Jakob Wolff - Die schwarze Hexe - Crystal Tanuki - E-Book

Jakob Wolff - Die schwarze Hexe E-Book

Crystal Tanuki

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Beschreibung

Lilo und Jakob haben sich getrennt. Trotzdem sucht sie weiter nach einer Möglichkeit, den Fluch zu brechen, um endlich ein normales Leben führen zu können. Als Lilo von einer schwarzen Hexe hört, die Tote wieder zum Leben erwecken kann, macht sie sich sofort auf den Weg. Gäbe es eine Möglichkeit, Karl Tüchler wiederzubeleben? Könnten sie den Zauber erneut sprechen, um Jakobs Leben zu retten – diesmal ohne Fehler? Doch Lilo ahnt nicht, dass die Nekromantin ihre eigene Pläne verfolgt …

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1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel

Hexenmeister

Jakob Wolff

-1498-

Die schwarze Hexe

Crystal Tanuki

Die schwarze Hexe

ISBN 978-3-945230-73-2

Cover: Tanja Hamacher

Satz und Layout: Tanja Hamacher

Lektorat: Tanja & Marc Hamacher

© 2023, Leseratten Verlag, Allmersbach im Tal

www. leserattenverlag.de

Der Leseratten Verlag ist Fördermitglied beim

PAN – Phantastik-Autoren-Netzwerk e.V.

Weitere Infos unter:

https://wir-erschaffen-welten.net

Für Angelika –

Die mich auf allen Reisen

in meinen Geschichten begleitet.

Wie alle begann …

Jakob Wolff (*1466), Sohn von Hexenmeister Markus Wolff, wächst in Speyer auf und hofft, die Apotheke seines Vaters eines Tages zu übernehmen. Genau wie bei seinem Vater ist es sein magisches Erbe, als Hexer den Zustand eines Menschen (körperlich & geistig) durch Berührung zu fühlen. Als sein Vater 1486 von den Mitgliedern seines Hexenzirkels ermordet wird, betrügen sie Jakob auch um sein Erbe. Mit nur wenig Hab und Gut verlässt er Speyer. Darunter ein handschriftliches Exemplar des Hexenhammers von Heinrich Kramer, welcher die Hexenverfolgung legitimiert. Man soll seine Feinde so gut kennen wie sich selbst, um sich bestmöglich gegen sie verteidigen zu können, so der Leitspruch von Jakobs Vater. Darum versteckte Markus all sein Wissen auf den leeren Rückseiten des präparierten Papiers, sodass dieses nur von Hexen und Hexern gelesen werden kann.

Während seiner Wanderschaft kommt Jakob nach Harzenberg. Dort hält der Dorfverwalter ein Mädchen im Keller gefangen, das eine Hexe sein soll: Lieselotte Wagner. Tatsächlich entpuppt sich die junge Frau als eine seiner Art und Jakob schmiedet einen Plan, um sie vor dem Vorwurf zu entlasten. Nachdem ihm das gelungen ist, ziehen beide weiter und lassen sich in Greiz nieder. Dort leben sie als angebliche Geschwister und steigen in der Gesellschaft auf. Um seine aufkommenden Gefühle für Lilo zu unterdrücken, stürzt Jakob sich in eine Ehe mit einer gönnerhaften Witwe. Deren Sohn Karl missfällt das, vermutet er in Jakob doch einen Erbschleicher. Darum beginnt er Lilos Ruf zu schädigen. Jakob versucht, die Situation zu retten, und es kommt ungeplant zu einer Liebesnacht zwischen Jakob und Lilo. Dabei werden sie entdeckt und Jakob verhaftet. Nach Verhör und Folter wird Jakob wegen Ehebruch und Hexerei angeklagt und zum Tode verurteilt.

Lilo sucht in ihrer Verzweiflung nach einem Zauberspruch, mit dem sie Jakob retten kann. Sie mischt einen Trank und verflucht Karl, damit dieser an Jakobs statt bei der Hinrichtung stirbt. Danach fliehen Lilo und Jakob in den Norden und beginnen ein neues Leben.

Knapp ein Jahr später tauchen plötzlich Jakobs Wunden von der Folterung wieder auf. Jakob erfährt nun von Lilo, dass ihr bei der Ausführung des Zaubers einige Fehler unterlaufen sind. Diese zwingen Jakob dazu, dem Teufel jedes Jahr ein neues Opfer zu bringen, um weiterleben zu können. Seitdem suchen er und Lilo eine Möglichkeit, den Fluch zu brechen … oder aber nach einem Opfer.

1. Kapitel

Mai 1498 in Steinheim

Lilo schritt in der kleinen Kammer, die sie ihr Zuhause nannte auf und ab. Nachdem sie Jakob letzten Sommer verlassen hatte, wollte sie nur eins: So schnell und so weit weg von ihm wie möglich. Sie hatte es allerdings nur bis Steinheim geschafft, einer unbedeutenden Stadt, wenige Kilometer von Horn entfernt, wo Jakob immer noch lebte. Soweit sie wusste, besuchte er die Hexen-Dirne Hilda – die ihn gezwungen hatte sie zu schwängern – jeden Monat in den Elsterfelsen. Vermutlich war er deshalb nicht weggezogen und unternahm auch keine Reisen, um nahe bei seinem ungeborenen Kind zu sein. Oder wartete er etwa darauf, dass sie zu ihm zurückkam?

