In Bed with the Boss - Tina Keller - E-Book
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Tina Keller

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Beschreibung

Carminas Vorstellungsgespräch verläuft mehr als merkwürdig: Sie soll nicht nur als Sekretärin arbeiten, sondern darüber hinaus ihrem Boss „für entspannende Stunden“ zur Verfügung stehen. Empört lehnt Carmina ab. Wie kann man ihr nur so ein unverschämtes – wenn auch sehr lukratives – Angebot unterbreiten? Sie ist schließlich kein Callgirl! Nein, das macht sie auf gar keinen Fall; egal, wie nötig sie das Geld auch braucht. Als sie auf dem Flur mit dem attraktivsten Mann, der ihr jemals begegnet ist, zusammenstößt, kann sie es nicht fassen: Das ist Levin Campbell, ihr potentieller neuer Boss? Diesem heißen Kerl soll sie „Entspannung verschaffen“? Das lässt ihre Aufgabe doch gleich in einem ganz anderen Licht erscheinen. Plötzlich findet Carmina es gar nicht mehr abwegig, mit ihrem Boss verbotene Spiele zu spielen …

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Kapitel 1 - Carmina

„Diesem Mistkerl sollte man echt die Eier abschneiden.“

Meine beste Freundin Holly ist immer für klare Worte und spricht gern aus, was andere nur denken. Wütend blitzt sie mich an und sieht sich in meiner Wohnung um.

„Dieser Arsch verlässt dich bei Nacht und Nebel – und du sollst jetzt allein die Miete für diese große Wohnung bezahlen? Und das noch ein ganzes Jahr lang? Habe ich das richtig verstanden?“

„Ja, leider“, sage ich kläglich. „Du weißt, dass wir einen festen Mietvertrag für zwei Jahre abgeschlossen haben. Unsere Vermieterin ist eine nette, ältere Dame. Sie hatte mir vor drei Monaten gesagt, sie würde mich aus Kulanz früher aus dem Vertrag lassen, weil ich ihr leidtäte. Aber dann kam ihr bescheuerter Sohn – und der ist knallhart. Er hat beschlossen, dass ich auf keinen Fall früher rauskomme und noch ein Jahr lang diese Horrormiete zahlen muss. Ich kann da gar nichts machen.“

„Noch so ein Arsch, der ohne Eier besser dran wäre“, knurrt Holly. „Ich werde mir eine Gartenschere besorgen und loslegen. Hat der Typ überhaupt kein Herz? Der wird die Wohnung doch sofort wieder los bei der derzeitigen Wohnungssituation in Berlin. Was ist sein Problem? Das ist doch reine Schikane.“

„Ja, ist es.“ Ich seufze abgrundtief. „Aber nicht nur das. Er hat sich die Wohnung gestern angesehen und mir alles Mögliche aufgetragen, was ich renovieren muss. Sven musste die Kacheln im Badezimmer ja unbedingt blau streichen. Ich habe ihm gleich gesagt, dass er das bleiben lassen soll, aber er fand die blassgelben einfach grässlich.“

„Das waren sie auch“, stimmt Holly zu. „Die sahen so aus, als hätte man dagegen gepinkelt. Sorry, aber das war echt so.“

Ich verdrehe die Augen.

„Jaja, verteidige diesen Blödmann auch noch. Pissgelb hin oder her – man streicht in einer Mietwohnung keine Kacheln. Das weiß doch jeder. Und schon gar nicht, wenn man zwei linke Hände hat und es einfach nicht kann. Es sieht schlimmer aus als vorher. Sven hat die blaue Farbe sogar über die Fugen geschmiert.“

„Du hast recht. Es sieht noch furchtbarer aus als das Uringelb“, erwidert Holly und starrt Svens Meisterwerk an. Überall sind Blasen, die Farbe ist total ungleichmäßig verteilt und ich habe damals genauso reagiert wie der Sohn unserer Vermieterin gestern, nämlich völlig entsetzt. Ihm hat es glatt die Sprache verschlagen und er wurde ganz weiß.

„Ich muss die Kacheln wieder in den Ursprungszustand versetzen“, erkläre ich.

„Da ich diese dämliche Farbe nie wieder runter kriege, muss das Bad komplett neu gefliest werden. Allein das wird mich fünftausend Euro kosten. Ich habe keine Ahnung, woher ich das Geld nehmen soll.“

„Oh mein Gott, das ist ja furchtbar.“

Holly blickt mich so verzweifelt an, wie ich mich gerade fühle.

„Ach, Süße, wenn ich dir nur helfen könnte! Aber du weißt selbst, dass ich keinen müden Cent auf der Bank habe.“

Ja, das weiß ich. Holly geht es finanziell auch nicht gerade besser als mir. Wir beide kommen mit unserem Gehalt gerade so über die Runden, aber große Sprünge machen können wir nicht.

Warum um alles in der Welt bin ich auch so schnell mit Sven zusammengezogen? Alle haben mich vor dem „Hallodri“ gewarnt, der nichts ernst nahm. Aber ich war so verliebt in ihn, dass ich alle Bedenken in den Wind geschossen habe. Ich hatte einfach die rosarote Brille auf.

Und das habe ich nun davon. Ich muss noch ein Jahr lang die Miete für eine Wohnung zahlen, die ich mir eigentlich gar nicht leisten kann. Zudem muss ich ein paar tausend Euro für die Renovierung hinblättern, die ich nicht habe. Was soll ich denn jetzt bloß tun? Mutlos lasse ich mich auf dem Badewannenrand nieder.

