Kaiserhofstraße 12 - Valentin Senger - E-Book

Kaiserhofstraße 12 E-Book

Valentin Senger

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Beschreibung

Es sind die dreißiger Jahre: In der Kaiserhofstraße in Frankfurt am Main leben Schauspieler, Transvestiten, Freudenmädchen, Burschenschaftler - und die Familie Senger. Als Kommunisten und Juden mussten sie aus dem zaristischen Russland fliehen und haben hier ein neues Zuhause gefunden - bis Adolf Hitler 1933 die Macht ergreift. Valentin Sengers Mutter Olga erkennt früh den Ernst der Lage: Mit gefälschten Papieren verschleiert sie die Spuren ihrer Herkunft. Die Angst vorm Entdecktwerden aber begleitet die Familie von nun an täglich. Der junge Valentin Senger geht seinen eigenen Weg und erlebt die erste Liebe. Aber wie soll er ein Mädchen näher kennen lernen, ohne dabei das Überleben der ganzen Familie zu gefährden? Seine Mutter ist krank vor Sorge. Und doch wird die Familie mit Hilfe zahlreicher Freunde, Nachbarn, mutiger Behördenmitarbeiter und einer großen Portion Glück diese Schreckenszeit überleben.

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Seitenzahl: 361

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Inhalt

[Cover]

Titel

Kaiserhofstraße 12

Mama

Der Revolutionär

Die Tarnung

Die Beschneidung

Unsere Straße

Leben und Tod eines Don Juan

Ein Schatten an der Hauswand

Die närrische Modistin

Aus der Clique ausgestoßen

Der Weltreisende

Kaiserhofstraße 12

30. Januar 1933

Mama macht sich Vorwürfe

Denkmalsturz

Zwei Träume

Polizeimeister Kaspar

»Haben wir nicht schon genug Zores?«

Der deutsche Gruß

Der Stammbaum

Der Koffer

Rivalitäten

Max Himmelreich

Kristallnacht

Besuch beim Arzt

Nichts tun ist das beste

Als die Isenburger Lis die Juden roch

Die Dirne Rosa

Mimi – eine Liebe auf Zeit

Ionka

Sie nannten ihn Papitschka

Von den Toten auferstanden

Bomben auf Sachsenhausen

Die Frau des Bäckers

Mamas letzte Fahrt

Der Herzfehler

Die Jagdhausgesellschaft

Ist das die Befreiung?

Mit der Axt unterm Kopfkissen

Der amerikanische Kommandant

Am Fenster stand Papa

Bildteil

Bildnachweise

Peter Härtling – Nachwort

Anmerkungen

Autorenporträt

Über das Buch

Impressum

Kaiserhofstraße 12

Mama

In meiner frühesten Kindheitserinnerung sehe ich mich unter einem runden Tisch mit einem Blechclown spielen, der auf einem Karren sitzt und beim Fahren auf einen Esel einschlägt. Um mich herum sind viele Beine, einige mit Hosen, einige mit Seidenstrümpfen. Ein Paar von denen mit Seidenstrümpfen gehört Mama. Wenn ich mich mit meinem blechernen Eselskarren etwas zu weit unter dem Tisch hervorwage, ziehen sich an dieser Stelle die Beine unter den Stuhl zurück. Das macht auf dem hölzernen Fußboden jedesmal ein schürfendes Geräusch. Ab und zu tatscht mir jemand auf den Kopf, was eine Liebkosung sein soll. Neben mir auf der Erde liegt noch eine grüne Schlange aus vielen Holzgliedern. Wenn ich die hölzerne Gliederschlange am Schwanz packe und sie hochhebe, bewegt sie sich wie lebendig, sogar die Zunge kommt heraus. Über mir redet und redet es, endlos.

Die Beine umschließen mich wie die Gitterstäbe eines Käfigs. In der Runde geht es sehr laut zu, nicht selten wird gestritten, es hört sich zumindest so an, und Mama ist die Wortführerin, ihre helle Stimme übertönt die der andern. Obwohl ich diese Stimme den ganzen Tag höre, kommt sie mir nun fremd vor, anders als sonst. Auch Mamas Lachen klingt anders. Sie ist zwar hier, es wäre mir ein leichtes, ihre Beine zu berühren, und doch ist sie weit weg. Ein dünnrandiger Zwicker, den sie bei solchen Zusammenkünften aufsetzt, verstärkt noch diesen Eindruck. Bei der Hausarbeit und beim Zeitunglesen hat sie ihn nie auf. Wenn alle Platz genommen haben, holt sie ihn mit Daumen und Zeigefinger, die andern Finger abgespreizt, aus dem schwarzlackierten Blechetui heraus, zieht ihn mit beiden Händen auseinander und setzt ihn behutsam auf die Nase. Wie eine Wand steht der Zwicker zwischen ihr und mir.

So weit ich mich zurückerinnern kann, war Mama geschäftig. Ihr Arbeitstag hatte sechzehn Stunden, ihre Arbeitswoche sieben Tage. Sie versorgte nicht nur den ganzen Haushalt einer fünfköpfigen Familie, sondern nähte auch noch alles, was wir Kinder anzogen. Aber ihr Selbstgenähtes war nur praktisch, nie kleidsam, nur auf Zuwachs berechnet, nie ganz passend, die Mäntel waren zu dick, die kurzen Hosen zu lang, die Hemden zu weit. Damit machte sie uns zum Gespött in der Straße und zu Außenseitern in der Schule. Als sie mir einmal eine alte Einkaufstasche aus braunem Wachstuch zum Rucksack für die Ferienspiele umnähte, riefen die anderen Kinder mir einen Sommer lang »Taschenbuckel« nach. Auch für andere Leute nähte sie. Sie wusch unsere Wäsche und die unseres Untermieters, eines jüdischen Reisenden, der ihr seine schmutzigen Sachen eigentlich zur Weitergabe an die Wäscherei überließ. Damit die Schwindelei nicht auffiel, mußte meine Schwester Paula jahrelang fingierte Rechnungen der Wäscherei schreiben, und der Untermieter tat so, als merke er es nicht; aber Paula, die ihm die Rechnung mit der sauberen Wäsche zu bringen hatte, wußte genau, daß er nur so tat. Mama tapezierte, strich Decken und Türen, polsterte das Sofa auf, und außerdem dolmetschte sie noch gelegentlich bei Gericht und machte Übersetzungen aus dem Russischen ins Deutsche.

Wenn man mich heute fragte: Wie hat sie das alles nur geschafft?, dann müßte ich, mit nach oben gewendeten Handflächen, die jüdische Antwort geben: Nun, sie hat es geschafft! Wie, weiß ich nicht, obwohl ich ihr doch täglich zuschaute. Sie legte die eine Arbeit nur aus den Händen, um die andere zu beginnen, nie ruhte sie aus, kannte weder Mittagsschlaf noch Kaffeepause. Als sie schließlich durch eine schwere Herzkrankheit gezwungen wurde, ständig im Bett zu liegen, begann für sie eine schlimme Zeit.

