Julie und Wilson - Astrid Wahl - E-Book

Julie und Wilson E-Book

Astrid Wahl

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Beschreibung

Vertraue dir selbst - du bist gut so, wie du bist. »Julie und Wilson - Eine geheimnisvolle Freundschaft« ist eine warmherzige Geschichte über Mut, Freundschaft und Vertrauen in sich und das Leben. Kurzweilig und spannend geschrieben. Julies Bauwagen steht inmitten der Natur, nur wenige Kilometer von ihrem Elternhaus entfernt. Hier und bei den benachbarten Eseln verbringt sie ihre Freizeit am liebsten. An diesem Ort ist es egal, dass sie Asthma hat und vieles für sie schwieriger ist als für gesunde Mädchen. An einem Frühlingsnachmittag taucht plötzlich ein geheimnisvoller Hund namens Wilson bei ihr auf. Die zehnjährige Julie erschreckt sich fürchterlich, als er sie anspricht. Wilson erklärt ihr, dass er ein Glückshund ist und es davon nur sehr wenige auf dieser Welt gibt. Julie glaubt dem selbstbewussten Hund zunächst kein Wort. Doch Wilson lässt nicht locker. Schließlich hat er eine ganz besondere Mission zu erfüllen. Weise und mit viel Witz und Charme schafft er es, Julie zu immer neuen Abenteuern zu überreden. Nach und nach gewinnt Julie an Mut und Selbstvertrauen. Doch wird es Wilson gelingen, sie ganz aus ihrem Schneckenhaus zu befreien, um das Glück zu erfahren?

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Seitenzahl: 246

Veröffentlichungsjahr: 2023

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VITA

Geboren wurde Astrid Wahl 1975 in einem Dorf inmitten des Rothaargebirges. Hier wuchs sie umgeben von wunderschöner Natur auf. Ihrer Heimat auf dem Land ist sie treu geblieben, denn hier ist sie immer noch zu Hause – gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Hund. Lange Spaziergänge sorgen dafür, dass Astrid immer wieder neue Geschichten einfallen.

Schon ihre Kindheit verbrachte sie am liebsten draußen. Und bei miesem Wetter kam ihre Fantasie richtig in Fahrt, denn dann dachte sie sich Geschichten aus oder versank selbst in einem Buch. Bis heute liebt sie den Duft von Büchern und das tiefe Eintauchen in Romane und Krimis. Mit »Julie und Wilson - Eine geheimnisvolle Freundschaft«, veröffentlicht sie ihren Debütroman.

Für Oli und Lupo

Das Leben ist SCHÖN!

Das Leben ist GENUSS!

Das Leben ist FREUDE!

Nimm sie dir, all die schönen Dinge.

Sie sind da, zum Greifen nah!

Astrid Wahl

INHALT

Kapitel 1 - Beobachtungsposten

Kapitel 2 - Eine unheimliche Begegnung

Kapitel 3 - Darf ich mich vorstellen

Kapitel 4 - N' halben Hahn

Kapitel 5 -Auf Tuchfühlung

Kapitel 6 -Der Schlachtplan

Kapitel 7 -Am Flughafen

Kapitel 8 - Samstagmorgen

Kapitel 9 -Der Grillnachmittag

Kapitel 10 - Angekommen

Kapitel 11 - Carmen

Kapitel 12 - Hundeschule

Kapitel 13 - Freund und Feind

Kapitel 14 - Sommersprossen

Kapitel 15 - Hängebrücke

Kapitel 16 - Normandie

Kapitel 17 -Die Flucht

Kapitel 18 - Die Reise

Kapitel 19 - Lea

Kapitel 20 - Am Weiher

Kapitel 21 - Jerusalema

Kapitel 22 - Elisa

Kapitel 23 - Frühlingsfest

Kapitel 24 - Am Bauwagen

Danke!

- KAPITEL 1 -

BEOBACHTUNGSPOSTEN

Wilson schreckte auf, als plötzlich lautes Poltern aus dem karminroten Bauwagen drang. Julie war seit einiger Zeit darin beschäftigt. Jetzt flogen auch noch Gegenstände heraus. Ein Holzhocker, Henkeltassen, Lammfelle und verschieden bunte Häkelkissen. Wilson reckte neugierig seinen schwarz-weißen Kopf. Aus einem gegenüberliegenden Gebüsch heraus verfolgte er das Treiben. Blätter und Äste erschwerten ihm allerdings die Sicht. Nervös strich er sich mit der Pfote über sein Gesicht.

Bisher war es auf dem Gelände ruhig zugegangen. Julie war jeden Nachmittag mit ihrem E-Bike angefahren gekommen und für einige Stunden im Bauwagen verschwunden. Außer leiser Musik und einem pfeifenden Wasserkessel waren keine Geräusche nach außen gedrungen. Weitere Kissen flogen heraus.

Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. »Ach diese Aufregung macht mich noch ganz verrückt. Sie wird mich schon nicht verjagen - oder doch? Schlupitidu. Was macht sie nur da drinnen? Wenn ich doch nicht immer so neugierig wäre! Schlimm ist das mit mir. Ich muss mich doch gar nicht so aufregen. Sie wird mich lieben. Ganz bestimmt sogar. Deshalb bin ich ja hier. Ich habe einen wichtigen Auftrag zu erfüllen. Alles wird gut.«

Wilson drehte sich ein paar Mal nervös im Kreis herum und legte sich anschließend bäuchlings etwas weiter links neben das Gebüsch, um besser sehen zu können. Sein Kopf ruhte auf seinen Vorderbeinen. Seine braunen Augen wanderten von rechts nach links. Wilson war es sehr wichtig, Julie durch seine letzten Beobachtungen noch besser einschätzen zu können. Alle erhaltenen Informationen hatten sich seit seiner Ankunft bestätigt. Wie erwartet, hatte er ein Mädchen vorgefunden, das gerne für sich war. Julie verbrachte ihre Freizeit am liebsten hier. An diesem besonderen Ort hatte sie sich ihr Paradies erschaffen.

Wilson wollte noch etwas Zeit gewinnen. Zeit, um einen geeigneten Plan für sein erstes Treffen mit Julie zu schmieden. Dieser große Moment, der größte in seinem bisherigen Leben, stand kurz bevor. Staubwolken drangen aus der Bauwagentür hinaus ins Freie.

Alleine auf sich gestellt war Wilson an seinem Ziel angekommen. Seine lange Reise hierher steckte ihm in den Knochen. Natürlich würde er niemals zugeben, wie erschöpft er war. Das passte nicht zu ihm und spielte auch keine Rolle mehr. Entscheidend war nur, dass er hier war. Hier bei Julie. Das machte ihn sehr glücklich.

Ereignisreiche Wochen lagen hinter ihm. Die vielen Eindrücke schwirrten unentwegt durch seinen Kopf und mussten noch verarbeitet werden. Vielleicht würde er Julie später, wenn sie sich besser kannten, davon erzählen.

In Gedanken sprach sich Wilson Mut zu: »Ich bin ein stattlicher, imposanter Rüde. Mein Stammbaum ist beachtlich und weitreichend. Blaues Blut kann man mir auch nicht absprechen. Alter englischer, stilvoller Adel. Jawohl. Ich habe eine sehr gute Ausbildung hinter mir. Ich bin der Auserwählte. Ich, Wilson und kein anderer. Ich habe diesen Auftrag zu erledigen.« Wilson stieß einen tiefen Seufzer aus.

Julies Bauwagen stand auf einem weitläufigen Gelände, eingebettet zwischen einer Birkenallee und einem Mischwald. Wilde Sträucher und Bäume umsäumten die Wiesenfläche bis hinunter zum Bach, der entlang des Waldweges floss und über eine Brücke zu erreichen war. Auf der anderen Seite der Allee erstreckten sich hügelige Felder. Das Gelände war in zwei Grundstücke unterteilt und jedes verfügte über eine eigene Zufahrt. Auf Julies Nachbargrundstück stand ein alter Holzstall. Dahinter weideten Esel und Ziegen. Hühner liefen weit verstreut umher und pickten hektisch im Erdboden herum.

Plötzlich erschien Julie mit einem Zinkeimer in der Hand auf der Veranda. Wilson sprang mit einem großen Satz zurück in sein Versteck. Das war knapp, fast wäre er entdeckt worden. Jetzt schon. Er ärgerte sich, so unaufmerksam gewesen zu sein. Ein Hund hatte immer wachsam zu sein. Julie stieg die Stufen herab und lief schnurstracks in Wilsons Richtung. Geduckt versuchte er, Julie nicht aus den Augen zu verlieren. Die dichten Äste erschwerten ihm erneut die Sicht. Julie kam immer näher. Wilson hielt den Atem an.

Ohne ihn zu bemerken, lief sie hüpfend über die Wiese an ihm vorbei, hinunter zum Bach. Ihr wadenlanges Blümchenkleid hüpfte im gleichen Takt. Ihre struppigen Haare lugten unter ihrer Schiebermütze hervor. Vergnügt summte sie ein Lied vor sich hin.

Wilson wagte sich vorsichtig hervor und schlich auf leisen Pfoten hinter ihr her. Aus sicherer Entfernung betrachtete er sie voller Entzücken.

»Wenn ich noch länger mit mir hadere, werde ich nur noch nervöser. Da tue ich mir auch keinen Gefallen mit«, schwirrte es Wilson durch den Kopf.

Julie kniete am Bachufer, um den Eimer zu befüllen. Sie musste sich etwas weiter nach vorne beugen und zack, ihr Kleid verrutschte und der zarte Stoff schwamm auf der Wasseroberfläche. Wilson hörte ihr Kichern.

