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In den letzten 2-3 Jahren kann man wieder sehr viel mehr Bewegung rund um IT-Service-Management (ITSM) feststellen, dabei werden insbesondere die Begriffe DevOps, Agile und Lean in Zusammenhang mit ITSM gebracht, die nun auch Eingang in die neue ITIL® 4 finden. Diskutiert wird auch seit einiger Zeit über den Enterprise Service Management (ESM) Ansatz, der die Vorteile von ITSM auf andere Unternehmensbereiche ausweiten will. Hinzu kommt, dass der IT-Service Markt immer weiter wächst, damit steigt auch der Bedarf nach einem transparenten, zuverlässigen, sicheren, qualitativ hochwertigen und effizienten ITSM. Genau hier setzt unsere Umfrage unter Unternehmen, Öffentlichen Betrieben und Verwaltungen der Region Ostwestfalen-Lippe an, mit dem Ziel deren ITSM Status Quo zu bestimmen. Sie wurde von Masterstudierenden der Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule (FH) Bielefeld im Mastermodul "IT-Service-Management" umgesetzt. Neben der Durchführung der Umfrage haben die Studierenden und ich auch sechs Beiträge zu oben bereits größtenteils angesprochenen aktuellen Trends im ITSM verfasst. Damit wurden sicherlich nicht alle derzeitig diskutierten Themen behandelt, aber eine sorgfältige Auswahl ermöglichte eine breite Abdeckung.
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Seitenzahl: 179
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Fragen zu stellen lohnt sich immer - wenn es sich auch nicht immer lohnt, sie zu beantworten.
Oscar Wilde (1854-1900)
irischer Schriftsteller
Ein idealer Gatte, 2. Akt
Vorwort
Geleitwort
Einleitung
Motivation und Ziel
Aufbau des Buchs
IT-Service-Management
ITSM Normen, Frameworks und Standards
Verwendete und weiterführende Literatur
ITSM Umfrage in OWL
Umfrageinitiierung
Umfrage (Fragebogen)
Umfragetechnik/-methode
Auswahl eines Umfragetools
Erstellung Fragebogen
Durchführung der Umfrage/Studie
Aufbereitung und Auswertung der Ergebnisse
Demographie und Unternehmen
ITSM Allgemein
Prozessspezifische Fragen
ITSM Werkzeuge
Trends und Ausblick
Fazit
Gesamtfazit der Umfrage
ITSM Beiträge
ITIL 4
Agiles IT-Service Management
Definition
Veränderungen des ITSM durch Agilität
Agile Process Design
Agile Process Improvement:
ITSM Methoden
Klassische Methoden des ITSM
Agile ITSM-Methoden
Kombination von traditionellen und agilen Methoden
Einsatzmöglichkeiten im Unternehmen
Fazit und Ausblick
Fazit
Ausblick
Verwendete und weiterführende Literatur
ITSM mit DevOps
DevOps – Einführung und Beschreibung
DASA Prinzipien und Einordnung in ITSM
Phasen in DevOps
Allgemeine Phasen in DevOps
DevOps-Phasen nach Atlassian
Die Agilität in DevOps
Agile Methoden in DevOps
Weiter Denken mit DevOps
Bedeutung von DevOps für Unternehmen
Vorteile von DevOps
Nachteile von DevOps
Umsetzung
Fazit
Verwendete und weiterführende Literatur
Schatten-IT
Einleitung
Beispiele für Schatten-IT
Gründe für Schatten-IT
Schatten IT in der Praxis
Gefahren der Schatten IT
Gefahren
Umgang mit Schatten-IT im IT-Service-Management
ITIL-Framework
Erkenntnisse
Fazit
Verwendete und weiterführende Literatur
Enterprise Service Management
Einleitung
Service-orientierte Unternehmen
Serviceprozess
Servicemerkmale und Kundennutzen
Enterprise-Services
Einführung in das Enterprise Service Management
Prozesse & Services
Kunden und Lieferanten
Unternehmenskultur
Mensch und Führung
ESM - Governance
Infrastruktur und Einführung
Fazit
Verwendete und weiterführende Literatur
ITSM und IT-Sicherheit/Datenschutz
Einleitung
IT-Grundschutz und ITIL
Grundlagen zum IT-Grundschutz
Zusammenhänge zwischen IT-Grundschutz und ITIL
ITSM und Datenschutz
Grundlagen zur DSGVO
Zusammenhänge zwischen DSGVO und ITIL
Fazit
Verwendete und weiterführende Literatur
Anhang
Demographie & Unternehmen
ITSM Allgemein
Prozessspezifische Fragen
Werkzeuge
Trends & Ausblick
Die Autoren
Danksagung
Über die Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Bielefeld
Die in diesem Band wiedergegebenen Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenzeichen usw. können auch ohne besondere Kennzeichnung geschützte Marken sein und als solche den gesetzlichen Bestimmungen unterliegen.
