Im Erdboden versinken? - Ilse Sand - E-Book

Im Erdboden versinken? E-Book

Ilse Sand

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Beschreibung

Scham und Selbstzweifel ergründen und überwinden Scham ist eine Reaktion auf die eigene Unsicherheit und eine verzerrte Selbstwahrnehmung. Sie wird oft mit Schuldgefühlen verwechselt. Wer sich schuldig fühlt, fühlt sich für etwas, was er oder sie getan hat, schuldig; wer sich schämt, empfindet sich selbst als falsch und nicht liebenswert. So wird schnell deutlich, wie zerstörerisch Scham sich auswirken kann. Während manche Menschen scheinbar „schamlos“ sind, fühlen sich andere durch Schamgefühle massiv in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Ilse Sand beschreibt in einer klaren und empathischen Art - wie Scham entsteht, - warum manche Menschen ein der Situation nicht angemessenes intensives Schamerleben entwickeln, - welche Anzeichen darauf hindeuten, dass Scham hinter dem eigenen Leiden steckt, - wie übertriebene Scham reduziert und mehr innere Freiheit erlangt werden kann.

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Seitenzahl: 141

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Ilse SandIm Erdboden versinken?Den Teufelskreis aus Scham und Angst durchbrechen

Über dieses Buch

Scham und Selbstzweifel verstehen und überwinden

Scham ist das quälende Gefühl, nicht liebenswert oder „verkehrt“ zu sein. Über dieses Empfinden zu sprechen, fällt uns schwer. Wir schämen uns sogar dafür, dass wir uns schämen. Dabei wäre es so wichtig, uns mitzuteilen! Denn oftmals spielt Scham eine entscheidende Rolle, wenn wir uns einsam fühlen oder es uns nicht gut geht. 

Scham kann eine gesunde Reaktion sein, wenn sie kurzzeitig auftritt und davor warnt, eine Grenze zu überschreiten. Wenn aber langfristig der innere Rückhalt fehlt und chronische Scham daraus erwächst, macht uns das krank. Häufig ist sie dann auch die Ursache für weitere Probleme wie ein geringes Selbstwert­gefühl oder schnelle Erschöpfung in Gesellschaft anderer. 

In ihrem Buch beschreibt Ilse Sand in einer klaren und empathischen Art, wie Scham entsteht, warum manche Menschen ein nicht angemessenes intensives Schamerleben entwickeln und wie übertriebene Scham reduziert werden kann – für mehr innere Freiheit und Selbstliebe.

© Anne Kring

Ilse Sand ist als Psychotherapeutin, Supervisorin und Coach tätig. Nach ihrem Theologiestudium an der Universität Aarhus in Dänemark und ihrer Abschlussarbeit über Søren Kierkegaard und C.G. Jung absolvierte sie eine Ausbildung zur Psychotherapeutin. Mehrere Jahre arbeitete sie als Gemeindepastorin, später als privat praktizierende Psychotherapeutin. http://www.ilsesand.com

Copyright: © Junfermann Verlag, Paderborn 2023

Copyright der Originalausgabe: © 2021 Ilse Sand

Coverfoto: © Alette Bertelsen (www.aletteb.dk)

Die Originalausgabe ist 2021 unter dem Titel Sig hej til din skam: En bog om at slippe frygten for at være forkert bei Gyldendal A/S erschienen.

All Rights Reserved.

Übersetzung: Maike Barth

Covergestaltung / Reihenentwurf: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Satz, Layout & Digitalisierung: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsjahr dieser E-Book-Ausgabe: 2023

ISBN der Printausgabe: 978-3-7495-0424-4

ISBN dieses E-Books: 978-3-7495-0491-6 (EPUB), 978-3-7495-0492-3 (PDF).

Einleitung

Scham ist vermutlich nicht das Erste, was dir als mögliche Ursache für deine Schwierigkeiten in den Sinn kommt. Sie existiert oft im Verborgenen und wir sprechen nur ungern über sie. Häufig wird sie auch noch von anderen Problemen überlagert, wie zum Beispiel übertriebener Selbstunterdrückung, geringem Selbstwert, einem Gefühl der Erschöpfung in Gesellschaft anderer sowie von Problemen in engen Beziehungen. Unter Umständen kann sie auch die unerkannte Ursache von Suchtverhalten oder Wut sein.

