Irgonas Geschichte - Jan Schwarz - E-Book

Irgonas Geschichte E-Book

Jan Schwarz

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  • Herausgeber: Best off
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Im Land Irgona lebten lange Zeit nur Geschöpfe des Lichts, bis eines Tages die Dämonen aus dem Süden kommen. Gemeinsam stellen sich die Völker der Alben, Menschen, Parden und Adarcen gegen die grausamen Dämonen und ihren finsteren Herrn. Ardík, ein Mensch, wird von dem großen Dämon Nystronor aufgezogen und stellt eine Armee der Verräter auf, um gegen seinesgleichen in den Krieg zu ziehen, während der Magier Vlaworin den Herrschern des Nordens seine Unterstützung zusagt. Die Schlacht um die Zukunft allen Seins wütet jahrelang, Gut wie Böse ringen um ihren Platz in einer wunderbaren Welt, und der Gefildenkrieg nimmt seinen Lauf.

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Seitenzahl: 334

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage 2014

Umschlaggestaltung: Birgit KempkeLektorat: Jenny Menzel

© Best-off-Verlag. Alle Rechte vorbehalten.Postfach 12 03 47D-93025 RegensburgTel. +49 (0) 9404 / 96 14 84Fax +49 (0) 9404 / 96 14 85

E-Mail: [email protected]: www.bestoffverlag.de

ISBN 978-3-942427-03-6

IRGONAS

GESCHICHTE

Der Gefildenkrieg

Jan Schwarz

Inhaltsverzeichnis

Vorwort des Autors

YZOC Von den Anfängen

Im bleichen Mondlicht

Der Angriff der Healiry

JAÁR’GHALL YMRAK Vlaworin und Ardík

Die Armee der Verräter

Die Herrscher Nord-Irgonas

Die Schlacht der Gleichen und Ungleichen

Die Straße aus Eis

Der Dämonenherr

Die Söhne von Königen

HEA SZAQ ARDÍKZ Rache, Magie und Freiheit

Fallend der Bogen, die Krone und der Schädel

Berge von Leichen und die Geister Khans

Aus der Feste

Gebrochen und geblendet

Der Weg am Rande des Guten

Die Grausamkeit der Finsternis

MITREJS VLAWORINS Wandel

Wieder gegenüber

Der Gipfel des Gefildenkrieges

Hängen

JORMÉK Pflichten

Zurückgezogen

Nach dem Gefildenkrieg

Wissenswertes

Religionen und Weltanschauungen

Die Sprachen Irgonas

Zeitrechnung

Vorwort des Autors

Irgonas Geschichte handelt vom Aufeinandertreffen des gänzlich Bösen und des reinen Guten, der Frage nach dem, was dazwischen liegt und der immerwährenden Hoffnung auf eine ideale Welt voller Frieden, Freiheit und Liebe in einer fantastischen Umgebung. Es ist eine Geschichte, die ich im Laufe meiner Kindheit gestaltete und die dank meiner regen Fantasie, wie wohl jeder Mensch dieses Alters sie besitzt und sein Leben mit ihr bereichert, ständig wuchs und umfangreichere Formen annahm.

Während ich begann, meine Einfälle auf jede mir mögliche und erdenkliche Art festzuhalten, entstand in mir der Wunsch, andere an meiner fiktiven Welt teilhaben zulassen.

So begann ich zu schreiben und veröffentlichte fünf Jahre später, noch vor meinem sechzehnten Geburtstag, den letzten Band der Fantasy-Trilogie „Der Zwölfte Orden“.

Obwohl die Erzählung über den Alben Tyron, den Untoten Thromagon und den Zwölften Orden damit beendet war, hatte ich noch nicht die ganze Geschichte erzählt.

Daher verfasste ich abschließend diese Vorgeschichte „Der Gefildenkrieg“, die Irgonas Geschichte vollendet und den Auftakt eines Zweiteilers bildet – einer Dilogie, deren Fortsetzung das Buch „Der Zwölfte Orden“ sein wird, das alle Teile der alten Trilogie zusammenfasst.

Dieser Prolog soll auch Danksagung an jene Menschen sein, die mich tatkräftig unterstützen und stets ermutigen, sowie eine Widmung an alle meine Leser. Jeder einzelne begeisterte Begleiter meiner Reise durch diese fremde Welt erfüllt den Zweck meiner Bücher und meine ursprüngliche Absicht.

