Immer schön flüssig bleiben - Helmut Dähne - E-Book

Immer schön flüssig bleiben E-Book

Helmut Dähne

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Beschreibung

Haben Sie Schwierigkeiten mit Ihren Finanzen? Werden Sie zum Unternehmer in eigener Sache: Die Betriebswirtschaftslehre hat hervorragende Instrumente entwickelt, um den wirtschaftlichen Problemen in Unternehmen erfolgreich begegnen zu können. Warum sollten wir uns diese nicht in unserem Privatleben zunutze machen? Denn die schlichte Formel «Ertrag größer als Aufwand» gilt auch hier. Und der Ertrag dieser Lektüre wird den Leseaufwand und Kaufpreis weit übersteigen – versprochen. Seit über 20 Jahren gilt: Vertrauen ist gut, Dähne ist besser. Endlich eine konservative Anlagefibel, die jeden Cent wert ist. (Stefan von Holtzbrinck) Klar, umfassend, manchmal listig – ein Wegweiser durch den alltäglichen Finanzdschungel ohne Klimbim, frei von Wunderrezepten und trügerischen Glücksverheißungen. Ganz fabelhaft! (Petra Oelker) Wer, wenn er kauft, immer das Gefühl hat, zu viel zu bezahlen, und wenn er verkauft, immer das Gefühl, er bekomme zu wenig, der muss dieses Buch lesen. Unser tägliches Wirtschaftsschicksal wird uns da erzählt als etwas, was wir verstehen, ja sogar beherrschen können. Ein phantastisches Buch! (Martin Walser) Als einer seiner Autoren habe ich Helmut Dähne immer wieder um persönliche Beratung in Finanzdingen bitten dürfen; ich habe mich an seine Empfehlungen gehalten und es weiß Gott nie bereut. Mit diesem Buch kann nun jeder von Dähnes Sachverstand, Instinkt und Erfahrung profitieren. Ganz große Empfehlung! (Daniel Kehlmann)

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Seitenzahl: 266

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Helmut Dähne

Immer schön flüssig bleiben

Dr. Dähnes Finanzberater für den Hausgebrauch

VORWORT

Manche Bücher kommen im Leben eines Lesers einfach zu spät. Helmut Dähnes «Immer schön flüssig bleiben» gehört dazu. Hätte ich diesen klipp und klar geschriebenen Grundkurs in betriebswirtschaftlich solider Haushaltsführung vor vierzig Jahren in den Händen gehalten – und mit eiserner Disziplin beachtet–, wäre ich jetzt womöglich Millionär. Und wahrscheinlich hätte ich das angesparte Vermögen wieder verloren, weil ich Helmut Dähnes realistische Darstellung der Verkaufsmotive von Auto- oder Zertifikatsverkäufern vergessen hätte. Also werde ich das kluge Buch meinen Enkeln schenken. Die können schon lesen und wären gut beraten, ihr Sparschwein mit den Augen dieses Autors zu betrachten: Es bringt keine Zinsen, ist aber vernünftiger als zwanzig Tüten «Haribo».

Helmut Dähnes Kunst, den ökonomischen Jargon unserer Zeit zu entzaubern, indem er seine Bedeutung gleichsam handfest macht für den bürgerlichen Alltagsgebrauch, erinnert an jenen berühmten Nationalökonomen, der – befragt, was es mit dem Zauberwort cash flow auf sich habe – einfach antwortete: «Das ist das Bargeld, das abends in meiner Hosentasche klingelt.»

Dieser Leser wünscht sich, dass all die Finanzakrobaten des deutschen Bankwesens die Zeit finden (einige haben inzwischen mehr, als ihnen lieb ist), dieses Buch zu lesen: Es ist eine Einführung in finanziellen common sense, also genau jene Weltsicht, die in vielen Banken verloren gegangen ist. Wie das ganze Geld.

Würde ich mir einen kaufmännischen Geschäftsführer der Bundesrepublik wünschen, fiele meine Wahl auf diesen Autor. Ja, ein Keynesianer ist er nicht. Die gibt es im Augenblick im Dutzend billiger. Irgendwann wird aber der Zeitpunkt kommen, da die gute alte, solide Haushaltsbuchführung auch in Berlin wieder gefragt sein wird. Das wäre die Stunde des Autors. In der Zwischenzeit, so schlägt er vor, können wir zu Hause schon einmal üben. Es ist einfacher, als man glaubt. Der erste Grundsatz lautet: Nicht mehr ausgeben, als man hat. Oder glaubt, demnächst zu haben. Der Autor ist natürlich auch ein Realist. Sonst hätte er nicht über zwei Jahrzehnte hinweg den Rowohlt Verlag über alle Fährnisse hinweg als Geschäftsführer erfolgreich gesteuert – umgeben und belauert von lauter literarisch inspirierten deficit spenders.

Michael Naumann

1BETRIEBSWIRTSCHAFT IM ALLTAG

Entspannen Sie sich. Bleiben Sie cool. Dies ist kein Lehrbuch. Hier gibt es keinen Stoff zum Lernen, Wiederholen und Behalten. Hier gibt es keine Tipps, Tricks und Rezepte. Sie werden weder abnehmen noch Ihren Stress bewältigen noch Ihr Beziehungsleben in Ordnung bringen. Ihrer Seele winkt keine Heilung, nicht einmal ein besserer Mensch werden Sie. Aber Sie werden im Alltag zukünftig besser wirtschaften. Und damit wiederum können Sie Stress vermeiden, Ihre Seele trösten und Ihre Beziehungen harmonischer gestalten.

Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft, mögen Sie sagen. Ob man die Zeitung aufschlägt oder den Fernseher einschaltet, überall Wirtschaft. Autoindustrie in der Krise, Dollar fällt, Energiepreise explodieren, Island pleite, Aktienkurse halbiert, Milliardär insolvent, Porsche mit Rekordgewinn, Porsche in Kreditklemme, Abwrackprämie verlängert, Dax-Konzerne schütten Milliarden aus, Banken müssen Milliarden abschreiben, Deutsche Bank mit Milliardengewinn, Rentenerhöhung beschlossen, Hedgefonds schwimmt im Geld, Kanzlerin stellt Milliarden bereit, 5000Stellen gestrichen, Bonus für Vorstände. Tagaus, tagein, das nervt schon sehr. Es gibt im Leben doch noch was anderes als die Wirtschaft.

Klar, mögen Sie denken, das betrifft uns schon mehr oder weniger, man lebt nun mal nicht auf einer Insel. Aber das Wirtschaftsdenken muss nicht auch noch in unser Privatleben Einzug halten.

Schon recht, aber Wirtschaften schafft, verändert und sichert unsere Existenzgrundlagen. Wirtschaften liefert die Fundamente, auf denen sich Lebensträume aufbauen lassen. Je besser wir darin sind, umso mehr unserer Träume können wir realisieren. Wirtschaften ist also kein Selbstzweck, sondern stets Mittel, unser Leben nach unseren Vorstellungen zu gestalten. Wenn wir gut wirtschaften, können wir uns den erträumten Familienurlaub leisten, das Studium und das Auto finanzieren, intellektuelle Höhenflüge unternehmen oder auch Unmengen von Hilfsgütern nach Afrika schicken. Gutes Wirtschaften versetzt uns also in die Lage, uns höheren Zielen als der reinen Existenzsicherung zuzuwenden.

Was heißt nun aber Wirtschaften? Das ist in einem Satz beantwortet: Wirtschaftlich verhält sich, wer seine Mittel so effizient wie möglich einsetzt. Der Bauer ist bemüht, seinen Feldern eine größtmögliche Ernte abzuringen. Der Schneider überlegt sich, wie er aus einer Stoffbahn möglichst viele Kleider geschnitten bekommt. Für unsere Arbeit wollen wir den höchstmöglichen Lohn. Für unser Geld wollen wir möglichst günstig einkaufen.

Was aber, wenn der größtmögliche Feldertrag nicht genug einbringt, um den Lebensunterhalt des Bauern zu sichern? Oder wenn der Verkauf der geschneiderten Kleider nicht einmal die Kosten der Stoffbahn zu bezahlen gestattet? Oder wenn der Lohn des von uns ausgeübten Berufs nicht ausreicht, unsere Lebenshaltung davon zu bestreiten?

Allen diesen Fällen ist gemeinsam, dass der Mitteleinsatz in der jeweils gewählten Verwendungsform– Feld für Früchte, Stoff für Kleider, Arbeit für Lohn – zwar höchst effizient erfolgt sein mag, dass aber das damit erzielte Ergebnis dennoch unbefriedigend ausfällt oder, anders ausgedrückt, dass der jeweilige Ertrag den Aufwand nicht lohnt.

Wirtschaftliches Handeln setzt daher nicht nur den effizienten Einsatz der verfügbaren Mittel, sondern auch einen mindestens zufriedenstellenden Ertrag voraus. Aufwand und Ertrag müssen also auch in einem vom Handelnden als befriedigend angesehenen Verhältnis stehen.

Das wird sicher nicht der Fall sein, wenn der Aufwand höher ist als der Ertrag. Lohnen tut sich eine Sache in unseren Augen in der Regel erst dann, wenn der Ertrag den Aufwand übersteigt. Wir können also das Wirtschaftlichkeitsprinzip ganz einfach formulieren: Der Ertrag unseres Mitteleinsatzes sollte mindestens gleich, möglichst jedoch höher sein als der Aufwand. Und weil die Lebenserfahrung uns lehrt, dass wir uns letztlich nur für Aktivitäten begeistern können, die uns zumindest ein wenig zufriedener machen, also ein wenig mehr Ertrag bringen als Aufwand, können wir die Wirtschaftlichkeitsformel getrost so formulieren: E > A, Ertrag größer als Aufwand. Wirtschaftlich ist unser Handeln erst dann, wenn es dieser schlichten Formel genügt.

Wenn Sie dies verinnerlicht haben, wissen Sie, womit sich die Betriebswirtschaftslehre beschäftigt, nämlich Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln, die im Wirtschaftsleben sicherstellen, dass auch in komplexen Situationen ein E > A erreicht wird.

Und wenn wir nun das Wort Ertrag durch das grundsätzlich gleichbedeutende, im gesellschaftlichen Diskurs jedoch meist negativ besetzte Wort Gewinn ersetzen, können wir umstandslos in die moralische Ebene überwechseln und darüber sprechen, ob Gewinnerzielung oder gar Gewinnmaximierung im Wirtschaftsleben oder im Privatleben akzeptabel ist oder nicht.

Nachdem wir allerdings schon erkannt haben, dass Erträge Ziel und Maßstab wirtschaftlichen Handelns sind, können wir uns nur noch über juristische, moralische oder sonst wie begründete Grenzen für den Mitteleinsatz Gedanken machen, nicht jedoch über das Wirtschaftlichkeitsprinzip selbst. Die philosophische und immer auch politische Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen wirtschaftlichen Handelns ist zweifellos notwendig, sie ist jedoch nicht Gegenstand dieses Buches, das sich zum Ziel gesetzt hat, wirtschaftliches Denken und wirtschaftliche Fertigkeiten zu vermitteln.

Zurück also zur Betriebswirtschaft. Tatsächlich hat die Betriebswirtschaftslehre hervorragende Instrumente entwickelt, um den wirtschaftlichen Problemstellungen in Betrieben oder – genauer ausgedrückt – in Unternehmen erfolgreich begegnen zu können. Warum sollten wir uns diese nicht in unserem Privatleben zunutze machen? E > A gilt auch hier, und das private Wirtschaften unterscheidet sich prinzipiell nicht vom Wirtschaften in Unternehmen.