Während ich dieses Buch schrieb, habe ich jede sich bietende Gelegenheit genutzt, meinen Mitmenschen folgende Frage zu stellen: „Gibt es etwas, wofür du dich schämst? Du brauchst mir auch nicht zu verraten, um was es sich handelt.“ Viele nickten dann, wandten den Blick ab und antworteten: „Ich sage dir aber nicht, was es ist.“ Andere waren durch meine Frage zunächst ein wenig verunsichert. Dann kam ich ihnen zu Hilfe, indem ich Vorschläge machte wie: „Gibt es etwas an deinem Körper, das du möglichst nicht zeigen möchtest? Vielleicht hast du etwas erlebt, von dem du nicht gern erzählst, oder du hast eine Eigenschaft, die du lieber verheimlichst? Eine Schwäche, von der du hoffst, dass niemand sie bemerkt?“ Daraufhin outeten sich dann weitere Personen. Einige reagierten auch verärgert: „Ich schäme mich für gar nichts!“ oder „Es gibt nichts, wofür ich mich schämen müsste!“. Ich glaube, was sie eigentlich meinten, war: „Du wirst mich nicht dazu bringen, meine Scham zu offenbaren.“ Das tun sie allerdings manchmal schon von selbst, ohne sich dessen bewusst zu sein. Die Dinge, von denen unser Verstand uns sagt, dass wir uns für sie schämen sollten, sind nämlich nur das eine. Etwas ganz anderes ist unsere spontane körperliche Schamreaktion – bei der beispielsweise unser Blick zu flackern beginnt oder wir zu Boden schauen.

Als mir in meiner Eigenschaft als Pastorin und Psychotherapeutin andere Menschen ihre mit Scham verbundenen Erlebnisse anvertrauten, erkannte ich, dass intensiver Schmerz und Einsamkeit damit einhergehen können. Aber sobald man das Gefühl der Scham mit jemandem teilt, vollzieht sich eine überraschende und wunderbare Wandlung: Die betreffende Person atmet freier, ihr Gesicht und ihr Körper verlieren den gequälten Ausdruck und entspannen sich.

Wenn es so befreiend sein kann, die eigenen Gefühle mit einem anderen Menschen zu teilen, fragt man sich, warum die meisten von uns so lange brauchen, bis sie den Mut finden, über ihr Gefühl, „verkehrt“ zu sein, zu sprechen – falls sie es überhaupt jemals wagen.

Als ich mit Anfang 30 meine erste Pastorinnenstelle antrat, kam ich in Kontakt mit einer Gruppe von Kolleginnen und Kollegen, die sich für Psychotherapie interessierten. Gemeinsam bemühten wir uns darum, auf einer tieferen Ebene Verständnis für uns selbst und füreinander zu entwickeln. Dabei sagte mir eine etwas ältere Pastorin einmal, dass ich auf sie einen ziemlich zerbrechlichen Eindruck mache. Es war nicht das erste Mal, dass mich jemand so einschätzte, und ich konnte es einfach nicht ertragen. Ich fühlte mich angegriffen und ging zum Gegenangriff über: „Ich glaube, die Zerbrechlichkeit, die du in mir siehst, sagt eher etwas über dich selbst aus.“ Danach versuchte ich, ihr aus dem Weg zu gehen, während ich mir gleichzeitig alle Mühe gab, stark zu wirken.

Dort, wo ich herkomme, war Zerbrechlichkeit nämlich nicht gern gesehen. Um wertgeschätzt zu werden, musste man tüchtig sein oder etwas zu geben haben. Ich wagte es darum ganz einfach nicht, in mich hineinzuhorchen, ob an der Äußerung meiner Kollegin etwas Wahres dran sein könnte.

Damals wusste ich nicht, dass das Unbehagen, das ich spürte, wenn andere mich als zerbrechlich spiegelten, Angst war. Mir fiel aber auf, dass es mich zutiefst verlegen und wütend machte. Es war, als verlöre ich die Kontrolle über meine Gesichtszüge. Ich wollte gern selbstsicher lächeln, doch mein Blick begann zu flackern, meine Gesichtsmuskeln zuckten nervös und meine Stimme wurde dünn. Ich spürte, dass mein Gesicht beharrlich eine tiefere und wahrere Ebene meiner Psyche widerspiegelte. Es fühlte sich an, als ob mir nicht nur der Boden, sondern die Grundfesten unter den Füßen weggerissen würden, sodass ich jeden Halt verlor.

Erst nach vielen Jahren fand ich den Mut, meine Zerbrechlichkeit zu ergründen und zu ihr zu stehen. Und als ich das endlich tat, erkannte ich, dass viele Menschen diese Verletzlichkeit, für die ich mich so sehr geschämt hatte, an mir schätzen und dass Männer sie oftmals anziehend finden.

