Jakob Wolff - Parias Sheriff - Robert Juhas - E-Book

Jakob Wolff - Parias Sheriff E-Book

Robert Juhas

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Beschreibung

Jakob Wolff ist in der Neuen Welt auf der Suche nach Lilo. Doch die herausfordernden Bedingungen einer Reise durch Monument Valley bringt Jakob an seine körperlichen Grenzen. Überhaupt scheint in diesem Land alles extremer zu sein und die neuen Lebensarten, Kulturen und Religionen faszinieren ihn. So kommt es, auch weil Jakob pleite ist, das er in Paria mit der Suche pausiert und einen Job als Sheriff annimmt, um die Stadt mit der Silbermine vor der Redrock-Bande zu beschützen. Dass ihn das bald schon in eine sehr gefährliche Lage bringt, scheint Jakob nicht zu stören. Stattdessen ist er mit der Frage beschäftigt, warum sein Totem das eines Bären sein soll, und warum dies sein Schicksal sein wird.

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Ähnliche


Wie alles begann …
Kapitel 1 - Der Ritt durch Monument Valley
Kapitel 2 - Der Fremde im Nirgendwo
Kapitel 3 - Lee’s Ferry
Kapitel 4 - Schlaflose Nacht
Kapitel 5 - Erinnerungen
Kapitel 6 - Der nächste Tag
Kapitel 7 - Der Handelsposten
Kapitel 8 - Der Häuptling und der Medizinmann
Kapitel 9 - Der nächste Morgen
Kapitel 10 - Ankunft in Paria
Kapitel 11 - Die Gentlemen Murray und Taylor
Kapitel 12 - Die Wahl
Kapitel 13 - Der neue Mann
Kapitel 14 - Das Angebot
Kapitel 15 - Der Tag vor dem Abtransport
Kapitel 16 - Außer Plan
Kapitel 17 - Die Zeit läuft ab
Kapitel 18 - Unterstützung
Kapitel 19 - Die Verfolgung
Kapitel 20 - Showdown
Kapitel 21 - Die Erklärung

Hexenmeister

Jakob Wolff

-1871-

Parias Sheriff

Robert Juhas

Parias Sheriff

ISBN 978-3-945230-78-7

Cover: Tanja Hamacher

Satz und Layout: Tanja Hamacher

Lektorat: Tanja & Marc Hamacher

© 2024, Leseratten Verlag, Allmersbach im Tal

www. leserattenverlag.de

Der Leseratten Verlag ist Fördermitglied beim

PAN – Phantastik-Autoren-Netzwerk e.V.

Weitere Infos unter:

https://wir-erschaffen-welten.net

Wie alles begann …

Jakob Wolff (*1466), Sohn von Hexenmeister Markus Wolff, wächst in Speyer auf und hofft, die Apotheke seines Vaters eines Tages zu übernehmen. Genau wie bei seinem Vater ist es sein magisches Erbe als Hexer, den Zustand eines Menschen (körperlich & geistig) durch Berührung zu fühlen. Als sein Vater 1486 von den Mitgliedern seines Hexenzirkels ermordet wird, betrügen sie Jakob auch um sein Erbe. Mit nur wenig Hab und Gut verlässt er Speyer. Darunter ein handschriftliches Exemplar des Hexenhammers von Heinrich Kramer, welcher die Hexenverfolgung legitimiert. Man soll seine Feinde so gut kennen wie sich selbst, um sich bestmöglich gegen sie verteidigen zu können, so der Leitspruch von Jakobs Vater. Darum versteckte Markus all sein Wissen auf den leeren Rückseiten des präparierten Papiers, sodass dieses nur von Hexen und Hexern gelesen werden kann.

Während seiner Wanderschaft kommt Jakob nach Harzenberg. Dort hält der Dorfverwalter ein Mädchen im Keller gefangen, das eine Hexe sein soll: Lieselotte Wagner. Tatsächlich entpuppt sich die junge Frau als eine seiner Art, und Jakob schmiedet einen Plan, um sie von dem Vorwurf zu entlasten. Nachdem ihm das gelungen ist, ziehen beide weiter und lassen sich in Greiz nieder. Dort leben sie als angebliche Geschwister und steigen in der Gesellschaft auf. Um seine aufkommenden Gefühle für Lilo zu unterdrücken, stürzt Jakob sich in eine Ehe mit einer gönnerhaften Witwe. Ihrem Sohn Karl missfällt das, vermutet er in Jakob doch einen Erbschleicher. Darum beginnt er Lilos Ruf zu schädigen. Jakob versucht, die Situation zu retten, und es kommt ungeplant zu einer Liebesnacht zwischen Jakob und Lilo. Dabei werden sie entdeckt und Jakob verhaftet. Nach Verhör und Folter wird Jakob wegen Ehebruch und Hexerei angeklagt und zum Tode verurteilt.

