Julia Extra Band 276 - Marion Lennox - E-Book

Julia Extra Band 276 E-Book

MARION LENNOX

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Beschreibung

INSELNÄCHTE VOLLER LIEBE von FIELDING, LIZ
Auf der romantischen Trauminsel Meridia küsst Max sie zärtlich. Nun ist es endgültig um Louises Herz geschehen. Schon so lange sehnt sie sich nach dem charmanten Topmanager. Sagt er ihr am Valentinstag endlich die entscheidenden Worte?

KOMM AUF MEIN SCHLOSS, PRINZESSIN von LENNOX, MARION
Auf dem imposanten Schloss in Monte Estella beginnt für Philippa ein Märchen der Liebe. Doch dann erfährt sie: Ihr Traummann Max ist der Thronfolger des kleinen Staates! Zweifel erwachen in ihr. Wird der Prinz sie, die bürgerliche Australierin, wirklich zu seiner Prinzessin machen?

SÜSSE KÜSSE IN ATHEN von SPENCER, CATHERINE
Die hübsche Kanadierin Angelina hofft auf die große Liebe, als sie in Athen den faszinierenden Griechen Mikolas Christopoulos kennenlernt. Seine Küsse schmecken süß, doch sein Geständnis zerstört ihren Traum vom Glück: Mikolas will niemals heiraten...

IM HERZEN DER TOSKANA von ROSS, KATHRYN
In der weißen Traumvilla in der Toskana erliegt Charlotte dem leidenschaftlichen Werben des attraktiven Marco Delmari. Wird der berühmte Autor ihr das Herz brechen? Für Marco scheint Liebe nicht mehr als nur ein Wort zu sein ...

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Seitenzahl: 680

Veröffentlichungsjahr: 2008

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Catherine Spencer, Liz Fielding, Kathryn Ross, Marion Lennox

Die schönsten Liebesromane der Welt, Band 276

IMPRESSUM

JULIA EXTRA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© 2007 by Spencer Books Limited Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Anike Pahl

© 2006 by Harlequin Books S.A. Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Claudia Stevens

© 2007 by Kathryn Ross Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Gudrun Bothe

© 2007 by Marion Lennox Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Gudrun Bothe

Fotos: Masterfile / Miles Ertmann / RJB Photo Library

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 276 (2) - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format im 05/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86349-995-2

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

CATHERINE SPENCER

Süße Küsse in Athen

Mikolas’ leidenschaftliches Werben beeindruckt Gina zutiefst. Wie magisch fühlt sie sich zu dem faszinierenden griechischen Reeder hingezogen. Aber meint er es wirklich ernst mit ihr?

LIZ FIELDING

Inselnächte voller Liebe

Louise schwebt auf rosa Wolken, als ihr Traummann Max und sie auf der romantischen Insel Meridia endlich ein Paar werden. Doch seit sie wieder in London sind, ist Max kühl wie das Wetter ...

KATHRYN ROSS

Im Herzen der Toskana

Zum ersten Mal spürt der berühmte Bestsellerautor Marco Delmari, dass er sein Herz verloren hat. Aber er darf seiner hinreißenden Assistentin Charlotte seine Gefühle nicht gestehen ...

MARION LENNOX

Komm auf mein Schloss, Prinzessin

Stürmisch erwidert Phillippa die sinnlichen Küsse des attraktiven Max. Aber dann erfährt sie: Er ist der zukünftige Regent von Monte Estella. Plötzlich rückt das große Glück in weite Ferne ...

Catherine Spencer

Süße Küsse in Athen

1. KAPITEL

Von seiner Position neben der Orchesterbühne aus ließ Mikos seinen Blick durch den Raum schweifen und dann auf der jungen Frau ruhen, die sich gerade einen Weg zu Angelos Tisch bahnte. Wer war sie? Und wieso war sie ihm nicht schon vorher aufgefallen? Die Party war seit drei Stunden in vollem Gang, und erst jetzt, kurz vor Mitternacht, erregte diese Dame sein Interesse.

Sie schien allein zu sein und bevorzugte, ebenso wie er, ganz offensichtlich die Beobachterrolle auf dieser Veranstaltung, anstatt sich wie jeder gewöhnliche Partygast zu amüsieren. Der Unterschied war nur, er war gut in dem, was er tat. Nur wenige Menschen wussten, dass er mehr als nur Angelos Vizepräsident und engster Vertrauter war.

Sie ihrerseits bemühte sich zu sehr, unauffällig zu wirken. Wenn man sich im Hintergrund halten wollte, sollte man etwas weniger Aufsehenerregendes als dieses rauchig malvenfarbene, eng geschnittene Kleid in der Schattierung des Ägäischen Meeres wählen …

Ein letztes Mal ließ er seinen Blick durch den Festsaal schweifen. Dann nickte er einem Sicherheitsmann an der Tür flüchtig zu, stieg vom Podium herab und schlenderte auf die von Blumen halb verdeckte Fensternische zu, in die sich die Fremde zurückgezogen hatte.

Mit ihren dunklen Haaren und dunklen Augen hätte sie als Griechin durchgehen können, doch Mikos hatte sich lange genug im internationalen Jetset bewegt, um eine Europäerin zu erkennen, sobald sie seinen Weg kreuzte. Und diese Frau passte eindeutig nicht ins Bild. Spontan ordnete er sie als Amerikanerin ein und sprach sie an: „Kalispera. Ich glaube, wir sind uns nicht vorgestellt worden.“

Falls sie überrascht war, von einem Fremden angesprochen zu werden, ließ sie es sich nicht anmerken. „Da könnten Sie recht haben“, entgegnete sie gelassen und hielt seinem Blick stand. „Andererseits habe ich heute Abend kaum jemanden kennengelernt.“

Ihren Akzent wusste er nicht auf Anhieb einzuordnen, aber eines war sicher: Dieser Frau war er noch nie zuvor begegnet. Sie hatte ein Gesicht, das kein Mann so leicht vergessen konnte. „Erlauben Sie mir, diesen Umstand zu ändern. Ich bin Mikolas Christopoulos.“ Und meine Aufgabe ist es, alles über sie herauszufinden, was es herauszufinden gibt, fügte er in Gedanken hinzu.

„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Christopoulos“, entgegnete sie höflich. „Ich bin Gina Hudson.“

„Und Sie sind keine Amerikanerin.“

„Nein“, bestätigte sie mit einem melodischen Lachen, das die musikalische Kompetenz des Orchesters buchstäblich in den Schatten stellte. „Ich bin Kanadierin. Ist das ein Problem für Sie?“

In Gedanken ging er die Gästeliste durch und war sich so gut wie sicher, dass niemand aus Kanada offiziell eingeladen war. „Natürlich nicht. Mit wem sind Sie hier?“

„Mit niemandem. Ich bin allein hier und gehe einem Auftrag nach.“

Also arbeitete sie. Das konnte natürlich sein, allerdings war er sicher, dass sie nicht bei Tyros angestellt war. Angelo war ein Macho der alten Schule und stellte so gut wie nie Frauen ein. Andererseits beschäftigte er sie, trotz seiner achtzig Jahre, mit Begeisterung in anderer Hinsicht … Sollte diese Dame etwa seine besondere Aufmerksamkeit erregt haben?

Dieser Gedanke missfiel Mikos. „Worum handelt es sich bei diesem Auftrag?“, erkundigte er sich etwas zu scharf und schob sie dabei geschickt aus Angelos Sichtfeld.