Die Geschäftigkeit von Mama war zwanghaft, es schien, daß sie es darauf anlegte, sich mit der Arbeit allmählich zugrunde zu richten. Sie wurde böse, wenn man ihr die Arbeit wegnehmen wollte, wenn Papa ihr sagte, sie solle sich einmal hinsetzen und zehn Minuten nichts tun. »Ein Chóchem1 bist du, ein großer«, konnte sie ihm darauf antworten, »und wer sonst macht die Arbeit? Du vielleicht?« Papa schwieg, und Mama arbeitete noch verbissener.

Und als ob sie nicht gerade genug mit ihrem Haushalt und dem geschilderten Drum und Dran zu tun gehabt hätte, betätigte sie sich zudem in mehreren politischen Vereinigungen. Sie gehörte gleichzeitig dem Vorstand des linksorientierten Jüdischen Arbeiter-Kulturbunds, der Antiimperialistischen Liga und einer Aktionsgemeinschaft zur Abschaffung des Paragraphen 218 an, war aktiv in der Roten Hilfe und der Internationalen Arbeiterhilfe, die beide der KPD nahestanden, und war auch Mitglied der kpd selbst. Fast jeden Abend mußte sie zu Versammlungen oder Sitzungen, oft kamen ihre politischen Freunde auch zu uns ins Haus, kamen und gingen, wann immer sie wollten und zu jeder Tageszeit, manchmal mitten in der Nacht. Unsere Wohnung war Umschlagplatz für Informationen, Treffpunkt und Schwatzecke für überarbeitete Funktionäre.

Papa war tagsüber in der Fabrik und abends müde. Nach Feierabend holten Paula und ich ihn an der Hauptwache von der Straßenbahn ab. Dann hatte er immer ein paar Bonbons oder ein Stückchen Schokolade für uns, am Freitag aber, dem Zahltag, auch mal eine ganze Tafel oder ein kleines Spielzeug von einem der fliegenden Händler, die an diesem Tag rings um die Fabriktore gute Geschäfte machten. Er konnte, wenn er ausgeschlafen hatte, das heißt also an den Sonntagen, sehr witzig sein. In der Unterhaltung pflegte er jeden Gedanken mit einer russischen oder jüdischen Sentenz auszuschmücken. Fragte man ihn etwas, so antwortete er oft mit einem passenden Sprichwort. Das imponierte mir sehr. Auch nutzte er die jüdische Eigenart, auf eine Frage mit einer Gegenfrage zu antworten – etwa »Warum sollte ich?« oder »Warum sollte ich nicht?«

So sehr ich ihn auch liebte, ich konnte ihm nicht verzeihen, daß er mir nie Vater, sondern immer nur Großvater war. Als ich geboren wurde, war er achtundvierzig, in meiner Erinnerung ein alter Mann mit dem typisch runden Rücken eines müden Gettojuden, in dessen Gekrümmtheit die ganze Tragik jüdischen Lebens ihren Ausdruck findet. Er war zu alt, um mit mir herumzutollen, zu alt, um mir ein verständnisvoller Freund zu sein, er war immer nur gut und gütig.

Mama zerriß sich für uns Kinder, wenn es darauf ankam, für mich, für die zwei Jahre ältere Paula und für den fünf Jahre jüngeren Alex. Da sie sich aber noch für tausend andere Dinge zerriß, blieb ihr für uns nur wenig Zeit übrig, und am liebsten war es ihr, wenn wir sie nicht störten.

Du hast in deinem Leben immer nur Gutes gewollt, Mama, für uns, deine Familie, und für andere, deine politischen Freunde. Du hast dich aufgeopfert. Dein Herztod war letzten Endes der Preis, den du dafür zahlen mußtest. Wenn es einen Gott gibt und wenn er gerecht ist, wird er seine Arme ausgebreitet, um dich geschlungen und dich lange festgehalten haben. Eine ganze Kindheit über habe ich mir gewünscht, daß du mich einmal so umarmen würdest. Aber du hattest nie Zeit dafür, warst immer mit anderen Dingen beschäftigt.

Ich spüre noch die Küsse von Papa, seine Lippen, seinen Bart, weiß noch, wie er mich dabei festhielt. Deine Küsse, Mama, spüre ich nicht mehr. In Erinnerung ist mir nur noch der unangenehme Geruch, wenn du den Zipfel eines Taschentuchs über den Finger gezogen und draufgespuckt hast, um mir damit über die Nase oder den Mund zu wischen. Hast du mir jemals einen Kuß gegeben? Ich erinnere mich nicht mehr daran.

Der Revolutionär

Im Dezember 1905 mußte Moissee Rabisanowitsch, Metallarbeiter und Sohn eines Getreidegroßhändlers, aus Rußland flüchten. Die zaristische Geheimpolizei, die Ochrana, war hinter ihm her. Moissee, der aus einer frommen jüdischen Familie stammte, hatte bis zu diesem Zeitpunkt, er war gerade fünfunddreißig Jahre geworden, ein sehr unruhiges Leben geführt. Er studierte an der Universität von Odessa Ingenieurwissenschaften, gehörte dort einem illegalen revolutionären Zirkel an und brach sein Studium nach fünf oder sechs Semestern ab, weil er zu der Meinung gelangt war, die politische Agitation unter der Arbeiterschaft zur Erhebung gegen den Zaren sei wichtiger als das Studieren. Er arbeitete mehrere Jahre in einer Eisenbahnausbesserungswerkstatt, wurde wegen umstürzlerischer Tätigkeit entlassen, vor ein Gericht gestellt, und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Während seiner Haft in einer alten Festung bei Odessa zog er sich ein Lungenleiden zu, das ihn bis zu seinem Lebensende quälte. Sein schrecklichstes Erlebnis in dieser Zeit war eine Auspeitschung vor allen Gefangenen, weil er mit anderen politischen Häftlingen gegen das schlechte Essen protestiert hatte. Nach seiner Entlassung fand er Arbeit in einem französischen Stahlwerk bei Odessa. Er organisierte zusammen mit einigen Gesinnungsgenossen um die Jahrhundertwende den ersten Streik, als bei einem schweren Unglück zwölf Arbeiter getötet wurden.

Mit siebenundzwanzig Jahren hatte er die damals siebzehnjährige Olga Sudakowitsch geheiratet, obwohl deren Eltern, die eine Fischereiflotte und eine Fischkonservenfabrik am Schwarzen Meer besaßen, gegen diese Verbindung waren. Ihr Vater nannte ihn einen Bosjak – was so viel wie Hungerleider oder Habenichts heißt – der außerstande sei, eine Familie zu ernähren; ihre Mutter verübelte ihm, daß er sich vom jüdischen Glauben abgewandt hatte, trejfe2 aß, den Schabbat nicht einhielt und auch nicht in die Synagoge ging. Doch halfen weder die Verwünschungen des Vaters noch die Tränen der Mutter, Olga folgte Moissee und zog nach Odessa, obwohl sie an Politik kaum interessiert und schon gar keine Revolutionärin war. Dort erlebte sie den Beginn der Ersten Russischen Revolution von 1905, die sich auch im ukrainischen Industriegebiet ausbreitete und in der Moissee wieder eine führende Rolle spielte. Nach der Niederschlagung der Revolution Ende 1905 flüchtete er und ging in die Illegalität.