„Kannst du nicht deine Mutter fragen?“, schlägt Holly vorsichtig vor und blickt sich schauernd um. Die Decke hat Sven schwarz gestrichen. Eigentlich wollte er noch Sterne anbringen, aber dann hatte er plötzlich keine Lust mehr. Jedes Mal, wenn ich in der Badewanne liege, habe ich einen schwarzen Himmel über mir und verschmierte, hässliche, dunkelblaue Kacheln. Beides wird mich immer an meinen Ex-Freund erinnern.

„Ich weiß, du hast nicht das beste Verhältnis zu ihr, aber in so einer Notsituation müsste sie dir eigentlich helfen, oder etwa nicht?“

„Ehe ich meine Mutter frage, friert die Hölle zu“, entgegne ich düster.

„Kannst du dich nicht mehr daran erinnern, dass sie mir letztes Jahr eine Aufstellung präsentiert hat, in der sie fein säuberlich aufgelistet hatte, was sie jemals für mich bezahlt hat? Sie hat sich vom Tag meiner Geburt an alles notiert, was sie jemals für mich ausgegeben hat. Ich finde das immer noch unfassbar. Welche Mutter tut denn so etwas?“

Holly seufzt hörbar auf.

„Ja, ich weiß. Deine Mutter ist wirklich sehr speziell. Auf so eine freakige Idee muss man erstmal kommen. Wenn sie dir die Renovierung bezahlen würde, könnte sie wenigstens einen Betrag auf diese Liste setzen, der sich lohnt.“

„Und mich jedes Mal, wenn ich mit ihr spreche, daran erinnern“, stöhne ich.

„Nein, danke. Ich habe sie ein einziges Mal um Hilfe gebeten, als ich damals das Geld für die Kaution brauchte. Sie hat es mir zu meiner Überraschung sogar überwiesen, aber eine Woche später hatte sie es sich wieder anders überlegt und forderte das Geld zurück. Und das, obwohl sie es überhaupt nicht brauchte! Sie hat mir selbst erzählt, dass sie über hunderttausend Euro in einem Schließfach aufbewahrt, weil sie den Banken nicht traut. Trotzdem konnte sie sich nicht dazu überwinden, mir zweitausend Euro zu leihen. Wir mussten einen Kredit aufnehmen, den ich übrigens auch noch abzahle. Also, meine Mutter frage ich ganz bestimmt nicht. Diese Demütigung erspare ich mir.“

Holly schüttelt den Kopf und legt den Arm um meine Schulter.

„Du bist wirklich gestraft mit so einer Mutter und so einem beschissenen Ex-Freund. Das hast du echt nicht verdient. Du bist so ein lieber Mensch. Dafür hast du immerhin eine wunderbare Freundin, nämlich mich. Wenn ich das Geld hätte, würde ich es dir sofort geben. Ich würde es dir sogar schenken. Aber ich habe es leider nicht.“

Kummervoll blickt Holly mich an. Ach, meine liebe Holly! Wir kennen uns schon seit der Grundschule und haben immer zusammen gehalten wie Pech und Schwefel. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie tun würde. Sie ist immer für mich da und ich kann sie auch nachts um drei anrufen, wenn wieder einmal irgendein Drama passiert ist.

„Ich werde mir einen Zweitjob suchen“, beschließe ich.

„Vielleicht kann ich neben meinem Sekretärinnen-Job abends putzen gehen oder am Wochenende kellnern.“

Holly legt den Kopf schief.

„Das ist aber echt heftig nach einem Vollzeitjob. An deiner Stelle würde ich mir einen besser bezahlten Bürojob suchen. Das, was du momentan verdienst, ist echt ein Hungerlohn. Da gibt es sicher andere Möglichkeiten.“

Ich arbeite in einer kleinen Hausverwaltung, die mir kein allzu üppiges Gehalt zahlen kann. Der Job macht mir aber viel Spaß und meine Kollegen sind ausgesprochen nett, was für mich wichtiger ist als ein gutes Gehalt. Naja, zumindest war das bisher so. Ich glaube, in Zukunft werde ich meine Ansicht ändern müssen. Dem Arsch von Sven sei Dank.

„Komm, wir schauen gleich mal nach, was es denn so im Angebot gibt.“

Holly zieht mich ungestüm ins Wohnzimmer, reißt sich meinen Laptop unter den Nagel und tippt flink die Adresse einer Job Börse in den Browser ein. Schnell überfliegt sie die Angebote, während ich darüber nachsinne, dass ich wirklich die Arschkarte gezogen habe.

Ich habe eine griesgrämige Mutter, die mich nicht unterstützt; einen Vater, den ich nicht kenne; einen Ex-Freund, der mich feige verlassen hat, ohne mit mir zu reden und einen Job, der extrem schlecht bezahlt wird. Man kann nicht gerade behaupten, dass ich auf Rosen gebettet bin. Warum ist das nur so? Liegt das etwa an meinem Karma? Müsste ich selbst mich ändern, damit sich meine Situation ändert? Heißt es nicht immer, man bekommt das zurück, was man ausstrahlt? Habe ich eine dermaßen miese Ausstrahlung?

„Ach, Quatsch“, erwidert Holly, als ich ihr meine Gedanken mitteile.

„Das ist doch Blödsinn. Du hast im Moment eben eine Pechsträhne, aber das wird sich schon wieder bessern. Ich schaue in meine hellsichtige Glaskugel und sehe Licht am Ende des Horizonts, denn ich habe gerade eine fantastische Anzeige entdeckt. Hier, lies mal!“

Sie hält mir den Laptop vor die Nase und ich fange an zu lesen.

