Joe Hart: Das Caletti-Komplott - Daniel Kowalsky - E-Book

Joe Hart: Das Caletti-Komplott E-Book

Daniel Kowalsky

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Beschreibung

Jasmina deckt ein Geheimnis auf – und wird entführt. Joe Hart gerät in London bei einer Geheimdienstoperation des SME in höchste Gefahr … Das Ganze ist ein klarer Fall für die Blauen Tiger! Ein actiongeladener Jugendthriller – prickelnde Spannung garantiert!

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Seitenzahl: 264

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Daniel KowalskyJoe Hart und die Blauen Tiger:Das Caletti-Komplott

Der Autor

Daniel Kowalsky, Jahrgang 1966, verheiratet mit Birgit Stefanie, zwei Kinder (Samuel und Benjamin), geboren in Detmold (Nordrhein-Westfalen), lebt heute in Steinen bei Lörrach. Bereits als Schüler und Student war er Organisator zahlreicher Jungschar- und Jugendfreizeiten. Nach dem Studium (Theologie und Lehramt) wurde er Lehrer für Primar- und Sekundarstufe, anschließend Kaufmännischer Angestellter in den Bereichen Einkauf und Logistik. Heute aktiv in der Kinder- und Jugendarbeit. Bietet auf Anfrage Autorenlesungen an (nähere Infos unter www.joe-hart.de).

www.joe-hart.de

Daniel Kowalsky

Joe Hart und die Blauen Tiger

Joe Hart: Das Caletti-Komplott

Mit Illustrationen von Michael J. Ingold

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2016 by Fontis – Brunnen Basel

Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, Langgöns Fotos Umschlag: U1 / Flugzeug: Igor Kovalenko/Shutterstock.com U1 / Skyline: QQ7/Shutterstock.com Innen-Illustrationen: Michael J. Ingold E-Book-Vorstufe: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Jäger, Marburg

ISBN (EPUB) 978-3-03848-796-8 ISBN (MOBI) 978-3-03848-797-5

INHALT

Liebe Joe-Hart-Fans

Prolog

1. Joe alias Jeff Miller

2. Nachricht von «Lili 3»

3. In der Falle

4. Wo ist Jasmina?

5. Panik

6. Im Hexenkessel

7. Außer Kontrolle

8. Das Taxi

9. Düne 5

10. Privatdetektiv Peter Steiner

11. Untergetaucht

12. Feuerofen

13. Wattwagenfahrt nach Neuwerk

14. Wo ist «Lili 3»?

15. Es wird dunkel

16. Der Rattenmann

17. Die Falle schnappt zu

18. In Bedrängnis

19. Ein überraschender Auftritt

20. Wilde Pläne

21. Nächtlicher Besuch

22. Geheimoperation Trondheim

23. Angriff aus der Luft

24. Drunter und drüber!

25. Hochexplosives Beweismaterial

26. Ende gut, alles gut?

Informationen des Autors

Liebe Joe-Hart-Fans

Nach dem fünften Band hatte ich offengelassen, ob es noch weitere Bände geben wird.

Daraufhin wurde ich von den vielen Fans der Joe-Hart-Bücher dazu gedrängt, die Reihe doch bitte fortzusetzen. Hartnäckigkeit zahlt sich aus: Ende 2015 kribbelte es mir mal wieder in den Fingern, und so habe ich trotz knapper Zeit und Dauerstress zur «Feder gegriffen» (oder besser: mich an meinen Laptop gesetzt), mir fast keine Freizeit gegönnt und es geschafft, innerhalb von knapp fünf Monaten den 6. Band zu Papier zu bringen mit dem geheimnisvollen Titel:

Das Caletti-Komplott

«Was ist Caletti, und was ist ein Komplott?», werden sich jetzt wohl so manche von Euch fragen.

Hier ein kleiner Tipp! Vielleicht kennt Ihr ja die Redewendung:

«Da hat jemand ein Komplott gegen mich geschmiedet.»

Genau das muss Joe Harts Vater Bill erleben. Denn der mächtige Londoner Firmenboss Dogano Caletti schließt sich mit der kriminellen Geheimorganisation «Madusis» zusammen und sorgt mit Intrigen und falschen Beschuldigungen dafür, dass Bill Hart als «Staatsfeind Nr. 1» vom britischen Geheimdienst gejagt wird. Aber lest doch bitte selber weiter …

Ein großer Dank geht an alle, die mich beim Schreiben und Entwickeln der Story unterstützt haben, und auch an das Lektorat vom Fontis-Verlag. Speziell hervorheben möchte ich dabei wieder einmal Matthias Mross, der mir auch diesmal ein guter Ratgeber war.

Und last but not least danke ich meiner Family, besonders meiner Frau Birgit, die Joe Hart zuliebe so manche Entbehrung auf sich nehmen musste.

Allen Lesern wünsche ich viel Spaß mit

JOE HART: Das Caletti-Komplott

Prolog

Jasmina schaute aus dem Fenster des uralten, aus Kolumbien stammenden Privatjets, der wahrscheinlich Anfang der 1960er Jahre gebaut worden war. Auch wenn er bestimmt schon bessere Tage erlebt hatte, war er hervorragend gewartet und erstaunlich gut in Schuss. Die Abendsonne stand schon tief am Horizont und schien grell ins Flugzeug hinein.

