Im Land der Drachenreiter - J.R. Thorn - E-Book

Im Land der Drachenreiter E-Book

J.R. Thorn

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Beschreibung

*500 Seiten voller Drachenreiter-Abenteuer!* Traue niemals einer Sportskanone. Das war mein erster Fehler. Als Max Green mich zu einer Strandparty einlud, hätte ich es besser wissen müssen. Die Resort-Schnösel sind reiche Teenager, denen nicht einmal bewusst ist, wie grausam sie sind. Als Max und seine Freunde mir im Wasser eine Falle stellen, bleibt mir nichts weiter übrig, als unterzugehen. Es hätte ein ironischer Tod sein können, wenn man bedenkt, dass mein Vater in den gleichen Gewässern ertrunken ist. Doch nichts dergleichen geschieht. Stattdessen wird meine gesamte Welt auf den Kopf gestellt, als die Herrin des Sees mich in ein neues Reich bringt, eines, das mir bisher verborgen geblieben ist. Die Akademie der Drachenreiter ist eine geheime Organisation, von deren Existenz ich nicht einmal wissen sollte. Es gibt Ritter mit sprechenden Schwertern, feuerspeiende Professoren und einen heißen Typen namens Killian, der mir wahnsinnig auf die Nerven geht. Es ist seine Schuld, dass ich hier gestrandet bin. Er will, dass ich seine Partnerin bin und mich mit ihm zusammen allen Herausforderungen stelle, die die Akademie der Drachenreiter zu bieten hat. Er behauptet, es sei unser Schicksal, zusammen zu sein, dass ich diejenige bin, die ihn gerufen hat. Was für ein Blödsinn. Oder doch nicht? Was für ein Geheimnis er auch immer hütet, ich muss es ihm entlocken, bevor ich etwas Dummes tue … wie zum Beispiel mich in den Schurken zu verlieben, der mir diesen Schlamassel überhaupt erst eingebrockt hat. Viel Vergnügen mit »Im Land der Drachenreiter«. Es handelt sich um die Geschichte von Vivi, einer bodenständigen jungen Frau, die weiß, was sie will. Unglücklicherweise will sie Killian, und der Grund dafür wird ihr überhaupt nicht gefallen, wenn sie herausfindet, warum das Schicksal sie zu Gefährten bestimmt hat.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1: Die Einladung

Kapitel 2: Eine Warnung

Kapitel 3: Eine Strandparty

Kapitel 4: Ein Bad im See

Kapitel 5: Willkommen in der Akademie der Drachenreiter

Kapitel 6: Ein Duell

Kapitel 7: Der erste Schultag

Kapitel 8: Ein unvergesslicher Kuss

Kapitel 9: Zu Diensten

Kapitel 10: Kampf oder Flucht

Kapitel 11: Auszeit

Kapitel 12: Von Neuem entfacht

Kapitel 13: Drachenblut

Kapitel 14: Stille und Sonnenlicht

Kapitel 15: Verloren

Kapitel 16: Vorbestimmte Liebe

Kapitel 17: Lanzenstechen

Kapitel 18: Wie eine Motte ins Licht

Kapitel 19: Tod am Horizont

Kapitel 20: Kleiner Vogel

Kapitel 21: Unsterblich

Kapitel 22: Kämpfen oder fliehen

Kapitel 23: Ein Erbstück

Kapitel 24: Trautes Heim

Kapitel 25: Flugstunden

Kapitel 26: Kaffeesüchtig

Kapitel 27: Undercover

Kapitel 28: Hovakim und Hashbrowns

Kapitel 29: Ein neuer Schüler

Kapitel 30: Trinkspielduell

Kapitel 31: Eine unvergessliche Party

Kapitel 32: Traditionalisten und Loyalisten

Kapitel 33: Drei kleine Worte

Kapitel 34: Gerechtigkeit

Kapitel 35: Vyorin

Kapitel 36: Mühsame Lektionen

Kapitel 37: Albträume

Kapitel 38: Vorsehung

Kapitel 39: Die Zeit ist reif

Kapitel 40: Weckruf

Kapitel 41: Jungfernflug … Klappe, die zweite

Kapitel 42: Diebe der Bosheit

Kapitel 43: Die gestohlene Königin

Kapitel 44: Reiflich überlegt

Kapitel 45: Lanzenstechen

Kapitel 46: Test der Walküren

Kapitel 47: Stalldienst

Kapitel 48: Außerhalb der Regeln

Kapitel 49: Auf nach Avalon

Kapitel 50: Die letzte Schlacht

Epilog

Copyright © 2023 A. J. Flowers

Englischer Originaltitel: »Dragonrider Academy: A New Adult Adventure Fantasy Novel«

Deutsche Übersetzung: Sandra Martin für Daniela Mansfield Translations 2023

Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Dieses Buch darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe elektronischer oder mechanischer Mittel vervielfältigt oder weitergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind kurze Zitate in Buchrezensionen.

Titelbild entworfen von: Covers by Juan

Einzelne Teile des Titelbilds entworfen von: Rebecca Frank

Kapitelüberschriften designed von: Ricky Gunawan

ISBN Taschenbuch: 978-1-95339-319-7

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Standalones:

Im Land der Drachenreiter

Prolog

Mit einem vergnügten Quietschen lief ich an den Strand. Dabei war es mir egal, dass es heute Morgen geregnet hatte und meine Zehen im feuchten Sand versanken. Ich würde ohnehin gleich im Wasser sein.

»Wer zuletzt im See ist, ist ein faules Ei!«, rief ich mit schriller Stimme, die selbst für eine Sechsjährige etwas zu hell klang.

Wenn man es genau nahm, war ich fast sieben.

»Oder ein verdorbenes Ei«, fügte mein Vater mit einem sarkastischen Unterton hinzu. Ich verstand nicht, was er damit meinte, doch er erntete dafür eine Rüge von meiner Mutter.

Die Sonne brach durch die Wolkendecke, während mir der Wind um die Ohren peitschte. Ich verzog die Lippen zu einem Lächeln, denn ich stellte mir oft vor, wie ich durch die Luft und lachend mit meinem besten Freund durch die Wolken pflügte.

Allerdings hatte ich keinen besten Freund – noch nicht! In meinen Träumen hatte ich jede Menge Freunde, und wenn ich ehrlich war, auch einen Drachen.

Schließlich konnte ich träumen, was ich wollte, nicht wahr?

Ich erreichte das Ufer und stapfte in die Brandung, wobei meine Eltern mir nur erlaubten, ins seichte Wasser zu gehen. Sie warfen eines dieser übergroßen Handtücher an den Strand, in die mein Vater mich nach einem Badetag gern einwickelte. Ich zog eine Grimasse, als er sich zu meiner Mutter vorbeugte und sie küsste.

»Igitt!«, rief ich.

Er zwinkerte mir zu und versicherte mir, dass ich es eines Tages verstehen würde und ich mich nicht dafür schämen müsste, Zuneigung zu zeigen.

Ich starrte ihn nur mit einem ausdruckslosen Blick an, doch dann zog er die Kühlbox hervor und ich lief zu ihnen. Er lachte, als ich an seinen Badeshorts zerrte und bettelte: »Daddy, kann ich ein Wassereis haben?«

»Natürlich«, antwortete er und holte zwei Tüten aus der Box. »Orange oder Erdbeere?«

Er gab mir immer zwei zur Auswahl.

Und ich nahm mir jedes Mal beide.

»Such dir eins aus«, befahl meine Mutter mit einem strengen Blick, als ich mir beide Tüten schnappte.

Er machte wieder diese eklige Sache, indem er seinen Mund auf ihren presste, aber dadurch war sie lange genug abgelenkt, sodass ich die Verpackungen mit den Zähnen aufreißen konnte.

Als sie sich mir wieder zuwandte, steckte ich mir beide Tüten grinsend in den Mund und entlockte ihr ein Seufzen.

Nachdem ich das Eis gegessen hatte, spielte ich im Wasser, während meine Eltern über Dinge sprachen, die mich nicht interessierten. Sie diskutierten mit Vorliebe über meine Zukunft, obwohl diese im Moment nicht von Bedeutung war. Immerhin waren wir am Strand.

Auch wenn sie mich nie wirklich schwimmen ließen, gab es am Strand Stellen, an denen ich die schönsten Muscheln finden konnte. Manchmal, wenn das Sonnenlicht in einem günstigen Winkel auf das Wasser traf, bot sich mir hinter den Dünen ein unglaubliches Schauspiel.

»Darf ich zu den Dünen gehen?«, flehte ich meine Mutter an.

Sie warf meinem Vater einen beunruhigten Blick zu, aber ich war mir sicher, dass er sich auf meine Seite schlagen würde. Er mochte meinen Sinn für Abenteuer, wie er immer sagte.

»Ist sie denn alt genug?«, fragte sie mit einem besorgten Tonfall, der mich wütend machte.

Natürlich war ich alt genug! Ich konnte Fahrrad fahren, pfeifen und eine riesige Kaugummiblase machen. Im Grunde bedeutete das doch, dass ich so gut wie erwachsen war, nicht wahr?

»Lass sie gehen«, erwiderte mein Vater. Allerdings spiegelte sich ein trauriger Ausdruck in seinen Augen wider, den ich nicht deuten konnte. »Wenn man deinen Träumen Glauben schenken darf, wird sie eine steinige Zukunft vor sich haben.«

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, aber ich wusste nicht warum.

