Josh & Emma - Soundtrack einer Liebe - Sina Müller - E-Book
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Josh & Emma - Soundtrack einer Liebe E-Book

Sina Müller

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Beschreibung

Liebe hat zwei Seiten. Sie ist wunderschön – aber sie kann verdammt weh tun. Das muss auch Emma feststellen, als sie Joshua auf einer Party kennenlernt und sich in ihn verliebt. Denn er ist einer der angesagtesten Nachwuchs-Popstars und das bringt neben den Schmetterlingen im Bauch leider auch seine ganz eigenen Probleme mit sich. Blitzlichtgewitter, kreischende Mädchen, Konzerte und dann sind da noch diese ständigen Termine zu den unpassendsten Zeiten. Dabei hat Emma eigentlich genug mit sich selbst zu tun. Das Abi steht an und das geplante Studium wird sie unweigerlich in eine andere Stadt führen. Gelingt es den beiden, trotz aller Hindernisse einen Weg für ihre Liebe zu finden? Der erste Teil der Josh & Emma Reihe!

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Kurzbeschreibung:

Liebe hat zwei Seiten. Sie ist wunderschön – aber sie kann verdammt weh tun. Das muss auch Emma feststellen, als sie Joshua auf einer Party kennenlernt und sich in ihn verliebt. Denn er ist einer der angesagtesten Nachwuchs-Popstars und das bringt neben den Schmetterlingen im Bauch leider auch seine ganz eigenen Probleme mit sich. Blitzlichtgewitter, kreischende Mädchen, Konzerte und dann sind da noch diese ständigen Termine zu den unpassendsten Zeiten.

Dabei hat Emma eigentlich genug mit sich selbst zu tun. Das Abi steht an und das geplante Studium wird sie unweigerlich in eine andere Stadt führen.

Gelingt es den beiden, trotz aller Hindernisse einen Weg für ihre Liebe zu finden?

Sina Müller

Josh & Emma

Soundtrack einer Liebe

Roman

Edel Elements

Edel Elements

Ein Verlag der Edel Germany GmbH

© 2020 Edel Germany GmbHNeumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2020 by Sina Müller

Korrektorat: Tatjana Weichel

Covergestaltung: Maire Wölk, Wolkenart.

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-96215-367-0

www.instagram.com

www.facebook.com

www.edelelements.de

Inhalt

Prolog

Nur ein Blick

Gemischte Gefühle

Ein Stern fällt vom Himmel

Falsche Vorstellungen

Noch nicht so weit

Lasst mich doch alle in Ruhe

Kino

Amblish

Eine andere Welt

Marc & Lisa

Von Träumen und Plänen

Gedanken

Abi – eine harte Zeit

Das erste Konzert

Danach

Meine Realität

Neue Stars am Rock-Himmel: Amblish kein Geheimtipp mehr

Eifersucht

Zeit

Nicht gut genug

Entscheidung

Manchmal

Italien

Überraschungen

Five

Veränderungen

Funkstille

Endlich Klarheit

Von Sternen und Stars

Das Donnerwetter

Abiball

Ein Zelt ist ein Zelt

Showtime

Epilog

Prolog

Alle reden von der großen Liebe, und wie wunderschön sie ist. Jeder Blick lässt die Welt wanken, jede Berührung bringt das Blut zum Kochen. Die Momente der Zweisamkeit, in denen alles andere unwichtig wird, sind mit nichts zu vergleichen. Sie sind der Himmel, das Paradies auf Erden und machen den Abstieg in die einsame Hölle noch unerträglicher. Denn was man zu gerne vergisst: Liebe hat zwei Seiten.

Liebe ist grausam. Nichts bereitet einen auf die unerträglichen Schmerzen vor, die man erfährt, wenn man liebt. Und trotzdem: Niemand möchte freiwillig auf die Liebe verzichten.

Nur ein Blick

Entkräftet ließ ich mich auf die gelbe Bouldermatte plumpsen. Meine Hände schmerzten, die Knie zitterten, aber ich war glücklich. Ein breites Grinsen stahl sich auf mein viel zu blasses Gesicht. Seit Wochen hatte ich nichts anderes getan, als mich auf das Abi vorzubereiten. Ich hatte gelernt. Zu jeder Tages- und Nachtzeit und darüber alles andere vergessen.

Aber heute war Felix’ Geburtstag, und zur Feier des Tages hatte ich meinem kleinen Bruder einen Mittag in der Boulderhalle geschenkt. Früher hatte ich mehr Zeit für ihn gehabt und, abgesehen von den üblichen Streitereien, auch jede Minute davon genossen. Wir waren sechs Jahre auseinander, und als er geboren wurde, kam ich gerade in die Grundschule. Da meine Mom viel zu früh wieder arbeiten ging, hatte ich es mir als große Schwester zur Aufgabe gemacht, ihn zu verwöhnen, wann immer es eine Gelegenheit dazu gab. Das hatte ich auch getan, bis die Schule einen Großteil meiner Zeit aufgefressen hatte. Ich wusste, wie sehr er mich vermisste. Und wie gerne er kletterte.

»Hey Großer, wenn du so weitermachst, ziehst du mich bald an der großen Wand ab.« Ich klopfte ihm auf die Schulter, Stolz machte sich in mir breit. Aus meinem kleinen Bruder war ein ansehnlicher Kerl geworden. Er hatte dieselben grünen Augen und die gleichen braunen, widerspenstigen Haare wie ich. Nur dass er mit seinem sonnengebräunten Teint wesentlich gesünder und damit deutlich attraktiver aussah. Nun war er zwölf, an der Grenze zur Pubertät, und es dauerte sicherlich nicht mehr lange, bis er von seiner großen Schwester nichts mehr wissen wollte.

»Tja, dann musst du halt mehr trainieren. Wenn du nämlich so weitermachst, kriegst du irgendwann einen fetten Arsch.« Er grinste frech und hob abwehrend die Hände hoch. Aber noch war ich schneller als er, und bevor er abhauen konnte, hatte ich mich auf ihn geworfen und kitzelte ihn durch, bis sein Lachen in ein flehendes Bitten überging. Ich wischte mir die Lachtränen aus den Augen und versuchte zu Atem zu kommen. Mein Blick huschte zur großen weißen Uhr, die über dem Eingang der Halle hing.

»Mist, ich muss los«, stöhnte ich und versuchte, mich auf der weichen Matte hochzurappeln. Meine Oberschenkel brannten, aber die Bewegung hatte verdammt gutgetan. Ich sollte wieder öfter klettern. Doch seit die Sache mit Kevin in die Brüche gegangen war, fehlte mir ein Kletterpartner.

»Och nö, jetzt schon? Ich dachte, wir gehen noch zum goldenen M!« Enttäuschung spiegelte sich in Felix’ Gesicht, und für einen winzigen Moment sah ich das Kind in ihm, das nicht bekam, was es wollte. Ich lächelte und legte den Kopf schief.

»Sorry, ich habe Liv versprochen, sie mit zu Lukas’ Party zu nehmen.« Liv war meine beste Freundin, Partynudel und Superhirn in einem. Eigentlich hieß sie Olivia. Aber der Name war ihr zu altmodisch und konventionell. Tatsächlich hatte sie mehr Ähnlichkeit mit Liv Tyler, der Elbenkönigin aus Herr der Ringe als mit Olive, dem kleinen pummeligen Mädchen aus Little Miss Sunshine – wobei ... lustig war sie schon auch.

»Lukas gibt eine Party?«, fragte er aufgeregt, seine Augen leuchteten. »Darf ich mit?« Mein Bruder hatte schon immer einen Faible für den Großkotz gehabt, ganz im Gegensatz zu mir. Lukas und meine Eltern waren eng befreundet, und so blieb mir früher gar nichts anderes übrig, als die Bissattacken und Einbuddelversuche von Lukas zu überstehen. Später hatte ich, wann immer es ging, einen großen Bogen um ihn gemacht. Bis jetzt, denn Liv hatte ein Auge auf ihn geworfen.

»Dafür, mein Süßer, bist du definitiv noch zu klein.« Ich zwinkerte ihn an und rannte zur Umkleide, bevor er protestieren konnte.

Ich verschob das Duschen auf später und spekulierte darauf, dass mich Liv aufhübschen würde. Sie hatte ein Händchen dafür, und da ich mangels frischer Luft und Sonne verboten aussah, hatte ich es auch bitter nötig, mich in professionelle Hände zu begeben.

Eilig packte ich das Chalkbag in die Trainingstasche und stopfte meine Klamotten dazu. In magnesiumgebleichten Trainingssachen stürmte ich aus der Tür. Sekunden, bevor Felix aus der Herrenumkleide kam.

»Erster«, sagte ich und zwinkerte verschmitzt. »Na los, komm.« Ich legte einen Arm um ihn und war erstaunt, wie hart und männlich er sich anfühlte.

»Danke für das coole Geschenk, Emma. Du könntest das noch toppen, wenn du mich zu Lukas reinschmuggelst.« Ich zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf. »Bitte.« Zerknirscht zog ich einen Mundwinkel hoch.