„Ich schreibe einen Artikel für ein Magazin, das in Vancouver verlegt wird. Falls Sie es nicht wissen, Vancouver liegt an der Westküste von …“

„Mir ist Vancouver wohlbekannt“, unterbrach er sie gelassen. „Ich arbeite für Hesperus International. Und wie Ihnen bekannt sein dürfte, gehört das Unternehmen unserem Ehrengast am heutigen Abend. Für zwei unserer Kreuzfahrtschiffe führt die Sommerroute von Vancouver aus nach Alaska. Vancouver ist eine wunderschöne Stadt.“

„Allerdings.“ Sie strahlte. „Atemberaubend, um genau zu sein.“

Genau wie du, erwiderte er im Stillen. Von Weitem hatte sie schon anziehend auf ihn gewirkt, aber aus der Nähe betrachtet, war ihre Wirkung noch um einiges stärker. Eine umwerfend hübsche Brünette mit einer Sanduhrfigur und honigfarbener Haut. Und dieses Lächeln!

Mikos konnte sich nicht daran erinnern, ob ihn das Lächeln einer Frau jemals so sehr aus der Fassung gebracht hatte. Es fiel ihm schwer, nicht spontan die Hand auszustrecken, um zu fühlen, ob ihre Haut ebenso seidig wie ihr glänzendes Kleid war.

„Mich wundert, dass Menschen aus Vancouver überhaupt auf diese Feier aufmerksam werden, ganz zu schweigen davon, dass es Sie interessieren könnte. Wie kam es zu Ihrem Auftrag?“

„Wir mögen Ihnen wie Hinterwäldler erscheinen, Mr. Christopoulos“, begann sie tonlos, „aber wir haben dennoch einen ganz guten Kontakt zum Rest der Welt. Angelo Tyros ist eine weltweit bekannte Persönlichkeit, und seine Geburtstagsfeier zum Achtzigsten hat internationales Interesse erregt. Gemessen an Vancouvers großer griechischer Gemeinde und der Tatsache – die Sie ja bereits deutlich gemacht haben –, dass zwei von Tyros’ Kreuzfahrtschiffen regelmäßig dort im Hafen liegen, sollte unser mediales Interesse wohl kaum überraschen.“

Mit einem schnellen Seitenblick stellte Mikos fest, dass ihre perlenbestickte Handtasche groß genug war, um ein Diktafon oder ein Notizbuch zu enthalten. „In der Tat kann er mit einem Wimpernschlag für Aufsehen sorgen“, gab er zu. „Aber eine so lange Reise für so eine kleine …“

„Dem stimme ich zu“, warf sie kühl ein. „Deshalb verbinde ich die Pflicht mit dem Vergnügen und bleibe nach vollendeter Arbeit noch ein oder zwei Wochen hier, um mir die griechischen Inseln anzusehen.“

Sie klang so überzeugend, dass er ihr beinahe geglaubt hätte. Aber für beinahe wurde er nicht bezahlt: Er musste sich stets einhundert Prozent sicher sein. Nicht weniger wurde von Angelo erwartet, und im Übrigen gab es schon mehr als genug Bedrohungen für Leib und Leben des alten Mannes.

Auf keinen Fall würde Mikos es riskieren, ihn einer weiteren auszusetzen, selbst wenn diese Bedrohung buchstäblich in Samt und Seide daherkam. Denn gerade in dieser Verkleidung waren Risiken am gefährlichsten.

Entschlossen führte er Gina an ein paar aufdringlichen Fotografen vorbei. „Nichtsdestotrotz ist diese Party für Menschen gedacht, die sich amüsieren sollten“, sagte er in einem Brustton der Überzeugung. „Auch wenn Sie, wie wir beide, nicht nur zu Ihrem Vergnügen hier sind. Deshalb meine ich, wir sollten für einen Moment die Arbeit vergessen und tanzen gehen.“

„Sind Sie sicher, dass Ihr Boss nichts dagegen hat?“

Er sah kurz zu dem Tisch hinüber, an dem Angelo saß und gerade in diesem Augenblick in den Ausschnitt einer Frau blickte, die sich über seine Schulter beugte. „Er wird es kaum bemerken.“

Mit verkniffener Miene folgte Gina seinem Blick. „Sie haben anscheinend recht.“

„Dann lassen Sie uns keine Zeit verlieren.“

Sie zögerte nur einen Sekundenbruchteil. „Gut. Ich würde gern tanzen.“

„Die können Sie guten Gewissens hierlassen“, wandte er galant ein und streifte ihre Handtasche von ihrer Schulter. Dann versteckte er die Tasche mit einer Handbewegung hinter den Stofffalten eines Wandbehangs. „Hier ist sie sicher.“ Er tauschte einen Blick mit Theo Keramidis, einem offiziellen Sicherheitsbeauftragten, der einige Meter entfernt von ihnen stand. Dann legte er einen Arm um Ginas Taille und geleitete sie in die Mitte der Tanzfläche.

Die Musik schwoll an, und die vielen Leute um sie herum zwangen Mikos und Gina regelrecht dazu, sich dicht aneinander zu drängen. Es ging gar nicht anders – eine flüchtige Berührung hier, eine gefährlich erotische dort.

Mikos hatte nichts dagegen. Seine Pflicht hatte er erfüllt, und so genoss er den Moment in vollen Zügen, und wenn es nach ihm ging, hätte der Augenblick endlos sein können.

Von Anfang an knisterte es zwischen ihnen. Ein Knistern, das es nur zwischen Mann und Frau geben konnte, das war offensichtlich. Er war in seinem Leben vielen Frauen begegnet und kannte den schnell entflammbaren Reiz einer kurzen Affäre nur zu gut. Aber seine emotionale Reaktion auf diese spezielle Frau war anders und deutete auf eine tiefere Verbindung zwischen ihnen hin, die über das gewöhnliche Maß hinausging. Gina Hudson war einfach anders. So anders, dass er mit der Beachtung ihrer Einzigartigkeit leicht seine professionelle Integrität in Frage gestellt sah.

Und etwas Derartiges gestattete er sich niemals, ganz gleich, wie reizvoll die Ablenkung sich ihm darstellte. Das Vernünftigste wäre es, er würde sie an ein unvoreingenommenes Mitglied seines Teams verweisen, damit es sich ihrer annehmen konnte. Trotzdem zog er Gina enger an sich, als das Orchester in einen langsameren Walzertakt wechselte.

Sie war so zierlich, dass er mit einer Hand den Bereich zwischen Hüfte und Schulter bis hin zum oberen Abschluss ihres Abendkleids umspannte. Schob er seine Hand nur einen Zentimeter nach oben oder nach unten, konnte er mit dem Daumen ihre Haut oder mit dem kleinen Finger die begehrenswerte Rundung ihrer Hüfte ertasten. Und schob er seinen Arm noch enger um sie, berührten seine Fingerspitzen seitlich ihre Brüste …

Diese Erkenntnis schickte eine unerträgliche Hitzewelle in seine Lendengegend und ließ ihn für einen Sekundenbruchteil die Umsicht vergessen, für die er so berühmt war.

Vollkommen blind für seinen Ausnahmezustand strahlte Gina ihn unter dichten Wimpern an. „Kommen Sie aus Athen, Mr. Christopoulos?“

„Nein“, presste er hervor. „Ich bin in einem kleinen Dorf im Nordwesten dieses Landes geboren. Und bitte nennen Sie mich Mikos. Mein richtiger Vorname ist Mikolas, aber ich bevorzuge Mikos.“

Um einen Zusammenstoß mit einem älteren Paar zu verhindern, machte er mit Gina im Arm eine schnelle Drehung rückwärts. Nach der Art, wie sie seiner Bewegung ohne zu zögern folgte, hätten sie schon seit Jahren ein eingespieltes Tanzpaar sein können. Das sanfte Rascheln ihres Seidenkleids und das Gefühl ihrer Brüste an seinem Oberkörper raubten ihm die Sinne.

