Kalewala - Elias Lönnrot - E-Book

Kalewala E-Book

Lönnrot Elias

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Beschreibung

Die "Kalewala" ist ein episches Werk, das die tief verwurzelte finnische Folklore in literarischer Form festhält. Elias Lönnrot, als Sammler und Herausgeber, entwirft eine vielfältige Vielzahl von Mythen, Legenden und Geschichten, die die kulturelle Identität Finnlands prägen. Der literarische Stil ist geprägt von einer poetischen Sprache und dem Gebrauch des traditionsreichen Kalevala-Meters, der den Text rhythmisch und musikalisch gestaltet. Lönnrots Werk situierte sich im Kontext eines wachsenden nationalen Bewusstseins des 19. Jahrhunderts, das den Schatz der eigenen Kultur und Traditionen zu bewahren suchte. Elias Lönnrot, geboren 1802, war nicht nur ein literarischer Schöpfer, sondern auch ein Mediziner und Linguist. Sein Engagement für die finnische Kultur sowie seine Reisen in die entferntesten Regionen Finnlands ermöglichten ihm die Sammlung mündlicher Überlieferungen und Volksdichtung. Durch seine Arbeit trug Lönnrot wesentlich zur Wiederbelebung der finnischen Sprache und Identität bei, was ihn zu einer Schlüsselfigur der finnischen Literatur macht. Die "Kalewala" ist mehr als nur ein literarisches Meisterwerk; sie ist eine Reise in das Herz der finnischen Seele. Leser, die sich für Mythologie, Folklore oder die Wurzeln europäischer Kulturen interessieren, werden von der tiefen Symbolik und der zeitlosen Weisheit dieser Erzählungen begeistert sein. Tauchen Sie ein in die Welt der "Kalewala" und erleben Sie die magische Verknüpfung von Mensch, Natur und Mythos. In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen: - Eine prägnante Einführung verortet die zeitlose Anziehungskraft und Themen des Werkes. - Die Synopsis skizziert die Haupthandlung und hebt wichtige Entwicklungen hervor, ohne entscheidende Wendungen zu verraten. - Ein ausführlicher historischer Kontext versetzt Sie in die Ereignisse und Einflüsse der Epoche, die das Schreiben geprägt haben. - Eine gründliche Analyse seziert Symbole, Motive und Charakterentwicklungen, um tiefere Bedeutungen offenzulegen. - Reflexionsfragen laden Sie dazu ein, sich persönlich mit den Botschaften des Werkes auseinanderzusetzen und sie mit dem modernen Leben in Verbindung zu bringen. - Sorgfältig ausgewählte unvergessliche Zitate heben Momente literarischer Brillanz hervor. - Interaktive Fußnoten erklären ungewöhnliche Referenzen, historische Anspielungen und veraltete Ausdrücke für eine mühelose, besser informierte Lektüre.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Elias Lönnrot

Kalewala

Bereicherte Ausgabe. Das National-Epos der Finnen
In dieser bereicherten Ausgabe haben wir mit großer Sorgfalt zusätzlichen Mehrwert für Ihr Leseerlebnis geschaffen
Bearbeitet und veröffentlicht von Good Press, 2023
EAN 8596547785255

Inhaltsverzeichnis

Einführung
Synopsis
Historischer Kontext
Kalewala
Analyse
Reflexion
Unvergessliche Zitate
Notizen

Einführung

Inhaltsverzeichnis

Aus Liedern geboren und vom Gedächtnis getragen, kreist dieses Epos um die Macht des gesprochenen Wortes, das Welten hervorbringt, Grenzen zieht und Schicksale bewegt, während Gemeinschaft und Einzelne zwischen Ordnung und Verlockung, Heimat und Ferne, Erinnerung und Aufbruch um ihre Gestalt ringen. In der Kalevala (Kalewala) verwandeln sich Gesang und Handwerk in Kräfte, die Landschaften prägen, Nachbarschaften entzweien und wieder versöhnen, sodass im stetigen Wechsel von Zauber, Arbeit und Begehr die Frage nach Ursprung, Zugehörigkeit und Verantwortung unausgesetzt neu gestellt wird. Dabei bleibt das Geheimnis der Worte zugleich Verheißung und Gefahr, denn wer richtig singt, lenkt das Leben, und wer verstummt, verliert es.

Das Kalewala, häufiger als Kalevala bekannt, ist das finnische Nationalepos, das Elias Lönnrot im 19. Jahrhundert aus karelischen und finnischen Volksliedern zusammenstellte. Die erste Fassung erschien 1835, eine erweiterte Neuausgabe 1849; beide beruhen auf Feldforschungen, bei denen Lönnrot über Jahre hinweg Runen-Sänger aufsuchte und ihre Lieder aufzeichnete. Schauplatz ist eine mythisch vergrößerte Nordlandschaft mit benachbarten Sphären, in denen Menschen, Naturwesen und Mächte des Wortes verkehren; der Vers folgt dem charakteristischen Kalevala-Meter. Das Ergebnis ist kein antiker Text, sondern ein kunstvoll geordnetes Geflecht der mündlichen Tradition, das die Vielfalt regionaler Stimmen in eine epische Gesamtform überführt.

Zu Beginn entfalten sich Schöpfungs- und Herkunftsgesänge, aus denen eine Welt aus Wasser, Wald und Fels emporsteigt und erste Träger des Wissens und des Handwerks hervortreten. Ohne Vorwissen lässt man sich in episodische Zyklen führen, die Heldentaten, Reisen, Brautwerbungen und Bewährungsproben variieren, während Nachbarschaften in Wettbewerb und Austausch geraten. Das Leseerlebnis ist stark rhythmisch: formelhafte Wiederholungen, parallele Bilder und eine beschwörende Erzählstimme tragen die Handlung voran. Der Ton bleibt feierlich und märchenhaft, zugleich erdig und bisweilen ironisch, sodass Ernst und Spiel einander durchdringen und die Distanz des Mythos mit menschlicher Nähe ausbalanciert wird.

Zentrale Motive sind das Wissen in Form von Liedern und Zaubersprüchen, die Kraft des Handwerks, das aus Rohstoff Kultur schafft, sowie die fragile Balance zwischen Gemeinschaftsordnung und individueller Begierde. Wiederkehrend sind Gastfreundschaft, Tausch und das Aushandeln von Bündnissen, die so sehr durch Wortmacht wie durch Waffen bestimmt werden. Die Natur ist kein bloßer Hintergrund, sondern ein handelndes Gegenüber, das schützt, verführt und straft. Verwandlungen, Schwellen, Prüfungen und Wettbewerbe strukturieren die Episoden und verhandeln Fragen nach Mut, Verantwortung, Fürsorge und Maß. So entsteht ein Panorama, in dem Herkunft und Zukunft ständig im Spiegel der Tradition beraten werden.

Elias Lönnrot tritt darin weniger als Romandichter denn als Sammler, Bearbeiter und Arrangeur auf. Aus zahlreichen, teils voneinander unabhängigen Runen formte er größere Erzählzusammenhänge, ordnete Varianten, verknüpfte Episoden und ergänzte verbindende Partien, um eine nachvollziehbare Abfolge zu schaffen. Dadurch bleibt die Vielstimmigkeit der Überlieferung hörbar, zugleich entsteht eine gezielte Dramaturgie, die Leitmotive spannt und Figuren wiederkehren lässt. Die Kalevala ist somit sowohl Archiv lebendiger Gesangstraditionen als auch literarische Komposition: ein Text, der die Autorenschaft der Gemeinschaft sichtbar macht und dennoch eine erkennbar redaktionelle Hand zeigt, die Struktur gibt, ohne den Volksliedern ihre Kanten zu nehmen.

Für heutige Leserinnen und Leser ist das Werk in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. Es öffnet einen Zugang zur finnischen Kultur- und Ideengeschichte und zeigt, wie aus mündlicher Überlieferung eine moderne Literatur entsteht; als Schlüsseldokument der nationalromantischen Bewegung prägte es Selbstverständnis, Kunst und Bildung Finnlands. Zugleich spricht es zeitlose Fragen an: Wie wird Wissen bewahrt und erneuert? Welche Sprache findet eine Gemeinschaft für Konflikte, Trauer, Begehren? Wie verhält sich der Mensch zur Natur, deren Kräfte er nutzt und fürchtet? In seiner poetischen Form bietet das Epos eine Schule des Hörens, des Erinnerns und des erzählerischen Maßhaltens.

Wer sich auf diese Dichtung einlässt, stößt weniger auf lineare Spannung als auf ein Geflecht von Motiven, deren Wiederkehr das Verständnis vertieft und den Klangraum erweitert. Es lohnt, die musikalische Logik zu akzeptieren: Namen, Formeln, Bilder kehren zurück, um Bedeutungen zu verschieben und Erfahrungen zu prüfen. So zeigt die Kalevala, dass kulturelle Identität nicht starr ist, sondern durch Erzählung immer neu geformt wird. In einer Zeit beschleunigter Kommunikation erinnert sie daran, wie mächtig langsames Sprechen und gemeinsames Singen sein können – und wie Literatur Gemeinschaft stiftet, ohne Differenzen zu glätten.

Synopsis

Inhaltsverzeichnis

Die Kalewala ist das finnische Nationalepos, das Elias Lönnrot im 19. Jahrhundert aus mündlich überlieferten Gesängen zusammentrug. Nach einer ersten Fassung von 1835 veröffentlichte er 1849 eine erweiterte Ausgabe, die die heute geläufige Gestalt prägt. Das Werk führt in eine mythische Vorzeit, in der Gesang, Zauber und Handwerk die Welt gestalten. Im Zentrum stehen der Sänger Väinämöinen, der Schmied Ilmarinen, der Draufgänger Lemminkäinen und die Herrin des Nordlands, Louhi; hinzu treten Figuren wie der unglückliche Kullervo. Die Handlung entfaltet sich in lose verbundenen Gesängen, folgt dabei jedoch einem wiederkehrenden Konflikt zwischen dem Land Kalevala und dem nördlichen Pohjola.

Zu Beginn zeichnet das Epos eine Entstehung der Welt, in der Elemente, Landschaften und Wesen durch Gesang und Taten in Ordnung gebracht werden. Väinämöinen tritt als uralter Sänger auf, dessen Worte Wirklichkeit formen und der durch Reisen, Wettgesänge und Prüfungen seinen Rang behauptet. Er bringt Kunstfertigkeiten und Ackerbau voran, stiftet Gemeinschaft und schafft mit einem einzigartigen Instrument neue Klänge, die Menschen und Natur bannen. Diese frühen Gesänge verankern die Leitidee, dass Sprache und Lied schöpferische Macht besitzen, und sie bereiten den Grundkonflikt vor: das Ringen um Ressourcen, Ansehen und Hochzeitbündnisse zwischen den Gemeinschaften des Südens und des Nordens.

