In 225 Reisen durch die USA - Axel Pinck - E-Book

In 225 Reisen durch die USA E-Book

Axel Pinck

0,0
29,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Entdecken Sie die Schönheit und Vielfalt der Vereinigten Staaten wie nie zuvor! »In 225 Reisen durch die USA« von National Geographic nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise durch die atemberaubendsten Landschaften, pulsierende Metropolen und versteckte Schätze Amerikas. Ob grandiose Naturwunder wie der Grand Canyon und die Rocky Mountains oder kulturelle Höhepunkte in Städten wie New York und San Francisco. Tauchen Sie ein in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 291

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wenn die Sonne hoch am Himmel steht, hüllen Sonnenstrahlen den Antelope-Canyon im Norden von Arizona in ein geheimnisvolles Licht.

INHALT

VORWORT

Claudia Eilers, Chefredakteurin National Geographic

NATIONALPARKS UND NATUR

Wild und grandios

VON MENSCHENHAND

Kultur und Lebensart

KÜSTEN, MEER, SEEN & FLÜSSE

Wo sich Land und Wasser magisch mischen

IM KÖNIGREICH DER BERGE

Auf Gipfeln und durch Schluchten

STADT UND LAND

Zwischen Tradition und Moderne

BILDNACHWEIS

Nur herbe, knorrige Schönheiten, die mit dem trockenheißen Klima umgehen können, gedeihen im Snow Canyon State Park von Utah.

VORWORT

Einmal im Leben die legendäre Route 66 hinunterfahren, Yellowstone, den Grand Canyon, Monument Valley erleben, über den Hollywood Walk of Fame in Los Angeles flanieren! New York besuchen, die ultimative Stadt! Eine USA-Reise stand und steht für viele Deutsche weit oben auf der Bucket List.

Meine erste Amerika-Reise unternahm ich Ende der 1990er-Jahre. Mit dem Whiskey-Kenner und Autor Stefan Gabányi durchkreuzte ich die Staaten Kentucky und Tennessee. Schon damals erlebten wir ein aus europäischer Sicht seltsames Land. An den Highways wechselten Jesus-Botschaften mit Wegweisern zum Firearms-Verkauf. Nach der Destillerie-Tour in Lynchburg wurde nicht der weltberühmte Jack Daniel’s verkostet, sondern die hausgemachte Zitronenlimo. Der Ort liegt in einem „Dry County“, in dem Verkauf und Konsum von Alkohol verboten sind. Unvergessen: die Kellnerin Becky, die wir in Lawrenceburg nach „Moonshine“ fragten – und die am nächsten Tag tatsächlich mit einer Flasche glasklarem schwarzgebrannten Whiskey an einer Autobahnausfahrt auftauchte. Heute undenkbar: Mit dieser Flasche sowie einer guten Hausbarausstattung weiterer Whiskey-Raritäten unbehelligt durch Flughafen-Gepäckkontrolle und Zoll zu klonkern …

Beim Schreiben dieses Textes im Frühjahr 2025 präsentiert sich das einstige Sehnsuchtsziel Amerika wenig einladend. Will man da gerade hin? Der erfahrene USA-Kenner Axel Pinck zeigt in diesem Buch die ungeheure Vielfalt und Schönheit eines Landes, dessen Natur sich von arktischen Höhen bis in tropische Klimazonen erstreckt. Dessen Politik, Kultur, technische Errungenschaften und wissenschaftlicher Fortschritt unsere Welt geprägt haben. Sehen, lesen, entdecken Sie selbst – on the road oder auf den folgenden Seiten!

Cheers!

Claudia Eilers

Gut getarnt: Wer einen Streifenkauz im Zypressenwald des Manchac Swamp nördlich von New Orleans entdecken will, muss sich leise mit einem Kajak anschleichen.

NATIONALPARKS UND NATUR

Von den grünen Regenwäldern an der Pazifikküste bis zu Riesenquellen in Florida, von gigantischen Tropfsteinhöhlen in Kentucky bis zu den feuerspeienden Vulkanen auf Hawaii, von Grizzlybären in Alaska bis zu Klapperschlangen in Arizona. Die USA sind ein Land der Naturwunder, geschützt in National- und State Parks, auch für kommende Generationen von Bewohnern und Besuchern.

»Ich glaube, ich könnte mit den Tieren unter freiem Himmel leben, in den Wäldern, auf der Prärie.«

Walt Whitman

Einst zogen mehrere Hunderttausend Bisons über die Prärien des Mittleren Westens. Sie wurden niedergemetzelt, um Felle und Leder nach Europa zu exportieren. Inzwischen konnten einige Herden in State Parks und auf Ranches wieder aufgezogen werden.

Bis zu 140 Meter türmen sich die Dünen am Lake Michigan auf.

Der Empire-Bluffs-Plankenweg schlängelt sich mit bestem Blick auf Manitou Island die riesige Düne entlang.

1

MICHIGAN

SLEEPING BEAR DUNES

DAS »WERK DES GROSSEN MANITU« IST EIN FREIZEITPARADIES

Ein Kanadakranich auf der Suche nach Insekten, Fröschen und Wasserpflanzen.

REISETIPPS

BESTE REISEZEIT

Hauptsaison ist von Mai bis September. Im Winter hat die Landschaft einen eigenen Reiz, der sich beim Schneeschuhwandern oder per Langlaufski erschließt.

REISEPLANUNG

Der State Highway M-72 führt von Traverse City rund 45 km nach Westen und Norden bis zur Grenze des Naturschutzgebiets. Der Airport der Stadt hat Verbindungen nach Chicago und Detroit. In Traverse City werden Mietwagen angeboten.

