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Sigurd und Alethea befinden sich auf dem Planeten ANUN'HA. Dieser war einst eine lebende Entität. Heute steht dort auf einem von zwei Kontinenten das Sternen-Zikkurat, das einzige Vermächtnis eines sehr alten Sternenvolkes, das Alte Geschlecht von Krsutner. Der zweite Kontinent ist von menschenähnlichen Intelligenzen besiedelt. Sie nennen sich Akkattarier. Als vor über einer Generation die sogenannten 'Heimlichen Invasoren' von den Sternen auftauchten, ist die Gesellschaft im Aufruhr. König Šamšī-Rohh II, das Oberhaupt von AKKATTA, versucht die wirtschaftliche Ausbeutung durch die waffentechnisch überlegenen Fremden zu minimieren. Als das Sternen-Zikkurat plötzlich aktiv wird und die Raumschiffe der 'Heimlichen Invasoren' angreift, kommt es endgültig zur Eskalation. Sigurd wird unfreiwillig in die beginnenden Auseinandersetzungen hineingerissen und muss sich gleichzeitig gegen die immer noch in seiner Schulter befindlichen Schicksalstafeln zur Wehr setzen, die begonnen haben, ihn zu manipulieren. Sein Ziel, einen Weg zurück zur Erde zu finden, scheint plötzlich in weite Ferne gerückt zu sein.
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Seitenzahl: 315
Veröffentlichungsjahr: 2025
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EXO-TERRESTRIAL-FORCES
Vermächtnis der OUTER-SPACE-Naniten
Band 5
Im Sog der Unendlichkeit
© 2025 Jens F. Simon
Illustration: S. Verlag JG
Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,
Alle Rechte vorbehalten
Vertrieb: epubli ein Service der neopubli GmbH, Berlin
ISBN:978-3-565098-10-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Virtuelle Realitäten umgeben uns, sobald wir geboren werden. Jeder Mensch hat seine ureigene Sicht der Dinge. Die Wirklichkeit ist ein subjektives Erleben der Dinge. Stell dir vor, eines Tages erwachst du in einem fremden Körper, siehst mit fremden Augen eine gänzlich neue Welt. Bist du wiedergeboren? Was ist geschehen? „Nur ein Traum“, denkst du, aber dieser „Traum“ geht nicht zu Ende. Dir bleibt nichts anderes übrig, als die neuen Gegebenheiten anzunehmen, auch wenn du denkst, dass diese Wirklichkeit nicht mehr deine Wirklichkeit ist.
Inhaltsverzeichnis:
Irreversibilität unerwünscht
Moderate Marodeure
Die Erschaffer
ANUN’HAs Weg
Der Feind in dir
Kapitän Solaakks Sieg
Trennung von Alethea
Der Ring der Fünf
Der Maul’aaf M’pfank
An Bord der MOOR
Vergangenheit, im Palast von König Šamšī-Rohh II
Die Expedition
Land des Unumgänglichen
Aufbegehren des Unterbewusstseins
Das Projektionsplanetarium
Stressfaktor unbekannt
In den Katakomben von ANUN’HA
Die Flotte der Sternenhändler
Sigurds Erwachen
Die Schläfer des Sternen-Zikkurats
Unter Feuer
Händler-Intrige
Kampf im Sternen-Zikkurat
Rettung für Alethea
Feuer und Rauch
Kampf der Körper-Naniten
Im Virtuell Reality Center
Überleben unabdingbar
Saviiers Vorschlag
Der Abschied
Raum und Zeit
Die Ankunft
Der SCIFI Freak
Der hinterhältige Angriff hatte die Netzhaut meiner Augen stark angegriffen. Ich hatte es höchstwahrscheinlich nur meinen Körper-Naniten zu verdanken, dass es zu keinen bleibenden Schäden gekommen war.
Nach dem Sprung stand ich jetzt in absoluter Dunkelheit.
„Das war wirklich knapp. Wieso haben diesmal die Tafeln nicht geholfen oder dein besserwisserisches Unterbewusstsein nicht eingegriffen?“
Aletheas Gedanken zeigten mir auf, dass ich mich wirklich nur auf mich selbst verlassen konnte.
Ich ließ die Frage unbeantwortet und konzentrierte mich auf die Dunkelheit. Es war still, zu still.
Die Augennerven reagierten sofort auf mein Bedürfnis, wenigstens ein wenig mehr erkennen zu können und die Nanobots optimierten in Sekundenschnelle die Leistungsfähigkeit der Netzhaut.
Es wurde etwas heller, nachdem ich nun auch im Infrarotbereich sehen konnte. Ich stand in einem langen Korridor, der etwa fünf Meter breit war und dessen Wände in einem merkwürdigen Farbton erstrahlten.
„Ich glaube nicht, dass das, was du gerade wahrnimmst, die Farbe der Wände ist. Vielmehr ist es eine Art Wärmestrahlung, die von ihnen ausgeht und die sich in der Infrarotsicht anders darstellt.“
„Ist das jetzt so wichtig? Man hat auf uns hinterrücks geschossen. Ich denke wir verlassen diesen ungastlichen Ort und teleportieren“, antwortete ich etwas grob auf Aletheas Gedanken.
Trotzdem berührte ich mit der Hand vorsichtig die Wandfläche.
Die Naniten der Hautrezeptoren erfassten sofort die Wärme und übermittelten meinem Gehirn ebenfalls noch ein Vibrationsempfinden.
Die Wand begann immer stärker zu vibrieren und die Schwingungen pflanzten sich über den Boden fort.
Fernes Donnergetöse in rhythmischen Schlägen ließ mich aufhorchen. Dann, unvermittelt, setzte Ruhe ein.
„Ich komme mir vor, als würde ich mich im Bauch eines riesigen Lebewesens befinden.“
Alethea schwieg und ich wusste nicht wirklich, was ich von alle dem hier halten sollte.
„So kommen wir nicht weiter! Ich weiß überhaupt nicht, was mich getrieben hat, hierher zu springen. Ich schlage vor, wir teleportieren zurück in den Raum mit dem hufeisenförmigen Pulttisch von Professor Yout’jang. Was meinst du dazu, Alethea?“
„Wir müssen nochmals mit diesem Saviier sprechen. Dein Körper materialisierte aus einem in seinem Labor künstlich erzeugten Schwarzen Loch. Ich denke, nur dort besteht die Möglichkeit zu erfahren, ob und wie wir wieder zurück in unsere Welt gelangen können. Das ist doch immer noch dein Ziel, oder?“
Alethea hatte recht und ich war gleichzeitig auch verblüfft. Nicht nur wegen ihrer Frage, sondern auch wegen der Tatsache, dass ich an ein Zurück überhaupt nicht mehr gedacht hatte.
„Vorsicht, du wirst bereits durch die Tafeln manipuliert.“
Die innere Stimme meines Unterbewusstseins ließ mich aufhorchen.
Ich hatte ebenfalls ganz vergessen, dass sich die Schicksalstafeln immer noch in meiner Schulter verbargen.
Der Angriff kam wiederum vollkommen unerwartet. Sonnenhelle Strahlen umhüllten plötzlich meinen Körper und ich wurde einige Meter weit in den Gang hineingeschleudert.
Ich hatte das Gefühl, in Flammen zu stehen.
Es dauerte zwar nur wenige Sekunden, bis die Blendung meiner Augen von den Körpernaniten beseitigt worden war, aber auch diese kurze Zeitspanne bedeutete für mich fast eine halbe Ewigkeit.
