Im Höllenschlund - Jürgen Müller - E-Book

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Jürgen Müller

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Ein Bankeinbruch und ein geplanter Mord direkt über dem Eingang zur Hölle? Das kann nicht gutgehen, denn Satans verkommene Töchter greifen ins Geschehen ein. Coverbild: GrandeDuc/Shutterstock.com

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Jürgen Müller

Im Höllenschlund

Teuflische Verwandlung

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

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Jürgen Müller

Im Höllenschlund

Teuflische Verwandlung

 

Ein Bankeinbruch und ein geplanter Mord direkt über den Eingang zur Hölle?

Das kann nicht gut gehen, denn Satans verkommene Töchter greifen ins Geschehen ein.

 

Coverbild: GrandeDuc/Shutterstock.com

EINS

Die Sonne strahlte vom Himmel herab, als wüsste sie nichts vom geplanten Mord.

Vom Gebrauch einer Schusswaffe war Dexter Stone abgekommen. Ein Schuss würde ihn verraten. Schließlich stand das Grundstück mitten in der Stadt, und hinter den hohen Mauern, die es umschlossen, liefen ständig Fußgänger auf und ab. Dolch oder Beil hingegen würden für massig Blut und unnötige Spuren sorgen. Also hatte Stone im Internet ein zweckdienlicheres Hilfsmittel bestellt und vorgestern als handliches Päckchen erhalten.

Probeweise drückte Dexter Stone nun auf den Auslöser des Elektroschockers. Knatternd erschien ein Lichtbogen zwischen den Kontakten des pistolenförmigen Geräts.

Es war kein Taser, der an Drähten mit Widerhaken versehene Projektile meterweit verschießt. Das war auch nicht nötig, denn sein Partner und Gehilfe Ted Hobbs würde neben ihm im Fahrersitz des Lieferwagens sitzen. Da reichte Unmittelbarkontakt allemal aus. Hobbs würde für nahezu eine Minute bewegungsunfähig und wehrlos sein. Zeit genug, um ihn gefahrlos zu erdrosseln. Sorge, dass er bei einem Kampf Mann gegen Mann selbst verletzt würde und Hobbs Leiche verräterische Hautschuppen von ihm unter die Fingernägel bekäme, brauchte Dexter Stone somit nicht mehr zu haben.

Noch einmal drückte Stone auf den Auslöser und ergötzte sich am prasselnden Lichtbogen. Dann schob er den Elektroschocker samt der dünnen reißfesten Schnur, die für Hobbs’ Hals bestimmt war, unter den Beifahrersitz des Lieferwagens. Voll aufgetankt und mit einer Nutzlast von 1,5 Tonnen war dieses Gefährt das ideale Fluchtfahrzeug. Das musste reichen für all die Goldbarren und Kassetten voller Schmuck und Banknoten, die sie sicherlich erbeuten würden. Und bis sie den gewichtigen Schatz auf die Ladefläche des Lieferwagens gewuchtet hatten, durfte Hobbs am Leben bleiben. Stone hatte nicht vor, diese Knochenarbeit alleine zu bewältigen.

Alles danach war hingegen eine Bagatelle. Das Versteck, in dem er die nächsten Monate samt Lieferwagen und Millionenraub untertauchen würde, war voll proviantiert und auch in allen anderen Bereichen autark. Alles war perfekt geplant. Nichts konnte schiefgehen.

Dachte Stone jedenfalls.

Dass die Bank, die sie ausrauben wollten, direkt über einem nur notdürftig versiegelten Zugang zur Hölle stand, konnte er schließlich nicht ahnen.

Stone glaubte noch nicht einmal an die Hölle, obwohl seine Gedanken meist so finster waren, dass sie durchaus von dorther stammen konnten. Allerdings verriet er sie niemandem. Hobbs schon gar nicht. Der würde laut schreiend davon laufen, wüsste er, was Stone nach dem Bruch mit ihm vorhatte. Aber Stone hatte seine Gedanken und seine Mimik gut im Griff. Hobbs vertraute ihm völlig, hielt ihn sogar für seinen besten Freund.

Dexter Stone grinste hämisch. Hobbs würde sich noch wundern. Aber dann würde es zu spät für ihn sein.