Business Process Framework® (eTOM) ist eine eingetragene Marke des TMForum.
CMMI® ist eine eingetragene Marke der Carnegie Mellon University.
COBIT® ist eine eingetragene Marke der Information Systems Audit and Control Association® (ISACA®) und des IT Governance Institute®.
FitSM ® ist eine eingetragene Marke von ITEMO.
ITIL® ist eine eingetragene Marke von AXELOS Limited.
IT Infrastructure Library® ist eine eingetragene Marke von AXELOS Limited.
Microsoft® ist eine eingetragene Marke der Microsoft Corporation.
TOGAF® ist eine eingetragene Marke von The Open Group.
The Zachman Framework ist eine eingetragene Marke der Zachman International Inc.
Sämtliche in diesem Band abgedruckten Bildschirmabzüge unterliegen dem Urheberrecht © des jeweiligen Herstellers.
Hinweis zur Verwendung der männlichen und weiblichen Form
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.
Der Grundstein für IT-Service-Management (ITSM) wurde Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts mit der Entwicklung der IT Infrastructure Library (ITIL) gelegt. Ziel war bereits damals die Entwicklung zweckmäßiger und wirtschaftlicher Verfahrensweisen für die Erbringung von IT-Dienstleistungen. In den darauffolgenden Jahren wurde ITIL zu dem gängigsten Best Practice Ansatz und zum De-Facto-Standard für IT-Service-Management. Neben ITIL entwickelten sich aber auch einige weitere ITSM Frameworks und seit 2005 gibt es mit der ISO/IEC 20000 auch eine zertifizierbare Norm.
Der IT-Dienstleister Materna aus Dortmund hat in den Jahren 2003 bis 2009 regelmäßig ITSM Befragungen durchgeführt und den Status Quo von ITIL in Deutschland unter besonderer Beachtung des Umsetzungsstands und der Planung für die ITIL-Prozesse ermittelt. Dabei wurde ITIL ein hoher Verbreitungsgrad bescheinigt. Die Vorteile der Prozesse wurden in der einheitlichen Vorgehensweise, Transparenz und höheren Qualität gesehen, während der hohe Verwaltungsaufwand sowie Schwierigkeiten bei der Definition von Prozessschnittstellen als Nachteile genannt wurden.
Nachdem in 2011 ITIL V3 in überarbeiteter Fassung erschienen war, wurde es um ITSM eher etwas ruhig. Dieses liegt sicherlich nicht zuletzt darin begründet, dass das Thema und seine teilweise oder auch umfassendere Umsetzung basierend auf unterschiedlichen Frameworks oder Standards mittlerweile der Normalfall in vielen Unternehmen, Öffentlichen Betrieben und Verwaltungen geworden ist und über derartige Standards wird immer weniger publiziert.
