Ja, ich will – Energie und Religion - Helene Widmer - E-Book

Ja, ich will – Energie und Religion E-Book

Helene Widmer

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Beschreibung

Helene Widmer – Primarlehrerin, Pfarrerin, Mutter und Großmutter, Suchende und Sammlerin – bietet in diesem Ratgeber Hilfe zur Selbsthilfe an. Sie führt neugierige und experimentierfreudige Menschen in zehn Kapiteln zu einer alltagstauglichen Spiritualität. Anschaulich verbindet sie Theorie und Praxis, Wort und Bild, religiöse Texte und energetische Übungen. Das Ziel ist, die Lebensfreude zu steigern dank verbessertem Energiefluss und bewusstem, liebevollem Umgang mit Körper, Geist und Seele.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2024 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99130-384-8

ISBN e-book: 978-3-99130-385-5

Lektorat: Dr. Annette Debold

Umschlagfotos: Renate Schwarb, Helene Widmer

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Renate Schwarb

Bild 1: Psychosynthese von Roberto Assagioli

www.novumverlag.com

Energie und Religion – der Regenbogen

Der Regenbogen ist ein faszinierendes Naturschauspiel aus Licht und Wasser. In der Bibel wird er dreimal erwähnt.

Am Ende der Sintflut bricht sich das Licht der ersten Sonnenstrahlen in den Wassertropfen und lässt in den Wolken einen farbigen Bogen erscheinen. Noah kennt die Stimme, die ihm das Erlebte deutet:

„Dieser Bogen ist das Zeichen für den Bund, den ich jetzt mit allen lebenden Wesen schließe.“1

1 Gen 9,17

Die zweite Erwähnung des Regenbogens findet sich im Bericht des Ezechiel über seine Berufung zum Propheten.

„An jenem Tag öffnete sich der Himmel, und ich schaute Gott. Ich sah eine mächtige Wolke, umgeben von einem hellen Schein, und Blitze zuckten aus ihr. Die Wolke brach auf, und aus ihrem Inneren leuchtete ein helles Licht, wie der Glanz von gleißendem Gold. Auf einem Thron war eine Gestalt zu erkennen, die einem Menschen glich. Die ganze Gestalt war von einem Lichtkranz umgeben, der wie ein Regenbogen aussah, der nach dem Regen in den Wolken erscheint. So zeigte sich mir der Herr in seiner strahlenden Herrlichkeit.“2

2 aus Ez 1

Die dritte Erwähnung des Regenbogens finden wir in der Apokalypse des Johannes.

„Dann sah ich einen mächtigen Engel vom Himmel auf die Erde hinuntersteigen. Er war von einer Wolke umgeben, und ein Regenbogen stand über seinem Kopf, sein Gesicht war wie die Sonne, und seine Beine glichen Säulen aus Feuer.“3

3 Apk 10,1–2a

Noah, Ezechiel und Johannes waren Seher. Sie sahen, hörten, wussten mehr als die allermeisten ihrer Mitmenschen.

Für sie öffnete sich der Himmel, sie fühlten sich mit Gott verbunden und erhielten Einblick in höheres Wissen. Während dieser Einblick nur Auserwählten gewährt wird, ist der Regenbogen am Himmel für alle achtsamen Menschen sichtbar. Doch wie viele verstehen ihn als Zeichen des Bundes, als Verheißung von Frieden, als Chance für einen Neuanfang? Wir machen jeden Morgen mit der Sonne, jeden Monat mit dem Neumond, jeden Frühling mit der Natur einen Neuanfang, und dazu kommen die ganz persönlichen Neuanfänge. Was erhoffen wir uns vom Neuen? Wohin sollen alle Neuanfänge uns führen? Jesus verrät uns, was für uns und in uns drin so vollkommen, stark, rein und klar sein soll wie der Regenbogen: unsere Freude.4

4 Joh 16,24

Der Regenbogen – Heilung und Freude

„Bittet Gott in meinem Namen, und ihr werdet es bekommen, damit eure Freudevollkommenund ungetrübt ist.“5

5 Joh 16,24

Ja, Freude erfüllt mich beim Betrachten eines Regenbogens, und wenn der Bogen wirklich ganz und heil ist und hell und klar leuchtet, berührt mich dieses Himmelsgeschenk bis tief in meine Seele. Ich kann meinen Blick fast nicht von ihm lösen, bis die Farben verblassen.

