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Eine stille Begegnung. Eine Nacht voller Fragen. Und eine Erfahrung, die alles auf den Kopf stellt. Ein junger Mann verbringt ein unscheinbares Wochenende in vertrauter Umgebung – doch was harmlos beginnt, entwickelt sich zu einer Reise an die Grenzen der Wirklichkeit. In Gesprächen über das Leben, das Schicksal und das, was womöglich danach kommt, öffnet sich langsam ein innerer Raum, den er längst verloren geglaubt hatte. Nach einer besonderen Nacht geschieht das Unfassbare: Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Eine zweite Realität tut sich auf – fremd, surreal, überwältigend. Und als er erwacht, ist klar: Diese Erfahrung war mehr als ein Traum. Was folgt, ist eine stille, intensive Spurensuche. Begegnungen mit Menschen, die selbst tiefe Narben tragen, werfen neue Fragen auf – über Schuld, Vergebung und den verborgenen Sinn hinter scheinbar sinnlosen Ereignissen. Langsam beginnt sich ein Bild zusammenzusetzen. Eines, das größer ist als alles, was er je zu glauben wagte. Doch was, wenn diese Erkenntnis kein Ende ist – sondern erst der Anfang? Ein feinfühlig erzählter Roman über die Brüche im Leben, über das Unsichtbare hinter dem Sichtbaren – und über die Kraft, sich selbst und anderen neu zu begegnen.
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2025
Julian, mein Lehrer
Zeit für Heilung
Von Aron B. Wake
1. Auflage, April 2025
© Alle Rechte vorbehalten.
Impressum:
Michael Caplazi
Alte Lunkhoferstrasse 18
CH – 8905 Arni
In all den Jahren, in denen ich mich mit Spiritualität beschäftigt habe und immer tiefer in ihre Lehren und Praktiken eingetaucht bin, wurde ich oft gefragt: „Wer war der wichtigste Mentor für dich?“
Ich kenne die Antwort – und sie bedeutet mir mehr, als ich sagen kann. Sie ist ein Schatz voller Weisheit, den ich mit jedem teilen möchte, der ebenfalls den tiefen Wunsch hat, den Sinn des Lebens zu entdecken.
Aber bevor ich mit meiner Geschichte beginne, möchte ich eines klarstellen: Es gibt keine einheitlichen Wahrheiten, die für jeden Menschen passen. Jeder von uns geht einen ganz eigenen Weg, geprägt von persönlichen Erfahrungen, Erkenntnissen und Sichtweisen. Was für mich hilfreich und heilend war, muss nicht zwangsläufig der richtige Weg für dich sein.
Mein Weg führte mich zu einem Mentor, dessen Weisheit mein Leben auf eine Weise verändert hat, die ich nie für möglich gehalten hätte. Durch ihn habe ich meinen ganz eigenen Zugang zum Sinn meines Lebens gefunden. Aber lass dich nicht von der Vorstellung blenden, dass dein Weg genauso aussehen muss wie meiner. Was ich erlebt habe, darf für dich ein Impuls sein, ein wertvolles Geschenk – aber kein festes Rezept, das für alle gilt. Unsere Wege können sich überschneiden, aber jeder von uns hat die Freiheit, eigene, unentdeckte Pfade zu gehen und neue Horizonte zu entdecken.
Was mich jedoch fasziniert, ist das: Am Ende – und das glaube ich wirklich – werden sich unsere Wege irgendwo wieder kreuzen. Der wahre Schlüssel zu einem erfüllten Leben liegt darin, sich von den Erfahrungen anderer inspirieren zu lassen, ohne sich an eine einzige Wahrheit zu klammern. Wir alle haben unsere eigenen Lektionen zu lernen, eigene Berge zu erklimmen und eigene Geheimnisse zu entdecken. Vertraue darauf: Auch wenn der Weg manchmal undurchsichtig wirkt, wird sich der Sinn am Ende in einem großartigen Bild zusammenfügen.