Die Campbell & Partners Law Group ist eine etablierte, international ausgerichtete Rechtsanwaltskanzlei, die an ihren Standorten in Deutschland, Frankreich, Schweiz, Österreich und Großbritannien sowie durch zwei assoziierte Kanzleien in den USA Mandanten aus allen Teilen der Welt vollumfänglich berät. Für unseren Standort in Berlin suchen wir aufgrund eines zeitlich befristeten Großprojektes eine Abendsekretärin zur Entlastung der Sekretärin des Geschäftsführers. Wir bieten einen modern ausgestatteten Arbeitsplatz sowie eine angenehme Arbeitsatmosphäre in einem netten und motivierten Team. Sie sollten selbständig und engagiert arbeiten sowie sehr gute Englischkenntnisse mitbringen.

Wir brauchen Sie von Montag bis Freitag in der Zeit von 16 Uhr bis ca. 23 Uhr. Die Stelle ist auf einen Monat befristet. Als Besonderheit ergibt sich eine weitere, berufsfremde Tätigkeit, die extrem gut dotiert ist. Sie können mit einem Gesamt-Gehalt von 15.000 Euro rechnen. Um was es sich genau handelt, möchten wir gern in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen klären.

Holly reißt ihre Augen weit auf und wedelt aufgeregt mit ihren Armen von mir herum.

„Mensch, Carmina, das ist es! 15.000 Euro in einem einzigen Monat! Damit bist du alle Sorgen los. Du hast mit einem Schlag das Geld für die Miete und die Renovierungskosten. Überleg doch mal, wie lächerlich wenig du verdienst. Bei deinem jetzigen Job brauchst du mindestens ein Jahr, bis du 15.000 Euro zusammen hast. Und hier hast du das nach nur einem Monat! So lange lässt du dich einfach freistellen!“

Holly ist gar nicht mehr zu bremsen und leuchtet geradezu, während ich skeptisch auf den Bildschirm schaue.

„Holly, ich weiß nicht“, sage ich gedehnt.

„Das hört sich ganz schön merkwürdig an. Was soll das denn bitteschön sein – eine ‚berufsfremde Tätigkeit, die extrem gut dotiert ist?‘ Niemand zahlt einer Sekretärin 15.000 Euro im Monat. Das ist einfach absurd.“

„Da steht ja auch, dass du dieses Gehalt eben nicht als Sekretärin verdienst“, teilt Holly mir mit.

„Du sollst noch irgendetwas anderes machen.“

„Und was?“, frage ich lakonisch. „Jemanden von der Konkurrenz um die Ecke bringen?“

Holly zuckt mit den Schultern.

„Geh hin und stell dich vor, dann wirst du es erfahren. Wow! So viel Geld! Ich würde das sofort machen. Egal, was es ist.“

„Ich weiß nicht“, sage ich unschlüssig und hefte meine Augen wieder auf die Anzeige.

„Das kann nichts Seriöses sein. Vielleicht soll ich Drogen verkaufen oder illegale Glücksspiele veranstalten.“

Holly lacht und tippt sich an die Stirn.

„Du hast aber eine blühende Fantasie. Nein, das glaube ich nicht. Aber was es sein könnte, weiß ich auch nicht. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen. Du musst einfach dort hingehen und in Erfahrung bringen, für welche Tätigkeit die so wahnsinnig viel Geld zahlen. Du musst den Job ja nicht annehmen, wenn du das nicht willst.“

Jetzt muss ich auch lachen.

„Ich soll nur deshalb dort hingehen, weil du so neugierig bist?“

„Ja, bitte“, bettelt Holly. „Ich muss das unbedingt wissen. Und wenn sie einen Job für eine weitere Sekretärin haben, dann sag mir unbedingt Bescheid. Ich könnte auch ein bisschen Geld gebrauchen.“

„Du bist Verkäuferin in einem Schmuckladen“, erinnere ich sie grinsend.

„Du hast von dem ganzen Bürokram nicht die geringste Ahnung. Du kannst nicht mal tippen und würdest jeden Buchstaben auf der Tastatur stundenlang suchen.“

„Für 15.000 Riesen würde ich mir das schon aneignen“, ist Holly überzeugt.

„Oder ich mache nur den berufsfremden Teil. Warum bieten die das eigentlich zusammen an? Sie könnten doch auch eine Sekretärin einstellen und eine für den gut bezahlten Teil. Also, ich nehme den lukrativen Job und du den als Sekretärin.“

„Für mich hört sich das sehr dubios an“, gebe ich noch einmal meine Zweifel bekannt, obwohl ich inzwischen selbst neugierig geworden bin. Ich meine, wer würde nicht gern auf die Schnelle 15.000 Euro verdienen? Das ist verdammt viel Geld. Anschauen könnte ich mir das Ganze tatsächlich mal. Holly hat recht: Ich muss diesen Job nicht annehmen. Niemand kann mich dazu zwingen. Aber ich wüsste auch gern, was eigentlich dahinter steckt.

„Und du müsstest nicht deinen heißgeliebten Job bei der Hausverwaltung aufgeben“, holt Holly einen weiteren Trumpf aus dem Ärmel.

„Die wären bestimmt damit einverstanden, wenn du dir einen Monat unbezahlten Urlaub nimmst. Du sackst das Geld von dieser dubiosen Kanzlei ein und kehrst danach wieder zu deiner Hausverwaltung zurück.“

Das wäre zu schön, um wahr zu sein: Ich arbeite einen Monat lang woanders und bin alle finanziellen Sorgen los. Aber vielleicht werde ich erst gar nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, sondern fliege schon in der ersten Runde raus.

