In einer Nacht voller Leidenschaft - Sophie Pembroke - E-Book

In einer Nacht voller Leidenschaft E-Book

Sophie Pembroke

0,0
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Filmstar Noah Cross ist ein berüchtigter Frauenheld. Seit seine große Liebe ums Leben kam, hat er nur noch belanglose Affären. Auch die bezaubernde Eloise soll nur eine weitere seiner Eroberungen werden. Doch nach ein paar heißen Nächten mit ihr kann er sie nicht mehr vergessen …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 177

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



IMPRESSUM

In einer Nacht voller Leidenschaft erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Sophie Pembroke Originaltitel: „Slow Dance with the Best Man“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 442 - 2017 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Dr. Susanne Hartmann

Umschlagsmotive: Denis Ivanov / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 08/2023.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751527347

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

1. KAPITEL

Drei Tage nach Weihnachten stand Eloise Miller in ihrem taubengrauen Wintermantel auf der Treppe von Morwen Hall und wartete darauf, dass die größte Plage ihrer Kindheit ankam und die Hölle losbrach.

„Ich frage mich, ob sie wohl den Brautschleier tragen wird“, sagte Laurel neben ihr. „Ich meine, sie hat mich im ganzen Land nach dem perfekten Spitzenschleier suchen lassen, aber ich denke, dass Melissa es nicht mag, wenn die Leute ihr Gesicht nicht sehen können.“

„Was die Werbung für ihren neuesten Film erklärt.“ Eloise dachte an die Plakate, so hoch wie Doppeldeckerbusse, die kaum mehr als Melissas makelloses Gesicht, ihr glänzendes blondes Haar und die schlanken, blassen Schultern zeigten. Oh, und den Filmtitel wahrscheinlich.

Melissa besaß die Art von bezaubernder Schönheit, neben der alles andere bedeutungslos wurde. Bis auf die Tatsache, dass sie immerzu gemein war natürlich.

„Glaubst du, dass sie bei Dreharbeiten genauso … anstrengend ist wie während der Vorbereitungen für diese Hochzeit?“, fragte Laurel.

Nicht zum ersten Mal hatte Eloise Mitleid mit ihrer neuen Freundin. Als Melissas Halbschwester und Hochzeitsplanerin war Laurel viel schlimmer dran als sie. Nicht nur, dass Laurel eine aufwendige fünftägige Hochzeit für die Reichen und Berühmten organisieren musste. Eloise würde Melissa nach dieser Hochzeit nie wiedersehen – Laurel hingegen schon.

Wohlgemerkt, Eloise war ziemlich sicher gewesen, dass Melissa ihr nie wieder Kummer bereiten würde, nachdem sie die Teenagerjahre überstanden hatte. Besonders als sich Melissa nach Hollywood aufmachte, um ein Star zu werden.

Bis Melissa in der Zeitschrift Star! ihre Verlobung mit dem berühmten Schauspieler Riley Black enthüllte und bekannt gab, sie wolle zu Hause in England heiraten: in Morwen Hall, dem luxuriösen neogotischen, zum Hotel umgewandelten Herrenhaus, in dem sie während ihrer Teenagerjahre als Zimmermädchen gearbeitet und Eloise das Leben zur Hölle gemacht hatte. Der letzte Teil stand nicht in der Zeitschrift, aber Eloise hatte nur daran denken können, als ihr Chef ihr den Artikel gezeigt hatte.

„Am Set kann sie unmöglich so schlimm sein.“ Eloise trat von einem Fuß auf den anderen, um sich warm zu halten. Sie würde ja wieder hineingehen, doch sie wusste, dass genau dann Melissa mit ihrem Verlobten und seinem noch berühmteren Trauzeugen Noah Cross auftauchen würde. So ein Pech war typisch für sie. Und als vorläufige Managerin von Morwen Hall war es ihre Aufgabe, die VIP-Gäste zu begrüßen. „Eine so gute Schauspielerin ist sie ja nun auch wieder nicht. Und man würde ihr nicht immer wieder Rollen in all den Blockbustern geben, wenn sie bei der Arbeit so nerven würde, wie sie es in letzter Zeit getan hat. Oder vor zehn Jahren in Morwen Hall, wo wir gerade dabei sind.“

Neugierig blickte Laurel sie an. „Wie war sie denn? Ich habe sie ja überhaupt erst kennengelernt, als sie sechzehn war, nachdem mein Vater … du weißt schon.“

Eloise wusste es. Sie vermutete, dass fast die ganze Welt die Geschichte kannte, wie Melissa Sommers von ihrer alleinstehenden Mutter großgezogen worden und ihr Vater nur zu Besuch gekommen war, wenn er von seiner Familie am anderen Ende der Stadt wegkonnte. Laurels Familie.