Der Himmel hatte dieses sanfte Blau, das nur der Frühsommer zu bringen weiß, und in der Luft lag schon ein Hauch von Wärme. Ich erfasste diese ersten Anzeichen des Sommers, als ich den Innenhof unseres Wohnblocks betrat. Über mir zwitscherten Vögel, als würden sie sich die neuesten Geschichten aus der Stadt zuflüstern. Alles um mich herum war ruhig, fast ein bisschen geheimnisvoll. Das Summen des Alltags verhielt sich wie ein sanfter Schleier, der den Garten umhüllte, aber wie von Zauberhand nicht einzudringen vermochte. Die hohen Betonmauern, von Efeuranken vereinnahmt, schirmten das Leben draußen ab und verwandelten diesen Moment zu einer Insel der Ruhe.
Am Ende des gepflasterten Weges, versteckt hinter einem üppigen Busch voller Blüten, bemerkte ich Julian. Ein Junge, vielleicht 13 oder 14 Jahre alt, der in einem futuristisch anmutenden Rollstuhl saß. Das Design war beeindruckend – glänzende Metallteile, blinkende Kontrollleuchten – die Technik schien den Jungen fast zu umarmen, als würde sie ihm Sicherheit geben. Doch Julian wirkte, als ob der Stahlkoloss nichts mit ihm zu tun hatte. Stattdessen war sein Blick in den Himmel gerichtet, als ob er dort nach etwas suchte oder auf etwas wartete. Ein Lächeln spielte auf seinen Lippen, ein Lächeln, als hätten ihm die Vögel einen Witz erzählt. Einen, den nur er verstand.
Eine sanfte Brise wehte durch den Innenhof und trug den süßen Duft der Blüten mit sich. Sie strich über Julians blonde Locken, verwuschelte sie, um sie im nächsten Moment wieder zu ordnen. Die Blätter der Bäume über ihm bewegten sich im Wind, und ihre Schatten tanzten auf dem Boden. Das Licht, das durch die Äste brach, wirkte fast wie ein stilles Ballett, in dem das Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit eine flüchtige, fast magische Eleganz aufwies. Die Natur schien ihre eigene Choreografie zu haben – zart, aber kraftvoll – ein Moment der Schönheit und Stille mitten in der Stadt.
Julians Augen wanderten nun über den Garten, der im Sonnenlicht in lebendigen Farben und vielfältigen Formen erstrahlte. Es war, als versuchte er, das gesamte Grundstück mit einem einzigen Blick zu erfassen, dabei jeden Farbton und jede Kontur in seinem Inneren zu speichern. Sein Gesicht, ruhig und friedlich, schien die Schönheit der Welt um ihn herum widerzuspiegeln.
Wie ich den Jungen so betrachtete, durchzog mich eine Welle tiefen Mitgefühls.
Sein Rollstuhl, die gekrümmte Haltung – es schien, als erzählten all seine Bewegungen von den Prüfungen, die das Leben ihm auferlegt hatte. Doch was mich am meisten fesselte und faszinierte, war die stille Zufriedenheit, die er mit jeder Faser seines Wesens ausstrahlte.
Wie konnte ein Kind, das so viele Entbehrungen erdulden musste, solch eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit ausstrahlen?
Ein schwerer Klumpen bildete sich in meinem Herzen, doch gleichzeitig bewunderte ich seine Fähigkeit, mitten in all dem Schmerz Frieden zu finden.
Der Gegensatz zwischen dem Mitgefühl, das ich für ihn empfand, und der Lebensfreude, die er so offensichtlich ausstrahlte, ließ mich nachdenklich zurück. Ich befand mich in einem inneren Zwiespalt – zwischen meinen eigenen Annahmen über sein Leid und der erlebten Resilienz, die er an den Tag legte. Das Leben schenkte mir ein eindrucksvolles Beispiel für menschliche Stärke und gleichzeitig für die oft trügerischen Annahmen, die wir über das Leben und die Herausforderungen anderer treffen. Hier war ein Kind, das – ganz gleich, welche tragischen Geschichten ich mir ausgemalt hatte – die Gabe besaß, im augenblicklichen Moment Glück und Freude zu finden.