Trotzdem suche ich abends voller Hoffnung meine Bewerbungsunterlagen zusammen und verfasse ein Anschreiben. Dabei merke ich, wie wütend ich bin, dass Sven mich in so eine Situation gebracht hat. Wir haben diese Wohnung gemeinsam gemietet und eigentlich muss er dafür genauso geradestehen wie ich. Aber was soll ich schon machen, wenn er spurlos verschwunden ist? Er ist Theaterschauspieler und hatte immer Engagements in ganz Deutschland, war also selten genug in Berlin. Er hat keinen festen Arbeitsplatz und ich habe keine Ahnung, wo ich ihn suchen könnte. Ich weiß immer noch nicht, warum er überhaupt verschwunden ist. Wir waren ein Jahr lang zusammen und ich habe in dem Glauben gelebt, wir würden eine glückliche Beziehung führen. Aber offensichtlich habe ich mich getäuscht – zumindest, was ihn angeht, denn sonst wäre er nicht Knall auf Fall verschwunden. Alles, was ich von ihm vorfand, war ein Zettel auf dem Wohnzimmertisch.

Liebe Carmina! Es tut mir leid. Für mich ist eine Beziehung doch nicht das Richtige. Ich brauche meine Freiheit. Es hat nichts mit dir zu tun. Ich bin dann mal weg. Meine Sachen habe ich mitgenommen. Die Möbel kannst du behalten. Viele Grüße, Sven

Das war alles. Seine Schrottmöbel konnte ich dann auch noch entsorgen, denn sie taugten nur noch für den Sperrmüll und ich hatte mich zuerst geweigert, sie überhaupt aufzustellen. Aber Sven hatte sich bei seinem Einzug schließlich durchgesetzt – wie eigentlich immer. Stichwort blaue Fliesen im Bad.

Einer seiner Freunde hat mir allerdings erzählt, „Ich brauche meine Freiheit“ hätte einen Namen und hieße Nikita. Offenbar hat Sven diese Nikita bei einer Theaterproduktion kennengelernt und sich in sie verliebt. Und dann war er auch noch zu feige, mir die Wahrheit zu sagen. Das nehme ich ihm besonders übel. Sowas kann immer passieren, aber dann kann man doch wenigstens mit seinem Partner reden, oder?

Die Trennung ist jetzt vier Monate her und so allmählich habe ich sie überwunden. Mir sind erst im Nachhinein viele Dinge aufgefallen, die ich vorher nicht gesehen habe. Zum Beispiel, dass wir in den letzten Wochen kaum noch miteinander geschlafen haben und dass Sven – trotz eines Theater Engagements in Berlin – sehr selten zu Hause war. Eigentlich hätten meine Alarmglocken viel früher schrillen müssen, aber ich habe ihm eben geglaubt und vertraut. Man nimmt ja auch nicht so ohne weiteres an, dass der Partner einen betrügt. Ich jedenfalls bin immer davon ausgegangen, dass wir uns die Wahrheit sagen, wenn so etwas einmal passieren sollte. Aber offensichtlich war Sven anderer Meinung. Er ist wirklich ein elender Feigling und ich sollte ihm keine einzige Träne mehr nachweinen.

Und das werde ich auch nicht mehr tun. Ich werde jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um mich so schnell wie möglich aus dieser misslichen finanziellen Lage zu befreien. Und vielleicht ist dieser dubiose Job der erste Schritt dazu.

Kapitel 2 - Carmina

Höchst aufgeregt treffe ich eine Woche später an einem mondänen Bürokomplex am Kurfürstendamm ein. Es hat tatsächlich geklappt! Ich bin zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden! Ich bin ganz benommen vor lauter Glück. Damit habe ich kaum zu rechnen gewagt, denn ich bin mir sicher, dass bei einem so hoch dotierten Job eine Vielzahl an Bewerbungen eingegangen ist. Ich bin stolz und glücklich, dass man gerade mich ausgewählt hat.

Ich melde mich in der Eingangshalle bei einem Portier an, der den gläsernen Aufzug freischaltet. Dann fahre ich in den fünften Stock. Die Aufzugtür öffnet sich und ich stehe in einer Art Empfangsraum, in dem eine junge Frau hinter einem Tresen sitzt. Sie springt sofort auf und eilt auf mich zu.

„Einen wunderschönen guten Tag, Sie müssen Carmina Carlsen sein“, strahlt sie und streckt mir ihre Hand entgegen.

„Mein Name ist Lena Winkelmann. Ich bin die Empfangssekretärin.“

Ich ergreife ihre Hand und lächele sie an. Lena ist mir vom ersten Augenblick an sympathisch.

„Sie haben richtig geraten, ich bin Carmina Carlsen“, bestätige ich. „Das ist aber ein hübsches Büro.“

„Ja, hier ist alles vom feinsten.“ Lena nickt eifrig.

„Es macht richtig Spaß, hier zu arbeiten. In so einem feudalen Büro war ich vorher noch nie. Es ist schon toll, wenn Geld keine Rolle spielt. Wir bekommen hier alle Getränke umsonst, manchmal gibt es sogar ein Catering und Plätzchen sind sowieso immer da … Von der exorbitant guten Bezahlung mal ganz zu schweigen. Und alle sind furchtbar nett.“

Staunend sehe ich sie an. Es ist ungewöhnlich, dass eine Angestellte sofort aus dem Nähkästchen plaudert. Will sie mir den Job schmackhaft machen? Hat der Job das nötig? Jetzt bin ich noch gespannter, um was für eine berufsfremde Tätigkeit es sich handelt. Am liebsten würde ich Lena fragen, aber das traue ich mich dann doch nicht. Außerdem werde ich es in Kürze sowieso erfahren.