Jan Schwarz

YZOC

Von den Anfängen

Das Jenseits rumorte. Ein Grollen erklang und hallte dutzende Male wider in der Welt.

Niemand vermochte jemals zu sagen, wie das Jenseits genau zu beschreiben ist, nicht tausend und auch nicht zehntausend Jahre nach jenem Ereignis. Das Jenseits – zweifelsohne eine übergeordnete Macht, die alles umschließt und gleichzeitig selbst alles ist, das Leben vor und nach dem Tod, das Diesseits und die Energien, die man nicht berühren kann.

Jene Macht, Gottheit möchte man sagen, überkam eines Tages die Laune, auf einem Planeten zwei verschiedene Wesen zu erschaffen: Lebewesen im Norden und im Süden, beide mit unterschiedlichen Arten des Geistes. Oder besser: der Seele.

Im hohen Norden konnten sich Vögel und andere Tiere in die Lüfte erheben; sie flogen über Gebirge, deren Gipfel das Dach schneeweißer Wolken durchbrachen, über Meere, deren Weiten die sanfte Krümmung des Horizonts sichtbar machten, über Wälder und Graslandschaften von sattem Grün und über Wüsten, die einen von roten Steinen, die anderen von goldenem Sand. Auch in den Gewässern der weiten nördlichen Welt tummelte sich allerhand Getier. Das Land wurde bevölkert von einer breiten Spanne des Lebendigen, vor allen anderen ein Volk, das man sehr viel später als das der Sadargen bezeichnete: die Uralben.

Jene Wesen standen aufrecht auf zwei Beinen und waren von hoher Statur, ihre Zähne wie Ohren waren spitz. Sie lebten als Sammler und Jäger. Kein Uralb tötete jemals ein anderes Lebewesen ohne den höheren Grund, sich selbst am Leben zu erhalten, indem er dessen Fleisch aß, und ohne diesem dafür unendlich dankbar zu sein.

Die Zeit formte die Welt, als sie Berge zum Wachsen und Vergehen brachte, Meere und Flüsse an dieser Stelle über die Ufer traten, an anderer austrockneten. Mit der Zeit veränderten sich auch die Uralben. Zunächst lernten sie Sprechen und wurden sesshaft, später entwickelten sie sich weiter, gemäß den Flecken, die sie Heimat nannten.

So entstanden dort, wo besondere Fruchtbarkeit herrschte, die Völker der Menschen und Alben, und in den Gebirgen, wo sich neben schlanken Nadelbäumen nur klammer Stein fand, lebten die Blassmenschen. Letztes der vier großen Völker, die aus den Uralben entsprangen, war das der Schwarzalben, die sich dort wohl fühlten, wo die Sonne selbst im Norden Kraft genug hatte, den Boden zu versengen und auszutrocknen.

Mit jenen Kreaturen, die eine gemeinsame Art der Seele teilten, hatte das Jenseits Besonderes vor: Es ließ eine bittere Kälte über den Norden kommen. Selbst die Meere gefroren; jede Pflanze starb und legte sich bleich in den weiß leuchtenden Schnee. Da das Eis das Herkunftsland der Wesen des Nordens zerstörte, brachen sie auf und nahmen den Weg in die südlicheren Gebiete, auf der Suche nach einem Ort, der vor dem Frost Schutz bot.

Neben Menschen, Alben, Blassmenschen und Schwarzalben wanderten auch andere, seltenere Wesen gen Süden, die den nördlichen Gefilden entsprungen waren. Zu ihnen zählten die Trolle; große, menschenähnliche Geschöpfe mit dickeren Armen und Beinen, als die eines kräftigen Schwarzalben je werden konnten, mit gelblicher Haut und gewöhnlich kaum langsamerem Verstand als die Alben. Ferner gab es Drachen, gewaltige Echsen mit Schwingen, und Riesen, plumpe, graue, meist etwas dümmliche Einzelgänger. Für die Nixen mit olivgrüner Haut und Kiemen am Hals, die in den Flüssen heimisch waren und ebenfalls den Süden suchten, ehe sie festfroren, fanden sich später etliche andere Namen.