Nicht jeder erlebt die Angst, die ein Bestandteil der Scham ist, so stark, wie ich es tat. Die Intensität dieses Gefühls kann überaus unterschiedlich ausgeprägt sein. Darüber berichte ich später noch ausführlich.

ImErdboden versinken? erklärt leicht verständlich, wie Scham entsteht, wie es kommt, dass einige Menschen sich viel mehr schämen, als es realistisch betrachtet gerechtfertigt wäre, wie du herausfinden kannst, ob hinter einigen deiner Probleme womöglich Scham steckt, und wie du an dieser Scham arbeiten kannst, um zu einer größeren inneren Freiheit zu gelangen. Das Buch geht jeden an, der sich für Psychologie und Persönlichkeitsentfaltung interessiert. Besonders hilfreich wird es für dich sein, wenn du häufig das Gefühl hast, dass etwas mit dir nicht stimmt.

Scham ist letzten Endes eine Reaktion auf eine Verunsicherung in der Selbstwahrnehmung. Einige Menschen schämen sich nur für eine einzige Facette ihrer Persönlichkeit, während andere von Schamgefühlen vollkommen blockiert werden. Unabhängig davon, ob du zur ersten oder zur zweiten Gruppe gehörst, werden dich die Hilfen, die dir dieses Buch an die Hand gibt, dabei unterstützen, die Last deiner Scham abzuwerfen.

Scham kann auch eine positive Funktion erfüllen. So versuchen wir zum Beispiel, in Gegenwart anderer unsere Gier zu unterdrücken, weil wir uns sonst schämen würden. Dieses Buch beschäftigt sich jedoch vorrangig mit den negativen Folgen von Scham und damit, wie du dich von ihnen befreien kannst.

Eine besonders üble Eigenheit der Scham ist es, dass wir uns dafür schämen, dass wir uns schämen, und uns darum keine Hilfe suchen. Nur allzu oft habe ich erlebt, dass Menschen sich in die Einsamkeit zurückziehen, statt zu ihrer Scham zu stehen und ihr Leben in ungeschützter Offenheit und Liebe zu leben.

Scham zerstört Leben. Sie bringt dich dazu, dich hinter einem Schutzschild zu verschanzen und dich vor dir selbst und vor anderen Menschen zu verstecken. Dieser Schutz versperrt dir jedoch den Blick, sodass du nicht klar siehst, und er steht wie eine trübe Fensterscheibe zwischen dir und anderen und verzerrt eure Kommunikation.

Glücklicherweise gibt es einen Ausweg. Allein die Tatsache, dass du von anderen liest, die den Mut aufgebracht haben, zu etwas zu stehen, für das sie sich schämen, kann ansteckend wirken, kann dich inspirieren und ermutigen. Darum führe ich in diesem Buch zahlreiche Beispiele von Menschen an, die berichten, wie sie aus ihrer Scham und Selbstunterdrückung herausgefunden haben.

Darüber hinaus findest du hier verschiedene Werkzeuge, die du nutzen kannst, um deinem Schutzschild zunächst einmal Risse beizubringen, sodass das Licht hereinfallen und die Dunkelheit vertreiben kann, die die Scham über deine Erkenntnisfähigkeit gelegt hat. Je klarer du siehst, desto mehr wirst du erkennen, dass du deiner Scham nicht ausgeliefert bist.

Es ist nämlich nicht wahr, dass du verkehrt bist – auch wenn es sich so anfühlt. Vielmehr fühlst du dich so, weil etwas geschehen ist, das verkehrt war. Das Verkehrte bist aber nicht du.

Am Ende der einzelnen Kapitel findest du jeweils Übungen, die dir helfen können, deine Scham besser zu verstehen und dich vielleicht sogar davon zu befreien. Einige dieser Übungen können unter Umständen starke Gefühle auslösen. Ich möchte dir darum empfehlen, vorher mit einem Freund oder einer Freundin zu vereinbaren, dass du ihn oder sie anrufen darfst, falls du während oder nach der Übung das Bedürfnis hast, mit jemandem zu sprechen.

Ganz hinten im Buch findest du einen Test, mit dessen Hilfe du herausfinden kannst, wie stark du von Schamgefühlen belastet bist. Du kannst den Test ebenso gut gleich als Erstes machen oder eben zum Schluss. Wenn du möchtest, kannst du auch ganz darauf verzichten. Wahrscheinlich erkennst du schon beim Lesen des Buchs, wie anfällig du für Schamgefühle bist. Im Anschluss an den Test folgen noch ein paar Ratschläge, wie du einer hohen Punktzahl etwas Positives abgewinnen kannst.