Jasmina fasste sich an den Hinterkopf und betastete die noch leicht blutende Wunde. Dann schaute sie sich um, ob sie beobachtet wurde, und flüsterte ganz leise einen Namen:

«CALETTI! … Ich war so nahe dran, sein Geheimnis zu lüften …!»

Jasmina war Mitglied einer Spezialeinheit der Basler Polizei, hervorragend ausgebildet in zahlreichen Kampftechniken, und galt bei ihren Kollegen als unbezwingbare Allrounderin. Und so war es nicht verwunderlich, dass sie immer dort eingesetzt wurde, wo es richtig brenzlig wurde. So auch beim aktuellen Fall. Sie hatte bei der Recherche etwas Ungeheuerliches herausgefunden … und damit wohl ein paar ziemlich einflussreichen Leuten in die Suppe gespuckt, die sich so etwas von einer Basler Polizistin nicht gefallen lassen wollten.

Oder ahnten sie, dass sie bei diesem Fall mit dem SME, Bill Harts amerikanischem Geheimdienst in Europa, zusammenarbeitete? Sie hätte es wissen müssen, dass sie sich damit in höchste Gefahr begeben hatte. Vor allem aber hätte sie sich nicht so austricksen lassen dürfen. Doch jetzt war es zu spät. Sie war in Basel entführt worden und wurde mit diesem Flugzeug außer Landes gebracht. Wenigstens hatte sie sich nicht kampflos ergeben …

Nein, auch jetzt würde sie sich so leicht nicht geschlagen geben. Sie hatte noch einen Trumpf im Ärmel – oder besser gesagt: im Absatz ihres Schuhs; einen Trumpf, mit dem ihre Gegner wahrscheinlich nicht rechneten. Sie musste nur clever sein und vor allem schnell handeln.

«Hey, Leute! Ich muss ganz dringend auf die Toilette.»

Niemand meldete sich. Jasmina vermutete ihre Entführer in der Nachbarkabine, von woher sie bereits Geräusche gehört hatte.

Dies war ein uralter Jet mit einer antiquierten Bordtoilette, die das Abwasser noch in der Luft entsorgte. Bei den neuen Jets blieb ja alles an Bord.

«Hey, hört mich jemand? Wenn nicht sofort jemand kommt, mich losbindet und zur Toilette lässt, dann werde ich mein Geschäft direkt aufs Sitzpolster hier machen! … Ich zähle bis drei …! Eins … zwei … drei …!»

Plötzlich tat sich die Tür zur Nachbarkabine auf, und ein maskierter Mann trat ein.

«Was willst du?»

Seine Stimme kam Jasmina irgendwie bekannt vor. Aber sie konnte diese nicht einordnen.

«Ich muss ganz dringend aufs Klo, sonst mache ich gleich auf den Sitz!»

Der Maskierte schüttelte spöttisch den Kopf.

«Wir haben erst ein Drittel des Fluges hinter uns, und dir drückt schon die Blase!»

Dann nahm er seine Waffe in die Hand, richtete die Mündung direkt auf Jasminas Körper und fauchte: «Keine Zicken! Ich werde nicht zögern …!»

«Reg dich ab, Kleiner! Ich bin brav wie eine Kirchenmaus.»

«Brav wie eine Kirchenmaus! Dass ich nicht lache! Eher ungezogen wie eine gallische Supermaus mit Namen Furie Gonzalix. In Basel hast du vier meiner Männer derart vermöbelt, dass ich persönlich eingreifen musste.»

«Dich hätte ich auch noch gepackt, Kleiner. Aber leider warst du unfair und hast mich mit einem Betäubungspfeil erwischt.»

«Selbst das war nicht ausreichend. Erst der Schlag auf den Hinterkopf hat dich endgültig außer Gefecht gesetzt. Also, keine Zicken, sonst gibt es hier an Ort und Stelle einen kräftigen Nachschlag!»

Jasmina wurde losgebunden und zur Bordtoilette geführt.

«Du hast drei Minuten!»

«Einigen wir uns auf fünf?»

«Drei Minuten und keine Sekunde länger!»

Der Maskierte schien es ernst zu meinen. Jasmina schlüpfte in die Bordtoilette und verschloss die Tür. Sofort setzte sie sich und griff mit ihrer rechten Hand an eine ganz bestimmte Stelle am Absatz ihres Schuhs. Der Absatzboden löste sich sogleich, und ein kleines zylinderförmiges Teil, das mit einer dicken Gummischutzschicht überzogen war, glitt in Jasminas freie linke Hand.

Sie befestigte den Absatzboden wieder am Schuh und begutachtete das unscheinbare High-Tech-Gerät mit dem schlichten Namen Lili 3.

Sollte sie es lieber weiter bei sich tragen, so dass man sie vielleicht orten konnte? Die Versuchung war groß, aber auch die Gefahr, dass ihre Gegner dieses kleine Gerät entdeckten. Und wenn sie die darauf abgespeicherten Geheimdokumente in die Finger bekamen, war sie entbehrlich und würde wahrscheinlich für immer aus dem Verkehr gezogen werden. Leider hatte sie keine Gelegenheit mehr gehabt, diese Dokumente auszuwerten – aber sie hatten es in sich, und sie mussten unbedingt zum SME gelangen.