Mit einem schwungvollen Satz sprang Julie wieder hoch. In der rechten Hand hielt sie den halbvollen Zinkeimer, den sie nun, diesmal ohne zu hüpfen, zurück zu ihrem Bauwagen trug. Triefend klebte das Kleid an ihren Beinen, was ihr nichts auszumachen schien. Warum auch? Die Sonne strahlte an diesem Nachmittag warm vom Himmel herab. Keine Wolke war zu sehen. An diesem einsamen Ort, wo der Bauwagen stand, war es zu jeder Tages- und Nachtzeit ruhig. Nur das Zwitschern der Vögel war zu hören. Vergnügt flogen sie umher, ließen sich vom Wind treiben oder flatterten von Baum zu Baum, ohne ihren Gesang zu unterbrechen.

Zurück im Bauwagen wischte Julie mit einem Schrubber und einem Lappen schwungvoll den restlichen Staub vom Holzboden auf. Anschließend kippte sie das Putzwasser über das Geländer der Veranda. Das Wasser ging mit einem dumpfen Platscher zu Boden und suchte sich seinen Weg durch das Gras.

Fröhlich sprang Julie aus dem Wagen rein und raus, um all ihre Sachen wieder zurück an ihren Platz zu räumen. Kunstvoll dekorierte sie ihre gemütliche Sitz- und Kuschelecke im hinteren Teil des sechs Meter langen Bauwagens mit ihren bunten Häkelkissen und den Lammfellen.

Wilson beobachtete sie. Nur zu gerne hätte er einen Blick in den Bauwagen geworfen. Vielleicht würde sich ihm ja später eine Gelegenheit bieten.

Die Zeit verstrich. Wilson musste handeln, heute noch. Minütlich zog sich seine Kehle weiter zu und wurde immer trockener. Wilson sehnte sich nach einem Schluck Wasser. Dafür müsste er jedoch hinunter zum Bach laufen, gut möglich, dass Julie ihn dabei entdeckte. Das war ihm zu riskant.

Seine drei Ausbilderhunde im Camp hatten ihm immer wieder eingeschärft, Julie freundlich, höflich und in gebührendem Abstand anzusprechen. Mehrfach hatten sie die Kontaktaufnahme geübt. Während dieser Übungen hatte das immer gut geklappt. Nach und nach war Wilson sicherer geworden. Aber bis heute hatte er ausschließlich mit Hunden gesprochen. Niemals mit einem Menschen. Das hatte er nicht trainieren können, denn nur Julie würde seine Worte verstehen. Aber was, wenn Julie sich fürchterlich erschreckte, wenn er sie anspracht? Das war seine größte Sorge. Genau das musste er unbedingt vermeiden.

Angespannt dachte er nach und musste plötzlich niesen.

- KAPITEL 2 -

EINE UNHEIMLICHE BEGEGNUNG

»Hatschi.«

»Nanu, ist da jemand?«, fragte sich Julie, die gerade dabei war ihre Emailletassen zurück in das hohe Holzregal zu räumen. Sie schaute flüchtig zur Tür hinaus, konnte jedoch nichts Auffälliges entdecken.

»Hatschi.« Wilson schüttelte sich verärgert darüber, dass er erneut niesen musste. Dies tat er immerzu, wenn er aufgeregt war. Julie hatte den zweiten Nieser ebenfalls vernommen und trat hinaus auf die Veranda, um einen Blick auf das Grundstück zu werfen. Wieder konnte sie nichts Ungewöhnliches sehen.

»Hallo? Ist da jemand?«, rief sie zaghaft. Da raschelte es leise im Gebüsch gegenüber, aber nichts und niemand war zu sehen.

»Ach Julie«, sprach sie laut zu sich selbst. »Du wirst wohl langsam müde.« Hinter ihr lag ein anstrengender Schultag und heute Nachmittag hatte sie sich mit dem Frühjahrsputz zu viel vorgenommen. Die letzten Wochen hatte es immerzu Bindfäden geregnet. Fast jeden Tag, Woche für Woche. Der Frühling kam in diesem Jahr nur schleppend in Gang. Nun war der Himmel aber endlich aufgeklart.

Die Sonne brachte nicht nur angenehm warme Temperaturen mit sich, nein, sie brachte auch die staubige Wahrheit des Bauwagens ans Licht.

Die Regentage der letzten Wochen hatte Julie mit Lesen und Häkeln in ihrer Kuschelecke verbracht. Rückblickend waren das sehr gemütliche Tage im Bauwagen gewesen, in denen sie ihre letzte Kissenhülle fertiggestellt hatte. Diese war noch bunter geworden als die vielen anderen zuvor. Alle paar Reihen hatte Julie mit einer neu erlernten Häkeltechnik die Farben gewechselt. So konnte sie ihre gesammelten Wollreste verarbeiten. Julie brachte sich gerne Dinge selber bei. Die Häkelanleitung für den perfekten Farbwechsel hatte sie sich in einem Internetvideo angesehen und sofort ausprobiert. Nun konnten die Häkelsachen bis zum Herbst verstaut werden. Julie liebte dieses Hobby vor allem in der dunklen Jahreszeit. Wenn sie gemütlich mit einer Tasse Kakao vor ihrem flackernden Elektroofen saß. Alleine für sich im Bauwagen.