WEBSITES

www.sleepingbeardunes.com; www.nps.gov/slbe

Mehr als eine Million Besucher zählt die Dünen- und Waldlandschaft der Sleeping Bear Dunes National Lakeshore. Sie zieht sich rund 100 Kilometer die Nordwestküste der Lower Peninsula von Michigan am Seeufer des Lake Michigan entlang. Der Pierce Stocking Scenic Drive schlängelt sich elf Kilometer durch die naturgeschützte Landschaft, mit mehreren Aussichtspunkten über Dünen und Gewässer. Wer die Sanddüne auf den markierten Wegen bis zu ihrem Kamm heraufgeklettert ist, wird aus 140 Meter Höhe mit einem weiten Blick über die Küste, den Lake Michigan und auf die vorgelagerten beiden Manitou-Inseln belohnt. Vom Hafen des rund 30 Kilometer weiter im Norden gelegenen Örtchens Leland setzen im Sommer Fähr- und Ausflugsschiffe in 90 Minuten auf die unbewohnten Eilande über, die auch zum Naturschutzgebiet gehören. Ausflügler picknicken auf den Rasenflächen an der Landseite der mächtigen Düne oder baden im bis zu 21 Grad sommerlich warmen Wasser des Sees. In der Hochsaison sind die Campingplätze im Naturschutzgebiet gut belegt.

Die markante sandige Düne ist eine Hinterlassenschaft der Eiszeiten, als gewaltige Eisschilde auch das Gebiet des heutigen Michigan bedeckten. Als das Eis vor knapp 12 000 Jahren das letzte Mal schmolz, bedeckten Sand und Steine, die weit aus dem Norden hierher geschoben worden waren, das Land. Kontinuierliche Westwinde haben den Sand in einigen Tausend Jahren über eine Länge von mehreren Kilometern zu luftiger Höhe aufgetürmt. Durch das Hinterland des insgesamt fast 300 Quadratkilometer großen Schutzgebiets mit Seen und Teichen plätschern heute muntere Bäche in Richtung Küste. Kleine Wanderdünen haben Baumgruppen erstickt und zu Geisterwäldern gemacht.

INSIDERWISSEN

Nach einer Legende der Anishinaabe wollte einst eine Bärenmutter auf der verzweifelten Suche nach Futter mit ihren beiden Kindern den Lake Michigan durchschwimmen. Doch die kleinen Bären schafften es nicht und ertranken. Die erschöpfte Mutter legte sich auf die Düne, um weiter nach ihnen Ausschau zu halten. Der Große Manitu schuf die beiden Inseln vor der Küste in ihrem Angedenken.

Entspannte Fahrt mit dem Schlauchboot durch den Santa Elena Canyon auf dem Rio Grande. Der Fluss markiert hier gleichzeitig die Grenze zu Mexiko im Süden.

2

TEXAS

BIG BEND NATIONAL PARK

DRAMATISCHE KONTRASTE AN DER BIEGUNG DES RIO GRANDE

Diesen Anblick gibt es nur frühmorgens: Sonnenaufgang über den Gipfeln der Chisos Mountains.

REISETIPPS

BESTE REISEZEIT

Vom Spätherbst bis zum Frühjahr ist die beste Zeit, um hier zu wandern.

REISEPLANUNG

Der Highway 385 erreicht den Nationalpark von Fort Stockton im Norden beim Persimmon Gap Visitor Center, die State Road 118 strebt etwas weiter im Westen von Alpine auf den Nationalpark und trifft dort auf die Panther Junction Road. Die Amtrak-Bahnstrecke Sunset Limited stoppt mehrmals pro Woche in Alpine. Von dort geht es per Mietwagen weiter.

WEBSITES

www.nps.gov/bibe; https://visit-bigbend.com

Ein grünes Band aus fruchtbarem Schwemmland begleitet den Flusslauf des Rio Grande bei seinem weiten Bogen nach Nordosten, der dem Nationalpark auch zu seinem Namen verholfen hat. Der »Große Fluss« markiert zwischen El Paso und seiner Mündung in den Golf von Mexiko gleichzeitig die Grenze zum südlichen Nachbarland. Die Mexikaner nennen ihn »Río Bravo del Norte«, den »Wilden Fluss im Norden«. Drei spektakuläre Canyons hat der Fluss in den Kalkstein geschnitten: Mariscal und Boquillas, dazu der Santa-Elena-Canyon ganz im Süden. Letzterer steht bei vielen Besuchern ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Der überwiegende Teil des fast 3000 Quadratkilometer großen Nationalparks gehört zur Chihuahua-Wüste, in der genügsame Kreosot-Büsche, Mesquitebäume und diverse Kakteenarten wie der Feigenkaktus gedeihen. Dazwischen braune Felsnadeln, erodierte Überreste längst vergangener vulkanischer Aktivitäten und Bachläufe, die nur gelegentlich Wasser sehen.

Etwas weiter im Norden erheben sich die Chisos Mountains mit mehreren Gipfeln von über 2000 Meter. An Gebirgshängen und auf einigen Hochebenen mit moderatem Klima gedeihen Kiefern, Zypressen und Ahornbäume. Wenige Nationalparks in den USA sind so einsam gelegen wie Big Bend. El Paso, die nächste größere Stadt mit knapp 700 000 Einwohnern, liegt bald 500 Kilometer weiter im Westen. Doch vielleicht ist es gerade die Kombination ganz unterschiedlicher landschaftlicher Schönheit – mit spektakulären Kontrasten von tiefen Canyons, durch die der Rio Grande fließt, von unwirtlicher Wüste und kaum zugänglicher Bergwelt -, die den Naturpark an der Grenze zu Mexiko in den letzten Jahren für Besucher zunehmend attraktiver werden ließ.

Nicht alles ist groß in Texas. Der Mexikanische Eichelhäher wird nur 30 Zentimeter lang.

Die roten Blüten des Igelkaktus sind echte Hingucker.

Und wer genauer hinschaut, erkennt, dass die Wüste lebt. Wenn kurze Regenschauer im Winter genug Feuchtigkeit bringen, fängt die vermeintlich lebensfeindliche Welt an zu blühen. Allein 60 Kakteenarten haben sich an die extremen Lebensbedingungen angepasst. An den langen, dünnen und dornigen Stämmen des Ocotillo wachsen dann kleine grüne Blätter, an ihrer Spitze entfalten sich zur Freude von Bienen und Kolibris Cluster von knallroten Blüten. Der »Strawberry Cactus« bringt zwar keine Erdbeeren hervor, dafür aber lavendelfarbige und purpurrote Blüten auf den bis zu fünf Dutzend Trieben, die von vielen spitzen Dornen geschützt werden. Kaum zu glauben, aber der wüstenreiche Nationalpark zählt mehr als 450 Vogelarten, darunter Spechte und schwarze Falken, dazu Rotluchse, Schwarzbären und 70 weitere Säugetierarten, Reptilien wie Klapperschlangen oder Eidechsen, Fische wie verschiedene Welse und Frösche in den wenigen Feuchtgebieten und im Rio Grande, außerdem Schmetterlinge, Libellen und mehr als 3000 weitere Insektenarten.