Entschlossen löste Jasmina an einer Stelle den Gummiüberzug, presste einen Schaltknopf und aktivierte Lili 3 damit. Dann hielt sie den Aufnahmeknopf gedrückt und flüsterte leise:

«Bin in Basel entführt worden, hocke in einem Privatjet. Werfe Lili 3 durch die Bordtoilette aus dem Flugzeug. Wichtig! … Haben ein Drittel der Str…»

Jasmina erschrak, denn sie hörte plötzlich von draußen eine ärgerliche Stimme:

«Was machst du da? Mit wem redest du? Ich komme jetzt rein!»

Schnell verschloss sie den kleinen Zylinder, warf ihn in die Bordtoilette und betätigte die Spülung.

Kapitel 1Joe alias Jeff Miller

Irgendwo in London

Joe Hart schaute vom Rücksitz aus durch die Windschutzscheibe von Bills schwarzem Jaguar SJ, der in der dritten Etage eines Londoner Parkhauses abgestellt war. Vor ihm saßen sein Vater Bill und Karl Huber. Von hier aus hatte er den direkten Blick auf das imposante Firmengebäude von Global Caletti Industries, in dessen Glasfassade sich die Herbstsonne in scharfen Kontrasten widerspiegelte. Was ihn dort heute wohl erwartete? Sein Herz klopfte.

Dann fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, warf einen scheuen Blick in den Rückspiegel und schüttelte wieder einmal ungläubig den Kopf, als er das Gesicht eines völlig fremden Jungen mit roten Haaren und hellblauen Augen als Spiegelbild sah.

«Wow, wenn ich nicht hundertprozentig wüsste, dass ich das bin, würde ich sagen: Das ist wirklich dieser Jeff Miller. Daddy, euer neuer Maskenbildner Alex hat aus mir einen völlig anderen Menschen gemacht! Aber ich habe Angst, dass meine Tarnung auffliegt. Was ist, wenn die Klassenkameraden etwas merken oder wenn Jeff plötzlich auftaucht?»

Bill schüttelte den Kopf.

«Das wird nicht passieren, denn wir haben ihn für zwei Tage aus dem Verkehr gezogen. Und was die Klassenkameraden angeht: Du musst Jeffs Rolle nur überzeugend spielen, dann merkt keiner etwas.»

«Ja, ich weiß – immer abseits von der Gruppe halten. Und ich flüstere oder krächze nur, so als ob ich erkältet bin, damit ich mich nicht durch meine Stimme oder meinen amerikanischen Akzent verrate.»

Der Junge klang unsicher, und Bill legte die Hand auf den Arm seines Sohnes.

«Joe, wenn du dir nicht absolut sicher bist, dass du das für mich machen willst, dann sag es mir bitte gleich! Dann blasen wir die Mission ab.»

Joe schüttelte den Kopf.

«Ich ziehe das jetzt durch. Und ich werde husten, ins Taschentuch rotzen und niesen – dann werden alle einen großen Bogen um mich machen, weil sie sich ja nicht anstecken wollen.»

Bill schaute ihn ernst an.

«Aber bitte versprich mir eins: Wenn es Komplikationen gibt, musst du sofort abbrechen! Versprochen?»

«Ja, versprochen! Ich werde nicht den Helden spielen.»

«Sitzen die Kontaktlinsen richtig?», fragte Karl dazwischen, der ebenfalls für Bills Geheimdienst arbeitete und mit den Blauen Tigern schon so manches Abenteuer erlebt hatte.

«Ich glaube schon!»

Karl hielt Joe ein Foto direkt vor seine Nase.

«Was siehst du – oder besser gesagt: Was liest du?»

Joe betrachtete das Foto und erkannte eine fürs bloße Auge unsichtbare, ins Bild eingearbeitete Schrift, die nur mit Hilfe seiner speziellen Kontaktlinsen erkennbar war.

«Die illegalen Aktivitäten von Caletti Industries …», las er vor.

Bill unterbrach ihn: «Ja, die Kontaktlinsen sitzen gut! Nach dem gleichen Prinzip hat Caletti eine geheime Karte in eines seiner Gemälde eingearbeitet. Aber denk dran, du hast nur ganz wenig Zeit, dir die Karte samt Texten einzuprägen! Denn du kannst nicht über einen längeren Zeitraum dieses Porträt von Abraham Lincoln anstarren. Das würde auffallen.»

«Warum kann ich nicht einfach eine unauffällige Kamera mitnehmen und das Gemälde abfotografieren?»

Bill runzelte die Stirn.

«Erstens bräuchtest du dafür eine Spezialkamera. Und zweitens kann man in dieses Gebäude keine elektrischen Geräte hineinschmuggeln. Caletti Industries hat die modernsten Aufspürgeräte. Glaub mir, die würden dich gar nicht erst reinlassen. Nein, für diesen Auftrag brauchen wir ein fotografisches Gedächtnis. Das ist unsere einzige Chance.»