Darum antwortet uns die junge Frau im Werbespot auf die Frage, was sie denn so mache, mit Recht, sie manage ein erfolgreiches kleines Familienunternehmen, eben ihre Familie.

Betriebswirtschaft im Alltag ist das Thema dieses Buches. Betrachten Sie sich als Unternehmer in eigener Sache. Ihr häuslicher unternehmerischer Alltag verlangt von Ihnen laufend wirtschaftliche Entscheidungen. Sie müssen nicht nur Ihr Vermögen im Auge behalten, egal wie groß es ist, sondern auch zusehen, dass es Ihnen erhalten bleibt und sich möglichst noch vermehrt. Ihr Geld müssen Sie immer im Griff behalten, damit es Ihnen nicht im unpassenden Moment ausgeht. Sie müssen alles Mögliche kaufen und zuweilen auch verkaufen. Ihr Geld will von Ihnen optimal angelegt werden, aber gelegentlich kann es auch vorkommen, dass Sie sich Geld leihen müssen, also einen Kredit aufnehmen. Die Risiken Ihres Alltags wollen versichert werden, von der Krankheit bis zum Hausrat, und für den späteren Ruhestand will beizeiten vorgesorgt sein. Wirtschaftliche Entscheidungen in Hülle und Fülle, wohin Sie auch blicken, und stets sind Sie gefordert, eine optimale Lösung zu finden.

Machen wir uns also gemeinsam auf den Weg, begehbare Schneisen in den wirtschaftlichen Dschungel unseres Alltags zu schlagen. Dabei werden wir uns laufend aus dem bewährten Werkzeugkasten der Betriebswirtschaft bedienen, um für unsere vielfältigen Probleme stets die richtigen Instrumente zur Hand zu haben. Ein paar theoretische Überlegungen sollen uns in die Lage versetzen, wirtschaftliche Denkweisen und wirtschaftliche Zusammenhänge schlicht und einfach zu verstehen. Ein paar Vokabeln aus dem Wirtschaftsleben müssen wir uns zu eigen machen, um den Unternehmensprofis in unserem Wirtschaftsalltag annähernd auf Augenhöhe begegnen zu können, zu verstehen, wovon überhaupt die Rede ist, und uns letztlich zweifelsfrei verständlich zu machen. Wir werden dabei erkennen, dass man Wirtschaft für den Hausgebrauch durchaus rasch lernen kann und dass effizientes Wirtschaften im häuslichen Alltag zur leichteren Übung wird, wenn man sich strikt an einige wenige Grundprinzipien hält.

Der Schlüssel zu allem ist das Verstehen. Dahin wollen wir letztlich kommen. Wenn alles gutgeht, wird der Ertrag der Lektüre den Leseaufwand und den Kaufpreis weit übersteigen. Ich bin mir da eigentlich ganz sicher.

2WIRTSCHAFTEN HEISST ENTSCHEIDEN

Entscheidungen unter der Lupe

Ich wollt’, ich wär’ ein Huhn, ich hätt’ nicht viel zu tun… Diese Hymne passiver Lebensgestaltung ist selbstverständlich nicht unsere Hymne. Wir gestalten unser Leben aktiv: unser Leben, das unserer Mitmenschen – wenn sie uns denn lassen–, unsere Umwelt, die Natur. Alles möchten wir möglichst nach unserem Bilde formen. Dabei werden uns laufend Entscheidungen abverlangt.

Wir kaufen eine Schale Erdbeeren, wir bestellen ein Buch, wir schließen einen Arbeitsvertrag, wir eröffnen ein Konto, wir treten in den Fitnessclub ein, wir kündigen unseren Mietvertrag, wir spenden für Afrika, wir beginnen ein Studium oder einen Meisterlehrgang, wir verkaufen unser Fahrrad, wir leihen uns Geld, wir wechseln unsere Heizung aus, wir versichern unseren Hausrat, wir schließen einen Riester-Vertrag, wir investieren in Daimler-Aktien, wir kaufen eine Eigentumswohnung.

Keine Tätigkeit beginnen wir, ohne uns zuvor für diese Aktivität entschieden zu haben, oft unbewusst, wir glauben, spontan, meist aber nach mehr oder weniger eingehender Überlegung. Manche Entscheidungen fallen uns leicht, mit anderen tun wir uns außerordentlich schwer. Von spontan bis quälend zäh reicht das Spektrum unserer Entscheidungsprozesse, die wir in allen möglichen Lebenslagen zu bewältigen haben.

Wenn wir «spontan» hier einmal mit «unüberlegt» übersetzen, gehen unseren Entscheidungen keine, wenige oder umfangreiche Überlegungen voraus. Abhängig ist das einerseits von den erwarteten Folgen unserer Entschlüsse. Als je schwerwiegender wir die Konsequenzen unserer Entscheidung für unsere physische, soziale oder finanzielle Existenz einschätzen, umso sorgfältiger und eingehender werden wir zuvor darüber nachdenken.

Andererseits werden wir uns selbst mit schwierigeren Entscheidungen nicht lange aufhalten, wenn wir das gleiche oder ein ähnliches Problem schon früher, möglicherweise sogar öfter gelöst haben. Wir übernehmen dann die schon zuvor bewährten Entscheidungsmuster.

Man kann das auch anders bezeichnen: Wir nutzen unsere Erfahrung. Erfahrungen, seien sie positiv oder negativ, werden von uns gelernt und verkürzen Entscheidungsprozesse in gleichen oder ähnlichen Situationen. Was älteren – oder besser: erfahreneren – Mitarbeitern im Unternehmen flott von der Hand geht, stellt den Neuling noch vor Herausforderungen.