Lilo sucht in ihrer Verzweiflung nach einem Zauberspruch, mit dem sie Jakob retten kann. Sie mischt einen Trank und verflucht Karl, damit dieser an Jakobs statt bei der Hinrichtung stirbt. Danach fliehen Lilo und Jakob in den Norden und beginnen ein neues Leben.

Knapp ein Jahr später tauchen plötzlich Jakobs Wunden von der Folterung wieder auf. Jakob erfährt nun von Lilo, dass ihr bei der Ausführung des Zaubers einige Fehler unterlaufen sind. Diese zwingen Jakob dazu, dem Teufel jedes Jahr ein neues Opfer zu bringen, um weiterleben zu können. Seitdem suchen er und Lilo eine Möglichkeit den Fluch zu brechen … oder aber nach einem Opfer.

Kapitel 1 - Der Ritt durch Monument Valley

Ende März 1871

Ein blauer Himmel, enorme Hitze und endlose Sanddünen lagen vor Jakob Wolff. Der Ritt durch das Monument Valley bekam ihm nicht sonderlich. Die Sonne brannte in sein gerötetes Gesicht und trocknete ihm die Haut aus. Angeschlagen griff er in die Satteltasche nach einer kleinen Dose. Die Salbe, die er für die Reise selbst gemischt hatte, sollte ihn vor den stechenden Lichtstrahlen schützen. Leider war sie völlig aufgebraucht.

»Verdammt! Erst mein Hut und jetzt das!«

Verärgert erinnerte er sich daran, dass er zuletzt durch die enorme Hitze besinnungslos geworden war und dabei seinen Hut verloren hatte. Wenigstens hatte er sein Halstuch noch, mit dem er seinen Kopf bedeckte. Dazu schützte der lange Ledermantel den restlichen Körper vor der extremen Sonne, die am Tag in der staubigen Ödnis herrschte.

Er war in Red Mesa gestartet, und irrte nun schon tagelang durch das Gebiet, ohne Aussicht auf Wasser.

Benommen und entkräftet saß er wackelig im Sattel, während das Pferd weiter durch das Ödland schritt, als kenne es den Weg. Kraftlos griff Jakob nach der letzten Wasserflasche und öffnete sie. Kein Tropfen übrig.

Bin ich vom Weg abgekommen?Wenn wir nicht bald Wasser finden, verrecken wir in dieser staubigen Scheiße.

Benommen verlor er den Halt und stürzte vom Pferd zu Boden. Dabei prallte sein Kopf auf einen Stein. Eine Sekunde später war er im Land der Träume.

Jakob träumte von dem Apachen aus Red Mesa.

Ein alter Mann saß mit ihm beim Lagerfeuer und trank Whiskey.

»Es ist kein leichtes Unterfangen, durch die Gegend zu reisen.« Der Indianer sprach gut, aber mit starkem Akzent. »Indianerstämme und Geister können dir gefährlich werden.«

»Geister?«, schmunzelte Jakob und griff nach der Flasche.

»Sie täuschen und führen dich auf den falschen Pfad.« Der Apache blieb ernst. »Du brauchst einen Wegweiser. Cochise hilft dir.«

»Danke für das Angebot. Bisher bin ich überall angekommen.« Er nahm einen kräftigen Schluck. »Außerdem kann ich dich nicht bezahlen.« Jakob zog den Stoff seiner Hosentasche heraus. »Siehst du? Leere Taschen.«

Der Apache seufzte und griff nach dem Whiskey.

»Was bedeutet Cochise?«

»Hartholz«, übersetzte der Indianer.

»Der Name passt zu dir.« Jakob lehnte sich zurück und genoss den Nachthimmel.

Nach einem weiteren Schluck ruhte auch der Apache. Ein leises Stöhnen entfuhr ihm, während Cochise die Sterne betrachtete.

»Ich sah viele Skelette von Männern, die von sich behaupteten, das Valley durchqueren zu können. Achte auf dich, Jakob. Behalte stets den Pfad im Auge«, flüsterte er und schlief danach sofort ein.