In den letzten 2-3 Jahren kann man aber wieder sehr viel mehr Bewegung rund um ITSM feststellen, dabei werden insbesondere die Begriffe DevOps, Agile und Lean in Zusammenhang mit ITSM gebracht, die nun auch Eingang in die neue ITIL Version 4 finden. Diskutiert wird auch seit einiger Zeit über den Enterprise Service Management (ESM) Ansatz, der die Vorteile von ITSM auf andere Unternehmensbereiche ausweiten will. Hinzu kommt, dass der IT-Service Markt immer weiter wächst, so die von Capgemini durchgeführt IT-Trends-Studie 2019, dass fast 50 Prozent der CIOs die Outsourcing-Quote erhöhen und der Ausbau der Cloud-Kapazitäten (eigene und externe) ist nach Meinung dieser unter den fünf wichtigsten Maßnahmen für den Erfolg der Digitalisierung. Damit steigt auch der Bedarf nach einem transparenten, zuverlässigen, sicheren, qualitativ hochwertigen und effizienten ITSM.
Genau hier setzt unsere Umfrage unter Unternehmen, Öffentlichen Betrieben und Verwaltungen der Region Ostwestfalen-Lippe an, mit dem Ziel deren ITSM Status Quo zu bestimmen. Sie wurde von Masterstudierenden der Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule (FH) Bielefeld im Masterkurs „IT-Service-Management“ durchgeführt. Neben der Durchführung der Umfrage haben die Studierenden und ich auch sechs Beiträge zu oben bereits größtenteils angesprochenen aktuellen Trends im ITSM verfasst. Damit wurden sicherlich nicht alle derzeitig diskutierten Themen behandelt, aber eine sorgfältige Auswahl ermöglichte eine breite Abdeckung.
Abschließend möchte ich als Dozent dieses Kurses noch anführen, dass ich mich über das Engagement und das große Interesse der beteiligten Studierenden an diesem Projekt sehr gefreut habe.
Zu guter Letzt bitte ich unsere Leser um ihre Kritik und Anregungen. Sie erreichen mich per E-Mail unter:
Bielefeld im März 2019
Prof. Dr. Achim Schmidtmann
Service Management ist eine der zentralen Aufgaben in Unternehmen und Behörden. Wie gestalte ich die Aufbau- und Ablauforganisation, um den Anwendern und Kunden transparente, verbesserungsfähige, nachhaltige und effiziente Prozesse für die Gestaltung und Lieferung von (IT) Services zu bieten?
ITSM ist die Schlüssel-Disziplin für diese Services und Prozesse. Die anerkannte Methode dafür ist die ITIL. Und dies mit einem hohen Reifegrad und der Erfahrung aus über 25 Jahren Praxis. Jede Umfrage, die die Bedeutung des ITSM unterstreicht und zeigt, wie weit die IT Organisationen mit den ITSM Prozessen sind, hilft zur Bestimmung des eigenen Standpunktes und für die gezielte Verbesserung. Von den 34 Prozessen und Funktionen des ITSM nach ITIL V3 (2011) haben inzwischen mindestens 50 % der IT Organisationen mindestens 4-6 der ITSM Prozesse implementiert. Und dies vor allem im Bereich der Service Transition und der Service Operation, oft über ein ITSM Tool gesteuert. Teilweise werden diese Prozesse von externen Serviceunternehmen erbracht, die eine deutlich höhere Anzahl von Prozessen implementiert haben, als die Anwender-Organisationen.
Eine Umfrage im regionalen Kontext ist daher eine wichtige Standortbestimmung. Wie weit sind andere? Was ist Best Practice?
OWL ist traditionell eine IT-starke Region. Hersteller wie Nixdorf trugen von hier aus zum Siegeszug der Digitalisierung bei, zahlreiche größere IT-Provider und Outsourcing-Unternehmen haben hier ihren Sitz. Die größeren IT Firmen setzen inzwischen alle das ITSM Framework für die Lieferung der Services ein, meist kombiniert mit anderen Standards.