Ich glaubte, ich würde sterben und ein Konglomerat von Eindrücken aus meiner Vergangenheit begann mit einem Mal, durch meinen Geist zu toben.
Als ich verstört aufblickte, erkannte ich etwa zwei Meter große, würfelartige Maschinen, die auf jeweils sechs stelzenförmigen Beinen vor mir standen.
Aus rotglühenden Abstrahlöffnungen, die sich an der Unterseite des Würfels befanden, schossen nadelfeine Laserstrahlen auf mich zu.
Mein Unterbewusstsein hatte anscheinend bereits längst reagiert und einen telekinetischen Abwehrschirm um mich herum aufgebaut.
Jedenfalls wurden die Strahlen wenige Zentimeter von mir entfernt abgelenkt und teilweise sogar zurückgeworfen.
Erste Explosionen zeigten mir, dass sie tatsächlich gefährlich waren.
„Dummkopf, normalerweise müsstest du schon längst tot sein, wenn nicht zunächst die Tafeln eingegriffen hätten und danach ich. Besinne dich endlich und reagiere!“
Fast schmerzhaft laut tönte die geistige Stimme meines selbstständig agierenden Unterbewusstseins durch meinen Kopf.
Ohne weiter nachzudenken, teleportierte ich und sprang zu der letzten in meinem Kopf vorhandenen Erinnerung, dem großen, hufeisenförmigen Pulttisch. Im Raum befand sich kein lebendes Wesen, als wir rematerialisierten.
Ich zuckte zusammen, als sich ein stechender und gleichzeitig heißer Schmerz in der rechten Schulter bemerkbar machte.
Er verschwand sofort wieder und ich wurde abgelenkt, als sich die Tür öffnete.
Ich wusste, dass sich dahinter ein Fahrstuhl befand und dass dieser Raum ein geheimes Refugium des Professors darstellte.
Und richtig, genau, wie ich es erwartet hatte, kam Professor Yout’jang durch die Tür. Er betrat den Raum, ohne mich zunächst bemerkt zu haben.
„VVT, Verbindung zu Saviier herstellen“, hörte ich ihn laut sagen.
Natürlich wusste ich mittlerweile, dass es sich bei dem VVT um ein neuartiges Kommunikationssystem handelte. Über die Sprachsteuerung hatte er das Virtual Visible Table System aktiviert.
Ohne Verzögerung sah ich jetzt das verkleinerte Abbild des Gravo-Designers Saviier direkt vor mir auf der Schreibtischplatte als Hologramm entstehen.
Das Hologramm hatte mir den Rücken zugedreht und blickte in Richtung des Professors.
Als dieser sich nun dem Tisch zuwandte, blickte er jedoch nicht das Hologramm an, sondern richtete seinen Blick direkt auf mich. Auf seiner Stirn bildeten sich eine Vielzahl von Falten, das war aber bereits schon alles. Es schien mir gerade so, als hätte er auf mein Erscheinen gewartet.
„Saviier, es tut mir leid, ich muss die Verbindung unterbrechen. Ich habe Besuch bekommen!“
Das Hologramm des Gravo-Designers verblasste, ohne dass ich noch ein Wort von ihm vernehmen konnte.
„Paurusa, ich wusste, dass ich Sie wiedersehen würde. Ihr plötzliches Verschwinden war wohl nicht ganz freiwillig gewesen, richtig? Saviier und ich konnten es uns denken, dass Sie selbst nicht einfach ohne Grund das Gespräch abbrechen. Was ist geschehen?“
Er schaute mich fragend an und in seinem Gesicht konnte ich deutlich eine zunehmende Spannung erkennen.
So ganz ruhig, wie er sich nach außen hingab, war er wohl doch nicht. Ich versuchte ein Lächeln und setzte mich in einen der Sessel, die vor den Pulttisch standen oder besser gesagt schwebten.
„Professor Yout’jang, Sie haben nicht ganz unrecht. Die Tafeln in meiner Schulter beginnen ein gewisses Eigenleben zu entwickeln. Die Teleportation wurde tatsächlich nicht durch meinen Willen ausgelöst.“
„Verrate nicht zu viel über uns.“
Aletheas Gedanke vernahm ich nur am Rande meiner eigenen Gedankengänge. Natürlich hatte ich nicht vor, mehr als notwendig über Alethea und mich zu verraten. Insbesondere, da der Leiter des Virtuell Reality Centers keine Kenntnis über unsere körperliche und geistige Verschmelzung hatte.
„Ich muss unbedingt Saviier sprechen“, platzte es trotzdem aus mir heraus.
„Sehr interessant. Welche Funktionen haben den diese sogenannten Tafeln? Soviel ich verstanden habe, besteht ihr Körper aus organischen Naniten und ist ähnlich aufgebaut wie die Lifebots. Sehr interessant, wirklich!“
Hatte er mich tatsächlich nicht verstanden oder wollte er mich nicht verstehen? Professor Yout’jang ließ sich gemächlich in einen der frei herumstehenden Sessel gleiten. Ich schwieg und schaute ihn skeptisch an.
„VVT, Verbindung zu Saviier herstellen“, hörte ich ihn sagen.
Ich blickte gespannt auf den Tisch, wo auch zuvor bereits das kleine Hologramm entstanden war. Es dauerte diesmal etwas länger, bis ich Saviier in voller Gestalt erblicken konnte.
„Yout’jang, was kann ich für Sie tun? Leider bin ich etwas in Zeitdruck. Ich befinde mich gerade auf dem Weg in den Regierungspalast.“
„Lieber Saviier, entschuldigen Sie vielmals die Belästigung. Aber mein Besuch hat das dringende Bedürfnis mit Ihnen in Kontakt zu treten“, erwiderte der Professor mit einem ironischen Unterton.
Das Hologramm begann sich langsam zu drehen, als er mit dem Zeigefinger der rechten Hand die Kontaktfläche des VVT-Displays an seinem linken Arm betätigte.
Ich wartete, bis sich das Hologramm des Gravo-Designers mit dem Gesicht zu mir gedreht hatte. „Paurusa!“ Sein erstaunter Ausruf zeigte mir, dass er mich erkannt hatte.
„Saviier entschuldigen Sie die Störung und ebenfalls mein damaliges, plötzliches Verschwinden. Es war nicht ganz freiwillig gewesen. Ich benötige unbedingt weitere Einzelheiten über das von Ihnen künstlich erzeugte Schwarze Loch. Nach Ihren Angaben ist mein Körper durch das Schwarzes Loch transportiert worden. Gibt es Informationen zum Ausgangspunkt?“
Ich legte eine kurze Pause ein.
„Frage ihn, ob die Verbindung durch das Loch noch besteht“, vernahm ich unvermittelt Aletheas Gedanken.
Bevor ich die entsprechende Frage formulieren konnte, verblasste das Hologramm Zusehens und verschwand nach wenigen Sekunden vollkommen.
Das ist merkwürdig. Das VVT-Signal wurde anscheinend durch eine stärkere Quelle überlagert und der Kontakt damit unterbrochen.“
Ich schaute erstaunt von der Tischplatte zu Professor Yout’jang.
„Was bedeutet das genau?“
„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich kenne diese neue Kommunikationstechnologie zu wenig.“
Es war wie verhext. Ich hatte den Eindruck, dass ich einfach nicht vom Fleck kam.