»Jakob!«, schrie Cochise. Der Hexer knurrte und schlummerte weiterhin. »Steh auf Jakob! Du musst weiter gehen.«

»Lass mich noch ein wenig schlafen. Wir reiten in ein paar Minuten los«, sagte er verschlafen. Doch er bekam keine Antwort. Etwas ließ ihn dennoch nicht in Ruhe.

»Was ist nur passiert? Hab ich so viel getrunken, dass mir der Whiskey zu Kopf gestiegen ist?«

Sein Schädel brummte und die Hitze ließ ihn beinahe wieder umkippen. Mühsam richtete er sich auf. Schweiß trat auf seine Stirn und reflexartig wischte er die Tröpfchen mit der Hand weg. Aber etwas stimmte nicht, denn die Flüssigkeit fühlte sich eigenartig an. Und als Jakob auf seine Handfläche sah, wusste er auch warum. Es war Blut.

Was? Wieso?, schoss es durch seinen Kopf. Was ist passiert? Wo ist Cochise hin?

Schwindelig und benommen blickte er sich um. Dann wurde es ihm klar – es war nur ein Traum gewesen. Er steckte immer noch in dem glühenden Ödland fest.

Wo ist das verdammte Pferd hin?

Jakob konnte sich kaum auf den Beinen halten und kam nur langsam voran. Derweil grübelte er über seine Situation nach.

Ohne einen Führer zu reiten, was hab ich mir bloß dabei gedacht? Cochise hatte vollkommen recht. Idiot, Besserwisser, ach was könnt ich mir in den Arsch treten.

Mit sich selbst im Streitgespräch überraschte ihn etwas Bekanntes.

»Jakob!«, erklang eine Frauenstimme.

»Bilde ich mir das jetzt ein?«

»Hierher, Jakob!«

»Lilo?« Aufgeregt spähte er in alle Richtungen.

»Komm zu mir!«, hallte es aus der Ferne.

Weit entfernt erkannte er eine undeutliche Gestalt. War das Lilo?

Jakob konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen und sah genauer hin. Ein goldenes Leuchten umgab das unklare Objekt.

»Tatsächlich, das ist der rotblonde Schopf meiner geliebten Lilo!«, freute er sich. »Lilo! Ich komme!«

Kraftlos, doch mit eisernem Willen, lief er los. Plötzlich überraschte ihn eine weitere bekannte Stimme.

»Jakob! Lass dich nicht täuschen!« 

Der Hexer erkannte ihn sofort. »Nicht jetzt, Cochise. Ich muss zu meiner Geliebten«, keuchte er außer Atem.

Einen Moment später zwang ihn etwas seine Entscheidung zu überdenken. Er blieb stehen und wurde nachdenklich. Es war die Warnung, die Cochise ihm in jener Nacht mitgegeben hatte: Hüte dich vor Geistern und Erscheinungen. Sie führen auf den falschen Weg, erinnerte sich Jakob.

Ist Lilo so ein Geist? Eine irreführende Erscheinung?

Die krächzenden Rufe der Geier holten ihn in die Realität zurück. Am Himmel kreisten sie über ihm und warteten geduldig, dass er tot umfiel.

Selbst diese gefräßigen Viecher wollen, dass ich meine letzte Reise antrete.

Lauthals musste er auf einmal lachen. Die gesamte Zeit hatte er von den Täuschungen des Monument Valley gewusst. Die extreme Hitze und die Schwäche seines Körpers lösten die Fantasien aus. Deswegen irrte er orientierungslos umher. Er dachte daran, wie knapp er in den letzten Jahrhunderten immer wieder dem Tod entkommen war. Bis zuletzt hatte Jakob allen erdenklichen Fallen getrotzt. Doch heute kämpfte er gegen einen unerbittlichen Feind. Und dieser kannte keine Gnade. Dieser hielt die Zügel bereits seit Tagen fest in Händen. Nur widerwillig akzeptierte er, dass eine menschenleere staubige Landschaft und der Durst ihn in die Knie zwangen.

Das Wiehern eines Pferdes ertönte. Er selbst stand noch immer wie erstarrt in der sengenden Hitze der Sonne. Irgendwann blinzelte er verwirrt und drehte seinen Kopf. In der Ferne erkannte er einen schönen, hellbraunen Mustang.

»Paolo!«, rief er glücklich.