In einer ärmlichen Wohnung am Rande der Stadt lebte Olga und zitterte um ihn. So hatte sie sich das Leben an seiner Seite nicht vorgestellt. Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß sie die meisten Tage und Nächte ohne Mann sein würde und vorerst auch darauf verzichten mußte, Kinder zu haben. »Ich kann es nicht verantworten, daß wir Kinder kriegen, die möglicherweise ohne Vater groß werden müssen«, pflegte Moissee zu sagen. »Weiß ich, was heute oder morgen mit mir geschieht?«

Sein Name stand auf allen Fahndungslisten. In einer abenteuerlichen Flucht durchquerte er die Ukraine und Weißrußland und gelangte über Moskau nach Warschau.

Von hier halfen ihm politische Freunde, die Grenze nach Deutschland zu überschreiten. Im März 1906 kam er in Berlin an.

Jener russische Emigrant, Moissee Rabisanowitsch, war mein Vater.

Diese Geschichte der Flucht aus dem zaristischen Rußland stammt von Papa, so hat er sie mir erzählt. Mamas Version dagegen hört sich ganz anders an, ihr fehlt der Glanz revolutionären Heldentums: Papa sei aus Rußland geflohen, um nicht zu den Soldaten zu müssen. Im russisch-japanischen Krieg 1904/05 wurden erstmals auch Juden zwangsrekrutiert. Bis dahin waren die russischen Juden nicht wehrwürdig gewesen. Doch bevor sie sich für den Zaren totschießen ließen, flüchteten viele von ihnen ins Ausland. Auf diese Weise sei Papa nach Berlin gekommen.

Ich neige dazu, Papas Version als die richtige anzuerkennen. Nicht darum, weil sie die interessantere ist, sondern aus anderen Gründen. So war Papa sein Leben lang sehr zurückhaltend, prahlte nie mit etwas und sagte lieber zu wenig als zu viel. Außerdem, als er mir eines Tages auf mein Drängen hin von seinem Leben in Rußland erzählte, war das kein Heldenepos, sondern die nüchtern vorgebrachte Erinnerung an eine Zeit, die für ihn Historie geworden war und in der er selbst eine untergeordnete Rolle spielte.

Nur durch wiederholtes Fragen erfuhr ich, daß er zum Beispiel der Delegation angehört hatte, die mit einer Matrosenabordnung des Panzerkreuzers »Potemkin« verhandelte, oder daß er mehrmals als Kurier nach Sebastopol, dem Heimathafen der Schwarzmeerflotte, geschickt worden oder daß er Mitbegründer der ersten illegalen bolschewistischen Zeitung namens »Borba« gewesen war. Außerdem erzählte er so viele intime Details aus dieser Zeit, daß er sie nicht alle erfunden haben kann. Gegen Mamas Version spricht auch die Tatsache, daß sie es meisterhaft verstand, ihre und seine Vergangenheit zu vertuschen, aus Angst, sie könnte der Familie irgendwann einmal zum Verhängnis werden. Alles, was ihr früheres Leben betraf, deckte sie mit Lügen zu. In ihrer Vorstellung gab es nur dann eine Überlebenschance für uns, wenn alle Einzelheiten der damaligen Zeit unkenntlich gemacht wurden.

Die russische Emigrantengruppe in Berlin nahm Papa auf. In den nächsten Monaten betätigte er sich ausschließlich für die Bolschewiki, er war Berufsrevolutionär geworden.

Ein Jahr später, im Frühjahr 1907, folgte ihm Mama in die Emigration. Doch auch in Berlin sah sie ihren Mann nicht viel öfter als daheim in Odessa. Er war meistens unterwegs, und im Spätsommer des gleichen Jahres verschwand er, wie Mama mir erzählte, ganz plötzlich aus der Stadt. Warum, ist ihr nie recht klargeworden. Er blieb zwei Jahre fort. Wo er in dieser Zeit gewesen war und was er getan hatte, darüber sagte er nie etwas Genaues und ließ mir damit Raum für alle möglichen Spekulationen, die vom Waffenaufkäufer für die russischen Revolutionäre bis zum Bombenleger, vom Geheimkurier bis zum Spion reichten. Es kann aber auch alles viel harmloser gewesen sein.

Nur von mehreren Aufenthalten in der Schweiz berichtete er und war sehr stolz darauf, in Genf mit Lenin und dessen Frau, der Krupskaja, zusammengetroffen zu sein. Auch andere russische Revolutionäre sah er in Genf, doch was er mit ihnen zu tun hatte, habe ich genau so wenig herausbekommen wie den Grund für sein mysteriöses Verschwinden.

1909 kam mein Vater mit einem falschen russischen Paß aus der Schweiz nach Berlin zurück. Er hieß nun Jakob Senger, und seine Frau war eine geborene Fuhrmann. Mit dem neuen Paß und dem neuen Namen trat eine Wende in seinem Leben ein: Er setzte einen Schlußstrich unter seine revolutionäre Vergangenheit, wurde wieder ein legaler, polizeilich gemeldeter Bürger, mietete eine Wohnung in der Schönhauser Allee, und nahm Arbeit als Dreher in einer Aufzugsfirma an. Er war inzwischen neununddreißig Jahre alt.

1911 zogen meine Eltern nach Offenbach und von dort einige Monate später nach Frankfurt. Hier fand Papa Arbeit als Revolverdreher in den Adlerwerken. Trotzdem lebte er immer noch in der Angst, man könnte ihn eines Tages wegen seiner illegalen Vergangenheit belangen; er befürchtete, der falsche Paß würde bei einer polizeilichen Überprüfung entdeckt und er und Mama würden ausgewiesen. Nicht zuletzt machte er sich Sorgen, seine Aussprache könnte ihm einmal zum Verhängnis werden, denn er hat nie richtig deutsch gesprochen, immer nur gejidelt. Auch noch später, während der ganzen Hitlerzeit.

Die Tarnung

Mit der Übersiedlung nach Frankfurt begann die von Mama inszenierte Tarnung, das verzweifelte Bemühen, ihre Vergangenheit auszulöschen oder doch wenigstens die Spuren so zu verwischen, daß niemand zurückfand. Der Ortswechsel nach Frankfurt war der erste Schritt. Mama dachte sich einen Plan voller Winkelzüge aus: Die Abmeldung in Offenbach lautete nach Zürich. Dort beschaffte sich Papa eine Aufenthaltsgenehmigung, meldete sich ordnungsgemäß an, blieb vierzehn Tage, und meldete sich wieder ab. Diese Abmeldebescheinigung legte er dann der Frankfurter Polizeibehörde vor, so daß in seiner neuen Anmeldung der Vermerk erschien: »zugezogen aus Zürich«.