Das nächste Zusammentreffen mit Julian – es lagen nur wenige Tage zwischen unseren Begegnungen – riss mich vollends aus meiner Mitte. Ich war kurz davor, zu Bett zu gehen, der brennende Geschmack von frischer Minze der Zahncreme noch in meinem Mund, als plötzlich schimmernde, blaue Lichter mein Schlafzimmer in ein flackerndes Spektakel verwandelten. Der Klang von Sirenen drang gedämpft durch die geschlossenen Fenster. Als ich sie öffnete, um der Quelle des Lärms nachzugehen, fiel mein Blick auf den eilig geparkten Krankenwagen unten auf der Straße. Ein kaltes Unbehagen kroch mir in die Knochen, und mein Herz begann wild zu schlagen. Der dringende Instinkt zu helfen, führte mich schnurstracks ins Treppenhaus hinaus.
Zögerlich ging ich die Stufen hinunter, während unter mir die klaren, professionelle Rufe und die schnellen Schritte der Rettungskräfte für eine bedrohliche Geräuschkulisse sorgten.
Im unteren Stockwerk bot sich mir ein Bild, das ich so schnell nicht vergessen würde: Julian wurde behutsam und dennoch hektisch auf einer Bahre aus dem Haus getragen. Neben ihm eilte eine Sanitäterin, die einen Sack Flüssigkeit in der einen Hand und den Schlauch zum intravenösen Zugang in der anderen hielt. Julians Mutter, in einen leuchtend pinkfarbenen Trainingsanzug gehüllt, schulterte eine Sporttasche. Es wirkte so, als ob sie für einen längeren Aufenthalt in der Klinik in aller Eile das Nötigste zusammengepackt hatte. Unsere Blicke trafen sich nur für einen Augenblick – ein flüchtiger Austausch voller Schmerz – bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand und die Tür des Krankenwagens hinter ihr ins Schloss fiel.
Plötzlich herrschte gespenstische Stille.
Mit wild pochendem Herzen verharrte ich für einen Moment auf den Stufen. Die unwirkliche Szene hatte nur wenige Sekunden gedauert, doch sie ließ mich plötzlich hellwach und zutiefst verstört zurück.
Unvermittelt durchbrach ein schrilles, klagendes Schreien die Stille und hallte aus der immer noch offenen Wohnungstür unter mir wider. Hastig öffnete sich eine Tür über mir, und Frau Eicher stürzte, nur in ihr dünnes Nachthemd gehüllt, ins grelle Licht des Treppenhauses. Ihr zerzaustes Haar wirkte, als hätte es einem Wirbelsturm standgehalten. Auf ihrem Arm kauerte ihr kleiner Schoßhund, der, ebenso erschrocken von der Situation, zitternd und hastig nach Luft schnappte. Das zarte Gewebe ihres Negligés flatterte bei jedem Schritt, als ob es in der plötzlichen Hektik ein Eigenleben entwickelt hätte. Ihre müden Augen, von Schlaftrunkenheit und brennender Neugier geprägt, versuchten fieberhaft, die Quelle des verstummten Lärms zu entdecken.
Langsam näherte ich mich der offenen Wohnungstür unter mir und warf einen schnellen Blick in den Raum. War hier tatsächlich ein kleines Kind alleine zurückgelassen worden, das nun verzweifelt um Hilfe rief?
Und wahrhaftig; nur wenige Schritte von mir entfernt stand ein junges Mädchen im Schlafanzug, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Sie klammerte sich mit aller Kraft an eine Puppe, während ihr unaufhaltsam Tränen über das Gesicht strömten. Nervös und unsicher blickte ich mich in der Wohnung um, konnte aber niemand anderen entdecken.