„So viel Zeit wie während der Hochzeitsvorbereitungen habe ich nie zuvor mit ihr verbracht.“

Zwar fügte Laurel nicht die Worte „zum Glück“ hinzu, aber Eloise konnte sie deutlich heraushören. „Sie war …“ Gemein. Böse. Ein Albtraum. „Sie stand gern im Mittelpunkt“, sagte Eloise, da sie sich bewusst war, dass Laurel trotz allem Melissas Halbschwester war. Sie hatte Laurel erst zu Beginn der Hochzeitsplanungen vor sechs Monaten kennengelernt, und bisher hatten sie hauptsächlich über die Hochzeit gesprochen. Gelegentlich hatten sie sich wissende Blicke zugeworfen und frustriert die Augen verdreht, wenn Melissa mit weiteren hundert Forderungen aus Los Angeles angerufen hatte. Aber seit Laurel gestern für die Hochzeit ins Hotel gezogen war, konnte Eloise kaum glauben, dass sie und Melissa einen gemeinsamen Elternteil hatten, so verschieden waren sie.

Allerdings hatten sie beide Ehrgeiz. Während Melissa alles darangesetzt hatte, ein Star zu werden, hatte Laurel ihr eigenes Hochzeitsplanungsunternehmen gegründet, das gerade anfing, so richtig Erfolg zu haben. Seltsamerweise war Eloise auf Laurels Erfolg neidischer als auf Melissas. Eloise hatte nie ein Star werden wollen, aber ihr eigenes Unternehmen zu haben … Sie schüttelte den Kopf. Nein. Sie hatte in Morwen Hall einen guten Job.

„Im Mittelpunkt stehen. Das glaube ich dir gern“, sagte Laurel. „Wahrscheinlich meint sie, dass sie dabei zu kurz gekommen ist. Weil unser Vater so lange bei meiner Mutter geblieben ist, anstatt mit ihrer zusammenzuleben.“

„Vielleicht“, räumte Eloise ein. „Aber das hat sie mehr als wettgemacht, indem sie mir alle meine Freunde ausgespannt hat.“ Sie schlug sich die Hand vor den Mund, doch Laurel lachte nur.

„Alle? Wie viele hattest du denn?“

„Zwei. Zu verschiedenen Zeiten natürlich. Und deine Schwester hat es geschafft, beide davon zu überzeugen, dass sie mit ihr besser dran sind.“ Okay, allzu schwer war das auch nicht gewesen. Sie waren in derselben Stadt aufgewachsen, auf dieselbe Schule gegangen und hatten im selben Hotel gearbeitet, was bedeutete, dass Melissa alles Peinliche über Eloises Familie gewusst hatte. Und was davon sie sich herauspicken musste, um den größten Effekt zu erzielen.

„Wenigstens brauchst du keine Angst zu haben, dass sie das diesmal wieder macht“, sagte Laurel.

„Nein“, stimmte Eloise zu. „Weil ich keinen Freund habe.“ Und schon eine ganze Weile keinen gehabt hatte. Nicht, dass sie die Tage zählte. Sie wartete lieber und fand den Richtigen, anstatt jeden Typen zu testen, der ihr über den Weg lief.

Viel Erfolg hatte sie nicht gehabt, seit sie mit der Schule fertig war. Die Freunde, die Melissa ihr abspenstig gemacht hatte, könnte man als die Höhepunkte ihrer Dating-Laufbahn betrachten. Mit Sicherheit waren sie viel besser als derjenige, der sie für ihre Mutter verlassen hatte. Oder der an der Universität, der sie persönlich und beruflich reingelegt hatte.

Vielleicht war sie einfach nicht dazu bestimmt, mit jemandem zusammen zu sein. Zweifellos hatte ihre Mutter genug Partner für sie beide gehabt.

Laurel verdrehte die Augen. „Ich meinte, ich glaube wirklich, dass sie Riley liebt.“

Eloise konnte sich nicht vorstellen, dass Melissa irgendjemanden außer sich selbst liebte. Aber vielleicht hatte sie sich geändert und war die meiste Zeit ein echter Schatz.