Erneut vernahm Julie ein Rascheln aus Richtung des Gebüschs. Vermutlich war es eine pickende Amsel im Laub. Julie räumte die letzten Tassen ein. »Hm, vielleicht sollte ich das Regal farbig anstreichen. Hellblau könnte hübsch aussehen«, ging es ihr durch den Kopf.

Wilson hatte sich herangeschlichen und saß drei Meter von der Veranda entfernt, fest entschlossen, dass nun sein großer Moment gekommen war. Er wollte Julie ansprechen. Jetzt. In Gedanken sprach er sich noch einmal Mut zu.

»Als würde ich mich feige hinter einem Gebüsch verkriechen. Pah, nee, ich doch nicht. Verstecken. Blödsinn. Habe ich auch gar nicht nötig. Bin schließlich ein Sir, ein Lord. Lange, lange Ahnentafeln schmücken die Wände im Schloss meiner Vorfahren. Jawohl!« Wilson nickte sich selber zu und wischte sich mit der Pfote über sein Gesicht.

»Ich habe eine Mission zu erfüllen. Hier bin ich. Es gibt nicht sehr viele Hunde auf diesem Planeten, die meine besondere Fähigkeit besitzen. Also los! Ich muss Julie jetzt auf mich aufmerksam machen. Ich darf sie auf gar keinen Fall erschrecken. Ich gehe das sehr vorsichtig an. Dann wird alles wunderbar klappen. Ich bin schließlich ein imposanter, stattlicher …« Sein Gedankenfluss stoppte plötzlich.

»Uhwah«, gab Wilson von sich und ließ Julie drinnen im Bauwagen erneut aufhorchen. Er schüttelte sich kurz und setzte zum zweiten Versuch an. Nervös wippte Wilson von einem Vorderbein auf das andere, viel zu plump kamen seine Worte hervorgeschossen: »Hallo, Julie, ich bin hier draußen und möchte mich gerne bei dir vorstellen!« Keine Reaktion. Wilson schluckte und rief mit heiserer Stimme: »Julie, komm doch bitte mal raus!«

Julie trat barfuß auf die Veranda. Ihr Blick blieb kurz an Wilson haften und steifte dann weiter durch den Garten. »Niemand hier. Was ist das für ein Hund? Und wo ist sein Besitzer? Komisch!«, wunderte sie sich und sah wieder zu Wilson.

»Wenn ich mich dann bitte vorstellen dürfte«, sprach Wilson mit übertrieben näselnder Stimme. Er saß aufrecht mit durchgedrücktem Rücken vor ihr und lächelte. Julie fuhr zusammen.

»Verzeihung. Ich wollte dich nicht erschrecken«, versuchte Wilson Julie zu besänftigen und ging behutsam ein Stück auf sie zu.

»Aaaah!«, schrie Julie laut auf und stürzte kreidebleich zurück in ihren Bauwagen. Sie knallte die Tür zu und verschloss diese, so schnell sie nur konnte. Julie ließ sich an der Tür hinunter auf den Boden gleiten. Ihr Herz pochte wild in ihrer Brust. Panik stieg in ihr auf. Sie kramte in ihrer Tasche nach dem Asthmaspray. Mit zitternden Händen bekam sie es zu greifen, führte es zu ihrem Mund und nahm einen Sprühstoß. Für einen Moment hielt sie die Luft an, damit sich das Spray in ihrer Lunge verteilen konnte. Kraftvoll atmete sie aus. Julie versuchte sich zu konzentrieren und zu beruhigen. Doch ihre Gedanken wirbelten nur so durch ihren Kopf. Wer spielte ihr hier gerade einen üblen Streich? Der Hund da draußen konnte unmöglich gesprochen haben.

Wilson kletterte unterdessen vorsichtig die Verandastufen hinauf und setzte sich vor die Bauwagentür. Er atmete tief durch und sagte mit leiser, näselnder Stimme: »Verzeihung, bitte. Julie, ich wollte dir keine Angst machen. Ich beiße nicht. Ehrenwort. Bitte mach die Tür auf. Ich möchte mich gerne bei dir vorstellen.« Wilson kratzte behutsam an der Holztür.

»Oh mein Gott, jetzt sitzt der Hund genau vor meiner Tür«, dachte Julie. »Ein Hund, der von sich behauptet, dass er nicht beißt. Hilfe! Meint er wirklich, das hätte mich beruhigt? Ich fasse es nicht. Kann der wirklich sprechen? Nein, nein, kein Hund auf dieser Welt kann sprechen. Tiere allgemein können nicht sprechen. Was ist hier los?« Julie sprang mit einem großen Satz von der Tür weg. Was sollte sie nur tun? Erneut war das Kratzen an der Tür zu hören.

»Julie, mach doch auf. Dann kann ich dir alles erklären.« Wilsons Stimme klang sanft.