Ein erster großer Handlungsbogen entspringt dem Werben um die Maid des Nordlands. Louhi, die mächtige Herrin von Pohjola, knüpft ihre Zustimmung an übermenschliche Aufgaben. Ilmarinen, der unerschöpfliche Schmied, wird gerufen, ein wundersames Gerät, den Sampo, zu fertigen, dessen Schleier von Nutzen und Reichtum das Land segnen soll. In kunstvollen Episoden ringt er dem Rohstoff Chaos Gestalt ab, wobei Technik und Zauber untrennbar verschmelzen. Der Sampo wird zum Symbol für Wohlstand, aber auch für Abhängigkeit und Verhandlungsmacht. Aus Höfischkeit wird Rivalität, denn die Frage, wer Besitz und Nutzen kontrolliert, treibt die Lager auseinander und bindet sie zugleich.

Parallel entfaltet sich die Figur des hitzigen Lemminkäinen, dessen Ruhmsucht und Verführungskunst ihn in gefährliche Unternehmungen führen. Er sucht Ehre in fremden Hallen, fordert Gastgeber heraus und überschreitet Grenzen, die Sitte und Zauber setzen. In Pohjola stößt sein Werben auf List und Feindseligkeit, und ein Auftrag, der ihn mit dem Reich der Toten in Berührung bringt, gerät außer Kontrolle. Eine existenzielle Krise trifft ihn und seine Herkunftsfamilie; nur durch Klugheit, Beharrlichkeit und rituelles Wissen kann der Schaden begrenzt werden. Der Erzählstrang zeigt die fragile Balance zwischen persönlichem Ruhm und sozialer Einbindung – und die Kosten unbedachten Draufgängertums.

Besonders dunkel färbt die Kalewala die Geschichte Kullervos, eines misshandelten, heimatlosen Knaben, dessen außergewöhnliche Kraft nicht zur Ordnung findet. Ausbeutung, Demütigung und Verrat treiben ihn in Rachsucht und Verirrung, die sich gegen andere und gegen ihn selbst richten. Die Episoden verfolgen, wie fehlgeleitete Macht, fehlende Fürsorge und soziale Spaltung eine Persönlichkeit deformieren. Ein schicksalhafter Irrtum verschärft das Geschehen, und Kullervo erkennt zu spät, was unwiderruflich geworden ist. Dieser tragische Zyklus kontrastiert die optimistischen Erzählungen von Kunst, Arbeit und Bündnis, indem er fragt, ob eine durch Gewalt beschädigte Existenz überhaupt in Gemeinschaft einzubinden ist.

Indes spitzt sich der Konflikt um den Sampo zu. Die Helden des Südens verbinden ihre Kräfte, um Besitz und Teilhabe neu zu ordnen; Louhi verteidigt mit magischer Autorität die Ordnung des Nordens. Was als diplomatisches Ringen begann, wird zur Fahrt über Meer und Eis, begleitet von Gesängen, die Winde lenken und Herzen betören. Der Wettstreit zeigt, wie Wort, Musik und Handwerk als Waffen dienen können, und stellt Loyalität, Maß und Gemeinsinn auf die Probe. Die Auseinandersetzung mündet in wechselhafte Erfolge und Rückschläge, ohne einfache Siege zu gewähren, und öffnet den Blick auf die Grenzen heroischer Selbstbehauptung.

Zum Schluss weitet das Epos den Horizont über heroische Bewährung hinaus: Ein neues Kind und ein neuer Glaube kündigen eine andere Ordnung an, vor der alte Zauber und Rangansprüche verblassen. Der Erfahrungsschatz der Kalewala – Arbeit, Lied, Bündnis, Maß – bleibt bedeutsam, doch er steht neben einer spirituellen Perspektive, die Macht neu definiert. Damit schlägt das Werk eine Brücke von mythischem Ursprung zu kultureller Selbstvergewisserung. Seine nachhaltige Wirkung liegt in der poetischen Verdichtung gemeinsamer Überlieferung und in der Idee, dass Sprache Welt schafft – ein Leitmotiv, das Kunst, Identität und Geschichtsbewusstsein bis heute inspiriert.

Historischer Kontext

Inhaltsverzeichnis

Das Kalevala entstand im Großfürstentum Finnland, das nach dem Krieg von 1808–1809 von Schweden an das Russische Reich übergegangen war. Unter dem Statut von Porvoo behielt Finnland eigene Gesetze und die lutherische Religion; diese kirchliche Ordnung förderte eine ungewöhnlich breite Grundalphabetisierung. Zentrale Institutionen der Entstehungszeit waren die 1828 nach Helsinki verlegte Kaiserliche Alexander-Universität und die 1831 gegründete Finnische Literaturgesellschaft, die volkskundliche Sammlungen koordinierte. Nach dem Brand von Åbo/Turku 1827 verschob sich das intellektuelle Leben nach Helsinki, wo Druckereien, Gelehrtenvereine und Behörden – darunter der Senat – Rahmen und Infrastruktur für philologische und ethnografische Projekte boten.

Die Veröffentlichung fiel in die Hochphase der europäischen Romantik, die – im Gefolge Herders – Volkslied und mündliche Überlieferung als Träger eines nationalen „Geistes“ verstand. In Finnland verband sich dieses Programm mit der Fennomanenbewegung, die die Stellung des Finnischen gegenüber dem in Verwaltung und höherer Bildung dominierenden Schwedischen stärken wollte. Gelehrte und Lehrer sammelten Runenlieder in Savo, Kainuu und Karelien, oft unterstützt von der Finnischen Literaturgesellschaft. Parallel hatten die Brüder Grimm in Deutschland vergleichbare Sammelprinzipien etabliert. In diesem Klima wurde die Idee eines nationalen Epos aus regionalen Gesängen zu einem kulturell und politisch überzeugenden Projekt.

Elias Lönnrot (1802–1884), aus Sammatti stammend, studierte Medizin und Sprachen und wurde 1833 Bezirksarzt in Kajaani. Dienstreisen und eigenständige Exkursionen nutzte er, um Runengesänge in finnischen und karelischen Dialekten zu notieren. Er sammelte Texte in Nordkarelien und im Weißmeerkarelien jenseits der Grenze, wo das Repertoire besonders reich blieb. Überlieferer wie Arhippa Perttunen lieferten große Liedcorpora. Lönnrot protokollierte Melodien selten, hielt jedoch Versmaß, Formeln und Varianten fest. Seine Notizbücher dokumentieren Arbeitsweise und Quellen und sind bei der Finnischen Literaturgesellschaft überliefert. Die Performanztradition war an den trochaischen Kalevalameter und an den kantele-Gesang gebunden.

1835 erschien die erste Kalevala-Fassung bei der Finnischen Literaturgesellschaft; 1849 veröffentlichte Lönnrot eine stark erweiterte „neue“ Ausgabe mit 50 Gesängen. Dazwischen legte er 1840 die Kanteletar vor, eine Sammlung lyrischer Volksdichtung. Für das Epos ordnete Lönnrot umfangreiche Varianten zu Zyklen um Figuren wie Väinämöinen, Ilmarinen und Lemminkäinen, band den Kullervo-Stoff ein und strukturierte mythische Motive wie den Sampo, ohne dabei die metrische Tradition zu verlassen. Die 1849er Ausgabe wurde zur maßgeblichen Textgestalt, die als nationales Kulturgut verbreitet, rezipiert und zeitgenössisch als Beleg für Eigenständigkeit der finnisch-karelischen Kultur gelesen wurde – im In- und Ausland.

Redaktionell verband Lönnrot einzelne Runen zu längeren Sequenzen, fügte Übergangsverse ein und glättete Dialektformen, um Kohärenz herzustellen. Er erklärte sein Verfahren in Vorreden und gab Quellen an, was die Nachvollziehbarkeit seiner Kompilation stärkte. Zeitgenössische und spätere Debatten über „Authentizität“ verglichen seine Arbeit mit anderen europäischen Großprojekten der Volksdichtung. Der Befund ist eindeutig: Das Kalevala ist kein wörtliches Diktat einer einzigen Tradition, sondern eine editorische Synthese aus tatsächlich belegten mündlichen Gesängen. Die philologischen Grundlagen – Notizbücher, Variantenverzeichnisse, Sammlerberichte – erlauben es, Entstehungsschritte kritisch zu rekonstruieren und die Rolle des Herausgebers präzise zu bestimmen.

Politisch entstand das Werk in einer Phase begrenzter Autonomie unter russischer Oberhoheit. In den 1840er Jahren blühte die finnische Presse kurz auf; J. V. Snellmans Zeitung Saima wurde 1846 jedoch verboten. 1850 schränkte eine Zensurverordnung nichtreligiöse finnischsprachige Publikationen ein – ein Jahr nach Erscheinen der erweiterten Kalevala-Ausgabe. Das Epos war somit bereits Symbol und Ressource für kulturelle Selbstvergewisserung, als die Sprachfrage sich zuspitzte. Später schuf die Sprachverordnung von 1863 Rahmenbedingungen für die schrittweise Gleichstellung des Finnischen in Behörden. Das Kalevala wirkte in diesem Wandel als prestigeträchtiger Referenztext, ohne eine direkte politische Programmschrift zu sein.

Die internationale Resonanz setzte früh ein: Bereits im 19. Jahrhundert erschienen Übersetzungen ins Schwedische, Deutsche und Russische; eine englische Gesamtausgabe folgte 1888. Künstler griffen Stoffe und Figuren auf. Akseli Gallen-Kallela schuf ikonische Gemälde zu Väinämöinen, dem Sampo und Kullervo; Jean Sibelius komponierte sinfonische Dichtungen und eine Kullervo-Sinfonie. In Finnland wurde das Epos Teil des Bildungs- und Festkanons und prägte Bildsprache, Theater und Kunsthandwerk. Diese Rezeption verankerte das Kalevala als Bezugspunkt einer modernen Kultur, die gleichwohl auf mündliche Überlieferungen aus entlegenen Regionen verwies und sie für ein bürgerliches Publikum erschloss, sowie Schulbücher.

