Jedermann - Hugo von Hofmannsthal - E-Book

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Hugo von Hofmannsthal

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Beschreibung

Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes ist ein Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal, das am 1. Dezember 1911 im Berliner Zirkus Schumann unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt wurde. Das Bühnenbild der Uraufführung entwarf Ernst Stern. Seit 1920 wird das Stück jedes Jahr bei den Salzburger Festspielen aufgeführt, die Hofmannsthal mitbegründete.

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Seitenzahl: 64

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JEDERMANN

DAS SPIEL VOM STERBEN DES REICHEN MANNES

HUGO von HOFMANNSTHAL 

Inhaltsverzeichnis
DRAMATIS PERSONAE:
SPIELANSAGER
WERKE:
Impressum

DRAMATIS PERSONAE:

GOTT DER HERRERZENGEL MICHAELTODTEUFELJEDERMANNJEDERMANNS MUTTERJEDERMANNS GUTER GESELLDER HAUSVOGTDER KOCHEIN ARMER NACHBAREIN SCHULDKNECHTDES SCHULDKNECHTS WEIBBUHLSCHAFTDICKER VETTERDÜNNER VETTERETLICHE JUNGE FRÄULEINETLICHE VON JEDERMANNS TISCHGESELLENBÜTTELKNECHTESPIELLEUTEBUBENMAMMONWERKEGLAUBEMÖNCHENGEL

SPIELANSAGER

tritt vor und sagt das Spiel an.

Jetzt habet allsamt Achtung LeutUnd hört was wir vorstellen heut!Ist als ein geistlich Spiel bewandtVorladung Jedermanns ist es zubenannt.Darin Euch wird gewiesen werden,Wie unsere Tag und Werk auf ErdenVergänglich sind und hinfällig gar.Der Hergang ist recht schön und klar,Der Stoff ist kostbar von dem SpielDahinter aber liegt noch vielDas müßt Ihr zu Gemüt führenUnd aus dem Inhalt die Lehr ausspüren.

GOTT DER HERR

(wird sichtbar auf seinem Thron und spricht):

Fürwahr mag länger das nit ertragen,Daß alle Kreatur gegen michIhr Herz verhärtet böslich,Daß sie ohn einige Furcht vor mirSchmählicher hinleben als das Getier.Des geistlichen Auges sind sie erblindtIn Sünd ersoffen, das ist was sie sind,Und kennen mich nit für ihren Gott,Ihr Trachten geht auf irdisch Gut alleinUnd was darüber, das ist ihr Spott,Und wie ich sie mir anschau zur StundSo han sie rein vergessen den BundDen ich mit ihnen aufgericht habDa ich am Holz mein Blut hingab.Auf daß sie sollten das Leben erlangenBin ich am Marterholz gehangen.Hab ihnen die Dörn aus dem Fuß getanUnd auf meinem Haupt sie getragen als Kron.So viel ich vermocht, hab ich vollbrachtUnd nun wird meiner schlecht geacht.Darum will ich in rechter EilGerichtstag halten über sieUnd Jedermann richten nach seinem Teil.Wo bist du, Tod, mein starker Bot? Tritt vor mich hin.

TOD:

Allmächtiger Gott, hier sieh mich stehn,Nach deinem Befehl werd ich botengehn.

GOTT:

Geh du zu Jedermann und zeig in meinem Namen ihm anEr muß eine Pilgerschaft antretenMit dieser Stund und heutigem TagDer er sich nicht entziehen mag.Und heiß ihn mitbringen sein RechenbuchUnd daß er nicht Aufschub, noch Zögerung such.

TOD:

Herr, ich will die ganze Welt abrennenUnd sie heimsuchen Groß und Klein,Die Gotts Gesetze nit erkennenUnd unter das Vieh gefallen sein.Der sein Herz hat auf irdisch Gut geworfen,Den will ich mit einem Streich treffen,Daß seine Augen brechenUnd er nit findt die HimmelspfortenEs sei denn, daß Almosen und MildtätigkeitBefreundt ihm wären und hilfsbereit.

JEDERMANN

(tritt aus seinem Haus hervor, ein Knecht hinter ihm.)

JEDERMANN:

Spring du um meinen Hausvogt schnell,Muß ihm aufgeben einen Befehl.

(Der Knecht geht hinein.)

Mein Haus hat ein gut Ansehn, das ist wahr,Steht stattlich da, vornehm und reich,Kommt in der Stadt kein andres gleich.Hab drin köstlichen Hausrat die Meng,Viele Truhen, viele Spind,Dazu ein großes Hausgesind,Einen schönen Schatz von gutem GeldUnd vor den Toren manch Stück Feld,Auch Landsitz, Meierhöf voll Vieh,Von denen ich Zins und Renten zieh,Daß ich mir wahrlich machen mag,So heut wie morgen fröhliche Tag.

(Hausvogt tritt auf.)

JEDERMANN:

Vogt, bring einen Säckel Geldes straff,Den hab ich vergessen in Gürtel zu tun,Und merk, was ich dir noch anschaff:Für morgen wird ein Frühmahl gericht,Das muß bereit’t sein aufs allerbestKommen Verwandte und fremde Gäst.Der Tisch muß prächtig sein bestellt,Schick her den Koch, du geh ums Geld.

(Vogt geht hinein, Koch tritt sogleich auf.)

JEDERMANN:

Ein köstlich Frühmahl befehl ich anFür morgen.