„Was ist mit diesen Tafeln in deiner Schulter? Frage ihn, ob er eine Möglichkeit sieht, sie zu entfernen!“
Ich folgte Aletheas Vorschlag, ohne zu überlegen.
„Yout’jang, Sie erinnern sich sicherlich. Saviier hat es bereits angesprochen. Es sitzen sieben kleine Täfelchen in meiner rechten Schulter. Gibt es aus Ihrer Sicht eine, wenn auch nur winzige Möglichkeit, sie zu entfernen?“
Professor Yout’jang sah mich mit starrem Blick an.
„Ich erinnere mich. Ich erinnere mich auch daran, dass Ihr Körper aus organischen Naniten besteht. Wir haben hier im Virtuell Reality Center eine gewisse Routine, was die Reparatur unserer Lifebots betrifft, aber diese bestehen aus künstlichen Nanobots.“
Er machte eine Pause.
„Wir müssten zuvor Ihren Körper einigen Tests unterziehen, Zellproben entnehmen und die betreffende Stelle genaustens vermessen. Anhand Ihrer Fragestellung kann ich wohl davon ausgehen, dass diese Täfelchen nicht von Anfang an zu Ihrem Körper gehört haben, sondern irgendwann später dazugekommen sind, richtig?“
„Ja, so ist es. Ich wurde selbst davon vollkommen überrascht.“
„Das müssen Sie mir genauer erklären. Insbesondere die speziellen Umstände wären schon bedeutsam zu wissen, um eine genaue Analyse erstellen zu können. Zur Durchführung einer Ektomie ist grundsätzlich jede noch so kleine Information über den Patienten wichtig!“
„Wenn ich ihnen meine ganze Lebensgeschichte erzähle, sitzen wir nach einem Planetenumlauf um die Sonne noch hier. Ich denke, das Allererste, was zu tun ist, sollten die Tests sein. Ich würde es begrüßen, wenn wir so schnell wie möglich damit anfangen könnten.“
„Ich habe nichts dagegen. Ich würde noch vorschlagen, dass Saviier bei den Untersuchungen dabei ist. Was meinen Sie?“
„Das ist eine gute Idee. Schließlich geht es ja auch um den möglichen Rücktransfer durch das Schwarze Loch und ob dein Körper dazu überhaupt in der Lage ist!“
„Unser Körper, Alethea, es ist unser Körper“, verbesserte ich ihre gedankliche Mitteilung.
„Sie wirken nachdenklich? Haben Sie irgendwelche Zweifel?“
Professor Yout’jang hatte wohl unsere kurze mentale Kommunikation bemerkt, aber anhand meines Gesichtsausdrucks nicht einordnen können.
„Nein, keine Zweifel. Ich bin ebenfalls der gleichen Meinung. Saviier sollte anwesend sein!“
„Gut, sehr gut. Ich werde veranlassen, dass Ihnen wieder ein Zimmer zugeteilt wird. Dort können Sie übernachten und wir beginnen morgen mit den Untersuchungen. Ich werde Saviier entsprechend informieren, wenn ich ihn erreiche, natürlich.“
Das Zimmer war ähnlich gestaltet, wie ich es noch in meiner Erinnerung hatte.
Die Wandfläche gegenüber dem Eingang beherbergte einen Einbauschrank. Er besaß zwei sichtbare Schiebetüren. Auf der rechten Seite befand sich eine dritte, fast gleich aussehende, Schiebtür, die in eine Nasszelle führte.
Die gesamte linke Wand war ab einer Höhe von etwa einem Meter transparent. Davor stand das Bett. Das Zimmer befand sich im sechszehnten Stock der riesigen Wohnanlage.
„Jetzt kann ich endlich wieder in meinen Körper schlüpfen, oder hast du etwas dagegen?“
Alethea Wunsch war verständlich. Auch ich hatte Sehnsucht nach ihr. Aber da war auch noch ein Gefühl in mir, das mich schon die ganze Zeit beunruhigte.
Mir war, als würde ich mich in einer unbestimmten Gefahr befinden.
„Ich würde dich auch viel lieber in den Arm nehmen, aber ich denke, es ist momentan besser, dass wir in der Singularitätenphase bleiben. Sollte uns eine Gefahr überraschen, können wir uns sofort in Sicherheit teleportieren. Ich möchte diese Option ungern aufgeben!“
Ich stand vor der Fensterfront und blickte hinaus auf die untergehende Sonne. Aletheas mentales Stöhnen ließ Gänsehaut auf meinem Rücken entstehen.
„Wenn du meinst!“
Ich kämpfte gegen die Sehnsucht an, mich mit ihr zusammen auf dem großen Bett zu wälzen. Ich kam mir in diesem Moment ziemlich verloren vor.
„Warte, vielleicht können wir es doch wagen. Es wäre ja auch lediglich für einen kurzen Zeitraum!“
Meine Gedanken hatten wohl ebenso gewisse erotische Komponenten.
„Sieh an, wenn es darum geht, deine persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen, dann sind deine Befürchtungen auf einmal nicht mehr so wichtig.“
„Ich denke, du hast recht. Ich habe nicht so weit gedacht, wie du!“
Mit diesem Geständnis hatte ich sie überrumpelt. Jedenfalls benötigte sie einen Augenblick, um sich zu überlegen, was sie erwidern sollte.
„Schön!“ Mehr vernahm ich nicht von ihr.
Ich spürte aber, dass sich ihr mentales Echo, das als kleiner, strahlend heller Punkt in meinem Geist erschien, von mir zurückzog.
Das war bisher immer dann geschehen, wenn Aletheas Körper-Xxiin sich bereits machten, sich aus meinem Körper zu trennen.
Diesmal jedoch geschah etwas ganz anderes.
Die Umgebung wechselte unvermittelt.
Ich stand plötzlich inmitten eines mit allerlei Technik vollgestopften Raums, der hell erleuchtet war.
Was mir sofort auffiel, war, dass sich eine ganze Anzahl von pultförmigen Tischen regelrecht chaotisch im Raum verteilten. Ein ständiges Piepsen, Klicken und Rauschen lag in der Luft.
„Aus die Maus, so sagt man doch, oder?“
Aletheas Gedanke nahm ich nur am Rande wahr, denn jetzt erblickte ich den Fremden.
Er schien mich auch gerade bemerkt zu haben, denn er hielt ruckartig in seinen Bewegungen inne und blickte in meine Richtung.
Wir standen uns etwa in einem Abstand von fünf Metern gegenüber, als unvermittelt von allen Seiten sich die verschiedenartigsten Maschinen, die zuvor noch völlig bewegungslos im Raum standen, in Bewegung setzten. Ihr Ziel war ich.
Kapitän Solaakk und die Mannschaft der abgeschossenen MARSCH erreichten den königlichen Palast nahe der Hauptstadt Ninuah.
Solaakk und seine Leute gehörten dem Volk der Maul’aaf an. Dieses Volk hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Pavianen, weisen aber eine durchschnittliche Körpergröße von zwei Metern auf.
Dominierend in ihren Gesichtern war die längliche, riesige Nase, die sich von der Stirn bis zum Mund zog. Die Bewegungsabläufe dieser Spezies lagen etwa fünfzig Prozent über der durchschnittlichen Zeit-Norm der anderen humanoiden Völker. Damit lebten sie quasi in einer anderen Dimension, mit anderen Zeitabläufen, waren aber trotzdem integrierter Bestandteil dieses Universums.
