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Ein Kriminalroman, der in den 2000er Jahren in Bremerhaven und in Amsterdam spielt und eine Fortsetzung des Romans „Das Moor, Drogen und der Tod" ist. Der Hafen Göteborg meldet wieder den Eingang von Drogenpaketen aus Bremerhaven. Hauptkommissar Möhler und die Männer von der Zollfahndung sind gefordert, haben aber zunächst keine Hinweise auf Drogenschmuggel. Das Nord-West Kartell der Schmuggler wendet neue raffinierte Methoden an und hat sich im Umfeld von Bremerhaven festgesetzt. Eine Vielzahl von Charakteren begegnen uns, reine Engel und abgrundtiefe Schurken, bis zum dramatischen Ende der Geschichte.
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Seitenzahl: 147
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Ein Kriminalroman, der in den 2000er Jahren in der Umgebung von Bremerhaven spielt und eine Fortsetzung des Romans „Das Moor, Drogen und der Tod“ ist. Kommissar Rainer Möhler hat mit seinen tüchtigen Kollegen wieder Schwerarbeit zu verrichten. Hilfestellung erhält er dabei von Mareike, die unverschuldet in die Fänge des Drogenkartells geraten ist, sich aber befreien konnte. Eine Vielzahl von Charakteren begegnet uns, reine Engel und abgrundtiefe Schurken bis zum dramatischen Ende der Geschichte.
Die Handlung ist frei erfunden. Namensgleichheiten von Orten oder Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Gerhard Pflanz lebt im Cuxland im Kreis seiner Familie. Nach einem anspruchsvollen und erfolgreichen Berufsleben widmet er sich jetzt im Ruhestand seiner Leidenschaft, dem Schreiben von Historischen- und Kriminalromanen. Daneben zählt für den Dipl. Ing. und Vater von drei Kindern vor allem seine Familie.
Web: http://www.pflanz-web.de
Mail: [email protected]
Das Moor, Drogen und der Tod (ISBN: 9783758388033)
Die Mörderkate (ISBN: 9783757821616)
Aufbruch nach Britannia (ISBN: 9783756828609)
Morde und Amouren (ISBN: 9783755749943)
Yako - Der Chatte (ISBN: 9783753464435)
Saltius - Germane in Römischen Diensten
(ISBN: 9783754300756)
Geschichten für Melissa (ISBN: 9798690530075)
Kriegsende in Schlitz
Technisches Wörterbuch (deutsch/engl., engl./deutsch)
➔ Siehe auch Seite →.
Prolog
01 Edelsteine
02 Auf dem Golfplatz
03 Nicht schon wieder
04 Eenden Gracht
05 Freizeit
06 Nachforschungen
07 Krake
08 Mareike
09 Ganovenrache
10 Brille flieht
11 Schurkenpläne
12 Probelauf
13 Besuch
14 Neue Pläne
15 Tragik
16 Zivilcourage
17 Claas
18 Verfolgung
19 Mareikes Opfer
20 Richtfest
21 Dunkle Wolken
22 Unerwartete Ehrung
Rainer Möhler
Kriminalhauptkommissar in Bremerhaven, 29 Jahre alt
Ruth geb. Bernhard Heiner Möhler Bernd Schmidt von Jost Berendsen
seine Ehefrau der Sohn, 8 Jahre alt Kriminalkommissar, Kollege Rainer Zollinspektor bei der Zollfahndung in Bremerhaven, Rainers Freund
Robert Müller
Schifffahrts-Kaufmann aus Bremerhaven
Harm de Bakker
Edelsteinhändler aus Amsterdam
Claas de Bakker Mareike Smit Pasquale del Pietro
sein Sohn Sekretärin von de Bakker sen. Drogenhändler, kurz „Brille“ genannt
Hennig Suter
genannt „Krake“, Mitarbeiter von Brille
Egbert van Reveld
Edelsteinhändler im Auftrag von Brille
Hagal Yasu
Sekretärin, Nachfolgerin von Mareike bei Brille
Meta Graefe
Witwe, Vermieterin an die Drogenbande
Hassan Markul
neuer Boss beim Drogenkartell in Groningen
Jan Verhuigen
Kriminalkommissar aus Groningen
Karl-Heinz Bracht
Gehilfe von Brille in Bremerhaven
Für meine unvergleichliche Wanda.