Als Kommentar zu seiner Epoche zeigt das Kalevala, wie sich eine peripher wahrgenommene Provinz unter imperialem Dach kulturell formierte. Es bündelt ländliche Gesangstraditionen, philologische Universitätspraxis und bürgerliche Verlagsarbeit zu einem Monument der Nationalromantik. Dabei markiert es den Übergang von mündlicher Performanz zu literarischer Kanonbildung, ohne die Quellen zu verbergen. Im europäischen Kontext antwortet das Werk auf die Suche nach historischen Ursprüngen von Nationen und Sprachen. In Finnland wurde es zum Erzählraum, in dem Gegenwart und vermeintliche Vorzeit verhandelt wurden – nicht durch Spekulation, sondern durch dokumentierte Stimmen der Sängerinnen und Sänger.

Kalewala

Hauptinhaltsverzeichnis
Vorwort.
Erste Rune.
Zweite Rune.
Dritte Rune.
Vierte Rune.
Fünfte Rune.
Sechste Rune.
Siebente Rune.
Achte Rune.
Neunte Rune.
Zehnte Rune.
Eilfte Rune.
Zwölfte Rune.
Dreizehnte Rune.
Vierzehnte Rune.
Fünfzehnte Rune.
Sechszehnte Rune.
Siebzehnte Rune.
Achtzehnte Rune.
Neunzehnte Rune.
Zwanzigste Rune.
Einundzwanzigste Rune.
Zweiundzwanzigste Rune.
Dreiundzwanzigste Rune.
Vierundzwanzigste Rune.
Fünfundzwanzigste Rune.
Sechsundzwanzigste Rune.
Siebenundzwanzigste Rune.
Achtundzwanzigste Rune.
Neunundzwanzigste Rune.
Dreißigste Rune.
Einunddreißigste Rune.
Zweiunddreißigste Rune.
Dreiunddreißigste Rune.
Vierunddreißigste Rune.
Fünfunddreißigste Rune.
Sechsunddreißigste Rune.
Siebenunddreißigste Rune.
Achtunddreißigste Rune.
Neununddreißigste Rune.
Vierzigste Rune.
Einundvierzigste Rune.
Zweiundvierzigste Rune.
Dreiundvierzigste Rune.
Vierundvierzigste Rune.
Fünfundvierzigste Rune.
Sechsundvierzigste Rune.
Siebenundvierzigste Rune.
Achtundvierzigste Rune.
Neunundvierzigste Rune.
Fünfzigste Rune.
Namenverzeichniß.

KALEWALA,das National-Epos der Finnen,

Vorwort.

Inhaltsverzeichnis

Im Jahre 1682 gab der gelehrte PolyhistorDaniel Georg Morhofin seinem zu Kiel erschienenen Unterricht von der deutschen Sprache wohl zuerst in Deutschland eine Probe der finnischen Volkspoesie, indem er ein ausBång’sHistoria ecclesiastica Sveo-Gothorumentnommenes Bärenlied finnisch nebst einer nicht sehr ansprechenden deutschen Übersetzung mittheilte. Seit dieser Zeit war es also bekannt, daß es eine finnische Volkspoesie gäbe, doch hatte sich dieselbe nur einer zufälligen Beachtung zu erfreuen. Eine solche wurde ihr sogar von dem MeisterGöthezu Theil, dem wir die Bearbeitung eines finnischen Liebesliedes verdanken. In Finnland selbst war der mit Recht hochgefeierte ProfessorPorthander erste, der der Volkspoesie eine umfassendere Aufmerksamkeit zuwandte. Unter seinem Einfluß arbeitenGananderundLencquist,die in ihren mythologischen Leistungen auf den in den Volksliedern enthaltenen Stoff näher eingehen mußten. Doch blieben diese Versuche alle mehr fragmentarisch. Eine größere Sammlung veranstaltete der DoctorZacharias Topeliusund gab sie in fünf Theilen während der Jahre 1822–1836 heraus. Bereits im Jahre 1820 hatte der Prof. vonBeckerin der zu Åbo in finnischer Sprache erscheinenden Wochenschrift einen Versuch gemacht eine Menge Lieder über Wäinämöinen[2] in ein Ganzes zu vereinigen. Diesem Beispiele verdanken wir es wahrscheinlich, daß D:rLönnrotden Gedanken faßte die noch unter dem Volke lebenden Lieder von Wäinämöinen, Ilmarinen und Lemminkäinen u. s. w. zu einem Epos zusammenzufügen. Schon in den Jahren 1828 und 1831 machte er verschiedene Wanderungen in Finnland, um seine Runensammlung zu vervollständigen. Ergiebiger waren jedoch seine Reisen außerhalb des eigentlichen Finnlands von dem Jahre 1832 an, namentlich in den von Finnen bewohnten Strecken der Archangelschen Gouvernements. Während nun in Deutschland im Jahre 1834G. H. von Schröterdie bereits 1819 zu Upsala von seinem Bruder finnisch und deutsch gedruckten „finnischen Runen“ für das größere Publikum veröffentlichte, konnte Dr.Lönnrotbereits im nächstfolgenden Jahre (1835) mit seiner Sammlung der epischen Lieder der Finnen hervortreten. Sie erschien in zwei Bänden unter dem TitelKalewala[1][1q]und umfaßte etwas über 12000 Verse in 32 Gesängen. Die Wichtigkeit dieser Sammlung für die epische Poesie überhaupt wurde von dem berühmten Begründer germanischer Sprach- und Mythenforschung,Jacob Grimmin das hellste Licht gestellt in seinem Aufsatz „über das finnische Epos“ in Hoefer’s Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache, Band I S. 13–55 (1846). WieGrimmselbst bekennt, ist ihm beim Studium der finnischen Poesie die trefflicheschwedische Übersetzung der Kalewala, welche wir dem der Wissenschaft, dem Vaterlande und den Freunden zu früh entrissenenM. Alexander Castrénverdanken (1841) zur Hand gewesen. Ist diese Übersetzung auch eine höchstgelungene, welche bei aller Treue den Eindruck einer selbständigen Schöpfung macht, so ist doch die Zahl derer, denen die schedische Sprache geläufig ist, unter den deutschen Forschern eine sehr beschränkte. Endlich erschien im J. 1845 eine französische Übersetzung vonLéouzon Le Duc,die den Wünschen des größeren Publikum’s entgegenkommen sollte. In Deutschland ward bald dieser, bald jener Name für eine zu erwartende Übersetzung genannt. Unterdessen hatte die finnische Litteraturgesellschaft dafür Sorge getragen, daß durch eine umfassendere Sammlung epischer Runen in den verschiedensten Gegenden finnischer Zunge eine neue Ausgabe der Kalewala ebenfalls unter der Redaction von Dr.Elias Lönnrotins Leben treten konnte. Sie erschien im J. 1849 und umfaßt in 50 Gesängen 22,793 Verse. Eine sehr interessante Beurtheilung derselben ließCastrénim Bulletin histor. philol. der Akademie der Wissenschaften Band VII N:o 20, 21 abdrucken. Seinem Einflusse hauptsächlich ist das Entstehen vorliegender Übersetzung zuzuschreiben. Er trug Sorge, daß mir die einzelnen Bogen der neuen Ausgabe während des Druckes von der finnischen Litteraturgesellschaft zugesandt wurden, so daß ich die Übersetzung bald nach dem Erscheinen des Originals gegen Ende des Jahrs 1849 beendigen konnte. Im nächstfolgenden Jahre wanderte die Handschrift nach Helsingfors, wo die Litteraturgesellschaft auf BetriebCastrén’sfür eine Revision der Übersetzung sorgte, an welcherCastrénselbst manchen Antheil hatte. Endlich war die Arbeit druckfertig, fand jedoch erst gegen Ende des vorigen Jahrs einen Verleger an der ältesten Buchhandlung Finnlands. Da der Druck in Helsingfors selbst bewerkstelligt werden konnte, ließCastrénes sich wiederum angelegen sein, die Correctur zu überwachen, welche er der gewissenhaften Leitung des HerrnCarl Gustav Borgübertrug, der als gewandter Übersetzer und gründlicher Kenner der finnischen Poesie sehr viel dazu beigetragen hat, vorliegende Übersetzung von ihren Mängeln zu reinigen. Und dennoch ist so manches Mangelhafte stehen geblieben. Mein Trost ist der, daß nach mir Andere kommen werden, welche das Werk weiter fördern werden. Einstweilen beurtheile man meinen Versuch mit Nachsicht und entschuldige namentlich die kleineren Druckversehen, welche sich bei meiner Entfernung vom Druckort nicht ganz verhüten ließen.

St. Petersburg denSeptember 1852.

A. Schiefner.

Inhaltsverzeichniß.

I.

Eingang V. 1–102. Die Tochter der Luft läßt sich ins Meer hinab, wo sie von dem Winde und den Wogen geschwängert zur Wassermutter wird 103–176. Eine Ente baut ihr Nest auf ihrem Knie und legt dort Eier 177–212. Die Eier rollen ins Meer hinab und zerbrechen, aus ihren einzelnen Theilen entstehen Erde, Himmel, Sonne, Mond und Sterne 213–244. Die Wassermutter schafft Landzungen, Busen, Uferland, Tiefen und Untiefen des Meeres 245–280. Wäinämöinen wird von der Wassermutter geboren und treibt lange auf den Wogen einher, bis er endlich ans Ufer gelangt 281–344.

S. 1–5.

II.

Wäinämöinen steigt ans Land, das baumlos ist und läßt Sampsa Pellerwoinen Bäume säen 1–42. Die Eiche will anfangs nicht gedeihen, als sie aber nach wiederholtem Säen endlich üppig emporschießt, breitet sie sich über die ganze Gegend aus, so daß die Strahlen der Sonne und des Mondes nicht durchdringen können 43–110. Ein kleiner Mann steigt aus dem Meere und fällt die Eiche; worauf Sonne und Mond wieder zum Vorschein kommen 111–222. Vögel singen in den Bäumen, Kräuter, Blumen und Beeren wachsen auf dem Boden, nur die Gerste wollte noch nicht gedeihen 223–236. Wäinämöinen findet einige Gerstenkörner in dem Sande am Ufer, fällt die Waldung und läßt nur eine Birke als Ruheplatz für die Vögel stehen 237–262. Aus Dankbarkeit dafür schlägt der Adler ihm Feuer an, womit die Waldung verbrannt wird 263–284. Wäinämöinen säet Gerste, sendet Gebete um Wachsthum empor und hofft das beste Gedeihen 285–376.

S. 6–10.

III.

