Interreligiöses Lernen narrativ - Mirjam Zimmermann - E-Book

Interreligiöses Lernen narrativ E-Book

Mirjam Zimmermann

4,8

Beschreibung

In einer pluralistischen Welt brauchen junge Menschen interreligiöse Kompetenz, um in Austausch mit Angehörigen verschiedener Religionen treten zu können. Mirjam Zimmermann entwickelt ein völlig neues narratives Konzept des interreligiösen Lernens, das Schülerinnen und Schüler genau dafür fit macht. Das Erzählen hat in allen Weltreligionen eine lange Tradition. Der Band nutzt dies für die aktuelle Situation und zeigt praxisnah die Chancen narrativer Annäherung. Dabei werden nicht nur für diesen Lernweg geeignete Kinder- und Jugendbücher vorgestellt, sondern auch eine erprobte Unterrichtseinheit zum zentralen Thema »Feste in den Weltreligionen«. Detailliert wird diese im zeitgleich unter diesem Titel erscheinenden Praxismaterial aufgearbeitet.

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Mirjam Zimmermann

Interreligiöses Lernen narrativ

Feste in den Weltreligionen

Vandenhoeck & Ruprecht

Mit 5 Abbildungen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

eISBN 978-3-647-99667-7 ISBN 978-3-647-70209-4

Umschlagabbildung: © maglara – fotolia.com

© 2015, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A.www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Satz: SchwabScantechnik, Göttingen Umschlag: SchwabScantechnik, Göttingen