Die Publikation der Umfrage und des begleitenden Materials kommt gerade zum jetzigen Zeitpunkt recht. Zum einen überlegen viele, die robusten Prozesse des ITSM auch auf andere Geschäftsbereiche und Services in den Unternehmen auszuweiten (Stichwort Enterprise Service Management). Zum anderen werden bereits etablierte Methoden wie DevOps oder Agile in das im Jahr 2019 zu veröffentlichende renovierte Framework ITIL 4 integriert. Die Anwendung beider zukunftsorientierten Methoden muss mit einer Analyse des Ist-Zustandes und des Reifegrades beginnen. Und dafür leistet die OWL-Umfrage für das ITSM einen wertvollen Beitrag.
Kirchhain, im März 2019
RA Jürgen Dierlamm
Kanzlei für IT-Compliance
ehem. Geschäftsführer des
it Service Management Forums Deutschland (itSMF) e.V
Dieser erste Abschnitt des Buches soll neben der Motivation, dem Ziel und dem Aufbau des Buches insbesondere auch eine kurze Einführung in IT-Service-Management und ITSM Normen, Frameworks und Standards bieten. Außerdem wird erläutert, was sich hinter OWL verbirgt.
Dieses Buch ist im Rahmen der Veranstaltung „IT-Service-Management“ im Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik an der FH Bielefeld entstanden. Die Motivation für dieses Buch bzw. die Umfrage und die weiteren Themenbeiträge lag einerseits in der Vertiefung und praktischen Umsetzung sowie Nutzung des Lernstoffs der Veranstaltung für die Studierenden. Andererseits sollte das Projekt herausstellen wie der aktuelle Status von IT-Service-Management in Unternehmen, Öffentlichen Betrieben und Verwaltungen in Ostwestfalen-Lippe (OWL) ist.
Dabei sollte sowohl eruiert werden, welche Kenntnisse und Erfahrungen die Betriebe mit ITSM, den verschiedenen Frameworks und Normen sowie einigen ITSM-Prozessen gesammelt haben, als auch welche Werkzeuge sie einsetzen und wie wichtig sie aktuelle Trends im ITSM einschätzen bzw. wie gut sie sich auf die Digitalisierung generell vorbereitet sehen.
Zusätzlich verfolgen die Beiträge zu eben diesen Trends bzw. aktuell relevanten ITSM-Themen im zweiten Abschnitt des Buches das Ziel, eine gewisse Aufklärungsarbeit zu leisten und die Inhalte hinter diesen Schlagwörtern und ihre Beziehung zu ITSM möglichst umfassend und verständlich zu vermitteln.
Die Beschränkung auf die Region OWL war insbesondere dem Umstand geschuldet, dass semesterbedingt nur eine recht kurze Zeit für die Umfrage zur Verfügung stand, sodass wir einen Adressatenkreis gewählt haben, der einerseits begrenzt war und zu dem es andererseits bereits viele persönliche Beziehungen gab.
Das Buch gliedert sich zuerst einmal in zwei große Abschnitte und zwar die durchgeführte ITSM Umfrage in OWL und die aktuellen Trends und Herausforderungen im Bereich ITSM. Der Umfrage-Abschnitt ist weiter unterteilt in die einzelnen Phasen der Umfrage von der Initiierungsphase mit der Ziel- und Adressatenfindung über die Fragebogenerstellung, Werkzeug-Auswahl und Durchführung der Befragung bis zur Auswertung und Darstellung der Umfrageergebnisse. Jede dieser Phasen wurde von einem anderen Studierendenteam bearbeitet, wodurch die Einheitlichkeit und Übergänge zu einer kleinen Herausforderung wurden.
Im zweiten Abschnitt des Buches stellen die Teams jeweils einen Trend bzw. ein aktuell relevantes ITSM-Thema in einem eigenen Beitrag vor. Die Spanne der Themen reicht dabei von Agilität über DevOps, Schatten-IT und Enterprise Service Management bis zu IT-Sicherheit und Datenschutz. Zusätzlich wird ein kleiner Einblick in ITIL 4 gegeben. In allen Beiträgen wird erst in die jeweiligen Schlagwörter detailliert eingeführt, dann die Verbindung zu ITSM hergestellt und schließlich erfolgt eine kritische Bewertung in Bezug auf die vorteilhafte Wirkung dieser Trends für ITSM.