Wäinämöinen wird durch seinen Gesang und seine Weisheit berühmt 1–20. Joukahainen macht sich auf, um mit ihm im Gesange zu wetteifern; da er es nicht vermag, fordert er ihn zum Zweikampf heraus, den Wäinämöinen zurückweist und Joukahainen in den Sumpf zaubert 21–330. Dort geräth Joukahainen in große Drangsal und verspricht endlich dem Wäinämöinen ihm seine Schwester zur Ehe zu geben, was Wäinämöinen annimmt und ihn wieder aus dem Sumpfe läßt 331–476. Schlimmgelaunt geht Joukahainen nach Hause und berichtet seiner Mutter, wie es ihm schlimm auf seiner Reise gegangen sei 477–524. Die Mutter freut sich, als sie hört, daß sie Wäinämöinen zum Schwiegersohn bekommt, die Tochter aber kommt in trübe Stimmung und beginnt zu weinen 525–580.

S. 11–17.

IV.

Wäinämöinen bewirbt sich um Joukahainen’s Schwester, als er sie im Busche trifft 1–30. Weinend eilt das Mädchen nach Hause und berichtet es der Mutter 31–116. Die Mutter verbietet ihr zu trauern und fordert sie auf sich zu freuen und sich stattlich anzukleiden 117–188. Das Mädchen weint und weint und sagt, daß es keinem alten Manne als Gattin zu Theil werden wolle 189–254. Sorgenvoll geht sie in den Wald, eilt zum Meeresstrande,will sich baden und sinkt ins Wasser 255–370. Die Mutter weint Tag und Nacht über den Verlust der Tochter 371–518.

S. 18–24.

V.

Wäinämöinen will Joukahainen’s Schwester aus dem Meere auffangen und bekommt sie in Fischgestalt an seine Angel 1–58. Er will den Fisch in Stücke schneiden, dieser entkommt aber ins Meer und erklärt, wer er eigentlich sei 59–133. Vergebens bemüht sich Wäinämöinen mit Worten und Netzen den Fisch wieder in seine Gewalt bekommen 134–163. Niedergeschlagen geht er nach Hause und läßt sich von seiner Mutter rathen, nach dem Nordland zu gehen, um dort zu freien 164–241.

S. 25–27.

VI.

Joukahainen trägt Haß gegen Wäinämöinen und lauert ihm auf, als er nach dem Nordland zieht 1–78. Er sieht ihn durch den Fluß reiten und schießt auf ihn, trifft jedoch nur sein Pferd 79–182. Wäinämöinen stürzt ins Wasser; ein heftiger Sturmwind trägt ihn hinaus auf den Meeresrücken, Joukahainen aber meldet seine That der Mutter 183–234.

S. 28–30.

VII.

Wäinämöinen schwimmt mehrere Tage auf dem offenen Meere, der Adler trifft ihn dort an und noch immer dankbar dafür, daß Wäinämöinen die Birke beim Fällen der Waldung stehen ließ, nimmt er ihn auf seinen Rücken und trägt ihn an den Strand des Nordlands, von wo ihn des Nordlands Wirthin in ihre Behausung nimmt und ihn auf das Beste empfängt 1–274. Wäinämöinen hat dennoch Verlangen nach seiner Heimath, des Nordlands Wirthin will ihn aber nicht allein dahin ziehen lassen, sondern ihm auch die Tochter zur Ehe geben, falls er ihr den Sampo schmieden könne 275–322. Wäinämöinen verspricht, daß er in der Heimath angekommen den Schmied Ilmarinen senden werde, damit er den Sampo schmiede und erhält so von ihr sowohl Schlitten als Pferd um nach der Heimath zurückzukehren 323–368.

S. 31–35.

VIII.

Auf dem Wege sieht Wäinämöinen die reizend gekleidete Jungfrau des Nordlands und bewirbt sich um sie 1–50. Die Jungfrau will sich endlich seinen Wünschen fügen, wenn er aus den Splittern ihrer Spindel ein Boot zimmert und es ins Wasser bringt, ohne es irgendwie zu berühren 51–132. Wäinämöinen fängt an zu zimmern, schlägt sich aber mit der Axt eine große Wunde ins Knie und kann den Lauf des Blutes nicht stillen 133–204. Er geht um einen Zauberkundigen zu suchen, der ihm das Blut stillen könnte und findet einen alten Mann, der dem Blutstrom Einhalt zu thun verspricht 205–282.

S. 36–39.

IX.

Wäinämöinen erzählt dem Alten die Entstehung des Eisens 1–266. Der Alte schilt das Eisen und spricht die Worte des Blutstillens; das Blut hört auf zu fließen 267–418. Der Alte läßt seinen Sohn eine Salbe bereiten, salbt und verbindet die Wunde; Wäinämöinen geneset und danket Gott für die erhaltene Hülfe 419–586.

S. 40–46.

X.

Wäinämöinen kommt nach Hause und fordert Ilmarinen auf um des Nordlands Jungfrau zu freien, die er sich erringen könne, wenn er den Samposchmiede 1–100. Ilmarinen will jedoch nimmermehr nach dem Nordland, Wäinämöinen weiß ihn aber gegen seinen Willen durch List dahin zu bringen 101–200. Ilmarinen kommt nach dem Nordland, wird aufs Beste empfangen und den Sampo zu schmieden aufgefordert 201–280. Ilmarinen schmiedet den Sampo, den des Nordlands Wirthin in des Nordlands Steinberg einschließt 281–432. Ilmarinen verlangt die Jungfrau als Lohn; diese giebt Hindernisse vor und sagt, daß sie noch nicht von Hause könne 433–462. Ilmarinen erhält ein Boot, kehrt heim und erzählt dem Wäinämöinen, daß er bereits den Sampo fertig geschmiedet habe 463–510.

S. 47–53.

XI.

Lemminkäinen macht sich auf, um sich um die vornehme Saarijungfrau zu bewerben 1–110. Anfangs verspotten ihn die Saarijungfrauen, werden aber gar bald sehr vertraut mit ihm 111–186. Nur Kyllikki, deretwegen er gekommen, kann er nicht gewinnen, weßhalb er sie endlich mit Gewalt ergreift, in den Schlitten rafft und sich auf den Weg begiebt 187–272. Kyllikki weint und wirft dem Lemminkäinen besonders sein Kriegesgelüste vor; dieser verspricht ihr, nicht in den Krig zu ziehen, falls sie verspräche, nicht an den Tanzesfreuden des Dorfes theilzunehmen; beide beschwören sie ihr Versprechen 273–314. Lemminkäinen’s Mutter freut sich über die junge Schwiegertochter 315–402.

S. 54–58.

XII.

Kyllikki vergißt ihren Schwur und begiebt sich ins Dorf, worüber Lemminkäinen gar ärgerlich wird und sie auf der Stelle zu verstoßen und nach dem Nordland auf die Frei zu gehen beschließt 1–128. Die Mutter sucht den Sohn auf alle Weise abzuhalten und sagt, daß ihn dort Untergang treffen könnte; Lemminkäinen, der sein Haar bürstet, wirft voll Ärger die Bürste aus der Hand und meint, daß eben so sehr aus dieser Bürste als aus seinem Leibe Blut fließen werde 129–212. Er rüstet sich, begiebt sich auf den Weg, kommt nach dem Nordland und singt alle Männer fort aus der Behausung des Nordlands; nur einen einzigen garstigen Hirten läßt er unverzaubert 213–504.

S. 59–64.

XIII.

Lemminkäinen wirbt bei des Nordlands Wirthin um ihre Tochter, die Alte fordert, daß er zuvor Hiifi’s Elennthier einholen soll 1–30. Lemminkäinen macht sich keck daran, das Elennthier zu jagen, hat es auch schon erreicht, als es ihm wieder entkommt, er aber seinen Schneeschuh zerbricht 31–270.

S. 65–68.

XIV.

Lemminkäinen wendet die den Jägern geläufigen Gebete und Zauberworte an, bekommt endlich das Elennthier in seine Gewalt und bringt es nach dem Nordland 1–270. Zweitens wird ihm auferlegt, Hiifi’s feuerschnaubendes Roß zu zügeln; er zügelt es und bringt es nach dem Nordland 271–372. Als dritte Aufgabe wird ihm gestellt, den Schwan aus dem Tuoniflusse zu schießen. Lemminkäinen kommt zum Fluß des Todtenreiches; dort lauert ihm der von ihm mißachtete Hirte auf, tödtet ihn und wirft ihn in den Wasserfall des Todtenlandes. Tuoni’s Knabe haut den Leib in Stücke 373–460.

S. 69–74.

XV.

An einem Tage fängt in Lemminkäinen’s Heimath Blut an aus seiner Bürstezu tropfen, woraus die Mutter den Schluß zieht, daß bereits Untergang ihren Sohn ereilt habe; sie eilt nach dem Nordland und frägt von des Nordlands Wirthin, wo sie Lemminkäinen hingethan habe 1–62. Des Nordlands Wirthin gesteht endlich, auf welche Arbeit sie ihn ausgeschickt, und die Sonne giebt ihr genauen Bescheid über den Tod Lemminkäinen’s 63–194. Lemminkäinen’s Mutter geht mit einer langen Harke in der Hand zu den Gewässern unterhalb des Wasserfalls von Tuoni, durchharkt das Wasser, bis sie alle Theile von dem Leibe ihres Sonnes beisammen hat, fügt sie dann zusammen und bringt sie dann vermittelst der Zaubersprüche und der Salben wiederum ins Leben 195–554. Lemminkäinen erzählt, nachdem er zum Bewußtsein gekommen, wie er im Strom des Todtenlandes umgekommen sei und geht mit seiner Mutter nach Hause 555–650.

S. 75–82.

XVI.

Wäinämöinen sendet Sampsa Pellerwoinen um Holz für sein Boot zu suchen, zimmert dann das Boot und vermißt drei Worte 1–118. Da er diese nicht anderswoher bekommt, begiebt er sich ins Todtenreich, wo man ihn festzuhalten gedenkt 119–362. Wäinämöinen befreit sich dennoch durch seine Zauberkraft, warnt, als er zurückkehrt, davor, sich dahin zu begeben und erzählt von den Schrecknissen, die daselbst bösen Menschen bevorstehen 363–412.

S. 83–87.

XVII.