Das Pferd ging umher, schnaubte und wieherte öfters auf, als wolle es auf sich aufmerksam machen.

Mit letzten Energiereserven stolperte Jakob zwischen vertrockneten Sträuchern und herumliegenden Felsen auf den Mustang zu. Dabei lockte ihn ein glanzvolles Schimmern an.

Nach der halben Strecke präsentierte sich das Gelände offener. Obwohl das Gebiet uneben und dunkelrot sandig strahlte, funkelte es im Licht der Sonne unentwegt weiter. Jakob besaß keine Vorstellung darüber, was dort draußen auf ihn wartete. Er hoffte nur, dass ihn nicht noch eine Einbildung zum Narren hielt. Als er Paolo erreichte, überkamen ihn Freudentränen.

»Mein Freund, Cochise. Danke!«, er konnte es kaum glauben. Der gewaltige Colorado-River lag ihm zu Füßen. Jakob stürzte sich kopfüber ins tiefgrüne kühle Wasser. Gierig schluckte er auch einige Mengen hinunter, bis er schließlich abgefüllt war. Danach plantschte er wie ein fröhliches Kind im kalten Nass herum. Als der Durst gestillt war, streichelte er dankend seinen Mustang.

»Paolo, du bist ein recht bemerkenswertes Pferd. Zuerst lässt du mich zum Sterben liegen, und dann führst du mich zur Quelle des Lebens. Bin dir doch ans Herz gewachsen, was Kumpel?«

Paolo wieherte kurz und begann gleich wieder zu grasen.

»Lass uns nachsehen, wo wir sind.« Jakob nahm eine Karte aus den Satteltaschen. Er setzte sich, öffnete das Pergament und prüfte seine Position. Etwas Glück war Jakob geblieben, wich der derzeitige Aufenthaltsort nicht weit vom eigentlichen Weg ab. Als er die Richtung bestimmen konnte, entschied er sich gegen eine Weiterreise und suchte Feuerholz für ein Nachtlager.

Am Abend brannte das Feuer hellauf, während er, aus einem biegsamen Ast eine Angelrute zum Fischen baute. Als Köder benutzte er winzige Stücke vom getrockneten Rindfleisch, welches er für solche Notfälle immer aufhob. Das Glück blieb Jakob treu, denn er hatte gleich nach dem Auswurf einen Karpfen am Haken. Kurze Zeit später hing auch schon der zweite an der Schnur. Die Fische bissen hervorragend, und Jakob würde die Gunst der Stunde nutzen, um sich einen kleinen Vorrat anzulegen. Bis der Nächste anbiss, nahm er den zuvor geangelten Karpfen aus und filetierte ihn. Dann hing er das Filet über einen dürren Busch, wo es bis zur Weiterverarbeitung liegen konnte. Proviant für mehrere Tage, den er auch dringend brauchte.

Für das heutige Abendessen suchte Jakob passende Zweige, um sein Mahl aufzuspießen und es am Feuer grillen zu können.

Als der Karpfen am Spieß fertig wurde, machte Jakob es sich beim Lagerfeuer gemütlich und aß dann den knusprigen Fisch. Die Zeit verging und der Abend wurde zur Nacht. Das Pferd fraß noch immer Ufergras, als Jakob bereits aus allen Nähten platzte. Hunger und Durst waren gestillt. Die verbliebenen Fischfiletstreifen salzte er gründlich ein und spießte sie mit dünnen Zweigen auf. Dann platzierte er die Spieße etwas vom Feuer entfernt. Der Rauch und die restliche Glut der Feuerstelle begannen den natürlichen Dörrvorgang und würden die fein geschnittenen Filets haltbarer machen. Nach getanem Werk fiel er müde vor Anstrengung in seine Decken. Es dauerte nicht lange, bis ihn der Schlaf übermannte.

Am nächsten Morgen wachte Jakob entspannt und fröhlich gelaunt auf. Die Sonne warf erste orangefarbene Strahlen in den Horizont. Es war noch sehr früh und angenehm mild.

Er füllte den Magen mit Fisch vom Vorabend und frischem Kaffee aus den Bohnenreserven seiner Vorratsdose.

Während Jakob das bittere, schwarze Getränk genoss, grübelte er über seine Situation nach.

Proviant für drei bis vier Tage und keine Ahnung, wie viele Meilen ganz genau die Stadt entfernt liegt. Er trank den letzten Rest Kaffee. Egal, wie ich darüber denke. Ich kann nicht hierbleiben.