Ihre Träume?

Warum sollte Mama träumen, dass ich unglücklich sein würde?

Ihre Augen schimmerten in der Sonne, doch ich war mir nicht sicher, ob es sich um eine optische Täuschung handelte oder ob sie tatsächlich weinte.

»Du hast recht«, sagte sie und zog etwas aus ihrer Tasche. »Aber nur, wenn du das trägst, Schatz. Es wird dich beschützen.«

Ich trottete zu ihr und riss die Augen auf, als sie mir eine Halskette über den Kopf streifte.

»Es ist nicht das echte«, sagte sie, während sie mit den Fingern das ovale Amulett festhielt. »Du bist noch nicht so weit, aber …« Sie beugte sich vor und pustete auf den Stein, woraufhin ich von einem Kribbeln durchströmt wurde. Mit einem Grinsen kniff sie mir in die Wange. »Ich verfüge auch über magische Kräfte, genau wie du, mein süßes kleines Baby.«

»Mom«, jammerte ich. »Ich bin kein Baby!«

Mein Vater lachte leise und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. »Natürlich bist du das nicht, Süße. Geh jetzt spielen! Und komm erst wieder, wenn du uns von einem Abenteuer zu berichten hast!«

Mit einem freudigen Quietschen lief ich über den Strand und breitete die Arme aus, um mit den Handflächen den Wind einzufangen, während ich mir vorstellte, mich in die Lüfte zu schwingen.

Kurz darauf nahm ich aus dem Augenwinkel einen goldenen Schimmer wahr.

»Ich fliege mit dir um die Wette!«, rief ich Solstice zu. Er war ein Goldfink und mein einziger Freund auf der ganzen weiten Welt. Allerdings schien er immer nur dann aufzutauchen, wenn niemand in der Nähe war.

Mom sagte, ich hätte nur eine lebhafte Fantasie, aber ich wusste es besser. Solstice war echt, und eines Tages würde ich allen beweisen, wie außergewöhnlich wir beide waren.

Solstice zwitscherte und flatterte wild mit den Flügeln, um mit mir mitzuhalten, während ich vor Freude kreischte.

Dank der hohen Dünen konnte ich den Horizont nicht sehen, daher vergrub ich meine Füße im Sand und drückte mich dann ab, um in die Luft zu springen.

Das Amulett an meiner Brust vibrierte voller Energie, als meine Füße über dem Boden schwebten. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, fliegen zu können, als ich die Wellen sehen konnte, die auf der anderen Seite der Dünen im Sonnenuntergang ans Ufer brandeten.

Möglicherweise spielte meine Fantasie tatsächlich ein wenig verrückt, doch es fühlte sich so real an.

Auf jeden Fall genoss ich den Moment.

Ein Glühen in der Ferne erregte meine Aufmerksamkeit. Scheinbar in der Luft schwebend beobachtete ich ein paar Drachen, die das Leuchten durchflogen und sich kreischend in den Himmel erhoben.

Solstice erwiderte ihre Rufe, als wollte er sich ihnen anschließen.

Eines Tages, schien er zu sagen.

Eines Tages … werden wir zu ihnen gehören.

Als ich sanft wieder am Ufer landete, schnappte ich nach Luft. Ich suchte mit den Augen den Horizont ab, doch ich konnte sie nirgendwo sehen.

Mein Amulett war erkaltet und die schimmernde Magie, die Mom hatte einströmen lassen, war verpufft. Im nächsten Moment zerfiel es zusammen mit der Halskette zu Asche und rann mir durch die Finger.

»Mama!«, rief ich freudig und lief denselben Weg, den ich gekommen war, am Strand zurück. »Mama! Ich habe sie gesehen! Ich habe die Drachen gesehen!«

Ich stapfte durch den Sand und verzog die Lippen zu einem strahlenden Lächeln, als ich sie erblickte.

Doch sie stand nur da und starrte aufs Meer hinaus. Irgendetwas stimmte nicht.

Mein Vater watete ins Wasser und rief meinen Namen.

Mir gefror das Blut in den Adern, als er unter der Oberfläche verschwand.

Ich eilte zu ihm und tauchte ebenfalls unter, als Solstice mir eine letzte Warnung zuzwitscherte.

Die Drachen, die ich zuvor am Himmel gesehen hatte, tummelten sich unter Wasser. Einer von ihnen hatte sich meinen Vater geschnappt.

»Daddy!«, schrie ich und sank in die Tiefe … immer weiter … bevor alles dunkel wurde.

Kapitel 1: Die Einladung

Neun Jahre später …

Ich hatte es mir in meiner dunklen Lieblingsecke in der Bibliothek gemütlich gemacht und kaute auf dem Ende einer Snacksalami, als sei sie eine Zigarre. Dabei frönte ich meiner Lieblingsbeschäftigung und schmökerte in einem Fantasy-Roman. Meine Konzentration wurde allerdings jäh unterbrochen, als sich der umwerfendste Leichtathletik-Star der Oakland High vor mir aufbaute und auf mich herabstarrte.

Ich blinzelte zu Max Green auf und fragte mich, was in aller Welt er überhaupt in der Bibliothek zu suchen hatte. »Ich wusste gar nicht, dass du lesen kannst«, warf ich ihm an den Kopf. Es war die erste Beleidigung, die mir in den Sinn kam.

Statt gekränkt zu sein, lehnte er sich an eines der schweren Regale und schenkte mir ein charmantes Grinsen, welches für gewöhnlich den schamlosen Cheerleadern vorbehalten war. Ich senkte den Blick auf seine Finger, als er damit langsam und bedächtig über die Buchrücken strich.

»Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finden würde«, sagte er, als hätte ich nichts gesagt. Die Beleidigung war jedoch nicht unangebracht gewesen, denn er war einer der Resort-Schnösel. Die Söhne und Töchter der reichen Familien, denen das Lake Resort am Ende der Straße gehörte, waren nur selten nett zu mir. Daher war es das Beste, ihnen mit einer abfälligen Bemerkung zuvorzukommen.

Außerdem war sein Vater der Chef meiner Mutter und verhielt sich in letzter Zeit wie ein Arschloch.

»Dein Vater sollte nicht seinen Sohn vorschicken, um für ihn die Drecksarbeit zu erledigen«, sagte ich, um ihm verständlich zu machen, dass ich genau wusste, warum er hier war. »Meine Mutter hat gesagt, dass sie seine Unterlagen nächste Woche fertig haben wird, in Ordnung? Sie ist nur ein paar Tage im Verzug, dabei ist es nicht einmal ihre Schuld.«

Meine Mutter war wegen der ganzen Sache völlig gestresst. Sie arbeitete als Buchhalterin für das bekanntermaßen überteuerte Silver Lake Resort und hatte mit viel zu viel Verantwortung und kaum einhaltbaren Fristen zu kämpfen.

Max lachte wieder und drohte mit seinen markanten blauen Augen, meine Schutzmauern zu durchbrechen. »Entspann dich, okay? Die Steuererklärungen meines Vaters interessieren mich nicht. Ich bin hier, um dich zu meiner Party einzuladen.« Er streifte seinen Rucksack von der Schulter und zog ein Blatt Papier heraus, das mit cartoonartigen Wellen bemalt war. Darauf stand in Graffiti-Schrift:

Spaß am Strand! Party mit Lagerfeuer heute Abend im Silver Lake Resort, nur für Delinquenten!

Ich nahm das Papier und drehte es um, um es genauer zu betrachten. »Nur für Delinquenten?«

Max rieb sich den Nacken, wobei die Muskeln an seinen Armen hervortraten. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er oft im See schwamm. »Ja, das war Henrys Idee. Er ist zwar nicht gerade ein Grafiker, aber ich habe ihm versprochen, dass er seiner Kreativität freien Lauf lassen kann.« Er zuckte mit den Schultern und senkte den Blick. Sobald er seine markanten blauen Augen von mir abwandte, konnte ich wieder durchatmen. »Ich dachte nur, du würdest dich über eine Einladung freuen.«

»Warum?«, fragte ich skeptisch. Ich konnte mir nicht erklären, welchen Grund Max Green haben sollte, den einsamen »schrägen Vogel«, der keine Freunde hatte, zu seiner coolen Party einzuladen.

Insgeheim war ich seit der Grundschule in ihn verknallt, aber das war ein Geheimnis, das ich mit ins Grab nehmen würde.

Er überraschte mich, indem er vor mir in die Hocke ging. Es war das erste Mal, dass sich einer der Resort-Schnösel auf meine Ebene begab, sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne. Er ergriff eines der Bücher und begann, darin zu blättern. Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange, denn er hatte einen Drachenreiter-Roman in der Hand. In seinen Augen war das Buch wahrscheinlich etwas für Sonderlinge, aber ich liebte es, Geschichten über Drachen zu lesen. Vor allem gefielen mir die Erzählungen, in denen Menschen und Drachen enge Freunde wurden. Es erschien mir einfach … so natürlich. Ich hatte Tiere schon immer besser verstanden als irgendeinen meiner Mitschüler, daher leuchtete mir eine Freundschaft mit einem Drachen mehr ein.