»Sorry, das geht echt nicht. Grünschnäbel müssen leider draußen bleiben.« Ich erntete einen Boxer in die Seite und stöhnte gespielt auf. Verstohlen blickte ich auf die Uhr und schob Felix, bevor er auf sein Fahrrad zusteuern konnte, auf den Eingang seines geliebten Fresstempels zu, der sinnigerweise neben dem Sportstudio lag. Er blickte mich fragend an.

»Ich dachte, du hast keine Zeit?«

»Hab ich auch nicht.« Aber es würde für ein schnelles Menü reichen. Schließlich war heute sein Geburtstag, die Party musste eben warten. Auf Lukas zu treffen, bereitete mir schon jetzt Magenschmerzen. Auf seine großkotzige Art konnte ich getrost verzichten. Aber ich hatte es nun mal Liv in einem Anfall von Schwäche versprochen.

Nachdem sich Felix nach langem Hin und Her für ein Kindermenü entschieden hatte und natürlich nicht zu alt für das Plastikspielzeug war, würgten wir das fettige Junk-Food runter. Die Zeit flog unaufhaltsam vorwärts, und ich wusste, ich konnte es nicht länger hinausschieben. Wir mussten nach Hause, Liv würde in Kürze aufschlagen.

Eine Dusche in rekordverdächtiger Geschwindigkeit später hörte ich schon Livs elfengleiche Stimme zwei Stockwerke tiefer.

»Hi Felix, happy birthday, Cutie.« Ich verdrehte die Augen und ging zum Treppenabsatz. Natürlich wurde sie von meinem kleinen Bruder eskortiert, der sie schmachtend anstarrte.

»Wie, du bist noch nicht fertig?« Liv sah mich vorwurfsvoll an, als sie mich auf dem Treppenabsatz erblickte. »So willst du ja wohl nicht aus dem Haus, oder?«

Von Wollen konnte keine Rede sein. Liv wollte auf die Party. Und ich musste mit.

Sie verzog angewidert das Gesicht. Ein flüchtiger Blick in den Spiegel, und ich musste Liv recht geben, ich sah übel aus. Meine nassen Haare klebten unvorteilhaft an meinem Kopf, und ich wirkte verdammt blass und farblos. Die Sonne hatte ich zum letzten Mal an Weihnachten beim Skifahren gesehen. Seither hatte ich mich hinter meinen Büchern vergraben. Frische Luft atmete ich nur auf dem Schulweg – wenn man die Abgase als ›frische Luft‹ bezeichnen wollte.

Ich kramte in meinem Kleiderschrank nach etwas Brauchbarem und warf einen verstohlenen Blick auf Liv. Sie hatte sich mal wieder rausgeputzt. Meine Boyfriendjeans und der schwarze Hoodie streckten ihre Fasern verführerisch nach mir aus. Aber Livs strengem Blick nach würde ich heute damit nicht durchkommen. Seufzend zog ich ein buntgemustertes Top hervor, das für eine Strandparty besser geeignet gewesen wäre.

Liv übernahm dankbar die Aufgabe, aus dem Biest eine Schöne zu machen. Zumindest gab sie ihr Bestes, um meine Haare zu zähmen, die Augenringe zu beseitigen und meine Augen wenigstens etwas zum Strahlen zu bringen.

»Wenn du ein bisschen was aus dir machen würdest ...«, tadelte sie mich. »Du bist so schön und lässt dich so gehen.« Ich zog eine Grimasse und betrachtete dabei Livs Arbeit verstohlen im Spiegel. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen – zumindest, wenn man nicht erwartete, dass aus einem verbeulten Polo ein strahlender Porsche wurde. Ich ignorierte ihr Kopfschütteln, als ich meine Chucks anzog.

»Los geht’s«, sagte ich betont fröhlich. Bestimmt würde es ein toller Abend werden. Ja, ganz gewiss. Wenn man davon absah, dass mir Dank der Kletterei alles wehtat, ich Menschenmengen nicht sonderlich mochte, den Gastgeber nicht leiden konnte und meine Begleitung den ganzen Abend mit meinem Feindbild Nummer eins rumhängen würde.

Auf dem Weg zu Lukas’ Haus wurde Liv mit jedem Schritt nervöser. So kannte ich sie nicht. Sie konnte jeden haben, und das nutzte sie auch aus. Bei ihren Männergeschichten blickte ich allerdings schon lange nicht mehr durch. Ihr Motto war ›je mehr, desto besser‹. Ich dagegen bevorzugte die konstante Variante: Meine Bilanz konnte nicht einmal eine Handvoll Jungs vorweisen. Dafür hatte meine längste Beziehung ein Dreivierteljahr gehalten.

Kevin. Dieses Kapitel hatte ich vor gut einem Monat beendet. Ich seufzte. Die Sache war ziemlich angespannt. Er wollte noch immer mehr. Und ich konnte und wollte es ihm nicht geben.

Lukas wohnte mit seinen Eltern in einem Bungalow auf der anderen Seite des Schlossberges. Die Flachbauten waren in den siebziger Jahren der letzte Schrei gewesen, und im Grunde waren sie auch ganz hübsch geschnitten. Vor einer halben Ewigkeit hatte ich hier viel Zeit verbringen müssen. Zum Glück waren die Erinnerungen inzwischen verblasst und ich konnte ohne flaues Gefühl im Magen auf die Haustür zusteuern.

Liv atmete tief durch, strich sich die dunklen, seidigen Haare glatt und lächelte mich mit einem Anflug von Nervosität an. Ich nahm ihre Hand und zog sie zur Haustür. Der Bass vibrierte lautstark in meinem Magen, und ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als ich die Menge erblickte. Es war voll. Unglaublich voll. Lukas hatte ganze Arbeit geleistet und die halbe Stadt eingeladen. Großkotz. ›Normal‹ war ein Begriff, der in Lukas’ Wortschatz nicht vorkam. Vielleicht hatten wir deshalb nie eine gemeinsame Basis gefunden.

Liv schob mich weiter. Es hagelte Begrüßungsküsschen von allen Seiten, als wir in das vollgestopfte Wohnzimmer traten.

Was hatte ich hier zu suchen? Solche Mega-Partys waren nicht mein Ding. Ich bevorzugte kleine, familiärere Feiern, bei denen man sich unterhalten konnte und nicht ständig hin und her geschubst wurde. Ich seufzte. Aber jetzt war ich nun mal hier, und er war da drüben. Lukas. Groß, gutaussehend und überheblich wie immer. Er stand mit ein paar Jungs zusammen, feixte herum und lachte. Sicher war das nicht sein erstes Bier, das er da in der Hand hielt.

Ich schob mich an wiegenden Körpern vorbei, die andächtig im Rhythmus eines mir unbekannten Electro-Beats zuckten. Vielleicht konnte ich mich bald aus dem Staub machen, wenn ich die beiden schnell genug miteinander bekanntmachte. Ich sog die abgestandene Luft ein und klopfte Lukas auf die Schulter. Der Beat pochte in meinen Ohren, die Lautstärke schmerzte in meinem Kopf.

Als sich Lukas umdrehte, lachte er mich an. Ich stutzte. Sicher hatte ich diese Geste dem Alkohol zu verdanken, denn er hasste mich mindestens genauso sehr wie ich ihn. Liv drückte meine Hand, während ich Lukas noch immer verdattert anstarrte. Doch sein Blick wanderte schon zu Liv.

»Hey, das ist Liv. Du kennst sie ja sicher ... irgendwie ...« Ich hätte auch ein Gedicht aufsagen können – er beachtete mich nicht und wandte sich Liv zu. Das erste Eis war gebrochen, mein Job erledigt, und somit konnte ich meine beste Freundin wohl den ganzen Abend abschreiben. Na, super. Ich schaute mich um und versuchte, jemanden ausfindig zu machen, den ich kannte und auch mochte. Die Kombination schien allerdings etwas schwierig zu finden zu sein.

Seit ich das letzte Mal hier war, hatte sich einiges verändert. Die dunkle Wohnzimmerschrankwand und das grässliche Cord-Sofa, das ich in Erinnerung hatte, konnte ich nirgends entdecken. Aber es war sowieso zu voll, als dass ich irgendwelche Möbel hätte sehen können.

Plötzlich zuckte ich zusammen, als ich zwei Hände auf meinen Hüften spürte, und drehte mich um. Kevin. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Er beugte sich zu mir, und sein säuerlicher Atem schlug mir entgegen.

»Hey, Kevin!« Genervt streifte ich seine Hände von meinen Hüften und schaute mich weiter um. Vielleicht war ignorieren eine gute Strategie?

»Bist du allein hier?«, fragte Kevin, bemüht, einen normalen Tonfall anzuschlagen. Er strich sich durch die Haare, was er immer tat, wenn er cool wirken wollte. Leider schaffte er es nicht. Ich seufzte.

»Nein, mit Liv«, entgegnete ich betont gelangweilt und nickte zu Liv, die sich noch immer eingehend mit Lukas unterhielt. Kevins braune, leicht getrübte Augen blieben auf mir haften.

»Na, dann. Wir sind da drüben.« Er deutete auf den Wintergarten. »Komm doch rüber. Micha, Flo und Anna sind auch da.« Er lächelte mich an – unschlüssig, ob er auf eine Antwort warten sollte. Ich gab mir einen Ruck, schließlich bemühte er sich, nett zu sein. Und das war momentan alles andere als selbstverständlich.