Inhalt

Einleitung

1 Interreligiöses Lernen

1.1 Begrifflichkeiten: interkulturelles Lernen – interreligiöses Lernen – interreligiöse Kompetenz

1.2 Zur Situation interreligiösen Lernens in der Schule

1.2.1 Alltäglicher Religionsplural

1.2.2 Einstellungen Jugendlicher

1.2.3 Curriculare Vorgaben

1.2.4 Entwicklungspsychologische Aspekte

1.3 Zur Frage nach der Wahrheit der Religion: Exklusivismus, Inklusivismus, Pluralismus

1.4 Konzepte interreligiösen Lernens in der Religionsdidaktik

1.5 Didaktische Strukturierungen des Unterrichts

2 Interreligiöse Kompetenz narrativ fördern

2.1 Zur Problematik des »interreligiösen Dialogs« im Klassenzimmer

2.2 Begegnung in der Narration – Zur Chance des Narrativen

2.2.1 Der Mensch als erzählendes Wesen

2.2.2 Narrative Identität und Begegnung mit dem anderen (Ricœur)

2.2.3 Die Bedeutung von Erzählungen in den Religionen

2.2.4 Erzählungen und ihre didaktischen Implikationen

2.3 Geeignete Kinder- und Jugendbücher

2.3.1 Shafique Keshavjee: Der König, der Weise und der Narr (1998)

2.3.2 Michael Landgraf: Schalom Martin. Eine Begegnung mit dem Judentum (2006)

2.3.3 Karlo Meyer/Barbara Janocha: Wie ist das mit … den Religionen (2007)

2.3.4 Michael Landgraf: Salam Mirjam. Eine Begegnung mit dem Islam (2008)

2.3.5 Mirjam Pressler: Nathan und seine Kinder (2008)

2.3.6 Christiane Thiel: Mein Gott und ich (2009)

3 Praktische Umsetzung am Beispiel »Feste in den Weltreligionen«

3.1 Kompetenzen der Einheit

3.2 Überblick über die Feste

3.3.1 Erster Zugang: Angekommen – Fremdsein

3.3.1.1 Die Geschichte – Kapitel 1: »Der Umzug«

3.3.1.2 Didaktischer Kommentar

3.3.2. Zweiter Zugang: Dem Fremden begegnen

3.3.2.1 Die Geschichte – Kapitel 2: »Muslimische Nachbarn«

3.3.2.2 Didaktischer Kommentar

3.3.3 Dritter Zugang: Purimfest und Beschneidungsfeier

3.3.3.1 Die Geschichte – Kapitel 3: »Familie Goldberg und die unbekannten Feste«

3.3.3.2 Didaktischer Kommentar

3.3.4 Vierter Zugang: Ramadan und Fastenbrechen

3.3.4.1 Die Geschichte – Kapitel 4: »Der erste Schultag«

3.3.4.2 Didaktischer Kommentar

3.3.5 Fünfter Zugang: Chanukka

3.3.5.1 Die Geschichte – Kapitel 5: »Der neunarmige Adventskranz«

3.3.5.2 Didaktischer Kommentar

3.3.6 Sechster Zugang: Die Bilderfrage in den verschiedenen Religionen

3.3.6.1 Die Geschichte – Kapitel 6: »Ganz neue Begegnungen«

3.3.6.2 Didaktischer Kommentar

3.3.7 Siebter Zugang: Das Pessach-Fest

3.3.7.1 Die Geschichte – Kapitel 7: »Eine Reise in die Vergangenheit«

3.3.7.2 Didaktischer Kommentar

3.3.8 Achter Zugang: Rosch ha-Schana, Jom Kippur

3.3.8.1 Die Geschichte – Kapitel 8: »Ein schlechter Tag«

3.3.8.2 Didaktischer Kommentar

3.3.9 Neunter Zugang: Ostern und das hinduistische Holi-Fest

3.3.9.1 Die Geschichte – Kapitel 9: »Alvida«

3.3.9.2 Didaktischer Kommentar

3.3.10 Zehnter Zugang: Gastfreundschaft in den Religionen

3.3.10.1 Die Geschichte – Kapitel 10: »Rana kommt«

3.3.10.2 Didaktischer Kommentar

Literatur

Einleitung

Das Fest ist der »eigentliche Ort, den Fremden kennenzulernen wie es umgekehrt für den Fremden die beste Möglichkeit bietet, uns wahrzunehmen und uns in unserer Identität kennenzulernen.«1

Eine Vielfalt von Religionen gehört zum Alltag in deutschen Klassenzimmern. Die Kinder, seien sie christlich, muslimisch, jüdisch oder einer anderen Religion zugehörig, sind aber kaum fundiert auskunftsfähig über ihre Glaubenstradition. Ein interreligiöser Austausch kommt selten in Gang. Oft fehlen Kenntnisse, Differenzbewusstsein und eigene Erfahrungen religiöser Rituale. Selbst einfaches Grundlagenwissen sowie die dazugehörige Basiserfahrung wiederholter Teilnahme, z. B. warum Ostern gefeiert wird und wie neben der Ostereiersuche ein solcher Festgottesdienst aussehen kann, sind nicht mehr vorhanden.

Sich über Religionen auszutauschen, dem anders religiösen Gegenüber Rede und Antwort zu stehen, ist so nicht oder nur in unbefriedigender Art und Weise möglich. Die direkte Begegnung zwischen Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Religionen kann deshalb nicht unbedingt alleiniges Leitprinzip interreligiösen Lernens sein und so zumindest nicht (nur) am Anfang interreligiöser Lernprozesse in der Schule stehen.

Deshalb sollen in diesem Buch narrative Formen interreligiösen Lernens vorgestellt werden. Hier steht auch die Begegnung im Leben als zentrales Prinzip des Erwerbs religiöser Kompetenz im Vordergrund. Die Begegnung ist aber eine indirekte, mittelbare, was nicht unbedingt eine weniger intensive Erfahrung sein muss. Für Kinder im Alter von 9–12 wird neben der Vorstellung geeigneter Kinder- und Jugendbücher eine fortlaufende Erzählung von drei Freundinnen als Leitmedium angeboten, um interreligiöse Kompetenz in sachlicher, kommunikativer und gestalterischer Hinsicht durch dieses Leitmedium narrativ zu unterstützen. Hier steht auch die menschliche Begegnung zwischen Peers im Zentrum der Darstellung, diese wird jedoch narrativ vermittelt und lädt auf unterschiedlichen Ebenen zur Identifikation ein. Anforderungssituationen und Handlungsimpulse entstehen so jeweils altersspezifisch aus der Situation heraus.