»Es ist wohl eine Art Entschuldigung«, erwiderte er, ohne auf das Buch einzugehen, als er es zurücklegte. »Ich habe gehört, wie mein Vater am Telefon mit deiner Mutter gesprochen hat.«

Ich zuckte zusammen. Ja, das war eher unschön gewesen. Vor ein paar Tagen hatte das Finanzamt das Resort wegen einer Steueranfrage in die Mangel genommen. Sie wollten meiner Mutter alles in die Schuhe schieben, doch sie hatte sich gehörig gewehrt. Allerdings wollte sie mir keine Einzelheiten verraten. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre«, gab ich zu. »Dein Vater wird nicht glücklich sein, wenn er erfährt, dass ich mich im Resort herumtreibe.« Auf keinen Fall wollte ich, dass meine Mutter ihren Job verlor. Allein bei dem Gedanken rutschte mir das Herz in die Hose und ich fragte mich, ob Max mich genau aus diesem Grund eingeladen hatte.

Allerdings musste ich ihm zugestehen, dass er der einzige meiner Klassenkameraden war, der mir immer mit Anstand begegnet war. Dabei würde ich zwar nicht behaupten, dass er übermäßig nett zu mir war, doch wir kamen miteinander aus.

»Die Party findet am Strand statt, der im Grunde nicht zum Resort gehört«, erwiderte Max, wobei er die Lippen erneut zu einem charmanten Lächeln verzog. »Der Bereich ist für jeden öffentlich zugänglich. Mein Vater hat zwar mit allen Mitteln versucht, ihn der Stadt abzukaufen, doch bisher erfolglos. Denk einfach darüber nach, okay?« Er stand auf und zwinkerte mir zu, wobei mein Magen einen Purzelbaum schlug. »Wir sehen uns beim Mittagessen.«

Dann ging er davon. Ich starrte ihm hinterher und wartete, bis er um die Ecke gebogen war, bevor ich den Atem ausstieß. Wir sehen uns beim Mittagessen? Meinte er das ernst? Ich hatte schon lange nicht mehr mit einem anderen Menschen zu Mittag gegessen, nun … eigentlich noch nie.

»Wir sehen uns beim Mittagessen«, wiederholte ich, wobei ich seinen sinnlichen Tonfall nachahmte. Dabei haderte mein Körper mit meinem Verstand. Mir war klar, dass ich mich nicht mit einem der Resort-Schnösel einlassen sollte, aber die Schmetterlinge in meinem Bauch hatten das noch nicht begriffen.

Ich beschloss, den Gedanken an die Party erst einmal beiseitezuschieben, und verstaute die Einladung in meinem Rucksack, dann stapelte ich meine Bücher ordentlich aufeinander. Niemand würde sie anrühren, und wenn ich das nächste Mal hierherkam, würde ich alles noch genauso vorfinden. Miss Jenny, die Bibliothekarin, nannte die Fantasy-Abteilung gern mein persönliches »Nest«, weil ich die Bücher mit Vorliebe um mich herum aufreihte.

Auf dem Weg nach draußen winkte ich der älteren Frau zum Abschied zu. Wie üblich hatte sie ihre grauen Locken zu einem unordentlichen Dutt zurückgesteckt, aus dem vereinzelte Strähnen ihres drahtigen Haares herausragten. Sie verzog den Mund zu einem strahlenden Lächeln, wobei die Falten in ihrem Gesicht noch deutlicher zum Vorschein traten. Dann ermahnte sie mich noch, ich solle mich im Unterricht benehmen und nicht zu viel lesen. Immerhin hatte ich die meisten Bücher in der Bibliothek bereits dreimal gelesen – zumindest die, die mich interessierten.

Auf dem Weg zum Klassenzimmer schlängelte ich mich an den anderen Schülern auf dem Gang vorbei. Häufig fühlte ich mich dabei wie ein unsichtbarer Besucher in meinem eigenen Körper. Niemand schien mich zu bemerken und einige der kräftigeren Jungen prallten mit mir zusammen, wenn ich nicht rechtzeitig auswich. Die Mädchen verzogen jedes Mal angewidert den Mund, wenn ich ihnen zu nahe kam. Sie gebärdeten sich, als litte ich an einer tödlichen Krankheit, von der ich nichts wusste, die jedoch allein durch meine Berührung übertragbar war.

Heute störte mich das alles nicht.

Max Green hatte mich zu seiner Party eingeladen. Eigentlich hätte mich das stutzig machen sollen, aber ich ignorierte den Gedanken. Ich hatte die Einladung in meinem Rucksack, und als ich schließlich an meinem Pult im Klassenzimmer Platz nahm, zog ich sie heraus, nur um sie mit meinen Fingern zu befühlen.

Sie war tatsächlich real. So unbedeutend oder lächerlich es auch sein mochte, sie war der Beweis, dass jemand in dieser Schule von meiner Existenz wusste. Und ausnahmsweise fühlte sich das gut an.

»Miss Reid«, schimpfte die Lehrerin. Ich hob den Blick und musste feststellen, dass die ganze Klasse mich anstarrte.

»J-ja, Mrs. Jhones?«

Sie kniff die Augen zu dünnen Schlitzen zusammen und starrte auf meine Hände unter dem Pult. »Finger weg vom Handy während des Unterrichts, andernfalls muss ich es konfiszieren.«

Mir wurde schlagartig klar, dass ich die Einladung in meiner Tasche immer noch in der Hand hielt. Wahrscheinlich sah es so aus, als hätte ich gerade eine SMS geschrieben. Ich nickte und schob den Rucksack unter meinen Stuhl, während Mrs. Jhones ihre Lektion über eine mathematische Gleichung fortsetzte, die ich vor über zwanzig Minuten bereits im Kopf gelöst hatte.

Aus genau diesem Grund hatte ich keine Freunde an dieser Schule. Das Lernen fiel mir leicht, daher war es müßig, den Lehrern zuzuhören, denn sie sprachen über Dinge, die ich bereits wusste. Viel lieber las ich ein Buch oder löste Aufgaben in meinem Kopf, wodurch ich auf andere wie eine Tagträumerin wirkte. Meine Mutter hatte versucht, mich eine Klasse überspringen zu lassen, doch mein Vater hatte in dieser Hinsicht Bedenken über meine soziale Entwicklung geäußert. Seit seinem Tod versuchten sowohl meine Mutter als auch ich, unser Leben so weit wie möglich nach seinen Vorstellungen auszurichten. Aber ich wusste, dass das nicht das Leben war, das er sich für mich gewünscht hatte. Er hatte gesehen, wie schwer es für mich war, Freundschaften zu schließen. Meine Klassenstufe war nicht das Problem.

Sondern ich.

Als die Glocke läutete, lief ich geradewegs zu meiner nächsten Unterrichtsstunde. Der Weg zum nächsten Klassenzimmer war zwar nicht unbedingt weit, aber im Labyrinth der Korridore der Oakland High lief ich Gefahr, zertrampelt zu werden, wenn ich mir zu viel Zeit ließ. Es war besser, mich in der Bibliothek zu verstecken oder mich an mein Pult zu setzen, an dem ich noch ein paar Minuten ein Buch zur Hand nehmen und lesen konnte, bevor der Unterricht begann.

Als ich gerade einem der Footballspieler auswich, der mich beinahe wie eine Ameise zerquetscht hätte, fragte ich mich, was mein Vater wohl von Max’ Partyeinladung gehalten hätte.

Er würde wollen, dass ich hingehe.

Er hätte gesagt, dass der Grund für die Einladung keine Rolle spielte. Es wäre nicht einmal von Bedeutung, ob Max tatsächlich Hintergedanken hätte. Aber es handelte sich um eine Party mit echten Menschen in meinem Alter, die an einem Ort feierten, an dem es nicht von Bedeutung war, was mich von den anderen unterschied.

Am Strand gab es weder Testergebnisse noch Lehrer, die auf subtile Weise den sozialen Status eines Schülers beeinflussten. Dort könnte ich mich besser unters Volk mischen und mich vergnügen und …

Oder ich könnte die Gelegenheit nutzen und herausfinden, was der Arbeitgeber meiner Mutter wirklich vorhatte.

Glücklicherweise war ich in der Lage, den Unterricht auch blind zu bestreiten, denn für den Rest des Tages konnte ich mich kaum noch konzentrieren. Würde es eine Möglichkeit geben, in das Resort zu gelangen? Wonach sollte ich überhaupt suchen? Vielleicht würde ich im ehemaligen Büro meines Vaters etwas Nützliches finden. Ich erinnerte mich noch daran, wo es sich befand, denn ich würde nie vergessen, wie meine Mutter es beschrieben hatte.

»Von dem Büro aus hat man einen Blick auf den Ozean, so weit das Auge reicht.«

Ich bezweifelte, dass es viele Büros gab, auf die diese Beschreibung zutraf. Ich würde mich hinein- und wieder hinausschleichen können, ohne dass es jemand bemerkte.

Für die anderen war ich ohnehin unsichtbar.

Heute eilte ich nicht zum Speisesaal, um vor allen anderen dort zu sein. Stattdessen wartete ich in der Schlange, bis ich an der Reihe war, und entdeckte Max, der gerade mit einem Tablett in der Hand mit seinen Freunden nach draußen ging.