Auf ihrer Reise kamen sich die Völker der Menschen und Alben sehr nahe, begannen sich bald zu vermischen und begründeten eine gemeinsame Kultur. Die Alben unterschieden sich von den Menschen nicht bedeutend; manch einer mochte sie als lieblicher, schöner, auch schlanker empfinden und meinen, sie hätten einen klareren Blick. Am auffälligsten war, dass die Ohren der Alben, anders als die der Menschen, spitz zuliefen.

Wie sie ein gemeinsames Volk bildeten, kam es nicht selten vor, dass sich das Blut beider Gattungen vermengte. Einer der Menschen, der vielleicht zu gewissen Teilen ein Alb war, niemand vermochte es später mehr genau zu sagen, hatte unerklärlicherweise blaues Blut. Vielleicht spielte hier das vom Jenseits gegebene Schicksal hinein. Eben jener blaublütige Mensch erwies sich als über die Maßen weise und gerecht, und so geschah es, dass die Menschen und Alben ihn zu ihrem gemeinsamen König machten. Auf jene Weise schufen beide Völker eine gemeinsame Herrscherfamilie, die der Blaublütigen.

Die Schwarzalben ähnelten am ehesten den Alben, pflegten ihre Haare – Männer wie Frauen – aber ausnahmslos sehr lang zu tragen. Außerdem waren ihre Zähne schärfer und länger und ihre Haut von tiefstem Schwarz, wie ihr Name es schon beschreibt. Nicht einfach nur von der dunklen Farbe, die eines Menschen Haut haben konnte, sondern ein Schwarz, dass die finsterste Nacht allein ein Vergleich war. Die Schwarzalben lebten gewöhnlich in großen Familien zusammen, legten mehr Wert auf körperliche als auf geistige Fähigkeiten und folgten als erste Völkerschaft dem Glauben an das Jenseits, wie er der Wahrheit schon recht deutlich entsprach. Sie verzichteten sowohl auf Regeln und Gesetze als auch auf eine Führung. Ihre einzige Richtlinie war die sittliche Moral ihres Volkes.

Die Schwarzalben entdeckten als erste das Land der Wärme und der Früchte, wie sie es nannten. Die Kälte zog sich damals wie eine Schlinge um jene Gefilde, Gebirge verschiedensten Gesteins, Meere, Wälder und Graslandschaften. Doch die Schwarzalben sahen nur den Boden, den die Sonne zur Wüste gedörrt hatte. Im Osten war jene weiße Sandwüste begrenzt durch ein giftiges Meer, im Westen durch eine Steppe, hinter der sich graue Berge erhoben.

Eben als die Schwarzalben sich im Land der Wärme und der Früchte niedergelassen hatten und begannen, Dörfer aus Lehmhütten zu errichten, kamen die Blassmenschen. Von allen Nachfahren der Uralben besaßen sie die am wenigsten kräftigen Körper, aber diese Schwäche machten sie durch ihren erfinderischen Geist wett. Abgesehen von den breiteren Nasen, die ihnen ob der Kälte in ihrem Herkunftsland in den Gesichtern saßen, der stets bleichen Haut und den Augen mit roter oder blauer, wenn nicht violetter Iris, konnte man sie nicht von den Menschen unterscheiden.

Die grauen Berge westlich der Wüste im Land der Wärme und der Früchte wurden zu ihrer Heimat. Hiererrichteten sie Häuser aus dem Holz der Nadelbäume oder aus dem harten Stein des Felsens. In den Bergen, die sie Stück für Stück zertrümmerten und aufgruben, fanden sie Unmengen an Metallen, die sie zu bearbeiten wussten. Damit begannen sie Waffen herzustellen, die nicht zum Jagen, sondern für den Krieg bestimmt waren. Die Rüstungen, Schwerter, Äxte, Flegel und Dolche setzten sie gegen die wehrlosen Schwarzalben ein, die ihrerseits nur mit Stöcken und Steinen in die Schlacht ziehen konnten, um aus der Steppe, die dort an ihr Land angrenzte, wieder eine unbelebte Einöde zu machen.