Nein. Das konnte sie sich erst recht nicht vorstellen. Trotzdem … „Ich hoffe es“, sagte Eloise. „Ich hoffe, dass sie wirklich glücklich ist.“

Je glücklicher Melissa war, desto besser standen nämlich die Chancen, dass die Hochzeit reibungslos ablief, Melissa und Riley zusammen dem Sonnenuntergang entgegenritten und sie keinen von beiden je wiedersehen musste.

„Ich auch“, pflichtete Laurel ihr bei. „Wenn auch nur, damit ich nicht noch eine Hochzeit für Melissa organisieren muss. Ich weiß, dass es ein Riesencoup für mein neues Unternehmen ist, aber trotzdem …“

Eloise lachte. „Als Hochzeitsplanerin brauchst du wenigstens nicht die erste Brautjungfer zu spielen. Ich meine, hast du die Kleider gesehen, die Melissa ausgesucht hat?“

Laurel verzog das Gesicht. Wahrscheinlich wurde ihr ein bisschen übel bei der Erinnerung an die Meilen von eisblauem Satin und Chiffon, die geopfert worden waren, um die Kleider der Brautjungfern zu nähen. „Tatsächlich stand das nie zur Debatte. Ich glaube, Melissa war von Anfang an fest entschlossen, Cassidy Haven als erste Brautjungfer zu verpflichten. Du weißt schon … der Berühmtheitsfaktor.“

„Du hast wohl recht“, sagte Eloise.

Vom Ende der Auffahrt war ein knirschendes Geräusch zu hören. Autoreifen auf gefrorenem Boden, wie Eloise aus Erfahrung wusste. „Sie sind da.“

Überrascht zog Laurel die Augenbrauen hoch. „Ja? Wo?“

„Sie biegen gerade um die Kurve.“ In diesem Moment tauchte der große schwarze Geländewagen aus dem Schutz der Bäume auf, und Eloise setzte ein Lächeln auf. Showtime.

Laurel richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, reichte ihr aber immer noch gerade bis zu den Schultern. Der Geländewagen hielt vor Morwen Hall, und der Fahrer stieg aus, um die hintere Tür zu öffnen. Eloise nahm wahr, dass auch die Beifahrertür aufging, doch ihr Blick war auf die Blonde geheftet, die hinten ausstieg. Ihr Haar war perfekt aus dem schönen Gesicht frisiert, die hellrosa Lippenstiftfarbe nicht verwischt. Sie hatte nicht einmal einen kleinen Kaffeefleck auf ihrem schneeweißen Pullover – bestimmt Kaschmir – oder ihrer weißen Hose.

Vielleicht waren Stars wirklich eine andere Sorte Mensch. Niemand sollte nach einem elfstündigen Flug so gut aussehen.

Riley Black lächelte ihnen zu, als er ums Auto herumkam und seine Verlobte am Arm fasste. Laurel ging ein paar Stufen hinunter, um die beiden zu begrüßen, und Eloise wandte ihre Aufmerksamkeit dem Vierten im Wagen zu.

Und vergaß prompt zu atmen.

Auf dem Flug von Los Angeles nach London hatte Noah Cross versucht, ein neues Drehbuch zu lesen, das ihm seine Agentin Tessa geschickt hatte. Normalerweise hätte er das Drehbuch in seinen Koffer geworfen, sich auf dem Flug bei einem Drink entspannt und sich darauf gefreut, eine oder zwei Brautjungfern zu verführen, nur um in Übung zu bleiben.

Aber dieses Drehbuch war von einer Autorin, die er bewunderte: Queenie Walters. Er hatte schon zu lange davon geträumt, einmal mit ihr zu arbeiten. Ihre Filme waren berühmt dafür, Tiefgang zu haben, etwas auszusagen – und dafür, jeden Preis zu gewinnen, den es gab. Eigentlich das Gegenteil der Filme, die er während der vergangenen sieben Jahre gedreht hatte.

Filme, die dazu geführt hatten, dass ihn Riley Black gebeten hatte, irgendwo am Ende der Welt in England sein Trauzeuge zu sein. Bei Minustemperaturen im Dezember.

Vielleicht wurde es Zeit, andere Filme zu drehen.

Also, zurück zu dem Drehbuch.

Es war gut, so viel konnte Noah sagen, selbst nachdem er es nur überflogen hatte, abgelenkt durch Melissas Geplapper.

Er wollte diesen Film drehen. Mehr als das, er wollte die Hauptrolle spielen.