Ich aß ebenfalls gern draußen, also rückte ich meinen Rucksack zurecht und nahm mein Tablett mit einem faden Stück Pizza und Schokoladenpudding, um es zu meinem gewohnten Platz zu tragen. Im Hof standen Bänke, auf denen sich die Studenten wie Ölsardinen zusammendrängten, doch ich setzte mich lieber unter eine riesige Eiche am Rande des Campus.

Ich ließ mich auf dem Boden im Schatten nieder und beobachtete die anderen Schüler, die sich miteinander unterhielten und lachten. Es faszinierte mich immer wieder, wie wichtig den anderen Mädchen ihr Äußeres war, während die Jungs dumme Witze machten, die ich nie lustig fand.

Als ich gerade in meine Pizza gebissen hatte, erregte ein leises Zwitschern meine Aufmerksamkeit. Ich legte das Stück zurück aufs Tablett und wischte mir das Fett von der Hand. »Hey, Solstice, was tust du denn hier?«

Der winzige Goldfink flatterte mit den Flügeln, setzte sich dann auf meinen ausgestreckten Finger und neigte den Kopf hin und her, während er mich mit einem intelligenten Ausdruck in den Augen betrachtete.

Ich wusste, dass Tiere viel klüger waren, als die Menschen glaubten. Mit Babys verhielt es sich ähnlich. Nur weil etwas nicht sprechen kann, heißt das noch lange nicht, dass es dumm ist.

Denselben Fehler begingen die Leute auch oft im Hinblick auf mich.

Seit ich denken konnte, war der kleine Vogel mein einziger Freund gewesen. Es war merkwürdig, denn soweit ich gelesen hatte, lebten Finken nur vier bis sieben Jahre, allerhöchstens zwölf. Ich selbst war sechzehn und konnte mich an keinen Zeitpunkt erinnern, an dem das kleine Federknäuel nicht in meinem Leben war. Das bedeutete, dass der Fink mindestens dreizehn sein musste. Meine Mutter war davon überzeugt, dass Solstice in Wirklichkeit einer der vielen kleinen Finken war, die Oakland ihr Zuhause nannten, aber ich sah die wilden Vögel normalerweise nur im Frühling. Solstice blieb das ganze Jahr über bei mir, sogar im Winter.

Er zwitscherte mir wieder zu, als wollte er mich einfach nur begrüßen.

Mit meinem kleinen Finger strich ich ihm vorsichtig über den Kopf und lächelte. Möglicherweise hatte ich schlichtweg keine Ahnung, wie ich mich unter meinesgleichen verhalten sollte, doch solange ich Freunde wie Solstice hatte, war das nicht von Bedeutung.

Ein Räuspern erregte meine Aufmerksamkeit. Ich sah auf und erblickte Julie Emmerson, die auf mich herabstarrte. Sie verschränkte die Arme, wobei ihre Brüste sich ein wenig anhoben. »Soweit ich gehört habe, hat Max dich zu der Party eingeladen. Du wirst doch zu Hause bleiben, nicht wahr? Er hat sich nur einen Scherz erlaubt, um zu sehen, ob du erscheinen würdest.« Sie beugte sich vor und senkte die Stimme. »Wir wissen doch alle, dass dein Vater im See zu Tode kam und du deshalb Angst vor dem Wasser hast.«

»Wie bitte?«, blaffte ich. Plötzlich sah ich rot vor Wut und Solstice erhob sich in die Lüfte, um mich mir selbst zu überlassen.

Ich machte dem Vogel keinen Vorwurf. Wenn ich dazu imstande gewesen wäre, wäre ich selbst vor Julie Emmerson davongeflogen.

Letztere kniff die Augen zu dünnen Schlitzen zusammen, auf die sie zu viel Lidschatten und Eyeliner aufgetragen hatte. »Was hat es mit dem Vogel auf sich? Bist du etwa Schneewittchen?«, fragte sie mit einem Grinsen. »Aber das ist unmöglich. Deine Füße sind viel zu groß.« Mit den Worten trat sie gegen die Sohle meines Stiefels.

»Du meinst wohl eher Aschenputtel«, erwiderte ich. Die Idiotin brachte sogar die Märchen durcheinander.

Sie runzelte die Stirn. »Hör zu. Ich mag dich. Du weißt, wo dein Platz ist, und mischst dich nicht in die Angelegenheiten anderer ein. Zumindest weißt du, dass du nicht hierhergehörst, aber es wäre absolut unangemessen, heute Abend zu der Party zu erscheinen. Also denk nicht einmal daran.«

Ich weiß, wo mein Platz ist?

Ich stand auf und durchbohrte sie mit einem finsteren Blick. Sie zuckte zurück, denn offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich für mich selbst einstehen würde. »Hör zu«, schnauzte ich, »mir ist bewusst, dass meine Familie nicht reich ist und ich diese Schule nur dank des Stipendiums, das eure Familien im Namen meines Vaters eingerichtet haben, besuchen darf. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass ich an der Oakland High bleiben darf, solange ich gute Noten schreibe.« Das bedeutete, dass ich einen Notendurchschnitt von eins Komma null halten musste. Mir war klar, dass keiner von ihnen glaubte, ich sei zu einer derartigen Leistung fähig. »Das hat rein gar nichts mit meinem ›Platz‹ zu tun, also geh zurück zu deinen Hyänenfreundinnen, mit denen du dich am liebsten über euren Taillenumfang unterhältst, und lass mich in Ruhe. Ich habe dich nicht gebeten, mich zu belästigen.«

Sie starrte mich mit offenem Mund an, während einige Jungen und Mädchen in Hörweite uns mit unverhohlenem Interesse beobachteten.

»Verdaaaaaamt«, flüsterte eines der Mädchen, woraufhin eine ihrer Freundinnen ihr mit dem Ellbogen einen Stoß in die Rippen versetzte.

Julie schnaubte und beugte sich vor. »Hör zu, du schräger Vogel, niemand deines Standes sollte so mit mir sprechen. Das ist die letzte Warnung. Wenn du heute Abend auftauchst, bist du tot.« Sie machte auf dem Absatz kehrt, stieß mein Tablett mit einem Fußtritt um und ignorierte mich, als meine Pizza und mein Schokoladenpudding ins Gras flogen.

Sämtliche Schüler auf dem Hof waren wegen des »Zickenkriegs« in heller Aufregung, einschließlich Max Green. Er beobachtete mich mit seinen durchdringenden blauen Augen und schien mich mit einem Blick herauszufordern, denen entgegenzutreten, die sich für etwas Besseres hielten.

Nun, sieh dich vor, Max Green, denn ich werde dir zeigen, was geschieht, wenn ein schräger Vogel beschließt zu fliegen.

Kapitel 2: Eine Warnung

Der Rest des Schultages verging nur schleppend und am Ende war ich mehr als bereit, auf mein Fahrrad zu steigen und nach Hause zu fahren. Dabei war es mir egal, dass die Temperaturen in diesem glühend heißen Sommer in Michigan über dreißig Grad betrugen. Wenn ich so schnell ich konnte in die Pedale trat und mir die trockene Luft entgegenwehte, glaubte ich, in den Himmel aufsteigen und alles hinter mir lassen zu können.

Als ich in meine Straße einbog, wurde ich abermals daran erinnert, wie anders mein Leben verlaufen wäre, wenn mein Vater noch am Leben wäre. Als Vizepräsident des Silver Lake Resorts hatte er mir eine Kindheit voller Luxus bieten können. Ich hatte so viele Plüschtiere, wie ich mir für meine Teepartys nur hatte wünschen können, und lebte in einem Haus, das groß genug war, um mindestens vier der Hütten zu beherbergen, in der meine Mutter und ich heute wohnten.

Ich fuhr an den Villen vorbei, die immer kleiner wurden, je näher ich dem einzigen Arbeiterviertel in Oakland kam, in dem die Angestellten des Resorts wohnten. Mittlerweile war mir klar geworden, dass all die prächtigen Veranstaltungen, der Luxus und vor allem die versnobten Leute, die sich nur für ihre Bankkonten interessierten, nicht von Bedeutung waren.

Ich wollte nur meinen Vater wiedersehen, doch ich wusste, dass mir dieser Wunsch für immer verwehrt bleiben würde.

Diese verwöhnten Schnösel hatten keinen Schimmer davon, wie viel Glück sie hatten. Keiner von ihnen hatte seinen Vater verloren, der bei dem Versuch ertrunken war, sie zu retten, als sie von einer Unterströmung in die Tiefe gezogen wurden.

Meine Mutter sagte stets, es sei ein Segen, dass ich zu jung war, um mich daran zu erinnern. Niemand sollte so etwas noch einmal durchleben müssen. Sie zeigte mir oft Bilder von meinem Vater, der mich als Baby im Arm gehalten hatte, nur um mich daran zu erinnern, wie sehr ich geliebt worden war.

Das wusste ich, doch es änderte nichts an der Tatsache, dass ich ständig das Gefühl hatte, als hinge mein Leben irgendwie in der Schwebe und ich wartete auf etwas, das nie eintreten würde.

Es war an der Zeit, das zu ändern. Als ich in die Einfahrt einbog, beschloss ich, keine Angst mehr zu haben und nicht mehr derart zurückgezogen zu leben.