So senkte sich erstmals ein Schatten über die Völker des Nordens, deren Seelen bis dahin von der Art des reinen Lichts gewesen waren, wie das Jenseits es ihnen zugeteilt hatte. Unter den Blassmenschen gab es Magier, denen es möglich war, die Energie des Jenseits mit ihrem Bewusstsein zu kontrollieren. Gemeinsam umzingelten sie einmal eine Gruppe freier Seelen, kurz nachdem diese das Leben verlassen hatten, und hinderten sie, in das Jenseits zu fahren. Aus ihnen schmiedeten die Magier ein Ungetüm, dem sie den Namen Dermaden gaben: eine mächtige Kreatur, geschaffen, um im Kampf auf ewig die Blassmenschen zu unterstützen. Doch es gelang ihr, sich vom Einfluss der Magier zu befreien. Dermaden wachte nun über das Gebirge und beschützte dessen Bewohner. Niemandem gelang es jemals wieder, über ihn zu bestimmen.

Die Blassmenschen wuchsen zu einem großen Volk und besiedelten das gesamte Gebirge im Land der Wärme und der Früchte. Regiert wurden sie von den Wohlhabendsten ihrer Gesellschaft. Zwei von ihnen, die Aristokraten Simon und Adil, errichteten auf dem Gipfel eines Berges die Städte Hol und Tobil auf den zwei Seiten einer riesigen Schlucht, die über eine Brücke verbunden waren. Zu ihrer Zeit die mächtigsten Blassmenschen, begründeten die beiden Aristokraten den Glauben an die Götter Khan und Daria, Vater und Mutter der Welt. Diesen Göttern zu Ehren ließ Adil im Osten des Blassmenschen-Gebirges eine monumentale Statue der Daria errichten, während Simon ein Abbild des Khan in einen Berg im Westen schlagen ließ.

Die Aristokratie der Blassmenschen brachte wie das angrenzende Königreich der Blaublütigen ein Wappen hervor: Es hatte einen geschachten Grund als Hinweis auf die Aristokratie, im Vordergrund kreuzten sich zwei blaue Balken. Der eine Balken des Kreuzes stand für die Göttin Daria, der andere für Khan.

Als letzte, und mit ihnen alle anderen Kreaturen, gelangten Menschen und Alben in das Land der Wärme und der Früchte. Am westlichen Fuße des Gebirges der Blassmenschen erstreckte sich ein dichter Wald mit Seen und Flüssen von leuchtendem Blau und Hügeln von sanftem Grün. Jenes Gebiet wurde zum Königreich der Blaublütigen. Unter dem Zeichen eines roten Wolfskopfes regierten sie die Völker der Alben und Menschen. Das Rot stand für das Blut, das in den Adern beider Gattungen floss, der Wolf als Rudeltier war ein Mahnruf nach Zusammenhalt.

Das Reich der Blaublütigen profitierte vom Wissen der Blassmenschen, was Waffen, die Bearbeitung von Metall und Stein wie auch das Zähmen von wilden Tieren anbelangte. Währenddessen entwarfen und bauten die Menschen Schiffe und viele andere Dinge. Der Fortschritt verwischte die Grenzen zwischen den Kulturen der Völker und erzeugte Gemeinsamkeiten.

Unzählige Male wanderte die Sonne über den Himmel und im Land der Wärme und der Früchte begann man langsam zu vergessen, wie die Welt im Norden gewesen war. Die Völker nannten die Gebiete jenseits ihrer neuen Heimat nun eine Welt des Verderbens, in der es nur unbezwingbare Berge und tiefe, dunkle, eiskalte Meere gäbe. Dabei war die Eiszeit, die das Jenseits dazumal geschickt hatte, längst vorübergegangen.

Blassmenschen, Alben und Menschen übernahmen den Glauben der Schwarzalben an ein unbestimmtes Jenseits, und von den Göttern der Blassmenschen blieb nicht mehr als die Erinnerung, die aufkam, wenn man die gewaltigen Abbilder sah, welche Simon und Adil einst geschaffen hatten.

Auf einer Insel inmitten des Meeres, das ihre Reiche teilte, errichteten Menschen und Alben für den Blaublütigen König eine Stadt aus Glas und weißem wie schwarzem Marmor. Sie war von solcher Ausdehnung und Erhabenheit, dass man ihr noch Jahrtausende später mit unfassbarem Erstaunen begegnete. Sie nannten sie Blank.

Nach und nach teilten sich die Gesellschaften der Menschen und Alben in eine Gruppe von Reichen und eine Schicht von Armen auf. Während sich die armen Menschen ihrem Schicksal zunächst ergeben fügten, hielten die Alben diese Entwicklung für ungerecht. Überdies meinten sie, der Blaublütige König habe kein Recht, über das gemeinsame Reich zu bestimmen, nur weil er der Nachfahre eines vor langer Zeit lebenden weisen Mannes war.