Auf dem Titelbild sind die Regenbogenfarben waagrecht gemalt. Wenn wir die Chakrenlehre, die aus dem ostasiatischen Raum ins Abendland gebracht worden ist, für uns gelten lassen, nehmen wir an, dass die Energien, die unseren Körper durchströmen, in diesen Farben für hellsichtige Menschen sichtbar sind. An ihrer Stärke, an ihrer Reinheit und Ordnung können wir ablesen, wie gesund ein Mensch an Körper und Seele ist. Mit Farbtherapie, Klangtherapie und vielen anderen Methoden können wir Einfluss nehmen auf unsere Chakren und unsere Aura. In diesem Buch stelle ich verschiedene Techniken vor, die auch für Laien leicht zu erlernen sind, die aber nur funktionieren, wenn wir um höhere Geistkräfte bitten. Da jeder Neuanfang eine Entscheidung voraussetzt und eine Willensbekundung ist, beginne ich jedes Kapitel mit „Ich will“. Ich hoffe auch auf deinen guten Willen.

1. Kapitel: Ich will

Einmal kam ein Aussätziger zu Jesus, fiel vor ihm auf die Knie und bat ihn um Hilfe. „Wenn du willst“, sagte er, „kannst du mich gesund machen.“ Jesus hatte Mitleid mit ihm, streckte die Hand aus und berührte ihn. „Ich will“, sagte er, „sei gesund!“ Im selben Augenblick war der Mann von seinem Aussatz geheilt.6

6 Mk 1,40 ff.

Wie jedes Werkzeug kann auch der Wille zum Guten oder zum Bösen eingesetzt werden. Er kann eine tödliche Waffe oder ein Heilmittel sein, je nach der ethischen Gesinnung, der persönlichen Ausrichtung und aktuellen Absicht dessen, der will.

Jesus muss über einen überaus starken Willen verfügt haben. Seine Heilungen wirkten sich sowohl auf den Körper wie auch auf den Geist der Menschen aus. Beide wollen geheilt werden. Die Heilungsintention des Körpers können wir jederzeit voraussetzen. Er verlangt nach Sauerstoff, Wasser, Nährstoffen, Schlaf und Bewegung. Reicht dies nicht, um seine Funktionen intakt zu halten, verlangen wir nach Medikamenten und Therapien. Da erwiesen ist, dass unsere Erwartungen an ein Heilmittel oft einen stärkeren Einfluss haben als das Präparat selber, sollten wir auch unseren mehr oder weniger bewussten Willen in den Blick nehmen. Jeder Wille will etwas, das ist seine Bestimmung. Meine Bestimmung als Mensch ist es, die Verantwortung zu übernehmen für den Willen des Körpers wie für die ganze Lebensreise. Einen Teil dieser Reise führte mir der folgende Traum vor meine inneren Augen:

Ich fahre in meinem Auto durch ein Tessiner Dorf und sehe vor mir stehendes Wasser auf der Straße. Ich fahre ohne große Bedenken hinein und merke erst nach ein paar Metern, dass das Wasser tiefer ist, als ich angenommen habe. Der Motor kämpft sich durch die Wassermenge. Ich lasse die Fenster herunter, so können meine Schwester und ich mit je einem Arm paddeln und so das Vorwärtskommen unterstützen. Langsam und mühsam geht es vorwärts, bis das Auto es geschafft hat und aus dem Wasser heraus- und eine Anhöhe hinauffährt.

Der Traum zeigt sehr schön die Zusammenarbeit vom bewussten Ich-Willen, der am Steuer sitzt, und dem unbewussten Körperwillen, der sich mit der Kraft des Motors vorwärts kämpft. Beide Willen werden vom Widerstand des Wassers geprüft und herausgefordert. Mitten in der Angst stecken zu bleiben oder in anderen Gefühlen unterzugehen, will ich unbedingt vermeiden. Ich lasse die Glasscheiben herab und lasse mir etwas einfallen. In diesem Moment sehe ich meine Schwester neben mir sitzen. Ich beginne mit meinem linken Arm zu rudern und meine Schwester verdoppelt meine Willensanstrengung mit ihrem rechten Arm. Und siehe da! Die äußeren Widerstände lassen sich überwinden. Mein Körperwille (Motor) schafft es auf die andere Seite, weil mein Ich-Wille Unterstützung erhalten hat.

Nach Piero Ferrucci7 steht die Gefühls-Wasserlache im Traum in einem direkten Bezug zu meinem Willen, genauer gesagt: zum geschwächten Willen.

7 Piero Ferrucci, Werde, was du bist, Selbstverwirklichung durch Psychosynthese, Basel 1985, Kapitel 6: Der Wille, S. 89 ff.