„Hey, Kleine, bist du ganz alleine?“, fragte ich mit zitternder Stimme, bemüht, so ruhig wie möglich zu klingen. Doch sie reagierte nicht. Ganz in ihrer eigenen Welt gefangen, schrie sie ihr Elend in die Stille der Nacht hinaus.
Mit einem tiefen Atemzug und klopfendem Herzen trat ich vorsichtig in die Wohnung, den festen Willen, das Mädchen irgendwie zu beruhigen. Langsam ließ ich mich auf die Knie nieder, dabei darauf bedacht, das schreiende Kind nicht zu berühren. Ich suchte nach einem Weg, die angespannte Stimmung zu beruhigen.
„Schau mal“, begann ich leise und zeigte auf das kleine Stoffwesen, das sie so fest umklammerte, „deine Puppe weint und schreit genau so laut wie du.“
Zu meiner Erleichterung ließ ihr Brüllen nach und machte einem zitternden Schluchzen Platz. Die feuchten Augen des Mädchens wanderten nun zum Spielzeug in ihren Händen, ihre winzigen Finger strichen zärtlich über das Gesicht der Puppe, als wollte sie ihr Trost spenden.
„Wie heißt sie denn?“, fragte ich sanft, in der Hoffnung, sie ein wenig abzulenken.
„Betty“, hauchte sie fast unhörbar, ihre Stimme von den Tränen erstickt.
Das war ein Anfang.
Plötzlich hörte ich eilige Schritte hinter mir. Instinktiv wirbelte ich herum und fand mich Auge in Auge mit einem Mann, der auf den ersten Blick kaum älter schien als ich. Das schwache Licht des Flures warf einen Schatten auf sein dünner werdendes Haar und machte den Schweiß auf seiner Stirn deutlich sichtbar. Er keuchte leicht, als er versuchte, seinen Atem zu beruhigen.
Tief in seinen weit aufgerissenen Augen lag eine verzweifelte Suche, ein stummer Appell. Mein Verstand raste, versuchte, die flüchtigen Erinnerungen an vergangene, vage Begegnungen im Treppenhaus mit ihm in Einklang zu bringen.
„Sind Sie der Vater?“, brachte ich hervor, die Unsicherheit in meiner Stimme war kaum zu überhören.
Er nickte, wobei die Anspannung in seinen Augen spürbar blieb. Er atmete hörbar ein, ganz tief, und schien sich sofort wieder zu sammeln.
„Es geschah alles so plötzlich ... Danke, dass Sie sich um Mila gekümmert haben.“
„Ich konnte nicht tatenlos zusehen. Sie war so verängstigt“, antwortete ich mit zögerlicher Stimme, als ich versuchte, ihm zu erklären, warum ich überhaupt in seiner Wohnung stand. Ich richtete mich auf.
„Ja, es herrschte das totale Chaos. Julian hörte plötzlich auf zu atmen, und ...“
Seine Stimme brach, während Tränen in seine Augen schossen und den Schmerz in seinem Gesicht widerspiegelten.
„Mein Gott“, hauchte ich betroffen und machte instinktiv einen Schritt auf ihn zu.
„Ich frage mich manchmal, wie lange wir das noch ertragen können“, murmelte der Vater, die Sorge in seiner Stimme war greifbar.
„Kann ich irgendwie helfen?“
Er hielt kurz inne, warf einen flüchtigen Blick umher, und schüttelte dann resigniert den Kopf.
„Nein, aber danke. Meine Frau ist mit ins Krankenhaus gefahren. Ich werde Mila zu Bett bringen.“ Dann streckte er mir seine Hand entgegen und sagte: „Ich bin Markus“.
Die Bilder jener schicksalhaften Stunden, als Julians Leben am seidenen Faden hing, brannten sich unauslöschlich in mein Gedächtnis.
Dieser bleibende Eindruck trieb mich an, bereits nach nur drei Tagen bei den Fechners zu klingeln – angespornt vom dringenden Bedürfnis, Neuigkeiten über den Zustand des Jungen und das Wohlergehen der gesamten Familie zu erfahren.