„Das Vorstellungsgespräch führt Frau Müller“, teilt Lena mir mit und geht auf eine Tür zu, die sie öffnet.

„Bitte nehmen Sie Platz. Frau Müller ist gleich bei Ihnen. Möchten Sie etwas trinken?“

Ich werfe einen Blick in den Konferenzraum. Er ist riesig groß. Auf einem langen, schwarzen Tisch mit silbernen Chromfüßen stehen diverse Getränke und Gläser bereit. Der Raum ist rund und hat bodentiefe Fenster, die einen fantastischen Blick auf den Kurfürstendamm ermöglichen. Lena hat recht: Es macht bestimmt Spaß, in all dem Luxus hier zu arbeiten. Das ist überhaupt nicht mit meiner Besenkammer in der Hausverwaltung zu vergleichen. Selbstverständlich gibt es dort keine Getränke oder Plätzchen. Das müssen wir uns selbst mitbringen.

„Ich würde gern ein Wasser trinken“, gebe ich meine Bestellung auf.

„Aber ich kann mir das auch selbst nehmen. Es steht ja alles da.“

„Na, noch arbeiten Sie nicht hier, darum übernehme ich das gern für Sie“, zwinkert Lena mir zu, eilt zu den Getränken und stellt mir eine Flasche Wasser und ein leeres Glas vor die Nase.

„Möchten Sie einen Cappuccino oder einen Latte Macchiato? Wir haben eine fantastische Espressomaschine.“

Ich lächele erfreut.

„Da sage ich nicht nein. Ich nehme gern einen Cappuccino.“

„Kommt sofort.“

Wie der Blitz ist Lena verschwunden und ich lasse mich auf einem Stuhl nieder. Wenn alle so nett sind wie Lena, ist das Betriebsklima sicher toll. Da macht es bestimmt Spaß, hier zu arbeiten. Es sei denn, die „berufsfremde Tätigkeit“ ist doch etwas Illegales. Ich kann es gar nicht erwarten, endlich zu erfahren, um was es sich handelt.

Frau Müller erscheint zeitgleich mit meinem Cappuccino. Ich schätze, sie ist ungefähr in meinem Alter, also Mitte 30. Wie Lena trägt sie Jeans und ein einfaches T-Shirt, was mich etwas wundert. Ich dachte, in einer Anwaltskanzlei würden alle weiblichen Angestellten ein Kostüm tragen und die Männer Anzug und Krawatte. Aber es scheint hier ziemlich locker zuzugehen.

„Hi, ich bin Julia Müller“, begrüßt sie mich und schüttelt mir die Hand.

„Herzlich willkommen bei uns. Wie ich sehe, hat Lena Sie schon versorgt.“

„Ja, das hat sie“, bestätige ich.

Auch Julia ist mir auf den ersten Blick sympathisch. Sie hat lange, braune Haare, ein herzliches Lächeln und ist sehr hübsch.

Jetzt erscheint Lena wieder im Konferenzraum.

„Hey, Julia, kann ich dir auch was zu trinken bringen?“, erkundigt sie sich.

„Das ist superlieb von dir, aber ich habe heute schon so viel Kaffee getrunken, dass ich wahrscheinlich die ganze Nacht nicht schlafen kann“, seufzt Julia.

„So toll diese neue Espressomaschine auch ist – ich hänge den ganzen Tag nur noch am Cappuccino Ausguss.“

Die beiden lachen.

„Von den leckeren Plätzchen mit Nougatcreme mal ganz zu schweigen“, grinst Lena. „Mir passt meine Jeans schon nicht mehr.“

„Ja, klar.“ Julia verdreht die Augen. „Du mit deinen Modelmaßen musst gerade rumjammern.“

„Modelmaße ist gut“, schmunzelt Lena. „Ich könnte höchstens als Plus Size Model arbeiten.“

Julia winkt ab.

„Du willst jetzt nur Komplimente hören, aber darauf falle ich nicht rein.“

Beide lachen wieder und auch ich muss grinsen. In der Tat sind die beiden unglaublich hübsch. Ob das hier Einstellungs-Voraussetzung ist? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich da mithalten kann. Ich habe zwar auch lange Haare, ein hübsches Gesicht und eine gute Figur, aber ein Model bin ich ganz sicher nicht.

„Ich lasse euch dann mal allein“, verkündet Lena und winkt uns zu. Sie verlässt den Konferenzraum und schließt die Tür hinter sich.

„Das ist aber ein tolles Betriebsklima“, kann ich mir nicht verkneifen. „Sind hier alle so nett?“

Julia nickt.

„Ja, absolut. Ich arbeite seit fünf Jahren in dieser Kanzlei und hatte noch nie einen Job, der mir besser gefallen hat. Wir duzen uns alle untereinander, auch mit den Anwälten. Alle sind total lieb und höflich. Ich könnte mir kein besseres Arbeitsumfeld vorstellen und möchte nie wieder woanders arbeiten.“

Julia nimmt meine Bewerbungsmappe, die auf dem Tisch liegt und blättert darin herum.

„Wie ich sehe, arbeiten Sie seit drei Jahren bei einer Hausverwaltung“, stellt sie fest.