Die Scham ruft dir zu: „Du bist verkehrt! Versteck dich irgendwo. Verkriech dich. Versink im Erdboden.“ Ich hoffe, dass dieses Buch dir Mut macht, deiner Scham die Stirn zu bieten, sodass du dich entfalten, aufblühen und zu dir selbst stehen kannst.

Ilse Sand

Hald Hovedgård im August 2020

TEIL I

1. Ausdrucksformen und Eigenschaften des Schamgefühls

Scham ist das Gefühl, nicht liebenswert oder irgendwie verkehrt zu sein. Das Wort „Scham“ geht auf die indogermanische Wurzel „kam / kem“ zurück, die mit „zudecken, verschleiern oder verbergen“ übersetzt werden kann, schreibt Carsten Stage in seinem Buch über Scham1. An dieser Definition kannst du dich orientieren, wenn du dich fragst, ob das, was du fühlst, Scham ist. Wenn du dich am liebsten vor den Blicken anderer verstecken möchtest, lautet die Antwort vermutlich: Ja, du schämst dich.

Schamgefühle können in unterschiedlicher Intensität auftreten. Wenn es ganz schlimm kommt, empfinden wir keinerlei Empathie für uns selbst und sind nicht in der Lage, uns auch nur einen Funken Wohlwollen entgegenzubringen. Unten findest du eine Skala, die Schamgefühle nach ihrer Intensität ordnet.

In ihrer schwächsten Ausprägung ist Scham unter Umständen nur der flüchtige Eindruck, dass uns etwas peinlich oder unangenehm ist – dabei ist das Gefühl womöglich so schnell wieder verflogen, dass du es nicht einmal wahrnimmst. Oder du bemerkst lediglich, dass du dem Blick anderer Menschen kurz ausweichst.

Bei stärkeren Schamgefühlen kann es sein, dass dir eiskalt wird oder deine Wangen zu brennen anfangen. Je intensiver die Scham, desto stärker wird dein Bedürfnis, dich klein zu machen. Dabei ist dir womöglich nicht einmal bewusst, dass du den Kopf senkst, dass deine Schultern nach vorn fallen und du auf deinem Stuhl zusammensackst.

Wodurch Schamgefühle ausgelöst werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind, je nachdem, was in der jeweiligen Kultur, im privaten Umfeld, am Arbeitsplatz, in der Familie oder von der betreffenden Person selbst als nicht akzeptabel, peinlich oder verkehrt empfunden wird. Der eine Mensch kann sich darum zutiefst über etwas schämen, was in den Augen eines anderen lediglich eine Lappalie darstellt.

Womöglich schämst du dich, weil dein Hemd einen Fleck hat, weil du ein Wort falsch ausgesprochen oder versehentlich ein falsches Emoji verschickt hast. Also wegen etwas, was ein anderer mit einem Achselzucken abtun oder vielleicht nicht einmal bemerken würde.

1.1 Scham und Angst

Eng mit der Scham gepaart ist die Angst, bloßgestellt und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Dass Schamgefühle von einer derartig starken Angst begleitet werden, liegt daran, dass unser Gehirn in mancher Hinsicht heute noch genauso tickt wie vor 15.000 Jahren, als der Mensch in der Savanne lebte. Damals bedeutete der Ausschluss aus der Gruppe den sicheren Tod, denn ohne seine Gruppe war der Mensch eine leichte Beute für Raubtiere. Auch kleine Kinder sind auf die Bindung zu einem anderen Menschen angewiesen, um zu überleben. Wenn du also mitten in einer Schamreaktion – weil zum Beispiel jemand deine Hand zittern gesehen hat – eine Angst spürst, die so stark ist, als wäre dein Leben in Gefahr, dann entspricht das der historischen Realität – sowohl im Hinblick auf unsere gemeinsame Geschichte als auch auf deine persönliche, weil du früher einmal klein und von der Fürsorge eines dir nahestehenden Menschen abhängig warst.

1.2 Scham kann unbewusst sein

Über Scham zu sprechen fällt uns schwer. Nicht selten schämen wir uns auch dafür, dass wir uns schämen, und hüllen uns darüber in Schweigen. Vielleicht ist dir gar nicht bewusst, dass Scham im Spiel ist, wenn du dich einsam fühlst und es dir nicht gut geht.

