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In diesem Buch erzählt der Luftschiffer Martin Eiermann über die Erlebnisse seines Kampfeinsatzes auf einem Luftschiff. Eiermann beschreibt genau, wie er diese einzelnen Tage selber für sich empfunden hat. Die Verlegung von der Ostfront in den Westen von Deutschlands, die Übergabe des neuen Zeppelins und die darauf folgenden Aufgaben und Befehle für ihn und den Rest der Mannschaft. Er schildert klar und deutlich seine Erlebnisse, nicht nur zu den Angriffen auf London, sondern lässt den Leser auch am Alltag der Besatzung teilhaben.
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Seitenzahl: 47
Veröffentlichungsjahr: 2023
Die vorliegenden Kriegserlebnisse wurden von Luftschiffer Martin Eiermann niedergeschrieben, er diente auf dem Heeresluftschiff L.Z. 97 (Baunummer L.Z. 67). Der originale Text wurde überarbeitet und aus der altdeutschen Schrift in die heute gebräuchliche lateinische Schrift übertragen. Die vom Autor nur mit einem Buchstaben abgekürzten Personennamen oder Standortangaben sind wohl kriegsbedingt so vorgenommen worden und können somit in ihrer Richtigkeit auch rein fiktiv sein.
Zur Geschichte der Zeppeline im 1. Weltkrieg gibt es nur wenig Literatur und Berichte von tatsächlichen Teilnehmern. Dieses Werk soll dazu beitragen, neue Erkenntnisse zu dieser Zeit zu schaffen und eine Lücke in der Geschichtsschreibung zu schließen.
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Der Herausgeber
Bodensee - Friedrichshafen
Unser neues Luftschiff
Ankunft in Belgien
Erste Feindfahrt
Zurückverlegung nach Deutschland
Zugreise zum Kriegshafen
Zurück in Belgien
Rückkehr in den Heimathafen
Zweite England fahrt
Am 10. März kam ich in Friedrichshafen an. Ich hatte eine lange Fahrt hinter mir, die mich quer durch Deutschland von den russischen Schneefeldern nach dem milden Bodenseeklima führte, und deren letzter Teil von München bis Lindau mir die Herrlichkeit der Alpenwelt enthüllte. Von Lindau aus fuhr ich mit dem Bummelzug in die von der Frühlingssonne erwärmte Ebene hinein, und während ich inmitten von Schulkindern, Bauern und Bäuerinnen, Handelsreisenden und Landstürmern saß, wanderten meine Gedanken nach Russland zurück.
Bis vor wenigen Tagen hatte ich zu einem Luftschiff gehört, das im eroberten russischen Gebiet stationiert war. Da kam vom großen Hauptquartier eine Depesche, die unserem Kommandanten den Befehl über ein neues, in Friedrichshafen auf Stapel gelegtes Schiff übertrug. Das alte Schiff erhielt einen anderen Befehlshaber; aber unser Hauptmann nahm einen Teil seiner Leute mit sich. Darunter war auch ich. So übergab ich dann meine Arbeiten meinem Nachfolger und reiste nach dem Süden. Jetzt waren es nur noch wenige Minuten und ich kam im Bodenseestädtchen an.
Am Bahnhof traf ich unsern Obersteuermann K., der mir Quartier im Gasthof zum Ochsen zuwies.
Nachdem ich mich dort häuslich niedergelassen hatte – allzu groß war die Häuslichkeit freilich nicht – ging ich nach dem Kurgartenhotel, wo Hauptmann L. wohnte, meldete mich dort und erhielt Befehl, am anderen Morgen um 9 Uhr in der Werft zu sein.
Die Werft unseres Schiffes lag draußen in Löwenthal. Beim ersten Besuch war vom Schiffsbau noch nichts zu sehen, als einige Ringe der Spitze, alles andere fehlte.
Das sollte nun rasch anders werden. Wir staunten, in welcher kurzer Zeit der gewaltige Schiffskörper in die Höhe und noch mehr in die Länge wuchs. In der Hauptwerft draußen vor dem freundlichen Friedrichshafen regten sich tausend Hände, um die einzelnen Teile zu schaffen, aus denen sich unser stolzes Schiff zusammensetzen sollte.