Je ruhiger und abgeklärter Papa wurde, um so aktiver war Mama. Papa schien müde zu sein, die Spitzen seines einst nach oben gezwirbelten Schnurrbarts hingen jetzt über die Mundwinkel herunter, sein Gang war schlurfend. Mama dagegen verließ die Rolle der traditionellen jüdischen Unterordnung der Frau, nahm die Zügel der Familie fest in die Hand und bestimmte fortan allein deren Geschick. Dieser Rollenwechsel vollzog sich lautlos. Papa ließ sie gewähren; es hatte den Anschein, als wollte er es gar nicht anders. Auch die Familienplanung nahm Mama in die Hand. Zwanzig Jahre nach der Heirat, 1917, kam meine Schwester Paula zur Welt, 1918 ich und 1923 mein Bruder Alex.

Bei all ihren Vorsichtsmaßnahmen bedachte Mama jedoch nicht, daß in einer so liberalen und weltoffenen Stadt wie Frankfurt, in der Juden und Christen seit Jahrhunderten nebeneinanderlebten, es einmal etwas Lebensgefährliches sein könnte, Jude zu sein. Darum hatte sie auch keine Bedenken, wenn in der Einwohnerkartei bei unserem Namen »Religion: mosaisch« stand.

Trotz Papas revolutionärer Vergangenheit fühlten sich meine Eltern stets dem Judentum verbunden, wenn sie auch nur formell der Israelitischen Gemeinde angehörten, kaum Kontakt mit ihr hatten und vom jüdischen Leben ihrer Elternhäuser nicht viel mehr übriggeblieben war als einige wehmütige Erinnerungen: eine jüdische Mamme; Geborgenheit im großen Familienkreis; ein frommer Vater, der über einem Glas Wein vor dem Sabbatessen das Kiddusch sang, den Segensspruch, und betend das Brot brach; die Erinnerung an Púrim3, das lärmende Fest der Kinder; die nach mosaischem Gesetz unter einer Chupe4 vollzogene Trauung.

Oft ging Papa mit mir in die reformierte Synagoge in der Freiherr-vom-Stein-Straße. Mama setzte mir schon zu Hause eine Baskenmütze auf, die sie ausschließlich für meinen Synagogenbesuch bereithielt. Papa nahm seinen schwarzen Filzhut, der ebenfalls nur zu diesem frommen Zweck bestimmt war und die übrige Zeit in einer Stoffhülle auf dem oberen Brett im Kleiderschrank lag. Wir gingen meistens an den jüdischen Feiertagen, und selbstverständlich immer an Jom Kippur. Der Besuch der Synagoge an diesem höchsten Feiertag der Juden, an dem man alle Verfehlungen des vergangenen Jahres bereut, einen ganzen Tag lang betet und dann wieder makellos dasteht vor Gott, war etwas ganz Besonderes für mich. Papa nahm mich unterwegs bei der Hand, was er sonst nur selten tat, und hielt mich die ganze Zeit fest. Er erklärte mir die Bedeutung von Rosch Ha-Schana, dem Neujahrsfest, und Jom Kippur, dem Versöhnungstag, und den dazwischenliegenden zehn Bußtagen, und erzählte mir, wie sie diese hohen Feiertage zu Hause in Rußland begangen hätten. Dann sprach er von der Merkwürdigkeit des Versöhnungstages und war gar nicht damit einverstanden, daß man an einem einzigen Tag ungeschehen mache, was man an den andern dreihundertvierundsechzig Tagen des Jahres gesündigt habe. Er sagte, die Talmudgelehrten würden zwar eine solche Auslegung des Sühnungstages ablehnen und davon reden, man könne den göttlichen Richter nicht betrügen, aber sie würden dennoch akzeptieren, wie man es in der ganzen jüdischen Welt praktiziere, daß ein Zerknirschungstag zur Tilgung eines ganzen Sündenjahres genüge. Das sei nicht gut, sagte er, und ich gab Papa recht.

Dazu muß man wissen, daß an Jom Kippur alle Juden, ob sie fromm sind oder nicht, in die Synagoge gehen, um die Sünden der Vergangenheit zu bereuen. Die Bußfertigen werden dafür reichlich belohnt, indem sie aus dem großen Buch Gottes gelöscht werden, in welchem alle Verfehlungen eingetragen sind, die jeder einzelne im Laufe des letzten Jahres begangen hat und für die er sonst nach seinem Tode von Gott zur Rechenschaft gezogen würde. Nimmt ein Jude diese Gelegenheit nicht wahr, dann sind seine Sünden, wenn die Sonne versinkt und sich das große Buch wieder schließt, für ein weiteres Jahr festgeschrieben.

Kein Wunder, meinte Papa, daß an diesem Tag die Synagogen brechend voll sind. Wer schon möchte sich diese einmalige Gelegenheit entgehen lassen, die miesen Eintragungen für ein ganzes Jahr zu löschen, indem er einige Stunden betet, bereut, Zerknirschung zeigt und dann wieder ein guter Mensch ist. Er bezweifelte, daß Gott so ungerecht sein sollte; aber da Papa offenbar nicht ganz sicher war, ob Gott nicht doch Buch über alle Sünden führt und an Jom Kippur tatsächlich den Bußfertigen Absolution gewährt, ging er jedes Jahr wieder mit mir in die Synagoge, manchmal schon am Vorabend, dem Beginn des hohen Feiertags, wenn zur Einleitung das Kol Nidre5 gesungen wurde.

Dann stand ich eingekeilt in der betenden Menge irgendwo im hinteren Teil des Gotteshauses, fast an der Wand – Papa und ich, wir standen immer – und ich sah nichts weiter als die schwarzen Jacken der vor mir Stehenden; Papa war hinter mir und hatte die Hände auf meine Schultern gelegt. Ich hörte den monotonen Singsang der Betenden, gelegentlich die Einzelstimme des Vorbeters, bemerkte, wie sich die rhythmischen Bewegungen der Beter in der Mitte, die ich nicht sehen konnte, manchmal bis in die letzten Reihen der stehenden Beter fortsetzten. Obwohl ich weder etwas sehen konnte noch etwas von den Gebeten verstand und obwohl wir immerhin einige Stunden in der Synagoge verbrachten, wurde es mir keine Minute langweilig, das gemeinsame Beten zog auch mich in seinen Bann.

Und weil Jom Kippur nicht nur der Tag der Versöhnung mit Gott, sondern auch mit allen Menschen ist, gab es da ein endloses Händeschütteln schon auf dem Weg zur Synagoge und erst recht später auf dem Nachhauseweg, jeder wünschte jedem das Beste und Schalom und Vergessen-wir-das. Und wir Kinder machten uns einen Spaß daraus und spielten auch Versöhnung.

Ich empfand, daß meine Eltern dieses Ritual nicht nur einfach mitmachten, weil sie sich dem in ihrem jüdischen Freundeskreis nicht entziehen konnten – es war vielmehr ihre mosaische Tradition, in die sie immer wieder zurückkehrten. Sie konnten gar nicht anders. Die Witze und Majsses6, die Papa vorher und nachher über den Versöhnungstag erzählte, sollten zwar zeigen, wie wenig ernst er diese religiösen Bräuche nahm, machten aber in Wirklichkeit nur die Bindung an die jüdische Religion deutlich.