Zahlreiche markierte Trails mit einer Gesamtlänge von knapp 250 Kilometer führen zu Oasen, wie der einfache Chihuahuan Desert Nature Trail, der bei Dugout Wells startet; oder der rund 8 Kilometer lange Lost Mine Trail, der bei der 5,1-Mile-Markierung an der Basin Road beginnt und vor allem im Frühling Panoramaausblicke auf das Chisos-Gebirge bietet. Der Boquillas Canyon Trail führt über knapp 2,5 Kilometer vom Ende der Boquillas Canyon Spur Road zu einem fantastischen Aussichtspunkt auf den Rio Grande und später direkt bis zum Fluss.

Was gibt es Entspannteres, als sich im langsam fließenden Rio Grande treiben zu lassen? Wer kein eigenes Kanu, Kajak oder Schlauchboot dabeihat, kann sich in Study Butte oder Terlingua die nötige Ausrüstung leihen. Nun muss nur noch der Fluss selbst mitspielen, mit einem angemessenen Pegelstand. Auch für Ausritte auf markierten Schotterwegen oder cross country im Nationalpark müsste man das eigene Pferd mitbringen. Glücklicherweise bieten mehrere Reitställe beim nicht weit entfernten Big Bend Ranch State Park geführte Ausritte von einer bis zu mehreren Stunden an, auch im Nationalpark.

Bizarr erodiertes Gestein.

Die majestätischen Felswände des Santa Elena Canyon des Rio Grande.

INSIDERWISSEN

Schon 1535 erreichte der Spanier Cabeza de Vaca den Rio Grande, wo die nomadischen Chisos lebten. Sie wurden von Mescalero-Apachen und Comanchen bedrängt, die auch spanisches und später mexikanisches Territorium südlich des Rio Grande überfielen. Nach dem Sieg gegen Mexiko wurde 1848 der Südwesten Nordamerikas Teil der USA. Rancher züchteten Rinder, später wurde Quecksilber abgebaut. 1944 hatten die Bemühungen von Bewohnern, die Natur zu bewahren, Erfolg. Die Region wurde ein Nationalpark.

UNVERGESSLICHE ERLEBNISSE

Dort, wo der Ross Maxwell Scenic Drive durch den Nationalpark endet, beginnt der nur 2,6 Kilometer (hin und zurück) lange Santa Elena Canyon Trail. Bei Niedrigwasser kann man im Flussbett noch weiter waten. Rechts und links vom Rio Grande ragen die Felswände bald 500 Meter in die Höhe. Erst bei Lajitas, weiter stromaufwärts, weitet sich das Flusstal wieder. Wer frühmorgens den Santa Elena Canyon Overlook erreicht, hat gutes Licht zum Fotografieren und moderate Temperaturen, bevor die Sonne Gluthitze entfaltet.

3

ALLE BUNDESSTAATEN

WEISSKOPFSEEADLER

DER MAJESTÄTISCHE WAPPENVOGEL DER USA

Kein Kampf, sondern kunstvoll. Bald Eagles sind Meister im »Paar-Flugtanz«.

REISETIPPS

BESTE REISEZEIT

Ende Februar legen die Adler ihre Eier, die Küken schlüpfen in der zweiten Aprilhälfte und sind gegen Ende Juli flügge.

REISEPLANUNG

Das Chilkat Bald Eagle Preserve in Alaska erreicht man per Fähre und Pkw vom 180 km weiter südlich liegenden Juneau.

Die Brutplätze im Chippewa National Forest liegen 270 km, rund drei Autostunden auf der US-169 nördlich von Minneapolis.

WEBSITES

https://eagles.org; https://dnr.alaska.gov/parks/aspunits; www.fs.usda.gov/chippewa

Ihr Bild ziert die Rückseite des Ein-Dollar-Scheins und das offizielle Staatswappen, das »Große Siegel der Vereinigten Staaten«. Bald Eagles leben, mit Ausnahme von Hawaii, in allen Bundesstaaten der USA, meistens an Flüssen. Den Königen der Lüfte werden Stärke, Mut und Freiheitswillen zugeschrieben. Und ihre imposante Erscheinung – schneeweißer Kopf, braunschwarzes Gefieder, dazu der markante Blick, ein gelber Hakenschnabel und die scharfen gelben Krallen – flößt automatisch Respekt ein. Dabei geben die Weibchen den Ton an. Sie sind rund 6,5 Kilo schwer, die Spannweite ihrer Flügel misst bis zu 2,5 Meter, die Männchen bringen zwei Kilo weniger auf die Wage und können ihre Flügel »nur« gut 1,86 Meter ausbreiten.

Weibchen und Männchen bleiben, sofern sie als Paar harmonieren, ein Leben lang zusammen und wechseln sich auch beim Brüten und Füttern der Adlerküken ab. Beim Jagen der Beute, meist Fische oder kleinere Landtiere, sind sie nicht wählerisch. Ist nichts anderes verfügbar, machen sie sich auch über Aas her oder jagen anderen Raubtieren sogar deren Fang ab. Von einem großen Baum oder hoch in der Luft kreisend beobachten sie die kulinarischen Möglichkeiten unter sich und stoßen dann im Sturzflug auf die meist ahnungslose Beute.

Auch wenn Bald Eagles in den USA als stolze Wappentiere gelten, wurden sie fast ausgerottet. Man jagte sie wegen ihrer Federn oder tötete sie als vermeintliche Konkurrenten beim Fischfang. Viele, vor allem Jungtiere, gingen durch die Verunreinigung der Gewässer mit giftigen Pflanzenschutzmitteln wie DDT ab den 1960er-Jahren zugrunde. Dann wurden sie landesweit unter besonderen Schutz gestellt und die Verseuchung des Wassers konnte eingedämmt werden. Inzwischen ist die Zahl der majestätischen Vögel wieder auf deutlich mehr als 300 000 Exemplare gestiegen.