»Mal sehen. Ich komme später vielleicht rüber, okay?« Ich lächelte ihn für eine Sekunde schwach an, zog aber schnell die Mundwinkel wieder nach unten – nur keine falschen Hoffnungen machen. Für mich war die Unterhaltung beendet, und tatsächlich, Kevin ging wankenden Schrittes davon.

Irgendwann würden wir das in den Griff bekommen müssen, wenn wir im Sommer in den USA klettern wollten. Im jetzigen Stadium unserer (Ex-)Beziehung würde das ansonsten eine Katastrophe werden.

Ich ließ den Blick unmotiviert im Raum schweifen. Bestimmt würde Liv bald erkennen, wie hohl Lukas war. Bis dahin musste ich allein durchhalten.

Die Musik war grausam. Aus den Lautsprechern schrie Shakira Waka Waka, als ob ihr Leben davon abhing. Ich verstand nicht viel von Musik, aber es war mir ein Rätsel, warum alle so einen Wirbel um sie machten. Ich fand nicht mal ihre Stimme schön. Bestimmt fehlte mir nur das Musik-Gen.

Manche hatten eine andere Meinung und versuchten, möglichst nahe an ihren Hüftschwung ranzukommen. Ich verkniff mir ein spöttisches Lächeln und schaute mich weiter um. Neben der Tür stritt sich ein Pärchen. Sie schrie den armen Kerl lauthals an, und er verstand offensichtlich die Welt nicht mehr. Zum Glück lag das hinter mir.

Mein Blick blieb an einem weiteren Paar hängen, das eng umschlungen an die Wand gelehnt stand und sich abwechselnd tief in die Augen schaute und dann rumknutschte. Ich seufzte. Das lag auch hinter mir. Diese Zärtlichkeiten fehlten mir. Es war schön gewesen, jemandem so nahe zu sein – auch wenn es bei mir und Kevin nie so wirklich gekribbelt hatte. Ich drehte mich wieder zu Liv, in der Hoffnung, dass sie sich losreißen würde, doch Fehlanzeige. Sie hing an Lukas’ Lippen und lächelte ihn an. Liv wusste, wie sie die Männer um den Finger wickeln konnte, und es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die beiden knutschen würden. Aber dann konnte ich mit gutem Gewissen von hier verschwinden und meine müden Knochen auf dem Bett ausstrecken.

Ich schaute mich weiter im Wohnzimmer um, als mein Blick unvermittelt hängenblieb. Mein Herzschlag beschleunigte auf zweihundertachtzig, und meine Handflächen kribbelten seltsam. Auf der anderen Seite des Wohnzimmers stand der mit Abstand ungewöhnlichste Mensch zwischen hier und Mittelerde. Ich blinzelte, um eine Fata Morgana auszuschließen, aber er war noch immer da, als ich erneut in seine Richtung blickte. Er war groß, schlank und musste direkt aus Hollywood importiert worden sein. Seine verwuschelten dunklen Haare waren so perfekt gestylt, dass er Stunden damit verbracht haben musste, sie so unabsichtlich frisiert aussehen zu lassen.

Er trug Jeans, einen grau-schwarz gestreiften Hoodie und eine schwarze Lederjacke. Lässig. Leger. Dabei schien er gut angezogen sein zu wollen, ohne übertrieben gestylt zu wirken. Und es war ihm bis in die letzte Faser gelungen. Selbst die Art, wie er locker an der Wand lehnte, hatte etwas Cooles an sich.

Ich schluckte und öffnete den Reißverschluss meiner dünnen Shelljacke. Warum war mir plötzlich so heiß?

Er war von einer Traube schmachtender Mädchen umringt, die mit glänzenden Augen um seine Aufmerksamkeit buhlten. Auch ein paar Jungs blickten neugierig zu ihm. Man konnte es ihnen nicht verübeln. Auch ich war fasziniert von ihm. Bisher hatte ich mich nicht für oberflächlich gehalten, aber sein Anblick raubte mir die Luft.

Er wollte nicht so recht in Lukas’ Wohnzimmer passen. Sein wacher Blick schweifte über die Mädchen, die ihn so offensichtlich anhimmelten. Er schien sich nicht viel aus den vor Bewunderung glühenden Augen zu machen, und das Verhalten der Mädels schien ihn auch nicht zu irritieren. Offensichtlich war er es gewohnt, so offen angestarrt zu werden. Doch auf eine nahezu traurige Art wirkte er unnahbar, fast ein wenig abwesend. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem zarten Lächeln, das so gefühlvoll war, dass ich unweigerlich nach Luft schnappte. Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, begann mein Herz schneller zu schlagen.

Ich musste mich irgendwo festhalten. ›Reiß dich zusammen‹, ermahnte ich mich und zwang mich, die Augen von ihm loszureißen. Aber genau in diesem Augenblick durchzuckte mich ein Blitz, und sein Blick traf mich mitten ins Herz. Es setzte einen Schlag aus, um im nächsten Moment doppelt so schnell weiter zu pochen. In meinem Bauch wütete – ausgelöst von einer Horde flatternder Schmetterlinge – ein Tornado. Für einen winzigen Augenblick stand meine Welt still, und alles, was ich wahrnahm, war er. Seine dunklen Augen, die im Schummerlicht der Party schwarz und sehr intensiv wirkten. Seine verwuschelten dunkelbraunen Haare, die seidig glänzten. Sein sinnlicher Mund, der ein leises Lächeln andeutete.

Ich wollte niemals wieder zurück in die Realität, wollte dieses süße Kribbeln auf immer und ewig in meiner Mitte spüren. Wollte, dass es sich in jeden Millimeter meines Körpers ausbreitete.

Der Bass der Musik drang wie durch eine dicke Nebelwand zu mir. In meinen Augenwinkeln nahm ich Bewegungen wahr. Verschwommen. In Zeitlupe. Ich räusperte mich tonlos und zwang den Blick auf den Boden. Mit voller Wucht landete ich im Hier und Jetzt. Oh Gott – wie peinlich. Seit wann glotzte ich wildfremde Typen an? Wie alt war ich? Zwölf?

Mein Herz schlug noch immer gnadenlos gegen meine Rippen. Ich konzentrierte mich darauf, ihn nicht mehr anzustarren. Unfähig, an irgendetwas zu denken, schaute ich ziellos im Wohnzimmer umher. Aber das Einzige, das ich sah, war sein Gesicht, das mir ständig vor Augen schwebte. Das ebenmäßige Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den vollen Lippen. Seine Augen waren so durchdringend. Dunkel, sanft und voller Leben. Mir wurde schwindelig, und meine Knie gaben wenige Millimeter nach. Wie albern. Wie wunderschön.

Warum war ich beim Flirten nicht genauso souverän wie Liv? Gut, ich wusste ja, die gutaussehenden Typen waren Livs Liga, ich spielte ein paar Klassen darunter: bei den Kumpels. Meist war das viel lustiger, da die ›schönen Jungs‹ normalerweise nur ›schön‹ waren – spätestens nach ein paar Minuten merkte man, dass hinter der hübschen Fassade nicht viel zu finden war.

Meinen Traummann machte ich nicht am Aussehen fest. Vielmehr wollte ich stundenlang mit ihm über Gott und die Welt quatschen, er müsste mich zum Lachen bringen und mir die Sterne vom Himmel holen. Und er müsste mir das Gefühl geben, das Wichtigste auf der Welt zu sein. Okay, bei Kevin hatte mir das auch nicht genügt.

Ich schluckte und spürte eine Trockenheit in meinem Mund, als hätte ich eine Woche in der Sahara verbracht. Ich sollte mir etwas zu trinken holen. Jetzt. Sofort. Ein Blick in Livs Richtung verriet mir, dass sie mich nicht so schnell vermissen würde. Lukas und sie standen inzwischen ziemlich vertraut beieinander. Ich seufzte und ging in die Küche. Hier war es zum Glück ruhiger, und als ich eintrat, verließ das letzte Paar den Raum.

Allein. Ich nahm mir ein kühles Bier aus dem Kühlschrank. Auf der Suche nach einem Flaschenöffner blickte ich mich in der Küche um. Hier hatte sich nichts verändert. Es waren dieselben weißen Küchenmöbel im Landhausstil, derselbe braune Nussbaumtisch, über dem die Lampe mit den vielen Zetteln hing. Als Kind hatte ich gedacht, dass geheime Botschaften auf den dutzenden Zetteln standen. Heute wusste ich, dass es nur eine teure Designer-Lampe war und auf jedem Zettel das Gleiche stand. Das schmälerte die Magie nicht gerade unerheblich.

Ich erspähte den Flaschenöffner auf der schwarzen Marmorarbeitsplatte und wollte gerade mein Bier öffnen, als die Tür aufging und Kevin eintrat. Na, toll. Der hatte mir zu meinem Glück noch gefehlt. Ich drehte ihm den Rücken zu und öffnete die Flasche.

Sein warmer Atem kitzelte in meinem Nacken, als er hinter mich trat und den Kopf auf meine Schulter legte. Meine Nackenhaare stellten sich augenblicklich auf, und sämtliche Muskeln spannten sich an. Ich wollte ihn nicht in meiner Nähe haben, und schon gar nicht so nahe. Ich räusperte mich. Mit der gesamten Wut, die sich in den letzten vier Wochen aufgestaut hatte, drehte ich mich um – bereit, ihm entgegenzutreten. Doch leider hatte ich die Rechnung ohne Kevin gemacht. Als ich ihn wegstoßen wollte, hielt er meine Hände fest und drängte mich an die Arbeitsplatte. Mein Herz begann sich augenblicklich aufzubäumen.