Dank an meine treuen Helfer, die mir wieder unverzichtbare Hilfe geleistet haben.
Zwischen Hochmut und Demut steht ein Drittes, dem das Leben gehört, und das ist der Mut.
Theodor Fontane (1819-1898)
Jetzt halte ich, der als Schreiberling schon etliche Kriminalromane verfasst hat, es an der Zeit auf den grundlegenden Unterschied zwischen einem Schriftsteller und einem Kriminalbeamten hinzuweisen.
Da muss in Betracht gezogen werden, der Erstgenannte muss um sein täglich Brot ringen, Tag für Tag, er ist total abhängig von der landesweiten, bestenfalls der globalen Leserschaft und hofft, dass seine Druckwerke gefallen, das heißt gekauft werden. Dabei muss er Enttäuschungen hinnehmen, von wohlmeinenden Lesern, Freunden, werden ihm Erfolge vorgespiegelt, die nicht real sind, oder einem Buchhändler Freiexemplare einbringen sollen. Er bekommt vom Verleger kein Gehalt, auch keine festen Auszahlungen. Erst muss sich das Buch für den Verlag rechnen, dann gibt es was auf das Konto.
Der Kriminalbeamte hat hier einen unschlagbaren Vorteil: er bekommt ein regelmäßiges Gehalt, auch wenn er krank wird oder Urlaub macht. Womit diese Betrachtung eigentlich schon zu Gunsten des Kriminalbeamten abgeschlossen werden könnte, wenn da nicht jeweils ein Mensch hinter den beiden betrachteten Tätigkeiten stünde.
Der Mensch „Schreiberling“ findet seine höchste Befriedigung in seinem neuen gelungenen Werk, wenn es als gedrucktes Buch vor ihm liegt. Wobei der Umgang mit seiner Gemahlin, falls vorhanden, ebenfalls Freude und Entspannung bietet. Der Einwand wohlmeinender Eltern: „Lerne erst mal einen ordentlichen Beruf“, ist damit aber keinesfalls entkräftet.
Ja und der Kriminalist, was ist für ihn Freude und Entspannung? Die feinen Nuancen einer eher stillen Freude reicht das Leben ihm nicht, er muss mit Gewalt und Mordtat leben und sorgt damit für uns alle. Seine Freude und Entspannung muss er sich selbst suchen, wobei die familiären Freuden ausdrücklich eingeschlossen sind.
Natürlich könnte man das Thema wissenschaftlich vertiefen, aber wir wollen es hierbei belassen und nach einem Ausflug nach Amsterdam, als Beispiel dem Kriminalhauptkommissar Rainer Möhler folgen, der Ausgleich und Zerstreuung auf dem Golfplatz suchte.
Von jetzt an werde ich nur noch so viel ausgeben, wie ich einnehme -und wenn ich mir Geld dafür borgen muss.
Mark Twain (1835-1910)
Im Hause de Bakker an der Cornelis Gracht in Amsterdam war Schautag und das Publikum drängte in die Geschäftsräume. De Bakker hatte in der Branche „Handel en slijpen van edelstenen“ als Import und Export Großhandel einen sehr guten Namen und de Bakker sen. legte großen Wert darauf, dass das so blieb. Er hatte seinem Junior die Aufsicht übertragen und ihm eingeschärft: „Achte auf windige Elemente unter den Besuchern, besonders die Mocros will ich aus unserem Geschäft heraushalten.“
Der Junior hatte geantwortet: „Aber wenn ein Schwarzer kommt, kann ich ihn doch nicht rausschweißen.“ „Nein, du sowieso nicht, das überlasse dem Ordnungsdienst. Aber du kannst zweifelhaften Gestalten ein Geschäft verweigern.“ Junior Claas sah auf die beiden Männer, welche die Aufsicht übernehmen würden und musste dem alten Besserwisser recht geben, die waren eine Nummer kräftiger als er. Außerdem war der Schautag bei der Polizei angemeldet, die in der näheren Umgebung dann präsent war, de Bakker unterstützte ja auch großzügig polizeiliche Veranstaltungen.