Bevor nun der Abschnitt Umfrage startet, führt dieses Buch in IT-Service-Management und einige ITSM Normen, Frameworks und Standards ein, um auch den in ITSM unerfahrenen Lesern einen guten Einstieg zu ermöglichen.
Zuerst gilt es den Begriff IT-Service-Management bzw. seine Bestandteile genauer unter die Lupe zu nehmen. Informationstechnologie (IT) umfasst die technischen Services und Funktionen zur Informations- und Datenverarbeitung sowie die dahinterliegende technische IT-Infrastruktur. Die Bereitstellung der Services und Funktionen kann sowohl physisch vor Ort als auch über Netzwerke z.B. aus der Cloud erfolgen.
Service ist eine definierte Aufgabe (z.B. IT-Dienstleistung), die erforderlich ist, um einen bestimmten Geschäftsprozess durchführen zu können.1 Durch Services entstehen Mittel, die dem Kunden das Erreichen seiner angestrebten Ziele erleichtern oder diese fördern. Diesen Mehrwert erhält der Kunde ohne dabei Verantwortung für Risiken und Kosten tragen zu müssen. Services können somit die Performance erhöhen und gegebenenfalls Beschränkungen verringern.2
ITIL definiert den Begriff „Service“ folgendermaßen:
“Eine Möglichkeit, einen Mehrwert für Kunden zu erbringen, indem das Erreichen der von den Kunden angestrebten Ergebnisse erleichtert oder gefördert wird. Dabei müssen die Kunden selbst keine Verantwortung für bestimmte Kosten und Risiken tragen.“3
Der Begriff „IT-Service“ stellt eine Konkretisierung des allgemeinen Begriffs „Service“ auf den Bereich der IT dar:
“Ein Service, der für einen oder mehrere Kunden von einem IT Service Provider bereitgestellt wird. Ein IT Service basiert auf dem Einsatz der Informationstechnologie und unterstützt die Business-Prozesse des Kunden. Ein IT Service besteht aus einer Kombination von Personen, Prozessen sowie Technologie und sollte in einem Service Level Agreement4definiert werden.“5
Unter Management versteht man das Planen, Steuern (Führen und Organisieren) und Kontrollieren eines bestimmten Themenbereichs z.B. der Services im oder für ein Unternehmen.
In der ITIL Literatur wird „Service Management“ folgendermaßen definiert:
“Service Management is a set of specialized organisational capabilities for providing value to customers in the form of services.”6
Übersetzt bedeutet das dem Sinn nach:
“Service Management ist ein Set von spezialisierten (fachlichen), organisatorischen Fähigkeiten zur Bereitstellung eines Mehrwertes für den Kunden in Form von Services.“7
Zusammengefasst können mit IT-Service-Management die Geschäftsprozesse im Unternehmen bestmöglich durch die IT-Organisation und innerhalb eines vorhandenen IT-Budgets unterstützt werden. Hierfür stehen eine Vielzahl von verschiedenen Maßnahmen, Methoden und Ansätzen zur Verfügung, auf die im folgenden Abschnitt kurz eingegangen wird.
Aus den Vereinbarungen über die zu erbringenden Services sowie den kundenspezifischen Anforderungen in Abhängigkeit der vorhandenen Möglichkeiten der IT-Organisation, ergeben sich die Ziele des ITSM. Kern dabei ist, neben der Bereitstellung der Services in der vereinbarten Qualität zum richtigen Zeitpunkt und im korrekten Umfang, die Orientierung am Bedarf der Benutzer, denn die individuelle Wahrnehmung spielt eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz der definierten IT-Services.8
Zur Planung, Überwachung und Steuerung der Qualität und Quantität der IT-Services, muss das IT-Service-Management dabei nach folgenden Kriterien gestaltet werden:9
Zielgerichtet:
IT-Services richten sich an definierten Zielen aus und werden an diesen gemessen.
Geschäftsprozessorientiert:
Bestmögliche Unterstützung der Geschäftsprozesse des Kunden durch die IT-Services.