Wenn Mama an der Nähmaschine saß und eine Bluse oder ein Kleid für fremde Leute nähte, kam es vor, daß sie mich zu sich rief und mir etwas aus der Geschichte des jüdischen Volkes erzählte, zum Beispiel über die Befreiung der persischen Juden durch Esther und Mordechai, oder vom Kampf der Zeloten gegen die Römer im Jüdischen Krieg, oder auch nur Einzelheiten aus ihrem Elternhaus. Sie war es auch, nicht Papa, die mir eines Tages berichtete, daß die Rabisanowitschs Cohenim7 waren und in der väterlichen Linie viele in Südrußland bekannte Rabbiner hervorgebracht hätten. Auch mein Großvater, erzählte sie, habe das Rabbinerseminar besucht. Den Grund aber, warum er kein Rabbiner, sondern nur ein Getreidehändler geworden war, sagte sie mir nicht.

Einigen Andeutungen Papas habe ich entnommen, daß mein Großvater, den ich leider nie gekannt habe, offenbar die angenehmen Seiten des Lebens sehr zu schätzen wußte. Er war ein gutaussehender Mann – ich konnte mich anhand einer erhalten gebliebenen Daguerreotypie davon überzeugen –, der gern den Rubel rollen ließ und die Frauen und das Nichtstun mehr liebte als das Studium. Diese Lebensführung des Rabbinatsschülers Rabisanowitsch vertrug sich nicht mit den Gesetzen rabbinischer Tugend, und er mußte darauf verzichten, einmal das geistliche Oberhaupt einer jüdischen Gemeinde zu werden.

Mama sagte, daß es eine Ehre sei, zu einer Cohen-Familie zu gehören. Das zu wissen tat mir wohl und hob mich ein wenig aus dem Nichts unserer Hinterhofexistenz heraus. Leider machte sich Papa gar nichts aus dieser Ehre. Er meinte mit einem Augenzwinkern, mittlerweile gebe es bei den Juden so viele Cohenim wie Jesus-Reliquien bei den Christen.

Die Beschneidung

Auch Papa bemühte sich, uns Kinder in der jüdischen Tradition zu erziehen. Er nahm mich nicht nur mit in die Synagoge und sprach mit mir über jüdische Bräuche und Gebote, sondern erklärte mir auch die hebräischen Schriftzeichen, lehrte mich das Chanukkalied8 und ging eines Tages mit mir auf den jüdischen Friedhof. Das war für mich wichtig, weil ich keine Verwandten in Deutschland hatte und darum auch nie einen Trauerfall in der Familie. Also wußte ich auch nicht, wie die Juden um ihre Toten trauern und wie sie ihrer gedenken. Ich habe nie in meinem Leben Großvater oder Großmutter, Onkel oder Tante, Cousin oder Cousine gekannt; sie alle waren in Rußland geblieben oder in andere Länder ausgewandert. Das mag ein wesentliches Hemmnis in meiner und meiner Geschwister Entwicklung gewesen sein, denn erst die traditionelle jüdische Großfamilie mit ihrem lauten Durcheinander vom Morgen bis zum Abend, der ewigen Aufregung vor Schabbat, der übertriebenen Fürsorge um die Kinder und der Ehrfurcht vor den Alten gibt dem einzelnen Sicherheit und Selbstbewußtsein.

Die einzige Verwandte, die ich je kennengelernt habe, war eine Nichte von Mama, Taja Baumstein, eine außergewöhnlich schöne und temperamentvolle Frau, nach der sich die Männer auf der Straße umdrehten. Sie hatte in den zwanziger Jahren im Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt mehrere Semester Musik studiert und in dieser Zeit bei uns gewohnt. Danach hatte sie geheiratet und war mit ihrem Mann nach Toulouse gezogen. 1937 sah ich sie dort wieder, als ich mit ihrer Hilfe ein Einreisevisum nach Frankreich bekam – und dann Anfang 1946 in Höchenschwand im Schwarzwald, im französisch besetzten Teil Deutschlands, wo sie eine Kur machte. In der Zwischenzeit hatte sich Entsetzliches ereignet. Ihr Mann war im KZ Buchenwald durch Ertränken ermordet worden, wie ihr später Mitgefangene berichteten, und sie selbst war drei Jahre im KZ Ravensbrück inhaftiert, wo SS-Ärzte an ihren Beinen medizinische Experimente vorgenommen hatten. Taja konnte sich nur mühsam an einem Stock bewegen, und als sie die Hosen hochnahm, sah ich zwei völlig vernarbte, noch immer an mehreren Stellen eiternde Beine, aus denen ganze Wadenpartien herausgeschnitten waren. Einige Monate später nahm sie sich das Leben.

Ich vergesse nie, wie Papa mit mir durch die Gräberreihen des alten jüdischen Friedhofs in der Rat-Beil-Straße ging, mir die verschiedenen Symbole auf den Grabsteinen zeigte und erklärte, warum auf vielen Gräbern kleine Steinchen lagen. Dann setzten wir uns auf einen Mauervorsprung, und Papa erzählte mir, wie die jüdische Überlieferung verlange – ganz im Gegensatz zu den christlichen Religionen –, daß die Beerdigung in einem einfachen Holzsarg so schnell und schlicht wie möglich vonstatten zu gehen habe und die Hinterbliebenen sieben Tage »Schiwe sitzen« müßten, daß heißt, zum Zeichen der Trauer, zu Hause auf niedrigen Schemeln ohne Schuhe sitzend, die Beileidsbesuche empfangen. Dann aber müßten sich die Trauernden, so fuhr er fort, wieder dem Diesseits, dem Leben zuwenden, obwohl sich der Schiwe noch dreißig Trauertage anschlössen; nur beim Tod von Vater und Mutter währe die Trauerzeit ein ganzes Jahr. Die jüdische Religion fordere, den Toten ihre Ruhe zu lassen, damit die Wunden vernarbten, die der Tod geschlagen habe. Das sei auch der Grund, weshalb die Juden so selten auf den Friedhof gingen, obwohl auch sie an ein Weiterleben nach dem Tode glaubten, an eine zukünftige Welt, in der die Gerechten ihren reichen Lohn und die Sünder ihre verdiente Strafe erhielten. Ob Papa an ein Leben nach dem Tod glaubte, weiß ich nicht, aber nach all dem, was er mir erzählte, könnte es durchaus so gewesen sein, ein solches Verhalten würde zu ihm gepaßt haben.

Als mein Bruder Alex geboren wurde, gab es acht Tage später ein großes Fest bei uns. Papa blieb von der Arbeit zu Hause, räumte in aller Frühe schon die Wohnung auf und machte alles blitzblank. Obwohl Mama aus dem Wochenbett aufgestanden war und wieder wie eh und je im Haushalt herumhantierte, übernahm Papa an diesem Morgen die ganze Arbeit allein. Mama mußte auf dem Sofa sitzenbleiben und durfte sich bestenfalls um das Neugeborene kümmern, ihm die Brust geben, es sauber machen. Dem Kind wurde das schönste Wolljäckchen angezogen. Auch meine Schwester Paula und ich mußten unsere besten Sachen anziehen, die Schuhe putzen, die Hände waschen, und Papa und Mama machten sich ebenfalls schön.