Ich parkte mein Fahrrad vor der rostigen Garage und machte mir nicht die Mühe, es abzuschließen. Die Kinder aus der Nachbarschaft würden einen Drahtesel, an dem ständig die Kette herunterfiel, ohnehin nicht stehlen wollen. Die Resort-Schnösel besaßen viel bessere Fahrräder, die sie oft vor dem Haus stehen ließen, und falls eines abhandenkam, machten sie sich nicht einmal die Mühe, den Diebstahl zu melden.

Dennoch tätschelte ich mein treues Gefährt zum Abschied, bevor ich mich auf den Weg ins Haus machte.

»Hey, Mom«, sagte ich zur Begrüßung und bemerkte sofort, dass sie noch immer an derselben Stelle saß, an der ich sie heute Morgen verlassen hatte. Sie war von Papieren umgeben über ihren Schreibtisch gebeugt, der zugleich als unser Esstisch fungierte. Als sie mir abwesend zuwinkte, konnte ich die Tintenkleckse an ihren Fingern sehen.

»Hey, Vivi«, sagte sie, ohne aufzublicken. »Hattest du einen schönen Tag?«

»Mm-mm«, murmelte ich und ging zum Kühlschrank, um die Lebensmittel herauszuholen, die ich gestern gekauft hatte. Ich stellte Hühnchen und etwas Gemüse auf die Anrichte, bevor ich mich duckte, um unter der Spüle eine Tasse Reis aus dem Behälter zu schaufeln. Wenn ich das Abendessen nicht kochte, würde meine Mutter tagelang nichts zu sich nehmen, und ich konnte mich nicht ewig von Snacksalamis ernähren.

Während ich das Hühnchen in Stücke schnitt und in eine Schüssel gab, um es zu würzen, pfiff ich ein altes Lied vor mich hin.

Schließlich blickte meine Mutter von ihrer Arbeit auf und kniff die Augen argwöhnisch zu dünnen Schlitzen zusammen. »Du klingst so fröhlich. Ist heute etwas in der Schule passiert?«

Meine gute Laune verflog schlagartig, als mir klar wurde, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich meiner Mutter von der Party erzählen sollte. Sie war nicht wie andere Mütter. Sie hätte keine Vorbehalte und würde sich wahrscheinlich für mich freuen.

Aber der See?

Ganz ausgeschlossen.

»Äh, ja, das könnte man so sagen«, begann ich, während ich die Hühnchenteile mit den Gewürzen vermengte. »Ich wurde zu einer Party eingeladen und würde gern hingehen, wenn du einverstanden bist.«

Sie zog ruckartig die Augenbrauen in die Höhe. »Eine Party?«

»Ja«, erwiderte ich und bemühte mich um einen ruhigen Tonfall. Ich schaltete den Herd ein und gab etwas Kokosnussöl – meine geheime Zutat – in die Pfanne. »Sie steigt am anderen Ende der Stadt«, log ich.

Sie klickte ein paarmal mit dem Daumen auf ihren Kugelschreiber. Es war riskant, ihr von der Party zu erzählen. Wenn sie je ins Büro gegangen wäre, hätte sie wahrscheinlich gewusst, dass neben dem Resort ein Lagerfeuer stattfinden würde, doch ein Blick auf unseren Küchentisch, auf dem überall Papiere verstreut lagen und immer noch die Kaffeetasse von gestern stand, verriet mir, dass sie das Haus seit Tagen nicht verlassen hatte. Das war jedoch nicht weiter verwunderlich, da sie am liebsten von zu Hause arbeitete. Sie ging nicht gern ins Büro, da das Silver Lake Resort so nahe an dem Ort lag, an dem wir meinen Vater verloren hatten.

»Warum kochst du dann das Abendessen für mich?«, fragte sie und schenkte mir ein Lächeln, woraufhin ich die Schultern entspannte. Sie wischte sich die Hände an ihrer Hose ab, kam zu mir und nahm mir den Pfannenwender aus der Hand. »Geh schon. Such dir etwas zum Anziehen aus und lass dir ausnahmsweise Zeit. Ich kümmere mich um das Essen.«

Die Party würde erst in ein paar Stunden beginnen, aber mir gefiel das verschmitzte Lächeln auf dem Gesicht meiner Mutter. Ich kniff ihr in die Wange. »Das steht dir gut«, sagte ich.

Sie grinste. »Was denn? Meinst du mein zwei Tage altes Make-up?«

»Nein, das Lächeln«, bemerkte ich lachend. Bei all dem Mist, den das Leben uns täglich auftischte, lächelten wir viel zu selten.

Sie wendete die Hühnchenteile in der Pfanne, obwohl sie noch nicht gar waren, doch ich verkniff mir eine Bemerkung. »Ich muss einfach lächeln, wenn ich sehe, dass mein kleines Mädchen glücklich ist.« Sie grinste. »Werden auch Jungs dort sein? Was sage ich da? Natürlich werden Jungs dabei sein. Hast du ein Auge auf einen von ihnen geworfen?«

»Mom!«, rief ich entrüstet. »Ich möchte wirklich nicht mit dir darüber reden.«

Sie sog überrascht die Luft ein, als sei sie zwanzig Jahre jünger und meine beste Freundin, dann sagte sie verschwörerisch: »Es gibt einen Jungen!«

Mit einer abwinkenden Geste drehte ich mich um, um nach oben zu flüchten. »Ich werde ni-nicht mit dir darüber reden!«, wiederholte ich in einer Art Singsang.

Ihr Lachen verfolgte mich die Treppe hinauf, als ich mit einem Lächeln im Gesicht in mein Zimmer eilte. Ich schloss die Tür hinter mir, lehnte mich mit dem Rücken dagegen und atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Vielleicht interpretierte ich viel zu viel in die Sache hinein und Max wollte mich einfach nur sehen. Selbst wenn er mir nur ein bisschen Aufmerksamkeit schenkte, um seine Ex-Freundin eifersüchtig zu machen, wäre mir das egal. Ich würde es genießen solange es möglich war, denn ich hatte vor, mich kopfüber in mein neues Leben zu stürzen, in dem ich nicht mehr unsichtbar sein würde. Ein Leben, in dem Max Green mich zu einer Party einlud und mit mir reden, lachen und mich vielleicht sogar küssen wollte.

Meine Wangen liefen rot an und ich vergrub das Gesicht in den Händen. Ich wollte nicht zu einem liebeskranken Teenager mutieren. Außerdem wäre es möglich, dass Max etwas mit der Einladung bezweckte, daher sollte ich meine Aufregung wahrscheinlich zügeln.

Ein leises Klopfen an der Fensterscheibe riss mich aus meiner hormongeschwängerten Träumerei. Ich ging zum anderen Ende des Zimmers und öffnete das Fenster, woraufhin ein goldgesprenkelter Fink mit der Brise hereinflatterte und mir zur Begrüßung zuzwitscherte.

»Hey, Solstice«, sagte ich, wobei ich mein albernes Grinsen einfach nicht unterdrücken konnte. »Hilfst du mir, etwas zum Anziehen auszusuchen?«

Er landete auf dem erhöhten Ende meines Bettpfostens, legte den Kopf schief und betrachtete mich mit seinen schwarzen Augen.

Ich runzelte die Stirn. »Sieh mich nicht so vorwurfsvoll an. Es ist doch nur eine Party.«

Zwar hatte ich keine Ahnung, ob Vögel bestimmte Menschen bevorzugen konnten, doch Solstice schien Max nicht zu mögen. Als ich den Schrank öffnete, zwitscherte er wieder in einem tiefen, missbilligenden Ton.

Ich ignorierte seine Proteste und fragte mich, was in aller Welt ich wohl anziehen sollte, während ich meine Garderobe durchstöberte. Mit den Fingern strich ich über die Kleider. Ich besaß sie, seit ich aufgehört hatte zu wachsen, was mittlerweile einige Jahre zurücklag. Mir war es völlig egal, was ich trug, schließlich musste ich niemanden beeindrucken.

Ich warf die Sachen auf das Bett und gab langsam die Hoffnung auf, etwas Passendes zu finden, als ich auf ein niedliches Trägeroberteil mit Pailletten stieß, das meine Mutter mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Es war mir schleierhaft, was sie sich dabei gedacht hatte, da ich nie Gelegenheit gehabt hatte, es zu tragen. Vielleicht hatte sie gehofft, dass dieser Tag kommen würde, an dem ich endlich soziale Kontakte knüpfen würde.

Ich zog es hervor, nahm einen tiefen Atemzug und hielt es mir vor die Brust. »Was denkst du?«, fragte ich Solstice, der mittlerweile auf meiner Kommode hockte und mich mit einem finsteren Blick bedachte.

Er hüpfte an die Kante und gab ein warnendes Zwitschern von sich.

»Komm schon, Solstice«, erwiderte ich und stemmte eine Hand in die Hüfte. »Was hast du denn?«

Erneut stieß er ein Zwitschern aus, das diesmal klang wie: Bleib.

»Ich bleibe nicht«, entgegnete ich beharrlich und warf das Oberteil zurück auf den Kleiderstapel, bevor ich mich vor ihm aufbaute. »Ich werde zu dieser Party gehen, in Ordnung? Und wenn du mir nicht helfen willst, dann kannst du auch gleich wieder davonfliegen.« Ich zeigte auf das Fenster. »Was willst du tun?«

Solstice hüpfte ein paarmal auf und ab, schnatterte unzufrieden und flog dann hinaus. Mir sank der Mut, denn der Raum schien sich ohne seine Anwesenheit zu verdunkeln.