Noah wusste, dass seine Agentin ihn nicht für die Hauptrolle vorgeschlagen hatte. Er sollte den lustigen besten Freund spielen und zu den komischen Szenen in diesem Drama beitragen. Und das war seine eigene Schuld. Er hatte Tessa gesagt, er wolle etwas anderes machen als Action-Blockbuster und Superheldenfilme. Und sie hatte daraus geschlussfolgert, dass er Komödien meinte. Sie hatte ihm viele schlechte Slapstick-Drehbücher geschickt, bis er sie um etwas … Besseres gebeten hatte.

Da hatte sie ihm Acht Tage danach zukommen lassen, und er hatte gewusst, dass sie endlich verstand. Na ja, fast.

Jetzt musste er sie und den Regisseur nur noch davon überzeugen, dass er die beste Wahl für die Hauptrolle war.

„Und dann hat sie gesagt, ich würde vielleicht gar keinen Schleier brauchen!“ Melissa lachte hysterisch, als sie sie alle mit noch einer Geschichte über ihre Hochzeitsplanerin unterhielt. „Keinen Schleier tragen! Stellt euch das einmal vor!“

„Rochelle Twist hat bei ihrer Hochzeit keinen Schleier getragen“, sagte Noah vom Beifahrersitz, ohne von seinem Drehbuch aufzusehen.

„Sie hatte keinen?“, rief Melissa erschrocken.

Und Noah wusste, dass sie Silvester ohne Schleier zum Altar schreiten würde. Wenn sie nicht im Internet nach Beweisfotos suchte und erkannte, dass er das Ganze nur erfunden hatte, um sie zu veräppeln.

Er fand es noch immer merkwürdig, dass er ganz oben auf ihrer Gästeliste stand. Dass Riley ihn nach gerade einmal drei Filmen gebeten hatte, sein Trauzeuge zu sein, sagte eine Menge. Noah mochte den Mann ganz gern, aber er würde ihn nicht seinen besten Freund nennen. Sie waren ein paarmal zusammen ausgegangen. Reichte das, um Trauzeuge zu sein? Für Melissa und Riley offensichtlich schon.

Vor sieben Jahren hätte es nicht gereicht. Zugegeben, vor sieben Jahren waren Melissa und Riley wahrscheinlich noch Teenager gewesen, aber trotzdem. Damals war Noah ein Niemand, der dringend seinen großen Durchbruch brauchte. Er wohnte mit seiner besten Freundin Sally zusammen, teilte mit ihr Geschichten von schrecklichen Vorsprechen und Absagen und versuchte so zu tun, als wäre er nicht verrückt nach ihr.

Dann war der legendäre Durchbruch gekommen – am selben Tag, an dem ihm alles andere genommen worden war.

Noah schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen zu zerstreuen. Er konnte sie heute nicht gebrauchen, eigentlich an keinem Tag. Das Leben drehte sich um das Hier und Jetzt, nicht um die Vergangenheit.

Und er hatte gerade vor, fünf Tage in irgendeinem Luxushotel zu verbringen, zusammen mit einigen der schönsten Frauen der Welt. Er würde doch sicherlich irgendeine Möglichkeit finden, sich die Zeit zu vertreiben.

Der Geländewagen bog von der Hauptstraße auf eine lange, weit geschwungene Auffahrt ab. Noah steckte das Drehbuch zurück in sein Handgepäck und hielt durch die Windschutzscheibe Ausschau nach dem Herrenhaus.

Morwen Hall kam in Sicht, nur grauer Stein, riesengroße Bogenfenster und Türme. Beim Anblick des Hauses musste Noah einfach lächeln. Protzig, zu viel des Guten. Es passte perfekt zu Melissa.

„Ist es nicht wunderschön?“, rief Melissa. „Genau so, wie ich es in Erinnerung habe.“

Und Noah fiel ein, dass sie hier gewohnt oder gearbeitet hatte oder irgendetwas in der Art, als sie noch jünger gewesen war.

„Schau mal, Schatz, Laurel ist nach draußen gekommen, um uns zu begrüßen“, sagte Riley, und Melissas Miene wurde mürrisch.

Noah sah zwei Frauen auf den Stufen vor der riesigen Eingangstür stehen. Er konnte ihre Gesichter durch die getönte Scheibe nicht erkennen, aber eine von ihnen musste die übertüchtige Hochzeitsplanerin Laurel sein, die ihm während der vergangenen sechs Monate ständig Aktualisierungen geschickt und Fragen gestellt hatte.

Er schwor sich, ihr für die nächsten fünf Tage möglichst aus dem Weg zu gehen. Tüchtigkeit wurde schnell ermüdend.