Dann war der feierliche Augenblick da: der Mohel, der Beschneider, kam. Er kam pünktlich und gemessenen Schrittes, sich seiner Wichtigkeit bewußt, angetan mit einem schwarzen Kaftan, auf dem Kopf einen steifen schwarzen Hut. Er brachte einen jungen Assistenten mit, der eine kleine abgegriffene Ledertasche trug; sie enthielt die zur Briss Mile, der Beschneidung, notwendigen Utensilien. Im hinteren großen Zimmer, dem Elternschlafzimmer, legte Mama den kleinen Alex, der schon jetzt so jämmerlich schrie, als ahnte er, was ihm bevorstand, auf das dem Fenster nächststehende Bett, damit der Mohel für seine rituelle Handlung das günstigste Licht habe. Sie legte dem Kind noch eine gesteppte Seidendecke unter und zog ihm dann das Strampelhöschen aus. Der bedachtsame und praktische Mohel schob erst mal ein kleines Leinentuch zwischen Kinderpopo und Seidendecke und sprach dann ein Gebet. Damit sie den Mohel nicht störten, mußten die Zuschauer der Beschneidung – einige Freunde der Familie, meine Schwester, und ich mit Baskenmütze – auf der andern Seite der Ehebetten stehen. Nur Mama und Papa blieben in der Nähe. Papa hatte seinen schwarzen Filzhut aufgesetzt. Der Assistent reichte die Instrumente, und der Mohel – er behielt sein Jackett an, schlug aber die Ärmel um – begann seine Arbeit.

Der arme Alex schrie mörderisch, als ihm das kleine Stückchen Vorhaut weggeschnitten wurde. Ich war noch sehr klein und konnte deshalb von der Operation selbst nicht viel sehen. Es ging alles sehr schnell, Alex bekam zum Schluß einen Verband drum, dann sprach der Mohel noch ein längeres Gebet. Anschließend segneten Mama und Papa den kleinen Alex, indem sie ihm die Hand auf den Kopf legten.

Das Ganze war sehr aufregend für mich, und obwohl über fünfzig Jahre vergangen sind, erinnere ich mich noch sehr genau an viele Einzelheiten, so an das von einer Akne oder von Windpocken vernarbte Gesicht des Assistenten, an das schwarze Etui mit dem Skalpell, an eine blecherne Puderdose, die wie eine Pagode geformt war und die der Mohel auf der Marmorplatte der Frisierkommode abgestellt hatte, und daran, wie Mama dem Beschneider aus der blaugeblümten Steingutkanne zur Reinigung Wasser über die Hände goß.

Mama steckte Alex zur Beruhigung einen in Honig getauchten Schnuller in den Mund, der Beschneider trank mit Papa noch ein Glas Wein auf die Briss Mile – der Assistent trank nicht –, dann gingen sie ins Nebenzimmer und regelten das Geschäftliche, und bald verschwand der Mohel mit seinem Assistenten.

Nachher kam Mama zu mir und sagte: »Hast du gesehen, Walja? Genau so war es auch bei dir.« Ich verspürte dabei ein komisches, unangenehmes Kribbeln im Bauch.

Dann wurde die Beschneidung gefeiert mit vielen Schüsseln Gekochtem, einem großen Borschtsch, Fleisch und Fisch in Mengen und etlichen süßen Nachspeisen, alles war schon am Tag zuvor hergerichtet worden, mit Bergen von Kuchen und vielen Flaschen Wein. Der Samowar summte den ganzen Nachmittag und auch am Abend. Papa trank nicht viel Wein, aber an so einem Abend zehn bis fünfzehn Tassen Tee. Immer kamen noch neue Gäste, jeder mit einem kleinen Geschenk für Alex. So fröhlich und ausgelassen habe ich Mama und Papa selten gesehen. Papa bediente die Gäste, eine junge Frau half ihm dabei. Mama saß auf dem Diwan, trank koscheren Wein und politisierte mit den Gästen, denn es waren fast alles politische Freunde, die gekommen waren, die Briss Mile mitzufeiern. Zwischendurch erzählte Papa seine Geschichten.

Als Paula und ich am späten Abend ins Bett mußten, war das Fest gerade auf seinem Höhepunkt angelangt. Man lachte, sang russische und jüdische Lieder und fand kein Ende, und wir beide konnten vor lauter Lärm lange nicht einschlafen.

Unsere Straße

Ich hatte die Absicht und habe sie auch jetzt noch, die Geschichte unserer Familie und ihrer wundersamen Errettung zu erzählen, und ich merke, wie meine Gedanken immer weiter und weiter zurücklaufen und nicht bei der Jahreszahl 1933 stehenbleiben. Es ist, als hätte ich mit meiner Erinnerung ein schweres Schwungrad angeworfen, das, wenn es einmal in Gang gekommen ist, sich nicht mehr so schnell abbremsen läßt. Aber bedenke ich es recht, besteht auch kein Grund, es abzubremsen, vielleicht ist es sogar besser, wenn es sich weiterdreht. Denn vieles, was während der Hitlerzeit mit mir, meinen Eltern und Geschwistern geschah, ist schwer zu verstehen, wenn man nicht die Umstände kennt, unter denen wir damals lebten.

Seit 1917 wohnten meine Eltern im Hinterhaus der Kaiserhofstraße 12, einer kleinen Straße zwischen Hauptwache und Opernplatz. Dort kam ich auch zur Welt. Die Kaiserhofstraße ging nur bis Nummer 20 und verband die Hochstraße mit der fast parallel verlaufenden Freßgasse, die in Wirklichkeit Große Bockenheimer Straße heißt, aber von jedermann nur Freßgasse genannt wird. Viele kennen ihren richtigen Namen gar nicht.

Der vornehmste Frankfurter Delikatessenhändler, Rollenhagen, hatte in der Freßgasse sein Geschäft. Oft habe ich mir an seinen Schaufenstern die Nase plattgedrückt, um die wie phantastische Kunstwerke dekorierten Leckerbissen, die ich nicht mal dem Namen nach kannte, und im Ladeninnern die feinen Damen und Herren, die sich solche Genüsse leisten konnten, so lange anzustarren, bis mein Atem die Scheibe blind machte.