Er stellt Fragen wie:

Kommt es häufig vor, dass

Sie Ihren Willen dem Willen anderer Menschen beugen?Ihr Wille durch Ihre Gefühle überwältigt wird wie zum Beispiel durch Depressionen, Wut oder Angst?Ihr Wille durch Ihre Trägheit gelähmt wird?Ihr Wille durch Gewohnheiten eingelullt wird?Ihr Wille sich durch Ablenkung auflöst?Ihr Wille von Zweifeln zernagt wird?8

8 Ebd. S. 93

Der Wille ist ein Teil unserer Psyche und ein Ausdruck unserer Autonomie. Er ist der Schlüssel zur persönlichen Freiheit und Macht. Dank ihm sind wir den äußeren Umständen und den inneren Kräften nicht hilflos ausgeliefert. Nimmt der Wille aus den oben angeführten Gründen seinen Platz nicht ein, besetzen Angst, Depression, Groll, Verwirrung und ähnliche negative Gefühle den Willens-Bereich.9

9 Ebd. S. 102

Viele Menschen bleiben in solch schwierigen Gefühlen stecken.10

10 Wikipedia: In der Schweiz leiden laut einer Gesundheitsbefragung 22,2 % an einer leichten Depression, die aber bereits zu Leistungseinbußen bis zur Arbeitsunfähigkeit und zu körperlichen Beschwerden führen kann. 4,6 % leiden an einer mittleren und 1,9 % an einer schweren Depression. Fachleute sind sich inzwischen weitgehend einig, dass es „die Depression“ nicht gibt und aus diesem Grund auch nicht „die eine“ Depressionsbehandlung. Deshalb ist es für Betroffene sinnvoll und durchaus üblich, unterschiedliche Anläufe zu nehmen, bis er oder sie die hilfreiche Behandlung für sich gefunden hat.

Auf schwierigen Wegstrecken ist die Versuchung groß, sich irgendwann der Trägheit oder Erschöpfung zu ergeben und zu resignieren. Wenn es eng wird, wenn wir in die Angst geraten, brauchen wir Weite und Offenheit für neue, auf den ersten Blick sogar verrückt scheinende Ideen. Im Traum beginne ich zu paddeln und zeige vollen Einsatz.

Mein Einsatz hat zu diesem Buch geführt. Die verschiedenen Energy-Healing-Techniken mögen wie das Paddeln im Traum auf den ersten Blick etwas gar einfach und bescheiden erscheinen. Aber wie der Traum zeigt, dürfen wir darauf vertrauen, dass die geistige Welt unseren Willen und Einsatz verdoppelt.

In Schwierigkeiten, im Leiden oder auch bei ganz alltäglichen Arbeiten sind wir auf Unterstützung angewiesen. Einmal brauchen wir Rat und Tat eines erfahrenen Spezialisten, einmal besteht die Hilfe in einem Präparat, einer Operation, einer Physio- oder einer Psychotherapie. Jede menschliche Begleitung wirkt sich therapeutisch aus. Wenn ein Mensch sich geschwisterlich mit uns und unserem Anliegen solidarisiert, gibt uns das einen Energieschub. Oft braucht es gar nicht viel. Ein kleiner Anstoß zur rechten Zeit kann dem geschwächten und bedrohten Willen wieder auf die Sprünge helfen.

Wenn der Wille wach und stark ist, kommen laut Roberto Assagioli und Piero Ferrucci gleich sieben Qualitäten zum Vorschein:

Energie, meisterliches Beherrschen, Konzentration, Entschlossenheit, Durchhaltevermögen, Mut, Organisationsfähigkeit.11

11 Piero Ferrucci, Werde, was du bist, S. 104

Dank solcher Qualitäten und Kräfte überwindet das Traum-Ich alle depressiven Gefühle und fährt sogar auf eine Anhöhe hinauf.

Auf der Anhöhe stelle ich das Auto bei einem Haus ab. Dort ist ein Mann mit seinen beiden Söhnen, die mit Holz hantieren. Wir kommen miteinander ins Gespräch, und der Mann erklärt mir, dass das Fahren durchs Wasser dem Auto nicht großschade, es brauche nurviel mehr Energie.

Die Vergangenheit habe mich streckenweise sehr viel Energie gekostet, stellt mein Gesprächspartner im Traum sachlich fest. In den Wochen davor schleppte ich mich mehr schlecht als recht durch die Tage. Ob meine Energielosigkeit eine Folge der Corona-Erkrankung oder einfach eine Frühlingsmüdigkeit war, weiß ich nicht. In jener Zeit fühlte es sich für mich wirklich so an, als hätte ich keinen richtigen Boden unter den Füßen. Meine Willens-Anstrengungen und Schreib-Versuche führten überall und nirgends hin.