Bill hatte eigentlich beschlossen, Joe grundsätzlich aus seinem Geheimdienstgeschäft herauszuhalten. Doch jetzt war der Augenblick gekommen, in dem er diese Regel brach, weil er genau dieses fotografische Gedächtnis von Joe dringend brauchte. Aber er hatte ein ganz schlechtes Gewissen dabei. Joes Mutter durfte auf keinen Fall davon erfahren.

Joe unterbrach Bill in seinen Gedanken: «Aber eins verstehe ich immer noch nicht: Wieso lässt Caletti Industries überhaupt eine Schulklasse in ihr Gebäude? Und warum lässt dieser Caletti geheime Informationen in ein Abraham-Lincoln-Bild einarbeiten? Wenn die wirklich Dreck am Stecken haben, wie ihr sagt, dann ist beides ziemlich leichtsinnig!»

Darauf antwortete Karl: «Dogano Caletti hat Dreck am Stecken – da sind Bill und ich uns einig. Aber seine Firma ist erstklassig und hat in England einen hervorragenden Ruf. Wie andere Firmen auch bemüht sich Caletti Industries ganz gezielt um begabte Schüler und Studenten. Ein Sprichwort sagt: Die Jugendlichen von heute sind die Mitarbeiter von morgen. Durch die Einladung dieser Eliteklasse knüpfen sie erste Kontakte. Und was die geheime Karte im Lincoln-Bild angeht: Der Firmenchef, Dogano Caletti, ist ein angefressener Kunstliebhaber und darüber hinaus selber Künstler. Dass er in eines seiner selbst entworfenen Kunstwerke geheime Informationen einarbeitet, ist totale Spinnerei – ein Risiko –, aber so etwas passt total zu ihm.»

Joe musste grinsen. Und genau diese Spinnerei würde Dogano Caletti jetzt zum Verhängnis werden – er selber würde dafür sorgen.

Joe ahnte in diesem Augenblick nicht, was ihm bei Global Caletti Industries alles bevorstand …

«Da ist ja endlich der Streber!», spöttelte ein rothaariger Junge, als Joe zur Gruppe trat, die vor dem Eingang von Global Caletti Industries bereits auf ihn wartete. «Bei deinen Schulnoten wirst du wohl jede Minute zum Lernen ausnutzen!»

Ein waschechter Ire, schoss es Joe durch den Kopf. Joe ließ ihn links liegen und stellte sich direkt vor die Eingangstür.

Ein dunkelhäutiges Mädchen mit hübschen tiefbraunen Augen verteidigte Joe, oder besser gesagt Jeff Miller, dessen Rolle Joe ja einnahm: «Du bist ja nur neidisch auf Jeff!»

Und ein anderes Mädchen, eine Blondine, schloss sich ihr an: «Ja, lass Jeff in Ruhe! Er hat dir nichts getan.»

Glücklicherweise interessierte sich sonst niemand für ihn. Auch die beiden Mädchen und der Rothaarige wandten sich schnell wieder von Joe ab. Es stimmte also, dass Jeff Miller ein absoluter Außenseiter in der Klasse war.

Joe kehrte den anderen den Rücken zu. Er dachte an seine Freunde, die Blauen Tiger, die genau in diesem Augenblick in Düsseldorf ihr wöchentliches Treffen abhielten. Viel lieber wäre er jetzt mit ihnen zusammen gewesen als mit dieser fremden Klasse.

Joe schaute durch die Glasscheiben in den Eingangsbereich des Gebäudes, um sich schon einmal darauf vorzubereiten, was ihn dort erwartete. Dass Global Caletti Industries keine normale Firma war, wurde schon dadurch deutlich, dass das Sicherheitspersonal die modernsten Kommunikationsgeräte besaß. Alle trugen schusssichere Westen und waren ausgestattet mit Waffen der neuesten Generation. Außerdem erkannte Joe zwei Sicherheitsschleusen, durch die man anscheinend hindurchmusste, um ins Gebäude zu gelangen.

Endlich war es so weit. Ein Security-Mann trat heraus und winkte der Klasse zu, dass sie eintreten durften. Joe ließ anderen Schülern den Vortritt. Ein Schüler nach dem anderen betrat die erste kugelförmige Schleuse und musste darin für einen Augenblick stillstehen, bis die gegenüberliegende Glastür geöffnet wurde, die in die zweite Schleuse führte. Aber warum waren zwei Schleusen nötig? Und was wurde in der ersten, kleineren Schleuse überprüft?

Als Joe an der Reihe war, bemerkte er mit Erschrecken, dass eine Kamera auf ihn gerichtet war.

Und er wusste auch, warum:

Hilfe! Die machen einen biometrischen Abgleich mit dem Foto, das sie von meinem Doppelgänger haben. Jetzt wird sich zeigen, wie gut meine Maske wirklich ist!

Der kontrollierende Sicherheitsmann schaute wie gebannt auf einen Monitor, in dem das Ergebnis der Überprüfung eingeblendet wurde. Er blickte auf Joe, dann wieder auf den Monitor, dann wieder auf Joe – er schien zu zögern.

Joe begann zu schwitzen. Er wusste zwar, dass Alex – neben der Freundin seines Vaters der zweite Maskenspezialist beim SME – gute Arbeit geleistet hatte und dass sein Gesicht dem von Jeff Miller sehr ähnlich war – aber eben nur ähnlich. Die beiden Jungen waren ja nicht identisch. Hoffentlich reichte diese Ähnlichkeit für eine biometrische Überprüfung aus!