Der Fahrer öffnete Melissa die Tür, und die Braut stieg aus. Noah folgte ihr und betrachtete die beiden Frauen auf der Treppe genauer … Ihr Anblick durch die getönte Scheibe war ihnen nicht gerecht geworden. Die eine war eine zierliche Brünette, kurvig gebaut, die lächelte und vor Energie nur so zu strotzen schien, als sie die Stufen hinunterkam, um Melissa zu umarmen. Er hoffte, dass das Laurel war, der er aus dem Weg gehen wollte. Weil die andere …

Die andere blieb auf der Treppe stehen. Sie lächelte starr und wirkte, als würde sie sich unbehaglich fühlen. Als würde sie versuchen, in den Hintergrund zu treten. Etwas, woran Noah in den Kreisen, in denen er sich bewegte, nicht gewöhnt war.

Doch das würde ihr niemals gelingen. In ihren nicht sehr hohen schwarzen Pumps war sie beinahe so groß wie er – gut einen Meter achtzig. Und sie hatte flammend rotes Haar, das straff zurückgesteckt war, wodurch die klassische Schönheit ihrer Gesichtszüge betont wurde. Sie hatte einen hellen Teint. Die Farbe ihrer Augen konnte Noah aus dieser Entfernung nicht sehen, was ihn wurmte. Er wollte wissen, ob sie so schön waren wie der Rest von ihr.

Und Noah hoffte, sie während der nächsten fünf Tage noch viel öfter zu sehen. Vielleicht konnte er sogar herausfinden, wie ihr schönes Haar aussah, wenn es ihr um die nackten Schultern fiel …

Er hängte sich seine Reisetasche um, setzte sein charmantestes Lächeln auf und ging auf die imposante Eingangstür von Morwen Hall zu – und auf die ebenso eindrucksvolle Frau, die davorstand.

Möglicherweise würde die Hochzeit doch keine komplette Katastrophe werden.

Noah Cross!

Okay, zu atmen wurde jetzt ein Problem. Eloise musste sich wirklich zusammenreißen.

Schnell ermahnte sie sich, den unglaublich gut aussehenden Noah Cross nicht länger anzustarren, und sog die frische Dezemberluft ein.

Sie war albern. Natürlich sah er gut aus. Immerhin war er ein Filmstar. Das gehörte dazu. Zweifellos hieß es jedoch nicht, dass er ein netter Mensch war. Ihrer Erfahrung nach bedeutete es eher das genaue Gegenteil.

Nein. Sie würde sich nicht den Kopf verdrehen lassen vom ersten attraktiven – umwerfend schönen – Mann, der in ihre Richtung blickte. War sie nicht gerade zu dem Schluss gelangt, dass Beziehungen nichts für sie waren?

Wahrscheinlich sah er gar nicht sie, sondern Morwen Hall an. Es war schließlich noch bemerkenswerter als ihr rotes Haar und sehr viel schöner.

Der Gedanke ernüchterte sie sofort. Sie musste eine Hochzeit ausrichten und dabei mit Melissa fertigwerden. Sie hatte keine Zeit, Filmstars anzustarren.

Lächelnd ging Eloise die Treppe hinunter, um sich Melissa, Laurel und Riley auf der Auffahrt anzuschließen.

„Eloise!“, rief Melissa. „Es ist so wundervoll, dich wiederzusehen, Schatz.“ Sie beugte sich vor und verteilte Luftküsschen ein paar Zentimeter neben Eloises Wangen.

„Du hast mich doch schon bei den Videokonferenzen während der letzten sechs Monate gesehen“, sagte Eloise und lächelte weiter so starr, dass ihr das Gesicht wehtat.

„Oh, aber das ist überhaupt nicht dasselbe.“ Melissa legte den Arm um Laurels Schultern und den anderen um Eloises. „Ist das nicht einfach perfekt? Meine älteste Freundin und meine liebste Halbschwester arbeiten zusammen, um mir meine Traumhochzeit auszurichten.“

„Es ist ganz sicher perfekt, Schatz“, stimmte ihr Riley zu.

Natürlich findet sie das toll, dachte Eloise. Sie würde sich hier von Laurel und ihr von vorne bis hinten bedienen lassen. Nachdem sie sechs Monate lang das Unmögliche von ihnen verlangt hatte, war das nun der Höhepunkt.