De Bakker sen. hatte die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal verstärkt und Claas musste ihm recht geben, ein Reinfall wie nach dem Schautag vor zwei Wochen, sollte sich nicht wiederholen. Eine Kollektion ihrer Steine war damals verschwunden, bei einem nächtlichen Einbruch geraubt worden. Der „Alte“ hatte den Nachtwächter fristlos entlassen, er musste eingeschlafen sein. Die Steine waren zwar nicht ihre allererste Auslese gewesen und die Versicherung hatte gezahlt, aber bisher keine Spur von dem Raub und den Tätern. Das gab zu denken.
Die Besucher wurden durch eine Schleuse geleitet und auf Metall kontrolliert, dann von den Männern des Ordnungsdienstes gecheckt. Erst danach konnten die Schauräume betreten werden. Zunächst ging es an einer Reihe von Diamantschleifern vorbei, die perfekt waren im Schleifen der Steine, fertige Produkte konnten bewundert werden. Bevorzugte Schliffart war der Facettenschliff. Begleitet wurden die Besucher von freundlichen und sachkundigen jungen Damen, die gerne die gewünschte Auskunft gaben und ein untrügliches Gefühl für zahlungskräftige Kundschaft hatten.
So war das auch bei einem beleibten Amerikaner mittleren Alters im bunten Hawaiihemd, der mit seiner zierlichen Begleiterin in ein Separee hinter Glasscheiben gebeten wurde zu weiteren Verhandlungen. Das deutsche Ehepaar mit zwei schulpflichtigen Kindern, welches hinter ihm war, wurde freundlich weitergewinkt, von den Verkaufsassistentinnen als nicht solvent im Sinne des Hauses de Bakker klassifiziert.
Jetzt war Claas gefragt und konnte sein Verkaufstalent zeigen. Je nach Größe des Geschäfts, übernahm dann auch de Bakker sen. die Verhandlung. Heute saß Harm de Bakker auf einer Balustrade und konnte den Geschäftsgang durch Glasscheiben verfolgen, freilich nicht gesehen werden, die Scheiben waren für Zuschauer von außen verspiegelt. Er hatte gerade ein Telefonat mit Madame Phillis de Bakker, seiner Ehefrau, beendet, welche seine monatliche Zahlung an ihr Urlaubsdomizil in Spanien angemahnt hatte.
Harm war gerade 60 geworden und wollte keineswegs auf weibliche Gesellschaft verzichten, er hatte Mareike als Bürokraft und Gesellschafterin angestellt. Sie war im Gegensatz zu seiner zierlichen dunkelhaarigen Gemahlin, eine üppige Blondine und perfekt in der Betreuung älterer Herren. Gerade kam sie zu ihm herein und brachte eine Tasse des von ihm geliebten Mokkas, aufgebrüht mit dem Kaffeesatz, dazu ein Gläschen Ouzo. Er war kurz abgelenkt vom Geschäftstreiben und strich ihr zärtlich über die Hüfte, dachte dabei: „Ein Prachtexemplar, ich werde ihr wieder mal Feuer machen.“ Sie lächelte verständnisvoll und weg war sie.
Freilich hatte Harm sich mit Mareike unwissentlich eine Laus in den Pelz gesetzt und das lag an ihrer Vergangenheit. Ihre vorherigen beiden Chefs waren in weniger ehrbarem Gewerbe tätig, nämlich im Drogenhandel.
Ihr voriger Chef Pasquale del Pietro, kurz „Brille“ in den Branchenkreisen genannt, hatte seinen Vorgänger bei ihr kurzerhand liquidiert und damit den Beifall der mächtigen Bosse im Süden erhalten. Dieser Vorgänger, ein gewisser Henk Below, hatte die besten Vertriebswege für ihre Ware der Zollfahndung und der Kripo ausgeliefert, durch unüberlegte, dumme Handlungen. Der ganze Laden in Groningen musste geschlossen werden, „Brille“ hatte nur Mareike übernommen und seinen Spaß mit ihr gehabt. Aber nun hatte er sie für eine wichtigere Aufgabe vorgesehen.