UNVERGESSLICHE ERLEBNISSE

Im Oktober und November versammeln sich bis zu 4000 Weißkopfseeadler im Gebiet der Alaska Chilkat Bald Eagle Preserve am Haines Highway, gleich nördlich des gleichnamigen Ortes. Hier machen sie sich über die Lachse her, die spät in der Saison den Oberlauf der Flüsse Chilkat, Kleheni und Tsirku zum Laichen erreicht haben. Rund 300 bis 400 der großen Raubvögel sind zu jeder Jahreszeit im Schutzgebiet zu sehen.

Eifrige Nestbauer. Am Ufer des Yukon River in Alaska zieht ein Adlerpaar seinen Nachwuchs auf.

Paddeltour im glasklaren Wasser der Riesenquellen des Silver Springs State Park nordwestlich von Orlando

4

FLORIDA

SILVER SPRINGS

HIER SPRUDELN EINIGE DER KRÄFTIGSTEN QUELLEN DER WELT

Im ganzjährig warmen Wasser der Riesenquellen von Florida fühlen sich die Manatis sehr wohl. Die stämmigen Säugetiere gehören zu den Seekühen.

REISETIPPS

BESTE REISEZEIT

Frühjahr bis Frühsommer

REISEPLANUNG

Silver Springs State Park liegt knapp 120 km nördlich von Orlando, eine Autofahrt von weniger als zwei Stunden. Orlando bietet beste Verbindungen weltweit und innerhalb der USA.

WEBSITES

https://floridasprings.org; www.floridastateparks.org/silver-springs; https://bluewateraudit.org/about-the-aquifer

Kaum zu glauben: Im Silver Springs State Park sprudeln zwei Milliarden Liter glasklares Wasser pro Tag an die Oberfläche. Einige Glasbodenboote kurven mit Urlaubern durchs Quellgebiet, staunen über den Fischreichtum und einige zurückgelassene Requisiten aus James-Bond- und Tarzan-Filmen. Vor allem im Ocala National Forest, rund 80 Kilometer nördlich von Orlando, sind viele von mehreren Hundert artesischen Quellen aktiv, und das bereits seit mehreren Tausend Jahren. Ihr Wasser stammt aus riesigen Süßwasserreservoiren tief unter der Erde. Die nahezu konstante Wassertemperatur von 20 bis 22 Grad Celsius genießen Urlauber als riesige Naturpools mitten im Wald, beispielsweise bei Juniper Springs mit 75 Millionen Liter oder bei Alexander Springs mit 300 Millionen Liter Quellwasser täglich. Die Quelltöpfe von deLeon wiederum erfreuen viele Dutzend Manatis in den Wintermonaten, wenn ihnen die Wassertemperaturen in Küstennähe zu frisch werden. Nicht weit von Salt Springs, aus der täglich rund 200 Millionen Liter Salzwasser sprudeln, werden erfolgreich Blue Crabs gezüchtet, eine Delikatesse, die ansonsten in der Region der Chesapeake Bay mehr als 1000 Kilometer weiter im Norden zu Hause ist.

Das verzweigte Höhlensystem im Untergrund ist bislang nur zu einem Bruchteil erforscht. Pfeilspitzen prähistorischer Bewohner Floridas wurden hier gefunden und Skelette vom Riesenfaultier und anderen längst ausgestorbenen Tieren aus der Eiszeit. Einige tierische Bewohner, wie farblose Höhlenkrabben oder blinde Schnecken, haben sich im Laufe der Zeit in lichtloser Tiefe in erstaunlicher Weise an ihre besondere Umgebung angepasst. So ganz nebenbei liefern die Quellen noch rund zehn Millionen Bewohnern Floridas sauberes Trinkwasser und versorgen Felder und Weiden rund um den Lake Okeechobee mit kostbarem Nass.

INSIDERWISSEN

Vor rund 60 Millionen Jahren breitete sich beim heutigen Florida ein warmes Meer aus. Die Überreste von Muscheln und Kleinlebewesen, dazu Sand und Ton lagerten sich auf dem Meeresboden ab, der sich rund 20 Millionen Jahre später langsam zu heben begann. Niederschläge, angereichert mit Kohlendioxyd aus der Atmosphäre, schufen ein System von Höhlen, die mit dem Anstieg des Meeresspiegels bald unterhalb des Grundwasserspiegels lagen. Florida Aquifer heißen diese Höhlensysteme, voll mit Süßwasser von versickerten Niederschlägen.

5

UTAH / ARIZONA / NEW MEXICO

MONUMENT VALLEY

NATURWUNDER, FILMSZENERIE UND WERBEIKONE

Tafelberge und Felsnadeln ragen aus der wüstenartigen Ebene des Monument Valley.

REISETIPPS

BESTE REISEZEIT

Frühling und Herbst sind am besten geeignet, im Sommer wird es sehr heiß, der Winter verzeichnet oft Minustemperaturen.

REISEPLANUNG

Die SR 89 und die US-160 E führen von Flagstaff/Arizona nach Norden ins knapp 280 km entfernte Monument Valley, von Moab/Utah wird es auf der US-163 S nach 240 km erreicht. Die Website (s. u.) gibt auch Hinweise auf geführte Touren.

WEBSITES

https://navajonationparks.org/navajo-tribal-parks/monument-valley; www.monumentvalleytribalpark.com

Die sich aus einer endlos scheinenden, menschenleeren rötlichen Ebene erhebenden Kalk- und Sandsteinfelsen wirken geradezu unwirklich. Die dramatische Szenerie im 372 Quadratkilometer großen Monument Valley Navajo Tribal Park gehört zu den bekanntesten Naturpanoramen weltweit. Für die Navajo ist »Tsé Bii’ Ndzisgaii«, das Tal der Felsen, ein geweihter Ort. Die roten Tafelberge und fragil erscheinenden Felsnadeln aus weicherem Sand- und härterem Kalkstein ragen wie Monumente bis zu 300 Meter aus der weiten Ebene empor. Sie erschienen den Ureinwohnern als Felsengötter. Eigentlich sind sie Überreste einer einst zusammenhängenden Felsmasse. Dazwischen etwas Gestrüpp, einige Bäume, Sanddünen. Eine majestätische Landschaft von karger Schönheit. Besucher können den 27 Kilometer langen und staubigen Scenic Drive nicht weit vom Besucherzentrum gegen Gebühr mit dem eigenen Auto entlangfahren, nicht aber das weitere Terrain auf eigene Faust »off road« erkunden. Eine Ausnahme bildet der Wildcat Trail, ein sandiger Wanderweg, der auf gut fünf Kilometern den Felsen des West Mitten Butte umrundet. Bei den markantesten Felsformationen sind Aussichtspunkte markiert.