Aber mein Willensmotor sei durchaus intakt, wird mir im Traum versichert. Das beruhigt mich nicht nur im Traum.

Während ich noch mit dem Mann des Hauses über das Auto spreche, sammeln die Söhne die herumliegenden Holzscheite auf und werfen sie zum Schacht, der zur Heizung führt.

Holz ist gespeicherte Energie. Es ist immer gut, Energie vorrätig zu haben. Meine Aufmerksamkeit folgt den schwungvollen Bewegungen der Jungen in Richtung Schacht. Dieser führt ins Innere des Hauses, wo auf mich eine neue Aufgabe wartet.

Ich gehe ins Haus und treffe dort auf zwei Mädchen. Das eine ist an den Beinen gelähmt und bewegt sich mit Hilfe eines niedrigen Holzfahrgestells fort. Ich wende mich diesem Mädchen zu. Wir richten uns so ein, dass das Mädchen vor mir auf seinem Wagen sitzt und ich ihm meine Hände auflege. Ich lasse Energie durch mich hindurch in seine Füße fließen. Zugleich fließen mir die Tränen in Strömen über die Wangen hinunter.

Mein Wille, das lahme Bein zum Laufen zu bringen, bringt zuerst meine eigenen Emotionen in Fluss. Die Tränen reinigen die Augen.

Ob das Traum-Ich die Heilung zustande bringt, verrät der Traum nicht. Den aussätzigen Mann soll Jesus mit seinem Willen und einer Handberührung im Nu geheilt haben. Bei uns dauert alles seine Zeit und ohne einen wachen Geist und fokussierten Willen dauert es noch länger. Mein Ziel für die nächste Lebensphase ist recht hoch gesteckt, aber es erscheint mir nach diesem Traum nicht unerreichbar.

Als ich meine Heilarbeit einmal kurz unterbreche, sehe ich oberhalb der Türe ein Schild mit dem Wort „Joy“.

Joy nennt sich der Leiter des Instituts für Angewandte Intuition.

Ich habe Joy F. Barbezat kennengelernt, als das gesellschaftliche Leben durch die Pandemie teilweise lahmgelegt war.

Kurz nach Abschluss meiner Amtszeit als Pfarrerin in der Reformierten Kirche12 ließ ich mich im Ausbildungskurs in Energy Healing auf eine energetische und auch wissensmäßige Anhöhe führen und – wie der Traum zeigt – mitten hinein in meine neue Berufung, den Blick auf die Freude gerichtet.

12 Einen Querschnitt meiner Erfahrungen, Erkenntnisse und Geistesarbeit als Pfarrerin stellte ich im Buch zusammen: Dem wahren Menschen auf der Spur, Mauritius, 2018.

Auch Jesu ganzes Tun und Predigen zielte auf die Freude. Seine Bergpredigt beginnt er mit den Seligpreisungen. Die erste lautet:

„Freuen dürfen sich alle, die nur noch von Gott etwas erwarten und nichts von sich selbst; denn sie werden mit ihm in der neuen Welt leben.“13

13 Mt 5,3

Bin ich im Traum dem Menschen ähnlich geworden, der nach dem Verlassen des Autos nichts mehr von sich selbst (auf Griechisch autos) erwartet, sondern auf Gott vertraut und aus einer inneren Quelle Kraft, Weisheit, Ideen und Liebe schöpft?

Es gibt viele uralte und immer wieder neue Mittel und Wege, die Seele und das Bewusstsein in eine höhere Schwingung und in Freude zu versetzen. Gottesdienste, Rituale, Kraftorte, Meditation, Kontemplation, Kunst, Musik, Naturerlebnisse, Spaziergänge, Yoga, Sport – jeder Mensch findet hoffentlich seinen persönlichen Zugang zur Freude.

Meine Seele zeigte mir meinen Weg zur Freude in diesem Traum. Er war so klar, dass ich ihn im Gedächtnis behalten und am Morgen schriftlich festhalten konnte. Auch die Freude möchten wir festhalten oder immer wieder reproduzieren können. Dafür müssen wir den Weg oder unseren persönlichen Weg zur Freude kennen und verstehen. In der Außenwelt orientieren wir uns mit Landkarten, Wegweisern und Navigationsgeräten. Auch für die Orientierung in der Innenwelt gibt es entsprechende Hilfsmittel.

2. Kapitel: Ich will verstehen

Wenn ich wissen will, wo ich stehe, suche ich mir auf einer Wanderung einen Wegweiser. Er verrät mir den Ort, die Höhe über Meer und die näheren und ferneren Ziele. Mit einer Landkarte kann ich mir einen größeren Überblick verschaffen und bei Bedarf die gegangenen Wege oder geplanten Strecken einzeichnen.

