von zweiunddreißig Jahren, schön, berühmt und so natürlich geblieben, daß Teresa das Herz aufging, wenn sie sie anblickte. Wunderbar warm und einschmeichelnd war Myra Torbens Stimme, und selbst Dr. Leon Laurin, der zuerst gemeint hatte, daß diesem schlafenden Baby etwas zuviel der Ehre angetan würde, lauschte fasziniert. Als Myra dann zum Schluß »Guten Abend, gute Nacht« sang, wachte die kleine Kyra auf und begann ganz munter dazwischenzukrähen. Mit einem so innigen Ausdruck blickte Myra auf das kleine Wesen herab, daß Antonia Laurin, die schöne Mutter des Kindes, eine tiefe Rührung erfaßte. Konstantin und Kaja, die Zwillinge, und Kevin, der bis zu Kyras Geburt das Nesthäkchen war, hatten sich an den Händen gefaßt und standen mit andächtigen Mienen vor dem Taufbecken. Ich bin ein glücklicher Mann, dachte Leon Laurin. Womit habe ich das nur verdient?
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Seitenzahl: 111
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Das vierte Kind des nun schon sehr bekannten Klinikarztes Dr. Leon Laurin und seiner Frau Antonia war auf den Namen Kyra getauft worden. Diese Taufe wurde besonders feierlich begangen, dafür hatten die glücklichen und dankbaren Großeltern, Prof. Joachim Kayser und seine Frau Teresa, gesorgt.
Die kleine Kyra schlief, und sie hörte nicht die herrliche Mezzosopranstimme, die diese Feier zu einem wahren Fest gestaltete.
Keine Geringere als die Kammersängerin Myra Torben war von Teresa Kayser um diesen Gefallen gebeten worden, und sie hatte gern zugesagt.
Teresa kannte sie schon lange. Sie hatte ihr die schönsten Kleider entworfen, als sie noch ihr Modeatelier führte, bevor sie Prof. Kaysers zweite Frau wurde. Myra hatte ihr Abendkleid für den ersten öffentlichen Auftritt bei Teresa bestellt, und diese erinnerte sich noch genau, wie verlegen Myra nach dem Preis gefragt hatte.
Das bezaubernde, junge Mädchen hatte Teresa gefallen, und sie hatte das Kleid für einen Bruchteil des Betrages geliefert, den sie sonst von den Damen der Gesellschaft bekam.
Heute war Myra eine Frau von zweiunddreißig Jahren, schön, berühmt und so natürlich geblieben, daß Teresa das Herz aufging, wenn sie sie anblickte.
Wunderbar warm und einschmeichelnd war Myra Torbens Stimme, und selbst Dr. Leon Laurin, der zuerst gemeint hatte, daß diesem schlafenden Baby etwas zuviel der Ehre angetan würde, lauschte fasziniert.
Als Myra dann zum Schluß »Guten Abend, gute Nacht« sang, wachte die kleine Kyra auf und begann ganz munter dazwischenzukrähen.
Mit einem so innigen Ausdruck blickte Myra auf das kleine Wesen herab, daß Antonia Laurin, die schöne Mutter des Kindes, eine tiefe Rührung erfaßte.
Konstantin und Kaja, die Zwillinge, und Kevin, der bis zu Kyras Geburt das Nesthäkchen war, hatten sich an den Händen gefaßt und standen mit andächtigen Mienen vor dem Taufbecken.
Ich bin ein glücklicher Mann, dachte Leon Laurin. Womit habe ich das nur verdient?
Der letzte Ton verklang. Myra Torben ergriff die Händchen des Babys und legte leicht ihre Lippen darauf. Ihre Miene drückte Sehnsucht aus.
»Liebe Antonia«, sagte sie zu der Frau des Arztes, »ich beneide Sie.« Zu Leon Laurin gewandt, fuhr sie fort: »Ich wünsche mir so sehr, daß Sie mir bald zu einem Kind verhelfen. Ich habe keinen größeren Wunsch.«
Konstantin spitzte die Ohren. Natürlich sagte er nichts. Hier in der Kirche schickte es sich nicht, Fragen zu stellen. Das wußte er schon.
»Dann werden Sie Ehrengast in unserer Klinik sein, Myra«, sagte Leon herzlich.
Myra Torben war seit einem halben Jahr mit dem bekannten Architekten Mario Hansen verheiratet. Sie besaßen alles, was man sich wünschen konnte, aber Myras Sehnsucht nach einem Kind hatte sich noch nicht erfüllt.