Wer sich den eindrucksvollen Monumenten weiter nähern und zusätzlich Formationen wie Mystery Valley oder Hunts Mesa an der Grenze von Arizona und Utah bestaunen oder Sandsteinbögen wie Sun’s Eye oder Ear of the Wind sehen möchte, muss sich einer von einem Navajo-Guide geführten Tour anschließen, die den Besuch einiger bewohnter Häuser im Monument Valley einschließt. Die Touren führen auch zu Überresten von Siedlungen der im 13. Jahrhundert untergegangenen Anasazi-Kultur, die beweisen, dass die Region lange vor dem Eintreffen der Europäer bewohnt war. Die Fahrt mit einem Allrad-Truck mit einer Gruppe von 20 Personen dauert rund dreieinhalb Stunden.

Doch schon der Blick vom hoch gelegenen Besucherzentrum in das weite Tal, mit einem Wechsel von Farben und Licht je nach Wetter und Tageszeit, erscheint wie ein dramatisches Naturtheater. Drei der bekanntesten Monolithen ragen in der Ferne aus der roten Felswüste empor: der East Mitten Butte, der West Mitten Butte und der Merrick Butte. Die Ähnlichkeit ihrer Umrisse mit einer Hand und deren abgespreiztem Daumen hat ihnen den Namen mitten, Fausthandschuh, eingebracht.

Die Ebene mit den charakteristischen Tafelbergen liegt am nördlichen Rand der mehr als 67 000 Quadratkilometer großen Navajo-Reservation, die sich über den Norden von Arizona, den Süden von Utah bis in den Westen von New Mexico erstreckt. Eine Reservation der Hopi ist von dem Gebiet der Navajo vollständig eingekreist. Rund 330 000 Navajo, auch Diné genannt, leben im größten Reservat der USA mit eingeschränkter Selbstverwaltung. Ihre wirtschaftliche Situation mit Viehhaltung in dem kargen Gelände und Tourismus ist prekär, mehr als die Hälfte der Menschen lebt unterhalb der Armutsgrenze. Der Abbau von Uran ab den 1940er-Jahren hat nicht nur Einnahmen gebracht, sondern durch die Kontamination der Umwelt auch große gesundheitliche Schäden verursacht. Erst 2014 erhielten die Navajo in der Regierungszeit von Barack Obama eine größere Entschädigung.

Wer Western wie Der Schwarze Falke von John Ford mit John Wayne oder Sergio Leones Spiel mir das Lied vom Tod mit Henry Fonda und Claudia Cardinale gesehen hat, wer Road Movies wie Easy Rider mit Dennis Hopper und Peter Fonda kennt oder Robert Zemeckis Zurück in die Zukunft III mit Michael J. Fox und Christopher Lloyd oder auch Forrest Gump mit Tom Hanks, der kennt das Monument Valley bereits wie seine Westentasche. Landwirtschaft wird in der rötlichen Felsenwüste nicht betrieben, aber Film und Fernsehen fühlten sich von der spektakulären Kulisse immer wieder geradezu magnetisch angezogen. Für Raucher weltweit war viele Jahre lang der »Marlboro Man« aus der Werbung ein vertrauter Begleiter, dessen wechselnde Darsteller (die übrigens fast alle vorzeitig an Lungenversagen verstarben) als Cowboys cool mit einer Zigarette vor dem großartigen Westernpanorama posierten.

Die White Domes Road schlängelt sich durch den Valley of Fire State Park und sein rotes Felsenlabyrinth. Las Vegas, nur 60 Kilometer weiter südlich, scheint meilenweit entfernt.

Totempfahl heißt die markante Felsnadel, die hier über 100 Meter in den Himmel ragt. Links daneben die »Yei Bi Chei«-Felsen, die an zeremonielle Tänzer der Navajo erinnern.

Wie eine Filmkulisse: im Monument Valley, der Navajo-Reservation von Utah.

INSIDERWISSEN

Vor mehreren Hundert Millionen Jahren erstreckte sich beim heutigen Monument Valley eine ausgedehnte Tiefebene. Abgetragenes Geröll und Sand von Gebirgen lagerte sich in Schichten ab, die sich zu Gestein verfestigten. Gleichzeitig trieb unterirdischer Druck vor 70 bis 80 Millionen Jahren die Erdplatten in die Höhe. Die Tiefebene entwickelte sich zum Hochplateau. Wind und Wasser frästen geduldig die Felsen ab und schufen die märchenhafte Landschaft von heute.

UNVERGESSLICHE ERLEBNISSE

Vor allem frühmorgens oder am Spätnachmittag, wenn die Sonne die Felsen blutrot aufleuchten und lange Schatten werfen lässt, gerät die Fahrt auf dem Scenic Drive zu einem magischen Erlebnis. Stopps bei den Aussichtspunkten bei den East und West Mitten Buttes, den Three Sisters oder bei John Ford’s Point, einem Felsvorsprung, den der Hollywoodregisseur mehrfach als Standort für seine Filmkamera nutzte, machen die 27 Kilometer lange Strecke zu einer dreistündigen Panoramafahrt.

6/15

IN FREIER WILDBAHN

TIERISCHE BEGEGNUNGEN

Der Tanz der Buckelwale. Die Kolosse legen auf ihrem jährlichen Weg zwischen Karibik und nördlichen Gewässern vor Cape Cod gern einen Boxenstopp ein.