Der Security-Mann griff zu seinem Kommunikationsgerät und sprach hinein. Joe konnte nicht hören, was er sagte. Während der Mann sprach, schüttelte er den Kopf und deutete mit seinem Finger auf den Monitor. Die Schüler hinter Joe wurden ungeduldig und zeigten auf ihre Armbanduhren. Aber der Security-Mann ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Joe wurde mulmig zumute. Was war los? War er enttarnt worden? Was geschah hier? Das bange Warten wurde unerträglich.

Ein zweiter Security-Mann kam hinzu. Beide schauten immer wieder auf den Monitor und diskutierten miteinander. Joe rechnete bereits mit dem Schlimmsten, doch plötzlich betätigte einer der beiden Männer einen Schalter, die Schleusentür öffnete sich und Joe wurde durchgewinkt. Erleichtert atmete er auf. Dennoch: Er musste vorsichtig sein. Die biometrische Überprüfung hätte ihn beinahe auffliegen lassen.

Einer nach dem anderen musste jetzt eine weitere Schleuse passieren, in der ein Komplett-Scan durchgeführt wurde. Die Sicherheitsleute stellten dabei insgesamt acht Smartphones und zwei Kameras sicher. Joe hatte nichts dergleichen dabei und gelangte auch durch die zweite Schleuse. Geschafft!

Im Eingangsbereich wurde die Gruppe nun von einer noch sehr jungen und auffallend hübschen Mitarbeiterin in Empfang genommen, die sich als Nadine vorstellte. Joe schätzte sie auf höchstens fünfzehn Jahre. Sie war also in seinem Alter. War sie eine Praktikantin?

Nadine gab ihnen lächelnd ein paar Verhaltensregeln mit auf den Weg, die während des Aufenthalts bei Global Caletti Industries zu beachten waren.

«… bitte bleibt während der gesamten Zeit zusammen und haltet euch nur in den Bereichen und Räumen auf, bei denen das Sicherheitssignal über der Tür auf Grün steht. Alle Räume in diesem Gebäude sind mit modernsten Geräten gesichert. Wer einen Raum ohne grünes Sicherheitssignal betritt, löst dadurch einen Alarm aus und darf nicht länger bei der Führung dabei sein … der fliegt also raus, nur dass das von vornherein klar ist!»

Als sie nach mehreren Minuten mit der Einweisung fertig war, blinzelte sie mit ihren ausdrucksvollen blauen Augen zu Joe hinüber und lächelte dabei verschmitzt, so als ob sie ihn gut kennen würde. Und zu Joes Entsetzen formte sie ihre Lippen zu einem Kuss, den sie zu ihm herübersandte.

Was war das denn?! Nadine schien seinen Doppelgänger wohl sehr gut zu kennen! Vielleicht sogar mehr als das …

Geistesgegenwärtig lächelte er freundlich zurück, reagierte aber sonst nicht – immerhin spielte er ja Jeff Miller, der jeden Kontakt scheute.

Aber Nadine kam auf ihn zu, zwickte ihm unauffällig in den Oberschenkel und flüsterte ihm im Vorbeigehen zu: «Wir gehen gleich ins Büro meines Vaters. Er will dich unbedingt sehen.»

Nanu! Was wurde denn hier gespielt?

Joe konnte sich keinen Reim darauf machen, reagierte aber mit krächzender Stimme ziemlich schlagfertig:

«Okay, aber ich bin sehr erkältet und ziemlich schlecht drauf.»

Dann wandte er sich schnell von Nadine ab, imitierte einen Hustenanfall und nieste ein paar Mal kräftig.

Nadine hielt sich erschrocken die Hand vor die Nase und flüsterte: «Schatz, du bist ja total erkältet. Steck mich bloß nicht an! Ich muss mal schnell in die Spiegelreflexzone. Bis gleich!»

Dann verschwand sie in einer Seitentür, glücklicherweise.

Joe wusste, dass mit Spiegelreflexzone das Badezimmer oder besser die Toilette gemeint war. Aber was hatte sie da gerade eben gesagt? Schatz!?! Das wurde ja immer besser!

Doch bevor Joe über die Bedeutung von Nadines Worten richtig nachdenken konnte, kam eine Klassenkameradin auf ihn zu und flüsterte: «Wow! Und ich dachte, du bist schüchtern. Aber anscheinend hast du die volle Aufmerksamkeit von Mr. Calettis Tochter. Läuft da etwas zwischen euch beiden?»

Das wusste er selber nicht – wie auch? Joe wollte sich auf keinen Fall auf irgendwelche Gespräche einlassen. Deshalb tat er so, als ob er antworten wollte, hustete aber stattdessen kräftig und nieste der Schülerin dreist ins Gesicht, mit dem gewünschten Erfolg.

Sie ließ von ihm ab und flüchtete.

Auch wenn er sich geschickt aus der Affäre gezogen hatte, war Joe überrascht. Anscheinend hatte sein Doppelgänger Geheimnisse, die der SME nicht herausgefunden hatte und die ihn jetzt in eine ziemlich heikle Lage bringen konnten.