Eloise tröstete sich damit, was wirklich wichtig war: ihre Beförderung. Wenn sie diese Hochzeit erfolgreich durchzog, würde Mr. Richards, der Besitzer von Morwen Hall, sie zu Jahresbeginn zur festen Managerin machen. Ganz zu schweigen davon, wie viel mehr Gäste durch die Berichterstattung in den Medien kommen würden. Ein sicherer Job in einem Hotel, das gut lief. Das war ein vernünftiges Karriereziel.

Sie musste es nur bis zum ersten Januar schaffen, ohne Melissa zu sagen, was sie wirklich von ihr dachte. Und ohne ihr einen Grund zu geben, sich über ihre professionelle Einstellung zu beklagen.

„Hier ist es echt klasse, Melissa. Ich kann verstehen, warum du das Hotel gewählt hast. Es ist perfekt für dich!“

Noah Cross’ Stimme klang unheimlich vertraut. Was daher rührte, dass Eloise ihm im Kino dabei zugesehen hatte, wie er auf der Leinwand böse Kerle verprügelte und schöne Frauen verführte. Ihn mit seiner angenehmen Stimme über Morwen Hall sprechen zu hören war seltsam.

„Kapriziös, gut gebaut, und ich vermute, es hat eine interessante Vergangenheit.“

Sein begeisterter Ton ließ die Bemerkung schmeichelhaft klingen, aber als sich ihre Blicke trafen, erkannte Eloise, dass Noah Cross genau wusste, was er da sagte. Seine Augen funkelten erst recht vor Belustigung, als Melissa die Stirn runzelte.

„Na ja, es ist schon sehr speziell.“

Schade, dass Noah Cross Schauspieler ist, dachte Eloise. Sonst wäre er genau mein Typ. „Warum kommt ihr nicht erst mal alle rein?“, lenkte sie von Noahs Bemerkung ab. „Es ist eiskalt hier draußen, und ich würde euch gern das Haus zeigen und euch ein bisschen über seine Geschichte erzählen.“

Noah ging sofort neben ihr die Treppe hoch, während Melissa erklärte: „Natürlich weiß ich schon alles, was es über Morwen Hall zu sagen gibt.“

Eloises Lächeln wurde noch ein bisschen starrer. „Du wirst feststellen, dass wir ein paar Dinge verändert haben, seit du zuletzt hier warst, Melissa.“

„Tja, ich kann es kaum erwarten, alles über das Haus zu erfahren.“ Noah schlug gegen die massive Eingangstür. „Zum Beispiel ob sich Vampire darin verstecken, die nur darauf warten, mir das Blut auszusaugen.“

Noah warf ihr ein Lächeln zu, das Eloise einfach erwidern musste. „Keine Vampire“, versprach sie. „Aber ich kann nicht garantieren, dass du keinem Gespenst begegnest.“

„Ich glaube nicht an Gespenster.“

„Hoffen wir, dass sie auch nicht an Filmstars glauben.“

Noah lachte – warm, dunkel und tief.

Schnell riss Eloise den Blick von ihm los. Sie sollte nicht darauf achten, wie er beim Lachen den Kopf in den Nacken warf oder wie sexy ihn sein Dreitagebart machte. Das war für sie und ihren Job völlig belanglos.

Trotzdem sah sie noch einmal verstohlen zu ihm hin, bevor sie zurück ins Haus ging.

2. KAPITEL

Das Innere von Morwen Hall entsprach mehr dem, was Noah erwartet hatte, als die merkwürdig neugotische Außenfront. Mit den zartgrünen Wänden und taubengrauen Zierleisten, den luxuriösen Samt- und Ledersofas und den Hochflorteppichen auf dem Originalsteinboden in der Halle hätte es irgendein Fünfsternehotel überall auf der Welt sein können. Dennoch wurde Noah das Gefühl nicht los, dass unter der Oberfläche des alten Gemäuers mehr schlummerte, als seine Besitzer preisgeben wollten.

Genau dasselbe schien auch auf die Hotelmanagerin zuzutreffen. Noah heftete den Blick auf Eloise, als sie ihren taubengrauen Mantel auszog. Darunter trug sie ein dezentes dunkelgraues Kostüm. Er vermutete, dass mit solch faszinierenden Haaren und Augen bunte Kleidung einfach des Guten zu viel war.

Trotzdem stellte er sich vor, wie sie in den Kleidern aussehen würde, die Schauspielerinnen auf dem roten Teppich trugen. In einer eleganten Abendrobe, die ihre Figur vorteilhaft zur Geltung brachte, anstatt sie zu verstecken.