Als die Mannschaft der MARSCH nunmehr schwer bewaffnet durch die Straßen von Ninuah zog, dem Palast von König Šamšī-Rohh II entgegen, verdankten sie es hauptsächlich der Schnelligkeit ihrer Bewegungen, dass sie nicht angegriffen wurden.
Man hielt gehörigen Abstand. Kapitän Hagar-Rott, Stratege des Königs, wurde sofort über ihre Ankunft informiert, dass betrat Kapitän Solaakk mit seinen Leuten gerade den äußeren Stadtbezirk.
Hagar-Rott handelte sofort und appellierte über das stadteigene VVT-Netz an die Bevölkerung, sich zurückzuhalten und keine Zwischenfälle zu provozieren.
Man würde die Abordnung der ‚Heimlichen Invasoren‘ im Palast empfangen und nach ihrem Begehr fragen.
Es war schließlich in der nahen Vergangenheit noch nie vorgekommen, dass sie zu Fuß in den Palast kamen.
Noch wusste nämlich Kapitän Hagar-Rotts nichts von dem Abschuss eines ihrer Raumschiffe.
Am Palast kam es letztendlich doch zu einem Zwischenfall. Die Palastwache wurde von der Crew der MARSCH vollkommen überrascht.
Sie war zwar von dem Erscheinen der Fremden unterrichtet worden und Kapitän Hagar-Rotts hatte die klare Instruktion herausgegeben, dass man sie umgehend zu ihm geleiten sollte.
Jedoch wurde bei dem Anblick der sich unwahrscheinlich schnell bewegenden und schwer bewaffneten Fremden unmittelbar der Eindruck vermittelt, es handelte sich um einen Angriff auf den Palast und König Šamšī-Rohh II.
Dementsprechend reagierten die Palastwachen.
Die beiden schweren Tore des Eingangsportals schnellten in die Verschlussstellung, als der Befehlshabender der Wache, Corporal Wring, Palast-Alarm auslöste.
Rund um das Portal öffneten sich kleine Schießscharten ähnliche Öffnungen in der Wand und die Abstrahlöffnungen von über einem Dutzend Laser richteten sich auf die heranstürmenden Fremden.
Kapitän Hagar-Rott verfolgte die sich zuspitzende Eskalation in der Sicherungszentrale des Palastes.
Sämtliche Monitore verfügten über variable Flugdrohnen, die den Palast und die nähere Umgebung ständig überwachten. Längst schon hatte er versucht, mit Corporal Wring Kontakt aufzunehmen, was jedoch trotz allen Bemühungen nicht gelang.
„Dieser Dummkopf hat doch tatsächlich bei der Auslösung des Alarms auch eine positive Impulsflanke zur Störung der gesamten Kommunikation in und um den Palast initialisiert“, schrie er vor Wut und rannte bereits aus dem Raum.
Wenn das nur gut ging. Die Fremden von den Sternen oder die sogenannten „Heimlichen Invasoren“, wie sie von den Einheimischen genannt wurden, waren unberechenbar.
Es durfte zu keiner Machtdemonstration kommen, aber nach dem vorschnellen Handeln von Corporal Wring befürchtete Hagar-Rott genau dieses. Er musste davon ausgehen, dass die Fremden über hochwertige Waffen verfügten und auch Willens waren, sie zu benutzen.
König Šamšī-Rohh II befand sich mittlerweile zwar im Hochsicherheitsbunker des Palastes und war so in relativer Sicherheit.
Aber im Palast hielten sich weit über zweihundert weitere Personen auf. Außerdem war da noch die Bevölkerung von Ninuah. Sie durfte auf keinem Fall der Willkür der Fremden ausgesetzt werden.
Als die schwere Explosion die Palastmauern bis in ihre Grundfesten erschütterte, nahm Kapitän Hagar-Rott, Stratege des Königs, bereits das Schlimmste an.
Eine gewaltige Staubwolke kam ihm entgegengeflogen.
Er versuchte die Augen zusammenzukneifen, um nicht vollkommen die Sicht zu verlieren. Mit verengten Augenschlitzen stierte er in die mit Staubpartikeln überzogene Einrichtung vor sich und versuchte etwas zu erkennen.
Hustend und fluchend bewegte er sich weiter, immer damit rechnend, über herumliegende Gesteinsbrocken oder Teile der einstigen Inneneinrichtung zu stolpern. Als plötzlich der Fremde vor ihm stand, wurde er vollkommen überrascht.
Mehr reflexartig als bewusst griff Kapitän Hagar-Rott zur Waffe, die an seinem Gürtel hing und die er bisher lediglich der Form halber trug. Sie war neben den Abzeichen an seiner Jacke das einzige weitere Merkmal seines von König Šamšī-Rohh II verliehenen Rangs.
Er hatte den Laser noch nicht einmal richtig in der Hand, als ihm die Waffe bereits aus den Fingern geschlagen wurde und er einen Stoß vor die Brust bekam.
Plötzlich umringten ihn eine ganze Anzahl von dunklen Gestalten.
Er stolperte über einen am Boden liegenden Mauerstein, wurde aber sofort wiederaufgerichtet. Die Schnelligkeit der Bewegungsabläufe hielt ihn regelrecht in Atem.
„Du bringst uns sofort zu deinem Herrscher!“
Die Stimme war sehr hoch und er blickte verwundert in das mit einem weißen Bart umrundete Gesicht des Fremden vor ihm.
Die lange, etwas rötlich wirkende Nase und die tief in den Augenhöhlen liegenden Augen ließen ihn lautstark durchatmen.
„Hast du mich verstanden?“
Die hohe Fistelstimme wollte so überhaupt nicht zu der vor ihm stehenden Erscheinung passen.
Etwas irritiert verfolgte er die sich ständig um ihn herum in Bewegung befindlichen anderen Fremden.
Ein lautes Stöhnen aus einem seitlich von ihm liegenden Trümmerhaufen holte Hagar-Rott zurück in die Realität.
„Ihr seid die Fremden, die Invasoren“, rutschte es ihm unüberlegt heraus!“
„Es scheint alles wieder ruhig zu sein. Jedenfalls ist kein Widerstand mehr zu erkennen. Warum die Schüsse auf uns abgegeben wurden, ist momentan nicht ersichtlich!“
Die Stimmfrequenz des Sprechers lag fast am Rande zum Ultraschallbereich. Hagar-Rott konnte gerade noch verstehen, was gesagt wurde, jedoch hätte er nicht sagen können, woher die Stimme kam.
Der Staub hatte sich mittlerweile auf dem Boden verteilt.
„König Šamšī-Rohh II wird uns Rede und Antwort stehen, dafür sorge ich. Wir haben zwei Verletzte. Das wird ihn einiges kosten.“
Kapitän Solaakk zeigte mit dem Arm in das vor ihnen liegende Innere des Palastes.
„Los, wir dringen weiter vor.“
Dann wandte er sich wieder an Hagar-Rott: „Du führst uns. Mach keinen Unfug, dann geschieht dir auch nichts!“
Kapitän Hagar-Rott wusste nicht, wie ihm geschah, als er mit einer unwahrscheinlichen Schnelligkeit herumgerissen wurde und einen Schlag auf die Schulter bekam, der ihn mehrere Meter nach vorne schleuderte.
Für ihn war klar, er musste sofort handeln.