6 | WALECAPE COD, MASSACHUSETTS

Wale, die gegen Ende des Sommers von Norden in der Richtung der Großen Antillen und ab Frühjahr wieder in arktische Gewässer ziehen, legen regelmäßig eine Picknickpause beim Unterwasserplateau der Stellwagen Bank vor der Küste von Massachusetts ein und versorgen sich hier mit Krill, Makrele oder Hering. Whale-Watching-Touren kommen den Meeresriesen ganz nahe.

7 | GRIZZLYBÄRENKATMAI NATIONAL PARK, ALASKA

Am Wasserfall des Brooks River sind Bärenbeobachtungen aus aller Nähe nahezu garantiert. Im vulkanreichen Katmai National Park leben über 2000 der auch als Grizzlys bekannten Alaska-Braunbären. In ganz Alaska sind es etwa 30 000 der mächtigen Tiere, die von Kopf bis Rumpf bis zu 2,5 Meter messen und bis zu 680 Kilo wiegen können.

8 | SCHWARZBÄRENMINNESOTA

In den Wäldern des Nordens bis hinein nach Kanada leben zwischen 13 000 und 18 000 der auch als ursus anericanus bekannten Schwarzbären. In den gesamten USA wird ihre Zahl auf 300 000 bis 400 000 geschätzt. An bekannten Futterplätzen wie dem »Vince Shute Wildlife Sanctuary« nordwestlich von Duluth ist ihr Anblick (bis auf die Winterzeit) nicht ungewöhnlich.

9 | ALLIGATORENMERRITT ISLAND NATIONAL WILDLIFE REFUGE, FLORIDA

Im Naturschutzgebiet nicht weit vom Cape Canaveral trifft man die urzeitlichen Echsen auf Schritt und Tritt. Sie lassen sich am Ufer von Feuchtgebieten träge von der Sonne bescheinen oder schauen mit wachen Augen knapp über die Wasseroberfläche. In ganz Florida leben deutlich über eine Million Alligatoren.

10 | KEY DEERFLORIDA KEYS

Knapp 800 Weißwedelhirsche leben auf den Florida Keys, einige sind als National Key Deer Refuge ausgewiesen. Die zierlichen Tiere werden nicht größer als rund 70 Zentimeter und wiegen weniger als 30 Kilo. Der ansteigende Meeresspiegel nach der letzten Eiszeit hat sie auf den Inseln vom Festland abgeschnitten. Heute sind sie am meisten vom Autoverkehr auf dem Overseas Highway gefährdet.

11 | HUMMERMAINE

Lobster Burger oder Lobster Roll gibt es in Bar Harbor als Fast Food. Jeder zweite Hummer, der in den USA gefangen wird, wird von kleinen Hummerbooten in Reusen aus den Küstengewässern von Maine an Bord gezogen. Lobster Pound nennen sich die Lokale, in denen die Schalentiere ganz ohne falsche Vornehmheit zubereitet und an Picknicktischen verspeist werden.

12 | SEE-ELEFANTENPIEDRAS BLANCAS, KALIFORNIEN.

Eine Kolonie von rund 16 000 der größten Robben der Welt leben in den Meeresbuchten nördlich von San Simeon an der Küste. Der Highway 1, hier Cabrillo Highway genannt, führt direkt am Strand entlang, auf dem sich die bis zu vier Meter langen Meeressäuger vor allem in der Paarungs- und Wurfzeit von Dezember bis März tummeln. Sie lassen sich aus sicherer Distanz von einer Aussichtsplattform bestaunen.

13 | PELIKANEGUNNISON ISLAND, UTAH

Auf der Insel im Großen Salzsee brüten ab März 3000 bis 10 000 Paare ihre Eier aus. Das Wildschutzgebiet darf nicht betreten werden. Fest installierte Kameras gewähren dennoch einen Einblick in die Lebensweise der majestätischen Vögel, deren Flügel eine Spannweite von bis zu drei Metern aufweisen.

14 | DICKHORNSCHAFENEVADA

Bighorn sheep sind die offiziellen »Staatstiere« von Nevada. Sie symbolisieren Unabhängigkeit und Widerstandskraft, beides notwendig, um in der Sierra Nevada oder anderen Gebirgen des Westens zu überleben. Die mächtigen gekrümmten Hörner der wilden Schafe können bis zu 14 Kilo wiegen. Gruppen der Tiere kann man oft an felsigen Berghängen entdecken.

Wenn die Braunbärin mit Jungen auftaucht, sollte man ihr nicht zu nahe kommen.

15 | KLAPPERSCHLANGENARIZONA

Wer in den Wüsten und Steppen der USA rasselnde Geräusche vernimmt, sollte vorsichtig sein. Mehr als 50 Klapperschlangenarten sind in Amerika verbreitet. Sie ernähren sich von Kleingetier, doch ihr Gift ist auch für Menschen gefährlich. Arizona ist der »Klapperschlangen-Bundesstaat«. Allein hier sind 14 Arten heimisch, darunter auch die hochgiftige Diamant-Klapperschlange.

Bei Rivalenkämpfen der Seeelefanten von Piedras Blancas kann es sehr heftig zur Sache gehen.

Im Herbst und besonders zu Thanksgiving darfein kunstvoll dekoriertes Arrangement mit Kürbissen im Vorgarten nicht fehlen.

16

NEUENGLAND-STAATEN

INDIAN SUMMER

WANDERN IM FARBENRAUSCH AM MOUNT KATAHDIN

In der Abendsonne leuchten die verfärbten Blätter der Laubbäume in herrlichem Rot.

REISETIPPS

BESTE REISEZEIT

Mitte September bis Ende Oktober, je nach Region und Wetterlage

REISEPLANUNG

Boston, die Hauptstadt von Massachusetts, wird von Flughäfen auch in Europa angeflogen. Von hier sind es etwa 240 km bis in die Berge von New Hampshire oder Vermont und gut 500 km bis zum Baxter State Park in Maine.