So außerordentlich unterschiedlich die Dinge auch im Einzelnen ablaufen, dahinter verbirgt sich der immer wieder gleiche Prozess. Am Anfang steht das Erkennen einer Entscheidungssituation: Wir wollen etwas erreichen, gestalten, ändern, oder wir sollen etwas wollen, das heißt, wir bekommen die Anweisung, etwas zu tun. Anders ausgedrückt, wir setzen uns ein Ziel, oder wir bekommen ein bestimmtes Ziel vorgegeben. Die erste Komponente jedes Entscheidungsprozesses ist also die Formulierung der Zielsetzung.

Damit stellt sich schon gleich ein meist sehr schwieriges Problem. Sind wir uns wirklich immer klar darüber, was wir wollen? Haben wir die Zielvorgaben verstanden? Sind die Zielvorgaben wirklich eindeutig formuliert? Darauf werden wir später noch einmal zurückkommen müssen. Vorerst unterstellen wir einfach einmal, wir hätten eine klare, eindeutige Zielsetzung.

Dann führen – schon sprichwörtlich – meist viele Wege zum Ziel. Diese Wege sind unsere Handlungsalternativen. Die Formulierung der Alternativen ist also die zweite Komponente des Entscheidungsprozesses.

Unter den in Betracht kommenden Alternativen müssen wir auswählen. Wir müssen die Alternative finden, die uns dem vorgegebenen Ziel am nächsten bringt. Genauer ausgedrückt: Es gilt abzuwägen, welche der Alternativen die empfehlenswerteste zur Erreichung des Ziels ist. Diese Abwägung nennt man im Wirtschaftsleben Bewertung. Bewerten heißt, die Alternativen im Hinblick auf den jeweils mit ihnen zu erwartenden Zielerreichungsgrad in eine Rangordnung, eine Wertskala zu bringen. Beste Handlungsmöglichkeit, zweitbeste, drittbeste und so weiter. Die Bewertung der Alternativen ist damit die dritte Komponente des Entscheidungsprozesses.

Zusammengefasst können wir also festhalten: Jede Entscheidung erfordert ein Ziel, Alternativen und die Bewertung der Alternativen. Jeder Entscheidungsprozess beginnt mit der Zielformulierung, wird fortgesetzt mit der Suche nach den in Betracht kommenden Handlungsalternativen und mit der Bewertung der Alternativen abgeschlossen. Am Ende steht die Entscheidung, der bewusste Entschluss, die ausgewählte Alternative zu realisieren, gefolgt von der konkreten Umsetzung der Entscheidung.

Nun wissen wir alle, dass Entschlüsse nicht immer in die Tat umgesetzt werden. Da fallen uns spontan unsere Politiker ein oder unser fester Entschluss vom Neujahrstag, nun wirklich das Rauchen aufzugeben. Diesem Umstand trägt man in der Wirtschaftsterminologie Rechnung, indem man den gefassten Beschluss als Plan bezeichnet. Der vorangegangene Entscheidungsprozess kann daher auch als Planungsprozess bezeichnet werden. Wer plant, bereitet also eine Entscheidung vor, und das Ergebnis, der Plan, ist folgerichtig die Agenda für das zukünftige Handeln.

Dass Pläne oft Makulatur werden oder im Laufe der Zeit revidiert und nachgebessert werden müssen, dass also neue und ergänzende Entscheidungsprozesse notwendig werden, liegt an der Dynamik unseres Lebens oder des Wirtschaftslebens. Die Welt dreht sich weiter, und die Annahmen, die unseren Planungen zugrunde lagen, stellen sich oft genug als nicht länger haltbar heraus.

Unser Plan, keine Zigarette mehr anzurühren, hält den realen Signalen unseres Körpers meistens nicht stand. Unsere Annahme, wir könnten es diesmal schaffen, erweist sich als unzutreffend. Auf ein Neues. Und der Unternehmensplan kollidiert mit der Konjunkturentwicklung, die zuweilen deutlich anders verläuft, als die Unternehmensplaner sich das bei der Budgeterstellung vorgestellt hatten. Der Vorstand tritt dann mit einer Gewinnwarnung an die Öffentlichkeit, oder er überrascht mit einer angehobenen Umsatz- und Ergebniserwartung.

Uns interessieren im Folgenden allerdings nicht die eigentliche Entscheidung und ihre Realisierung, sondern der davorliegende Entscheidungsprozess, die theoretische Vorbereitung der Entscheidung und der damit verbundene Optimierungsprozess. Schließlich wollen wir im täglichen Leben möglichst zu wirtschaftlich optimalen Entschlüssen kommen, sei es bei der Sicherung unseres Lebensunterhaltes, beim Kauf einer Waschmaschine, bei der Geldanlage, bei der Aufnahme eines Kredits oder bei der Planung unserer Altersversorgung.

Wichtig ist hier vor allem die Erkenntnis, dass allen wirtschaftlichen Entscheidungen prinzipiell der gleiche Entscheidungsprozess mit den immer gleichen Komponenten Ziel, Alternativen und Bewertung vorangeht und dass die Güte der Entscheidung wesentlich davon abhängt, mit welcher Sorgfalt die Zielformulierung, die Definition der Alternativen und die Alternativenbewertung vorgenommen werden. Es lohnt daher, sich mit den Prozesskomponenten doch noch ein wenig eingehender zu beschäftigen.

Und wenn Ihnen das alles jetzt schon arg theoretisch erscheint, führen Sie sich immer vor Augen, was ganz allgemein im Leben gilt: Das Verfahren zu durchschauen und die zugrunde liegenden Prozesse zu beherrschen ist in der Regel schon die halbe Miete. Zu wissen, worauf es ankommt und wie es geht, gibt vor allem Sicherheit.