In den darauffolgenden Tagen und Wochen entwickelte sich zwischen Markus und mir eine unerwartet enge Freundschaft. Unsere Gespräche über das Leben, dessen Herausforderungen und die daraus resultierenden Träume wurden zu einem festen Bestandteil unseres Alltags. Wir teilten nicht nur Sorgen, sondern auch Lachen und Hoffnung. Es war, als hätten wir uns schon ewig gekannt, und unsere Beziehung wurde für ihn zu einer stabilen Stütze in diesen angespannten Zeiten.
Markus’ respektvoller Umgang mit mir faszinierte mich ungemein.
Er hatte erkannt, wie sensibel ich war und wie tief mein Mitgefühl für Julian und die Fechners ging. Ihre unerträgliche Situation, der ständige Schatten der Angst, dass ihr ältestes Kind jederzeit sterben könnte, rührte mein Herz zutiefst.
Vielleicht war es gerade mein einfühlsames und zurückhaltendes Interesse, das ihm zeigte, dass wahre Empathie bedingungslos und ohne Erwartungen war. Markus, der in seiner Vergangenheit eher zurückgezogen lebte und nur wenige enge Freunde hatte, schien in diesen Momenten förmlich aufzublühen. Er genoss den Austausch, die neuen Perspektiven und die unkomplizierte Nähe, die sich zwischen uns entwickelte. Für Markus war diese wachsende Freundschaft wie ein erfrischender Windstoß, der den Staub der Isolation forttrug und einen Raum für neue Nähe schuf. Für mich wiederum war es eine Bestätigung, dass ehrliches Interesse und Menschlichkeit oft die besten Brückenbauer zwischen den Herzen sind. Es war ein zartes, aber fest verankertes Band, das sich zwischen uns spannte, gefestigt nicht nur durch gemeinsame Interessen, sondern auch durch die schlichte Freude an menschlicher Verbindung.
Er erzählte mir immer wieder von seinem Sohn und teilte dabei auch persönliche, intime und berührende Episoden. So erfuhr ich bald, dass Julian bereits die Schwelle zum 15. Lebensjahr überschritten hatte. Dies war kaum zu fassen; wenn man ihm ins Gesicht blickte, sah man feine, beinahe kindliche Züge, die ihn deutlich jünger erscheinen ließen. Und auch die Art, wie er sich bewegte und ausdrückte, strahlte eine Zartheit aus, die eher einem 13-Jährigen zuzuschreiben war.
Julian trug das Erbe einer seltenen genetischen Anomalie in sich; ein ungewöhnliches erbliches Muster, das sich tief in die Stränge seiner DNA eingegraben hatte. Dieses unausweichliche Schicksal formte und schattete jede Facette seiner Jugend. Seine Haut, oft von rauen, rötlichen Ausschlagen und grünlichen Blutergüssen gezeichnet, erzählte Geschichten von schmerzhaften Schüben, die durch diese Krankheit verursacht wurden. Es gab Momente, in denen sie so heftig und unbarmherzig wütete, dass sie Julians Leben am seidenen Faden hängen ließ. Diese Episoden drohten, ihn in die kalte, unerbittliche Umarmung des Todes zu ziehen – in einen Schlaf, aus dem er nie erwachen würde.
Doch im Gegensatz zu diesen dunklen Zeiten gab es auch Phasen, in denen die Krankheitssymptome verblassten und in den Hintergrund traten. In diesen goldenen Momenten konnte Julian wie ein ganz normaler Teenager leben: Er konnte lachen, rennen und von einer unbeschwerteren Zukunft träumen, fast als wäre der dunkle Schatten, der ihn ständig verfolgte, nur ein flüchtiges Phantom. Doch, egal wie unbeständig diese Augenblicke auch waren – sie zeugten von seinem unerschütterlichen Geist und seiner Entschlossenheit, gegen alle Widrigkeiten zu leben.