So entzweiten sich Alben und Menschen und ihr Königreich zerbrach. Blank wurde verlassen und der Blaublütige kehrte, weil er ein Mensch war – oder jedenfalls zu größten Teilen –, in das bewaldete Land östlich ihres Meeres zurück. Dieses wurde das Königreich der Menschen. Der Blaublütige behielt seine Krone und sein Wappen, während die Alben ein eigenes Reich indem fruchtbaren Land westlich des Meeres gründeten. Der es regierte, sollte weder König genannt werden, noch sollte er Herrscher sein, nur weil er einer bestimmten Familie entsprang. So erfanden die Alben die Rechtsherrschaft.

Das Alben-Reich wurde von nun an von einem Rechtsherrscher regiert, den die Alben wählten und der dann sechs Jahre lang wie ein König herrschte. Zeichen der Rechtsherrschaft wurde ein grüner Falke, das Symbol der Freiheit.

Mit der Verfestigung der Grenzen war die nördliche Hälfte des Landes der Wärme und der Früchte geprägt von vier Völkern: den Alben, den Menschen, den Blassmenschen und den Schwarzalben. Südlich ihrer Reiche erstreckte sich ein gewaltiger, unermesslicher Urwald, in dem ein See lag, so groß, dass man ihn mit Schiffen hätte überqueren müssen, wollte man seine Ausdehnung überwinden. Aus dem Urwald ragte im äußersten Südwesten ein rabenschwarzes Gebirge, im Süden fand sich der nördliche Ausläufer eines gewaltigen Meeres.

Neben der Vielfalt des Lebens mit jener Art von Seele, wie sie den Lebewesen im Norden verliehen worden war, dem Guten, dem Licht, war im Süden eine andere Art entsprungen: das reine Böse, die Finsternis. Die hier hausenden Gestalten hatten seltsam lange Gliedmaßen, die ihre Bewegungen anders anmuten ließen als die der uralbischen Völker. Ihre Haut war fast immer bleich und durchscheinend, allerdings von verschiedenem Schimmer; bei den einen rötlich, bei den anderen bräunlich, gelblich oder grau. Sie bevorzugten es, sich in dunkle Gewänder aus grobem Stoff zu hüllen, die nicht die Ahnung eines Lichtstrahls an ihren Körper ließen.

Die Augen der Wesen waren von strahlendem Gelb wie die mancher Katzen, aber die Pupillen blieben immer starr und winzig klein, sodass man sie kaum erkennen konnte. Zähne und Nägel waren lang und spitz, vermeintlich zum Zerfleischen bestimmt, und nie zierten Haare auch nur einen Fleck ihrer Körper. Ihre Ohren liefen wie die der Alben spitz zu, aber sie waren länger und schmaler und lagen eng am Schädel an. Kurz: Die Kreaturen des Südens wirkten auf alle anderen Lebewesen äußerst furchteinflößend.

Auch sie hatte das Jenseits in das Land der Wärme und der Früchte getrieben, aber nicht die Kälte hatte sie gejagt, sondern ihr Anführer, ihr uralter Herr, den sie Ilir-Roc nannten. Er wollte nichts lieber, als alles Leben verderben, das der Schöpfung des Jenseits entsprang.

Vereinzelt zunächst kamen sie in die vier Reiche der uralbischen Völker, aber sie fanden sich schnell dort zurecht. Rasch erlernten sie die fremden Sprachen, mischten sich unter das gemeine Volk und wurden von diesem geduldet, obgleich ihr Antlitz furcht erregend war. Von den Einheimischen wurden sie Dämonen genannt, und sie nahmen jene Bezeichnung an.

Die Dämonen hatten eine eigene Sprache, eine raue, zischelnde, die die Nachfahren der Sadargen faszinierte. Altdämonisch nannten sie diese neuen Worte, und so kam es, dass die Schrift der Dämonen und viele ihrer Wörter sich in die Kulturen der nördlichen Völker drängten.

Das Land der Wärme und der Früchte nannten die Dämonen Irgona, was in ihrer Sprache nicht mehr hieß als „Land“. Seither pflegen Menschen, Alben, Blassmenschen und Schwarzalben sich selbst als Irgoner zu bezeichnen. Die Städte Hol und Tobil im Gebirge der Blassmenschen sahen die Dämonen als Einheit an, der sie den Namen Rygo gaben. Die verlassene Stadt Blank, die dem Blaublütigen errichtet worden war, nannten sie Cistensia.