Was wollen wir eigentlich? – Ziele

Die junge Dame, die inmitten von Schuhbergen und verzweifelten Verkäufern hockt und sich nicht für ein Paar entscheiden kann, die Braut, die unschlüssig zwischen dem zuverlässigen Langweiler und dem unterhaltsamen Schlawiner schwankt – unklare Zielvorstellungen sind die Grundlage ungezählter Komödien. Wollen wir wirklich Schuhe kaufen oder nur ein wenig Spaß haben? Wollen wir uns über das aktuelle Schuhangebot informieren oder uns nur zu Lasten genervter Verkäufer die Langeweile vertreiben? Überwiegt für unsere Partnerschaft das Bedürfnis nach Verlässlichkeit und Sicherheit, oder erwarten wir eher ein kurzweilig unterhaltsames Miteinander? Solange diese Fragen offen sind, ist alles möglich, sind die Dinge im Fluss, unterhaltsam zu betrachten und zuweilen Anlass für Komik und Schadenfreude. Keinesfalls kommen wir jedoch auf dieser Basis zu wirtschaftlich befriedigenden Entschlüssen.

Grundsätzlich werden die Dinge einfacher, wenn man sich gründlich überlegt, was man eigentlich will, worauf die eigenen Interessen tatsächlich gerichtet sind. In jedem Fall ist bei Entscheidungen mit wirtschaftlichen Auswirkungen von nennenswertem Gewicht eine klare Zielvorstellung unumgänglich. Schon klar, werden Sie sagen, aber ich weiß häufig selbst nicht so ganz genau, was ich wirklich will.

Das vor allem ist das Problem der Marktforscher und der Grund für ihr häufiges Scheitern. Sie fragen uns – streng wissenschaftlich natürlich – Löcher in den Bauch, um letztlich herauszufinden, was wir – die Verbraucher oder Wähler – wollen, welche Politik, welches Auto, welche Altersversorgung, welches Fernsehprogramm, welchen Pausensnack und welches Erfrischungsgetränk.

Und unsere Antworten fallen heute so und morgen so aus, weil unsere Vorstellungen zahlreichen immer wieder wechselnden Einflüssen unterliegen. Wir hören dies, wir lesen das, Eltern und Freunde geben uns Ratschläge, das Wetter schlägt uns auf die Stimmung, Ikeas neuer Katalog ist da, Praktiker gibt Rabatt, der Fernseher gibt den Geist auf, kurzum: Ständig werden die Karten neu gemischt. Und weil das so ist, können unsere Zielvorstellungen immer nur temporär gültig sein. Sie müssen während des Entscheidungsprozesses laufend überprüft werden.

Neue Erkenntnisse können also durchaus eine Korrektur unserer Ziele zweckmäßig oder gar notwendig machen. Sei es, dass wir unser ursprüngliches Vorhaben ganz aufgeben – kein Bock mehr auf Schuhkauf–, sei es, dass Alternativen entfallen oder neu auftauchen, sei es, dass die Bewertung unserer Alternativen im neuen Licht erscheint. Die Welt dreht sich weiter, und es wäre leichtfertig, sich neue Erkenntnisse nicht unverzüglich zunutze zu machen. Neue Gesichtspunkte können neue Denkprozesse anstoßen und in vielen Situationen letztlich zu besseren Entscheidungen führen.

Solange man sich nicht zu einer Entscheidung durchringt, kann sich der Entscheidungsprozess hinziehen. Bis zur selbstgesetzten oder durch äußere Umstände vorgegebenen Deadline. Dabei ist es überhaupt nicht verkehrt, sich Zeit zu lassen. Im Gegenteil. Je gravierender die möglichen Folgen der anstehenden Entscheidung sind, umso mehr Zeit sollte man in die vorangehenden Überlegungen investieren. Der Abschluss eines Riester-Vertrages erfordert sicher sehr viel mehr Sorgfalt als der Kauf eines Kaugummis.

Zeitdruck kann durch unbeeinflussbare äußere Umstände, eigene Terminvorgaben oder das Drängen von Geschäftspartnern entstehen. In vielen Fällen kann er sehr nützlich sein, weil wir gezwungen werden, die Dinge zum Abschluss zu bringen. Mit Zeitdruck überwinden wir unsere Trägheit und den Hang, schwierige und unangenehme Dinge aufzuschieben. Entscheidend ist allerdings, dass der Zeitdruck nicht vom Geschäftspartner ausgeübt wird.

Das jedoch ist in den meisten Verhandlungssituationen der Fall. Die Gegenseite bestimmt eine Deadline, setzt ein Ultimatum, erklärt den Verhandlungsgegenstand für das letzte lieferbare Exemplar oder verweist auf angeblich vorliegende Angebote weiterer sehr ernsthafter Interessenten. Alle diese kleinen oder großen Verkäufertricks dienen allein dem Zweck, uns von eingehenderen Überlegungen abzuhalten, unseren Informationsstand niedrig zu halten und mögliche Alternativen nicht in unser Bewusstsein vordringen zu lassen.

Ein Verkäufer, der seiner Sache sicher ist, wird Ihnen immer die Zeit lassen, die Sie für Ihre Überlegungen zu brauchen glauben. Sollte er dazu nicht bereit sein, vergessen Sie die Sache, auch wenn es zunächst schmerzt. Sie werden sonst später immer das Gefühl haben, überrumpelt worden zu sein, oder, was schlimmer ist, sich selbst einreden, dass alles so in Ordnung und von Ihnen eben nicht zu ändern gewesen sei.

Nehmen Sie sich also für jeden Entscheidungsprozess die Zeit, die Sie für Ihre Überlegungen brauchen. Lassen Sie sich nur von sich selbst unter Druck setzen. Und entscheiden Sie erst, wenn Sie meinen, der richtige Zeitpunkt sei gekommen. Wichtig ist allein, dass Sie das Gefühl haben, das Richtige zu tun. Wenn ein nennenswerter Rest an Zweifel bleibt, ist es besser, die Überlegungen fortzusetzen.