KOCH:

Ja, und soll ich dannEinen jeden Gang bereiten frisch?

JEDERMANN:

Daß dich das Fieber rüttel, frisch!Kein Überbleibsel auf meinen Tisch.

KOCH:

Es wär von gestern geblieben die MengZumindest für zwei kalte Gäng.

JEDERMANN:

Du Esels-Koch bist so vermessen,Soll ich eine Bettlermahlzeit essen?

(Der Koch geht ab. Der Vogt ist herausgekommen mit einem Beutel. Jedermann nimmt den Beutel.)

JEDERMANN:

Acht du auf meine Mägd und Knecht,Gefallen mir allermaßen nit recht.

(Der arme Nachbar wird in der Ferne sichtbar, nähert sich ängstlich. Jedermanns Geselle kommt zugleich raschen Schrittes die Straße hergegangen.)

JEDERMANN

(zum Hausvogt):

Dafür stehst du an der obersten Stell,Daß du auf sie – da kommt mein Gesell.

(Hausvogt geht ins Haus.)

Hätt beinah müssen auf dich warten,Wir wollen jetzt vors Stadttor gehenUnd uns dort das Grundstück ansehen,Obs tauglich ist für einen Lustgarten.

GESELL:

Hast Fortunati Säckel in der Hand,Dann ist die Sach schon recht bewandt.Ja, bei dir gilts: gewünscht ist schon getan,Du hasts danach, drum steht dirs an.

ARMER NACHBAR:

Das ist des reichen Jedermann Haus.Oh, Herr, dich bitt ich überausWollest dich hilfreich meiner erbarmen,Mildtätig beistehn einem Armen.

GESELL

(zu Jedermann):

Ja, wie gesprochen, wir müssen eilen,Dürfen uns gar nit länger verweilen.

ARMER NACHBAR

(hebt bittend die Hände):

Oh, Jedermann, erbarm dich mein.

GESELL:

Kennst du leicht das Gesicht?

JEDERMANN:

Ich? Wer solls sein?

ARMER NACHBAR:

Oh, Jedermann, zu dir heb ich die Hand,Hab auch einst bessre Tag gekannt.War einst dein Nachbar, Haus bei Haus,Dann hab ich müssen weichen draus.

JEDERMANN

(gibt ihm eine Münze aus dem Gürtel):

Schon gut!

ARMER NACHBAR

(nimmts nicht):

Das ist eine Gabe gering.

JEDERMANN:

Meinst du? Gottsblut! So reut mich doch das Ding.

ARMER NACHBAR

(weist auf den Beutel):

Davon mein nachbarlich Bruderteil,So wär ich wieder gesund und heil.

JEDERMANN:

Davon?

ARMER NACHBAR:

Es ist an dem, ich knie vor dir,Nur diesen Beutel teil mit mir.

JEDERMANN

(lacht):

Nur?

GESELL:

Selbig ist besessen alls!Hättst tausend Bettler auf dem Hals.Was tausend, hunderttausend gleich!

ARMER NACHBAR:

Bist allermaßen mächtig reich.Teilst du den Beutel auf gleich und gleich,Dir bleiben die Truhen voll im Haus,Dir fließen Zins und Renten zu.

JEDERMANN:

Mann, wer heißt dich, mein Schrank und Truh,Mein Zins und Rent in Mund nehmen?

GESELL:

Ich tät mich allerwegen schämen.

JEDERMANN:

Laß! – Mann, da bist du in der Irr,Wenn du meinst, ich könnt ohnweilenDen Beutel Geld da mit dir teilen.Das Geld ist gar nit länger mein,Muß heut noch abgeliefert seinAls Kaufschilling für einen Lustgarten.Ich steh dem Verkäufer dafür im Wort,Er will aufs Geld nit länger warten.

ARMER NACHBAR:

Wenn dieses Geld für den Garten ist,So brauchts für dich nur einen Wink,Für einen Beutel hast du zehn,Heiß einen andern bringen flink,Den teil mit mir, bist du ein Christ.

JEDERMANN:

Der nächste, brächt man ihn herbei,Der Beutel, der wär auch nit frei.Mein Geld muß für mich werken und laufenMit Tod und Teufel hart sich raufen,Weit reisen und auf Zins ausliegen,Damit ich soll, was mir zusteht, kriegen.Auch kosten mich meine Häuser gar viel,Pferd halten, Hund und HausgesindUnd was die andern Dinge sind,Die alleweil zu der Sach gehören,Lustgärten, Fischteich, Jagdgeheg,Das braucht mehr Pfleg als ein klein Kind,Muß stets daran gebessert sein,Kost’ alls viel Geld, muß noch viel Geld hinein.„Ein reicher Mann“ ist schnell gesagt,Doch unsereins ist hart geplagtUnd allerwegen hergenommen,Das ist dir nicht zu Sinn kommen!Da läufts einher von weit und breitMit Anspruch und BedürftigkeitTät unsereins nit der Schritte dreiVon hier bis an die nächste WandOhn eine allzeit offne Hand.Ist alls schon recht, muß nur dafürEin Fug und ein Gesetz auch waltenUnd jeglich Teil daran sich halten.Und achten gnau was ihm gebühr:Dawider hast du dich verfehlt,Wär all mein Geld und Gut gezähltUnd ausgeteilt auf jeglichen Christ,Der Almosens bedürftig ist,