»Spinnst du? Lass mich sofort los.« Was war nur los mit ihm? Doch statt etwas zu sagen, beugte er sich zu mir runter. Er schloss die Augen und legte den Kopf schräg. Im letzten Moment drehte ich mich weg. Mit zusammengepressten Lippen starrte ich ihn entgeistert an.

»Ach, komm schon, Emma, gib uns noch ’ne Chance. Du willst es doch auch«, lallte er. Wieder schlug mir sein saurer Atem entgegen, und er blickte mich sehnsüchtig aus seinen Rehaugen an. Meine Hände ballten sich automatisch zu Fäusten. Ich versuchte mich aus der Umarmung zu winden, aber ich konnte mich kaum rühren. Mit einem schiefen Grinsen beugte er sich erneut zu mir.

»Ähm ... ist bei euch alles klar?«, fragte jemand, und mein Herz zog die Handbremse, drohte stehenzubleiben, um im nächsten Augenblick erneut wie blöde loszurasen. ›Was für eine ungewöhnliche Stimme‹, schoss es mir durch den Kopf. Sie war sanft und warm, und ein wohliger Schauer breitete sich auf meinem Rücken aus. Ich war versucht, in der Wärme zu versinken, die diese unbekannten Töne in mir auslösten. Einfach fallen lassen, wohlfühlen. Ankommen. Aber ich blieb bei Besinnung und nutzte Kevins Ablenkung, um die Hände aus seiner Umklammerung freizubekommen. Eine schallende Ohrfeige landete auf seinem Gesicht, und im ersten Moment zuckte ich selbst zusammen. Aber er hatte es mehr als verdient.

»Jetzt schon«, sagte ich, streifte die Hände an meiner Hose ab und trat mit vor Wut zusammengekniffenen Augen hinter Kevin vor. Wieder schnellte mein Puls in die Höhe, überrascht, schon wieder Schwerstarbeit leisten zu müssen. Warum konnte ich nicht auf der Stelle ohnmächtig werden oder mich zumindest in Luft auflösen? Die ungewöhnlich schöne Stimme gehörte dem Kerl aus dem Wohnzimmer. Wie peinlich.

Verwirrt schaute ich zwischen Kevin, der noch immer völlig benommen dastand, und dem dunkelhaarigen Typen hin und her. Er blickte mich einfach nur an. Kein Spott, kein Lachen, kein Mitleid. Einfach nur ein Blick. Durchdringend. Tief und unergründlich. Ich versuchte zu atmen, aber mein Körper hatte vergessen, wie man Luft holte. Meine Knie gaben nach, und ich spürte, wie ich unsicher hin und her schwankte. Ich musste raus hier. Sofort.

Als ich in den Garten stürmte, schlug mir eiskalte Luft entgegen und durchströmte meinen Körper. Sauerstoff durchflutete weite Teile meines Gehirns. Ich atmete tief ein und versuchte, zu mir zu kommen. Erfolglos. Der Abend war eine Katastrophe – ich hätte es wissen müssen.

Ich eilte auf das Gartentor zu und seufzte. Schade, den süßen Typen würde ich nie wiedersehen. Aber das war auch egal, er hatte Livs Klasse – nicht meine. Und wahrscheinlich war er genauso hohl wie all die anderen gutaussehenden Typen. Jungs konnten mir gestohlen bleiben, ich hatte keine Lust mehr auf Stress. Allein war ich besser dran. Oder? Scheiße.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Kevin. Dass er sich nach der Aktion in der Küche noch traute, mir zu folgen ...

»Was?«, schmetterte ich los und drehte mich um. Noch einmal würde er mich nicht in die Ecke drängen. Doch statt in Kevins braune Rehaugen blickte ich in einen dunklen See aus samtener Lava. Tief, schwarz, glühend. Ich wollte ertrinken. Hier und jetzt.

»Äh, sorry. Ich dachte, du wärst ...«, stotterte ich und schaute zu Boden. Was wollte der denn?

»Bist du okay? Du bist so schnell rausgerannt. Ich wollte nur schauen, ob du was brauchst.« Wie ungewöhnlich diese Stimme war. Rau und doch so sanft, und sie strahlte eine ungeahnte Wärme aus, die mich erschaudern ließ.

»Oh. Nein ... nein, mir fehlt nichts. Aber danke.« Ich wollte nur weg von hier und ging weiter. Flucht war eine gute Alternative. Zumindest für heute.

»Willst du allein sein oder kann ich ein Stück mit?« Ich blieb stehen. Hatte ich mich gerade verhört? Was wollte er mit einer wie mir? Ich überlegte krampfhaft. Wahrscheinlich hatte er aber einfach keine Lust mehr auf die Mädels, die ihn drinnen belagerten. Ich lächelte ihn schwach an und nickte zum Gartentor.

»Guter Schlag.« Er grinste mich frech an, während er neben mir herlief. Adrenalin schoss in meine Adern, und mein Körper war aufs Äußerste gespannt. Sein Lächeln hinderte mich daran, auch nur einen Gedanken zu fassen. Was hatte er gesagt? Ach ja, Kevin würde noch ein paar Tage meinen Handabdruck auf der Wange spüren. Genugtuung machte sich in mir breit. Ich grinste.

»Ich bin übrigens Emma.« Hoffentlich sah er mir nicht an, wie mein Magen Tango tanzte, wenn er mich anschaute, und dass ich einem Kreislaufkollaps nahe war, wenn er lächelte – wie jetzt gerade. Kleine Grübchen zeichneten sich auf seinen Wangen ab, und alle Wärme dieser Welt schien er in diesem einen Lächeln einzufangen.

»Hi, Emma.« Sein Blick war durchdringend, sodass ich automatisch auf den Boden schaute und spürte, wie meine Wangen zu glühen begannen. Wie hieß er noch gleich? Ein Andreas oder Christian war er jedenfalls nicht, so viel stand fest. Das wäre zu normal für diesen außergewöhnlichen Menschen. Aber hatte er überhaupt seinen Namen gesagt?

»Und du? Wie heißt du?«, fragte ich unsicher. Herr Namenlos verlangsamte seinen Schritt und schaute mich prüfend an. Hatte mein Hirn so massiv ausgesetzt, dass ich ihn nicht gehört hatte? Oder sollte ich ihn etwa kennen? Er kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, schon einmal mit ihm gesprochen zu haben. Wahrscheinlich war er eine von Livs Club-Bekanntschaften. Die löschte ich meistens direkt aus dem Gedächtnis. Entschuldigend hob ich die Schultern.

»Joshua, ich heiße Joshua«, sagte er leise und gab dem Namen einen englischen Klang. Joshua. Ja, das passte. Joshuas waren offen, interessant und witzig. Zumindest stellte ich sie mir so vor – kennengelernt hatte ich bisher keinen.

»Wo zum Henker laufen wir eigentlich hin? Ich hab keine Ahnung ...« Er war mir fremd, doch auf eine unbekannte Art so vertraut, als würde ich ihn schon eine Ewigkeit kennen.

»Ich auch nicht. Auf die Party will ich jedenfalls nicht zurück. Du?« Er schaute mich prüfend an, während ich nur den Kopf schüttelte. Mein Mund war zu trocken, um zu sprechen. »Sollen wir ... Ach, lass uns doch einfach schauen, wohin es uns verschlägt, ja?«

»Klar. Gerne.« Mir war alles recht. So lange ich noch einmal dieses umwerfende Lächeln sehen und mich weiter wie ein total durchgeknallter Teenie beim ersten Zusammentreffen mit ihrem Schwarm fühlen konnte, war die Welt für mich in Ordnung. »Danke für vorhin.«

»Was meinst du?«

»Ach, du weißt schon ... vorhin in der Küche. Keine Ahnung, was in Kevin gefahren ist.« Nachdenklich schüttelte ich den Kopf.

»Dein Freund?«

»Ex-Freund«, stellte ich richtig. »Er wollte, dass wir es nochmal miteinander versuchen.«

»Und du?«

»Offensichtlich nicht, für mich ist das vorbei. Aber es ist nicht immer leicht. Irgendwie tut er mir leid.«

»Warum? Weil er dich nicht haben kann?« Joshua schmunzelte.

»Nein, nein, so hab ich das nicht gemeint. Oh Gott.« Ich musste lachen. Wie peinlich. Für Mister Perfect musste sich meine Beziehungskiste wie eine lahme Story aus der Bravo anhören. »Ach, es ist kompliziert. Ich will dich nicht langweilen.« Es wäre besser, wenn ich den Mund halten würde.

»Du langweilst mich nicht. Nein, ehrlich, bitte, erzähl weiter.« Er lächelte mich aufmunternd an, und mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich musste mich erst mal sammeln und schwieg eine Weile.