Doch Rollenhagen war nur einer von vielen Läden, durch die diese Straße zur Freßgasse wurde. Da waren der Käs-Petri im Eckhaus der Kaiserhofstraße, der in seinem Schaufenster die in Hälften zerschnittenen Riesenräder von Schweizerkäse zu Pyramiden auftürmte; der Fisch-Kremser, dessen Schaufensterfront ein einziges großes Fischbassin war, in dem Fische aus allen Weltmeeren herumschwammen; der vornehme Pralinenladen von Wörner-Simmer, wo ich mir jedesmal, wenn ich vorbeiging, wünschte, einmal eine der köstlichen Pralinen aus der wundervoll drapierten Auslage zu bekommen; das Delikatessengeschäft Plöger, das damals viel kleiner als Rollenhagen war, aber noch heute existiert, während der große Rollenhagen bald nach dem Zweiten Weltkrieg schließen mußte, woraus man den Wahrheitsgehalt des alten Sprichworts erkennt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen, auch dann nicht, wenn sie mit den köstlichsten Delikatessen aus aller Herren Länder behängt sind; ferner war da der Obst-Weinschrod, den ich nicht leiden konnte, weil ich dort immer »für zehn Pfennig angestoßenes Obst« holen mußte; aus dem gleichen Grund war mir auch der Metzger Emmerich verleidet, denn da gab es für mich selten etwas anderes zu kaufen als »für zwanzig Pfennig Wurststückchen«; ich erinnere mich auch noch sehr gut an die Bäckerei von Fritz Lochner, den heute weit über die Stadtgrenze hinaus bekannten Bäcker, und an den Metzger Stephan Weiß, der gerade zur rechten Zeit, als nämlich das Luftschiff »Graf Zeppelin« zum ersten Mal in Frankfurt landete, eine neue Wurstmischung zusammenstellte, sie in einen meterlangen, drei Zoll dicken Darm preßte, die Riesenwurst der Luftschiffbesatzung schenkte und damit die Erlaubnis erhielt, diese Wurstsorte »Zeppelinwurst« zu nennen. Er dürfte bis heute viele Kilometer davon verkauft haben.

Zurück zur Kaiserhofstraße. So kurz sie auch war, schien sie dennoch eine vornehme Straße gewesen zu sein. Leider konnte ich unsere Familie nicht in diese Vornehmheit mit einbeziehen, denn wir wohnten im Hinterhaus, und Papa war Arbeiter. Auf jeden Fall aber war unsere Straße vornehmer als die beiden Parallelstraßen links und rechts von uns, die Meisengasse und die Kleine Hochstraße, die etwa gleichlang waren.

Die aus der Gründerzeit stammenden Häuser unserer Straße hatten größtenteils imposante, gut erhaltene und gepflegte Fassaden mit Balustraden, Fenstereinfassungen und anderen ornamentalen Verkleidungen aus rotem Sandstein, hinter denen Angestellte, städtische Beamte, Handwerker und Geschäftsleute wohnten. Sogar mehrere Lebensmittelladenbesitzer aus der Freßgasse zählten zu unseren Mitbewohnern.

Nicht weniger stolz konnten wir aus der Kaiserhofstraße auf den exklusiven Fechtclub »Hermannia« sein, dem die damals weltberühmte jüdische Fechterin Helene Mayer angehörte. Er war im Haus Nummer 11 untergebracht, und wenn die Fechtmeisterin wieder einmal mit neuem Sportlerruhm nach Hause kam, gab es jedesmal einen festlichen Empfang für sie, an dem die ganze Straße teilnahm. Nach 1933 zog die »Hermannia« aus und überließ das Haus der NS-Gemeinschaft »Kraft durch Freude«. Zehn Jahre später war es das erste Haus unserer Straße, das ausgebombt wurde.

Auch die studentische Burschenschaft »Rhenania« hielt unsere Straße für würdig genug, um im Haus Nummer 19 Quartier zu beziehen und dort einen Paukboden einzurichten, wo auch richtige Mensuren geschlagen wurden. Dieses Haus hatte an der Straßenfront, in einer Nische eingelassen, eine große, nicht zu übersehende griechische Statue aus Sandstein. Wenn ich mich an der Fensterbank hochzog und auf die Kante des eisernen Kellerlochdeckels stellte, konnte ich die sich schlagenden und blutenden Studenten sehen.

Das Besondere unserer Straße aber war, daß dort einige Maler und Schauspieler wohnten, vor allem Sänger aus dem Ensemble des nahen Opernhauses. Durch sie erhielt die Straße etwas Weltoffenes, vielleicht sogar Frivoles. Dies wurde noch betont durch zwei exklusive Weinlokale, die nur am Abend und in der Nacht geöffnet waren und hinter deren gläsernen Eingangstüren schwere rote Plüschvorhänge die Sicht ins Innere verwehrten. Das eine war zeitweise ein stadtbekanntes Schwulenlokal.

Trotzdem war die Kaiserhofstraße eine gesellschaftsfähige, vom Kleinbürgertum und dem Mittelstand durchaus bewohnbare Straße.

Auch die zwei Nutten aus Nummer 4, eine andere wohnte später sogar in unserem Haus, konnten dem Ansehen unserer Straße nichts anhaben, sie wohnten ja nur dort und bezahlten pünktlich die Miete. Auf den Strich gingen die beiden zwischen Goethestraße und Hauptwache, im seriösen Steinweg, oder gleich in der Kleinen Bockenheimer Straße, wo sie zwei Häuser neben der Roten Katze ihre Absteige hatten. Es stimmt, daß sie sich jeden Tag beim Friseur Jung in Nummer 2 die Haare machen ließen, so viel Geld hatten sie. Für den ansonsten braven Friseur war das nichts Anrüchiges. Da die beiden gesundheitsbehördlich überwachten Damen weder ihn noch seine Gesellen zu verführen trachteten und da auch die Friseurmeistersgattin keine Bedenken hatte – was sollte es?

Von den beiden Damen mit den Wackelpopos profitierte ich insofern, als mir meine eineinhalb Jahre ältere Schwester Paula an ihnen zeigen konnte, woran man todsicher Nutten erkennt: daß sie nämlich auffallend starke Strumpfnähte haben, viel stärkere als bei anderen Frauen, und sich damit den Männern bemerkbar machen. Paula mußte es wissen, sie war bereits sieben Jahre alt und schon sehr klug. Seit der Zeit wußte ich Bescheid, mir konnte niemand mehr etwas vormachen. Von da an entlarvte ich aufgrund dieser Intimkenntnisse unheimlich viele Nutten, die sich in der Menge des Freßgassenpublikums ganz harmlos gaben, so als wäre überhaupt nichts mit ihnen, und die sich durch nichts anderes verrieten als durch ihre markanten Strumpfnähte. Das waren aufregende Stunden. Wohlweislich behielt ich meine Entdekkungen für mich.

Arbeiter und andere Leute aus dem einfachen Volk wohnten selbstverständlich auch in unserer Straße; schließlich gab es genug Hinterhäuser – hinter jedem Vorderhaus eines. Dort waren auch die Mieten billiger. Man hörte schon mal Beschwerden darüber, daß nie die Sonne in die Hinterhäuser komme, daß es dort immer stinke und daß dafür die Mieten ganz schön hoch seien, wie zum Beispiel in Nummer 10, unserem Nachbarhaus. Dieses Haus, dessen Hinterhof von dem unsrigen nur durch eine gut zwei Meter hohe Mauer mit einer eingelassenen Teppichstange, die das Darüberklettern sehr erleichterte, abgeteilt war, gehörte einer Brauereibesitzerstochter, die im zweiten Stock des Vorderhauses wohnte. Ihr Mann, der eingeheiratete Schlossermeister August Walther, hatte im Hof seine Werkstatt. Sie lebten in Gütertrennung, und die Bierbrauerstochter versäumte im Gespräch mit den Nachbarn keine Gelegenheit, um zu betonen, daß das ihr Haus sei; ihm gehörte nichts weiter als das schmiedeeiserne Schild draußen an der Hauswand mit der Aufschrift »Kunst- und Bauschlosserei«, seinem Namen und zwei gekreuzten goldenen Schlüsseln, die man von der Freßgasse aus sehen konnte. Frau Walther – die uns wegjagte, wann immer wir uns ihrem Haus näherten, die Wutanfälle bekam, wenn sie Kritzeleien an der Hauswand oder im Treppenhaus entdeckte, und arme Leute nicht ausstehen konnte, weil die ja immer nur selbst an ihrer Armut schuld seien – reagierte auf Beschwerden über zu hohe Mieten mit dem schnippischen Hinweis, wem es nicht passe, der könne ja ausziehen, ihretwegen in die Meisengasse, sie halte niemanden. Das rief sie vom Vorderhaus über den Hof laut den beschwerdeführenden Hinterhausmietern zu, so daß es die ganze Nachbarschaft mitbekam und die Angesprochenen beschämt ihre Fenster schlossen.