Jakob selbst hatte nicht nach Lilo gesucht, gleich wie leicht sie es ihm gemacht hatte. Egal wie oft sie es sich erhofft hatte und wie lange sie gewartet hatte.

Sie schüttelte den Kopf. Vermutlich würde Hilda den Bastard bald zur Welt bringen, wenn dies nicht schon geschehen war. Sie hasste es, daran denken zu müssen, konnte es jedoch auch nicht abstellen.

Die dünnen Bodendielen knarzten unter ihren endlosen Schritten. Sie hatte eine Arbeit bei einem kleinen Krämerladen angenommen. Zur Entlohnung durfte sie in der engen Kammer darüber schlafen. Es glich allerdings eher einem Abstellraum als einer Schlafstätte. Die Wände waren dünn, der Boden uneben und die Fenster undicht. Alles an diesem Raum engte sie ein und manchmal überkam sie das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Doch es war das Einzige, das sie sich ohne Mann leisten konnte.

Neben dem schmalen Bett in der Ecke hatte sie nur Platz für eine Truhe, in der ihre Kleider lagen.

Frustriert schlug sie dagegen und ließ sich aufs Bett fallen. Was sollte sie nur tun? Zurück zu Jakob? Unmöglich. Der Gedanke daran, sie müsste in einem Haus mit seinem Balg wohnen, ließ sie mit den Zähnen knirschen.

Dennoch spürte sie jeden Tag das Ziehen in ihrem Bauch. Die Sehnsucht, die danach verlangte, in seinen Armen zu liegen. Ohneden Fluch, der sie daran hinderte Kinder zu gebären, wäre vermutlich sie in freudiger Erwartung.

Lilo ballte ihre Hand zur Faust und war kurz davor, aus Frust ein Loch in die Wand zu schlagen. Das Einzige, dass sie davon abhielt, war Herr Kremer, der sie dafür zahlen ließe.

Sie schluckte ihre Wut hinunter. Seit etwa acht Monaten lebte sie nun schon hier und hatte Jakob in all der Zeit nicht ein einziges Mal gesehen. Zweimal hatte sie einen Jungen aus dem Viertel für Informationen über ihn bezahlt. Daher wusste sie auch von den Besuchen in den Elsterfelsen und dass er nie nach ihr gesucht hatte. Vielleicht war es langsam an der Zeit, ihn persönlich zu treffen, und sei es nur, um mit ihm abzuschließen.

Jetzt, da Jakob für seinen Nachkommen da sein musste, würde er den Fluch, der auf ihnen lag, jedes Jahr erneuern. Sie wusste, in der Vergangenheit hatte er darüber nachgedacht, wie es wäre, einfach zu sterben und sein Schicksal über sich ergehen zu lassen. Doch nun würde er keine Sekunde mehr daran denken – da war sie sich sicher.

Wie hatte sie damals nur so ungeschickt sein können? Sie hatte den Zauber ausgesprochen, der Jakobs Leben mit dem von Karl Tüchler tauschte und als Jakob hingerichtet wurde, starb stattdessen Karl. Sie dachten, damit wäre die Sache erledigt, doch Lilos Latein war fehlerhaft und der Schutzkreis nicht vollends geschlossen gewesen. Aufgrund dieser Missgeschicke geschah es, dass sie das Ritual jedes Jahr im Sommer wiederholen mussten, da Jakobs Verletzungen ansonsten zurückkehrten und er sterben würde. Dafür konnten sie ewig leben – doch zu welchem Preis?

Da Lilos Blut versehentlich in den Zauber mit hineingeflossen war, traf das auch auf sie zu. Dies war der Grund für ihre Unfruchtbarkeit, da ihr Körper sich nicht verändern konnte.

Doch was brachte ihr die Unsterblichkeit, wenn sie diese nicht mit Jakob verbringen konnte?

Sie könnte sich ihre kupferblonden Haare ausraufen.

Die einzige Möglichkeit, dies rückgängig zu machen, wäre den Fluch zu brechen. Doch das versuchten die beiden bereits seit Jahren ohne Erfolg. Wobei Jakob möglicherweise einen Ausweg gefunden hatte. Die spezielle Fähigkeit von Hilda war es, ausgesprochene Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen. Doch sie hatte ihr Talent nur für sich selbst genutzt und anderen damit großes Leid zugefügt. Und als es Jakob gelungen war, sich aus ihrem Zauber zu befreien, hatte er ihr die Zunge herausgeschnitten. Doch wenn das Kind ihre Begabung geerbt hätte, könnte es sich in ein paar Jahren wünschen, dass sich der Fluch aufheben würde. Falls es Hildas Fähigkeit erbte, denn Jakobs Talent – den Gesundheitszustand eines Menschen zu erfühlen – war alles andere als schwach und ein Kind erbte immer die Gabe des Elternteils, die stärker war. Ihr Blick fiel auf die unzähligen Bücher, die am Boden verstreut lagen. Heilkräuter, Kristalle, Mineralien. All das brachte sie nicht weiter.