„Ich habe dich an den alten de Bakker vermittelt, er ist ein reicher Diamantenhändler. Du wirst seine Chefsekretärin und persönliche Betreuerin. Aber wir bleiben in engem Kontakt, ich brauche Informationen von dir. Du siehst dir genau an, wo die Diamanten lagern und wie die Alarmanlage funktioniert.“ Mareike schlug die Hände vors Gesicht. „Nein, das kann ich nicht machen.“ Ruhig und bestimmt hatte „Brille“ geantwortet: „Doch, du kannst. Wir haben sehr strenge Regeln, hier einige Werkzeuge, die bei Ungehorsam oder Misserfolg zur Anwendung kommen.“
Er öffnete einen Wandschrank und zeigte ihr verschiedene Stilette, die darin verwahrt wurden. Zwei Zangen lagen auch da, er ergriff ihre Hand und setzte die kleinere Zange an das letzte Fingerglied ihres linken kleinen Fingers: „Damit fangen wir an.“ Mareike war blass geworden, entriss ihm ihre Hand, er ließ es lachend geschehen: „Hier haben wir noch etwas Spezielles.“ Er zeigte ihr eine kleine Flasche mit der Aufschrift „Zoutzuur“ (Salzsäure). Das gab ihr dann den Rest, sie sank rückwärts in einen Bürosessel. Brille beugte sich über sie: „Ist doch gar nicht so schlimm, was du für mich machen sollst.“ Sie war besiegt und nickte: „Ja, schon gut, ich mache es.“
Für ihn war es wichtig in den Besitz von Diamanten zu kommen und er dachte nicht daran dafür Geld auszugeben. Er würde Verkäufe von geraubten Diamanten vortäuschen und damit seine aus Drogenhandel stammenden Summen tarnen und erklären. Hier hatte Mareike ihre erste Bewährung bestanden, sie hatte den Schalter für die Alarmanlage und den Aufbewahrungsplatz der Schaustücke an ihn weitergegeben. Das hatte den Raub, den de Bakker mit der Versicherung abgerechnet hatte, erst möglich gemacht.
Er hatte die, es waren 12 in Facettenschliff wunderbar geschliffene Brillanten, einem bewährten und geschickten Mittelsmann übergeben, der die Steine im Ausland absetzen wollte, als ersten Test, wie sich dieses Geschäft anließ. Er hatte sich daraufhin aus einem Hotel in Bremerhaven einmal gemeldet, aber seit zwei Wochen war Funkstille.
Ich bin nämlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.
Ödön von Horvath (1901-1938)
Rainer Möhler, Kriminalhauptkommissar aus Bremerhaven, hatte für seine erfolgreiche Arbeit bei der Aufklärung von Drogendelikten und damit verbunden Morden, große Anerkennung bekommen. Aber vorerst konnte er damit nicht viel mehr anfangen als die erhaltenen Urkunden und Schreiben aufzubewahren, das Schreiben vom Senator des Landes Bremen vielleicht auch einzurahmen.
Für ihn hatte sich sein Leben im Laufe des vergangenen Jahres grundlegend geändert. Er hatte sein Traumfrau Ruth geheiratet und den damals 7-jährigen Sohn adoptiert. Er hieß jetzt also Heiner Möhler. Sie waren in eine gemeinsame Wohnung umgezogen, gut für Ruth, die damit den Überfall in ihrer alten Wohnung endgültig hinter sich ließ.
Oma Bernhard, Ruths Mutter, war glücklich, endlich hatte Tochter Ruth den verdienten Partner gefunden. Rainer hatte seinen Tageslauf vom Junggesellen zum Familienvater ohne Probleme umgestellt. Für ihn war das Wissen um die gegenseitige Zuneigung zwischen ihm und Ruth, sowie die Freude an der Entwicklung des inzwischen 8-jährigen Heiner, gleichermaßen groß.