WEBSITES

https://newengland.com/foliage; www.visitnewengland.com; https://baxterstatepark.org; www.castleintheclouds.org

Für die einen ist es ein Wunder, die anderen haben naturwissenschaftliche Erklärungen zur Hand. Für die Dritten ist es einfach nur schön. Jedes Jahr im Herbst verfärbt sich das Laub in den Wäldern der Neuengland-Staaten im Nordosten der USA so intensiv, dass Fotos davon im Freundeskreis nicht selten mit Bemerkungen wie: »Etwas zu übertrieben retuschiert« kommentiert werden. Wenn die Temperaturen bereits sinken, zum »Indian Summer« aber kurz noch einmal ansteigen, verfärben sich die welkenden Blätter von Ahorn, Birken und Eichen zu einem Farbenrausch Das Laub zeigt sich in allen Gelb-, Braun- und Rottönen in voller Pracht. Für die Neuengland-Staaten ist der Herbst mit seiner Laubfärbung wie eine fünfte Jahreszeit.

Besonders in den Mittelgebirgen der Green Mountains von Vermont und der White Mountains von New Hampshire bietet sich den Reisenden ein atemberaubender Anblick. Ebenso entlang des Mohawk Trails, einst ein wichtiger Handelsweg der Ureinwohner. Er führt im heutigen Massachusetts über rund 100 Kilometer durch State Parks und staatliche Wälder. Schon 1914 wurde er wegen seiner landschaftlichen Schönheit zur ersten »Scenic Road« in New England ernannt.

Der nach dem ersten Präsidenten der USA getaufte Mount Washington in New Hampshire ragt mit einer Gipfelhöhe von knapp 2000 Meter über die umgebenden Bergkuppen der White Mountains hinaus. Mit etwas Glück und klarem Wetter bietet sich hier oben ein kaum glaublicher Panoramablick. Die Wälder scheinen sich endlos in der Weite der Landschaft zu verlieren. In der Tiefe breitet sich rundherum die herbstliche Farbenpracht der bewaldeten White Mountains von New Hampshire aus, im Westen geht der Blick nach Vermont, im Norden bis zum kanadischen Quebec und im Osten lässt sich der Atlantische Ozean ausmachen.

Unwirklich schön, so ein Ahorn im Indian Summer.

Eine Fahrt durch die hügeligen Wälder von Neuengland wird immer wieder unterbrochen von kleinen Dörfern mit den für diese Region so typischen weißen Holzhäusern mit goldgelben Ahornbäumen auf den Rasenflächen davor. Auch der riesige, verzweigte Winnipesaukee-See, knapp 100 Kilometer südlich des Mount Washington, liegt in New Hampshire. Bei wolkenlosem Himmel schimmert er in mildem Saphirblau. Mit dem »Castle in the Clouds«, der »Burg in den Wolken« nahe dem nördlichen Seeufer hat sich der vielfache Millionär T. G. Plant um die Wende zum 20. Jahrhundert seinen Traum vom irdischen Paradies erfüllt. Von seinem Anwesen auf den Ossipee-Bergen, das heute jeder besichtigen kann, hat man in der Tat einen himmlischen Ausblick auf die umgebenden Berge und Flüsse, auf Teiche und Wasserfälle sowie auf den Winnipesaukee-See und die White Mountains in der Ferne. Knapp 30 Kilometer weiter im Norden kommt eine scheinbar weltbekannte Bergkulisse näher – doch die Alpen wurden nicht durch geheimnisvolle Kräfte über den Atlantik versetzt: Es ist die scharf geschnittene Bergspitze vom Mount Chocorua, dem »Matterhorn of America«.

Für viele ist die auch fall foliage genannte Herbstlaubfärbung rund um den 1606 Meter hohen Mount Katahdin im Baxter State Park im nördlichen Maine am eindrucksvollsten. Die Landschaft ähnelt in diesen Wochen auch hier dem Bild eines fantasiebegabten Künstlers. Grüntöne der Nadelbäume bieten sich in allen Schattierungen dar, Braunschattierungen von Dunkelbraun über Ocker bis in die Palette der verschiedenen Gelbabstufungen der Birken. Hier ein Zuckerahorn, der in der klaren Herbstsonne strahlend goldgelb erscheint, als ob er beleuchtet wäre. Wenn die Sonne kurz hinter einer Wolke verschwindet, scheint seine Farbe in ein Orange umzukippen. Wie ins Bild gesprenkelt leuchten dazwischen Tupfer von verschiedenen Rottönen auf, ein tiefes Blaurot hier, Karmesinrot da, Signalrot dort. Ein unglaublicher Anblick.

Goldene, sanfte Berghänge rahmen den Echo Lake ein.

Der Herbst bringt reiche Kürbis- und Apfelernte.

INSIDERWISSEN

Wenn im Spätsommer die Temperaturen sinken, macht auch das Wachstum der Bäume eine Pause. Aufgrund der geringeren Sonnenstrahlung kann das Chlorophyll in den Blättern nicht mehr ausreichend Kohlendioxid aus der Luft und Wasser aus dem Boden in lebensnotwendigen Traubenzucker und Sauerstoff verwandeln. Die Bäume kapseln darum die Blätter von der Energiezufuhr ab, diese trocknen aus und die grüne Farbe des Chlorophylls wird von gelben und roten Pigmenten in den Blättern überlagert.

UNVERGESSLICHE ERLEBNISSE

»Großer Berg«, Mount Katahdin, nennen die Penobscot den massigen 1606 Meter hohen Berg im Baxter State Park. Und wer sich Ende September vom Kathadin Stream Campground auf dem nicht unkomplizierten, teils steilen und knapp 16 Kilometer langen Hunt Trail auf den Weg zum Gipfel macht, sollte fit sein und über ausreichend Berg-Wandererfahrung verfügen. Die Belohnung für die Anstrengung ist ein unglaublicher Panoramablick über die Wälder im Norden von Maine, deren Ahornbäume gelb, orange und rot leuchten.

17

ARIZONA

SAGUARO NATIONAL PARK

VORSICHT, STACHLIG! ÜBERLEBENSKÜNSTLER IN DER SONORA-WÜSTE

Der Gila-Specht hackt die Höhle für sein Nest in den Kaktus. Der Saguaro öffnet seine Blüten kurz nach Sonnenuntergang.

REISETIPPS

BESTE REISEZEIT

Ende April bis Juni ist noch nicht so extrem heiß und die Kakteen öffnen dann bei untergehender Sonne ihre Blüten.