Benutzerfreundlich:
Nicht nur die objektive Qualität der IT-Services muss hochwertig sein, sondern auch die subjektive Wahrnehmung, denn Akzeptanz durch den Benutzer (Kunden) spielt eine entscheidende Rolle.
Wirtschaftlich:
Die Effizienz (Zielerreichung mit angemessenem Aufwand) muss betrachtet und fortlaufend optimiert werden.
Während in der Vergangenheit Effizienzverbesserung und Optimierung die vorrangigen Ziele waren, so rücken heute Themen wie Kundennähe, Innovation, Skalierung und Plattformen in den Vordergrund von ITSM, die allerdings ohne eine hohe Prozesseffizienz als Basis nicht möglich sind.10.
Nachdem ITIL bereits im Vorwort Erwähnung gefunden hat und auch im letzten Abschnitt als Quelle für die Definition von ITSM herangezogen wurde, wird sie hier noch einmal kurz vorgestellt. Darüber hinaus soll dieser Abschnitt weitere Normen, Frameworks, Modelle und Standards des ITSM und verwandten Bereichen präsentieren.
ITIL wird als neutrale Best Practice- bzw. Good Practice-Sammlung11 betrachtet und steht in Form eines als Industriestandard geltenden Regelwerkes Institutionen zur Verfügung.12 Sie hat sich über Jahrzehnte entwickelt und stellt die Prozesse, die Aufbauorganisation und die Werkzeuge, welche für die Entscheidungsebenen übergreifende Umsetzung von IT-Services vorhanden sein müssen, dar. Ihr Ziel ist es, die Qualität der IT-Services im Hinblick auf die jeweils verbundenen Geschäftsziele zu verbessern. Das zentrale Augenmerk liegt dabei auf dem wirtschaftlichen Mehrwert des Kunden, der durch den IT-Betrieb zu erbringen ist.13 „Innerhalb von ITIL sind Konzepte oder Frameworks (Rahmenrichtlinien) von IT-Profis aus der Praxis für die Praxis (Best practices) beschrieben.“14
Auf die letztlich veröffentlichte neue Version des Regel- und Definitionswerks, ITIL 4, wird im zweiten Buchabschnitt genauer eingegangen. Dabei werden insbesondere die Neuerungen und Unterschiede zur Vorgängerversion ITIL V3 2011 im Detail erläutert.
Gemäß ihrer konzeptionellen Ansätze gelten außerdem folgende Methoden als Best Practice für das ITSM, auch wenn nicht alle explizite ITSM-Frameworks sind:
ISO/IEC 20000
15
- eine international anerkannte Norm zum ITSM, in der die Anforderungen für ein professionelles ITSM dokumentiert sind. Zielgruppe der Norm ist insbesondere das Management, welches nach ihren Anforderungen die Abläufe der eigenen IT-Organisation auditieren und zertifizieren lassen kann.
Business Process Framework (eTOM)
16
– das vom TeleManagement Forum herausgegebene Rahmenwerk für Geschäftsprozesse von Unternehmen im Bereich der Telekommunikation und IT-Dienstleistung basiert auf einem wesentlich umfassenderen Prozessmodell, das nicht nur Management-Prozesse, sondern auch viele operative Prozesse für die Service-Bereitstellung beinhaltet. Außerdem verfügt eTOM über ein Datenmodell zu jedem Detailprozess, was zur Datenintegration zwischen den Applikationen beiträgt.
COBIT
17
- ein international anerkanntes Framework zur IT-Governance
18
, welches die Aufgaben der IT in Prozesse und Control Objectives unterteilt. Mittels dieser lassen sich die Konzepte von ITIL und die darin beschriebenen Prozesse abbilden. Ebenso wie ITIL stellt COBIT in erster Linie dar, was umzusetzen ist und nicht wie die Anforderungen und Ziele zu erfüllen sind.