Die Musik verstummte. „Also, was gibt es noch über Gina Hudson zu wissen?“, erkundigte er sich etwas zu aufgesetzt. „Womit verbringen Sie Ihre Zeit, wenn Sie nicht für Ihr Magazin schreiben?“

Ein flüchtig gequälter Ausdruck huschte über ihr Gesicht, den sie eilig mit einem hellen Lachen überspielte. „Nichts Aufregendes, befürchte ich.“

Dafür bist du es umso mehr, schloss er im Stillen. Mit einer Hand auf ihrem Rücken geleitete er sie zurück zu ihrer Handtasche.

„Wie lange leben Sie schon in Athen?“, fragte sie – ganz offensichtlich, um von sich selbst abzulenken.

„Ich kam als Teenager hierher, um zu arbeiten.“ Er musste bei dem Gedanken an jene aufregende Zeit lächeln. „Mit anderen Worten: Es ist schon wahnsinnig lange her.“

Sie sah aus dem Fenster auf den Straßenverkehr der Vassilissis Sofias hinunter und schnitt eine Grimasse. „Macht Ihnen das Tempo dieser Stadt gar nichts aus? Der Lärm und die ganze Verschmutzung?“

„Nicht solange ich dem von Zeit zu Zeit entfliehen kann. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie nicht viel vom Stadtleben halten?“

„Seinerzeit schon. Aber heute lebe ich im Haus meiner Familie auf den Golfinseln.“

Das überraschte ihn. Er hätte sie auf Anfang zwanzig geschätzt – ein bisschen zu alt, um noch bei den Eltern zu wohnen, aber definitiv zu jung, um sich auf einer einsamen Insel abzuschotten. „Ich habe selbst ein kleines Plätzchen vor der Küste“, sagte er beiläufig und warf seinem Kollegen Theo einen unauffälligen Blick zu, den dieser mit einem kaum merklichen Kopfnicken quittierte, „und dann noch ein Apartment hier in Lykabettos Hill.“

„Das sagt mir nichts. Leider kenne ich mich in dieser Stadt überhaupt nicht aus.“

Genau wie er erwartet hatte. Vom Nebentisch her ertönte lautes Gelächter, und so musste er sich ihrem Ohr nähern, damit sie ihn verstehen konnte. Dabei atmete er tief ihr zartes Parfum ein. „Warum besorgen wir uns nicht ein paar Drinks und gehen auf die Dachterrasse des Hotels? Dann kann ich Ihnen einen Überblick über die Stadt geben. Obendrein ist es dort viel ruhiger, und man kann sich unterhalten, ohne schreien zu müssen.“

Darüber dachte sie einen Moment lang nach und legte dann den Kopf schief. „Hier ist es wirklich ziemlich laut.“

„Warten Sie hier, ich bin sofort zurück!“

An der Bar gesellte sich Theo zu ihm. „Nun? Was hast du in der Tasche gefunden?“, fragte Mikos.

„Nichts Auffälliges“, antwortete der Sicherheitsbeauftragte. „Einen gültigen Presseausweis, ein wenig Bargeld und den üblichen Mädchenkram: Kamm, Lippenstift, Spiegel, Pfefferminzbonbons, so was eben.“ Er klopfte gegen die Außentasche seines Jacketts. „Oh, und ihren Hotelzimmerschlüssel. Die altmodischen mit der eingravierten Zimmernummer“, fügte er abfällig hinzu.

„Presseausweis, wie? Sie behauptete auch, für ein Magazin zu schreiben.“

„Sieht aus, als hätte sie die Wahrheit gesagt. Oder nicht?“

„Sieht so aus.“ Seine plötzliche Erleichterung war natürlich zu vorschnell, aber Mikos konnte nicht anders. „Gute Arbeit, Theo. Kommst du eine Weile ohne mich aus?“

Theo machte keine Anstalten, sein freches Grinsen zu verbergen. „So lange wie es dauert herauszufinden, in welchem Hotel sie abgestiegen ist.“

Der Ausblick vom Dach des Grande Bretagne war beeindruckend. Das elegante alte Hotel befand sich direkt am Rand eines der reichsten Viertel des Stadtzentrums und überblickte Syntagma Square, das griechische Parlament und die Nationalgärten. Zu Fuß konnte man von hier aus verschiedene Sehenswürdigkeiten erreichen, allen voran natürlich die Akropolis und den Präsidentenpalast.

Unter normalen Umständen hätte sie diese interessanten Informationen buchstäblich aufgesogen, aber in diesem Augenblick fiel es ihr außerordentlich schwer, sich zu konzentrieren. Zu sehr irritierte sie das Gefühl, wie der Ärmel von Mikos Christopoulos’ Smoking ihren nackten Arm streifte.

Mikos stand dicht neben ihr, sehr dicht, und blies beim Sprechen seinen Atem in ihr Haar. Seine Stimme, schwarz wie die Nacht und verführerischer als Schokolade, bezauberte sie mit ihrem exotischen Akzent. Seine enorme maskuline Ausstrahlung umwebte sie mit einem Netz von sexueller Anspannung, und Gina fühlte sich wie ein Schmetterling, der rettungslos gefangen war.

Offenbar war sich Mikos seiner Wirkung auf sie nicht bewusst, denn er deutete ungerührt auf einen Häuserblock östlich des Hotels. „Dort unten ist Kolonaki, eine der begehrtesten Gegenden Athens. Es wird oft als Botschaftsviertel bezeichnet, verfügt allerdings auch über jede Menge Gewerbeflächen und einige exklusive Apartmenthäuser.“

„Aber dort wohnen Sie nicht, oder doch?“, fragte sie abwesend und bemühte sich verzweifelt, dabei einigermaßen vernünftig zu klingen. „Im Ballsaal sprachen Sie von einem anderen Stadtteil.“

„Richtig, Lykabettos Hill.“ Er legte seine warmen Hände auf ihre Schultern und drehte sie behutsam ein Stück zur Seite. „Man kann es gut von hier aus erkennen. Dort! Aber ich arbeite in Kolonaki, im Tyros-Bürokomplex.“

Die Erwähnung von Tyros’ Namen riss Gina in die Gegenwart zurück, und sie erinnerte sich an das, was sie überhaupt nach Griechenland geführt hatte. In möglichst neutralem Ton fragte sie: „Wie lange arbeiten Sie schon für ihn?“

„Fast mein halbes Leben, aber nicht die ganze Zeit über in meiner heutigen Position.“

„Dann kennen Sie ihn gut?“

„So gut wie jeder andere, ja.“

„Was für ein Mann ist er? Ich meine, abgesehen von seinem Reichtum und seiner Berühmtheit.“

Über diese Frage dachte Mikos eine Weile nach, bevor er antwortete: „Unzerstörbar. Wie Sie wissen, ist er gerade achtzig Jahre alt geworden, aber er ist noch immer ein Vorstandsvorsitzender, der die Zügel selbst in der Hand hält. Jeden Morgen um neun sitzt er an seinem Schreibtisch, und dasselbe erwartet er auch von allen anderen. Er ist außerordentlich stolz auf die Tatsache, dass er in seinem ganzen Leben noch keinen Arbeitstag verpasst hat. Nicht als seine Frau starb und auch nicht als sein einziger Sohn vor etwa dreißig Jahren bei einem Autorennen ums Leben kam.“

Das passt zu ihm, dachte Gina verbittert. Wen kümmert die Familie, wenn man in der Zeit noch mehr Geld scheffeln kann? „Und einen solchen Mann bewundern Sie?“

„Ich respektiere ihn, ich bin ihm dankbar, und ich mag ihn sehr, sehr gern. Vielleicht stimmen wir mit unseren Ansichten oder Entscheidungen nicht immer überein, aber ohne Angelo Tyros wäre ich heute nicht da, wo ich bin.“

Genau wie meine Mutter! fluchte Gina innerlich.