Wäinämöinen geht die Worte von Antero Wipunen holen und weckt diesen aus seinem tiefen Schlafe unter der Erde 1–98. Wipunen verschlingt Wäinämöinen und dieser beginnt ihn in seinem Leibe auf das Heftigste zu quälen 99–146. Wipunen sucht durch alle nur mögliche Beschwörungen den Unhold los zu werden, Wäinämöinen droht aber, daß er nicht früher von dannen ziehen werde, als bis er von ihm die ihm zur Beendigung des Bootes fehlenden drei Worte erhalten hätte 147–526. Wipunen singt nun dem Wäinämöinen seine ganze Weisheit vor, dieser zieht endlich fort aus dem Leibe, kehrt zu seiner Arbeit zurück und beendigt das Boot 527–628.

S. 88–95.

XVIII.

Wäinämöinen segelt in seinem neuen Boote hin nach dem Nordland, um des Nordlands Jungfrau zu freien 1–40. Ilmarinen’s Schwester sieht ihn und spricht mit ihm vom Strande her, erhält Auskunft über seinen Weg und eilt es dem Bruder zu melden, daß ein anderer seiner Braut nachstrebe und er auf seiner Hut sein möge 41–266. Ilmarinen rüstet sich und eilt gleichfalls zu Pferde dem Strande entlang nach dem Nordland 267–470. Als des Nordlands Wirthin die Freier kommen sieht, räth sie der Tochter, den Wäinämöinen zu wählen 471–634. Die Tochter selbst will Ilmarinen, der den Sampo geschmiedet, heirathen und empfängt Wäinämöinen, der früher in die Stube tritt, mit einer abschlägigen Antwort 635–706.

S. 96–104.

XIX.

Ilmarinen tritt in des Nordlands Stube, wirbt um die Tochter, es werden ihm gefahrvolle Arbeiten auferlegt 1–32. Durch den Rath der Nordlandsjungfrau besteht er diese Arbeiten glücklich und ackert zuerst ein Schlangenfeld, fängt zweitens den Bären Tuoni’s und den Wolf Manala’s, drittens den furchtbaren Hecht aus dem Strom des Todtenreiches 33–344. Des Nordlands Wirthinverlobt ihre Tochter dem Ilmarinen 345–498. Schlechtgelaunt kehrt Wäinämöinen aus dem Nordland heim und warnt jeden mit einem jüngeren Mann zugleich auf die Frei zu gehen 499–518.

S. 105–111.

XX.

In dem Nordland wird ein gewaltig großer Stier zur Hochzeit geschlachtet 1–118. Es wird Bier gebraut und Speise bereitet 119–516. Es werden Boten ausgesandt, um zur Hochzeit einzuladen; nur Lemminkäinen bleibt ungebeten 517–614.

S. 112–119.

XXI.

Der Bräutigam und seine Gefolge werden im Nordland empfangen 1–226. Die Gäste werden zur Genüge mit Speise und Trank bewirthet 227–252. Wäinämöinen singt und verherrlicht die Schaar des Hauses 253–438.

S. 120–125.

XXII.

Die Braut wird zur Abreise gerüstet und wie an die früheren so an die kommenden Tage erinnert 1–124. Die Braut geräth in Traurigkeit 125–184. Man bringt sie zum Weinen 185–382. Die Braut weint 383–448. Man tröstet sie 449–552.

S. 126–132.

XXIII.

Die Braut wird unterwiesen und ermahnt, wie sie in der Wohnung ihres Mannes leben soll 1–478. Eine alte Bettlerin erzählt ihre verschiedenen Lebenserfahrungen als Mädchen, bei dem Manne und nachdem sie von ihm fortgegangen 470–850.

S. 133–143.

XXIV.

Der Bräutigam wird ermahnt, wie er seine Braut behandeln soll und ihm gerathen, nicht schlecht mit ihr umzugehen 1–264. Ein alter Bettler erzählt, wie er vormals sein Weib zur Vernunft gebracht habe 265–296. Die Braut ist betrübt, daß sie nun ihre liebe Geburtsstätte auf immer verlassen muß und sagt Allen ein Lebewohl 297–462. Ilmarinen schwingt seine Braut in den Schlitten, macht sich auf den Weg und kommt am Abende des dritten Tages heim 463–528.

S. 144–150.

XXV.

Der Bräutigam, die Braut und das Gefolge werden in der Wohnung Ilmarinen’s empfangen 1–382. Die Schaar wird zur Genüge mit Speise und Trank bewirthet; Wäinämöinen singt und preiset den Wirthen, die Wirthin, den Freiwerber, die Begleiterin der Braut und das übrige Gefolge 383–672. Auf dem Heimwege von der Hochzeit bricht der Schlitten Wäinämöinen’s, den er wieder ausbessert und nach Hause fährt 673–738.

S. 151–159.

XXVI.

Lemminkäinen voll Ärger darüber, daß er nicht zur Hochzeit eingeladen worden, beschließt dennoch nach dem Nordland zu ziehen, ohne auf das Verbot seiner Mutter und das vielfache Verderben zu achten, daß ihm nach den Worten seiner Mutter daselbst droht 1–382. Er begiebt sich auf den Weg und kommt durch seine Zauberkraft glücklich durch alle gefahrvollen Stellen 383–776.

S. 160–169.

XXVII.

Lemminkäinen kommt nach dem Nordland und benimmt sich höchst übermüthig 1–204. Der Wirth des Nordlands geräth in Zorn und da er gegen Lemminkäinen nichts durch seinen Zauber vermag, wendet er sich zum Schwerte 205–282. Bei dem Zweikampfe schlägt Lemminkäinen dem Nordlandswirthenden Kopf von den Schultern; um diesen Mord zu rächen, sendet die Nordlandswirthin ihre Kriegsschaaren gegen ihn 283–420.

S. 170–174.

XXVIII.

Lemminkäinen entflieht eiligst aus dem Nordland, kehrt heim und frägt seine Mutter, wo er sich vor dem Nordlandsvolke bergen könne, welches bald in Masse gegen ihn allein erscheinen werde 1–164. Die Mutter verweist ihm den Zug nach dem Nordland, schlägt ihm zuvor diesen und jenen Versteck vor und räth ihm zuletzt sich auf eine Insel jenseits mancher Meere zu begeben, wo zuvor ihr Mann während des großen Kriegsjahres in Frieden gelebt hatte 165–294.

S. 175–178.

XXIX.

Lemminkäinen segelt nun übers Meer und kommt glücklich auf die Insel 1–78. Dort lebt er gar frevelhaft mit den Mädchen und Weibern, bis die Männer ergrimmt sich anschicken ihn zu tödten 79–290. Eilends macht sich Lemminkäinen aus dem Staube und verläßt die Insel zu seinem eignen Verdrusse und zu dem der Mädchen 291–402. Auf dem Meere zertrümmert ein heftiger Sturm das Schiff Lemminkäinen’s, er selbst rettet sich schwimmend ans Land, erhält ein neues Boot und gelangt an die Ufer seiner Heimath 403–452. Er sieht das frühere Wohngebäude verbrannt und die ganze Stelle verheert, fängt an zu weinen und zu klagen, zumal da er auch seine Mutter todt glaubt 453–514. Die Mutter lebt aber noch und befindet sich in einem Versteck in dem Walde, wo sie Lemminkäinen zu seiner großen Freude auffindet 515–546. Die Mutter erzählt, wie das Volk des Nordlands gekommen und die Stube in Asche gelegt; Lemminkäinen verspricht neue, noch bessere Stuben zu bauen, wenn er zuvor am Nordlande für seine Mühsal Rache genommen und erzählt seiner Mutter von seinem üppigen Leben während er auf dem Eiland im Versteck lebte 547–602.

S. 179–186.

XXX.

Lemminkäinen zieht aufs Neue mit seinem frühern Kampfgenossen Tiera aus, um das Nordland zu bekriegen 1–122. Des Nordlands Wirthin sendet ihnen heftigen Frost entgegen, welcher ihr Boot auf dem Meere einfrieren läßt und auch beinahe die Helden selbst umgebracht hätte, wenn ihn nicht Lemminkäinen mit seinen kräftigen Zauber- und Bannsprüchen davon abgebracht hätte 123–316. Lemminkäinen wandert mit seinem Kampfgenossen auf dem Eise zum Strande, irrt lange in trauriger Lage durch die Wildniß, bis er endlich in seine Heimath gelangt 317–500.

S. 187–192

XXXI.

Untamo erhebt Krieg gegen seinen Bruder Kalerwo, tödtet Kalerwo sammt seiner Schaar, es bleibt nur ein einziges Weib, das gesegneten Leibes ist, von dem ganzen Stamme nach; man führt sie fort und sie gebährt in Untamo’s Behausung den Knaben Kullerwo 1–82. Kullerwo denkt schon in der Wiege an Untamo Rache zu nehmen und Untamo versucht ihn auf verschiedene Art zu tödten, vermag es aber nicht 83–202. Größer geworden verdirbt Kullerwo jegliche Arbeit und Untamo verkauft ihn in seinem Ärger als Knecht dem Ilmarinen 203–374.

S. 193–197.

XXXII.

Ilmarinen’s Hausfrau macht Kullerwo zum Hüter ihrer Heerde und backtihm aus Bosheit einen Stein in seine Wegkost 1–32. Entsendet dann ihre Heerde unter den üblichen Gebeten und Beschwörungen des Bären auf die Weide 33–548.

S. 198–204.

XXXIII.

Kullerwo nimmt gegen Abend das Brot aus seinem Ranzen, beginnt zu schneiden und zerbricht zu seinem Leidwesen das Messer, was ihm um so mehr zu Herzen geht, da das Messer ihm als einziges Andenken an seinen Stamm geblieben war 1–98. Er gedenkt an der Wirthin Rache zu nehmen, treibt die Heerde in den Sumpf, sammelt eine Heerde Wölfe und Bären, welche er am Abend nach Hause treibt 99–184. Als die Wirthin sie melken geht, wird sie von den wilden Thiern zerrissen und getödtet 185–296.

S. 205–208.

XXXIV.

Kullerwo geht fort von Ilmarinen, wandert kummervoll durch den Wald und erfährt endlich von einer Alten, daß seine Eltern und Geschwister noch am Leben seien 1–128. Er findet sie nach der Anleitung der Alten an den Gränzen der Lappen auf 129–188. Die Mutter erzählt, wie sie ihn bereits längst todt geglaubt und ferner, wie ihre ältere Tochter auf dem Wege zu den Beeren verschwunden sei 189–246.

S. 209–211.

XXXV.