Natürlich konnte er die Fremden nicht direkt zu König Šamšī-Rohh II führen, das hätte er auch überhaupt nicht tun können, auch wenn er es gewollt hätte, da der Hochsicherheitstrakt des Palastes auch für ihn tabu war.
Es gab zu viele Fallensysteme, von denen er ebenfalls nichts wusste.
Er entschloss sich spontan, die Fremden in die Audienzhalle des Palastes zu führen. Dort gab es einen geheimen Seitengang, der sich direkt hinter dem Thronpodest befand.
Wenn er ihn erreichen könnte, wäre es ein Leichtes für ihn, zu fliehen. Mit hoch erhobenen Schultern ging er den Fremden voraus.
Immer wieder erhielt er einen Stoß in den Rücken. Anscheinend war er ihnen zu langsam.
Wie tanzende Derwische wieselten sie um ihn herum, immer in Bewegung.
Hagar-Rott meinte sich zu erinnern, dass König Šamšī-Rohh II über diese seltsame Verhaltensweise der Heimlichen Invasoren gesprochen hatte.
Die Bewegungsabläufe der Fremden lagen etwa fünfzig Prozent über der für Akkattarier normalerweise geltenden Norm.
Er hatte versucht, die Fremden zu zählen, war jedoch aufgrund der schnellen Bewegungen kläglich gescheitert.
Jetzt konzentrierte sich Hagar-Rott auf den Moment, wenn sie die Audienzhalle erreichten.
Die Korridore und Flure auf dem Weg dorthin waren wie leergefegt. Selbst von der Vielzahl an Bediensteten, die sich normalerweise hier bewegten, war absolut nichts zu erkennen.
Niemand kreuzte ihren Weg.
Als sich das große Eingangstor, fünf Meter hoch und drei Meter breit, öffnete und die ersten Fremden sich mit einer immensen Schnelligkeit hineinbewegten, konzentrierte er sich lediglich auf das Podest, das sich in etwa fünfzehn Metern Entfernung befand.
Dort konnte er mehrere Palastbedienstete erkennen, die plötzlich vor Schrecken vollkommen erstarrten und gegenüber den hereinstürmenden Fremden, wie leblose, steinerne Skulpturen wirkten.
Der Fremde in Hagar-Rotts Rücken, den sie Kapitän Solaakk nannten, wurde kurz abgelenkt.
Er schrie seinen Leuten irgendwelche Befehle zu, die Hagar-Rott nicht verstand.
Mit einer Schnelligkeit, die er sich selbst nicht zugetraut hätte, rannte er bereits ebenfalls inmitten der eindringenden Fremden auf das Thronpodest zu.
Er bewegte sich dabei zwar immer noch langsamer, als die anderen, aber aufgrund der gleichen Wegrichtung schien es überhaupt nicht aufzufallen, dass er ein Einheimischer war.
Erste Schreie hallten durch den Saal, als die Bediensteten sich von ihrem Schrecken erholt hatten.
Das kümmerte den Strategen des Königs aber weniger. Er warf sich vor dem Thronpodest zur Seite, gerade als ein Bediensteter und einer der Fremden vor ihm aufeinandertrafen und es zu einem Handgemenge kam.
Niemand schien auf ihn zu achten und er nutzte die unerwartete Chance.
Den Geheimgang konnte man betreten, indem man einfach gegen eine bestimmte Stelle an der Wand drückte.
Dabei öffnete sich nicht etwa eine Geheimtür, sondern der ganze Teil der Wand drehte sich um 180 Grad, wie bei einer Wendeltür. Hagar-Rott musste lediglich die Bewegung mitmachen und schon stand er auf der anderen Seite vor den hölzernen Stufen einer schmalen Wendeltreppe.
Hinter ihm hatte sich der Wandausschnitt längst wieder geräuschlos geschlossen.
Die Treppe führte über mehrere Stockwerke in die Privatgemächer des Königs. Kapitän Hagar-Rott gehörte zwar zum inneren Kreis der Vertrauten des Königs, jedoch war der jetzige Aufenthaltsort auch für ihn tabu.
Vielmehr waren es nur die Life-Guards seiner Majestät, welche über uneingeschränkte Zugangsrechte verfügten; eine Handvoll Männer, die sich mit ihrem Leben verpflichtet hatten, dem König zu dienen. Einer dieser Life-Guards erwartete ihn bereits am ober Ende der Treppe.
„Seine Majestät erwartet umgehend den Spezialisten und Gravo-Designer Saviier in seinen Gemächern. Es ist dringend!“
Hagar-Rott wollte gerade antworten, dass er Saviier bereits in den Palast beordert hatte, als der Mann schon weitersprach: „Informieren Sie Saviier umgehend, dass er sich an folgenden Koordinaten einfinden soll. Informieren Sie ihn weiter über die Anwesenheit der Heimlichen Invasoren. Es ist erforderlich, dass er diesen Geschöpfen nicht begegnet.“
Er händigte dem Kapitän ein Stück Folie aus und blickte ihn kurz durchdringend an.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verschwand er dann in einem der drei Flure, die sich dem Treppenaufgang anschlossen und aus dem er mit großer Wahrscheinlichkeit auch gekommen war.
Hagar-Rott sputete sich, um den bereits auf dem Weg hierher befindlichen Gravo-Designer anzurufen und zu instruieren.
Saviier befand sich bereits auf dem Weg von seiner Burg zum Palast, als ihn der Anruf von Professor Yout’jang das zweite Mal erreichte.
Kapitän Hagar-Rott, Stratege des Königs, hatte ihn zu einer Dringlichkeitssitzung beordert und dies unter strengster Geheimhaltung.
Natürlich konnte er sich vorstellen, um was es ging, obwohl ihm keine Angaben diesbezüglich gemacht worden waren.
Aber Saviier hatte natürlich auch Hagar-Rotts Aufruf über das VVT-Netz mitverfolgt und ihm war bewusst, dass die Anwesenheit der Heimlichen Invasoren und ihr Auftreten in der Öffentlichkeit nicht ohne Grund erfolgen konnte.
Eine Eskalation mit dem übermächtigen Gegner schien nicht mehr so ganz unwahrscheinlich geworden zu sein und der König suchte nach Möglichkeiten, sich zu verteidigen.
Wie er bereits aus dem vorherigen Gespräch wusste, wurde gerade jetzt seine neue Entdeckung von immer größerem Wert für das Regierungsoberhaupt.
Der Gravo-Designer war positiv überrascht, als er im Hologramm den Fremden mit dem Namen Paurusa erkannte.
Er stellte ihm gerade eine Frage bezüglich des künstlich erzeugten Schwarzen Lochs, als die Verbindung abrupt abbrach.
Anstatt des Abbilds von Paurusa baute sich ein anderes Hologramm auf, obwohl kein Anruf eingegangen war.
Saviier konnte sich das zunächst nicht erklären. Erst als er Kapitän Hagar-Rott erkannte, wurde ihm klar, dass sich etwas so Wichtiges ereignet hatte, dass das Anrufprotokoll umgangen worden war.
„Saviier, ich spreche im Namen seiner Majestät König Šamšī-Rohh II. Die Heimlichen Invasoren sind in den Palast eingedrungen. Dort ist kein sicheres Terrain mehr. Seine Majestät lässt sie bitten, folgende Koordinaten anzufliegen.“
Hagar-Rott überspielte eine vorbereitete Datei als Anhang innerhalb der VVT-Verbindung. Die Daten wurden sofort in das Bordnetz des Gleiters kopiert. Eine punktierte Linie im Piloten-Display zeigte Saviier ihren Erhalt und gleichzeitig auch, dass das Fluggerät die Daten verarbeiten konnte.