Ihre Missbilligung war ihr offensichtlich anzumerken, denn Mikos legte fragend den Kopf schief, um sie genauer betrachten zu können. Dabei fiel ihr auf, dass seine Augen nicht dunkelbraun waren, wie sie es bei einem Mann erwartet hatte, der in jeder anderen Hinsicht dem Stereotypen eines griechischen Gottes entsprach. Sie waren hell und grün, umrahmt von dichten schwarzen Wimpern, und strahlten eine betörende Intelligenz aus. Diesem Mann konnte man nicht so leicht etwas vormachen.

Daran werde ich stets denken, nahm sie sich vor und wandte ihren Blick ab, um sich in den Tiefen seiner Augen nicht zu verlieren. Wenn ich meine Karten richtig ausspiele, kann Mikos mich Angelo Tyros vorstellen.

Ohne Mikos’ Hilfe hatte eine unbedeutende Reporterin wie sie nicht die geringste Chance, auch nur in die Nähe des alten Mannes zu gelangen. Seine Armee von Einschmeichlern würde sie daran hindern, sobald sie wieder einen Fuß in den Ballsaal setzte.

Er interpretierte ihr Schweigen als Ablehnung und sagte: „Falls ich den Eindruck vermittelt habe, er wäre ein gefühlloser, kalter Knochen, dem mehr an seiner Macht als an den Menschen liegt, lassen Sie mich das bitte korrigieren. Tyros kann ausgesprochen großzügig und freundlich sein.“

„Ich werde das im Hinterkopf behalten, wenn ich meinen Artikel schreibe.“

Seine Stimme wurde tiefer, wie eine Welle warmen Wassers umspülte sie Gina und raubte ihr die Orientierung. „Und ich werde diese Nacht und vor allem diesen Moment immer im Gedächtnis behalten“, raunte er.

„Warum?“, wisperte sie leise.

Wieder umfasste er mit seinen warmen Händen ihre Schultern, nur dieses Mal, um seine Hände an ihrem Hals hinaufgleiten zu lassen. „Wir beide wissen warum, calli mou.“

Nun, sie wusste es nicht, nicht wirklich. Natürlich war ihr klar, und zwar vom ersten Augenblick, nachdem sie die Terrasse betreten hatten, dass er sie küssen würde. Ebenso klar war ihr, dass sie diesen Kuss erwiderte. Ganz ungeachtet irgendwelcher strategischen Absichten war er so schön wie der sprichwörtliche griechische Gott und so charmant, dass es einem die Sprache verschlagen konnte.

Es war lange her, seit sie sich zum letzten Mal begehrt gefühlt hatte. Nur fragte sie sich, warum er ausgerechnet sie ausgewählt hatte. Im Ballsaal wimmelte es von atemberaubend schönen Frauen in den aufregendsten und modernsten Abendkleidern.

Ginas Kleid dagegen war schon fünf Jahre alt und wäre auch seinerzeit nicht als Designerstück betrachtet worden. Und im Gegensatz zu den anderen Damen, die über und über mit kostbaren Juwelen behängt waren, trug sie selbst nur eine auffällige purpurfarbene Modeschmuckkette, mit der sie sich schon als kleines Mädchen verkleidet hatte.

Eigentlich war es nur noch der Anhänger, den sie mühsam auf Hochglanz poliert hatte. Die Kette selbst war längst zerrissen, und so trug Gina den Anhänger an einem schwarzen Samtband. Das sah elegant aus und war dem Anlass entsprechend optisch durchaus angemessen, allerdings konnte diese Kreation nicht mit dem echten Schmuck der anderen Frauen konkurrieren.

Warum hat Mikos Christopoulos sich also ausgerechnet Gina ausgesucht, in dieser Gesellschaft nur ein Niemand aus Kanada, ohne nennenswerte Abstammung, ohne Einfluss und ohne Geld?

„Das beantwortet wohl kaum meine Frage, Mikos“, brachte sie mühsam hervor und sah ihm tief in die Augen.

Er lächelte. „Ach nein? Vielleicht beantwortet das alle deine Fragen.“ Mit diesen Worten senkte er den Kopf und küsste sie unendlich zärtlich auf den Mund.

Gina musste sich an ihn klammern, sonst wäre sie wohl hilflos zu Boden gestürzt – so sehr brachte sie sein Kuss aus dem Gleichgewicht. Etwas Vergleichbares hatte sie noch nie erlebt. Wie schaffte es ein Mann, etwas so Einfaches wie einen Kuss in ein ultimatives Instrument der Verführung zu verwandeln?

Das war verrückt! Sie spürte im Inneren ihrer Weiblichkeit eine schmerzhafte Sehnsucht, wie sie sie nie zuvor empfunden hatte. Hilflos stieß sie einen heiseren Laut aus, der von seinen Lippen aufgefangen wurde.

Mit bebenden Händen schob sie ihre Finger in sein Haar und öffnete ihren Mund, damit sie endlich seine Zunge spüren konnte.

Denk daran, warum du hier bist! warnte sie eine innere Stimme. Du bist nicht den ganzen Weg nach Griechenland gereist, nur um Sex zu haben!

Aber wenn der Sex sich zu etwas Wundervollem und Einzigartigem entwickelte? überlegte sie verwegen. Nein, welche Frau ließ ihre Mission außer Acht, nur weil ein Fremder sie eines zweiten Blickes würdigte?

Allerdings schien es bei ihnen beiden nicht bloß um Sex, sondern um eine Anziehungskraft ganz anderer Art zu gehen. Gina würde sogar von Magie sprechen, obwohl das nach der kurzen Zeit, die sie sich kannten, an Wahnsinn grenzte.

Ich habe Instinkte, und denen werde ich vertrauen, dachte sie verträumt.

Haben dir deine Instinkte auch befohlen, deine Mutter allein in den Händen Fremder zu lassen? spottete ihr Gewissen und wirkte damit auf sie wie ein Eimer Eiswasser.

Energisch machte sie sich von Mikos los und schob ihn mit beiden Händen von sich. „Ich kann das nicht tun. Es ist nicht richtig.“

Seine Augen funkelten in der Dunkelheit und ließen keinen Zweifel daran, dass er sich nur mit großer Anstrengung zurückhielt. „Wie kann es falsch sein, agapiti mou, wenn ich dich so unwiderstehlich finde? Wir sind frei, unseren Herzen zu folgen, oder etwa nicht? Bist du jemand anderem verpflichtet?“

„Natürlich nicht!“, entgegnete sie hitzig. „Wenn ich mit einem anderen Mann zusammen wäre, würde ich ihn niemals betrügen. Aber dies … worauf wir uns hier einlassen, das ist …“

Sie verstummte, weil sie genau wusste, dass sie sich ihm nicht anvertrauen durfte. Auch wenn es ihm nicht klar war, befand er sich doch auf der Seite ihres Feindes. Und sollte er den wahren Grund für ihren Aufenthalt in Athen herausfinden, würde auch er ihr Feind werden. Und dann würde er sie bestimmt nicht mehr unwiderstehlich finden.

„Es geht dir zu schnell. Das verstehe ich. Wir haben uns vor weniger als einer Stunde kennengelernt, und wir haben noch den morgigen Tag und viele Tage danach, wenn du magst. Es gibt für uns keinen Grund, die Dinge zu überstürzen.“

Seine Worte beruhigten sie. Er würde im Falle eines Falles auf sie eingehen und keine Ansprüche stellen. Wahrscheinlich lief es darauf hinaus, dass sie sich gegenseitig ein oder zwei Wochen ihres Lebens schenkten. Danach würde er zu einer nächsten Eroberung weiterziehen, und Gina würde nach Hause zurückkehren – vermutlich mit einem gebrochenen Herzen, aber dafür als erfüllte Frau. Und hoffentlich hatte sie zu jenem Zeitpunkt auch ihre Mission erfüllt, dann wären buchstäblich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen!