REISEPLANUNG

Fluganreise nach Tucson oder Phoenix. Autofahrer erreichen die Region auf der I-10. Gute Eindrücke zur Vorbereitung bieten die ARD-Dokumentationen »Amerikas Naturwunder« (1/8: Die Saguarowüste) sowie »Abenteuer Wildnis« (Folge »Kaktus Hotel«).

WEBSITES

www.nps.gov/sagu; www.visitarizona.com/places/parks-monuments/saguaro-national-park

Wer Ende April in der untergehenden Sonne auf einem der vielen Trails wandert oder den rund zehn Kilometer langen Bajada Loop auf einer gut befahrbaren »Dirt Road« im Tucson Mountain District des Saguaro National Park West fährt, der bewegt sich wie in einem Traum. Ebenso die Reisenden im östlichen Teil des Saguaro-Nationalparks, zum Beispiel auf dem zwölf Kilometer langen, kurvigen »Cactus Forest Drive« im Rincon Mountain District. Denn Tausende der mächtigen Kakteen öffnen jetzt, in der einsetzenden Dunkelheit, ihre weißen Blüten. Ein geradezu unwirklicher Anblick. Sie stehen wie geduldige stumme Wächter in den beiden Parks östlich und westlich von Tucson, der Metropole in der Sonora-Wüste. Ohne Saguaro-Kakteen wäre kein Western-Movie komplett. Nicht wenige von ihnen werden bis zu zwölf Meter groß, sind perfekt angepasst an die extremen Lebensbedingungen und können ein biblisches Alter von bis zu 200 Jahren erreichen. Dabei wachsen die riesigen stachligen Gesellen nur wenige Zentimeter im Jahr. Erst nach rund 75 Jahren sind sie sechs Meter hoch und beginnen dann mehrere Arme auszutreiben. Kandelaberkakteen nennt man sie auch, weil sie gigantischen Kerzenständern ähneln. Sie sind Meister der Vorratshaltung und leiten das wenige Wasser, das als Regen in der Wüste fällt, mit einem Geflecht von Saugwurzeln schnellstmöglich in ihr schwammartiges Inneres, bevor es komplett verdunstet oder im Untergrund versickert. So können sie bei Regenfällen oder einem der seltenen tropischen Orkane in kurzer Zeit mehrere Hundert Liter der lebensnotwendigen Flüssigkeit für trockene Zeiten aufnehmen und speichern. Eine Pfahlwurzel, die deutlich über einen Meter lang werden kann, hält den Stamm auch bei windigen Verhältnissen in der Senkrechten.

Wie überdimensionale Finger zeigen die Kakteen zu den Superstition Mountains.

Bei warmem Gegenlicht wirken sie fast kuschelig.

INSIDERWISSEN

Die Gila-Spechte, gut an ihren schwarz-weiß gestreiften Rücken und Flügeln zu erkennen, machen sich den besonderen Wasserspeicher des Saguaro-Kaktus zunutze. Nicht nur, dass sie sich an seinen nektarreichen Blüten laben, sie hacken auch kleine Höhlen für den Nestbau in den fleischigen Stamm, die durch den trocknenden Saft eine besondere Festigkeit bekommen und deren Temperatur rund zehn Grad kühler ist als unter der brennenden Sonne von Südarizona.

Plötzliche Gewitter bei Luftdruckänderungen in der Wüste haben auch spektakulär schöne Seiten.

18

NEW MEXICO

WHITE SANDS NATIONAL PARK

GEHEIMNISVOLLE WANDERDÜNEN AUS FEINEM GIPSSAND

Bei Sonnenaufgang ähneln die Sanddünen im White-Sands-Nationalpark einem gewellten Meeresgrund.

REISETIPPS

BESTE REISEZEIT

Frühjahr und Herbst sind am besten geeignet. Im Sommer kann es sehr heiß werden, im Winter kalt – der Nationalpark liegt rund 1200 m über dem Meeresspiegel.

REISEPLANUNG

Der I-25 verbindet Fort Bliss an der Grenze zu Mexiko mit Albuquerque und seinem Flughafen knapp 300 km nördlich vom Nationalpark. Er führt westlich an White Sands vorbei. Der Zugang zum Park liegt im Osten, nicht weit von Alamogordo und der US-54 sowie US-70.

WEBSITE

www.nps.gov/whsa

Die geheimnisvollen weißen Schwaden, die der Wind über die Dünen wirbelt, erinnern an die Legende von »Pavla Blanca«: Die in Mexico City zurückgelassene Geliebte des Konquistadors Hernando de Luna kann offenbar auch als Geist nach 500 Jahren nicht aufhören, nach ihrem in der Wüste verschollenen Angebeteten zu suchen.

Dabei ist die Realität schon geheimnisvoll genug. Feinster Sand aus zermahlenem Gipsgestein, vom Südwestwind immer wieder zu neuen, bis zu 15 Meter hohen wellenförmigen Dünen zusammengetragen, bewegt sich bis zu neun Meter im Jahr Richtung Nordosten. Der Anblick der weißen Dünen ähnelt Schneeverwehungen in Polarregionen. Eine 25 Kilometer lange Route für Autofahrer führt am Rande der Wanderdünen durch die unwirkliche Landschaft, die einer Riesensandkiste gleicht. Die Straße wird regelmäßig freigeräumt, da sie ständig Gefahr läuft, zugeweht zu werden. Beim Parkeingang startet zusätzlich ein knapp zwei Kilometer langer Wanderweg mit mehreren lohnenden Aussichtspunkten.

Entstanden ist die weltweit einmalige Konzentration von Gipssand aus Ablagerungen eines urzeitlichen Meeres. Verschiebungen tektonischer Erdplatten schufen Gebirge und Senken wie das Tularosa Basin. Schmelzwasser zum Ende der Eiszeit schwemmten gipshaltiges Gestein ins Tal. Austrocknende Seen ließen eine ausgedehnte Wüstenlandschaft entstehen, mit dem spektakulären White Sands National Park in deren Norden.



Tausende von E-Books und Hörbücher

Ihre Zahl wächst ständig und Sie haben eine Fixpreisgarantie.