Julie kauerte sich in ihre Kuschelecke und drückte ihr Lieblingskissen ganz fest an ihren Körper. Sie atmete einige Male tief ein und nahm einen weiteren Sprühstoß ihres Asthmasprays.

Julie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. »Ich rufe Mama an«, ging es ihr als Erstes durch den Kopf. »Sie soll herkommen. Ach nein, Mama ist heute nicht zu erreichen. Sie hat den ganzen Tag über Termine und Papa ist auf Geschäftsreise. Opa! Ich rufe Opa an. Hoffentlich geht er an sein Telefon. Wenn er in seinem Arbeitszimmer ist, tut er das ja meistens nicht. Aber Opa ist meine einzige Chance. Nur was, wenn er herkommt und gar nichts ist. Der komische Hund ist dann vielleicht längst wieder verschwunden und alles wieder friedlich. Keiner wird mir glauben, dass hier ein sprechender Hund gesessen hat. Wie auch, es gibt keine sprechenden Hunde.« Julie umklammerte das Kissen noch fester.

Dann schlich sie zu ihrem Rucksack und kramte nach ihrem Handy. »Akku leer. Schitti! Und ich habe kein Ladekabel dabei.« Julie drückte ihre Fäuste an die Stirn. »Was mache ich denn jetzt bloß? Augustin ist heute nicht nebenan bei seinen Eseln. Ihm wäre der komische Hund bestimmt aufgefallen.« Plötzlich kam ihr eine Idee. Sie konnte durch das hintere Fenster des Bauwagens flüchten. Das lag nicht sehr hoch und der Moosteppich darunter würde sie auffangen. Es bestand also keine Gefahr, dass sie sich verletzen könnte. Anschließend würde sie, so schnell sie nur konnte, wegradeln. Julie schlich zum Fenster, umfasste den Griff und ließ ihn erschrocken wieder los.

»Nee, das funktioniert nicht. Hunde haben gute Ohren, er wird mich sofort hören, wenn ich in das Moos springe. Oh Gott, dann wird er mich verfolgen. Kein guter Plan. Schitti! Ich brauche aber einen guten Plan. Sofort!«

»Oh, Mamma!«, rief sie jämmerlich. Tränen kullerten über ihre Sommersprossen. »Mama, bitte hilf mir.« Julie kauerte sich zurück in ihre Kuschelecke und schreckte auf, als sie erneutes Kratzen und Wilsons Stimme an der Tür hörte.

»Huhu, Julie!«, rief Wilson freundlich. »Schlupitidu, ich habe unser erstes Treffen gründlich vermasselt. Jetzt hast du Angst vor mir, das wollte ich nicht. Bitte lass uns reden. Ich kann dir alles erklären. Lass mich doch bitte zu dir reinkommen. Ich tue dir nichts. Ganz im Gegenteil.«

Julie antwortete nicht.

Für eine ganze Weile herrschte Stille. Wilson rollte sich vor der Tür ein und wartete ab. Er war traurig und wütend zugleich. Wütend auf sich selbst, weil er die erste Begegnung mit Julie mehr als vermasselt hatte. Ein Plan B fiel ihm gerade auch nicht ein. Oder doch?

Wilson setzte sich aufrecht hin. Seine Ohren spitz nach oben gerichtet. Er blinzelte drei Mal, dann rief er: »Julie! Julie, ich habe eine Idee, wie wir uns unterhalten können und du dich trotzdem sicher fühlst.«

»Wie denn?«, fragte Julie mit belegter Stimme.

»Also, du bleibst in deinem Bauwagen und öffnest das vordere Fenster. Ich setze mich draußen im Gras davor. So können wir miteinander plaudern und uns ein wenig kennenlernen. Noch dazu müssen wir nicht mehr so laut sprechen. Was hältst du davon? Wollen wir es so machen?«, fragte Wilson.

»Okay«, antwortete Julie.

»Schubidu!«

»Warte kurz«, rief Julie durch die geschlossene Tür. Sie schob ihren Holzhocker hinüber zum Fenster. Zögerlich nahm sie den Griff in die Hand und hielt einen Moment inne.

Wilson hüpfte die Stufen hinunter auf die Wiese. Voller Freude sprang er mit allen vier Pfoten gleichzeitig in die Luft. Anschließend drehte er sich mehrmals im Kreis herum. Mit einem genüsslichen »Hatschi« beendete er seinen Tanz.

- KAPITEL 3 -

DARF ICH MICH VORSTELLEN

Zaghaft öffnete Julie das Fenster. In geduckter Haltung linste sie vorsichtig hinaus. Außer ihrer Schiebermütze war nichts von ihr zu erkennen. Julie hatte immer noch ein mulmiges Gefühl im Bauch und vermutete nach wie vor, dass ihr gerade ein ganz übler Streich gespielt wurde.

Doch Wilson war zuversichtlich, dass nun alles seinen vorbestimmten Weg gehen würde. »Hallo, Julie! Ich freue mich riesig, dass du meinen Vorschlag angenommen hast! Zeig dich doch mal, ich kann dich ja kaum sehen«, rief er vergnügt und sprang in die Luft.