Ruth hatte ihre berufliche Tätigkeit beim Containerterminal vorerst beibehalten. Ihr gemeinsames Ziel war ja ein eigenes Haus zu bauen. Rainer hatte bereits ein Baugrundstück in Spaden gekauft, jetzt war Sparen angesagt, um möglichst bald mit dem Bau beginnen zu können.
Wochenende stand bevor und Rainer hatte für Samstag einen Besuch auf dem Golfplatz in Bremerhaven vorgesehen. Für ihn war das Neuland, aber er hatte sich beim Pro, dem dort tätigen Golfprofi, für einen Kursus an der Driving-Range angemeldet. Ruth und Heiner sollten mitkommen, beide wollten aber nicht mit einem Golfschläger hantieren. Es war halt alles fremd und man musste erst mal schnuppern.
Ruth und Heiner setzten sich auf eine Bank und waren interessierte Zuschauer. Der Pro zeigte Rainer wie man mit einem Schläger umgeht, er musste Schwünge üben, Tennisspieler würden sagen Vorhand, Rückhand und dann durfte er auch gegen einen Golfball schlagen, der auf einem Tee lag. Der Erfolg war bescheiden, das Gras rund um das Tee litt. Aber aller Anfang ist schwer, Rainer war nicht der Einzige, der lernte.
Seine Stunden waren vorüber, Rainer gab das geliehene Eisen 6 zurück und lud seinen Anhang in das Restaurant des Clubhauses ein. Nach so einer ungewohnten Anstrengung hatte er Appetit und wollte auch seiner Frau die Küchenarbeit ersparen. Er fragte nach den Wünschen und bestellte entsprechend den bescheidenen Angaben 2-mal Currywurst und einmal Pommes.
Er musste sich auch noch Gelächter anhören über seine Luft- und Erdschläge, doch das war schnell vergessen, das Essen kam und schmeckte zur Abwechslung von der üblichen Hausmannskost ganz vorzüglich.
Am Nebentisch in einer Ecke des Lokals saßen 2 Herren, die ebenfalls auf der Driving-Range geübt hatten, in intensivem Gespräch vertieft. So wie Rainer, mehr oder weniger unfreiwillig, mithören und sehen eine konnte, ging es um den Verkauf von Diamanten. Das war natürlich ein ungewöhnliches Geschäft an diesem Ort. Der ihm gegenübersitzende Herr, offenbar der Verkäufer, klappte eine flache Schachtel von DINA 5-Größe auf und zeigte seinem Partner sein Angebot, eine Auswahl reinster Diamanten, zum größten Teil geschliffen und blitzend in der Mittagssonne. Soweit Rainer das von seinem Platz beurteilen konnte, er hörte Wortfetzen wie: „Antwerpen … Amsterdam … Echtheitszertifikat …“, eine wertvolle Kollektion.
Ihm fiel auf, dass der Pro sich ebenfalls für diesen Tisch interessierte. Er kam an ihren Tisch, wünschte guten Appetit und fragte, ob Interesse nach einem neuen Termin bei ihm bestünde. Dabei sah er interessiert zum Nachbartisch und sprach dann auch mit den beiden Herren. Rainer sah keinen Grund für weitere Neugierde, die beiden mussten wissen, was sie hier verhandelten, und wendete sich Heiner zu, der fragte: „Papa, willst du Golfspieler werden?“
„Nein, das will ich nicht, viel lieber will ich mit dir auf unserem Bauplatz Fußball spielen. Mama stellen wir ins Tor, sie muss unsere Schüsse halten.“ „Ich werde mich in einen Liegestuhl legen und zusehen, wie ihr am Tor vorbeischießt, Papa muss den Ball aus dem Nachbargarten holen und wird von dem gestrengen Besitzer ausgeschimpft.“
Heiner, der seinen Papa liebgewonnen hatte, schmiegte sich an ihn und sagte: „Nein, Papa wird nicht ausgeschimpft, ich gehe mit ihm und wir holen den Ball gemeinsam.“ „So machen wir das“, entgegnete der Papa und unter lustigem Gelächter verließ die kleine Familie das Restaurant.