»Kevin und ich, wir kennen uns schon ewig«, setzte ich an. »Wir waren schon in der Grundschule in einer Klasse und sind, seit ich denken kann, beste Freunde. Ständig hingen wir zusammen rum, haben gelacht und nächtelang einfach nur gequatscht. Er war immer für mich da, hat mich bei Liebeskummer getröstet, und ich habe ihm im Gegenzug Tipps für seine Mädels gegeben. Das war echt eine lustige Zeit. Und irgendwann wollte er einfach mehr.«

Inzwischen waren wir in der Wiehre angekommen. Hier war es auch an warmen Tagen kühler als im Rest der Stadt. Die hohen Altbauten, die von jahrhundertealten Bäumen umringt wurden, schirmten die Sonne ab. Ich fühlte mich, als wäre ich am Nordpol gelandet und zog den Reißverschluss meiner dünnen Jacke noch ein Stück höher, während ich versuchte, ein Zittern zu unterdrücken. Die Gedanken an Kevin machten es nicht leichter.

»Und du?«, unterbrach Joshua mein Schweigen.

»Nein, eigentlich nicht. Es ist einfach passiert. Ich hab’s nicht geschafft, Nein zu sagen und dachte, es würde schon funktionieren. Hat es aber nicht. Für Kevin war ich die große Liebe, und jetzt ist er entsprechend durch den Wind.«

»Hey, mach dir keine Vorwürfe. Liebe kann man eben nicht erzwingen.« Ich spürte Joshuas ungewohnten, intensiven Blick auf mir. Schuldbewusst lächelte ich vor mich hin.

»Ja, da hast du wohl recht.« Dass ich Kevin ein Dreivierteljahr hingehalten hatte, verschwieg ich lieber. Ein dumpfes Gefühl, das ich inzwischen als schlechtes Gewissen identifiziert hatte, meldete sich für einige Momente tief unten in meinem Bauch. Wir liefen weiter durch die Straßen, ohne Ziel, ohne Plan, wohin uns das Ganze noch führen würde. Und ohne zu wissen, dass diese Nacht unser Leben für immer verändern würde.

»Glaubst du daran? An die große Liebe, mein ich?«, fragte Joshua nachdenklich. »Ich wette, du glaubst daran. Irgendwie machst du einen romantischen Eindruck.« Ich hing an seinen Lippen. Sie waren so voll. So warm. So rot. Ich räusperte mich leise und riss den Blick von ihm los. »Na, komm, das braucht dir nicht peinlich zu sein.« Was? Dass ich hoffnungslos romantisch war oder dass ich ihn gerade angegeiert hatte, dass alles zu spät war? Joshua stupste mich an. Selbst diese kleine Berührung brachte mich innerlich zum Schmelzen. Wie machte er das nur?

»Die große Liebe ... mmmh. Ich finde die Vorstellung schön, dass es da draußen einen Menschen gibt, der ein Spiegelbild deiner Seele ist. Der dich zu einem besseren Menschen macht und mit dem du dich vollkommen fühlst. Jemand, der dich dazu bringt, dich selbst zu lieben. Was ist mit dir? Wie stehst du zu der Liebe?« Ich blickte neugierig zu Joshua hoch. Zum Glück hatte er den Blick geradeaus gerichtet, sodass ich ihn endlich mustern konnte, ohne Angst zu haben, gleich wieder erwischt zu werden. Er hatte ein interessantes Profil. Seine Stirn war gerade und ging in einem sanften Schwung in seine perfekt geformte Nase über. Seine Lippen zeichneten sich darunter ab. Wieder diese Lippen. Ich riss den Blick los, bevor ich wieder zu schwelgen anfing, und ließ ihn zu seinem Ohr schweifen, das einen niedlichen Knick oberhalb des Ohrläppchens hatte. Dieser klitzekleine Makel machte sein sonst so perfektes Äußeres noch interessanter.

»Du hast recht, es ist eine tolle Vorstellung, und wie gerne würde ich daran glauben. Aber wie realistisch ist es denn, bei rund sieben Milliarden Menschen gerade den zu finden, der zu dir passt? Das wäre irgendwie zu krass. Ne, ich kann mir das nicht vorstellen. Aber wer weiß. Vielleicht belehrst du mich ja eines Besseren?« Joshua drehte seinen Kopf zu mir, zwinkerte und schenkte mir ein schiefes Lachen. Ich zwang mich, zu atmen. Luft. Bitte.

»Jaja, mach dich nur lustig. Du wirst noch an mich denken, wenn du mal eine kennenlernst, bei der es dir den Boden unter den Füßen wegzieht. Eine, die deine Leere füllt und die dich zum Lachen bringt ...«, schwärmte ich halb ernsthaft und verkniff mir ein Lachen. »So wie du redest, warst du entweder noch nie verliebt oder jemand hat dir verdammt weh getan«, hörte ich mich sagen. Erschrocken biss ich mir auf die Lippe.

»Mmmhh ... Lass mich überlegen.« Joshua legte für eine kurze Sekunde eine Pause ein. Mein Herz pochte viel zu laut. »Sag mal, fragst du wildfremde Jungs immer nach ihrem Liebesleben aus?«

»Nein, nur die, die mich über die große Liebe ausquetschen und offensichtlich keine Ahnung davon haben.« Hoffentlich merkte Joshua nicht, dass ich lange nicht so kess war, wie ich vorgab.

»Okay, okay. Aber ich muss dich enttäuschen, es stimmt keines von beidem. Verliebt war ich schon das eine oder andere Mal. Glaube ich zumindest. Aber ich würde sagen, ich habe bisher keine so nahe rangelassen, um mir richtig weh zu tun. Wenn du weißt, was ich meine ...« Er grinste vielsagend. Wahrscheinlich lief das ähnlich ab wie bei Liv.

Liv. Was sie wohl gerade machte? Wie ich sie kannte, hatte sie noch nicht einmal bemerkt, dass ich verschwunden war. Es war bestimmt schon elf. Ich wollte die ganze Nacht mit Joshua durch die Straßen schlendern, aber mir war so verdammt kalt. Was würde ich für einen flauschigen Fleece und eine Daunenjacke geben? Bei dem Gedanken erschauderte ich, und Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Krampfhaft versuchte ich, die Zähne zusammenzubeißen, damit sie nicht wie Kastagnetten aufeinander klapperten. Versuchte etwas von der Wärme durch meinen schockgefrosteten Körper rieseln zu lassen, die von Joshua ausging. Leider erfolglos. Dabei kochte mein Blut förmlich.

»Du zitterst ja.« Joshua blieb stehen und sah mich vorwurfsvoll an, während ich von einem Bein auf das andere trat, um in Bewegung zu bleiben. Ich verfluchte das dünne Strandtop, das dank Livs Nörgelei einem warmen Longsleeve gewichen war – und war unendlich dankbar, nun nicht in einem schlabberigen, langärmeligen Ding zu stecken.

»Hey, lass uns noch was trinken gehen, ja? Oder magst du lieber nach Hause?« Was für eine Frage! Ich rollte mit den Augen und zog die Augenbrauen hoch.

Joshua schleppte mich in die nächstbeste Kneipe. Spelunke traf es besser. Es war ein winziger Raum, der mit zusammengewürfelten Tischen und Stühlen vollgestopft war. An der niedrigen Decke hingen altbackene Lampen, die für ein schummriges Licht sorgten. An dem tristen, schmuddeligen Ort wirkte Joshua wie von einem anderen Stern.

Als wir Latte macchiato bestellten, schaute uns die Bedienung verständnislos an und meinte abfällig: »So neumodisches Zeugs haben wir hier nicht. Ihr könnt einen Kaffee haben.« Also bestellten wir zwei Kaffee und setzten uns an einen Tisch, an dem wir einen guten Überblick über den kleinen Raum hatten.

Die Kneipe war ziemlich heruntergekommen, und es war offensichtlich, wie ungewöhnlich es war, dass Fremde um diese Uhrzeit das Lokal betraten. Die Bedienung machte keinen glücklichen Eindruck, dass sie noch Gäste hatte, und die wenigen anderen Leute schienen ebenfalls erstaunt über den Zuwachs in ihrer Gemeinde.

Am Tresen saß ein älterer Mann, der sich an seinem halbvollen Bierglas festhielt und gedankenverloren auf die holzgetäfelte Wand starrte, die mit Bierdeckeln vollgekleistert war. Zwei Frauen mittleren Alters saßen an einem kleinen Tisch auf der anderen Seite des Raumes und hatten sich nicht viel zu erzählen. Entweder waren sie einem weiteren langweiligen Fernsehabend mit ihren Gatten entronnen oder der Einsamkeit, die ein Single-Leben in diesem Alter allzu oft mit sich brachte. Eigentlich wären alle drei zu bemitleiden gewesen. Aber Joshua und ich dachten uns Geschichten über sie aus und amüsierten uns über ihr mögliches (und unmögliches) Leben.

Wie seltsam es war, sich mit einem wildfremden Kerl so ungezwungen zu unterhalten. Fast hatte ich das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen. Er war witzig und hatte einen feinen, intelligenten Humor. Immer und immer wieder schaffte er es, mich zum Lachen zu bringen. Meist mit kleinen Bemerkungen, die in Nebensätzen steckten. Aufmerksam hing er an meinen Lippen, wenn ich etwas erzählte, und schien meine Worte aufzusaugen. Andauernd musterte er mich durchdringend, als würde etwas ganz Bestimmtes in mir suchen und war sich noch nicht ganz sicher, ob er es auch finden würde, und mir wurde jedes Mal, wenn ich ihn dabei ertappte, schwindelig.