Unsere Straße steckte voller Merkwürdigkeiten, und es wundert mich, daß es damals und auch später keinem auffiel. Ich meine, die Kaiserhofstraße, von der ohnehin niemand recht weiß, warum sie so heißt, hätte es verdient, daß ihre Geschichte in die städtischen Annalen einginge. Allein schon das, was in meiner Erinnerung zurückgeblieben ist – und es sind doch nur kärgliche Reste von Erinnerung –, macht sie bemerkenswert.

In Nummer 6 zum Beispiel wohnte ein Kunstmaler mit dem klangvollen Namen Lino Salini. Ich habe seitdem keinen Menschen mehr kennengelernt, bei dem Name und Habitus so zueinander paßten. Das war ein Auftritt, wenn der stattliche Mann mit dem runden schwarzen Künstlerhut, dessen Krempe breit wie ein Wagenrad war und den er sommers wie winters auf dem Kopf hatte, einen weiten Pelerinenmantel umgehängt, die Kaiserhofstraße hinunterging, nein, -schritt, die Zeichenmappe unter den linken Arm geklemmt, den rechten Arm in einem weiten Bogen pendelnd und immer wieder den von den Schultern gleitenden Wollschal mit lässigem Schwung nach hinten werfend!

Der im gleichen Haus wohnende Transvestit Didi gab sich da unauffälliger. Tagsüber war er in einem vornehmen Damensalon in der Schillerstraße ein begehrter Friseur; abends, wenn er geschminkt und mit hellblonder Perücke entweder in einem eleganten knöchellangen Abendkleid oder einem enganliegenden Damenkostüm mit Pelzstola, Seidenstrümpfen und hochhackigen Pumps ausging, war es ihm am liebsten, wenn er unerkannt blieb. Aber die Leute in der Kaiserhofstraße wußten es natürlich und hänselten ihn. Er nahm das schweigend und lächelnd hin. Als männlichen Didi kannte auch ich ihn gut und war von der Verwandlung am Abend tief beeindruckt, da sich mit den Kleidern auch sein Gang und sein ganzes Gehabe veränderte, sogar seine Stimme. Hätten mich die größeren Buben nicht auf ihn aufmerksam gemacht, allein würde ich ihn bestimmt nicht erkannt haben.

Als Didi schon längst nicht mehr wagte, sich in Frauenkleidern sehen zu lassen, holten ihn eines Tages SA-Leute von seiner Arbeitsstelle ab und schafften ihn in ein Konzentrationslager. Dort ging Didi, der außerhalb seines Frisiersalons niemandem ein Haar krümmen konnte, elend zugrunde.

Einige Häuser weiter, dort, wo sich Mohrhards Weinstuben befanden, war ein sehr originelles Paar zu Hause, die Eheleute Kummernuß. Zwei kleine Emailschilder neben der Haustür, akkurat untereinander, zeigten an, daß sich das Ehepaar in einer geradezu idealen beruflichen Konstellation befand: er war Detektiv, sie war Astrologin. Beide hatten ihren Arbeitsplatz in der gleichen Dreizimmerwohnung. So konnte sich die Klientel frei entscheiden, ob sie sich im vorderen Zimmer etwas auskundschaften oder im Hinterzimmer, bei etwas ungünstigeren Licht-, aber entsprechend günstigeren Honorarverhältnissen und möglicherweise gleichen Erfolgschancen, aus den Sternen weissagen lassen wollte. Ich kann mir vorstellen, daß sich beider Arbeitsbereiche hervorragend ergänzten.

Ein einziges Mal nur versagte die Astrologin Kummernuß, als der Detektiv Kummernuß eines Tages über seine reichlich unkonventionellen Arbeitsmethoden stolperte, zu denen Aktendiebstahl, Versicherungsbetrug, Beamtenbestechung und in einem Fall sogar Brandstiftung gehörten; da konnte die Astrologin leider nicht beizeiten aus der Konstellation der Sterne voraussagen, daß der berufliche Übereifer des Detektivs im Gefängnis enden werde.

Im gleichen Haus im Mansardenstock wohnte noch der Bäckergeselle Peter Weckesser. Er war aktiver Kommunist, ich glaube Stadtteilkassierer, und mit Mama in der gleichen Straßenzelle der KPD. Er wußte einiges von Papas illegaler Zeit und von unserer jüdischen Herkunft, ahnte aber nichts von Mamas verzweifeltem Bemühen, unsere Vergangenheit unsichtbar zu machen. Auch nach dem Parteiverbot brachte er meiner Mutter noch regelmäßig illegale Flugschriften. Bereits im Sommer 1933 wurde er verhaftet und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. 1937 – er war nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus in einen anderen Stadtteil gezogen – begegnete ich ihm auf der Straße. Er fragte mich, ob unserer Familie nach seiner damaligen Verhaftung nichts passiert sei. Er erzählte mir, Geheimpolizisten hätten ihn vor seiner Festnahme längere Zeit überwacht, und viele Parteifreunde, die er in diesen Wochen aufgesucht habe, seien ebenfalls verhaftet worden. Außerdem sei im Bericht eines Polizeispitzels, der während des Prozesses verlesen wurde, auch der Name meiner Mutter erwähnt gewesen. Er war höchst erstaunt, als ich ihm sagte, daß es bei uns nicht einmal eine Haussuchung gegeben habe.

Ich erwähne diese Episode eigentlich nur, weil es eine der ersten gefährlichen Situationen während der Hitlerzeit war, in die wir geraten waren und von denen jede das Schicksal unserer Familie hätte besiegeln können.

In Nummer 14 wohnte ein richtiger Weltmeister. Er hieß Walter Lütgehetmann und hatte sich seinen Titel im Billardspielen, und zwar in Cadre 47/2, was immer das heißen mag, verdient. Mehr ist über ihn nicht zu sagen, denn er war für einen Weltmeister auffallend unauffällig, und man sah ihn nur selten, denn er mußte ja, um in Form zu bleiben, den ganzen Tag in seinem Billardkasino hinter dem Säuplätzchen an der Freßgasse üben.