Auf der Heimfahrt dachte Rainer doch noch einmal an die beiden Herren am Nebentisch: „Wenn das wirklich ein Diamantenhändler war, wie kann er dann so leichtsinnig sein und seine Klunker offen zeigen? Das war bestimmt ein Warenwert in Millionenhöhe, wenn die Steine echt waren. Davon musste man allerdings ausgehen, kein Mensch würde ernsthaft eine Kollektion von Glasklunkern präsentieren.“
Seine unfreiwillige Beobachtung ließ ihn nicht los: „Was war der vermeintliche Käufer für ein Typ? Vom äußeren Schein waren beide grundsolide Herren mittleren Alters. Man konnte sie sich als gutgestellte Familienväter vorstellen, die in einem komfortablen Eigenheim wohnten. Warum trafen sie sich nicht dort in einer sicheren Umgebung?“
Ruths Frage unterbrach seine Gedanken: „Denkst du schon wieder an deine Arbeit? Noch ist Wochenende, was hast du mit uns vor?“ Die Frage konnte er leicht beantworten: „Wir machen einen Spaziergang am Deich, dann kaufen wir ein.“ „Warum einkaufen?“, fragte Ruth. „Unser Abendbrot. Anschließend fahren wir zu Oma Bernhard und dort bereiten Heiner und ich Euch ein wunderbares Abendbrot.“
Allgemeines Gelächter und Ruth sagte: „Gute Idee, aber das Abendbrot übernehme ich doch lieber zusammen mit Oma.“ Die beiden Männer waren zähneknirschend einverstanden. Das Abendbrot gelang vorzüglich, es folgte ein erholsamer Sonntag.
Und dann hatte die blanke nackte Woche sie wieder, die Schule und der Beruf standen wieder im Vordergrund. Ruth konnte auch von der neuen Wohnung mit dem Bus zum Containerterminal fahren, Rainer brachte Sohn Heiner zur Schule und fuhr dann weiter zu seiner Dienststelle. Dort erwartete ihn eine Menge Papierkram, wie er schon befürchtet hatte. Es galt einiges aufzuarbeiten.
Sein Kollege Kriminalkommissar Bernd Schmidt steckte den Kopf in sein Büro und wünschte: „Guten Morgen, Herr Kollege“, verbunden mit der Frage, „wie war dein Golfplatz Erlebnis?“ Rainer winkte ihm hereinzukommen und holte zwei Tassen Kaffee: „Das Eisen schwingen verlief ohne Höhepunkte. Aber eine ungewöhnliche Beobachtung habe ich gemacht“, und er berichtete dem Kollegen von dem Diamantendeal. „Was hältst du davon“, wollte er seine Meinung hören.
„Das klingt nach finsteren Machenschaften, wie kommt der Mensch zu solch einem wertvollen Besitz, der doch in einen Banktresor gehört? Man könnte annehmen, dass er seinen Schatz dort nicht zeigen darf, weil er aus dunklen Kanälen stammt.“ „Ja, und jetzt soll sein Schatz am Finanzamt vorbei den Besitzer wechseln. Aber es liegt keine Anzeige vor, für uns gibt es keinen Anlass einzuschreiten.“
Wer an den lieben Gott glauben will, muss auch den Teufel in Kauf nehmen.
Martin Suter (*1948)
Aber da hatte sich Kriminalist Rainer Möhler geirrt, das erkannte er am nächsten Tag, ein Leichnam wurde gefunden und er fuhr mit dem Kollegen Schmidt zum Fundort.
Der Leichnam, der von einem Schrebergärtner im Graben vor seinem Gartengelände gefunden worden war, wurde geborgen und zur weiteren Untersuchung durch die Mordkommission ins Präsidium transportiert.
Rainer kam Gesicht, Statur und Kleidung des Leichnams seltsam bekannt vor, wer konnte das sein? Der Herr am Nebentisch in der Gaststätte am Golfplatz fiel ihm ein, der mit den Klunkern. Er fuhr zum Golfplatz und traf den Pro, der sich gerade bemühte, wahrscheinlich vergeblich, dachte Rainer, einer charmanten