Wie es aussah, war Nadine die Tochter des Firmenchefs. Und so, wie sie mit ihm gesprochen hatte, lief wohl tatsächlich etwas zwischen diesem Jeff und ihr. Schatz hatte sie ihn genannt. Das konnte ja heiter werden …

Kopfzerbrechen bereitete ihm auch die Tatsache, dass Dogano Caletti ihn sehen wollte. Was wollte der Firmenchef von ihm? Joe fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Haut. Ein persönliches Treffen mit dem Firmenchef war ziemlich riskant. Wenn dieses Gespräch zustande kam, dann lief er Gefahr, enttarnt zu werden.

«Wenn es Komplikationen gibt, musst du sofort abbrechen», hatte Bill ihm eingeschärft.

Waren das Komplikationen? Sollte er die Sache hier und jetzt abbrechen, ohne seinen Auftrag zu erledigen? Jetzt war es noch sehr gut möglich, spontan abzuhauen. Er musste nur einen Security-Mann aufsuchen. Niemand würde es ihm übelnehmen, wenn er jetzt aufgrund einer (vorgetäuschten) Erkältung das Gebäude verlassen würde, um sich daheim ins Bett zu legen. Keiner würde misstrauisch werden …

Nein! Das waren noch keine echten Komplikationen! Das zumindest redete Joe sich ein. Und so leicht wollte er sich nicht unterkriegen lassen. Er würde einfach bei der Klasse bleiben, sich im Ausstellungsraum das Bild von Abraham Lincoln anschauen und sich die Karte mit den dazugehörigen Texten einprägen. Sobald die Karte in seinem Kopf war, würde er sich absetzen und das Gebäude verlassen, und zwar unter dem Vorwand, dass ihm übel sei und er dringend ins Bett müsse. So etwas war auch hinterher noch möglich. Ein Gespräch mit Caletti würde er auf diese Weise vermeiden können …

Bill bekam auf seinem Smartphone in kurzen Abständen zwei Nachrichten:

Basel spielt Verstecken

Und die zweite Nachricht lautete:

In London regnet es! Dringend Regenschirm aufspannen!

Bill wurde kreidebleich, so dass Karl ihn erschreckt anschaute.

«Was ist los?»

«Da sind zwei Schocknachrichten, die ich erst einmal verdauen muss.»

Karl schaute aufs Display von Bills Smartphone und schluckte.

«Heißt das, dass sie Jasmina geschnappt haben?»

«Korrekt – und die zweite Nachricht betrifft direkt unsere Operation hier in London: Joe ist in höchster Gefahr und muss dringend das Gebäude verlassen. Aber es betrifft nicht nur Joe, sondern noch jemand anderen!»

«Wen meinst du damit?»

«Mich, Karl! Caletti hat Jasmina entführen lassen. Und jetzt will er auch mir an den Kragen!»

«Wie will er das anstellen?»

«Durch ein ganz fieses Komplott, das er zusammen mit der Geheimorganisation Madusis gegen mich geschmiedet hat. Sie haben Beweise gefälscht und wollen dafür sorgen, dass ich wegen Hochverrat verhaftet werde. Jasmina hat das herausgefunden.»

«Bill, das ist doch lächerlich! Was wollen sie dir denn anhängen?»

«Man wirft mir vor, ich hätte Staatsgeheimnisse an einen feindlichen Geheimdienst verkauft. Sie haben bisher gezögert, gegen mich vorzugehen. Aber jetzt ist es so weit! Der Secret Service und die britische Polizei haben soeben von ganz oben den Einsatzbefehl bekommen. Ich bin auf der Abschussliste. Man will mich verhaften. Und jetzt muss ich irgendwie meine Unschuld beweisen, sonst bin ich den Rest meines Lebens auf der Flucht. Ansonsten weißt du ja, welche Strafe bei uns auf Hochverrat steht …»

«Guantánamo?», fragte Karl entsetzt.

«Nein, noch schlimmer! Und der Schlüssel für den Beweis meiner Unschuld ist Dogano Caletti.»

Kapitel 2Nachricht von «Lili 3»

Düsseldorf – Hauptquartier der Blauen Tiger

Die Blauen Tiger standen um Julia herum, die ihnen gerade beibrachte, wie man eine leckere Schoko-Butterkeks-Torte mit dem interessanten Namen Kalter Hund – auch Kalte Schnauze genannt – herstellte:

«… und jetzt, während das Kokosfett auf dem Herd im Topf schmilzt, müssen wir nur noch das Eigelb vom Eiweiß trennen. Dirk, du machst den Anfang!»

Dirk nahm sich ein Ei, schlug es an der Tischkante auf, mit dem Ergebnis, dass sich der ganze Inhalt von dem Ei über die Tischkante ergoss und prompt auf den Fußboden kleckerte.

Alexander schob ihn beiseite.

«Operation gelungen, Patient tot! Lass mal die Profis ran!»

Während Dirk mit einem Tuch den Boden wieder sauberwischte, schnappten sich beim Stichwort Profi alle anderen sofort ein Ei und versuchten, es besser zu machen. Dirk zog sich beleidigt zurück.