Dr. Laurin hatte eigentlich nicht gedacht, daß sie sich so sehr ein Kind wünschte. In einem Monat sang sie in drei verschiedenen Erdteilen, in zwanzig verschiedenen Städten. Er hatte nicht geglaubt, daß sie auch ohne die Begeisterung und den Applaus ihres Publikums leben könnte.
Jetzt hatte er eine Ahnung, daß sie dies alles für ein Kind aufgeben würde, und ihm wurde bewußt, wie sehr sie ihren Mann liebte.
Vier Monate später bekam er dafür die Bestätigung.
Noch wurde im Kreis der Familie über die Taufe der kleinen Kyra immer wieder gesprochen. Noch erinnerte sich Leon der Frage seines Sohnes Konstantin am Abend dieses Tages.
»Sie hat gesagt, du sollst ihr zu einem Kind verhelfen, Papi. Das kannst du doch nicht. Du bist doch nicht ihr Mann! Was hat sie gemeint?«
Leon hatte erst einmal schallend gelacht. Konstantin stellte öfter solche Fragen. Er brachte seine Mutter damit immer wieder in Verlegenheit. Aber Leon hatte sich nach anfänglicher Vorsicht, über die er selbst lächeln mußte, entschlossen, auf so klare Fragen auch klare Antworten zu geben.
»Frau Torben meint, daß ich ihr als Arzt dazu verhelfen könnte, Konstantin«, hatte er erwidert.
»Mußt du ihr da Spritzen geben?«
»Es könnte möglich sein«, hatte Leon erwidert.
*
An dem Tag, an dem Dr. Laurin Myra Torben sagen konnte, daß sie sich auf ein Kind freuen könnte, glaubte er, daß sie auch Fünflinge mit jubelnder Freude begrüßen würde. Sie fiel ihm um den Hals.
»In vier Wochen werde ich mein Abschiedskonzert geben«, versprach sie ihm. »Die Auslandsengagements habe ich ohnehin nicht mehr angenommen, seitdem Sie mir dazu geraten hatten. Jetzt ist Pause mit der Karriere. Jetzt werde ich erst einmal nur Frau und Mutter sein. Oh, Mario wird sich freuen. Wie soll ich Ihnen nur danken, Leon. Sie sind der wunderbarste Arzt der Welt!«
»Aber verlangen Sie ja nicht von mir, daß ich bei der Taufe Ihres Kindes singe«, sagte er lachend.
Er mußte sich einfach mit ihr freuen. Sie war so bezaubernd, so unglaublich hinreißend.
»Da werde ich selbst singen«, sagte sie mit verklärten Augen. »Nur noch für mein Kind und für meinen Mann werde ich singen.«
Sie drehte sich im Kreis, sie umarmte Hanna Bluhme, Dr. Laurins Sprechstundenhilfe, dann Dr. Thiele, der ihr gerade in den Weg lief, und sie verließ, wie auf Wolken gehend, die Prof.-Kayser-Klinik, allen noch einmal mit einem strahlenden Lächeln zuwinkend.
»Eine hinreißende Frau«, sagte Hanna. »Sie kommt gleich nach Ihrer Frau, Chef.«
»Ich werde es Antonia sagen«, meinte er lächelnd. »Wenn ich daheim erzähle, daß Myra nun wirklich ein Kind bekommen wird, muß ich mich auf Konstantins Fragen gefaßt machen, wie ich ihr denn dazu verholfen habe.«
Hanna lachte.
*
Mario Hansen war sehr erstaunt, als Myra in seinem Atelier erschien. Es war das erste Mal während ihrer Ehe. So sehr sie sich auch liebten, verstanden sie es doch, ihr Berufsleben voneinander zu trennen. Mario mischte sich nicht in ihre Angelegenheiten, sie sich nicht in seine, obgleich jeder von ihnen großes Verständnis für den anderen zeigte.
»Myra«, sagte Mario Hansen überrascht, »sag jetzt nur nicht, daß du dich wieder zu einer Auslandstournee hast überreden lassen.«
»Nein, Liebster«, erwiderte sie mit leuchtenden Augen. »Hast du ein paar Minuten Zeit?«
»Stunden, wenn du willst«, erwiderte er zärtlich.
Vor zwei Jahren hatte er sie kennengelernt, als er eine Auszeichnung entgegennahm und sie auf diesem Galaempfang sang.
Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Er war fasziniert von ihrer ausdrucksvollen Persönlichkeit und sie von seiner. Myra, die sich immer nur für ihren Beruf interessiert hatte und nicht für Männer, wußte sofort, daß er der einzige sein würde, der sie festhalten konnte. Mario Hansen hatte keinen anderen Wunsch gehabt.
Die übersprudelnde Freude, die Myra in der Klinik gezeigt hatte, war einer Verklärung gewichen, die ihn den Atem anhalten ließ.
»Ich muß dir etwas sehr Schönes sagen, Mario«, flüsterte sie. »Ich erwarte ein Baby.«
Fassungslos sah er sie an. Er brachte kein Wort über die Lippen. Er nahm sie behutsam, als sei sie zerbrechlich, in die Arme und küßte sie lange.
»Nun werde ich nur noch für dich und das Kind da sein«, sagte sie dicht an seinem Ohr. »In vier Wochen gebe ich mein Abschiedskonzert. Ich freue mich so sehr.«
Auch seine Freude war groß, und doch mußte er gerade in diesem Augenblick Jahre zurückdenken, an eine andere Frau, die ganz andere Worte zu ihm gesagt hatte.
»Geht es dir auch gut?« fragte er leise.
»Blendend. Jetzt kann es mir ja nur noch gutgehen. Ich könnte die ganze Welt umarmen.«
»Es genügt, wenn du mich umarmst«, sagte er innig.
*
Mario Hansen überschüttete seine Frau in den folgenden Wochen mit Beweisen seiner Liebe. Er überließ die meiste Arbeit seinen Mitarbeitern und begleitete Myra überall hin. Ihr Manager war aus allen Wolken gefallen, mußte sich aber damit abfinden, daß alle Überredungskünste diesmal vergeblich waren. Gerade jetzt, wo ihre Stimme noch wärmer, noch schmelzender geworden war, wollte sie abtreten. Die Presse brachte es fettgedruckt, und obgleich es weder Myra noch Mario behagte, wurde auch der Grund bekanntgegeben. Öfter denn je wurden ihre Aufnahmen im Rundfunk gesendet, noch mehr Verehrerpost traf ein. Myra sehnte den Tag des Abschiedskonzerts herbei. Sie wollte dann mit Mario vier Wochen verreisen und ganz allein mit ihm in einem Haus in den Bergen sein. Nur wenige hatten es für möglich gehalten, daß sich die berühmte Sängerin so sehr auf ein Kind freute, zu diesen gehörten an erster Stelle Dr. Laurin und Antonia und natürlich Teresa Kayser.
Sandra Brink, Dr. Laurins Schwester, war skeptisch. »Lassen wir das Kind erstmal da sein«, sagte sie zu ihrem Mann Andreas. »Es wäre ein Wunder, wenn sie sich damit begnügen würde, nur Mutter zu sein.«
»Sie ist doch auch Ehefrau«, meinte er. »Alles spricht dafür, daß es die große Liebe ist.«
Auch sie hatten, wie die übrigen Familienmitglieder, Ehrenkarten für Myras Abschiedskonzert bekommen.
*
Nun war der Tag endlich herangekommen. Als Dr. Laurin an diesem Morgen sein Haus verließ, begleitete ihn Antonia zum Wagen.
»Hoffentlich kommt nicht wieder etwas dazwischen«, sagte sie mit einem Seufzer. »Myra wäre sehr enttäuscht, wenn du fehlen würdest.«
»Es werden so viele Gäste da sein, daß sie das gar nicht merken würde«, meinte er. »Ich tue, was ich kann, Liebes.«
Noch war es ein Tag wie jeder andere für ihn. Er hatte zwei Operationen auszuführen, die nicht ganz einfach waren.
Dr. Peter Rasmus assistierte ihm. Es bedurfte keiner Worte. Sie waren aufeinander eingespielt, und Schwester Marie war allgegenwärtig.
Vor der zweiten Operation wurde eine werdende Mutter eingeliefert, die beim Einkaufen einen Schwächeanfall erlitten hatte. Eine Frühgeburt kündigte sich an, doch diese mußte Dr. Laurin seinem Kollegen Dr. Rasmus überlassen, da seine Patientin bereits für die Operation vorbereitet war. Dabei assistierte ihm nur Dr. Thiele.
Leon hatte keine Zeit, an das Konzert zu denken und daran, ob er pünktlich nach Hause kommen würde. Sein Beruf genoß den Vorrang.
Daheim mußte Antonia den Fragen der Kinder standhalten, die ihren Unwillen darüber Ausdruck gaben, daß sie an diesem Abend allein bleiben sollten mit Karin, der getreuen Haushälterin, die einmal Leon Laurins erste Sprechstundenhilfe gewesen war.