Inzwischen waren wir zu Rotwein übergegangen, und Joshua hatte mit einem Augenaufschlag Erdnüsse bei der Bedienung erbettelt. Ihm war offensichtlich bewusst, wie er auf Menschen wirkte und wusste seinen Charme einzusetzen. Selbst die anfangs ziemlich schrullige Bedienung wurde schnell aufmerksamer und freundlicher – solange ich nicht auf die Idee kam, etwas zu sagen oder gar zu bestellen.

Leider hielt sie das nicht davon ab, uns um ein Uhr auf die Straße zu setzen und in ihren heiß ersehnten Feierabend zu entschwinden. Nun standen wir wieder auf der Straße, und es war noch immer kalt – bitterkalt. Mist. Was nun?

Ich ertrug den Gedanken nicht, Joshua aus meinem Leben verschwinden zu lassen. Er war so anders als die Jungs, die ich kannte. Mal davon abgesehen, dass er geradewegs einem Werbeplakat entstiegen sein könnte, war er lustig, und mit ihm zu quatschen war so erfrischend gewesen. Er war intelligent und einfühlsam, und den ganzen Abend über hatte er mir das Gefühl gegeben, sich für mich und meine Meinung zu interessieren. Ich hatte schnell vergessen, dass er außerhalb meiner Reichweite lag. Der Gedanke, ihn nie wiederzusehen, tat unendlich weh – obwohl wir uns erst ein paar Stunden kannten.

»Hier«, sagte Joshua und kam einen Schritt auf mich zu. Bevor ich reagieren konnte, zog er mir eine Mütze über. Seine Mütze. Alles verfügbare Blut schoss in meinen Kopf, und mir war, als hätten seine Finger für einen kurzen, unscheinbaren Moment meine Wange berührt. »Sonst erfrierst du mir noch«, murmelte Joshua eine Spur zu vertraulich und zupfte ein paar meiner Haarsträhnen zurecht.

»Danke«, flüsterte ich verlegen. Meine Wangen mussten inzwischen preisgeben, wie nervös ich war.

»Hey, ich würde echt noch gerne die ganze Nacht mit dir quatschen. Das ist echt lustig, und es ist eine Ewigkeit her, dass ich so viel Spaß hatte.« Ich zog eine Augenbraue hoch. Verarschen konnte ich mich selbst. »Nein, wirklich. Kommt es dir nicht auch so vor, als würden wir uns schon ewig kennen?«

»Doch, schon ... irgendwie«, murmelte ich. Und es war aufregend und trotz der Vertrautheit so neu und ungewohnt. Joshua lachte und scharrte verlegen mit dem Fuß auf dem Gehweg. Warum sagte er nicht einfach, dass er nach Hause wollte und wir uns nicht mehr sehen würden? Kurz und schmerzlos.

»Hör zu, ich habe morgen ein wichtiges Konzert und muss in ein paar Stunden los. Ich sollte noch eine Mütze Schlaf abkriegen.« Joshua bearbeitete mit seinem Fuß weiter einen Stein, der am Gehwegrand lag, und blickte konzentriert auf den Boden. »Willst du zurück auf die Party oder soll ich dich noch nach Hause begleiten?«

»Ne, auf die Party bringen mich keine zehn Pferde. Aber ich wohne nicht weit von hier.« Dankbar nahm ich sein Angebot an, und wir schlenderten los. Meine Hände vergrub ich in den Jackentaschen und versuchte nicht zu sehr daran zu denken, was auf meinem Kopf thronte. Seine Mütze. Seine gottverdammte, wunderschöne, warme Mütze, die wahrscheinlich bis in die letzte Faser nach ihm roch. Wie gerne würde ich daran riechen. Nur einen winzigen Moment.

»Konzert? Du machst Musik?« Wir hatten zwar den ganzen Abend ohne Pause geredet, aber im Grunde wusste ich außer seinen Namen nicht viel über ihn. Seltsam.

»Ja«, sagte Joshua und hob seinen Blick. Er sah mich prüfend an.

»Klar, und gleich erzählst du mir noch, dass du ein Popstar oder so was bist.« Ich grinste ihn an. Sicher wollte er sich schon wieder über mich lustig machen. Er hatte wirklich eine seltsame Art von Humor. Ich schüttelte den Kopf.

»Eigentlich bevorzuge ich die Bezeichnung Singer/Songwriter ...«, murmelte Joshua und sah wieder konzentriert auf den Gehweg.

»Okay, verstehe. Wahrscheinlich bist du so ein grässlicher Alleinunterhalter, der auf Hochzeiten die abgenudelten Hits der letzten Jahrzehnte spielt.« Ich kicherte und summte die Melodie von Griechischer Wein.

»Ja, du hast recht. Das hab ich auch schon gemacht.« Er grinste und kickte den Stein weg. »Also jetzt nicht Griechischer Wein, ach, egal.« Ein angespanntes Schweigen legte sich zwischen uns.

»Da vorne wohne ich«, sagte ich leise und deutete auf unsere Hofeinfahrt. Ich liebte unser Haus, in dem wir seit gut fünf Jahren wohnten. Es war um die Jahrhundertwende gebaut worden und hatte drei Stockwerke – das oberste war meins, und nach langem Hin und Her hatte mein Vater eine Treppe anbringen lassen, über die ich direkt in mein Reich gelangen konnte. Eigentlich hätte der Fassade ein neuer Anstrich gutgetan. Aber so bildete das Haus einen schönen Kontrast zu den perfekten Bilderbuchpalästen in der Straße.

Ich blieb unschlüssig vor der Einfahrt stehen und kramte in meiner Jackentasche nach dem Schlüssel. Okay, kramen war übertrieben, denn so groß war die Tasche nicht. Aber ich versuchte Zeit zu schinden, ich wollte nicht, dass der Abend zu Ende ging. Aber es war Zeit, er wollte nach Hause.

»Also, dann gehe ich mal .. wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja irgendwann mal wieder.« Mir fiel nichts mehr ein, wie ich es noch länger hinausschieben könnte. Ich zögerte, streckte Joshua dann aber doch seine Mütze hin.

»Nein, behalte sie. Am Donnerstag ... Lass uns am Donnerstag treffen, ja?« Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke, als ich ihn hörte. »Das heißt ... nur, wenn du willst. Es wäre schön, dich wiederzusehen«, sagte Joshua nun leise, fast schüchtern. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, mein Blut rauschte so schnell durch die Ohren, dass das Zischen an eine hungrige Schlange erinnerte.

»Ja ... klar ... gerne«, stotterte ich und zwang mich dazu, zu ihm aufzublicken. »Und wann und wo?«, versuchte ich lässig zu fragen, so als würde ich mich jeden Tag mit wildfremden Jungs verabreden. Hoffentlich merkte Joshua nicht, dass mir das Herz bis zum Hals schlug. Was für ein irres Gefühl.

»Soll ich dich von der Schule abholen?« Niedliche Grübchen bildeten sich um seine Mundwinkel, als er lächelte.

»Ich habe am Donnerstag erst um vier Schluss. Aber okay. Ich gehe aufs Heinrich-Gymnasium. Weißt du, wo das ist?« Joshua nickte. Warum schaute er mich so an? Prüfend, als suche er etwas. Hatte er gemerkt, dass in meinem Bauch Luftbläschen um die Wette hüpften? Dass ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, weil eine jubelnde Stimme in meinem Kopf immer wieder sang: ›Er will sich nochmal mit dir treffen‹? Warum konnte nicht wieder alles so unbeschwert sein? Wie vorhin in der Kneipe?

»Also dann, bis Donnerstag.« Ich ging einen Schritt auf ihn zu, um ihm die obligatorischen Abschieds-Küsschen zu geben – wie es unter Freunden üblich war. Mein Herz leistete Schwerstarbeit und pumpte literweise Blut in jede einzelne Ader meines Körpers. Ich nahm all meine Kraft zusammen, um diese freundschaftliche Szene nicht zu verpatzen und legte die Hände unbeschwert auf seine Schulter. Ohne ihm in die Augen zu schauen, streckte ich mich ein wenig und spürte, wie Joshua seine Hände sanft auf meine Hüften legte.

Ich hauchte ihm einen angedeuteten Kuss auf die rechte Wange, den Blick auf den Boden geheftet. Noch nicht einmal ein Papierblatt hätte zwischen Joshuas und meine Haut gepasst, und doch berührten wir uns nicht. Ich spürte, wie sich meine kleinen Härchen zu Joshuas Wange neigten. Wie sehr ich mich danach sehnte, ihn zu berühren. Nur ein einziges Mal. Ganz kurz.

Ich durfte das Atmen nicht vergessen, musste an die einfachen Dinge denken, um nicht auf der Stelle umzufallen. Einatmen. Fehler. Ein angenehm frischer, würziger Geruch stieg mir in die Nase und versuchte mir den letzten Rest meiner Selbstbeherrschung zu rauben. Ich hielt die Luft an, sein Geruch füllte mich aus und vernebelte mir die letzten funktionierenden Gehirnzellen. Ich hauchte ihm einen Kuss auf die andere Wange.