Bei den Jungs tat sich allerdings nur Sam als echter Profi hervor, der die von Julia gestellte Aufgabe sogar in Rekordzeit bewältigte und sich sofort ein zweites Ei schnappte. Dagegen bewiesen die Mädchen ausnahmslos das nötige Fingerspitzengefühl und trennten ohne Probleme Eiweiß vom Eigelb.

Ayana und Gina fassten den Erfolg der Mädchen in einem Wort zusammen:

«Yeah!»

Beide waren ganz überraschend beim wöchentlichen Treffen der Blauen Tiger an einem ganz normalen Schul-Mittwoch aufgetaucht. Aber keine der beiden hatte auf die stürmischen Nachfragen der anderen hin verraten, wie das möglich war. Ayana, die hübsche Äthiopierin – sie wohnte bei ihren Eltern in Südfrankreich –, hatte nur geheimnisvoll mit ihren bezaubernden braunen Augen geblinzelt und gezwitschert:

«Später!»

Gina wohnte eigentlich in München und hatte sich nach ihrem kuriosen Aufeinandertreffen mit Sam im letzten Sommer den Blauen Tigern angeschlossen. Hauptsächlich, weil sie in Sam verliebt war – und er natürlich in sie. Aber auch Gina hatte ihren neuen Freunden noch nicht den Grund ihrer Anwesenheit verraten. Und so waren alle gespannt, was die beiden zu berichten hatten.

Alle waren so sehr mit den Eiern beschäftigt, dass niemand auf den Topf mit dem Kokosfett achtete.

Plötzlich ertönte hinter ihnen ein lauter Urschrei von Dirk:

«HIIILFEEE! Es breeeennt!!!»

Alle drehten sich zum Herd um, auf dem der große Topf mit dem Kokosfett stand – und tatsächlich! Das Fett im Topf hatte Feuer gefangen und brannte jetzt lichterloh. Ein wildes Geschrei entstand.

Nick, Benny, Alexander und Theo stoben sofort auseinander, um Löschwerkzeug zu organisieren, wie sie sagten.

«Abstand halten!», warnte Sam.

Julia schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen, und Ayana jammerte laut:

«Wo sind Dieter und Christina? Warum sind die nie da, wenn man sie mal braucht?»

Klaus beobachtete die sich ausbreitende Panik. Als Einziger bewahrte er die Ruhe, schnappte sich den Deckel und verschloss damit den brennenden Topf. Binnen weniger Sekunden erstickte die Flamme, und das Feuer war gelöscht. Dann schaltete er die Herdplatte aus und schob den Topf vorsichtig auf eine kalte Herdplatte.

Bevor irgendjemand Beifall spenden konnte, kamen bereits Theo, Alexander, Nick, Benny und Dirk mit großem Geschrei angestürmt, jeder einen Eimer mit Wasser in der Hand – die Eimer hatten sie im Fischteich, der sich neben dem Haus befand, gefüllt –, und schütteten das Wasser unkontrolliert und ohne zu überlegen Richtung Herd. Dabei trafen sie zwar nicht den Herd, dafür aber Klaus, Sam und Gina mit voller Wucht.

Isabel, Julia und Ayana hatten das Unheil kommen gesehen und gerade rechtzeitig zur Seite springen können.

«Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiih! Seid ihr wahnsinnig geworden?!»

Klaus, der die Hauptladung an Wasser abbekommen hatte, stand da wie ein begossener Pudel und ließ sofort ein Feuerwerk an Schimpfworten los, das an dieser Stelle lieber nicht wiederholt wird. Gina und Sam taten es ihm gleich. Ein wildes Geschrei setzte ein.

In diesem Augenblick kamen Dieter, der Gruppenleiter der Blauen Tiger, und seine Verlobte Christina zur Tür herein. Entsetzt schauten sie auf das Chaos in der Küche und auf die Horde Blauer Tiger, bei denen mittlerweile die Fetzen flogen. Nicht nur, dass alles nass war, Klaus, Sam und Gina inklusive. Nein, in der ganzen Küche stand Qualm, der Feuermelder piepste in einem schrillen Ton, ein Topf auf dem Herd war schwarz – und zu allem Übel zappelte noch ein Fisch am Boden herum, den einer der Jungs versehentlich aus dem Teich mit hereingeschleppt hatte.

Dieter unterbrach das Getümmel: «Sofort aufhören!!! … Was ist hier los?»

Wie auf Kommando hielten alle inne. Da sich jeder angesprochen fühlte, versuchten alle gleichzeitig, Dieter und Christina die Sache zu erklären.

Dieter musste sie erneut unterbrechen: «Ruhe!»

Dann wandte er sich an Alexander: «Fang mal den zappelnden Fisch da auf dem Boden ein und bring ihn zurück ins Wasser!»

Der schnappte sich den Fisch, warf ihn in einen Eimer und brachte die arme Kreatur zurück in den Teich.

«So, und jetzt erzählt ihr mir mal, was passiert ist, und zwar einer nach dem anderen. Julia, du zuerst.»

«Wir waren gerade dabei, eine Kalte Schnauze, also eine Schoko-Butterkeks-Torte, zu backen. Leider haben wir das Kokosfett auf dem Herd vergessen, das dann auch gleich Feuer gefangen hat.»

«Richtig!», unterbrach Benny sie selbstbewusst, «und wir haben das Feuer mit ein paar Eimern Wasser gelöscht.»