Für die Völker Irgonas hatten die Dämonen die Worte Fraáic, Alb, Adarc und Pard, und auch zwei dieser Bezeichnungen fanden ihren Weg auf die Zungen der Nordwesen: Blassmenschen wurden nun Adarcen und Schwarzalben Parden genannt.

Während die Irgoner bereitwillig Altdämonisch sprachen und die Schriftzeichen der Dämonen nutzten, nahm die Zahl der Wesen aus dem Süden immer mehr zu. Bald war der Anblick eines Dämons in Irgona nicht mehr ungewöhnlich. Die Seelen der Dämonen aber warenvoller Finsternis, und sie verdarben zahlreiche Irgoner. Es kam zu Morden, Überfällen und grausamen Taten, einzig der Genugtuung wegen vollbracht, die der Täter ersehnte.

Die Dämonen errichteten sich Behausungen in ganz Irgona, auf Inseln, Bergen und auf dem flachen Land. Die Siedlungen, in denen sie lebten, waren stets aus grob geschlagenen, von Fratzen verzierten Steinen erbaut. Im Südgebirge, jenem dunklen Dorn, der aus dem Urwald Irgonas herausragte, sammelten sich die meisten von ihnen. Sie errichteten dort auf der Asche eines zerstörten kleinen Dorfes, des südlichsten ganz Irgonas, in einem Tal eine gewaltige Festung. Die Wurzeln der niedergebrannten Bäume hatten sich um den kohlschwarzen Stein geschlungen. Auf dem Gipfel eines der Berge, zu deren Füßen die von einer Mauer umschlossene Stadt lag, thronte ein Turm. Jenen Dämonenhort, wo die meisten der Kreaturen fernab von den Augen der Irgoner lebten, nannten sie Mikmaárax, was schlichtweg „Gebirgsstadt“ hieß.

Dort hatte sich der Dämonenherr Ilir-Roc niedergelassen, und von dort breitete sich der Tod über das Land aus. Die Bäume wurden grau und neigten sich zum Boden, verfaulten, starben. Farne, Moose und Sträucher vertrockneten, die Tiere suchten das Weite. Binnen weniger Jahre breitete sich ein Feld von Staub aus, eine kalte Wüste. Es war ein Land, das niemand betreten wollte außer den Dämonen selbst, ein fünftes, von ihnen geschaffenes Reich in Irgona: Varenor.

Unter den Irgonern wuchs der Argwohn gegen die Dämonen aus dem Süden, und bald wurde das Volk der Finsternis verstoßen und vertrieben. Ihre Zahl war gering, denn zwar alterten sie ab einem gewissen Zeitpunkt nicht weiter und starben keines natürlichen Todes, aber sie zeugten auch nur wenige Nachkommen.

In der verlassenen Stadt Cistensia gründeten die Menschen eine kampfkräftige Vereinigung, die den Blaublütigen schützen sollte, der ihr Königreich regierte – einen Königsorden. König der Menschen war zu dieser Zeit Ansgar der Dritte. Ihm zu Ehren wurde die gewaltige Stadt Ixarem erbaut, und von dieser Stadt aus regierte er unter dem Schutz des Ordens, dessen Zeichen ein Schwert mit einer Krone war.

Zur selben Zeit sandte Ilir-Roc zwei Stellvertreter in das Königreich der Menschen, Rabona. Jene beiden Dämonen, die Vizekönige Varenors, wie die Irgoner sagten, waren Healir-Meonor und Healir-Nystronor. Die Brüder säten giftige Worte und sprachen vom Untergang der Menschheit. Die Dämonen hatten erkannt, dass die Menschen von den Völkern Irgonas das schwächste waren und dass ihre Seelen des reinen Guten, wie das Jenseits sie einst den Uralben verliehen hatte, nur allzu schnell von Schatten erfüllt wurden.

Als König Ansgar in einem Wald nahe Ixarem zur Jagd ging, wurde sein Pferd von einem langen Pfeil getroffen, der vom Bogen eines Dämons stammte. Der Blaublütige, der keine Nachkommen hatte, sollte der letzte seiner Familie sein. Nystronor riss an diesem Tag dem Herrscher des Menschen-Reiches mit bloßen Händen den Kopf von den Schultern.