Ich ignorierte den Stich im Herzen, den seine Zurückweisung in mir auslöste, und öffnete die Kommode, um nach einem Bikini zu kramen. Schon bald fand ich einen, den meine Mutter mir gekauft hatte. Daran war immer noch das Etikett mit dem überteuerten Preis befestigt, und ich riss es mit den Zähnen ab. Meine Mutter war wirklich einzigartig.

»Er ist nur ein Vogel«, brummte ich vor mich hin, doch mir war klar, dass das nicht ganz stimmte. Solstice begleitete mich schon mein Leben lang, zumindest solange ich mich erinnern konnte. Ich redete mir gern ein, mein Vater hätte ihn geschickt, nachdem er selbst nicht mehr bei mir sein konnte, damit der Vogel als wohlgesonnener Geist über mich wachte.

Und wenn Solstice nicht wollte, dass ich den Ort besuchte, an dem mein Vater gestorben war, dann hätte ich vielleicht auf seine Warnung hören sollen.

Doch das tat ich nicht.

Kapitel 3: Eine Strandparty

Der Wind wehte mir um die Ohren und strich mir die Haare aus dem Gesicht, als ich auf meinem Fahrrad durch die dunklen Straßen raste.

Heute war es mir egal, dass ich nur einen alten Drahtesel fuhr, denn ich war auf dem Weg zu einer Party, zu der mich Max Green persönlich eingeladen hatte. Niemand konnte behaupten, ich sei nicht willkommen, denn es war seine Feier, die noch dazu in der Nähe seines Elternhauses stattfand. Selbst wenn ich nicht so naiv war zu glauben, dass er keine Hintergedanken hatte, wollte ich mich amüsieren – und möglicherweise hatte ich selbst auch ein paar Hintergedanken. Denn falls ich mich am Ende des Abends plötzlich in dem alten Büro meines Vater wiederfinden sollte und ein paar Geheimnisse aufdeckte, die das Resort zu verbergen versuchte, ach herrje, dann wäre das wohl mein Fehler.

Die Straßenlaternen beleuchteten eine scharfe Kurve, an der ich für gewöhnlich kehrtmachte. Eine frische Brise, die vom Duft des Sees durchzogen war, stieg mir einladend in die Nase und ich verzog unwillkürlich die Lippen zu einem seltenen Lächeln, als ich mein Tempo erhöhte.

Ich fuhr viel zu schnell und war nicht in der Lage anzuhalten, als ich den aufheulenden Motor einer Corvette hörte. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu wappnen, während der Wagen in meinem Seitenspiegel immer größer wurde. Diesen Laut würde ich überall wiedererkennen. All die Lichter und Reflektoren, die sowohl an meinem Fahrrad als auch meiner Kleidung angebracht waren, waren in diesem Moment weniger zu meinem Schutz da, sondern boten Julie eher ein Ziel.

Ich warf gerade noch rechtzeitig einen Blick über die Schulter, um zu sehen, wie das Cabrio auf mich zusteuerte, ohne mich jedoch zu rammen. Julie und ihre Freundinnen kicherten, doch ihr Lachen wurde vom Wind davongetragen, als eine riesige Wand aus schwarzem Matsch vor mir emporschoss.

Verdammt.

Ich versuchte auszuweichen und verlor fast das Gleichgewicht, als die Welle aus kaltem, nassem Dreck über mich schwappte. Die Corvette raste in Richtung See davon, wobei Julie mir noch zuwinkte und mir einen Luftkuss zuwarf.

Ich brachte mein Fahrrad schließlich zum Stehen, atmete zitternd die Luft ein und warf das Gefährt zu Boden. Dann schüttelte ich die Hände aus, wodurch ich den Schmutz auf meine Füße spritzte. Ich blickte an mir hinunter und sah, dass mein Paillettenoberteil völlig ruiniert war, während der Matsch schnell in meinem Haar antrocknete.

Fast wäre ich in Tränen ausgebrochen, doch ich unterdrückte sie entschlossen.

»Die heutige Schlacht wirst du nicht gewinnen«, schwor ich und riss mir das Oberteil und die ruinierten Shorts vom Leib.

Unter meinem Outfit trug ich den Bikini, der sich an meine Kurven schmiegte. Glücklicherweise war er nicht schmutzig, sondern nur ein wenig feucht, wodurch er ansehnlich schimmerte.

Aber wie sollte ich meine Frisur retten? Ich drehte mein Oberteil auf links und wischte mir damit über den Kopf, so gut es ging, dann band ich die losen Strähnen zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammen, wobei ich das Haargummi benutzte, das ich ständig um mein Handgelenk trug.

Ich drehte den Seitenspiegel meines Fahrrads nach oben und begutachtete mein Äußeres, wobei ich noch ein paar lose Haarsträhnen bändigte.

Zufrieden schnappte ich mir mein Fahrrad und ging zu Fuß weiter. Ich kochte vor Wut und traute mir im Moment nicht zu, irgendein Fahrzeug zu besteigen.

Während des fünfzehnminütigen Spaziergangs hatte ich genügend Zeit, um mich zu beruhigen. Ich stellte mein Fahrrad an einem Baum ab, bevor ich zum Strand hinunterging.

Ich der Ferne konnte ich Julie erkennen, die Max gerade eine Hand an die Brust legte, doch er schien sich nicht sonderlich für sie zu interessieren. Er hatte sich an einen Tisch gelehnt und hielt einen Becher in der Hand, während die lodernden Flammen des Lagerfeuers sein markantes Gesicht in Gold- und Kupfertönen leuchten ließen. Ich war wie gebannt von dem Anblick, als ich langsam auf ihn zuging.

Offenbar hatte er bemerkt, dass ich ihn anstarrte, denn er wandte sich in meine Richtung und musste zweimal hingucken, als er mich erblickte.

Mir fiel auf, dass die anderen Partygäste alle vollständig bekleidet waren. Ich hatte nicht bedacht, dass es heute Abend kühl werden würde, denn trotz der Sommerzeit konnte es am Strand zuweilen zu Kälteeinbrüchen kommen. Doch ich war nun einmal ein Sonderling und fror nie, egal wie kalt es war. Meine Mutter musste mich ständig daran erinnern, eine Jacke zu tragen, damit ich mich nicht erkältete. Allerdings konnte ich mich nicht daran erinnern, je krank gewesen zu sein.

Ja, mit mir stimmte so einiges nicht, daher war es nicht verwunderlich, dass ich mit anderen Menschen nicht gut zurechtkam. Ich war viel zu außergewöhnlich und normalerweise für alle anderen unsichtbar, während ich mich unbemerkt durch die Menschenmengen schlängelte.

Heute Abend hatte ich dieses Problem jedoch nicht. Um zu verhindern, dass meine Knie nachgaben, drückte ich sie durch, als mich plötzlich unzählige Auenpaare anstarrten. Da stand ich nun fast nackt vor der Hälfte meiner Schule, während die anderen alle in Pullover und Schals gehüllt waren.

»Jetzt kann die Party ja losgehen!«, rief einer von Max’ Freunden und riss sich johlend das Hemd vom Leib. »Sie ist uns einen Schritt voraus! Bringt das Bier und lasst uns feiern!«

Die Menge jubelte und Julie bedachte mich mit einem derart durchdringenden Blick, dass ich schon glaubte, sie würde mir damit ein Loch in die Brust brennen.

Max schnappte sich einen roten Partybecher und füllte ihn an einem Fass. Er marschierte auf mich zu und reichte mir das Getränk. »Das nenne ich einen gelungenen Auftritt.«

Ich öffnete den Mund und gab tonlos etwas von mir, das klang wie: »Danke«, und: »Oh mein Gott, am liebsten würde ich im Erdboden versinken.«

Glücklicherweise konnte Max mich nicht verstehen und lachte nur leise, als er einen Arm um meine Schultern schlang. Er ließ den Blick über die Menge schweifen, als die anderen begannen, sich Bier in den Rachen zu kippen und sich verschiedener Kleidungsstücke zu entledigen. »Ich wusste, du würdest Schwung in die Party bringen. Ich war enttäuscht, als ich erfuhr, dass heute eine Kaltfront aufziehen würde.«

»Ja«, brachte ich trotz meiner trockenen Kehle hervor, »das Wetter am See kann unberechenbar sein.« Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich reflexartig auf das dunkle Wasser hinausblickte und an meinen Vater dachte.

»Willst du das nicht trinken?«, fragte Max und riss mich aus meinen Gedanken. Er stieß mit mir an. »Es wird dich auflockern.«

Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und sah ihn an. »Woher weißt du, dass ich nicht, äh, locker bin?«

Mit einem leisen Lachen beugte er sich vor und bescherte mir eine Gänsehaut, als er mir ins Ohr flüsterte: »Vielleicht kannst du die anderen täuschen, aber ich weiß, dass du kurz davor stehst, Reißaus zu nehmen. Trink einen Schluck, Viv, und entspann dich. Schließlich ist das hier eine Party.«

Ich schenkte ihm ein nervöses Lächeln und senkte den Blick auf den Becher in meiner Hand. In Anbetracht der Tatsache, dass ich auf eine Menge Dinge keine Reaktion zeigte, würde der Alkohol mich wahrscheinlich nicht beeinflussen. Also trank ich einen großen Schluck, um Max zufriedenzustellen, bevor ich die dunkle Silhouette des Silver Lake Resorts in Augenschein nahm. Da ich heute Abend alles andere als unsichtbar war, könnte ich vielleicht alle betrunken machen, um mich dann unbemerkt davonzuschleichen.