Wieder hörte ich das Rauschen des Blutes in meinen Ohren, und ich konnte der Versuchung nicht länger widerstehen. Ich hob den Blick, musste ihn einfach aus nächster Nähe sehen, musste in seine durchdringenden tiefen Augen schauen und herausfinden, welche Farbe sie tatsächlich hatten. Nur ein einziges Mal.

Mein Herz drohte zu kollabieren, als ich direkt in seine dunkelbraunen Augen blickte, die nur wenige Zentimeter von mir entfernt waren. Er sah mich an. Sanft, abwartend, ruhig. Ich entdeckte ein Leuchten, das ich bisher nicht wahrgenommen hatte. Ein Leuchten, das mich zu ihm lockte. In sein Innerstes.

Es war, als wäre ich nach einer langen Reise zu Hause angekommen. Joshua strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht und berührte wie zufällig meine Wange. Seine Nähe brannte auf meiner Haut, und doch war die Berührung leicht wie eine Feder. Ein unsicheres Lächeln huschte über sein Gesicht. Die Spannung, die zwischen uns lag, war zum Schneiden, ich traute mich nicht zu atmen, aus Angst, ich könnte alles versauen. Mein Herz schlug einen unbekannten Takt, und dann schaltete sich mein Verstand aus.

Ich spürte seine weichen Lippen, die schüchtern nach meinen suchten. Zaghaft, als fürchteten sie, mich zu zerbrechen, berührten sie meinen Mund. Tausend kleine Küsse.

Ein kühler Schauder lief meinen Rücken hinunter und ließ mich unmerklich zittern. Sanft, zurückhaltend und so einfühlsam, wie ich noch nie zuvor geküsst wurde, erforschten Joshuas Lippen meinen Mund.

Ich legte die Arme um seinen Hals, wollte mehr, wollte ihm nahe sein, und streckte mich zu ihm hoch. Seine Lippen waren so unendlich weich. Ich öffnete den Mund und suchte zaghaft nach seiner Zunge. Er ließ sich auf mein Spiel ein. Erst scheu, dann fordernd. Seine Hände wanderten meinen Rücken entlang, als wüssten sie nicht, wo sie hingehörten. Als würden sie überall sein wollen, alles begreifen wollen. Sein faszinierender Duft stieg mir in die Nase, hüllte mich in eine Wolke aus Geborgenheit.

Ich verlor jedes Zeitgefühl. Sekunden verrannen. Minuten. Stunden. Nach einer halben Ewigkeit oder einem kurzen Moment löste Joshua die Lippen und wanderte in einer unendlichen Reihe sanfter Küsse zu meinem Ohr. Ich stöhnte leise auf, als er zaghaft in mein Ohrläppchen biss. Sein Atem streifte meinen Hals, und Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, dem so gar nicht mehr kalt war. Ich spürte, wie mich Joshua aufmerksam aus dem Augenwinkel beobachtete und ein zartes Lächeln über seine Wangen huschte.

Als ich langsam wieder zu Verstand kam, räusperte ich mich verlegen. Was war das gerade gewesen? Zögernd blickte ich ihn an. Verwirrt, denn ich fühlte mich, als wäre ich zum ersten Mal in meinem Leben geküsst worden. Joshua lächelte sanft und stupste mit dem Zeigefinger meine Nase.

»Küsst du alle Mädchen am ersten Abend?«, fragte ich und versuchte, möglichst kess zu klingen. Joshua sollte nicht merken, wie durcheinander ich war.

»Nein, nur die, in die ich mich verlieben könnte.« Wieder dieses Lächeln, das sich in seinen Wangen eingrub.

»Hey, du machst dich schon wieder lustig über mich.« Ich boxte ihn neckisch in die Seite, und er lachte mich verschmitzt an, sodass meine Knie weich wurden.

»Nein, tue ich nicht. Ehrlich nicht«, entgegnete er leise. Er streifte mit seiner warmen Hand meine Wange, und schon spürte ich seine weichen Lippen wieder auf meinen.

»Emma, ich muss jetzt echt gehen. Schlaf schön.« Ich ertrank in dem schwarzen See seiner Augen. Mühsam zwang ich mich ins Hier und Jetzt. Mein Herz pochte noch immer wie wild, während ich die Treppen der kalten Stahltreppe emporstieg. Als ich meine Tür aufschloss, sah ich aus den Augenwinkeln, dass Joshua noch immer in der Einfahrt stand. Ich seufzte zufrieden. Heute Nacht war an Schlaf jedenfalls nicht zu denken.

Gemischte Gefühle

»Wer stört?«, murmelte ich schlaftrunken ins Telefon.

»Gott sei Dank, du lebst noch!« Liv. Nur sie war dazu fähig, mitten in der Nacht anzurufen. Ich tastete nach dem Wecker. Zehn Uhr. Was? Ich setzte mich schlaftrunken auf. Ein wohliger Schauer lief in Erinnerung an den gestrigen Abend über meinen Rücken. Ich angelte die schwarze Wollmütze, die mir Joshua gestern aufgesetzt hatte, vom Schreibtischstuhl und drehte sie in den Händen.

»Wo warst du gestern? Ich dachte schon, du bist entführt worden. Du hättest mir ja wenigstens sagen können, dass du gehst.« Gestern. War die Party erst gestern gewesen? Es war eine Ewigkeit her, seit mich Liv abgeholt hatte. Seither war so viel passiert. Das Gefühl, das mich ausfüllte, war ungewohnt – und so wunderschön. Das Kribbeln in meiner Magengegend ... »Emma, hallooo? Bist du noch dran?« Langsam wurde sie ungeduldig.

»Ja, Liv, alles gut. Nein, nein, ich bin nicht entführt worden, zumindest nicht direkt.« Ich kicherte. »Hör zu, lass mich erst mal aufwachen. Wie war’s mit Lukas?«

»Lenk nicht ab. Los, deine Ausrede.« Seit Wochen nörgelte sie an mir rum, weil ich ständig und zu jeder Tages- und Nachtzeit lernte. »Ich warte«, sagte eine trotzige Stimme am anderen Ende der Leitung. Manchmal konnte sie ganz schön nerven.

»Hey, ich weiß auch nicht, was passiert ist. Es ging alles so schnell. Kevin kam in die Küche und hat ... Stell dir vor, er wollte mich doch tatsächlich küssen!« Das hatte ich fast vergessen. Ich seufzte.

»Und weiter?«, drängelte Liv.

»Ja, und dann war da dieser Kerl, Joshua. Wir sind einfach so durch die Straßen gelaufen, haben gequatscht, waren was trinken und ...« Ich hielt inne und grinste in Erinnerung an das, was dann folgte.

»Was dann?« Ich roch seinen warmen Atem, spürte seine zarten Lippen auf meinen. Diese sanften, weichen Lippen ...

»Hallooooo ...«, nörgelte Liv. »Was dann?«

»Ach, nichts. Nicht der Rede wert. Wir haben nur ein bisschen rumgemacht.« Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie Livs Kinnlade runterklappte. Mit einem Grinsen auf den Lippen vergrub ich die Nase in der Mütze und atmete tief ein. Wie faszinierend sein Geruch war. So männlich und doch frisch. Unwillkürlich schloss ich die Augen.

»Emma, du verarschst mich«, sagte sie fassungslos. Als ich mit einem fröhlichen Nein antwortete, sagte sie nur knapp: »Ich komme rüber«, und bevor ich sie davon abhalten konnte, hatte sie aufgelegt.

Keine zwei Minuten später klopfte es. Ich quälte mich aus dem Bett und bahnte mir einen Weg zur Tür. Ich sollte aufräumen, um den frühmorgendlichen Turnübungen über die verstreuten Berge in meinem Zimmer zu entrinnen. Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und kniff die Augen zusammen. Strahlender Sonnenschein schlug mir entgegen und erinnerte mich daran, wie spät es bereits war. Liv war völlig außer Atem und hob sprachlos die Arme.

»Was?« blaffte ich. »Darf ich nicht auch mal Spaß haben?« Es war nicht immer einfach, in ihrem Schatten zu stehen. Aber im Grunde wollte ich mich nicht streiten, sondern lieber im Bett liegen und noch ein bisschen von Joshua träumen, von seinen Augen, seinen Lippen. Mmmh, wie weich sie waren ... wie gut er küssen konnte ...

»Erde an Emma.« Liv schnippte mit den Fingern vor meinen Augen, ich zuckte zusammen.

»Komm rein. Kaffee?« Ich schob sie unsanft ins Zimmer und bog auf die Toilette ab. Nachdem ich der Senseo-Maschine zwei Tassen Kaffee entlockt hatte, schwang ich mich wieder auf mein Bett. Die Tasse in der Hand kuschelte ich mich an die Kissenberge, die sich auf meinem Bett türmten. Liv machte es sich in dem Berliner-Schmuddelschick-Sessel gemütlich. Meine Mutter fand das Monstrum scheußlich, ich liebte das braune Etwas aber abgöttisch – und Liv auch.