Isabel schlug sich an den Kopf:

«Ihr seid doch die totalen Intelligenzallergiker! Nur Stroh in der Birne!»

Ayana schloss sich ihr an: «Genau! Und das hätte beinahe ebenfalls Feuer gefangen!»

Die Angesprochenen wollten widersprechen, doch Sam kam ihnen zuvor:

«Isabel und Ayana haben ausnahmsweise mal recht. Erstens hat Klaus das Feuer gelöscht, indem er es mit dem Topfdeckel erstickt hat; und zweitens hat er damit wohl eine Katastrophe verhindert, die ihr mit dem Wasser angerichtet hättet.»

Nick widersprach: «Quatsch! Wasser funktioniert immer! Man muss nur genügend draufschütten.»

Christina schüttelte vehement den Kopf.

«Bloß nicht! Brennendes Fett oder Öl darf man nie mit Wasser löschen! Sonst gibt es einen ganz großen Knall. Unser Dieter hat da als Kind schon mal seine eigenen Erfahrungen gesammelt. Stimmt's, Dieter?»

Dieter musste grinsen.

«Stimmt. Als ich elf war, da ist mir das Gleiche passiert wie euch heute. Ich habe damals auch so eine leckere Schoko-Butterkeks-Torte backen wollen. Und genau wie bei euch fing das Kokosfett Feuer. Sofort schnappte ich mir einen Becher Wasser und schüttete es in den brennenden Topf. Und wisst ihr, was passierte?»

Alle starrten gebannt Dieter an, der fortfuhr: «Als das Wasser auf das brennende Fett traf, explodierte das Ganze mit voller Wucht. Mit dem Ergebnis, dass das Feuer die ganze Küche abgefackelt hat. Ich selber muss irgendwie einen Schutzengel bei mir gehabt haben, denn mir ist so gut wie nichts passiert. Aber der Sachschaden ging in die Tausende – zum Glück waren meine Eltern versichert. Ihr könnt Klaus also wirklich dankbar sein, dass er uns heute mit seiner Heldentat vor so einer Katastrophe bewahrt hat.»

Klaus rieb sich immer noch das Wasser aus dem Gesicht.

«Ja, und diese Heldentat habt ihr ja dann auch gleich feucht-fröhlich mit ein paar Eimern Wasser gefeiert! Igitt, also ich ziehe mich erst mal um. Zum Glück habe ich meine Turnsachen dabei. Überlegt euch in der Zwischenzeit schon mal etwas gegen meine schlechte Laune.»

Während sich Klaus, Sam und Gina umzogen, räumte der Rest der Gruppe auf. Julia, Isabel und Christina kümmerten sich darum, dass die Schoko-Keks-Torte fertig wurde, nachdem sie erleichtert festgestellt hatten, dass noch genügend Kokosfett im Kühlschrank vorhanden war.

Eine halbe Stunde später saßen alle gemeinsam im Kreis. Und auch die schlechte Laune von Klaus war schnell verflogen, als ihm Julia schon einmal vorab einen eiskalten Teller mit einer großen Scheibe Schoko-Keks-Torte in die Hand drückte:

«Dieses Stück habe ich extra für dich im Gefrierfach bei minus achtzehn Grad gekühlt.»

Klaus strahlte: «Hmm! Lecker! Danke, Julia!»

Die fuhr fort: «Der Rest der Torte muss noch mindestens eine Stunde im Kühlschrank bleiben. Dann können wir die Kalte Schnauze kurz vor dem Nach-Hause-Gehen noch gemeinsam genießen.»

Jetzt eröffneten Ayana und Gina ihren Freunden, warum sie an einem ganz normalen Mittwochnachmittag beim Treffen der Blauen Tiger dabei sein konnten. Ayana machte den Anfang:

«Leute, ihr habt mich ja gefragt, warum ich jetzt hier bin und nicht in Südfrankreich. Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen. Meine Schule in Béziers hat mir aufgrund meiner guten Leistungen ein Auslandsjahr genehmigt, das ich in Deutschland verbringen möchte.»

Sofort wurde sie von Alexander unterbrochen.

«Was? Hast du jetzt ein Jahr Ferien? Einfach so?»

Ayana schüttelte den Kopf.

«Nein, ich habe natürlich keine Ferien, sondern werde für ein Jahr Isabels Schule in Düsseldorf besuchen. Während dieser Zeit wohne ich bei der Familie Dietrich und kann jeden Mittwoch bei euch dabei sein. Ist das nicht toll?»

Die Gruppe klatschte begeistert Beifall.

«Voll Atze! Willkommen im Club!»

Dann schauten alle erwartungsvoll zu Gina hinüber.

«Jetzt du!»

Gina holte tief Luft.

«Na gut. Auch bei mir gibt es Neuigkeiten. Aber erst einmal möchte ich euch sagen, dass ich es toll finde, dass wir uns letzten Sommer kennen gelernt haben und dass ihr mich sofort in eure Gruppe aufgenommen habt. Ehrlich, ich hatte noch nie so gute Freunde wie euch. Und jetzt stellt euch vor: Meine Eltern und ich sind letzte Woche nach Düsseldorf gezogen. Wie sieht's aus: Darf ich wohl ganz zu euch dazugehören?»