Selbst wenn du verstandesmäßig erkannt hast, dass beispielsweise eine Kündigung nichts ist, wofür man sich schämen müsste, kannst du dennoch deswegen Scham empfinden. Wenn du jemand anderem von der Kündigung erzählst, kann es sein, dass plötzlich dein Herz zu klopfen und dein Blick zu flackern beginnt. Scham ist tief in uns verwurzelt und lässt sich nicht so einfach durch den gesunden Menschenverstand vom Tisch wischen.

Es gibt zwei Arten, um dich deiner Scham zu nähern: Entweder du achtest darauf, wodurch deine Scham üblicherweise ausgelöst wird, oder du schaust dir an, was deiner Scham auf einer tieferen Ebene Nahrung gibt und dazu führt, dass sie auch dann alle Grenzen sprengt, wenn du nur eine minimale Verfehlung begangen hast.

1.3 Situationen, die Scham hervorrufen

Unten findest du eine Reihe unterschiedlicher Themen bzw. Situationen, die häufig Schamgefühle auslösen. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sonst würde sie unendlich lang.

Dein äußeres Erscheinungsbild

Möglicherweise gibt es etwas an deinem Körper oder an deiner Kleidung, wofür du dich schämst. Vielleicht ist auch dein Haus unaufgeräumt oder dein Auto schmutzig.

Einmal merkte ich, dass ich vergessen hatte, den Reißverschluss meiner Hose zuzumachen. Das Schlimmste daran war, dass ich so vor der Klasse gestanden und unterrichtet hatte, ohne es zu merken. Das war mir extrem unangenehm.

Jakob, 56 Jahre

Seit ich drei Kilo zugenommen habe, zeige ich meinen Bauch nicht mehr, zum Beispiel wenn ich am Strand bin. Früher war ich oft im Bikini, aber jetzt achte ich darauf, immer ein Kleid zu tragen, das ich auch bei der größten Hitze nicht ausziehe.

Merete, 45 Jahre

Ein Gefühl

Man kann sich sowohl für positive wie für negative Gefühle schämen. Vielleicht kennst du die Situation, dass du versuchst, niemanden merken zu lassen, dass du dich über etwas freust, was dir unpassend erscheint, beispielsweise wenn du erfährst, dass ein Kollege bzw. eine Kollegin weniger verdient als du. Meistens schämen wir uns allerdings für negative Gefühle. Vielen Menschen ist es auch peinlich, wenn andere sehen, dass sie nervös sind. Sie versuchen dann, das Zittern ihrer Hände oder die Schweißflecken unter ihren Armen zu kaschieren. Selbst Ärger und Gereiztheit können Scham auslösen.

Mein Freund bringt mir oft Blumen mit. Anfangs war ich ehrlich überrascht und habe mich über diese Aufmerksamkeit gefreut. Aber mittlerweile hat er mir schon so oft Blumen geschenkt, dass es mir schwerfällt, noch Begeisterung dafür aufzubringen. Manchmal wird es mir schon fast zu viel, eine Vase zu holen.

Ich tue alles, um den Anschein zu erwecken, dass ich mich freue, aber im tiefsten Inneren bin ich oft irritiert, weil er mich mit seinen Blumen belästigt. Ich hoffe inständig, dass er das niemals merkt.

Pia, 28 Jahre

Auch über einen Mangel an Gefühlen können wir uns schämen. Wenn wir uns zum Beispiel über ein Geschenk nicht freuen oder wenn wir einem anderen Menschen nicht die positiven Gefühle entgegenbringen, die derjenige oder das Umfeld von uns erwartet.

Ein Bedürfnis

Vielleicht hattest du schon einmal ein Bedürfnis, das du am liebsten verheimlichen wolltest?

Wenn ich abends noch zu irgendetwas in der Lage sein soll, muss ich tagsüber unbedingt einen Mittagsschlaf halten. Glücklicherweise arbeite ich nicht in Vollzeit, darum schlafe ich jeden Tag von 14 bis 15 Uhr. Das weiß niemand außer meiner Frau. Wenn in dieser Zeit jemand bei uns klingelt, mache ich mir gleich Sorgen, ob ich auch daran gedacht habe, die Tür abzuschließen. Es wäre mir peinlich, wenn mich jemand dabei ertappen würde, dass ich mitten am Tag schlafe.

Ole, 55 Jahre

Oder hast du eine Begierde, die du unpassend findest?

Obwohl ich meine Frau liebe, finde ich auch andere Frauen anziehend und möchte gern mit ihnen zusammen sein. Das darf niemals jemand erfahren.