„Ich bestätige den Erhalt!“
Mehr brachte er nicht heraus, da war die Verbindung bereits wieder unterbrochen.
Während der Autopilot den Gleiter auf das neue Ziel einschwenken ließ, überfiel Saviier ein innerer Zwang.
Er aktivierte die VVT-Verbindung zu seiner Burg.
Irgendwie fühlte er, dass die momentanen Ereignisse sehr schnell einem gemeinsamen Kulminationspunkt zustrebten, in dessen Mittelpunkt einzig und allein etwas stand, das er noch nicht wirklich gut kannte, nämlich das von ihm künstlich erzeugte Schwarze Loch.
Das Hologramm von WEbtab, einer der beiden Wissenschaftler, die mit ihm zusammenarbeiteten, baute sich auf.
Mullokk grunzte zufrieden, als die beiden Schiffe aus Überlicht fielen. Markon, ein noch relativ junger Händler, hatte Wort gehalten und war zu seiner Verstärkung innerhalb der vereinbarten Zeit erschienen.
„Markon, mein Freund, ich grüße dich!“
Markon gehörte wie Mullokk zum Volk der Maul’aaf. Ihre äußere Erscheinungsform glich in etwa den Pavianen der Erde.
In ihrem Gesicht dominierte eine länglich gezogene, riesige Nase, die sich von der Stirn bis zu dem direkt unter ihr liegenden Mund zog. Ihre kleinen Ohren saßen nicht seitlich am Kopf, sondern direkt über den buschigen Augenbauen.
Ansonsten waren die Angehörigen dieses Volkes vollkommen haarlos und sehr schlank.
Sie hatten eine humanoide Körperform und erreichten eine Körpergröße von etwa zwei Metern. Ihre Bewegungsabläufe lagen etwa fünfzig Prozent über der durchschnittlichen Zeit-Norm der anderen humanoiden Völker dieser Sternenregion.
„Ich übertrage dir zeitgleich ein Datenpaket mit den wichtigsten Informationen des damaligen Schlagabgleichs zwischen meinen Schiffen und der fremden Waffe!“
Gigantische Energiepfeile hatten seine Schiffe angegriffen und die MARSCH so schwer beschädigt, dass sie auf dem Planeten notlanden musste.
„Du kannst zunächst im Hintergrund bleiben und mir notfalls Rückendeckung geben. Ich werde mit meinem Schiff die Hauptstadt Ninuah anfliegen, um im Palast des amtierenden Herrschers die Crew der abgeschossenen MARSCH unter Kapitän Solaakk aufzunehmen. Sollte es dort zu Schwierigkeiten kommen, werde ich allein zurechtkommen. Du achtest hauptsächlich auf mögliche Angriffe von außen, damit meine ich nicht nur den Weltraum, sondern ebenfalls von der Oberfläche des Planeten.“
Mullokk hatte natürlich nicht vor, seinen jungen Händlerkollegen mit der Nase auf die Vielfalt und den Reichtum der akkattaischen Wirtschaft zu stoßen, deren Ausbeutung einzig und allein ihm oblag.
„Sobald du eine entsprechende Energieortung wahrnimmst, sofort und mit allen Mittel zurückschlagen. Warte nicht erst auf die Sichtung der Energiepfeile!“
Markon bestätigte nur kurz, dann wurde die Verbindung auch schon unterbrochen. Es war alles gesagt, was zu sagen war.
Mullokk aktivierte die Intern-Kommunikation zu den Versorgungshangars. Die MOOR hatte bereits Fahrt aufgenommen.
Mit mäßiger Geschwindigkeit näherte sie sich dem Planeten der Akkattarier.
„Bergungsboot bereit machen. Sobald wir die Absturzstelle der MARSCH erreicht haben, ausschleusen und das Wrack bergen. Vermeidet den direkten Kontakt zu den Einheimischen. Das werde ich persönlich übernehmen. Mullokk Ende!“
Die Bergung des abgeschossenen Schiffs hatte Vorrang.
Mullokk hatte nicht die Absicht, wertvolle Ressourcen einfach so abzuschreiben. Er wusste zwar nicht, wie schwer das Schiff wirklich beschädigt worden war.
Jedenfalls gab es noch genug Metall und seltene Erden in der Schiffselektronik, die recycelbar waren.
Die beiden Schiffe des Händlers Markon, die STELKA und die MARLY, hatten soeben ihre Warteposition in einer Entfernung von dreitausend Kilometern zum Planeten eingenommen.
Mullokk nahm das entsprechende Bestätigungssignal auf seinem Steuerpult wohlwollend zur Kenntnis.
Er beschloss Markon zu seinem neuen Günstling zu erklären, sollte er sich auch weiterhin entsprechend profilieren.
Es war immer gut, jemanden an der Seite zu wissen, auf den man sich zu einhundert Prozent verlassen konnte.
Gerade als die MOOR in die tieferen Schichten der Planetenatmosphäre eintauchte, kam der Funkanruf von Kapitän Solaakk.
„Kurz vor dem Regierungspalast kam es zu einem kurzen Scharmützel, als man uns den Einlass verwehrte. Es gab zwei Leichtverletzte. Wir befinden uns auf dem Weg zu König Šamšī-Rohh II. Solaakk Ende!“
Mullokk blickte nachdenklich auf das Sprachgitter der Kommunikationsanlage.
Was war auf dem Planeten der Akkattarier geschehen, dass solche Veränderungen seit seinem letzten Besuch eingetreten waren? Zuerst der Angriff mit einer mächtigen und völlig fremden Waffe. Jetzt der offenkundige Widerstand der Regierung gegen seine Abgesandten.
Er würde sich diesen König Šamšī-Rohh II wohl oder übel selbst einmal zur Brust nehmen müssen.
So beschloss er mit der MOOR nicht abseits der Stadt zu landen, was er ursprünglich vorgehabt hatte, sondern direkt im Park neben dem Palast.
Das würde zwar einiges an Verwüstungen und Beschädigungen verursachen, aber anderseits waren seine Männer angegriffen worden und das konnte und durfte er auf keinen Fall einfach so hinnehmen.
Er durfte sich auf keinem Fall von diesen primitiven Planetarier das Heft aus der Hand nehmen lassen.
Das Schiff schoss jetzt mit zunehmender Fahrt durch die untersten Schichten der Atmosphäre auf die Hauptstadt zu und zog einen wahren Wirbelsturm hinter sich her.
SWmobur, der Schläfer, war nun endlich erwacht. Er hatte zwar noch einige Mühe, sich über seine jetzige Situation vollkommen klar zu werden, aber das fehlende Wissen darüber wurde ihm von dem Sternen-Zikkurat in nur wenigen Zeit-Einheiten durch die geistige Induktion aufoktroyiert.
Die mechanisch-hadronische, künstliche Existenz hatte, nachdem der Planet ANUN’HA in ein Koma gefallen war und im Sterben lag, die Überwachung der letzten einhundert in Stasis liegenden Krsutner übernommen.
Gleichzeitig hatte das Sternen-Zikkurat sich von dem Rest des Planeten abgekapselt.