„Möchten Sie dort kündigen und ganz zu uns wechseln oder nur für diesen einen Monat, in dem wir zusätzliches Personal brauchen?“

„Ich würde bei der Hausverwaltung gern bezahlten Urlaub nehmen und nur in diesem Monat hier arbeiten“, erkläre ich.

Julia nickt.

„Also, es ist so, dass wir verschiedene Positionen anbieten“, sagt sie. „Wir brauchen eine Vollzeitkraft für einen unserer Anwälte, dann eine Teilzeitkraft, die quasi immer dann einspringt, wenn Not am Mann ist, und eine Abendsekretärin für den Inhaber der Kanzlei mit einer speziellen Sonderaufgabe und einer entsprechend hohen Dotierung.“

Jetzt bin ich es, die nickt.

„Um diese Stelle bewerbe ich mich. Ich gehe davon aus, dass sich sehr viele um diesen Posten beworben haben.“

„Ja, natürlich“, bestätigt Julia. „Es ist ja auch eine Menge Geld ausgeschrieben worden. Das reizt natürlich viele Damen. Allerdings müssen Sie für dieses Geld auch etwas tun, das sehr speziell und ein bisschen abgefahren ist.“

Sie greift nach einer kleinen Flasche mit Orangensaft, schraubt sie auf und gießt sich ein Glas voll. Dann nimmt sie ein paar Schlucke.

„So stand es in der Anzeige“, erwidere ich. „Es soll sich um etwas Berufsfremdes handeln.“

„Ja, so kann man es ausdrücken.“

Julia holt tief Luft und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie sich unwohl in ihrer Haut fühlt, obwohl sie ansonsten sehr selbstbewusst zu sein scheint. Ich habe es doch gewusst! Es ist etwas am Rande der Legalität. Ich soll mir eine Knarre besorgen und die Konkurrenz abknallen.

„Es ist ein bisschen schwierig zu erklären“, seufzt sie. „Ich möchte nicht, dass Sie einen falschen Eindruck von unserer Kanzlei bekommen. Aber andererseits will ich auch nichts beschönigen.“

Sie sucht offenbar nach den geeigneten Worten. Oh mein Gott, es ist womöglich schlimmer, als ich dachte!

„Wie wir bereits in der Anzeige geschrieben haben, liegen vier sehr harte Wochen vor uns“, fährt Julia fort.

„Nach dieser Zeit soll die Fusion zweier großer Firmen unter Dach und Fach sein. Das erfordert eine Menge Arbeit. Zehn Anwälte und fünf Assistentinnen werden im Wechsel fast rund um die Uhr im Einsatz sein. Wir haben manchmal solche arbeitsintensiven Projekte, aber diesmal ist es besonders heftig. Derjenige, der wahrscheinlich kaum zum Schlafen und Essen kommen wird, ist Levin Campbell, der diese Kanzlei gegründet hat. Die Aufgabe seiner Assistentin wird es sein, ihm in jeder Hinsicht den Rücken freizuhalten, nicht nur beruflich. Er soll praktisch rund um die Uhr betreut werden. Er kann sich in dieser Phase um nichts anderes kümmern als um dieses Projekt. Das heißt, wir bestellen ihm sein Essen, holen seine Anzüge aus der Reinigung, erledigen seine privaten Dinge und sorgen dafür, dass es ihm gut geht. Meistens wird er wahrscheinlich sogar in der Kanzlei schlafen. Wir haben in der oberen Etage einen Raum mit einem Bett. Jedenfalls ist Levin der wichtigste Mann bei dieser Fusion. Er ist ein brillanter Kopf und hat all die Fachkenntnisse, die nötig sind, um das ganze Prozedere reibungslos über den Tisch zu bringen. Er ist für uns immens wichtig und darum müssen wir dafür sorgen, dass es ihm gut geht und ihn bei Laune halten.“

Ich nicke verstehend.

„Er spielt die wichtigste Rolle bei dieser Fusion und deshalb muss alles getan werden, damit er fit bleibt“, fasse ich zusammen.

„Für diese Aufgabe suchen Sie eine Assistentin, die belastbar ist und sich um ihn kümmert.“

„Genauso ist es“, bestätigt Julia. „Er hat natürlich eine Assistentin, die von 8 Uhr bis 17 Uhr für ihn arbeitet. Aber er benötigt zusätzlich eine Abendsekretärin. Diese sollte um 16 Uhr erscheinen, um die Übergabe mit der Tagessekretärin zu machen und dann bis etwa 23 Uhr bleiben. Die Abendsekretärin soll nicht nur als Sekretärin für ihn arbeiten, sondern sich in jeglicher Hinsicht um ihn kümmern. Ähm … auch in einer sehr speziellen Hinsicht.“

Sie atmet wieder tief ein und aus und räuspert sich.

„Ich sage es mal frei heraus, bevor ich noch stundenlang herumeiere: Da das alles hier sehr stressig werden wird, soll sie zu seiner Entspannung beitragen.“

„Zu seiner Entspannung?“ Ich runzele die Stirn. „Was genau meinen Sie denn damit?“

Julia stöhnt auf.

„Ehrlich, ich liebe meinen Job, aber das hier ist jetzt echt mega peinlich. Gemeint ist … ähm …. also … sozusagen … puh … seine sexuelle Entspannung.“

Ich habe mich wohl verhört. Ich habe „sexuelle Entspannung“ verstanden, aber da muss ich mich geirrt haben.

„Entschuldigung, offenbar habe ich etwas mit den Ohren“, sage ich kopfschüttelnd.