Julies Gedankenkarussell begann sich erneut zu drehen: »Wahrscheinlich stecken Lukas und seine Gang dahinter. Würde mich nicht wundern. Die haben mich schon länger nicht mehr geärgert. Bestimmt haben sie sich diesen gemeinen und unheimlichen Scherz ausgedacht. Das ist aber langsam nicht mehr lustig.«

Plötzlich war sie furchtbar wütend. Julie hielt sich am Fensterrahmen fest, beugte sich raus und schrie: »Hau ab, du blöder Hund! Lukas, ich weiß genau, dass du mit deinen Kumpels dahintersteckst. Haut ab. Ich rufe jetzt Hilfe. Haut lieber sofort ab, sonst bekommt ihr richtig Ärger. Das kann ich euch versprechen.« Vor Wut traten Julie Tränen in die Augen. Unaufhaltsam liefen sie ihr über ihre Wangen. Sie griff nach einem Kissen und drückte es fest auf ihr Gesicht. Die Tränen versickerten in der weichen Wolle. Sie spürte einen stechenden Schmerz in ihrer Brust und ihr Bauch krampfte sich zusammen. Julie legte das Kissen zur Seite und brüllte aus dem Fenster: »Hunde können nicht sprechen. Das ist doch irgend so ein Trick. Was soll das? Warum müsst ihr mich immer ärgern? Lasst mich in Ruhe!« Sie schlug ihre Hände vors Gesicht und hoffte, dass der Spuk jetzt ein Ende nehmen würde.

»Hey, Julie? Was ist denn plötzlich mit dir los? Ich verstehe nicht, was du gerade gesagt hast. Was meintest du mit ihr? Warum ihr? Wer ist Lukas? Ich kenne keinen Lukas. Ich bin alleine hier. Ich heiße Wilson und ich bin wirklich alleine. Ganz bestimmt sogar.« Wilson drehte sich kurz um. Wie vermutet war außer ihm niemand in der Nähe.

»Schlupitidu. Warum läuft das denn nicht so wie bei meinem Training im Camp?« Wilson war ratlos. »Julie? Weinst du? Hey, beruhige dich! Ich wollte dich nicht erschrecken. Entschuldige bitte. Zeig dich doch mal. Du hast ja recht, normalerweise können Hunde nicht sprechen. Ich bin eine Ausnahme, denn ich bin ein Glückshund. Von meiner Art gibt es nicht viele auf der Welt. Sehr wenige sogar, um ehrlich zu sein. Aber ich bin einer von ihnen. Ich bin einer der ganz wenigen Hunde, die sprechen können. Und ich habe eine Mission zu erfüllen. Ich bin zu dir geschickt worden. Du bist die Auserwählte. Ich soll bei dir leben.« Voller Aufregung sprang Wilson hin und her. »Hatschi.« Er schüttelte sich kurz. »Huhu, Julie, alles gut bei dir? Hey, komm zurück ans Fenster.«

Julie wollte jetzt wissen, was hier los war. Wilson hatte sie mit seinen Andeutungen neugierig gemacht. Sie kletterte auf den Hocker und kniete sich darauf. Ihre Arme ruhten auf dem Fensterrahmen. Nun konnte Wilson sie sehen.

»Was für eine Misson? Und du bist ganz sicher alleine hier?«, fragte sie.

»Entschuldigung, das heißt Mission«, verbesserte Wilson sie. »Also Mission bedeutet, dass ich einen Auftrag zu erfüllen habe. Wie gesagt, ich bin zu dir geschickt worden - also wegen des Auftrags. Und ja, ich bin ganz bestimmt alleine hier.«

»Mission, das Wort habe ich noch nie gehört. Wo sind denn die anderen? Deine sprechenden Hundekumpels? Im Gebüsch?« Julie verschränkte ihre Arme vor der Brust.

»Nein, die sind ganz weit weg. Wir Glückshunde werden weit, weit verstreut in die Welt hinausgeschickt. Wie gesagt, wir sind nicht sehr viele. Über eine genaue Zahl darf ich nicht sprechen. Zufrieden?«

»Zufrieden? Nein, bin ich nicht«, antwortete Julie patzig. »Was faselst du da von Glückshunden und einem Auftrag? Und was soll das heißen? ›Du bist zu mir geschickt worden?‹ Von wem?«

Wilson sah sie verdutzt an. »Ich dachte, du würdest dich mehr über mich freuen. Ich bin schließlich ein Hund. Alle Kinder lieben Hunde und noch dazu bin ich ein ganz besonderer Hund. Ich kann mit dir sprechen. Wir können zusammen plaudern, klönen, lästern und uns spannende Geschichten erzählen. Wir werden eine super Zeit zusammen haben, da gebe ich dir mein großes Ehrenwort drauf. Hatschi.«

»Hast du Schnupfen?«, fragte Julie.