Kullerwo beginnt bei seinen Eltern verschiedene Arbeiten zu verrichten, da er jedoch keine Hülfe gewährt, schickt ihn der Vater aus, um die Abgabe für das Land zu entrichten 1–68. Auf dem Heimwege trifft er die ihm unbekannte, auf dem Wege zu den Beeren verschwundene Schwester, die er zu sich lockt und mit sich fortführt 69–188. Als es am nächsten Tage offenbar wird, wer sie sind, stürzt sich die Schwester in den Fluß, Kullerwo eilt nach Hause, erzählt der Mutter sein grauenhaftes Erlebniß mit der Schwester und will auch seinem eignen Leben ein Ende machen 189–344. Die Mutter sucht ihn vom Selbstmord abzubringen und räth ihm in irgend einem Versteck Erleichterung seines Kummers zu suchen, Kullerwo will jedoch vor allen Dingen zuerst an Untamo Rache nehmen 345–372.

S. 212–216.

XXXVI.

Kullerwo rüstet sich zum Kriege und verläßt gar leichten Herzens seine Heimath, da dort niemand, außer der Mutter, über seinen etwaigen Tod Kummer zu empfinden behauptet 1–154. Er kommt nach dem Wohnsitz Untamo’s, haut alles nieder und steckt die Stuben in Brand 155–250. Er kehrt heim, findet den Wohnsitz verlassen und kein anderes lebendes Wesen, als einen alten schwarzen Hund, mit welchem er in den Wald geht um sich Nahrung zu schießen 251–296. Auf dem Wege dahin kommt er an die Stelle, wo er seine Schwester zu sich gelockt und macht dort mit dem Schwerte seinem Leben ein Ende 297–360.

S. 217–221.

XXXVII.

Lange weint Ilmarinen nach seinem Weibe, schmiedet sich dann aus Gold und Silber eine Frau, die er nach großer Mühe endlich zu Stande und zum Leben bringt 1–162. Er ruht in der Nacht an der Seite der goldenen Braut, findet aber, als er am Morgen erwacht, die Seite, welche er dem goldenen Bilde zugewandt hatte, gar kalt 163–196. Er will die goldene Braut dem Wäinämöinen überlassen, dieser will aber nichts von ihr wissen, sondern giebtihm den Rath, sie zu andern Dingen zu verschmieden oder in ein anderes Land zu golddürstenden Freiern zu führen 197–250.

S. 222–224

XXXVIII.

Ilmarinen geht nach dem Nordland um sich um die jüngere Schwester seines früheren Weibes zu bewerben, erhält aber nur böse Schmähworte zur Antwort, ergrimmt darüber, raubt das Mädchen und begiebt sich auf den Heimweg 1–124. Auf dem Wege beschimpft die Jungfrau den Ilmarinen und bringt ihn dermaaßen auf, daß er sie zuletzt in seinem Zorn in eine Möve verwandelt 125–286. Darauf kehrt er heim und erzählt dem Wäinämöinen, wie das Nordland im Besitz des Sampo sorgenfrei lebe und zugleich wie seine Brautwerbung abgelaufen 287–328.

S. 225–228.

XXXIX.

Wäinämöinen treibt Ilmarinen an mit ihm zusammen nach dem Nordland zu ziehen, um sich des Sampo zu bemächtigen; Ilmarinen geht auf diesen Vorschlag ein und die Helden begeben sich zu Boot auf den Weg 1–330. Lemminkäinen erblickt sie vom Strande aus und als er gehört, wohin sie ziehen, bietet er sich als dritten Mann an; er wird gern als dritter aufgenommen 331–426.

S. 229–234.

XL.

Die Sampofahrer kommen an einen Wasserfall und unterhalb des Wasserfalles haftet das Boot auf dem Rücken eines großen Hechtes 1–94. Der Hecht wird getödtet, die obere Hälfte ins Boot geschafft, gekocht und zerstückelt 95–204. Wäinämöinen macht aus den Backenknochen des Hechts seine Kantele, auf welcher der eine und der andere zu spielen versuchte, ohne es jedoch zu vermögen 205–342.

S. 235–239.

XLI.

Wäinämöinen spielt die Kantele und alle lebenden Wesen in der Luft, auf der Erde und in dem Meere eilen herbei, um seinem Spiele zu lauschen 1–168. Die Herzen aller werden dermaaßen durch das Spiel bewegt, daß ihnen Thränen in die Augen treten; selbst aus den Augen Wäinämöinen’s fallen große Tropfen herab auf die Erde und rollen ins Wasser, wo sie in schöne bläuliche Perlen verwandelt werden 169–200.

S. 240–243.

XLII.

Die Helden kommen nach dem Nordland und Wäinämöinen sagt, daß sie nach dem Sampo gekommen seien; würden sie ihn nicht mit Güte bekommen, so würden sie ihn mit Gewalt entführen 1–58. Des Nordlands Wirthin will ihn weder mit Güte noch mit Gewalt herausgeben und bietet gegen sie das Kriegsvolk auf 59–64. Wäinämöinen ergreift die Kantele, fängt an zu spielen und versetzt mit seinem Spiel das ganze Volk des Nordlands in Schlaf; dann geht er mit seinen Gefährten um sich des Sampo zu bemächtigen; sie schaffen ihn aus dem Steinberg in ihr Boot 65–164. Mit dem Sampo in dem Boote ziehen sie vom Nordland fort und eilen glücklich ihrer Heimath zu 165–308. Am dritten Tage erwacht des Nordlands Wirthin aus ihrem Schlafe und als sie den Sampo entführt sieht, sendet sie einen dichten Nebel, einen starken Wind und andere Hindernisse um die Samporäuber aufzuhalten, bis sie dieselben erreicht hätte; bei dem Sturme fällt Wäinämöinen’s neue Kantele ins Meer 309–562.

S. 244–250.

XLIII.

Des Nordlands Wirthin rüstet ein Kriegsboot aus und eilt den Samporäubern nach 1–22. Als sie dieselben einholt, entsteht ein Kampf auf dem Meere zwischen dem Nordland und Kalewala, in welchem letzteres siegt 23–258. Dennoch glückt es der Nordlandswirthin den Sampo aus dem Boot ins Meer zu schaffen, wo er bricht und in Stücke geht 259–266. Die größeren Stücke sinken unter und begründen den Reichthum des Meeres, die kleineren treibt die Fluth ans Ufer, worüber Wäinämöinen froh wird und auch daraus neue Wohlfahrt seiner Heimath hofft 267–304. Des Nordlands Wirthin droht alles Gedeihen aus Kalewala zu schaffen, welche Drohung Wäinämöinen nicht achtet 305–368. Betrübt über den Verlust ihrer Macht kehrt sie nach dem Nordland zurück, wohin sie von dem ganzen Sampo nur den leeren Deckel zurückbringt 369–384. Wäinämöinen sammelt sorgsam die Sampotrümmer am Ufer, läßt sie wachsen und wünscht beständige Wohlfahrt 385–434.

S. 251–25.

XLIV.

Wäinämöinen geht um seine ins Meer gefallene Kantele wiederaufzusuchen, kann sie aber nicht wiederfinden 1–76. Er macht sich aus einer Birke eine neue Kantele, auf welcher er darauf spielt und alles erfreut, was sich in seiner Umgebung befindet 77–334.

S. 257–260.

XLV.

Des Nordlands Wirthin sendet außergewöhnliche Krankheiten nach Kalewala 1–190. Wäinämöinen heilt das Volk durch zauberkräftige Sprüche und Mittel 191–362.

S. 261–265.

XLVI.

Des Nordlands Wirthin hetzt einen Bären auf Kalewala’s Heerden 1–20. Wäinämöinen tödtet den Bären, worauf das bei solcher Gelegenheit übliche festliche Mahl in Kalewala gehalten wird 21–606. Wäinämöinen singt, spielt auf seiner Kantele und hofft für die Zukunft freudiges Leben für Kalewala 607–644.

S. 266–273.

XLVII.

Mond und Sonne steigen herab um dem Spiele Wäinämöinen’s zu lauschen; des Nordlands Wirthin bekommt sie in ihre Gewalt, birgt sie innerhalb eines Berges und stiehlt das Feuer aus Kalewala’s Stuben 1–40. Ukko, der Gott in dem Luftraume, empfindet Mißbehagen über die Dunkelheit in dem Himmel und schlägt Feuer zu einem neuen Monde und zu einer neuen Sonne an 41–82. Das Feuer fällt auf die Erde hinab und Wäinämöinen zieht mit Ilmarinen aus, um es zu suchen 83–126. Die Tochter der Luft berichtet ihnen, daß das Feuer in den Alue-See gestürzt und daselbst von einem Fische verschlungen sei 127–312. Wäinämöinen und Ilmarinen ziehen aus um den Fisch mit einem Netz aus Bastschnur zu fangen, was ihnen jedoch mißglückt 313–364.

S. 274–278.

XLVIII.

Es wird ein leinenes Netz angefertigt und dann mit diesem ausgezogen um den Fisch, der das Feuer verschluckt hatte, zu fangen; er wird gefangen 1–192. Das Feuer wird im Bauche des Fisches gefunden, eilt aber sogleich wieder davon und richtet Ilmarinens Wangen und Hände übel zu 193–248. Das Feuer greift um sich bis in den Wald hinein, verheert viele Länder und schreitet immerweiter, bis man endlich seiner habhaft wird und es in die dunkeln Stuben Kalewala’s führt 249–290. Ilmarinen erholt sich von den Brandwunden 291–372.

S. 279–283.

XLIX.

Ilmarinen schmiedet einen neuen Mond und eine neue Sonne, kann sie jedoch nicht zum Leuchten bringen 1–74. Wäinämöinen erfährt durch das Loos, daß Mond und Sonne sich im Berge des Nordlands befinden, geht nach dem Nordland und haut das ganze Volk dort nieder 75–230. Er geht um Mond und Sonne aus dem Berge zu holen, kann aber nicht hineingelangen 231–278. Er kehrt heim, um sich dort die Geräthschaften schmieden zu lassen, um den Berg zu öffnen. Als Ilmarinen dieselben schmiedet, befürchtet des Nordlands Wirthin, daß es ihr schlimm gehen könne und läßt Mond und Sonne aus dem Berge 279–362. Als Wäinämöinen sie wieder am Himmel erblickt, begrüßt er sie und wünscht, daß sie immer schön emporsteigen und den Ländern Wohlfahrt bringen mögen 363–422.

S. 284–288.

L.