Stone kannte keine Skrupel. Zwar hatte er noch nie einen Mord begangen. Aber schließlich ist einmal immer das erste Mal. Und überhaupt ...? Hieß es nicht: Einmal ist keinmal? Na also. Schließlich würde es der erste und einzige Mord seines Lebens werden. Danach hatte er bis an sein Ende ausgesorgt und brauchte keine krummen Dinger mehr zu drehen. Der Zweck heiligt die Mittel. So war es doch. Und dass er all die Millionen mit Hobbs teilte, kam gar nicht infrage. Ihm würden sie gehören. Nur ihm allein! Schließlich war es sein Plan, und Hobbs war nur ein Gehilfe. Nach dem Bruch hatte er ausgedient und konnte abdanken. Wer so vertrauensselig war wie dieser Mann, hatte es nicht besser verdient. Das war Dexter Stone’s Ansicht; und einzig, was er dachte, zählte für ihn. Er war der Nabel der Welt, und das Schicksal all der anderen kümmerte ihn nicht.

Noch einmal sah Dexter Stone prüfend in die Runde. Obwohl das Höllengezücht tief drunten bereits die feinstofflichen Fühler nach ihm ausstreckte, war er sich des kommenden Erfolgs gewiss und keiner Gefahr bewusst.

Was sollte auch schiefgehen?

Alles war bereit.

Der Tunnel, den sie mit vollem Körpereinsatz bis direkt unter den Tresorraum der Bank gegraben hatten, war gut abgestützt und zur Benutzung bereit. Ganze sechs Wochen hatte die Schufterei gedauert. Die Lore, in der sie die geraubten Schätze bis hierher ziehen wollten, war einsatzbereit. Ebenso der Seilzug, der Lore samt Raub herauf ans Tageslicht befördern sollte. Die Unmenge ausgeworfener Erde war über das Grundstück verteilt und bildete dunkle mit bräunlichem Lehm durchsetzte Haufen, auf denen bereits erste Brennnesseln und Disteln wucherten.

Es war wirklich ein Glücksfall gewesen, dass dieses Anwesen so nahe der Bank zum Verkauf stand, als er gerade danach suchte.

Dass auch dabei der Teufel die Hand im Spiel hatte, konnte Dexter Stone nicht wissen.

Während der gesamten sechs Wochen war das Wetter ideal für die Vorbereitung ihres Coups gewesen. Es hatte nie so stark oder ausdauernd geregnet, dass Gefahr bestanden hätte, der gegrabene Gang könnte aufweichen oder sogar volllaufen. Besser hätten sie es nicht treffen können.

Unwirsch blickte Dexter Stone abermals zum fest verriegelten Eingangstor hinüber. Groß genug, um einen LKW durchzulassen, und an die vier Meter hoch, verfügte es am rechten Rand über eine normale Tür. Und diese bewegte sich noch immer nicht. Wo blieb dieser Hobbs nur? Je eher alles über die Bühne ging, desto mehr Zeit hatten sie zum Verschwinden. Das heißt er.

Dexter Stone’s Blick schweifte verächtlich über Anwesen samt Haus. Halbverfallen war alles und voller Gerümpel und Schutt. Nach ihrem Coup hatte die Bruchbude ihren Zweck erfüllt und konnte abgerissen werden. Aber das war nicht mehr sein Job. Spätestens nächstes Jahr würde er in einer Luxusvilla leben, mit einem Prachtweib an seiner Seite. Vielleicht auch mit zwei oder dreien. Oder einem ganzen Harem. Mal sehen.

Genüsslich bleckte Dexter Stone die gelben Zähne. Speichelfladen tropften ihm aufs Kinn. Mit dem Handrücken wischte er sie weg. Die langen schwarzen Haare darauf lagen nun glatt und schmierig an.

Ungeduldig sah er noch einmal zum Tor.

Da wurde endlich die Klinke niedergedrückt und Hobbs kam in den Innenhof stolziert. Er wirkte, als wolle er zu einer Geburtstagsfeier und nicht zu einem Millionenraub. Nerven hatte der Mann. Aber nicht mehr lange. Jedenfalls keine, in denen elektrische Impulse dahinsausten.

„Hi, Dexter.“

„Hi, Ted.“

Sie umarmten sich. Klopften sich gegenseitig auf die Schulter. Lösten sich voneinander.

Dexter Stone strahlte Hobbs an, als wäre dieser sein Lieblingsbruder. Sein Lächeln wirkte weder einstudiert noch falsch. Er war ein Schauspieler par excellence.

„Alles dabei, Ted?“, fragte er freundlich.

Hobbs zückte sein Besteck. Angefangen vom einfachen Dietrich und Sperrhaken über Schlagschlüssel und Taschenpicksets bis hin zu Elektropicks und Pickpistolen war alles in dem unscheinbaren Köfferchen verstaut.

„Kann losgehen, Dexter. Alles zur Hand. Und bei dir? Was macht unser unterirdisches Versteck?“