Lediglich die äußere Erscheinung eines 1500 Meter hohen Turms war geblieben.
SWmobur begann weitere, bisher noch stillgelegte Funktionen des letzten Bollwerks einer einst mächtigen Entität zu aktivieren. Es gab tatsächlich einen Eindringling.
Diese Kenntnis wurde ihm zeitgleich mit der Aktivierung einer für die Kontrolle und der Sicherheit verantwortlichen Subroutine mitgeteilt.
In der gesamten Anlage herrschte immer noch der Alarmzustand.
Die Wahrscheinlichkeitshochrechnung ergab, dass mit weiteren Angriffen durch unbekannte Raumschiffe zu rechnen war.
In den Tiefen des autonom agierenden und mit einem Quasibewusstsein ausgestatteten Monuments begannen uralte Relikte einer längst vergangenen Zeit zu neuem Leben zu erwachen.
Einst waren die Sternenjäger von ANUN’HA dazu ausersehen gewesen, um neue Welten zu entdecken.
Es handelte sich um fünfundfünfzig Maschinen, die einst aus den verschiedensten Technologien einer Vielzahl von Sternenvölkern entstanden waren.
Die Schiffe bestanden zur Hälfte aus Millionen organischen Naniten, die in ihrer Gesamtheit als Schiff eine Quasiintelligenz entwickelten.
Jedes Sternenjäger-Schiff konnte absolut selbstständig und ebenfalls autark agieren.
Es besaß keinen Piloten noch verfügte es über ein herkömmliches Cockpit.
Das ganze Schiff war der Körper und das künstliche Ego in einem.
Das Sternen-Zikkurat konnte jedoch lediglich die Schiffe durch ein Heer von Arbeitsrobotern überholen lassen. Für den operativen Einsatz bedurfte es der vorherigen Genehmigung zweier Krsutner.
Genau hier lag aber das Problem.
In der eiligst erstellten Gefahrenabwehr-Analyse wurde ein präventives Vorgehen unbedingt verlangt.
SWmobur war natürlich darüber informiert worden. Da er jedoch überhaupt nicht reagierte, kam das mechanisch-hadronische Gehirn in einen Gewissenskonflikt.
Es musste unter allen Umständen dafür Sorge tragen, dass seine Existenz nicht gefährdet wurde.
Dies konnte es jedoch nicht, solange die Genehmigung des Einsatzes der Sternenjäger nicht vorlag.
Das Sternen-Zikkurat hatte sich einen genauen Zeitraum gesetzt, innerhalb dessen es eine Stellungnahme von SWmobur erwartete.
Sollte diese Zeitspanne vergehen, ohne eine diesbezügliche Direktive des Krsutners, würde ein Sicherheitsprotokoll aktiviert und notwendige weitere Maßnahmen zur Deeskalation eingeleitet.
„WEbtab, ich benötige noch weitere spezifische Daten über das Schwarze Loch. Sie wissen, ich befinde mich auf dem Weg zu König Šamšī-Rohh II. Würden Sie bitte alle bisher gesammelten Daten der Sekundäremissionen zusammenstellen und mir ebenfalls noch zuschicken.“
Saviier erinnerte sich noch zu gut an die atmosphärischen Verzerrungen, die unmittelbar nach dem Entstehen des Schwarzen Lochs aufgetaucht waren und die gesamte nähere Umgebung der Burg umfassten.
WEbtab bestätigte kurz, als im Hintergrund die Stimme von URgbei laut wurde: „WEbtab, wo sind Sie? Ich brauche Ihre Hilfe. Die Frequenzdichte des Ereignishorizonts scheint sich zu verändern. Irgendetwas geschieht innerhalb des Schwarzen Lochs!“
„WEbtab, was geht da vor? Schnell reden Sie mit mir!“
WEbtabs Körperhologramm verzerrte sich und erlosch wenige Sekunden später.
Saviier blickte noch einige sekundenlang auf die entsprechende Stelle. Auf seiner Stirn konnte man deutlich erkennen, dass es in ihm stark arbeitete.
Die naheliegende Frage war natürlich, sollte er umkehren?
Mit flinken Fingern versuchte er über das VVT-Armband den Kontakt wiederherzustellen.
Merkwürdigerweise gab es noch nicht einmal mehr ein Erkennungssignal.
Dem Datenstrom nach war die Adresse seiner Burg nicht mehr existent.
Saviier überlegte nicht lange, sondern deaktivierte die automatische Steuerung des Gleiters.
Er wollte so schnell wie möglich zurück zu seiner Burg. Etwas zu hektisch riss er das Steuerrad seines Gleiters herum.
Im gleichen Augenblick löste das Flugassistenzsystem Kollisionsalarm aus und übernahm die Lenkung.
Eine gewaltige, dunkle Masse war plötzlich ohne Vorwarnung im Blickfeld erschienen.
Das Lidar-System gab zwar immer noch einen Abstand von etwa 250 Metern an, aber aufgrund der extremen Größe des anderen Flugobjekts und die von ihm ausgelösten Wirbelstürme befand sich Saviiers Gleiter in einer akuten Gefahrenlage.
Das Safety-alert System des Pilotensitzes aktivierte sich und presste Saviier noch straffer in die Sitzkontur, die sich um etwa dreißig Prozent vergrößert hatte und seinen Körper nun fast gänzlich umfasst.
Die Rückmeldung an die Gleiterautomatik über die Sicherung des Piloten erfolgte unmittelbar und schon schmierte der Gleiter seitlich ab und setzte zum Tiefflug an.
Gleichzeitig beschleunigte er auf Maximalwerte. Das fremde Raumschiff setzte zur Landung an.
Der Regierungspalast war nur noch etwa einen Kilometer entfernt, trotzdem wirkte er im Vergleich zu dem Schiff jetzt sehr klein. Mullokk steuerte die MOOR eigenhändig.
Er grunzte zufrieden, als das Schiff jetzt in dem herrschaftlichen Park niederging.
Fünfzehn Landestützen fuhren selbstständig aus dem mächtigen Rumpf und walzten mit ihren Auflagetellern von jeweils zwanzig Quadratmetern alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte.
Eine Amanda von Wildtieren suchte verzweifelt die Flucht in einem nahegelegenen Waldstück.
Aber auch dort wurden durch die mitgerissenen Orkanböen ganze Baumreihen aus dem Boden gerissen und regelrecht zerstückelt.
Eine massive Staublawine, vollgestopft mit Erde, Pflanzenreste und Holzstücke prasselte auf die Steinmauern das nahegelegene Regierungsgebäude nieder.
Starke elektromagnetische Felder legten sich automatisch über das gesamte Gebäude und schützten damit nicht nur die Fassade, sondern verhinderten, dass die großen Fensterflächen in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Der Orkan um das Schiff hatte sich noch nicht ganz verzogen, als sich bereits die Bodenschleuse öffnete, und schwer bewaffnete Maul’aaf herausstürmten.
Fast zeitgleich öffneten sich etwa vierzig Meter über ihnen zwei Hangartore und fünf gepanzerte Gleiter schossen heraus.
In einem von ihnen saß Mullokk persönlich. Während sich die vier anderen Gleiter um die Absicherung des Terrains um den Regierungssitz kümmerten, steuerte er direkt auf den Palast zu.
Kapitän Solaakk war über das Eintreffen der MOOR informiert worden.