Sam Irving, ihr Arzt, hatte ihr dringend dazu geraten, nach Griechenland zu fliegen und sich dort zu amüsieren. Du bist eine junge Frau in den besten Jahren, Gina. Und es ist lange her, dass du etwas Spaß hattest. Entdecke Griechenland, lass dich von einem jungen Mann mitreißen und überlasse es mir, hier zu Hause alles im Griff zu behalten!

Diesen Rat wollte sie sich nun zu Herzen nehmen.

Lächelnd sagte sie zu Mikos: „Nein, es gibt keinen Grund. Ich genieße es, einfach mit dir hier oben zu sein, obwohl mich überrascht, dass wir allein sind. Ich dachte, die Athener gehen nicht vor dem Morgengrauen ins Bett.“

„Das stimmt. Aber bei einem Anlass wie diesem werden die öffentlichen Räume des Hotels gesperrt. Nur offiziell geladene Geburtstagsgäste sind gebeten.“

„Wollen wir uns dann einfach setzen und mehr voneinander erfahren? Du sagtest vorhin, du wärst ohne Angelo Tyros heute nicht dort, wo du bist. Ich habe mich gefragt, was das bedeutet.“

Er hob leicht die Schultern. „So gern ich mit dir den Sonnenaufgang betrachtet hätte, muss ich mir dieses Vergnügen verwehren. Ich bin offiziell am Arbeiten und sollte die Party nicht so lange verlassen.“

So viel zu der Behauptung, er fände mich unwiderstehlich! dachte sie gekränkt. Solange ich mich gefügig gebe, hat er alle Zeit der Welt übrig.

Nachdem sie ihn körperlich zurückgewiesen hat, schien Mikos nun anderen Verpflichtungen nachjagen zu müssen. Vielleicht ja sogar einer dieser Damen der gehobenen Gesellschaft, die ihn wenige Momente zuvor so gierig angestarrt haben, als wäre er eine besonders saftige exotische Frucht.

„Gut, dass du mich daran erinnerst“, erwiderte Gina kühl. „Ich darf die Dinge auch nicht so schleifen lassen. Immerhin soll ich einen Artikel über die Reichen und Prominenten verfassen. Wahrscheinlich verpasse ich alle möglichen delikaten Vorkommnisse unten.“

Er wollte etwas sagen, doch Gina war an keiner Antwort mehr interessiert. Ihre kleine Seifenblase war geplatzt, und das lag hauptsächlich daran, dass sie lange nicht mehr unterwegs gewesen war. Sich hingabevoll um ihre arme, verlorene Mutter zu kümmern, hatte ihre sozialen Fähigkeiten und ihr Urteilsvermögen außer Kraft gesetzt. Gina hungerte nach einem Hauch von Glamour und Beachtung, nach dem Gutschein für eine kleine Romanze, und das machte sie anscheinend allmählich blind für die Realität.

Wie konnte ich bloß so naiv sein? überlegte sie wütend, während sie mit schnellen Schritten auf den Fahrstuhl zueilte. Nicht schnell genug, denn Mikos schaffte es, ihr bis in die Kabine zu folgen.

„Ich habe dich beleidigt“, sagte er entschuldigend.

„Mach dich nicht lächerlich!“ Sie wünschte, er würde sie nicht ständig auf diese eindringliche Art ansehen.

„Wenn es allmählich ruhiger wird“, begann er, „würde ich gerne später noch eine Kleinigkeit essen. Leistest du mir dabei Gesellschaft?“

Mit einer Hand versteckte sie ein aufgesetztes Gähnen. „Oh, ich glaube nicht. Ich bin jetzt schon wahnsinnig müde und werde nur so lange bleiben, bis ich genügend Material für meinen Artikel gesammelt habe.“

„Verstehe.“ Er schwieg kurz. „Hast du ein Zimmer hier im Hotel?“

Sie lachte humorlos. „Wohl kaum. Ich wohne im Viertel Topikos, das kennst du bestimmt auch.“

„Dann besorge ich dir einen Wagen, sobald du gehen möchtest.“

„Kein Bedarf“, wehrte sie schnell ab. „Ich werde laufen oder ein Taxi nehmen.“

Zurück im Ballsaal, verabschiedete sie sich hastig von ihm und tauchte in der Menge unter. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er nicht damit einverstanden, dass sie sich selbst um ihren Heimweg kümmern wollte. Trotzdem hielt er sie nicht zurück, sondern wandte sich an einen Mann, der in seiner Nähe an einem kleinen Tisch saß.

Nun, wenn Mikolas Christopoulos ihr keinen Zugang zu Angelo Tyros ermöglichte, musste sie es eben selbst zustande bringen. Tapfer schluckte sie ihre Enttäuschung über Mikos’ Verhalten hinunter und bahnte sich ihren Weg zu der großen Haupttafel – doch der griechische Milliardär war weit und breit nicht zu sehen.

„Könnten Sie mir vielleicht sagen, wo ich Mr. Tyros finden kann?“, fragte sie eine ältere Dame, die noch an der Haupttafel saß. „Ich hoffte auf ein kurzes Interview mit ihm.“

Amüsiert zog die Lady ihre Augenbrauen hoch. „Da kommen Sie zu spät, Kyria. Selbst wenn er bereit gewesen wäre, sich mit Ihnen zu unterhalten, was ich persönlich bezweifle, hat Angelo die Feier schon vor einiger Zeit verlassen. Schließlich ist er mittlerweile achtzig Jahre alt!“

Die Enttäuschung brannte bitter in Ginas Kehle. Dabei hatte der Abend so vielversprechend begonnen. Sie war in dem Nobelhotel begrüßt und hofiert worden, als würde sie zum Hochadel gehören. Und darüber hinaus hatte ihr der attraktivste Mann, den sie jemals zu Gesicht bekommen hatte, eindeutige Avancen gemacht.

Nur um sie dann fallen zu lassen, weil sie sich nicht für ein zwangloses Abenteuer zwischen den Topfpflanzen interessierte. Und alles in allem mündete der Abend seither in einer einzigen Katastrophe.

Entmutigt und erschöpft zwängte sie sich durch die Menschenmassen in Richtung Ausgang und stellte erleichtert fest, dass Mikos nirgendwo zu sehen war.

Wenigstens glaubte sie das, bis sie über den dicken Perserteppich durch die Lobby schritt und plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Eine raue, tiefe Stimme murmelte in ihr Ohr: „Wohin des Weges, Miss Hudson?“

2. KAPITEL

„Obwohl es Sie eigentlich nichts angeht“, erwiderte Gina gekünstelt höflich, während sie sich durch die aufdringliche Fotografenmeute drängelte, „aber ich fahre zu meinem Hotel zurück.“

Unbeeindruckt folgte Mikos ihr nach draußen. „Wir haben doch abgemacht, dass du mir Bescheid sagst, wenn du gehen möchtest“, sagte er etwas leiser.

„Nein“, erwiderte sie mit steinerner Miene, „das hast nur du beschlossen, nicht ich.“

Mit herrischer Geste hob er die linke Hand und schnippte mit den Fingern. Das schien zu genügen, um eine schwarze Mercedeslimousine aus dem Schatten hervorzulocken, die dann direkt vor ihnen am Bürgersteig hielt. „Dann ist wenigstens einer von uns beiden bei Verstand, nicht wahr?“, bemerkte Mikos trocken und hielt Gina die Hintertür auf. Sein Blick machte deutlich, dass er keinerlei Widerstand duldete.

Obwohl sie sein Angebot gern ausgeschlagen hätte und hocherhobenen Hauptes davonstolziert wäre, war sie insgeheim froh über die Fahrgelegenheit. Ihre hochhackigen Sandalen waren für sie ungewohnt und zudem gnadenlos schmerzhaft. Also schluckte Gina ihren Stolz hinunter und ließ sich elegant in die Ledersitze gleiten. „Wie aufmerksam von dir!“

„Parakalo! Gern geschehen“, entgegnete er höflich.