»Okay, alles klar. Du bist ja total von der Rolle«, prustete sie schließlich los. »So hab ich dich ja noch nie gesehen.«

Ich nahm eins der Kissen und warf es ihr an den Kopf. »Ich bin nur müde.« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Nein, ehrlich. Da ist nichts. Er ist echt süß, würde dir gefallen.« Was für ein schillerndes Paar die beiden abgeben würden. »Aber glaubst du ernsthaft, dass ich nach dem ganzen Hickhack mit Kevin gleich wieder Bock auf ’ne Beziehung habe? Im Sommer gehe ich nach Amerika, und danach bin ich in München. Aber gegen ein bisschen Spaß ist ja nichts einzuwenden. Deine Rede, oder?«

Liv blickte mich skeptisch an. »Du und ›nur Spaß haben‹. Träum weiter! Aber wie du meinst. Sag schon, wie ist er so?« Sie legte die Beine aufs Bett und umschlang das Kissen.

Nach einem Schluck Kaffee erzählte ich, wie Joshua in die Küche kam und ich Kevin eine gescheuert hatte. Davon, wie wir einfach ziellos durch die Straßen liefen, wir dann in der Kneipe landeten und er mich schließlich nach Hause brachte. Als ich ihr von unserem ersten Kuss erzählte, breitete sich Gänsehaut auf meinem Nacken aus, und meine Mundwinkel zuckten unwillkürlich.

»Ha. Und wie ich recht hatte! Dich hat’s voll erwischt«, sagte sie und grinste mich amüsiert an.

»Oh Mann, wenn ich’s dir doch sage. Ach, du verstehst das nicht. Ich will das halt auch mal ausprobieren. Joshua ist echt nett. Aber sicher nix für was Festes. Er ist irgendwie ... irgendwie ... anders halt ...« Er war tatsächlich anders als meine bisherigen Freunde. Mit ihm war alles so schwerelos gewesen. So, als ob es gar nicht anders sein könnte. Aber Joshua und ich ... Das war wie die Schöne und das Biest. Nur dass es der Schöne und das Biest heißen müsste.

»Okay«, sagte Liv in dem langgezogenen schnoddrigen Ton, der deutlich machte, wie wenig sie mir glaubte. Aber das war ihr Problem. Ich würde mir den Spaß nicht versauen lassen.

»Und, trefft ihr euch wieder?«, nahm Liv den Faden wieder auf.

»Mal sehen. Vielleicht holt er mich am Donnerstag von der Schule ab.« Ich versuchte es möglichst beiläufig klingen zu lassen. Donnerstag. Das war noch eine halbe Ewigkeit. Sicher würde Joshua bis dahin etwas Sinnvolleres einfallen, als sich mit mir zu treffen.

»Sehr schön, dann kann ich deinen Traumprinzen ja gleich mal unter die Lupe nehmen.« Sie grinste siegessicher. »Jetzt nochmal zu Kevin. Hat der ein Rad ab? Der ist doch sonst nicht so schwer von Begriff. Hat er sich schon gemeldet?« Oh je, das stand mir ja auch noch bevor. Wahrscheinlich würde er anrufen und um Vergebung winseln. Aber das konnte er sich schenken. Ich würde nicht rangehen. Sollte er ruhig eine Weile zappeln.

»Lassen wir das Thema, ja? Erzähl, wie liefs mit Lukas? Glaubst du mir jetzt, dass er hohl wie ein Osterei ist?«

»Ich weiß echt nicht, was du gegen ihn hast. Er ist total nett«, sagte Liv ungewohnt scharf. »Wir treffen uns übrigens heute Abend wieder, Filme schauen, und er kocht.«

»Lukas kocht?« entgegnete ich nachdenklich. Was spielte sich bei Liv ab?

»Du weißt wohl so einiges nicht über ihn. Er ist echt lustig, und wir haben den ganzen Abend richtig nett gequatscht. Du weißt schon – was ich so mache, was ich mag und was ich nicht leiden kann. Er hat sich wirklich für mich interessiert – und nicht nur für meinen Ausschnitt.« Natürlich hatte es auch seine Schattenseiten, so auszusehen wie Liv. Andererseits wusste sie ihre Vorzüge auch ganz gut einzusetzen.

»Hey! Mach mal halblang. Du redest von Lukas! Der ist die Oberflächlichkeit in Person«, entgegnete ich mit gespielter Empörung. Da Liv nicht darauf einstieg, lenkte ich ein. »Na gut, dann halte ich mich zurück, wenn dir das so wichtig ist ...« Ich schenkte ihr ein Lächeln als Friedensangebot. »Aber sag später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.« Sie sprang quer übers Bett, und schon spürte ich ein Kissen auf mein Gesicht knallen. Nach einer kurzen Rangelei landeten wir gackernd auf dem Rücken.

»Oh, das habe ich dir ja noch gar nicht erzählt«, sagte Liv aufgeregt, als wir uns von unserem Lachanfall erholt hatten. Ich setzte mich halb auf und hielt meinen schmerzenden Bauch. »Weißt du, wen ich gestern noch kennengelernt habe?« Ich schüttelte den Kopf. Egal wie lange ich überlegte, ich würde nicht drauf kommen.

»Lukas’ Cousin«, sagte sie feierlich, als handelte es sich um Brad Pitt persönlich.

»Tom«, sagte ich mit einem flauen Gefühl im Magen. Ihn hasste ich mindestens genauso sehr wie Lukas, wenn nicht sogar ein bisschen mehr. Tom war immer ein Mädchenschwarm gewesen. Er war blond und hatte schon als Kind diese unverschämt schöne Hautfarbe von flüssigem Gold. Seine leuchtend blauen Augen und das zuckersüße Lächeln, das er stets auf seinen Lippen trug, machte ihn zum Held unzähliger Mädchenschwärmereien. Ich kannte ihn aber auch anders. In Wahrheit war er fies und hatte großen Spaß daran gehabt, mich in Lukas’ Garten zu quälen.

»Du kennst ihn?«, fragte Liv aufgeregt. »Warum hast du das nie erzählt?«

»Warum sollte ich? Er ist ein Penner«, entgegnete ich verständnislos.

»Mensch, Emma, er ist Bassist bei Amblish!« Amblish? Musste ich die kennen? Ich verzog zerknirscht das Gesicht. »Na, die Band aus Freiburg ! Im Moment läuft doch der Song von denen rauf und runter. Hörst du mir eigentlich nie zu?« Autsch, erwischt. Bei Livs Schwärmereien für irgendwelche Pop-Sternchen schaltete ich auf Durchzug. Für dieses Groupie-Getue hatte ich noch nie etwas übriggehabt. Ich schwärmte nicht für Justin Bieber, Justin Timberlake oder einen anderen Justin, Robbie, Ricky oder wie die Sterne sonst so hießen. Das einzige Poster in meinem Zimmer zeigte Thomas Huber. Und selbst ihn musste man mit der Lupe suchen, da er mitten in der Nose im Yosemite-Park hing. Die wahren Stars in meiner Welt hießen Marc Chagall, Paul Klee und Pablo Picasso, und sie waren längst tot.

»Ach, die!«, versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen, hatte aber keinen blassen Schimmer, wen sie meinte. Erst als sie den Refrain summte, dämmerte mir, welche Gruppe sie meinte. Liv schwärmte seit Monaten von der Band und dem Sänger im Speziellen.

»Und, hatte er was Aufregendes zu berichten?« Sie war so aufgekratzt, aber ich konnte mich einfach nicht für den Kerl begeistern.

»Du bist echt doof. Ich fand ihn ganz süß. Vielleicht besorgt er mir mal Karten für ein Konzert.«

»Das wäre ja cool.« Ich versuchte begeistert zu klingen und verscheuchte die bösen Stimmen, die mir zuflüsterten, dass ich das zweifelhafte Vergnügen haben könnte, sie zu begleiten. Vielleicht würde sich auch Lukas erbarmen – wenn ich Glück hatte.

Wir quatschten noch eine Weile über die Party und wer mit wem rumgemacht hatte. Dann ließ mich Liv allein mit meinen Gedanken. Ich kuschelte mich wieder in mein Bett und versuchte, das wohlige Gefühl, das ich kurz nach dem Aufwachen verspürt hatte, zurückzuholen. Gedankenversunken drehte ich Joshuas Mütze in den Händen. Das Ganze kam mir so unwirklich vor. Joshua und ich. Das konnte nicht sein. Er war Mister Perfect, und ich? Ich war ich. Emma.

Wahrscheinlich hatte er sich nur einen Spaß daraus gemacht, einem Mädchen den Kopf zu verdrehen. Oder war es eine Wette gewesen, ob er mich gleich am ersten Abend rumkriegte?

Wie dem auch sei – ich wollte meinen Spaß haben, Joshua war nicht der Typ für eine feste Beziehung. Warum sollte ich also nicht nehmen, was ich kriegen konnte?

Ich rappelte mich auf und ging unter die Dusche. In einem Anflug von Wahnsinn hatte ich meiner Mom versprochen, heute zu helfen. Sie hatte Freunde zum Essen eingeladen, und da sie als Gastgeberin perfektionistisch veranlagt war, war heute Ausnahmezustand angesagt.

Aus der Küche drang engagiertes Geschirrgeklapper. Meine Mom begrüßte mich ein bisschen zu erfreut, als ich wenig motiviert nach unten kam. Sie war voll in ihrem Element und wirbelte geschäftig in der Küche umher. Ich nahm mir einen Kaffee und setzte mich auf die Arbeitsplatte, um mir einen Überblick über das Treiben zu verschaffen.