„Können Sie das bitte wiederholen?“

„Davon wird es auch nicht besser“, seufzt Julia. „Sie haben schon richtig gehört: sexuelle Entspannung. Levin wird die ganze Zeit sehr unter Druck stehen. Da muss er irgendwann mal runterkommen. Und wie könnte das besser gehen als mit … naja, Sie wissen schon.“

Ich schlucke und schlucke, aber davon wird der Kloß in meinem Hals auch nicht kleiner.

„Ich … ich … soll seine Sekretärin sein und gleichzeitig ….“

Mir bleiben die Worte förmlich im Halse stecken.

„Ich weiß, dass es sich ziemlich verwegen anhört“, sagt Julia mit geröteten Wangen.

„Natürlich fragen Sie sich jetzt, warum er sich nicht einfach ein Callgirl bestellt oder in einen Club geht. Nun, er mag beides nicht. Er hat sich erst vor kurzem von seiner Freundin getrennt und ist kein Typ, der durch die Betten zieht.“

Ja, das kann ich mir vorstellen. Bestimmt ist er ein häßlicher, schmieriger, dicker, ungepflegter Typ, den keine Frau auch nur mit der Kneifzange anfassen will. Darum muss seine Kanzlei zu diesen bizarren Mitteln greifen. Damit er gut arbeiten kann, soll er hin und wieder ein bisschen mit seiner Assistentin vögeln. Ich glaube es einfach nicht. Das ist wirklich das Schrägste, das ich je in meinem Leben gehört habe.

„Tut mir leid, aber das ist nicht der richtige Job für mich“, erkläre ich und bemühe mich, mir mein Entsetzen nicht allzu deutlich anmerken zu lassen.

„Ich bin Sekretärin und kein Callgirl. Ich kann und will das nicht. Auf gar keinen Fall. Nicht mal für fünfzigtausend Euro.“

Was ist denn das für eine Kanzlei? Sie tun so, als würden sie eine Assistentin für einen Anwalt suchen, dabei wollen sie eine Prostituierte engagieren. Das ist ja wohl echt das Allerletzte! Meine Pechsträhne hält nicht nur an, sie steigert sich sogar noch.

„Ich kann verstehen, dass Sie so reagieren“, seufzt Julia. „Mir würde es wahrscheinlich nicht anders gehen.“

Vor lauter Schreck habe ich einen Teil des Cappuccinos über meine weiße Bluse geschüttet.

„Wollen Sie den Fleck rauswaschen?“, erkundigt Julia sich. „Die Waschräume sind gleich gegenüber.“

Ich erhebe mich und verlasse mit weichen Knien den Konferenzraum. Ich stehe total unter Schock. Julia hat mir gerade einen Job als Nutte angeboten, so sieht es doch wohl aus! Das ist einfach unglaublich.

Ich zittere richtig und bin völlig durch den Wind. Darum achte ich auch nicht darauf, wohin ich laufe und renne fast jemanden über den Haufen. Als ich aufsehe, erstarre ich zur Salzsäule und bringe keinen Ton heraus.

Oh! Mein! Gott!

Kapitel 3 - Carmina

Vor mir steht – ich kann es nicht anders ausdrücken – der perfekte Mann. Er sieht einfach hammermäßig aus und ist der attraktivste Mann, den ich je in meinem Leben gesehen habe.

Seine Haare sind dunkel, kurz und perfekt geschnitten, an den Seiten ein bisschen rasiert, wie es gerade modern ist. Sein Gesicht ist männlich, markant und er hat die unglaublichsten Augen der Welt. Grün mit goldenen Sprenkeln darin. Diese Augen flashen mich sofort. Seine Lippen sind voll und sinnlich und laden geradezu zum Küssen ein. Der Drei-Tage-Bart steht ihm fantastisch und macht ihn noch männlicher, als er ohnehin schon ist.

Und dann der Body! Der Kerl ist groß, hat breite Schultern und sieht wahnsinnig durchtrainiert aus. Sein weißes Hemd spannt sich über seinen muskulösen Armen und ich wünsche mir, er würde sie um mich schlingen. Es ist absolut verrückt. Ich glaube, ich fange gleich an zu sabbern.

„Na, Sie sind aber stürmisch“, höre ich wie durch Watte.

Seine Stimme ist genauso sexy wie der ganze Mann und geht mir durch Mark und Bein. Als er mich aus seinen faszinierenden Augen ansieht, bekomme ich noch weichere Knie und spontane Atemnot. So habe ich noch nie auf einen Mann reagiert! Noch nie!

„Ähm …“, bringe ich mühsam hervor und starre ihn wie hypnotisiert an. Ich muss jetzt irgendetwas sagen. Aber was? Mein Gehirn ist wie leergefegt.

„Entschuldigung“, fällt mir schließlich ein. Schließlich war ich es, die ihn fast umgenietet hat. Da ist eine Entschuldigung wohl angebracht.

Er lächelt und sofort geht die Sonne auf. Was für ein Lächeln! Ich bin einer Ohnmacht nahe. Natürlich hat er strahlend weiße, perfekte Zähne, aber ich habe auch nichts anderes erwartet. Er ist von Kopf bis Fuß … ja, wie ich schon sagte: absolut perfekt. Ich könnte vor ihm auf die Knie gehen. Ja, genau das würde ich jetzt liebend gern tun. Dann würde ich den Reißverschluss seiner Hose öffnen und mal sehen, was an ihm noch so alles perfekt ist!

„Kein Problem“, erwidert er und streckt mir seine Hand entgegen.