Der Jungfrau Marjatta wird ein Knabe geboren 1–350. Als Kind geht er verloren und wird endlich im Sumpfe wiedergefunden 351–424. Ein Alter soll ihn taufen, will den vaterlosen nicht taufen, ehe er besichtigt worden 425–440. Wäinämöinen kommt um ihn zu besichtigen und fällt das Urtheil, daß man ihn tödten müsse doch, das Preiselbeer-Knäblein weiset sein Urtheil, zurück 441–474. Der Alte tauft ihn jetzt zum König von Karjala, worüber Wäinämöinen mißmüthig wird und davonzieht, sagt aber vorher, daß er noch ein Mal einen neuen Sampo, eine neue Kantele und neues Licht schaffen werde; er segelt mit einem kupfernen Boot zu dem Rande des Horizonts, wo sich Himmel und Erde berühren und wo er noch weilt; die Kantele und seine großen Gesänge hinterläßt er zur Freude des Suomivolks 475–512. Schlußgesang 513–620.

S. 289–296.

Erste Rune.

Inhaltsverzeichnis

Werde von der Lust getrieben, Von dem Sinne aufgefordert, Daß ans Singen ich mich mache, Daß ich an das Sprechen gehe, Daß des Stammes Lied ich singe, Jenen Sang, den hergebrachten; Worte schmelzen mir im Munde, Es entschlüpfen mir die Töne, Wollen meiner Zung’ enteilen, Wollen meine Zähne öffnen.

Goldner Freund, mein lieber Bruder, Theurer, der mit mir gewachsen! Komme jetzt mit mir zu singen, Komme um mit mir zu sprechen, Da wir nun zusammentraten Von verschiednen Seiten kamen; Selten kommen wir zusammen, Kommt der eine zu dem andern In den armen Länderstrecken, Auf des Nordens armem Boden.

Laß die Hände uns verbinden, Unsre Finger du verein’gen, Wollen wir nun munter singen, Mit dem besten Sange kommen, Daß die Theuern ihn vernehmen, Ihn die Wohlgeneigten hören, In der Jugend, die jetzt wächset, In dem steigenden Geschlechte, Diese Worte, die erhalten, Diese Lieder, die entnommen Sind dem Gürtel Wäinämöinen’s, Aus der Esse Ilmarinen’s, Von dem Schwerte Kaukomieli’s, Von dem Bogen Joukahainen’s, Von der Gränz’ der Nordgefilde Von den Fluren Kalewala’s[3].

Diese sang zuvor mein Vater, Wenn er an dem Beilschaft schnitzte, Diese lehrte mich die Mutter, Wenn sie ihre Spindel drehte, Da ich als ein Kind am Boden, Vor den Knien ich mich wälzte, Als ein jämmerlicher Milchbart, Als ein Milchmaul klein vom Wuchse. Über Sampo[4] fehlten nimmer, Über Louhi Zauberworte: Alt ward in den Worten Sampo, Louhi schwand sammt ihrem Zauber, In den Liedern starb Wipunen, Bei dem Spiele Lemminkäinen.

Giebt noch manche andre Worte, Zaubersprüche, die ich lernte, Die vom Weg ich aufgelesen, Von der Haide abgebrochen, Vom Gesträuche abgerissen, Von den Zweigen ich genommen, Von den Gräsern abgepflücket, Von den Stegen aufgehoben, Als ich ging als Hirtenknabe, Als ein Kindlein auf die Weide, Auf die honigreichen Wiesen, Auf die goldbedeckten Hügel, Folgend Muurikki der schwarzen, An der bunten Kimmo Seite.

Lieder gab mir selbst die Kälte, Sang gab mir der Regenschauer, Andre Lieder brachten Winde, Brachten mir des Meeres Wogen, Worte fügten mir die Vögel, Sprüche schuf des Baumes Wipfel.

Sammelt’ sie zu einem Knäuel, Band zusammen sie in Bündel; That den Knäuel auf das Schlittchen, Auf den Schlitten jenes Bündel; Führte sie in meine Wohnung, Mit dem Schlitten zu der Scheune, That sie auf des Bodens Sparren In den kupferreichen Kasten.

Lagen lange in der Kälte, Weilten lange im Verwahrsam; Soll das Lied ich aus der Kälte, Aus dem Frost den Sang ich holen, Meinen Kasten nach der Stube, Zu dem Tische meine Kiste, Unter diese schönen Sparren, Und dieß Dach das weitberühmte, Meinen Liederkasten öffnen, Diese Kiste voll Gesanges, Soll des Knäuel’s End’ ich lösen, Lösen dieses Bündels Knoten?

Werd’ ein hübsches Lied so singen, Daß es wunderschön ertöne Von dem Bier, das ich genossen, Von dem schönen Gerstentranke; Sollte man kein Bier mir bringen Und kein Dünnbier mir hier reichen, Singe ich mit magrem Munde, Singe ich bei bloßem Wasser Zu der Freude unsers Abends, Zu des schönen Tages Zierde, Oder zu der Lust des Morgens, Zum Beginn des neuen Tages.

Hörte oftmals also sagen, Hörte oft im Liede singen: Einzeln nahen uns die Nächte, Einzeln leuchten uns die Tage, Einzeln ward auch Wäinämöinen, Dieser ew’ge Zaubersprecher, Von der schönen Lüftetochter, Die ihm Mutter war, geboren.

Jungfrau war der Lüfte Tochter, Sie, die schöne Schöpfungstochter, Trug gar lang’ ihr einsam Dasein, Alle Zeit ihr Mädchenleben In der Lüfte langen Räumen, Auf den flachgebahnten Fluren.

Einsam ward ihr dort das Leben Und das Sein gar unbehaglich, Immerfort allein zu weilen, So als Jungfrau dort zu wohnen In der Lüfte langen Räumen, In der weitgestreckten Öde.

Nieder ließ sich da die Jungfrau, Senkt sich auf des Wassers Wogen, Auf des Meeres klaren Rücken, Auf die weitgedehnte Öde; Fing ein Sturmwind an zu blasen, Aus dem Osten wildes Wetter, Treibt das Meer zu wildem Schäumen, Daß die Wellen wüthend wogen.

Sturmwind wiegte dort die Jungfrau, Mit ihr spielt des Meeres Welle Auf dem blauen Wasserrücken, Auf den weißbekränzten Fluthen; Schwanger blies der Wind die Jungfrau Und das Meer verlieh ihr Fülle.

Und es trug des Leibes Härte, Seine Fülle sie mit Schmerzen Ganze siebenhundert Jahre, Trug sie neun der Mannesalter, Ohne daß das Kind geboren, Daß zum Vorschein es gekommen.

Also schwamm als Wassermutter Bald nach Osten, bald nach Westen, Bald nach Norden, bald nach Süden, Sie zu allen Himmels Rändern, Angstvoll ob der Frucht des Windes, Bei des Leibes argen Schmerzen, Ohne daß das Kind geboren, Daß zum Vorschein es gekommen.

Fing da leise an zu weinen, Redet Worte solcher Weise: „Weh mir armen ob des Schicksals, Wehe mir ob meines Wanderns! Wohin jetzo ich gerathen, Daß ich aus der Luft gekommen, Daß der Sturmwind mich hier wiege, Daß die Welle mit mir spiele Auf den weiten Wasserstrecken, Auf den ausgedehnten Fluthen.“

„Besser wäre es gewesen, Wär’ ich Jungfrau in den Lüften, Als in diesen fremden Räumen Wassermutter jetzt zu werden. Frostvoll ist mir hier das Leben, Mühvoll ist hier die Bewegung, In den Wogen so zu weilen, In dem Wasser so zu wandern.“

„Ukko[5], du, o Gott dort oben, Du des ganzen Himmels Träger! Komm herbei, du bist vonnöthen, Komm herbei, du wirst gerufen, Lös’ das Mädchen von den Qualen Von den Wehen du die Jungfrau, Komm’ geschwind und eile schneller, Schneller, wo man dich ersehnet!“

Wenig Zeit war hingegangen, Kaum ein Augenblick verflossen, Sieh, herbei eilt eine Ente, Fliegt herbei der schöne Vogel, Suchet sich zum Nest ein Plätzchen, Suchet eine Wohnungsstelle.

Flog nach Osten, flog nach Westen, Flog nach Norden und nach Süden, Kann kein solches Plätzchen finden, Nicht die allerschlechtste Stelle, Wo ihr Nest sie machen könnte, Eine Stätte sich bereiten.

Flieget langsam, schauet um sich, Dachte nach und überlegte: „Baue ich mein Haus im Winde, Auf den Fluthen meine Wohnung, Würd’ der Wind das Haus zerstören, Weit die Wogen es entführen.“

Da erhob des Meeres Mutter, Sie, der Lüfte schöne Tochter Aus dem Meere ihre Kniee, Aus der Fluth die Schulterblätter, Wo die Ent’ ein Nest sich bauen, Wo sie friedlich weilen könnte.

Entlein nun der schöne Vogel Flieget langsam, schauet um sich, Sieht das Knie der Wassermutter Auf dem blauen Meeresrücken, Hielt’s für einen Wiesenhügel, Meint’es wäre frischer Rasen.

Hin nun fliegt sie, schwebet langsam, Läßt sich auf das Knie dann nieder; Bauet dort ihr Nestlein fertig, Legt hinein die goldnen Eier, Goldner Eier ganze sechse, Siebentens ein Ei von Eisen.

Setzt sich brütend auf die Eier, Wärmte rasch des Kniees Wölbung; Brütet einen Tag, den zweiten, Brütet auch am dritten Tage; Schon bemerkt die Wassermutter, Sie, der Lüfte schöne Tochter, Merket, daß es heißer wurde, Daß die Haut erwärmet wurde: Meinte, daß die Knie ihr brennen, Alle Adern ihr zerschmelzen.

Hastig rührt sie ihre Kniee, Schüttelt heftig ihre Glieder, Daß die Eier in das Wasser, In die Fluth des Meeres stürzen; In der Fluth in Stücke brechen Und in Splitter sich zerschlagen.

Nicht verkommen sie im Schlamme, Nicht die Stücke in dem Wasser, Sondern werden schön verwandelt, Schön gestaltet alle Splitter: Aus des Eies untrer Hälfte Wird die niedre Erdenwölbung, Aus des Eies obrer Hälfte Wird des hohen Himmels Bogen; Was sich Gelbes oben findet, Strahlet schön als liebe Sonne, Was sich Weißes oben findet, Leuchtet hold als Mond am Himmel; Von dem Hellen in dem Eie Werden Sterne an dem Himmel, Von dem Dunkeln in dem Eie Wird Gewölke in den Lüften.