»So ist es gut«, sagte Max. Bevor er sich selbst seinen Drink in den Rachen kippte, rief er seinen Freunden zu: »Dreht die Musik auf!«

Von da an wurde die Stimmung immer ausgelassener und die Musik immer lauter. Alle hatten Spaß, während Julie und ihre Freundinnen mir folgten und mir Löcher in den Hinterkopf starrten. Die ganze Zeit über hatte Max seinen Arm um meine Schultern geschlungen und wich mir nicht mehr von der Seite. Es fühlte sich gut an, sich den ganzen Abend lang an den Pullover einer Sportskanone zu schmiegen.

»Ist das etwa ein Tattoo?«, wollte er wissen und strich mit den Fingern über den weißen Wirbel an meiner linken Schulter.

Fast konnte ich spüren, wie Julie vor Wut kochte, und in gewisser Weise genoss ich den Moment. »Es ist nichts«, antwortete ich mit einem nervösen Lachen und trank noch einen Schluck Bier, um mein Gesicht in dem Becher zu vergraben.

»Das ist aber ein seltsames Tattoo«, fuhr er fort, als hätte er mich gar nicht gehört, während er mit den Fingern die komplexen Wirbel nachzeichnete. »Ich glaube, ich habe noch nie ein weißes Tattoo gesehen, zumindest keines, das mit Tinte gestochen wurde. Aber es ist zu kunstvoll, um ein Muttermal zu sein.«

»Weiße Tätowierungen sind nicht ungewöhnlich«, erwiderte ich und wiederholte leichtfertig die Lüge, die meine Mutter mir beigebracht hatte. Es war tatsächlich ein Muttermal, aber wer hätte das schon geglaubt? »Man muss sie nach dem Stechen nur etwas mehr pflegen.«

Er brummte nachdenklich, während er noch einmal über das Mal strich. »Nun, es ist wunderschön«, sagte er mit einem Lächeln und beugte sich vor, um mir einen sanften Kuss auf den Kopf zu drücken. »Genau wie du.«

Ich wagte kaum zu atmen und war fast dankbar, als Max’ Freunde zu uns stießen und sich miteinander unterhielten. Im Wesentlichen bedeutete das, dass ich an meinem Drink nippte, während sie sich selbst rühmten und darüber stritten, wer von ihnen der schnellste Läufer war.

Offenbar hatte Julie gesehen, wie Max mich geküsst hatte, denn einige Minuten später kam auch sie auf uns zu.

»Dann bist du jetzt also eine Schlampe?«, blaffte sie und verschränkte die Arme, wobei sie ihre Brüste nach oben drückte und ihr Dekolleté zur Schau stellte. Sie hatte ihren Pullover ausgezogen und war nur noch mit einer Jeans und ihrem BH bekleidet, doch die Gänsehaut auf ihren Armen verriet mir, dass sie fror.

»Wie wit… äh, ich meine, wie bitte? Das musst du gerade sagen«, entgegnete ich und war überrascht, dass ich lallte. Nun, offenbar hatte der Alkohol doch eine Wirkung auf mich.

Sie schmunzelte, als ihr klar wurde, dass ich angetrunken war. »Vielleicht sollte ich deinem Daddy erzählen, dass du getrunken hast, obwohl du noch minderjährig bist«, sagte sie und schlug sich dann die Hand vor den Mund. »Oh, stimmt ja, das kann ich gar nicht. Er ist tot.«

Ich spannte jeden Muskel in meinem Körper an, als ich dem Drang widerstand, ihr ins Gesicht zu schlagen. Noch ein paar Drinks mehr und ich hätte vielleicht die Kontrolle verloren.

»Julie«, warf Max in einem warnenden Tonfall ein. »Das reicht jetzt.«

Sie tippte sich ans Kinn. »Ist er nicht ertrunken? Und zwar, ich weiß auch nicht, gleich da drüben?«

Plötzlich sah ich rot und hörte jemanden schreien. Mir wurde erst klar, dass ich selbst den Schrei ausgestoßen hatte, als ich mich bereits auf Julie stürzte und mit beiden Händen ihr Haar packte, um ihren Kopf auf den Boden zu stoßen.

Glücklicherweise befanden wir uns an einem Strand und der Sand war an dieser Stelle nicht allzu fest, andernfalls hätte ich sie ernsthaft verletzen können. Aber in diesem Moment war es mir egal, ob ich ihr wehtat oder nicht, denn ich wollte nur, dass sie den Mund hielt.

Ich wurde von zwei starken Armen gepackt und nach hinten gezogen, wobei ich knurrte und wild um mich schlug. Es war schon eine Weile her, seit ich zum letzten Mal derart die Kontrolle verloren hatte. Als Kind hatte ich häufiger solche »animalischen Anfälle« gehabt, wie meine Mutter sie immer nannte. Im Grunde waren sie vergleichbar mit Wutausbrüchen auf Steroiden. Es geschah jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich Gerechtigkeit walten lassen musste oder mir großes Unrecht widerfahren war. Zumindest hatte ich versucht, es ihr so zu erklären, aber sie hatte nur gesagt, dass ich ein schreckliches Kind war und sie es ohne meinen Vater nie geschafft hätte, mich in Schach zu halten.

Jetzt gab es niemanden, der mich im Zaum hielt, daher war es das Beste, wenn ich mich von anderen Menschen fernhielt. Ich biss auf eine Hand, die meinem Mund zu nahe kam, und hörte nur noch das Knurren eines Mannes, als ich weggezerrt wurde.

»Du hättest nicht gleich beißen müssen«, beschwerte sich einer von Max’ Freunden und schüttelte seine Hand aus.

Max lachte leise, als er mich vom Feuer wegzog und in Richtung Ufer führte. »Ich habe dir doch gesagt, dass du sie nicht auf diese Weise packen sollst.« Er legte mir sanft eine Hand an die Schulter und ich zuckte zusammen. »Hey, geht es dir gut? Ich muss mich für Julie entschuldigen. Sie ist nur wütend, weil ich nicht mehr mit ihr zusammen sein will, nachdem ich sie beim Fremdgehen erwischt habe … Sie kann ziemlich bösartig werden, wenn sie zurückgewiesen wird.«

Ich atmete die frische Luft ein und kam langsam wieder zu mir, wobei ich einen Blick zurückwarf und sah, wie Julie von ihren Freundinnen festgehalten wurde. Sie schüttelte sie ab und fletschte die Zähne. Ihr Haar war voller Sand und hing ihr ins Gesicht, doch sie folgte uns nicht.

Ich wandte mich Max zu. »Hast du mich deshalb eingeladen? Wolltest du mich benutzen, um sie eifersüchtig zu machen?«

»So ist es nicht«, erwiderte er.

»Ja, er hätte jede von Julies Freundinnen benutzen können, wenn er sie nur eifersüchtig machen wollte«, bemerkte der größte seiner Kumpel mit einem schiefen Lächeln. »Die Cheerleader sind ganz vernarrt in dich, Mann.«

Seine Freunde lachten leise und ich stellte mit Unbehagen fest, dass sie uns ans Ufer gefolgt waren. Das Silver Lake Resort war eines der wenigen größeren Anlagen an den vielen öffentlichen Stränden, die den See säumten. Teils waren sie auf natürliche Weise entstanden, teils von Menschenhand geschaffen, denn jedes Jahr lieferten Lastwagen frischen Sand, um die Küstenlinien aufzufüllen.

Als wir das Wasser erreichten, versanken meine Zehen im Sand, woraufhin sich schimmernde Rückstände in meinen Fußabdrücken sammelten. Der natürliche Sand aus dem Silver Lake enthielt glitzernde Mineralien, weshalb er zu den Touristenattraktionen in der Gegend gehörte.

Max’ Freunde wateten ins Wasser, und in ihren großen Fußabdrücken schimmerten ebenfalls Sandkörner. Max war nur selten ohne sein Leichtathletik-Team zu sehen, das ihn auf Schritt und Tritt bewunderte. Der groß gewachsene Kerl war Henry, während die Zwillinge mit den unbändigen blonden Haaren und den umwerfenden blauen Augen Michael und Kevin hießen. Ich konnte die beiden nicht auseinanderhalten.

»Warum hast du mich dann eingeladen?«, wollte ich wissen. »Henry hat recht. Du hättest jedes dieser Mädchen haben können.«

»Aber keine von ihnen hätte sie so sehr verärgert wie du«, gestand er mit gedämpfter Stimme.