Die Werft – der Luftschiffbau Zeppelin – hatte in der letzten Zeit einen mächtigen Aufschwung erlebt. Und man sah überall, dass die Entwicklung noch nicht beendet sein konnte. Der Riesenkomplex, den die Umfriedung einschloss, ließ auch eine weitere, gewaltigere Vergrößerung zu.
Wir hatten eine Einlasskarte und durften daher das Gelände der Werft betreten. Die Kontrolle war streng, der Spionengefahr wegen. Zunächst kamen wir über eine Grasfläche, auf der noch die Trichter von den Bomben feindlicher Flieger zu sehen waren.
Die eigentliche Werft sperrte abermals ein Zaun ab. Auch dieser wurde passiert, und dann standen wir vor dem Verwaltungsgebäude und den Werkstätten. Ein Teil der Gebäude war neu und noch im Bauen bezogen worden. Überall wurde emsig gearbeitet, damit immer neue Luftkreuzer zu Deutschlands Verteidigung ausziehen konnten. In den Hallen gingen sie ihrer Vollendung entgegen, waren teils angefangen, teils halb fertig, teils schon bald vollendet. An jedem Zeppelin sah man auch schon seine zukünftige Besatzung, die sich an seiner Fertigstellung beteiligte, oder mit allen Einzelheiten vertraut machte, um ihn später recht in der Hand zu haben.
Links vom Luftschiffbau, etwas entfernt aber noch auf demselben Gelände, lagen die Gebäude der Maybach-Motoren-Gesellschaft. Hier wurde das Herz des Luftschiffes geschaffen, sein belebendes Element, der Motor.
Als wir diesen Gebäuden näher kamen, hörten wir bald ein surrendes Geräusch, das immer lauter wurde. Es kam vom Probierstand, wo jeder Motor, der hinaus ging, ausprobiert, d.h. geprüft wurde, ob er alle an ihn gestellten Anforderungen erfüllte. Er musste vor allem gutes Material besitzen, da er gewaltige Anstrengungen auszuhalten hatte. Auch sollte er eine gewisse Höchstzahl von Stunden laufen, ohne Störungen zu erleiden. Nur wenn er diese Bedingungen erfüllte, wurde er von der Heeresverwaltung abgenommen.
Trat man in den Prüfungsraum ein, dann war das Surren so laut, dass es uns taub und stumm machte. Wir verstanden kein Wort und konnten auch nicht reden, sondern mussten uns durch Zeichen verständlich machen.
Auch in den anderen Werkstätten der Motoren-Gesellschaft, herrschte großer Lärm, ein Hämmern, Surren und Kreischen.
Was dem Soldaten, der seit Beginn des Krieges keine Fabrik betreten hatte, seltsam vorkam, war, dass er überall in allen Räumen Mädchen Männerarbeit verrichten sah. In den Kontoren war er es ja gewöhnt, das weibliche Geschlecht tätig zu sehen, nicht aber in den Werkstätten schwache Frauenhände beim schweren Schlosserhandwerk zu erblicken.
Draußen in Löwenthal schritten indes die Arbeiten an unserem „Kahn“ rasch vorwärts. Die Ringträger waren fertiggestellt, Längs- und Querträger montiert; bald zeigte das fertige Aluminiumgerüst die Form des Zeppelins. Das Schiff bekam seine Zellen, seine Umhüllung, das Höhen- und das Seitensteuer wurden an den Stabilisierungsflächen angebracht. Dann kamen auch die Gondeln an die Reihe, die fest mit dem Schiffskörper verbunden waren. Die vordere Gondel diente als Führergondel, die hintere als Maschinengondel.
War alles bereit, auch die Propeller an ihrem Ort und die Maschinengewehre oben auf der Plattform, dem Ausguck des Schiffes, aufgestellt, dann wurden die Zellen mit Gas gefüllt. Ihren In