Entsetzen und Furcht flammten in ganz Irgona auf.

In Rabona bestieg nun eine Adelsfamilie den Thron, die aus dem Süden des Reiches stammte. Ein Mensch roten Blutes krönte sich zum König: Sebastian der Erste, Begründer einer Linie von Modernen oder Neuen Königen.

Im Norden des Menschen-Reiches brach Protest aus. Jene, die an der Küste lebten, wollten den neuen König nicht als den ihren anerkennen. Sie nannten sich fortan Iarren und krönten ihrerseits einen König, der in dem Dorf Iarra residierte. Es sollte ein Gegengewicht zu Ixarem im Süden bilden.

Rabona drohte zu zerbrechen, und so erließ König Sebastian jedem Iarren die Steuern, wenn er nur ihn als König des Reiches aller Menschen anerkannte. So kam es, dass sich viele Menschen „Iarren“ nannten, die dem Iarren-König doch nicht ergeben waren, nur um sich der Abgaben zu erleichtern.

Dennoch stiftete der Erlass ein gewisses Maß an Zusammenhalt unter den Menschen in Rabona.

Die anderen Einwohner des Reiches, besonders jene, die Felder bestellten oder in den Wäldern lebten, wurden Ghanen genannt – nach dem Namen des großen Sees Ghano, der in diesem Teil Irgonas lag.

In Nord-Irgona lag Garond, das Alben-Reich, regiert vom Rechtsherrscher Hagen. Jenseits des Hisodrin-Meeres wurde Rabona, das Königreich der Menschen, vom Modernen König Sebastian dem Ersten beherrscht. Ciman war das Gebirge und zugleich die Aristokratie der Adarcen. Mächtigster Mann seines Landes war Tibor von Rygo, und zuletzt – am östlichsten – lag Ovario, das Reich der Parden.

Zwischen Varenor und den nördlichen Reichen lag ein sechstes und letztes Land Irgonas: Egurinia. Es war ein Niemandsland, ein Teil des Urwalds, der vor der Ankunft der Dämonen ganz Süd-Irgona bedeckt hatte. Es wurde nur von wenigen Wesen verschiedener Gattungen bewohnt, die aber eine gemeinsame Kultur und Religion hatten und sich selbst als Egurinianer sahen.

Das Jenseits hatte Gestalten des Guten und des Bösen, des Lichtes wie der Finsternis erschaffen, um sie beide nach Irgona zu führen: Irgoner und Dämonen. Wesen des Nordens und des Südens. Von diesem Zeitpunkt an sollte jede Kreatur ihr Schicksal selbst bestimmen können, ob es nun zum Sieg der einen oder der anderen führte. Roc, Ilir, also Herr der Dämonen und König von Varenor, schickte sein Volk in den Krieg, einzig und allein getrieben von der Zerstörungswut in ihm. Die Welt, die die Finsternis bestimmen würde, sollte eine karge sein.

Als Healir-Meonor und sein Bruder Nystronor mit einer Armee von Dämonen das Reich der Menschen angriffen – nicht zuletzt, da sie den grünen Urwald Egurinias und die weiße Wüste Ovarios meiden wollten –, sollen sie lauthals auf altdämonisch „Bruóoc Irgonaos!“, also „In deren Gefilden Krieg!“ gerufen haben. Daher rührte der Name des großen Krieges, der zu der Entscheidung führte, die das Jenseits nicht selbst fällen konnte oder wollte. So hatte es seiner Schöpfung überlassen, ob das Leben vom Guten oder vom Bösen, vom Licht oder von der Finsternis sein sollte.

Der Gefildenkrieg brach aus.

Im bleichen Mondlicht

Ein Mensch mit hellbraunem Haar saß auf einem flachen Felsen. Der Stein ragte aus einem grasbewachsenen, leicht abfallenden Hang heraus, an dem ein kleines Dorf lag. Der junge Mann blickte aus blauen Augen in den Himmel hinauf. Wolkenfetzen schwebten dort, zwischen denen tausende kleiner Sterne still und weiß funkelten. Mitten in diesem Meer aus grauen Schwaden und flackernden Lichtern schien ein großer, blasser Mond, der die Welt in weißblaues Licht tauchte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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