Jakob verstaute seine Ausrüstung und schwang sich in den Sattel.

»Diesmal muss Paria unser nächster Haltepunkt werden, mein Freund«, erklärte er dem Mustang und streichelte ihn dabei.

Mit einem Stupser des Sporns an seinen Stiefelfersen gab er dem Pferd das Zeichen zur Bewegung. Mit vollem Magen setzten die beiden ungewöhnlichen Partner ihre Reise fort.

Kapitel 2 - Der Fremde im Nirgendwo

April 1871

Jakob folgte dem Strom. Einen Tag später mündete ein weiterer Fluss aus dem Norden in den Colorado-River. Das seichte Wasser bot an der Stelle einen Übergang zum anderen Ufer. Die Gegend besaß eine wunderschöne paradiesische Atmosphäre. Der Klang des plätschernden Wasserstromes, der an Felskanten und Gesteinsbrocken abprallte, sorgte für Ruhe und Entspannung. Die umliegenden Felswände ragten viele Meter neben ihm empor. Sie schimmerten durch die Sonnenstrahlen glanzvoll rötlich. Der Himmel färbte das Wasser türkisblau und lud zu einem Bad ein. Mit seinen Untiefen und scharfkantigen Felsbrocken war der tobende Fluss generell selbst für geübte Schwimmer zu gefährlich. Aber an der Furt konnte man sich unbesorgt ins kalte Nass stürzen. Das Wasser reichte einem nur bis zu den Knien.

Jakob folgte nun dem zweiten Fluss in den Norden und wurde schon bald auf etwas aufmerksam.

Nicht weit vom Flussufer entfernt entdeckte er etwas Interessantes. Mitten im Nirgendwo lag eine Ranch. Die Farm besaß eine Koppel mit Pferden, Ziegen und Hühnern. Es gab eine Scheune und ein geräumiges Haus, welches mit dem Felsgestein der Umgebung gebaut worden war. Ein Weg führte zum Hof hin. Jakob erkannte einen Mann, der gerade eine Grube für die Bewässerung der Farm aushob. Der Schweiß tropfte dem Kerl von der dreckigen Stirn, während er die Hacke kraftvoll in die Erde stieß.

Jakob überquerte den kleinen Fluss mit Paolo und hielt langsam auf den Mann zu.

Normalerweise verschlägt es in diese Gegend nur Gesetzlose. Eine Ranch mitten im Nirgendwo würden sie allerdings nicht errichten, dachte sich Jakob.

Der Mann wirkte älter, und doch besaß er die nötigen Muskeln, um die Hacke zu schwingen. Der Fremde hörte mit der Arbeit auf, als er ihn bemerkte. Hastig warf er das Werkzeug zu Boden und griff gleichzeitig neben sich. Er hob ein Repetiergewehr auf und richtete den Lauf auf Jakob. »Wirst du mir Ärger bereiten?«, fragte der Mann drohend.

»Keineswegs, Sir«, antwortete Jakob respektvoll und hob dabei die Hände in die Höhe.

»Was machst du hier draußen?«

»Dasselbe könnte ich auch fragen, Sir.«

»Das könntest du. Doch wie du unschwer erkennen kannst, richte ich eine geladene Winchester auf dich. Und da du wesentlich mehr Zeit bräuchtest, um nach deiner Waffe zu greifen, empfehle ich dir, meine Fragen zu beantworten.«

Der Fremde hatte ein überzeugendes Argument in der Hand. Außerdem erkannte Jakob den selbstbewussten Ausdruck in den Augen des Mannes. Ein Jemand, der keine Hemmungen hatte, das Gewehr abzufeuern. Jakob konnte momentan nichts unternehmen. Er musste Rede und Antwort stehen.

»Ich versichere, ich habe keine bösen Absichten, Sir«, erklärte Jakob.

»Dies zu beurteilen solltest du mir überlassen. Also noch einmal: Was suchst du hier draußen?«

»Mein Name ist John Forrest. Ich bin auf dem Weg zur Stadt Paria.«

»Ziemlich weit ab vom Pfad, Mr. Forrest. Wie kommts?«

»Das kann man wohl sagen«, lachte Jakob. »Ich habe mich in der Gegend verirrt.«

»Das passiert, wenn man keinen Führer hat oder sich das Geld für die Reisekutschen spart«, äußerte der Mann und senkte dabei die Waffe. Irgendwie schien er ihm zu glauben.