Damit war für sie der gemeinsame Abend beendet, und sie beugte sich vor, um dem Fahrer den Namen ihres Hotels zu nennen. Doch zu ihrer Überraschung stieg Mikos wie selbstverständlich auf der anderen Seite des Wagens ein.

„Was glaubst du, tust du da gerade?“, erkundigte sie sich gereizt.

„Ich beende diese Farce.“ Er wechselte ein paar griechische Worte mit dem Fahrer, der daraufhin die Trennscheibe zur Fahrerkabine hochfuhr und die Limousine in den regen Straßenverkehr hineinlenkte.

Zwar kannte Gina sich in Athen nicht aus, dennoch genügte ein Blick aus dem Fenster, um zu bemerken, dass sie nicht in die Richtung ihres Hotels fuhren. „Falls du es nicht bemerkt hast: Der Fahrer nimmt den falschen Weg.“

„Er ist absolut auf dem richtigen Weg“, widersprach Mikos und knöpfte sein Jackett auf. Dann streckte er seufzend die Beine aus. „Ich schlage vor, du entspannst dich und genießt die Fahrt.“

Einen Augenblick lang war sie versucht, seinem Vorschlag zu folgen. Zu lange hatte sie die schönen Dinge des Lebens entbehrt, und eine Luxuskarosse mit plüschig weichen Sitzen, die wie eine geschmeidige Katze die Straße entlangschnurrte, war ein verlockender Ruhepol.

Eine Flasche Champagner – Bollinger, wie Gina feststellte – ragte direkt vor ihr aus einem silbernen Kühler heraus. Geschliffene Champagnerflöten brachen das warme Licht der Kabinenbeleuchtung, und zudem war der Mann neben ihr nicht nur sexy und wahnsinnig attraktiv, sondern auch weltgewandt, kultiviert und charmant.

Andererseits befand sie sich auf dem Weg zu einem unbekannten Ziel, und das noch mit einem Fremden, der sie in ernsthafte Schwierigkeiten bringen konnte. Es gab eine Menge junger Frauen, die allein in ein fernes Land reisten und nie wieder gesehen wurden, weil sie sich naiv in Gefahr gebracht hatten.

„Wenn das eine Entführung werden soll“, begann Gina mit wankender Stimme, „solltest du wissen, dass du für mich keine beachtenswerte Summe erhalten kannst. Ich bin für keine Person von großem Wert, weder finanziell noch sonst irgendwie.“

Außer für meine Mutter, die keinen Schimmer hat, wer ich bin, dachte sie traurig. Und selbst wenn sie verstehen würde, dass ich in Schwierigkeiten stecke, könnte sie absolut nichts dagegen tun.

„Entführung?“, wiederholte er lachend. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht, aber jetzt, wo du es erwähnst …“

„Schön, dass zumindest einer von uns beiden etwas zu lachen hat“, giftete sie.

Mikos warf ihr einen abschätzenden Blick zu. „Ich lache doch nicht über dich.“

„Ach, ich finde dich unmöglich!“

Jetzt lachte er laut auf. „Wenigstens habe ich Eindruck auf dich gemacht.“

Dann öffnete er den Champagner und schenkte zwei Gläser ein, während Gina wie gebannt auf seine gebräunten, kräftigen Hände starrte.

„Worauf sollen wir trinken, Gina?“ Seine Frage riss sie aus ihrer Starre.

Automatisch griff sie nach dem Glas, das er ihr reichte. „Du entscheidest.“

„Darauf, dass wir uns ein bisschen besser kennenlernen?“

„Vor einer Stunde hattest du noch etwas Besseres zu tun!“

„Seitdem habe ich aber meine Meinung geändert.“

„Damit bist du nicht der Einzige!“, konterte sie scharf. „Und wenn du glaubst, mich dazu bringen zu können, mich hier in diesem Sexmobil für dich auf die Rücksitze zu legen, hast du dich geschnitten!“

Einige Sekunden lang war er sprachlos. Eine Hand hielt er vor seinen Mund – nicht vor Schreck, sondern um sein Lachen zu unterdrücken. „Ich versichere dir“, begann er amüsiert, „dass ich viel zu viel Respekt vor dir habe, um auf einen solchen Gedanken zu kommen.“

Er klang aufrichtig, trotzdem runzelte Gina die Stirn. „Was willst du dann?“

„Ich möchte nur mit dir reden, und unter anderen Umständen hättest du mir vermutlich nicht zugehört. Wenn es dich nicht gestört hätte, dass unser kleines Rendezvous auf dem Hoteldach so abrupt endete, hätte ich keinen weiteren Gedanken daran verschwendet. Aber …“ Er sah ihr tief in die Augen und zuckte seine breiten Schultern. „Es hat dir etwas ausgemacht, oder? Du hast es doch auch gespürt? Diesen Funken Anziehungskraft zwischen uns, der stärker als jede Vernunft ist?“

Fasziniert von seinen Worten nickte sie stumm. Und schließlich zwang Gina sich dazu, ihm die Frage zu stellen, die sie die ganze Zeit über beschäftigte. „Warum bist du dann vorhin …?“

„Verschwunden, bevor die Dinge außer Kontrolle geraten konnten?“

Das traf es zwar nicht ganz genau, doch sie nickte langsam.

Er nahm ihr das Champagnerglas ab und stellte es zur Seite. „Ich bin ein zivilisierter Mann und längst über das Alter hinaus, in dem man sich nichts dabei denkt, mit einer Lady in der Öffentlichkeit zu turteln. Aber du, Gina, du bringst mich dazu, die Kontrolle zu verlieren.“

„Ich dachte schon, du wärst verheiratet.“

„Bin ich nicht und war ich auch nie.“

„Oh“, sagte sie und spürte, wie ihr wärmer wurde. Das konnte natürlich auch am Champagner liegen.

„Und ich lege es auch nicht darauf an, dich auf dem Rücksitz zu verführen“, fügte er aufrichtig hinzu. „Falls wir uns lieben sollten, was ja jetzt noch nicht feststeht, dann werden wir Ort und Zeitpunkt dafür gemeinsam auswählen.“ Er grinste frech. „Aber wenn du es erlaubst, würde ich dich gern noch einmal küssen.“

Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als er ihr Gesicht unendlich langsam zwischen beide Hände nahm und ihr zärtliche Küsse auf ihre Augenlider, ihre Wangen, ihre Nasenspitze und ihr Kinn hauchte, bevor er seine Lippen auf ihren Mund presste.

Das Verlangen packte sie rau und gnadenlos. Sie fühlte sich genauso ausgeliefert wie zuvor auf der Dachterrasse des Hotels. Das Blut rauschte durch ihren Körper und schien nur dem Zentrum ihrer weiblichen Empfindung entgegenzuströmen.

Hör mit der Gentleman-Tour auf! beschwor sie ihn im Stillen. Halte dich nicht so zurück!

Sie begehrte ihn, wollte ihn überall berühren. Und sie wünschte sich, er würde ihr das Kleid über die Schultern abstreifen. Er sollte seine Hand über ihre Wäsche gleiten lassen, seine kräftige, gebräunte Hand …

Noch nie im Leben hatte sie so verwegene Gedanken wie heute gehabt. Vor ihrem inneren Auge sah sie sich selbst, wie sie sich ganz eng an ihn schmiegte und wie sie dabei zärtlich seine wachsende Männlichkeit streichelte.

Erschrocken über ihre eigene Leidenschaft, wich sie vor ihm zurück. Was war mit ihr geschehen, dass sie sich wie ein Flittchen einem vollkommen Fremden an den Hals warf? War sie von einem exotischen Insekt gebissen worden und dem Fieberwahn verfallen?