Ausgangspunkt jeder wirtschaftlichen Entscheidung ist immer, sich über den Entscheidungsgegenstand inhaltlich klar zu werden. Je präziser das gelingt, desto besser. Wie immer im Leben gilt: Erst überlegen, dann loslegen.

Spielen wir das Vorgehen mal ein wenig realitätsnah durch. Gegenstand der Entscheidung kann beispielsweise sein, seinem Partner zum Geburtstag ein Buch zu schenken. Da gibt es nun allerdings unüberschaubar viele Möglichkeiten, und die Sucherei geht los. Also besser schon mal genauer festlegen. Ein Krimi wäre was. Das grenzt die Möglichkeiten deutlich ein, aber schöner wäre es, sich gleich auch für einen Autor zu entscheiden. Keine Ahnung, aber ganz oben auf der Bestsellerliste sollte er auf jeden Fall sein. Dort steht gerade Simon Beckett, «Flammenbrut». Na bitte, das wird schon nicht verkehrt sein. Damit wäre der Entscheidungsgegenstand eindeutig festgelegt.

Bleibt nur noch die Frage, woher wir das Buch zu den günstigsten Bedingungen bis morgen Abend bekommen. Aber damit beginnt schon wieder ein neuer Entscheidungsprozess – die Auswahl der besten Beschaffungsalternative.

Und dabei stoßen wir auf ein neues Phänomen: Unser Zielkriterium beginnt sich aufzufächern. Die Zielsetzung heißt nicht nur: Beckett kaufen, sondern vielmehr: Beckett bis morgen Abend möglichst günstig kaufen, wobei günstig die Beschaffungskosten meint, weil der Kaufpreis des Buches gebunden ist. Immerhin können wir versuchen, uns freizunehmen, und die vielleicht etwas abgelegene Buchhandlung selbst aufsuchen, wir können einen Kurierdienst vorbeischicken oder auch einen Freund bitten, das Buch noch schnell für uns zu besorgen.

Das bestimmte Buch bis morgen und natürlich günstigst. Wir haben es also schon mit drei Zielkomponenten zu tun: Buchtitel, Beschaffungszeitraum und Beschaffungskosten.

So verständlich und eigentlich selbstverständlich die Forderung nach einer klaren Zielsetzung klingt, so schwierig wird es, diese Voraussetzung wirklich zu erfüllen. Wir stellen nämlich fest, dass wir es fast immer mit einem ganzen Bündel von Teilzielen zu tun haben, die uns mehr oder weniger wichtig sind, einander über- oder untergeordnet, miteinander verknüpft oder gleichgewichtig nebeneinanderstehend.

Wir wollen beispielsweise ein Auto kaufen. Vier Personen und ein Hund sollten reinpassen. Mehr als eine bestimmte Summe wollen oder können wir nicht ausgeben. Kredit oder Leasing kommt nicht in Frage. Verbrauch und Unterhalt sollten möglichst günstig sein, die Wertbeständigkeit hoch. Schnell muss er nicht sein, aber fürs Auge sollte der Wagen schon was herzeigen. Und kleinere Transporte von einem Studienort der Kinder zum anderen sollten auch drin sein.

Das Ziel Autokauf stellt sich also bei näherer Betrachtung als ganzes Zielbündel heraus. Unsere Aufgabe ist es, zunächst einmal die verschiedenen Zieldimensionen in eine hierarchische Ordnung zu bringen, uns klar darüber zu werden, welche Teilziele unabdingbar sind, welche mehr oder weniger von Bedeutung, welche nice to have und unter Umständen auch verzichtbar.

Klingt kompliziert, ist aber nicht wirklich schwierig. Ein wenig tiefgründige Selbsterforschung, begleitet vom Willen zur Ehrlichkeit, sollte Klarheit schaffen, eben die geforderte klare Zielvorstellung, die uns den Entscheidungsprozess wesentlich erleichtert.

Dabei kann selbstverständlich, wie wir schon erkannt haben, das Zielbündel immer noch ein wenig verändert, angepasst oder ergänzt werden, wenn neue Erkenntnisse oder Überzeugungen auftauchen. Wer allerdings statt mit dem praktischen Familienkombi letztlich mit einem Zweisitzer-Cabrio vorfährt, darf sich getrost über leichte Defizite im Umgang mit sich selbst Gedanken machen. Aber auch ein solches Ergebnis des Entscheidungsprozesses geht völlig in Ordnung, wenn Sie am Ende mit Ihrer Entscheidung glücklich sind.

Das mag nun alles wieder sehr theoretisch und kompliziert klingen, folgt aber allein der Überzeugung, dass die Kenntnis des Prozesses schon die halbe Miete ist. Wer sich dessen bewusst ist, was er in welchem Zusammenhang tut oder tun sollte, wird Fehlerquellen leichter erkennen und vermeiden.

Zum Glück sind die Dinge im Allgemeinen einfacher. Wir wollen eine Ware günstig kaufen oder etwas möglichst günstig verkaufen, wir suchen also lediglich das günstigste Angebot. Die Zielerreichung lässt sich in Euro messen. Der Entscheidungsprozess erweist sich im Allgemeinen als recht unproblematisch, vorausgesetzt, wir sind uns klar über unsere Entscheidungsalternativen.

Was können wir tun? – Alternativen

Handlungsalternativen in Entscheidungssituationen liegen meist nicht auf der Hand, und sie fallen auch nicht vom Himmel. Sie wollen vielmehr gesucht und gefunden werden. Optimierungschancen werden oft versäumt, weil nur das Offensichtliche in Betracht gezogen wird.

Besondere Erfolge haben ihre Ursache meist in ungewöhnlichen Ideen. Wir kennen das aus Kino oder Krimi, wo unsere Helden sich auch aus völlig ausweglos erscheinenden Situationen zu befreien wissen, weil sie Ideen realisieren, auf die sonst niemand, auf jeden Fall nicht ihre Gegenspieler gekommen sind. Sehen wir einmal vom puren Kino ab, der genreüblichen Zauberei, bleibt die schlichte Erkenntnis, dass Kreativität in der Bestimmung der Handlungsalternativen den entscheidenden Vorsprung sichern kann.