»Äh, nee, warum?«

»Weil du ständig am Niesen bist?«

»Ich muss niesen, wenn ich aufgeregt bin. Egal, ob aus Freude oder einem anderen Grund. Ist halt so. So bin ich.« Wilson strahlte sie mit seinem schönsten Hundelächeln an. So sah er unwiderstehlich aus. Diesen Gesichtsausdruck hatte er lange eingeübt.

Julies Blicke streiften erneut über das Grundstück. Außer Wilson war weit und breit niemand zu entdecken. Lukas und seine Kumpels wären längst aus ihrer Deckung herausgesprungen und hätten ihren Triumph, ihr solch einen Schrecken eingejagt zu haben, genüsslich gefeiert. Da war sie sich absolut sicher.

»Jetzt fang noch mal von vorne an. Ich habe bis jetzt kein Wort verstanden. Wer bist du? Woher kommst du?«, fragte Julie, nahm die Mütze vom Kopf und raufte sich die Haare.

»Huch, das sind jetzt aber sehr viele Fragen auf einmal, die es zu beantworten gilt, puh!«

»Das waren zwei kurze, einfache Fragen.« Julie runzelte skeptisch ihre Stirn.

»Flüchtig betrachtet scheint das so.« Wilson sprach wieder mit seiner näselnden Stimme, um die Wichtigkeit seiner Worte zu untermalen. »Dem ist aber nicht so!«, schob er hastig hinterher.

»Bist du sicher, dass du nicht doch erkältet bist?«

»Warum fragst du das denn jetzt schon wieder?«, gab Wilson genervt zurück. Er ärgerte sich darüber, nicht ausreden zu können. Er brannte darauf, sich endlich in aller Form bei Julie vorstellen zu dürfen.

»Du sprichst so komisch durch die Nase.«

»Oh nö«, dachte Wilson. »Ich habe zu dick aufgetragen.« Mit normaler Stimme antwortete er: »Nein, ich bin immer noch nicht erkältet. Ich bin kerngesund und möchte dir jetzt bitte auf die zwei Fragen antworten und mich vorstellen. Ohne Unterbrechung.«

»Okay, dann schieß mal los! Ich höre.« Aufmerksam legte Julie ihren Kopf zur Seite und sah ihn auffordernd an.

»Danke!« Wilson nickte kurz, dann sprudelten seine zurechtgelegten Worte ohne Punkt und Komma aus ihm heraus: »Ich bin Wilson. Ich bin ein stattlicher, imposanter Rüde. Mein Stammbaum ist sehr lang. Weit verästelt. Weitreichend. Blaues Blut kann man mir nicht absprechen. Alter, englischer, stilvoller Adel. Jawohl. Einen weitreichenden Stammbaum habe ich. Ja, ich, Wilson. Im Camp habe ich eine anspruchsvolle Ausbildung genossen und war am Ende schließlich der Auserwählte des Königs. Ich, Wilson, und kein anderer. Ich habe diesen Auftrag zu erledigen und werde bei dir leben. Hier bin ich.«

»Hä? Ich meine, wie bitte?« Julie sah ihn verwirrt an.

»Wie, was jetzt? Hast du etwas nicht verstanden?«, fragte Wilson verdutzt.

»Was für komisches Zeug redest du da? Englischer Adel? Stammbaum? Hunde gehören nicht zum englischen Adel. Stattlich, imposant. Und dann noch die Sache mit dem Camp und dem König. Ich verstehe kein Wort. Besser gesagt, ich glaube dir kein Wort.«

»Das muss ich ja wohl besser wissen als du!« Wilson holte Luft.

»Jetzt mal langsam. Der Reihe nach. Zum Mitdenken. Also, du bist aus England hergekommen?«, unterbrach Julie ihn seufzend.

»Nein, nicht direkt«, antwortete Wilson.

»Du hattest England und den englischen Adel erwähnt. Also dachte ich, dass du aus England kommst. Logisch, oder?« Tiefe Falten zeichneten sich auf Julies Stirn ab.

»Ich stamme aus England, das stimmt. Dort befindet sich unser Schloss. Zuletzt war ich aber im Ausbildungscamp. Von dort bin ich hierhergekommen. Musste aber zwischenzeitlich untertauchen.«

»Und wo ist dieses Camp?«, fragte Julie.

»Bewahre! Das darf ich nicht verraten. Unsere Aufenthaltsorte sind sehr geheim.«

»Du musst mir ja auch nicht den genauen Ort sagen. Die grobe Richtung würde mir schon reichen.«

»Europa«, antwortet Wilson kaum hörbar.

»Hm. Damit kann ich zwar nicht ganz so viel anfangen, aber okay.«

»Schön. Hätten wir das geklärt«, fuhr er fort. »Weit war die Reise jedenfalls. Sehr weit. Ich bin mit einem Boot gefahren. Einen großen Teil der Strecke habe ich in einem LKW zurückgelegt. Und gelaufen bin ich. Tag um Tag. Kilometer für Kilometer. Mein Weg zu dir führte mich über Hügel, Berge und weite Felder. Ich musste Flüsse überqueren. Kalte, reißende.«

»Klingt abenteuerlich.«

»Das war es auch.« Wilson wollte heute nicht mehr über die Reise zu Julie erzählen.