Zugegeben, sie war in Bezug auf Sex nicht vollkommen unschuldig. Mit zweiundzwanzig hatte sie ihre Unschuld an Paul Johnson verloren. Ihr Exverlobter hatte aber seine Meinung über eine gemeinsame Zukunft geändert, nachdem ihm klar wurde, dass er mit Gina auch ihre Mutter zu seiner Verantwortung machen würde.

Aber Gina war niemals ein leichtes Mädchen gewesen. Dazu hatte sie auch keinerlei Gelegenheit. Nachdem Paul sie sitzen gelassen hatte, war ihr gesellschaftliches Leben so ziemlich am Ende, besonders was Verabredungen mit Männern betraf. Die wenigen Begleiter, mit denen sie sich bislang getroffen hatte, waren an keiner Frau interessiert, die sich um ein sechzigjähriges Kind kümmern musste.

Nur hier in Griechenland – in Athen – war sie weit weg von diesen Sorgen, und der atemberaubende Mikos Christopoulos hatte sie schon zweimal geküsst. Damit hatte er verborgene Bedürfnisse und Sehnsüchte wachgerufen, die Gina während der letzten fünf Jahre unterdrückt hatte.

Und jetzt tobten diese Sehnsüchte außer Kontrolle in ihr, und das machte Gina Angst. „Meine Güte!“, rief sie überwältigt und rückte von Mikos ab. „Ich glaube, das ist erst mal genug!“

Er hielt sie nicht zurück. Merkwürdigerweise machte er den Eindruck, als wäre er erleichtert darüber, dass sie den Dingen Einhalt geboten hatte. „Darauf trinke ich.“

Seine widersprüchliche Haltung verwirrte sie. „Ich hatte nicht erwartet, dass dieser Abend so endet.“

„Was genau hast du denn erwartet?“

„Ich wollte einfach in mein Hotel zurück, sobald ich genug Informationen für meinen Artikel habe“, sagte sie schulterzuckend.

„Ach ja, der Artikel“, wiederholte er langsam.

Zu langsam.

„Glaubst du mir etwa nicht?“ Sein zynischer Unterton war ihr nicht entgangen.

„Sollte ich nicht?“

„Du klingst nur so komisch. Irgendwie misstrauisch“, fügte sie nachdenklich hinzu.

„Lass es mich so ausdrücken“, begann Mikos und machte eine kleine Pause. „Ich bin kein Mann, der sich schnell von einem hübschen Gesicht oder einer reizvollen Figur beeindrucken lässt. Es braucht mehr als das, um meine Aufmerksamkeit zu fesseln. Aber zu dir fühle ich mich so stark hingezogen, dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.“

„Du kommst mir nicht wie der Typ Mann vor, der mit irgendetwas nicht umgehen kann.“

„Normalerweise nicht. Aber ich würde lügen, wenn ich diese Situation zwischen uns als normal bezeichne. Ich halte sie für absolut außergewöhnlich.“

„Und dir gefällt es nicht, ausgeliefert zu sein“, schloss sie.

„Ganz und gar nicht“, gab er zu. „Wie du schon vermutet hast, bin ich ein Kontrollfreak. Das macht mich ja so gut in meinem Job.“

„Was ist eigentlich genau dein Job? Du hast nie erwähnt, was du eigentlich für Mr. Tyros machst.“

„Ich bin im Management. Geschäftsführender Vizepräsident, um genau zu sein.“

Das sagte Gina so gut wie nichts. Aber wer in geschäftsführender Position für einen Tycoon wie Angelo Tyros arbeitete, war es bestimmt gewohnt, keine internen Informationen mit Außenstehenden zu teilen.

„Gefällt dir deine Arbeit?“, fragte sie in beiläufigem Ton.

Das Kabinenlicht war schwach, aber nicht schwach genug, um seinen Gesichtsausdruck zu kaschieren. „Nicht immer“, räumte er ein. „Aber bei wem ist das schon so? Nimm dich, zum Beispiel! Bist du richtig glücklich mit dem, was du jeden Tag tust?“

Sie wandte sich ab und sah aus dem Fenster. Plötzlich wurde ihr wieder bewusst, warum sie eigentlich nach Griechenland gekommen war.

Miss Hudson, ich bin mir sicher, dass ich meine Ohrringe heute Morgen auf die Frisierkommode gelegt habe. Und jetzt sind sie fort!

Gina, bist du das? Ich habe gerade deine Mutter am Strand gesehen, wie sie vollkommen bekleidet bis zum Bauch im Wasser stand. Gina, wir haben November …

Maeve gesehen? Seit heute Morgen nicht, Gina, nein. Seit wann vermisst du sie denn?

Wie soll man Arbeit bemessen, die man aus Liebe erledigt, überlegte sie und legte ihre Stirn gegen die kühle Fensterscheibe der Limousine.

Sie hasste, was mit ihrer Mutter geschehen war. Sie hasste es, wie die Frau allmählich verschwand, die immer der Mittelpunkt ihres Lebens gewesen war. Demnach war sie natürlich nicht glücklich mit dem, was sie Tag für Tag tat.

Gina drehte sich wieder zu ihm um. „Einige Tage sind besser als andere. Das ist wohl bei jedem Job so.“

„Erzähl mir von deiner Arbeit. Du sagtest, du lebst auf den Golfinseln?“

„Richtig.“

„Ist das nicht eher unpraktisch? Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, liegen sie ziemlich weit vom Festland entfernt. Wie verträgt sich das mit Gesellschaftsjournalismus?“

„Mit dem Wasserflugzeug ist die nächste große Stadt nicht weit, und der Rest lässt sich via Internet regeln“, erwiderte sie abwesend.

„Warum beschließt eine junge Frau, wieder zu Hause zu leben?“

Langsam fühlte Gina sich in die Enge gedrängt. Sie durfte ihm nicht zu viel von sich erzählen. Und plötzlich bemerkte sie, dass sie in diesem Augenblick ein unbekanntes Gewässer überquerten. Einen See? Eine Meerenge? Ihre Angst kehrte zurück.

„Wieso sagst du mir nicht endlich, wohin wir fahren?“, fragte sie.

„Zu einem Ort, an dem wir allein sind.“

„Wir sind doch schon allein.“

„Nicht ganz.“ Er warf einen bedeutungsvollen Blick auf die getönte Scheibe, die sie von der Fahrerkabine trennte. „In meiner Position kann ich es mir nicht so oft erlauben, einfach zu entfliehen. Aber heute Nacht …“ Mit dem Zeigefinger strich er sacht über ihre Unterlippe. „Heute schwänze ich einfach – zusammen mit dir.“

Hinter der riesigen Brücke durchquerten sie noch eine kleine Stadt, deren Straßen nur schwach beleuchtet waren. „Sind wir noch auf dem Festland?“

Er verschränkte seine Finger mit ihren. „Nein.“

Diese einfache Berührung wirkte auf Gina regelrecht elektrisierend, und sie vergaß alle Vorsicht. Fünfzehn Minuten später fuhren sie durch ein kleines Dorf und hielten weit dahinter an einer einsamen Küstenstraße an.

„Komm“, sagte Mikos und zog sie hinter sich her aus dem Wagen. Dann wechselte er ein paar schnelle Worte mit dem Fahrer, der daraufhin die Limousine wieder startete und in die Richtung des Dorfes lenkte, das sie gerade durchquert hatten.

In Sekundenschnelle war die Nacht nur noch von Sternenlicht und dem leisen Rauschen des nahe gelegenen Meeres erfüllt. Und von Ginas aufgeregtem Herzschlag …

Direkt neben ihr stand Mikos, groß und dunkel wie ein Fels in der Brandung, und hielt noch immer ihre Hand fest.