Und wo kann ich meine Traumreise einzeichnen?

Roberto Assagioli – er war Mediziner, Psychologe, Philosoph, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie und lebte von 1888–1974 – hat eine Landkarte der Seele entwickelt und in seinem Buch Psychosynthese14 veröffentlicht. Sein Schüler Piero Ferrucci schrieb von seinem Lehrer: „Er war ein wahrer alter Weiser, eine unerschöpfliche Quelle der Freude.“15 Auf seiner Seelen-Landkarte habe ich meinen Traum-Weg zur Freude gelb eingezeichnet.16

14 Roberto Assagioli, Psychosynthese, Prinzipien, Methoden und Techniken, Adliswil/Zürich, 2. deutsche Auflage 1988

15 Piero Ferrucci, Werde was du bist, S. 13

16 Assagioli, Psychosynthese, S. 29. Das Ei-Diagramm wurde von H. Widmer durch die gelbe Farbe ergänzt.

Zuerst führt die Fahrt durch bodenlos tiefes Wasser. Das Traum-Ich (5) muss ins Unbewusste (1) eintauchen und dort unter Einsatz aller Energien und Willenskraft und durch die Harmonisierung und Integration weiterer Persönlichkeitsanteile, wahrgenommen als Traum-Schwester, zu einem handlungsfähigen Ganzen werden. Danach führt der Weg das Traum-Ich durch das mittlere Unbewusste (2) auf die Anhöhe des Überbewussten (3). Auch da werden Energien befreit, die beiden Jungen können als neue aktivierte Impulse gedeutet werden. Im Gespräch zwischen Frau und Mann werden männliche und weibliche, verstandesmäßige und gefühlsbetonte Persönlichkeitsanteile zusammengebracht. Es wird Rückschau gehalten, und dann kommt mein Reiseziel in mein Blickfeld.

Das Haus auf dem Berg ist für mich ein Symbol für das höhere Selbst (6). Da erfahren Körper und Seele Heilung, da strömt der Lebensfluss ungehindert, und Freude strahlt auf.

Annahme – Integration – Umsetzung

Annahme: Wir träumen viele Träume, die nie in unser Bewusstsein gelangen. Manchmal gelingt es dem bewussten Ich (5), aus dem Unbewussten Traumfetzen zu erhaschen. Wenn Träume oder Traumteile unser Interesse wecken, nimmt das bewusste Ich sie ins Bewusstseinsfeld (4) auf, es besteht aus einem „ununterbrochen fließenden Strom von Empfindungen, Bildern, Gedanken, Gefühlen, Wünschen und Impulsen, die wir beobachten, analysieren und beurteilen können“.17

17 Assagioli, Psychosynthese, S. 30

Integration: Schon durch das Aufschreiben des Traumes verbinde ich das Geträumte aktiv mit dem wachen Bewusstsein und auch mit meinem Körper und mache das Geträumte zu einem sichtbaren Teil meines Lebens. Zur Integration gehört auch die Traumdeutung. Ich will den Traum verstehen und verbinde dafür den Trauminhalt mit schon bekanntem Wissen und mit Erlebnissen der Vergangenheit, die möglicherweise oder offensichtlich in die Traumbilder eingeflossen sind.

Umsetzung:

Meistens überlasse ich die Umsetzung meiner Träume dem Zufall oder dem Leben. Träume, die mich sehr irritieren oder interessieren, stellen mich vor Fragen wie: Warum träume ich das jetzt? Was mache ich damit? Wie kann und soll ich diese Traumbotschaft umsetzen?

Wenn ich die nötige Muße aufbringe, setze ich mich in meine stille Ecke, entspanne mich und stelle mir die Verbindung vom Ich (5) zum höheren Selbst (6) vor und gehe in den inneren Dialog.

Das Ich stellt eine Frage und hört, was das Höhere Selbst antwortet und in mein Bewusstseinsfeld einfließen lässt oder auch durch meinen Mund ausspricht. Damit mache ich etwas, was zu meinem Normalverhalten gehört, nur noch bewusster und mit klarer Absicht. Ehrlicherweise müsste ich zugeben, dass ich bei allem, was mir einfällt, bei all meinen Ideen und Mitteilungen nicht genau wissen und angeben kann, wie viel das Höhere Selbst und wie viel das Niedere Selbst, mein Ich, dazu beigetragen haben.

Ausführung zum Traum im inneren Dialog