»Nun gut. Zurück zu deiner ersten Frage, wer ich bin. Dass ich Wilson heiße, weißt du mittlerweile. Und dass ich ein stattlicher, imposanter Rüde bin, siehst du ja selber.« Wilson wollte gerade weiter ausholen, als Julie ihn unterbrach.

»Stopp, Wilson! Stopp mal!« Julie fuchtelte wild mit ihren Armen herum.

»Was ist denn jetzt schon wieder? Warum unterbrichst du mich ständig? Das ist unhöflich!« Wilson sah sie verärgert an.

Julie fing an zu lachen und rang nach Worten. Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete sie auf Wilson. Mit der anderen Hand hielt sie sich ihren Mund zu. Sie konnte nicht aufhören zu lachen. Tränen liefen über ihr Gesicht. Diesmal weinte sie vor Lachen. Julie lachte aus tiefstem Herzen, wie schon sehr lange nicht mehr.

»Wilson, was bist du denn für ein Witzbold?« Julie krümmte sich vor Lachen.

»Was ist jetzt los? Was habe ich verpasst? Worüber lachst du?« Wilson war verwirrt.

»Stattlich, ah …« Julie kreischte nochmals laut auf. »Imposant«, prustete sie hinterher.

»Richtig! Stattlich und imposant. Sagte ich eben über mich. Schau mich an.« Wilson sah an sich herunter.

»Du bist klein. Und siehst drollig aus. Du bist nicht stattlich und imposant.«

»Bin ich wohl.«

»Bist du nicht.«

»Ich fühle mich aber so. Und wie ich finde, ist die Körpergröße dafür nicht wichtig!«, entgegnete Wilson bestimmt.

Julie fühlte einen Stich in ihrem Herzen. »Wilson! Ich wollte dich nicht verletzen. Bitte entschuldige.«

»Schon gut, das habe ich schon öfter gehört. Da stehe ich drüber, weil es nicht wahr ist. Ich bin stark! Ich kann mich gut verteidigen. Und ich kann auf dich aufpassen. Ich werde immer auf dich aufpassen. Ich verspreche dir, wenn ich bei dir bin, kann dir nichts passieren.«

»Hm«, machte Julie nachdenklich. »Irgendwie macht das alles für mich keinen Sinn. Was tue ich hier überhaupt? Ich diskutiere mit einem Hund! Und zwar mit Worten. Hunde können nicht sprechen!«

»Nun gut. Ich war etwas aufgeregt. Schon möglich, dass ich mich nicht ganz verständlich ausgedrückt habe«, gestand Wilson.

»Ja, äh, nee, hast du nicht. Mir raucht der Kopf. Bitte noch mal kurz und verständlich.« Julie sah ihn stirnrunzelnd an. »Weißt du was? Ich komme zu dir raus. Mir wird der Hocker langsam unbequem.«

»Supi!«

Julie trat zur Tür heraus und setzte sich auf die oberste Verandastufe. Wilson sprang über die Wiese herüber zu ihr, blieb jedoch unterhalb der Treppenstufen sitzen. Mit ruhiger Stimme begann er zu erzählen: »Also noch einmal von vorne. Ich gehöre der Geheimorganisation WWDOH an. WWDOH steht für ›worldwide dogs of happiness‹ Auf deutsch: ›Weltweite Hunde des Glücks‹. Somit bin ich einer der wenigen Glückshunde auf diesem Planeten. Ich erzähle dir jetzt, wie das abläuft. Die Geheimorganisation WWDOH besteht aus verschiedenen Mitgliedern unserer Königsfamilie. Das oberste Mitglied ist natürlich unser König, MacDelmore. Dieser hat einige enge Berater und Agenten. Dann gehören noch die Ausbilder dazu und klar, die Glückshunde, die sind auf der ganzen Welt verteilt und leben dort bei den auserwählten Kindern. Der König hat nach vielen Jahren entschieden, einen weiteren Glückshund zu einem Kind zu schicken. Vor ein paar Monaten sandte er seine Agenten in die Welt hinaus. Dass die Agenten Hunde sind, hast du doch verstanden, oder?«

»Ach Hunde? Nee, ja, aber natürlich.« Julie lachte kurz auf.

»Ich wollte nur Missverständnisse ausräumen. War mir wichtig. Also, die Agenten suchen auf der ganzen Welt nach einem Kind, das einen Glückshund bekommen soll. Wie gesagt, das passiert nur alle paar Jahre und wie gesagt, weltweit gibt es nicht sehr viele Glückshunde. Die Agenten haben dich aufgespürt und MacDelmore von dir und deinem Leben berichtet. Dieser hat dich als eine mögliche Kandidatin auf seiner Liste vermerkt. Nach reiflicher Überlegung des Königs und seiner Berater bist du schließlich auserwählt worden.«