Ihre Stimme zitterte leicht. „Ich fühle mich hier nicht besonders wohl. Was genau hast du vor?“

„Einen Strandspaziergang machen. Was hast du denn gedacht?“

„Es ist fast drei Uhr morgens. Die meisten Menschen sind um diese Zeit im Bett.“

Er lachte leise. „Willst du damit sagen, du wärst mit mir lieber im Bett, Gina?“

Dieser Gedanke war ihr an diesem Abend tatsächlich schon einige Male gekommen, und sie war froh, dass die Nacht ihre entlarvende Gesichtsfarbe verschluckte. „Nein“, log sie. „Ich verstehe nur nicht, warum wir hier sind.“

„Sieh dich doch um!“ Er machte eine raumgreifende Armbewegung und wandte sich dem Wasser zu. „Schau dir die Sterne an, wie sie sich im Meer spiegeln. Spüre die weiche Brise, wie sie deine Haut streichelt. Atme den Duft von Kiefern und Oleander. Und dann behaupte noch einmal, du wärst lieber in deinem Hotelzimmer mitten in der Stadt.“

Eine Lüge dieser Größenordnung wollte ihr nicht über die Lippen kommen. „Es ist in der Tat wunderschön hier.“

Er zog sie näher zu sich heran und raunte in ihr Ohr: „Dann begrabe deine Zweifel und komm mit mir!“

Hatte sie eine andere Wahl? Wollte sie überhaupt eine Wahl haben? Nein, und deshalb riskierte sie auch einen gebrochenen Knöchel, während sie auf ihren Stilettos hinter ihm durch den Sand stakste.

Mikos bemerkte ihre Schwierigkeiten und blieb stehen. „Zieh die Schuhe aus“, riet er ihr und kniete sich vor ihr in den Sand. „Halte dich an meiner Schulter fest!“

Ihr kam nicht einmal in den Sinn zu protestieren, so sehr war sie von seinen warmen Händen an ihren Fußgelenken fasziniert. Mit einer Hand stützte sie sich auf seinen starken Schultern ab und hob ihm erst einen Fuß entgegen, dann den anderen.

„Bitte schön“, sagte er schließlich. „Wie fühlt es sich an?“

Der Sand drückte sich sanft und kühl wie Puderzucker gegen ihre Fußsohlen. „Himmlisch“, gab sie zu und seufzte erleichtert. Insgeheim machte es ihr aber große Sorge, wie schnell sie sich seinem Willen beugte. „Und was jetzt?“, fragte sie etwas schärfer.

„Wir spazieren am Wasser entlang zum Dorf zurück. Das sind etwa drei Kilometer, und es dauert nicht länger als eine halbe Stunde.“

Im Grunde dauerte es dann fast zwei Stunden. Sie hielten Händchen, und von Zeit zu Zeit blieben sie stehen und küssten sich zärtlich. Die Ausläufer der seichten Wellen umspülten ihre Füße, und für die wenigen Stunden fühlte Gina sich wie im Märchen. Ein gut aussehender Prinz entdeckt Cinderella und befreit sie, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, aus der Tristesse ihres realen Lebens.

Selbst als die Ziegeldächer des Dorfes in Sichtweite waren, hörte der Zauber nicht auf. Mikos führte sie an ein paar Fischerbooten vorbei über einen hölzernen Pier bis hin zu einem kafinion, das direkt am Strand lag und den köstlichen Geruch starken Kaffees verbreitete. Schwaches gelbes Licht wurde auf ein paar eiserne Tische und Stühle geworfen, die auf einer verfallenen Veranda standen.

„Setz dich doch.“ Er zog einen der Stühle für sie zurück.

Als sie sich hinsetzte, fröstelte sie vor Kälte. Mikos bemerkte es und legte ihr galant sein Jackett um die Schultern. Er selbst war noch barfuß, genau wie sie. Sein Hemd war am Kragen aufgeknöpft, und die aufgekrempelte Hose war unten vom Meerwasser durchnässt.

Obwohl Mikos seinen teuren Designeranzug ruiniert hatte, bewegte er sich mit einer sicheren Haltung und Lässigkeit, die ihn von den meisten anderen Menschen unterschied.

In diesem Moment erschien der Inhaber des Cafés.

„Der Kaffee hier ist vermutlich stärker, als du ihn gewohnt bist“, warnte Mikos sie und schob ihr eine der Tassen mit schwarzbraunem Gebräu entgegen, die der Wirt zusammen mit einer Flasche Wasser auf den Tisch gestellt hatte. „Aber so mögen wir Griechen unseren Kaffee. Ganz besonders dann, wenn wir die Nacht über auf den Beinen waren.“

„Der ist gut“, behauptete Gina und verkniff sich eine Grimasse, als der Kaffee sich schmerzhaft seinen Weg durch ihre Speiseröhre bahnte. „Ähm, musst du heute arbeiten?“

„Nein. Am Wochenende kann ich tun und lassen, was ich will. Was ist mit dir?“

Ich kann natürlich auch über meine Zeit frei verfügen, spottete sie in Gedanken und stürzte ein ganzes Glas Wasser auf einmal hinunter. „Ich werde meine Notizen überarbeiten und mich an den Artikel setzen.“

„Nachdem du Schlaf aufgeholt hast, nehme ich an.“

„Natürlich“, seufzte sie und spürte, wie sich ihre Märchenwelt langsam in Luft auflöste. Denn Mikos versäumte es, ein weiteres Treffen später am Tag vorzuschlagen.

Stattdessen lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und sah Gina direkt an. „Hast du genug Material zusammen, um deinen Arbeitgeber zufriedenzustellen?“

Du brauchst mir absolut nichts zu liefern, Gina, das weißt du!

Lorne MacDonalds Worte klangen noch in ihrem Ohr. Ihr ehemaliger Boss hatte ihr den Presseausweis für Tyros’ Geburtstagsparty gegeben.

Ich bin froh, wenn ich dir irgendwie helfen kann. Aber falls es dein Gewissen beruhigt, gib mir etwas, das ich veröffentlichen kann: Namen von Reichen und Berühmten, was haben die Damen getragen, was gab es zu essen und zu trinken, wer mit wem und so weiter. Du kennst das ja. Hast es in den guten alten Tagen alles durchgemacht.

„Nicht wirklich“, antwortete sie matt. „Ich habe auf ein Interview mit Mr. Tyros persönlich gehofft, aber da habe ich mir wohl zu viel versprochen.“

„Definitiv. Angelo gibt nur noch sehr selten private Interviews. Aber wenn du Fragen hast, schieß los! Vielleicht kann ich sie dir beantworten.“

Oh, sie hatte jede Menge Fragen! Aber sie bezweifelte, dass ihr irgendjemand außer Angelo Tyros persönlich Rede und Antwort stehen konnte. Eines war jedenfalls sicher: Sie würde einen Weg finden, den alten Mann in die Ecke zu drängen und ihre Forderungen gegen ihn durchzusetzen. Sie hatte nicht ihr letztes Geld zusammengekratzt und war hierhergekommen, um mit leeren Händen wieder nach Hause zu fahren. Dafür stand zu viel auf dem Spiel.

3. KAPITEL

Er betrachtete sie durch die Gläser seiner leicht verspiegelten Sonnenbrille, die er gegen die ersten frühen Strahlen aufgesetzt hatte. „Nur keine Scheu, Gina. Du kannst mich alles fragen.“

Vorsichtig nahm sie noch einen kleinen Schluck Kaffee. „Du hast erwähnt, er wäre Witwer. War er nur ein Mal verheiratet?“

Mikos konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen. Die Leidenschaft seines Arbeitgebers für Frauen war legendär. Allerdings wunderte es ihn, wie wenig Gina ihren Auftrag vorrecherchiert hatte. Fünf Minuten im Internet hätten für die Beantwortung dieser Frage ausgereicht. „Fünf Mal. Seine erste Frau, Mutter seines Sohnes, starb in ihren Vierzigern. Von der zweiten und dritten Frau ließ er sich innerhalb des ersten Ehejahres scheiden, von der vierten nach sechs Monaten, und die fünfte verstarb vor circa acht Jahren.“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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