Es lohnt also zweifellos, sich eingehendere Gedanken über die alternativen Wege zum Ziel zu machen. Das kann auch im Kleinen ganz handfeste Vorteile haben. Wenn die Klospülung leckt, muss nicht gleich der Sanitärtechniker kommen, häufig genügt die Idee, den Wasserzulauf zu entkalken oder die Gummidichtung im Wasserablauf zu säubern. Ist ganz einfach, zwar ein wenig eklig, spart aber glatt 100Euro und das Warten auf den Klempner. Am Hauptbahnhof einer fremden Stadt ins nächste Taxi zu springen geht in Ordnung, günstiger und oft auch schneller lässt sich das Ziel mit einer eventuell vorhandenen U-Bahn erreichen. Man muss nur auf die Idee kommen. Und die Entscheidung für einen neuen Kochherd kann anders ausfallen, wenn man neben dem Gasbrenner, den Elektro-Kochplatten und der Glaskeramikplatte auch den Induktionsherd in die Vorüberlegungen als Alternative einbezieht, sofern man überhaupt schon davon gehört hat.

Natürlich hat das alles im Alltag weniger mit neuen Ideen als mit Wissen, sprich Information, zu tun. Je besser man über das Umfeld der anstehenden Entscheidung informiert ist, umso vollständiger wird man die in Frage kommenden Handlungsalternativen überblicken. Die Sicherheit, nichts übersehen zu haben, wächst und damit auch tendenziell die Qualität der Entscheidung.

Der Suche nach Alternativen geht also zwingend die Informationsbeschaffung voraus. Literatur zum Gegenstand der Entscheidung bringt das notwendige Basis- und Detailwissen, Verbraucherzentralen geben Auskunft, Freunde steuern Erfahrungen bei, Prospekte geben Anregungen und Detailinformationen. Verkäufer vermitteln selektives Wissen, Spezialberater wie Rechtsanwälte, Notare, Energiefachleute, der ADAC und Finanzexperten sichern – wenn auch meistens gebührenpflichtig – den Informationsstand fachlich ab. Messen, Ausstellungen, Spezialzeitschriften und Internet geben Informationen, Anregungen und Hinweise auf weitere nützliche Informationsquellen.

Aber nicht allen Informationen sollte man trauen. Ein Blick auf den Hintergrund der Quelle hilft, den Informationswert richtig einzuschätzen. Ein Verkäufer – und auch Ihr Bankberater ist letztlich ein Verkäufer – muss verkaufen, was er im Laden hat, nichts anderes, schon gar nicht Angebote der Konkurrenz. Tatsächlich sind Verkäuferaussagen über Konkurrenzprodukte aber gerade deshalb eine wichtige Informationsquelle, weil vermeintliche oder tatsächliche Schwachpunkte des Wettbewerbers von der Konkurrenz besonders gnadenlos zutage gefördert werden, um die eigenen Verkaufsargumente zu stärken. Allerdings wird man hier nicht die Objektivität der Stiftung Warentest erwarten dürfen, und gezielte Falschinformationen sind selbstverständlich nie ausgeschlossen.

Mit der gleichen Zurückhaltung muss man Artikeln in Zeitschriften und Internetseiten begegnen, weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass die dort angebotenen Informationen auf die Wünsche von Werbekunden abgestimmt sind.

Besondere Vorsicht ist immer bei Testberichten geboten. Tests und Ranglisten kommen unserer Neigung zur Bequemlichkeit entgegen, weil sie den Eindruck erwecken, uns eigene Entscheidungsprozesse ersparen zu können. Sie eignen sich deshalb aber auch hervorragend als Verkaufsvehikel und werden dazu auch überaus häufig genutzt. Testberichte und Testsieger, wohin man nur blickt, doch wer sind die jeweiligen Tester, und welches ist ihre Intention? Der Subjektivität sind hier selbstverständlich keine Grenzen gesetzt, wir sollten nur den Ehrgeiz haben, dies auch jeweils zu erkennen.

Selbst den sicher mit einem Höchstmaß an Objektivität erstellten Testberichten der Stiftung Warentest muss man sich kritisch nähern, um zu beurteilen, ob die dort gewählte Gewichtung der Qualitätskriterien, also der möglichen Teilziele, den eigenen Vorstellungen entspricht. Es kann nämlich sein, dass man selbst der Beurteilung ganz andere Schwerpunkte zugrunde legt. Was schert mich die Handhabung, wenn mir das Design außerordentlich gut gefällt? Und die fehlende Kindersicherung kann mir glatt gestohlen bleiben, weil ich eh keine Kinder im Haus habe.

Es bleibt also festzuhalten, dass ein möglichst umfassender und unsere individuellen Vorstellungen berücksichtigender Informationsstand die Formulierung und Abgrenzung unserer Handlungsalternativen erleichtert, die Sicherheit bei der Abwägung der Alternativen verbessert und damit das Risiko von Fehlentscheidungen vermindert.

Doch muss die Informationsbeschaffung nicht auf die Spitze getrieben werden. Um ein Auto zu kaufen, braucht man die Common-Rail-Technik des Dieselmotors nicht unbedingt verstanden zu haben. Und ein Bleistift lässt sich ohne Gewissensbisse erwerben, auch wenn einem die Vorteile verschiedener Hölzer für die Fertigung der Stifte nicht geläufig sind.

Der zusätzliche Nutzen weiterer Informationen wird irgendwann immer geringer. In der Theorie spricht man vom abnehmenden Grenznutzen. Die Suche nach zusätzlichen Informationen wird immer aufwendiger, während der nützliche Informationszuwachs immer geringer wird. Ein Studium der Elektrotechnik zu absolvieren, wenn man über die Anschaffung eines Toasters zu entscheiden hat, ist offenkundig ein wenig übertrieben. Und der Besuch der Staatsbibliothek wird die Entscheidung über den Kauf eines Bleistifts kaum merklich verbessern.