Ich blickte ihn an und erkannte, dass er die Wahrheit sagte. Dennoch schien er immer noch etwas zu verbergen. »Ich verstehe«, sagte ich nur und ballte die Hände zu Fäusten, bevor ich mich zum Gehen wandte. »Nun, dann danke für die Einladung, aber ich verschwinde von hier.«

Er packte mein Handgelenk und ich erstarrte. »Viv, hör zu, es tut mir leid. Ich mag dich wirklich, okay? Lass uns … lass uns einfach schwimmen gehen, damit wir uns ein wenig beruhigen können, einverstanden?«

Ich warf einen Blick zurück und betrachtete seine Freunde, die sich gegenseitig anrempelten und offensichtlich eine Menge Spaß hatten. Mir war bewusst, dass das Wasser kalt sein würde, zumindest würden sie es so empfinden. Insgeheim sehnte ich mich danach, in die dunklen, geschmeidigen Wellen zu gleiten und nie wieder aufzutauchen. Obwohl ich meinen Vater an den See verloren hatte, hatte ich das Wasser schon immer geliebt.

»Nur wenn du mir etwas versprichst«, schoss ich zurück und sah ihm direkt in seine stechend blauen Augen.

»Alles, was du willst«, erwiderte er lächelnd und lockerte seinen Griff um mein Handgelenk.

»Ich will das alte Büro meines Vaters sehen.«

Er verstummte und ein finsterer Ausdruck huschte über sein Gesicht. Im nächsten Moment schien er sich wieder zu fangen und ich fragte mich augenblicklich, ob ich mir die Reaktion nur eingebildet hatte. »Ja, das kann ich einrichten. Geh einfach mit mir schwimmen.«

Er ließ mich los und streckte mir eine Hand entgegen, sodass ich selbst entscheiden konnte, ob ich sie ergriff oder nicht.

Wider besseres Wissen ließ ich meine Finger in seine gleiten.

Das war der größte Fehler meines Lebens.

Kapitel 4: Ein Bad im See

Ich ließ mich ins kühle Wasser gleiten und unterdrückte einen Schauer, während ich versuchte, den Moment zu genießen. Es fühlte sich gut an, wieder hier zu sein, auch wenn ich mich nicht wirklich daran erinnern konnte, wann ich das letzte Mal vollständig in den See eingetaucht war. In meinem Hinterkopf läutete immer noch eine Warnglocke, die mich daran erinnerte, dass ich Max nicht trauen sollte. Selbst wenn ich mich nach außen hin ungerührt gab, hatte ich hier ein beträchtliches Trauma erlitten, das Julie mir gerade auf unbarmherzige Weise ins Gedächtnis gerufen hatte.

Ich hatte keine Ahnung, ob es am Alkohol oder an der Müdigkeit lag, aber ich schob all diese Gefühle beiseite und verschränkte meine Finger mit denen von Max, während ich immer tiefer ins Wasser watete, bis meine Zehen irgendwann den Grund nicht mehr berührten. Ich ließ ihn gewähren, als er seine Hände um meine Taille schlang und mich festhielt, während seine Freunde gerade um die Wette schwammen, um zu sehen, wer von ihnen sich am weitesten hinauswagen würde.

»Glaubst du, wir sind hier sicher?«, fragte ich, da ich Schwierigkeiten hatte, mich an der Oberfläche zu halten. Max war jedoch immer noch in der Lage zu stehen, daher schlang ich meine Schenkel um seine Taille und hielt mich an ihm fest.

Offenbar missverstand er die Geste, denn er strich mit den Fingern über meinen Rücken und führte seine Lippen dicht an meine. »Von mir aus sollen sie sich doch umbringen. Du weckst in mir den Wunsch, meine Pläne zu überdenken.«

»Pläne?«, flüsterte ich, als er sich mir näherte und mit den Lippen die Distanz zwischen uns zu schließen drohte.

»Hey!«, rief einer der Zwillinge. »Du sollst doch den Feind nicht küssen!«

Max lachte leise und drückte mich an sich, wobei er eine Hand über meinen Hintern gleiten ließ. »Wenn sie ihre Beine um deinen Körper geschlungen hätte, würdest du deine Meinung auch ändern, Kevin.«

»Deine Meinung worüber ändern?«, fragte ich und wurde schlagartig aus meiner Benommenheit gerissen, als mir das kalte Wasser ins Gesicht spritzte. Ich versuchte, mich von dem Leichtathletikstar loszureißen, der mich in eine Art hormonell bedingten Tiefschlaf versetzt hatte, aber er hielt mich fest umschlungen.

»Du wirst uns verraten, was deine Mutter über das Resort weiß«, blaffte Kevins Zwillingsbruder, dessen blaue Augen genauso strahlend waren wie die von Max.

Ich erstarrte. »Wie bitte?«

Max stieß einen langen Seufzer aus. »Du bist so ein Spielverderber, Michael.«

Henry watete auf uns zu, packte mich am Arm und drohte, mich von dem Leichtathletikstar wegzuzerren, doch ich verhakte voller Angst die Knöchel hinter seinem Rücken.

Max stieß ein leises Lachen aus. »Seht ihr? Sie steht auf mich. Und wenn ich gewusst hätte, was für einen Körper sie unter all der Kleidung verbirgt, hätte ich sie schon viel früher flachgelegt.« Er festigte den Griff um meinen Rücken und zog mich an sich. Ich wollte gerade einen Schrei ausstoßen, als er seine Lippen mit Wucht auf die meinen presste.

Nein. Das war nicht in Ordnung. Es fühlte sich so falsch an. In meinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken auf einmal, während mir das Herz bis zum Hals schlug.

Es gelang mir, mich von ihm loszureißen, woraufhin ich austrat und versuchte davonzuschwimmen.

Da ich den See allerdings mein Leben lang gemieden hatte, konnte ich nicht sonderlich gut schwimmen. Ich ging sofort unter, wobei das Wasser so laut in meinen Ohren rauschte, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Stattdessen wurde ich von Panik gepackt.

Wird Max mir wehtun?

Sie wollen Informationen über meine Mutter in Erfahrung bringen?

Was hat das alles zu bedeuten?

Werde ich ertrinken?

Der letzte Gedanke traf mich wie ein Schlag und ich begann, verzweifelt zu strampeln, doch dann wurde ich von zwei starken Armen an die Oberfläche gezogen. Hustend und spuckend versuchte ich, um Hilfe zu rufen, doch im nächsten Moment wurde ich wieder unter Wasser gedrückt.

Gerade als meine Lunge zu brennen begann, wurde ich wieder nach oben gerissen und sah Max direkt in die Augen. Der wunderliche, zurückhaltende Kerl, der Verständnis für mich aufzubringen schien, war plötzlich verschwunden und an seine Stelle war eine bösartige Kreatur getreten, in deren glasigen blauen Augen, die in der Nacht noch dunkler wirkten, kein Funke Freundlichkeit mehr zu erkennen war.

»Du willst mich nicht? Auch gut. Ich werde mich dir nicht aufdrängen, aber du wirst mir sagen, was deine Mutter über das Resort weiß. Sie versucht, meinen Vater für zehn Jahre ins Gefängnis zu schicken. Ich werde nicht dulden, dass sie meine Familie angreift, nur weil sie sich auf erbärmliche Weise rächen will.«

»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, fauchte ich und wurde sofort wieder unter Wasser gedrückt. Als Max mich wieder nach oben zog, tanzten schwarze Punkte vor meinen Augen.

»Hey, Max, ich glaube, sie hat genug«, rief Kevin.

»Nein«, knurrte Max und packte meine Kehle. »Wenn wir die Informationen nicht bekommen, ist meine Familie ruiniert, und ich habe nicht derart hart gearbeitet, um zuzusehen, wie meine ganze Zukunft zerstört wird.«

In diesem Moment sah ich die Angst in seinen dunklen Augen und mir wurde klar, was er meinte. Falls sein Vater ins Gefängnis wanderte, würde das Geschäft seiner Familie auf jemand anderen übergehen. Die Schmach wäre nicht auszudenken und er wäre gezwungen, die Oakland High zu verlassen. Max würde alles verlieren. Seine Freunde, sein Ansehen und das Stipendium nach dem Abschluss.

»Ich habe dir gesagt, dass ich nichts weiß«, blaffte ich, denn ich brachte weder die Energie noch die Geduld für diesen Mist auf.

»Warum wolltest du dann, dass ich dich in das alte Büro deines Vaters bringe, hm?«, knurrte er und zog mich an sich. Er ließ eine Hand unter Wasser gleiten und packte mich an der Hüfte, wobei er die Finger so tief in meinem Fleisch vergrub, dass ich erstarrte. »Mit deinem freizügigen Outfit wolltest du mich wohl von deinem eigentlichen Vorhaben ablenken, nicht wahr? Vielleicht hatte Julie ja recht und du bist tatsächlich nur eine Schlampe.« Er schob seine Finger unter den Bund meines Bikinihöschens. »Mal sehen, ob sie richtiggelegen hat.«

Ich wurde von kalter Angst gepackt, als mir klar wurde, dass Max soeben eine Grenze überschritten hatte, und ich wollte mir nicht einmal ausmalen, was gleich passieren würde.

Ich schrie und krallte mich in sein Gesicht. Als ich ihn am Auge erwischte, stürzte er sich mit einem Brüllen auf mich, um mich wieder unter die Oberfläche zu drücken.

Ich trat nach ihm und schaffte es, mich von ihm zu befreien, dann schwamm ich in die einzige Richtung, in die ich mich wenden konnte.

In die Tiefe.