Zwei seiner Männer erwarteten Mullokk bereits vor dem zerstörten Eingangsbereich des Palastes. Sie führten ihn ohne Umschweife in den Thronsaal, wobei sie es vermieten, irgendeinen Kommentar abzugeben.
Kapitän Solaakk hatte das Oberhaupt der Händlersippe bisher nicht darüber informiert, dass er den Aufenthaltsort von König Šamšī-Rohh II nicht herausgefunden hatte.
Die in seinem Gewahrsam befindlichen Palastbediensteten hatten sich standhaft geweigert, Informationen preiszugeben.
Als Mullokk den Thronsaal betrat, befanden sich neben den festgesetzten Bediensteten gerade einmal drei Crewmitglieder der MARSCH zusammen mit Kapitän Solaakk im Raum.
Alle anderen durchkämmten den Palast.
„Solaakk, was ist hier los? Wieso hast du den König noch nicht dingfest gemacht? Muss ich denn alles allein machen?“
Er ignorierte Solaakks versuchte Rechtfertigung und ging schnurstracks auf die gefangenen Akkattarier zu, die sich unter Bewachung direkt vor dem Thronpodest aufhielten.
„Hört mich an! Ihr werdet sofort euer Oberhaupt aufsuchen und ihm mitteilen, dass ich sein Erscheinen hier umgehend erwarte. Sollte er sich nicht in zwei Zeiteinheiten bei mir blicken lassen, werde ich anfangen, zunächst den Palast mit den Waffen meines Schiffs in Schutt und Asche zu legen. Danach werde ich mit der Stadt weitermachen. Habt ihr das verstanden?“
Er blickte in verängstigte Gesichter und vernahm ein leises Gemurmel: „Ninuah, er will Ninuah zerstören.“
Mullokk wandte sich abrupt von den eingeschüchterten Akkattarier ab.
„Lasst sie laufen. Sie sollen den König über das Ultimatum informieren, wo immer er sich jetzt auch befinden mag.“
Es vergingen tatsächlich nur wenige Zeiteinheiten, seitdem die Palastbediensteten freigelassen worden waren, als sich unter schwerer Bewachung König Šamšī-Rohh II im Thronsaal einfand.
Mullokk hatte in der Zwischenzeit die Einschiffung des größten Teils von Kapitän Solaakks Mannschaft veranlasst, nicht zuletzt auch deswegen, um seine Drohung zu untermauern.
Neben ihm standen noch Kapitän Solaakk und zwei seiner fähigsten Offiziere, als der König mit Gefolge eintrat.
Die Bewegungen der Akkattarier vollzogen sich in seinen Augen mehr als langsam.
Allein der Umstand, dass die Bewegungsabläufe eines jeden Maul’aaf etwa fünfzig Prozent schneller waren, gab Mullokk die Sicherheit, jederzeit Herr der Lage zu sein.
Daran änderten auch die fünf schwer bewaffneten Leibwächter des Königs nichts.
„Was wollen Sie von mir? Weshalb dringen Sie mit Waffengewalt in den Regierungspalast? Wir sind bisher allen Ihren Forderungen nachgekommen!“
König Šamšī-Rohh II ging direkt in die Offensive. Das gefiel Mullokk sogar. Er hätte es an seiner Stelle genauso gemacht.
„Schicken Sie ihre Leute aus dem Raum. Wir werden reden.“
Als der König zögerte, wurde er jedoch ungehalten.
„Was bleibt Ihnen schon anders übrig!“
Mullokk lachte laut auf und es klang wie das helle Miauen einer Katze. „Nein, im Ernst. Es geht um einen neuen Pakt und um Details, die ich zunächst nur mit Ihnen besprechen möchte. Es ist nichts für fremde Ohren!“
Als die Leibwächter die schwere Saaltür hinter sich schlossen, standen sich nur noch Mullokk, selbstständiger Händler mit einer Raumflotte von sage und schreibe vierzehn Schiffen, das heißt jetzt nur noch dreizehn Schiffen, Vorsitzender im ‚Ring der Fünf‘, und König Šamšī-Rohh II, Regierungsoberhaupt von AKKATTA, letzter Spross der Dynastie von Rohh, gegenüber.
Mullokk brach das zwischen ihnen herrschende Schweigen nach einer halben Minute und begann, ein überaus ambitioniertes Vorhaben darzulegen, das den König und das Volk von AKKATTA vor einer neuen, noch größeren Herausforderung stellen würde, als es bisher der Fall gewesen war.
Saviiers Gleiter flog mit Höchstwerten im rechten Winkel von dem einfliegenden Raumschiff weg.
Schwere atmosphärische Turbulenzen griffen nach der kleinen Flugmaschine.
Das Material der Außenwandung ächzte und stöhnte unter den extremen Vibrationen, denen es ausgesetzt wurde.
Einen kurzen Moment dachte der Gravo-Designer tatsächlich, dass sein letztes Stündlein geschlagen hätte.
Mit geschlossenen Augen, nur noch den festen Druck des Pilotensitzes spürend, suchte er sein Heil in einem letzten Gebet, was aber nicht so ganz gelang, da er kein wirklich religiöser Akkattarier war.
Fast hätte er sogar sein Schicksal verflucht, erinnerte sich aber noch rechtzeitig daran, dass dies womöglich in seinem späteren Leben nach dem Tod negativ ausgelegt werden könnte und dies womöglich bereits in wenigen Sekunden der Fall sein konnte.
„Was für ein Blödsinn geht da durch meinen Kopf? Saviier du wirst alt und merkwürdig!“
Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als sich die Sitzversteifung schon wieder löste und der Autopilot Entwarnung gab.
Verblüfft öffnete Saviier die Augen und blickte auf das kleine Video-Display des Steuerpults.
Es zeigte tatsächlich einen wolkenlosen, blauen Himmel. In der überlagerten VR-Ansicht wurde ihm der Standort seiner Burg angezeigt und die rechnerische Zeitspanne, bis der Gleiter mit der momentanen Geschwindigkeit das Ziel erreichen würde.
Von dem fremden Raumschiff fehlte jede Spur. Es schien fast schon so, als hätte er alles nur geträumt.
Saviier landete einige Zeiteinheiten später unversehrt wieder auf dem speziell dafür vorgesehenen Landeplatz, der auf dem Dach eines Anbaus errichtet worden war.
Von hier aus gab es einen direkten Zugang in den Labortrakt der Burg.
Auf dem Weg nach unten blickte er immer wieder um sich.
Er konnte jedoch keine atmosphärischen Verzerrungen oder Luftspiegelungen erkennen, wie damals außerhalb der Burg, als ihn Kapitän Hagar-Rott, der Stratege des Königs, zu seiner Burg begleitet hatte.
Was hatte URgbei nur mit „Frequenzdichte des Ereignishorizonts“ gemeint?
Er hoffte inständig, dass sich das künstlich erzeugte Schwarze Loch nicht destabilisiert hatte.
Der Raum im Kellergewölbe seiner Burg, indem sich das künstlich erzeugte Schwarze Loch befand, wurde zum eigentlichen Laborraum hin durch eine bodentiefe Fensterfront abgegrenzt.
Schwere Aggregate, welche direkt an der durchsichtigen Fensterfläche standen, erzeugten den notwendigen Energiebedarf zur Stabilisierung der energetischen Abschirmung und für das Energiefeld, welches die enorme Gravitation des Schwarzen Lochs in den Subraum ableitete.