Aber die Grenze, bei der er sich ausreichend informiert fühlt, kann selbstverständlich nur jeder für sich finden. Und machen wir uns nichts vor, manchmal kann es sogar Spaß machen, sich Kenntnisse auf Gebieten zu erarbeiten, von denen man bisher keine Ahnung hatte. Zuweilen kann auch ein neues Hobby daraus werden. Zumindest kann man mit überraschendem Wissen die Freunde auf der nächsten Party mächtig beeindrucken.

Und was wäre das Beste? – Bewertung

Die Abwägung, welche der möglichen Handlungsalternativen uns dem formulierten Ziel am nächsten bringt, welche der Entscheidungsalternativen also im Hinblick auf unsere Zielvorstellungen am empfehlenswertesten erscheint, nennt man Bewertung. Die Bewertung ist eines der zentralen Probleme im Wirtschaftsleben. Die Wirtschaftsnachrichten sind voll von Bewertungsfragen: Firmen werden von einem Kaufinteressenten bewertet, Immobilien werden bewertet, Firmenstrategien werden neu bewertet, Aktienkurse steigen, Anleihen fallen, Zertifikate werden wertlos, der Dollar fällt, der Euro steigt, ein Konzern muss die Beteiligung an einer Tochtergesellschaft abschreiben, ein Aufsichtsrat trennt sich von seinem Vorstandsvorsitzenden, Porsche kauft Volkswagen oder umgekehrt, Gewerkschaften fordern guten Lohn für gute Arbeit.

Was hier so unterschiedlich daherkommt, sind letztlich alles Bewertungsfragen. Weil es in der Wirtschaft fast immer um Entscheidungen geht, beschäftigen sich Ökonomen im Wesentlichen mit Bewertungen.

In der Wirtschaft werden Bewertungen in der Regel in der Maßgröße Geld als Kosten, Erträge, Gewinne oder Renditen ausgedrückt. Das übliche Bewertungsinstrument ist die Investitionsrechnung. Dabei werden sämtliche dem jeweiligen Projekt zuzuordnenden Aufwendungen und Erträge ermittelt, zum einen, um durch deren Gegenüberstellung festzustellen, ob das Vorhaben überhaupt wirtschaftlich ist im Sinne unseres E > A, zum anderen, um durch den Vergleich der Ertragswerte alternativer Projekte oder Projektvarianten die optimale Alternative zu finden.

Dieses Verfahren zur Projektbewertung ist prinzipiell gleich, ob Sie einen neuen Drucker anschaffen möchten, eine neue Lagerhalle errichten wollen oder über den Austausch eines Vorstandsvorsitzenden entscheiden müssen.

Bei der Druckerinvestition vergleichen Sie die Anschaffungskosten und die Betriebskosten verschiedener Druckermodelle miteinander, um sich dann für die kostengünstigste Maschine zu entscheiden. Beim Neubauprojekt Lagerhalle vergleichen Sie die Kostenangebote verschiedener Bauunternehmen und prüfen, ob die zukünftig eingesparten Mietkosten für Ihr bisheriges Lager und die eingesparten Transportkosten bei optimierter Lagerlogistik die Aufwendungen für den Hallenneubau übertreffen. Hier stellen die eingesparten Kosten die rechnerischen Erträge dar.

Und beim Wechsel des Vorstandsvorsitzenden ist die Erwartung maßgebend, dass die höheren Gewinne des Unternehmens unter neuer Führung die kostspielige Abfindung rasch vergessen lassen. Im Kern auch eine Investitionsentscheidung und eine Investitionsrechnung. Ihren Bundesligaclub leitet das gleiche Kalkül beim Trainerwechsel. Doch zugegeben, in beiden Fällen wird eine gehörige Portion Emotionen in die Bewertung einfließen.

Entscheidend ist also immer, wie wir locker zu sagen pflegen, dass sich die Dinge rechnen. Auch wenn wir es gar nicht so wahrnehmen, die Investitionsrechnung ist auch im Privatleben bereits fester Bestandteil unseres Denkens.

Eine Schwierigkeit der Investitionsrechnung wird Ihnen möglicherweise aufgefallen sein: Aufwendungen und Erträge eines Projekts fallen selten gleichzeitig an. Heute wird investiert, morgen wird kassiert. Den Ausgaben zu Beginn eines Projekts stehen meistens Einnahmen gegenüber, die sich auf mehrere Jahre verteilen, oft nicht einmal gleichmäßig. Auf unseren Hallenneubau trifft das beispielsweise zu. Oder nehmen wir den Drucker: Das eine Gerät hat niedrigere Anschaffungskosten, aber später höhere Betriebskosten, während es bei einem anderen Modell genau umgekehrt ist. Vor diesem Problem haben Sie vielleicht schon selbst gestanden, als Ihnen der Autohändler die Vorzüge eines Diesels nahezubringen versuchte.

Klar ist: Einfach alles zusammenzählen ohne Rücksicht auf den Zeitpunkt des Entstehens von Aufwendungen und Erträgen geht nicht. 100Euro heute sind nicht gleichwertig mit 100Euro in zehn Jahren. Wir haben ja immer die Alternative, unser Geld nicht zu investieren, sondern es auf die Sparkasse zu bringen. Dort werden aus 100Euro bei 3Prozent Zinsen in zehn Jahren 134,40Euro. Umgekehrt sind 100Euro in zehn Jahren bei gleichen Zinsen heute nur 74,40Euro wert. Wenn Sie nämlich diesen Betrag heute bei 3Prozent auf die Kasse bringen, werden daraus nach zehn Jahren 100Euro.