„Darf ich mich vorstellen? Ich bin Levin Campbell.“

Verträumt schaue ich ihn an. Was für ein schöner Name, passend zu einem schönen Mann. Levin Campbell … Offenbar ist er Engländer.

„Carmina Carlsen“, fällt mir gerade noch ein.

Ich kann einfach nicht aufhören, ihn unverhohlen anzustarren, obwohl ich weiß, dass es unhöflich ist. Man starrt nicht so! Aber es geht nicht anders. Ich will seinen Anblick ganz tief in mir aufnehmen. Und ihn natürlich auch!

„Carmina“, lächelt Levin, und dieses Lächeln ist so erotisch, dass es mir fast die Füße weghaut.

„Das ist ein sehr schöner, ungewöhnlicher Name. Was machen Sie hier, Carmina?“

„Ich habe gerade ein Vorstellungsgespräch“, erinnere ich mich.

Plötzlich zucke ich zusammen. Mit welchem Namen hat sich der schönste Mann unter der Sonne vorgestellt? Levin Campbell? Bin ich jetzt völlig von der Rolle oder war das der Name, den Julia eben erwähnt hat?

Nein, das kann nicht sein. Das ist er? Für diesen Mann suchen sie eine Assistentin, die ihm „sexuelle Entspannung“ verschafft? Die Assistentin darf mit diesem Kerl Sex haben und kriegt dafür auch noch 15.000 Euro?

Ich würde heulen vor Glück, wenn sich dieser sexy Kerl mit mir „entspannen“ würde. Dafür müsste er nicht einmal etwas bezahlen. Das würde ich freiwillig und ohne Geld tun. Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich diesem Hugo Boss Model noch Geld dafür zustecken.

Und ich habe diesen Job abgelehnt? Ich war sogar empört darüber? Wie wäre es denn gewesen, wenn Julia mir vielleicht mal ein Foto von Levin gezeigt hätte? Oh mein Gott, kann ich meine Absage wieder rückgängig machen? Ich will mit diesem Mann Sex haben! Ich würde alles dafür geben! Ich will, dass er mich auf seinem Schreibtisch nimmt. Ich will, dass er hinter mir steht und ich ganz kribbelig werde, weil ich seinen verführerischen Duft inhaliere. Ich will auf allen vieren unter seinen Schreibtisch kriechen, seine Hose öffnen und dann …

Levin grinst.

„Und da haben Sie sich vor Schreck Kaffee über Ihre Bluse gekippt, als Julia Ihnen gesagt hat, um was für einen unmoralischen Job es sich handelt.“

Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Unmoralischer Job? Nein, wieso? Es ist der attraktivste Job, der mir jemals angeboten wurde. Obwohl … wurde er mir überhaupt angeboten? Da wird Levin ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden haben.

Kann ich ihn fragen, ob er mich will? Findet er mich attraktiv? Ich finde ihn nämlich sehr attraktiv. Ich will ihn. Und ich will auch gar keine 15.000 Euro dafür haben. Ich mache es umsonst, Mister Campbell! Nehmen Sie mich!

„Ähm … öh … also …“, bringe ich mühsam hervor und werde knallrot.

„Also, ich … ich wusste ja nicht, dass Sie das sind. Ich meine, ich wusste nicht, dass Sie so aussehen, wie Sie aussehen.“

Levin grinst und sieht einfach zum Anbeißen aus.

„Stimmt auffallend. Ich sehe so aus, wie ich aussehe. Sie haben es genau erfasst.“

„Kann ich meine Entscheidung revidieren?“, bitte ich verzweifelt.

Ich will diesen Job! Ich will diesen Job! Ich will diesen Job!

„Äh … kann ich noch mal zu Julia reingehen?“

Levin nickt amüsiert.

„Ja, klar. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich in ein paar Minuten dazu stoßen.“

Ich vernehme nur „stoßen“ und sofort beginnt es zwischen meinen Schenkeln zu prickeln. Ich nicke mit Schmetterlingen im Bauch und laufe auf den Konferenzraum zu.

Ja, er soll mich stoßen, verdammt noch mal! Hart und fest und tief! Mit oder ohne Kohle! Her mit ihm!

„Sie wollten Ihre Bluse reinigen“, ruft Levin mir hinterher, aber dazu habe ich jetzt keine Zeit. Ich muss Julia unbedingt sofort sagen, dass ich den Job haben will. Womöglich kommt gleich die nächste Kandidatin und schnappt ihn mir vor der Nase weg!

Diesmal pralle ich fast mit Julia zusammen, die gerade die Tür öffnet.

„Ist es schon zu spät?“, frage ich atemlos. „Haben Sie den Job schon vergeben?“

Julia grinst breit.

„Nein, wie sollte ich? Sie sind die erste Bewerberin. Die nächste kommt erst in einer Stunde.“

„Sie können ihr absagen“, platzt es aus mir heraus. „Ich nehme den Job. Vorausgesetzt, dass Sie mich nehmen. Ich meine, vorausgesetzt, dass Herr Campbell mich will. Er stößt mich übrigens gleich. Äh … nein, Quatsch, ich wollte sagen … er stößt gleich zu. Es stößt gleich uns. Er stößt gleich zu uns.“

Ich werde feuerrot. Ich bin mir sicher, Julia kann mir an der Nasenspitze ablesen, was gerade in mir vorgeht.

„Okay, dann kommen Sie mal wieder rein“, fordert sie mich grinsend auf.

Mit zitternden Knien betrete ich den Konferenzraum und renne aufgeregt hin und her.

---ENDE DER LESEPROBE---