»Daß gleich die ganze Familie in das Konzert geht, ist doch wirklich nicht nötig«, meinte Konstantin empört. »Opi hätte wenigstens zu uns kommen können. Er mag Opern sowieso nicht.«
»Es ist keine Oper, es ist ein Konzert«, erklärte Antonia gelassen.
»Was ist denn da der Unterschied?« fragte Kaja.
Es dauerte geraume Zeit, bis Antonia es ihnen eingehend erklärt hatte. Sie war geduldig, um die Kinder bei guter Laune zu halten. Sie wollte auch nicht, daß die gute Karin am Abend mit solchen Fragen geplagt wurde.
»Kriegt die Myra dann nach dem Konzert gleich ihr Kind?« erkundigte sich Kaja.
»Das wäre ja ein starkes Stück«, meinte Konstantin. »Kriegt sie es bald, Mami?«
»In vier Monaten«, erwiderte Antonia.
»Och, da gehen wir ja schon in die Schule«, meinte Kaja. Das war auch ein Thema, über das sich zu sprechen lohnte. Antonia war es allerdings nicht so willkommen, denn es war ihr ein unbehaglicher Gedanke, daß nun für die Zwillinge bald der Ernst des Lebens begann.
»Dann biste uns vormittags los«, sagte Konstantin. »Dann fragen wir dir kein Loch in den Bauch.«
»Dann sind wir selber ganz schlau«, schloß Kaja sich an.
Schlau genug waren sie auch jetzt schon für ihr Alter. Man merkte, daß sich die Großeltern viel mit ihnen beschäftigten.
»Sandra hat sich extra ein neues Kleid gekauft«, sagte Kaja. »Du nicht, Mami.«
»Ich habe genügend Abendkleider.«
»Welches ziehst du denn an?« fragte Kaja.
»Das schöne rote«, meinte Konstantin, »und die weiße Stola.«
Er wußte schon sehr genau, was seiner Mami am besten stand.
Mit ihrer Figur hatte Antonia keine Sorgen, obgleich das Baby erst acht Wochen alt war. Aber das rote Kleid schien ihr doch ein wenig zu gewagt. Nun, das sollte Leon entscheiden. Es war ihr wichtig, daß sie ihm gefiel.
Die kleine Kyra meldete sich.
Konstantin stöhnte. »Na, die Myra wird sich wundern, was so ein Baby für Arbeit macht«, sagte er.
»Wir waren auch mal Babys«, meinte Kaja verständig, »und wir waren gleich zwei. Mami, ich bin mächtig froh, daß ich nicht ganz allein auf die Welt gekommen bin. Da muß man erst warten, bis man Geschwister kriegt, aber ich habe Konstantin gleich gehabt.«
Die Liebe zwischen ihnen war groß, und der kleine Kevin war jetzt sehr froh, daß er auch ein Schwesterchen hatte. Er bezeichnete die kleine Kyra als seinen Zwilling, und davon ließ er sich auch nicht abbringen.
*
Myra verspürte Angst. Sie hatte keine Erklärung dafür, aber wenn es jetzt noch möglich gewesen wäre, dieses Konzept abzublasen, hätte sie es getan.
Manchmal hatte sie Ahnungen, aber sie neigte keineswegs zu Pessimismus. Auch jetzt sagte sie sich, daß es wohl nur das Lampenfieber vor dem letzten Auftritt in der Öffentlichkeit sei.
Sie betrachtete sich im Spiegel. Voller Stolz nahm sie die kleine Rundung ihres Bauches zur Kenntnis.
Ich bin richtig albern, dachte sie. Ich benehme mich wie ein junges Mädchen. Nein, eine junge Frau würde vielleicht gar nicht mit solchen Empfindungen jeden Tag erleben, der sie der Geburt ihres Kindes näher brachte. Dazu mußte man wohl schon in einem Alter sein, in dem man solches Erlebnis als Geschenk betrachtete, für das man ewig dankbar sein mußte. Unsagbares Glück hatte sie erfüllt, als sich das kleine Wesen zum ersten Mal rührte. Seit diesem Tag sang sie daheim nur Kinderlieder.
Auch jetzt setzte sie sich an den Flügel, ließ ihre schlanken Finger spielerisch über die Tasten gleiten und sang: »Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.«
Leise war Mario eingetreten. Er ging zum Flügel und legte seiner Frau leicht die Hände auf die Schultern.