Dieser Ansatz wird im ersten und zweiten Kapitel knapp in der Theorie entfaltet, indem er vergleichend neben unterschiedliche Ansätze interreligiösen Lernens gestellt wird, um Vorteile, aber auch Schwierigkeiten entsprechend herauszuarbeiten. Dann wird er praktisch in einer Unterrichtseinheit für 10–15 Stunden ausgeführt, zu der jeweils eine ca. 10-minütige Erzählung mit fortlaufender Handlung und ein Vorschlag für den Stundenverlauf angeboten werden.

Die Erzählung und die praktischen Umsetzungen sind mit großem Engagement im Sommersemester 2013 im Fachpraktikum am evangelischen Gymnasium in Siegen entstanden. Die umfangreichen Materialien werden als Kopiervorlagen in meiner Publikation Feste in den Weltreligionen. Narratives Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe I veröffentlicht.

Ich danke den Fachpraktikantinnen und Fachpraktikanten Alina Wagner, Kim Larissa Dorr, Constantin Pantel, Kerstin Scheler, Lisa Unruh und Alfred Wiens für ihre kreativen Ideen, der damaligen Klasse 5c für die begeisterte Umsetzung und dem Seminar »Interreligiöses Lernen« im Wintersemester 2013/14 für die Erprobung, Korrekturen, Ausarbeitungen und Fortschreibungen. Außerdem bin ich Havva Alpaslan (Siegen) für Kritik und Anregungen von islamischer Seite und Chana Kalimi (Mainz) für die Durchsicht des jüdischen Teils in Dankbarkeit verbunden, ebenso meinen Mitarbeitern Saskia Flake, die das Format eingerichtet, und Julian Enners, der Korrektur gelesen hat. Meinen lieben Kollegen Michael Landgraf (Neustadt), Prof. Dr. Thomas Naumann (Siegen) und Prof. Dr. Karlo Meyer (Saarbrücken) bin ich für ihre konstruktiven Anmerkungen ebenfalls zu großem Dank verpflichtet.

1Sundermeier (1999), 24.

1 Interreligiöses Lernen

1.1 Begrifflichkeiten: interkulturelles Lernen– interreligiöses Lernen– interreligiöse Kompetenz2

Die Begriffe »interkulturelles Lernen«, »interreligiöses Lernen« und »Förderung interreligiöser Kompetenz« werden teilweise synonym verwendet, obwohl sie durchaus differenziert zu gebrauchen sind. Differenziert werden muss hinsichtlich des Verhältnisses von Kultur und Religion und hinsichtlich der Begriffe »Lernen« und »Kompetenz«.

Mit dem Bild eines Eisbergs lässt sich das, was Kultur ausmacht, gut veranschaulichen. Will man die »Kultur« eines Menschen erschließen, gibt es viele Aspekte wie Kleidung, Sprache, Aussehen u. a., die auf den ersten Blick sichtbar sind. Kultur geht aber weit über das Sichtbare hinaus, denn, um im Bild des Eisbergs zu bleiben, der größere Teil ist unsichtbar und bleibt unter der Oberfläche verborgen. Auch hinsichtlich religiöser Aspekte, die ja einen Teil der Kultur mitbestimmen, gibt es sichtbare und unsichtbare Elemente. Viele Ordensleute tragen z. B. Kleidung, die sofort deutlich macht, dass der- bzw. diejenige zu einer (bestimmten) Ordensgemeinschaft gehört. Bei hinduistischen Frauen kann der »Bindi«, ein roter Punkt etwas oberhalb der Nase zwischen den Augenbrauen, auf ihre Religion verweisen. Ebenso kennt der Hinduismus spezifische Zeichen (Tika), die bei einer Andacht getragen werden, wie z. B. drei waagerechte Striche bei Menschen, die Shiva verehren. Das sind sichtbare Dinge. Wie allerdings der Glaube dieser Personen konkret aussieht, wie er ethisch Gestalt annimmt, welche Auswirkungen er z. B. auf die Erziehung hat, das kann man von außen nicht sehen, ist aber trotzdem ein Teil der Kultur dieser Menschen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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