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Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Es schlägt an die Tür, die wehmütig-fröhliche Chanukka-Gesellschaft verstummt erschrocken. »Die Flagellanten sind da!« Doch es ist einer der Ihren, der sie zu warnen kommt. Eilig brechen die Verfolgten auf und verlassen ihre Heimatstadt in der Märkischen Heide. Den Glauben seiner Figuren, gleich welcher Religion oder Konfession er ist, versteht Stefan Zweig als eine Dimension von Menschlichkeit. Das Suchen und Ringen um Gottesnähe ist der existentielle Versuch, sich mit dem Leben ins Verhältnis zu setzen. Und die Verfolgungen, denen sich Gläubige – Juden, Katholiken, Reformatoren – zu verschiedenen Zeiten ausgesetzt sehen, beschreibt er ausnahmslos als Versagen der Menschlichkeit.
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Seitenzahl: 29
Veröffentlichungsjahr: 2012
Stefan Zweig
Erzählungen
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
Reihengestaltung: bilekjaeger
Covergestaltung: Ingrid Lutterbeck
Coverabbildung: Archiv S. Fischer Verlag
Unsere Adresse im Internet: www.fischerverlage.de
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Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-402339-7
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Im Schnee
Anhang
Editorische Notiz
Daten zu Leben und Werk
Stefan Zweig
Eine kleine deutsche Stadt aus dem Mittelalter, hart an der Grenze von Polen zu, mit der vierschrötigen Behäbigkeit, wie sie die Baulichkeiten des vierzehnten Jahrhunderts in sich tragen. Das farbige, bewegliche Bild, das sonst die Stadt bietet, ist zu einem einzigen Eindrucke herabgestimmt, zu einem blendenden, schimmernden Weiß, das hoch über den breiten Stadtmauern liegt und auch auf den Spitzen der Türme lastet, um die schon die Nacht die matten Nebelschleier gezogen hat.
Es dunkelt rasch. Das laute, wirre Straßentreiben, die Tätigkeit vieler schaffender Menschen dämpft sich zu einem verrinnenden, wie aus weiter Ferne klingenden Geräusche, das nur der monotone Sang der Abendglocken in rhythmischen Absätzen durchbricht. Der Feierabend tritt seine Herrschaft an über die abgemüdeten, schlafersehnenden Handwerker, die Lichter werden immer vereinzelter und spärlicher, um dann ganz zu verschwinden. Die Stadt liegt wie ein einziges, mächtiges Wesen im tiefen Schlafe.
Jeder Laut ist gestorben, auch die zitternde Stimme des Heidewindes ist in einem linden Schlafliede ausgeklungen; man hört das leise Lispeln der stäubenden Schneeflocken, wenn ihre Wanderung ein Ziel gefunden ….
Plötzlich wird ein leiser Schall vernehmbar.
Es ist wie ein ferner, eiliger Hufschlag, der näher kommt. Der erstaunte schlaftrunkene Wächter der Tore geht überrascht ans Fenster, um hinauszuhorchen. Und wirklich nähert sich ein Reiter in vollem Galopp, lenkt gerade auf die Pforte zu, und eine Minute später fordert eine rauhe, durch die Kälte eingerostete Stimme Einlaß. Das Tor wird geöffnet, ein Mann tritt ein, der ein dampfendes Pferd zur Seite führt, das er sogleich dem Pförtner übergibt; und seine Bedenken beschwichtigt er rasch durch wenige Worte und eine größere Geldsumme, dann eilt er mit hastigen Schritten, die durch ihre Sicherheit die Bekanntschaft mit der Lokalität verraten, über den vereinsamten weißschimmernden Marktplatz hinweg, durch stille Gassen und verschneite Wege, dem entgegengesetzten Ende des Städtchens zu.