Sie verdrehte die Augen und schwang sich aus dem Bett. Irgendetwas musste sie unternehmen. Es gab sicherlich einen Zauber, um den Fluch zu lösen. Sie musste ihn nur finden. Doch egal, wie sie es drehte und wendete, allein war sie machtlos. Sie brauchte Hilfe.

2. Kapitel

Mai 1498 in Horn

Während sie noch überlegte, ob sie nach Horn reisen sollte, hatte sie unterbewusst ihren Entschluss bereits getroffen. Lilo stand ein paar Straßen von Jakobs Unterkunft entfernt, die einst ihr gehört hatte, und grübelte, was sie zu ihm sagen sollte, wenn sie ihn wiedertraf.

Ein paar Meter neben ihr ging gerade eine junge Frau mit ihrem Neugeborenen vorbei und Lilo musste den Blick abwenden. Diese Welt war so grausam zu ihr.

Da sah sie plötzlich eine vertraute Gestalt. Sie duckte sich unter ihrem braunen Umhang, jedoch hatte er sie bereits gesehen und kam mit schnellen Schritten auf sie zu.

»Lilo? Was machst du denn hier?« Erstaunt blickte der Mann in ihre großen, grünen Augen.

Sie haderte mit einer Antwort.

Vor ihr stand Georg Brunner. Mit seiner dicken Knollnase und dem breiten Kreuz sah er aus wie ein Bär, der jederzeit mit seinen großen Pranken zuschlagen könnte. Doch wenn man ihn näher kannte, wusste man, dass er eher wie eine Schmusekatze war. Er war einer der Mönche aus dem Kloster, in dem Jakob eine Zeit lang gelebt hatte.

»Bist du etwa schon zurück von deiner Reise?«

Lilo blickte ihn verdutzt an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Welche Reise?

»Schon gut, Jakob hat mich eingeweiht.«

Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu, als hätten die beiden ein Geheimnis, das sie teilten. Lilo war allerdings nicht klar, von was er sprach.

»Ich war grade bei ihm.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung des Hauses, in dem Jakob lebte. »Unser Freund hat mich, wie dich auch, auf die Suche nach schwarzen Hexenzirkeln geschickt.« Georg hatte die Stimme gesenkt, als er ihr davon erzählte und blickte sich unruhig um.

Für einen Moment war Lilo zu sprachlos, um zu antworten. Dann allerdings nickte sie und versuchte, so gut wie möglich mitzuspielen. »Ja, ich war eine Zeit lang unterwegs, konnte aber nichts herausfinden. Hast du denn Neuigkeiten?«

Anscheinend hatte Jakob ihm nicht erzählt, dass sie ihn Hals über Kopf verlassen hatte, und stattdessen einen Vorwand erfunden.

Ihr Blick wanderte zurück zu Georg. Wieso hatte Jakob ihn gebeten, sich über schwarze Zirkel zu erkundigen? Hatte er etwa Angst um sein Baby? Sie verkniff sich ein verächtliches Seufzen und zog eine Augenbraue nach oben. Vielleicht würde er ja etwas preisgeben.

»Es gibt einen schwarzen Zirkel in Friedrichswald, das liegt in Böhmen. Über die Hexen dort gibt es einige unschöne Gerüchte. Die Hexenmeisterin, Agatha, soll Tote wieder zum Leben erwecken können.« Er stockte und rieb sich über die Arme, als würde ihm gerade eine Gänsehaut wachsen. »Stell dir vor, welches Unheil sie anrichten könnte, wenn sie die falschen Personen wieder zum Leben erweckte.« Georg schüttelte den Kopf.

Lilo versuchte, seine Worte in ihren Gedanken zu ordnen. Ein Zirkel, der von einer Hexe geleitet wurde? Bisher hatte sie nur von Hexern gehört, die einen führten, doch noch nie von einer Frau. Die Idee, sie könnte vielleicht auch einmal einen Zirkel leiten ließ ihr ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.

»Hast du mir zugehört?« Georg blickte sie verwundert an. »Sie kann Tote zum Leben erwecken.«

Lilo nickte. Ja, das hatte sie verstanden. Allerdings würde sie viel lieber wissen, wieso Jakob diese Sachverhalte zusammentrug und was er sich davon erhoffte? Wollte er wirklich nur Sicherheit für sich und das Kind? Andere Zirkel, vor allem solch mächtige Hexen könnten ihm gefährlich werden, wenn er ihnen einen Grund dazu gab. Oder ging es dabei eher darum, eine Möglichkeit zu finden, den Fluch zu brechen? Trug er deshalb all das Wissen zusammen? Dabei hatte Lilo gedacht, er legte all seine Hoffnung in das Kind von Hilda. Vielleicht aber suchte er bereits nach einer Alternative, falls das Kind seine Gabe übernahm. Oder es die Geburt nicht überlebte.

Doch welche Gefahr könnte diese spezielle Fähigkeit der Hexenmeisterin für ihn haben? Welchen Feind von Jakob könnte sie wiedererwecken?