Microsoft Operations Framework (MOF)
19
– wurde auf den Konzepten von ITIL entwickelt und verdeutlicht, wie diese in einer Microsoft-Umgebung umgesetzt werden können. Somit umfasst es neben dem «Was» auch das «Wie».
FitSM
20
– eine Standardfamilie für leichtgewichtiges ITSM, deren Teile unter Creative-Common-Lizenzen veröffentlicht wurden. Ihr Prozessrahmenwerk orientiert sich stark an ITIL V2 und ISO/IEC 20000 und umfasst diverse Vorlagen für ITSM-Dokumente wie z. B. SLAs.
In den letzten Jahren wurden neben FitSM einige weitere, stärker auf den Mittelstand abzielende Frameworks und Modelle entwickelt, die gegenüber ITIL eine sehr viel geringere Komplexität aufweisen. Hierzu gehören u.a. das YASM®-Framework (Yet another Service Management Model), das Basismodell BSM (Basic Service Management) und das Prozessmodell Integrated Service Management® (ISM). Allerdings sind diese Modelle gegenüber den vorher aufgeführten Frameworks bisher in Deutschland noch nicht sehr weit verbreitet.
Dagegen sind die folgenden drei Normen und Frameworks vielfältig mit ITSM verknüpft, besitzen einen hohen Verbreitungsgrad und sind daher Teil der ITSM Umfrage:
ISO 9000 ff.
21
- eine Normenreihe, die die Grundsätze für Maßnahmen zum Qualitätsmanagement prozessorientiert und mit einem risikobasierten Ansatz dokumentiert. Die EN ISO 9001 legt die Anforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem fest. Die „Sieben Grundsätze des Qualitätsmanagements“ bilden eine Grundlage der ISO/IEC 20000.
The Open Group Architecture Framework (TOGAF)
22
– ein umfassender Ansatz für Entwurf, Planung, Implementierung und Wartung von Unternehmensarchitekturen. TOGAF definiert einen Prozess zur Entwicklung der Architektur: Die Architecture Development Method (ADM). Dieser Prozess kann ITSM auf strategischer und taktischer Ebene sinnvoll unterstützen.
Zachman Framework
23
– ein domänenneutraler Ordnungsrahmen zur Entwicklung von Informationssystemen, um auf diese Weise die IT-Architektur einer Unternehmung erfolgreich aufzustellen. Es ist ebenfalls ein Framework für Enterprise Architecture Management (EAM), das wie auch TOGAF strategische und taktische Entscheidungen beim Service Management unterstützen kann.
Als weitere mit ITSM verbundene Frameworks hätten die Qualitätsmanagementmethodik Six Sigma, die Norm ISO/IEC 15504 (Spice) oder CMMI for Services (CMMI-SVC) sowie einige andere aufgeführt werden können. Die Studierenden haben hier eine bewusste Eingrenzung vorgenommen, deren Sinnhaftigkeit später aufgrund der Umfrageergebnisse noch einmal untersucht werden kann.
Zusammenfassend kann zu den ITSM Normen, Frameworks und Standards konstatiert werden, dass diese eine große Bandbreite abbilden und es eine Vielzahl von Ansätzen aus benachbarten Themenbereichen gibt, die in Teilen das ITSM betreffen bzw. beeinflussen. Gleichzeitig gibt es vielfältige Gemeinsamkeiten respektive Übereinstimmungen, die nicht zuletzt darauf zurückzuführen sind, dass die einen Grundlage der Entwicklung der anderen waren.
Um nun die bestmöglichen Ansätze für das eigene Unternehmen und die eigene IT-Organisation auszuwählen, gilt es einerseits einen guten Überblick und ein Verständnis der verschiedenen Ansätze aufzubauen und andererseits ihre Komponenten optimal zusammenzufügen und aufeinander abzustimmen. Unterstützung bei diesem komplizierten und komplexen Prozess bieten neben Fachliteratur, in der diese Vergleiche bereits vielfach thematisiert wurden, und erfahrenen Beratungsunternehmen insbesondere der Vergleich mit anderen Unternehmen aus derselben Branche, von derselben Größe oder mit anderen Übereinstimmungen. Für ein derartiges Benchmarking stellt unsere Umfrage einen hilfreichen Ausgangspunkt und eine gute Strukturgrundlage dar, auch wenn sie keine Unternehmen explizit benennt.
Beims, Martin: IT-Service-Management in der Praxis mit ITIL – Zielfindung, Methoden, Realisierung; 1. Auflage 2008; Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München.
Bernhard, Martin G., Mann, Hartmut, Lewandowski, Winfried, Schrey, Joachim: Praxishandbuch Service-Level-Management – Die IT als Dienstleistung organisieren; 2. Auflage 2006; Verlag: Symposion Publishing GmbH, Düsseldorf.
Buchsein, Ralf, Victor, Frank, Günther, Holger, Machmeier, Volker: IT-Management mit ITIL V3 – Strategien, Kennzahlen, Umsetzung; 2. Auflage 2008; Verlag: Vieweg + Teubner / GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden.
De Haes S., Van Grembergen W.: COBIT as a Framework for Enterprise Governance of IT. In: Enterprise Governance of Information Technology. Management for Professionals. Springer, Cham Disterer, V. G., (2012). Zertifizierung des IT-Service-Managements nach ISO 20000. Wirtschaftsinformatik & Management: Vol. 4, No. 6. Verlag: Springer. (S. 70-80), 2015.
Earp, Sean: Microsoft Operations Framework (MOF) 4.0 Fundamentals, URL: https://blogs.technet.microsoft.com/ptsblog/2012/10/02/microsoft-operations-framework-mof-4-0-fundamentals/ , abgerufen am 20.03.2019
Ebel, Nadin: ITIL V3 Basis-Zertifizierung – Grundlagenwissen und Zertifizierungsvorbereitung für die ITIL Foundation-Prüfung; Auflage 2008; Verlag: Addison-Wesley Verlag, München.
Funke T., Noll R., Niessen S., Weikl B.: Qualitätsmanagement und Zertifizierung nach DIN EN ISO 9000. In: Softwareentwicklung in mittelständischen Unternehmen mit ISO 9000. 2000, Verlag: Xpert.press. Springer, Berlin, Heidelberg.
Hafner M., Schelp J., Winter R.: Berücksichtigung des Architekturmanagements in serviceorientierten IT-Managementkonzepten am Beispiel von ITIL. In: Schelp J., Winter R. (eds) Integrations-management. Business Engineering. 2006, Verlag: Springer, Berlin, Heidelberg
Köhler, Peter T.: ITIL – Das IT-Service-Management Framework; 2. Auflage 2007; Verlag: Springer-Verlag, Berlin Heidelberg.
Kowalczuk Z., Orłowski C.: Model of Information Technology Management - MITM. In: Advanced Modeling of Management Processes in Information Technology. Studies in Computational Intelligence, vol 518. 2014, Verlag: Springer, Berlin, Heidelberg
Office of Government Commerce: Service Strategy; 1. Auflage, Verlag: Printed in the United Kingdom for The Stationery Office, 2007.
Root, Pascal, Schmidtmann, Achim: IT-Service-Management in KMU - Studie mit Umfrage, Reifegradmessung und Leitfaden. Books on demand, Norderstedt, 2015.
Rohrer, Anselm, Söllner, Dierk: IT-Service-Management mit FitSM. Ein praxisorientiertes und leichtgewichtiges Framework für die IT; 2017, Verlag: dpunkt.verlag, Heidelberg.
Studie IT Service Management; COMPUTERWOCHE, CIO, TecChannel und ChannelPartner (Hrsg.); IDG Research Services, 2018.
Van Bon, Jan: Foundations of IT-Service-Management Basierend auf ITIL V3: Einführung; 3. Auflage 2008, Verlag: Van Haren Publishing, Zaltbommel.
1 Vgl. Köhler (2007), S. 30.
2 Vgl. Van Bon (2008), S. 21.
3 Vgl. Buchsein et al. (2008), S. 12.
4