Und die Zeiten schwinden rascher, Immer fort und fort die Jahre Bei der jungen Sonne Leuchten, Bei des jungen Mondes Glanze; Immer schwamm die Wassermutter, Sie, der Lüfte schöne Tochter, In den schlummerstillen Wellen, Auf der nebelreichen Fläche, Vor sich hatte sie die Fluthen, Hinter sich den hellen Himmel.

Endlich in dem neunten Jahre, Zu der Zeit des zehnten Sommers Hebt ihr Haupt sie aus dem Meere, Ihre Stirn sie aus dem Wogen, Jetzt beginnt bei ihr das Schaffen, Fängt sie an hervorzubringen Auf dem klaren Meeresrücken, Auf den weiten Wogenflächen.

Wo die Hand nur hin sie wandte, Da entstanden Landesspitzen, Wo sie mit dem Fuße ruhte, Grub gar rasch sie Fischesgruben; Wo ins Wasser sie sich tauchte, Senkten sich des Meeres Tiefen.

Wo die Hüfte hin sie wandte, Da erschienen ebne Ufer, Wo den Fuß zum Land sie lenkte, Da entstanden Lachsesschluchten, Wo der Kopf dem Lande nahte, Da erwuchsen breite Buchten.

Schwamm noch weiter von dem Lande, Ruht’ ein wenig auf dem Rücken, Schuf so Klippen in dem Meere, Riffe, die dem Aug’ verborgen, Wo die Schiffe oft zerschellen, Wo der Männer Leben endet.

Schon geschaffen waren Inseln, Klippen in dem Meer begründet, Festgestellt der Lüfte Pfeiler, Flur und Felder schon geschaffen, Bunt die Steine schon gesprenkelt, Schön gefurchet schon die Felsen, Wäinämöinen nur der Sänger War und blieb noch ungeboren.

Wäinämöinen alt und wahrhaft Wandert noch im Leib der Mutter Dreißig Sommer nach einander, Eine gleiche Zahl von Wintern In den Wellen voller Ruhe, Auf der weichen Wogenfläche.

Dachte nach und überlegte, Wie zu sein und wie zu leben In dem nimmerhellen Raume, In der unbequemen Enge, Wo er nicht das Mondlicht schaute, Nicht den Sonnenschein gewahrte.

Sprach darauf mit diesen Worten, Ließ auf diese Art sich hören: „Bring, o Mond, und bring, o Sonne, Bringe mich, o Bär am Himmel, Von den ungewohnten Thüren, Von den unbekannten Pforten, Hier aus diesem kleinen Neste, Aus dem engen Aufenthalte! Daß ich auf der Erde wandre, Wie ein Menschenkind im Freien, Daß des Himmels Mond ich schaue, Daß die Sonne ich gewahre, Daß den Bären ich erblicke, Daß die Sterne ich betrachte!“

Da der Mond ihn nicht befreiet, Nicht die Sonne ihn erlöset, Wird das Sein ihm unbehaglich, Ihm das Leben dort verdrießlich; Sprengt der Feste schmale Pforte Mit dem Finger ohne Namen, Schlüpfet durch das Schloß, das starre, Mit des linken Fußes Zehe, Kriechet mit der Hand zur Schwelle, Auf den Knieen durch das Vorhaus.

Stürzte häuptlings in das Wasser, Wendet mit der Hand die Wogen; Also blieb der Mann im Meere, So der Held im Naß der Wogen.

Ruht’ im Meere fünf der Jahre, Fünf der Jahre, ja gar sechse, Selbst das siebente und achte; Endlich hält er auf dem Meere, An der Landzung’ ohne Namen, An dem baumberaubten Strande.

Rafft sich auf den Knien zum Lande, Wendet mit der Hand sich hastig, Hebt sich um den Mond zu schauen, Um die Sonne zu gewahren, Um den Bären zu erblicken, Um die Sterne zu betrachten.

Also wurde Wäinämöinen, Dieser kräft’ge Zaubersprecher, Von der Lüfte schöner Tochter, Die ihm Mutter war, geboren.

Zweite Rune.

Inhaltsverzeichnis

Nun erhob sich Wäinämöinen Mit den Füßen zu der Fläche, Auf zum meerumspülten Eiland, Auf zur baumentblößten Strecke.

Weilte darauf manche Jahre, Lebte immerwährend weiter Auf dem wortberaubten Eiland, Auf der baumentblößten Fläche.

Dachte nach und überlegte, Hielt es lang’ in seinem Haupte, Wer das Land ihm wohl besäen, Wer den Samen streuen sollte?

Pellerwoinen, Sohn der Fluren, Sampsa[6] ist’s, der schlanke Knabe, Der das Land ihm gut besäen, Der den Samen streuen konnte.

Er besä’t das Land gar fleißig, Wie das Land, so auch die Sümpfe, Wie der Haine lockern Boden, So die festen stein’gen Flächen.

Tannen sä’t er auf die Berge, Fichten sä’t er auf die Hügel, Haidekraut giebt er der Haide, Zarte Schößlinge den Thälern.

Birken pflanzt er in die Brüche, Erlen in die lockre Erde, Feuchtes Land bekommt der Faulbaum, Weichen Boden auch die Weide, Heil’gen Ort die Sperberbäume, Wasserland die Wasserweide, Schlechten Boden der Wachholder, Stromesufer Eichenbäume.

Höher wuchsen schon die Bäume, Schon erstanden junge Sprossen, Fichten mit den Blüthenwipfeln, In die Breite wuchsen Föhren, Birken stiegen in den Brüchen, Erlen in der lockern Erde, In dem feuchten Land der Faulbaum, Schlechtgebettet der Wachholder, Schöne Beeren am Wachholder, Gute Frucht am Faulbeerbaume.

Wäinämöinen alt und wahrhaft Macht sich auf um zuzuschauen, Wie des Sampsa Saat gerathen, Wie die Arbeit Pellerwoinen’s; Sah die Bäume sich erheben, Junge Sprossen munter wachsen, Nur die Eiche will nicht keimen, Wurzeln nicht der Baum des Höchsten.

Ließ die Böse in der Freiheit Ihres eignen Glücks genießen, Wartet annoch drei der Nächte, Wartet eben soviel Tage, Ging dann hin um zuzuschauen, Als die Woche hingeschwunden; Wachsen wollte nicht die Eiche, Wurzeln nicht der Baum des Höchsten.

Schaute dann der Mädchen viere, Ja gar fünf der Wasserbräute Auf dem weichen Wiesenboden, Auf dem feuchtbethauten Grase, Auf der nebelreichen Spitze, Auf des Eilands wald’gem Ende. Harkten da, was sie gemähet, Zogen alles dann in Schwaden.

Aus dem Meere stieg ein Riese, Stieg ein starker Held nach oben, Drückt die Gräser, daß sie brennen, Sie sich lichterloh entflammen, Bis in Asche sie zergehen, Bis sie ganz und gar verglühen.

Dort nun stand der Aschenhaufen, Dort die Masse trocknen Staubes, Dahin that ein Blatt voll Zärte, Mit dem Blatt er eine Eichel, Draus erwuchs die schöne Pflanze, Stieg der schlanke Sproß voll Frische Aus dem beerenreichen Boden, Aus dem neugeharkten Lande.

Breitet aus die vielen Äste, Bauschet sich mit seiner Krone, Hebt den Wipfel bis zum Himmel, Weit hinaus dehnt sie die Zweige, Hält die Wolken auf im Laufe, Läßt die Wölkchen selbst nicht ziehen, Gönnt der Sonne nicht zu strahlen, Gönnt dem Monde nicht zu leuchten.

Wäinämöinen alt und wahrhaft Dachte nach und überlegte: Könnte man den Stamm doch stürzen, Diesen schlanken Baum hier fällen! Traurig ist der Menschen Leben, Seltsam ist des Fisches Schwimmen, Wenn ihm nicht die Sonne scheinet, Nicht das liebe Mondlicht leuchtet.

Nirgends gab es einen Helden, Nirgends einen solchen Riesen, Der den Eichenstamm ihm fällte Und der Eiche hundert Wipfel.

Wäinämöinen alt und wahrhaft Sprach dann selber diese Worte: „Mutter, die du mich getragen, Schöpfungstochter, die mich nährte! Leihe mir des Wassers Kräfte, (Viel der Kräfte sind im Wasser), Diese Eiche umzustürzen, Auszurotten ihre Bosheit, Daß die Sonne wieder scheine, Daß das liebe Mondlicht leuchte.“

Stieg ein Mann da aus dem Meere, Hob ein Held sich aus den Wogen, Nicht gehört er zu den größten, Keineswegs auch zu den kleinsten: Lang gleich einem Männerdaumen, Hoch wie eine Weiberspanne.

Kupfern war des Mannes Mütze, Kupfern an dem Fuß die Stiefel, Kupfern an der Hand die Handschuh, Kupfern ihre bunten Streifen, Kupfern war am Leib der Gürtel, Kupfern war das Beil im Gürtel, Daumenslänge hat der Beilschaft, Seine Schneide Nagels Höhe.

Wäinämöinen alt und wahrhaft Dachte nach und überlegte: „Hat das Aussehn eines Mannes, Hat das Wesen eines Helden, Doch die Länge eines Daumens, Kaum die Höh’ des Rinderhufes.“

Redet’ darauf diese Worte, Ließ sich selber also hören: „Scheinest mir der Männer rechter, Und der Helden jämmerlichster, Besser kaum als ein Verstorbner, Schöner kaum als ein Verkomm’ner.“

Sprach der kleine Mann vom Meere, Antwort gab der Held der Fluthen: „Bin gar wohl ein Mann, wenn einer Von dem Heldenvolk im Wasser, Komme um den Stamm zu fällen, Um den Baum hier zu zertrümmern.“

Wäinämöinen alt und wahrhaft Redet selber diese Worte: „Nimmer hast du solche Kräfte, Nimmer ist es dir gegeben, Diesen großen Stamm zu stürzen, Diesen Wunderbaum zu fällen.“

Konnte kaum noch dieses sagen, Kaum den Blick auf ihn noch lenken, Als der Mann sich rasch verwandelt Und zu einem Riesen wurde, Schleppt die Füße auf der Erde, Mit dem Haupt hält er die Wolken, Über’s Knie reicht ihm der Bartschmuck, An die Fersen seine Haare, Klafterweit sind seine Augen, Klafterbreit steh’n ihm die Beine, Anderthalb der Klafter haben Seine Knie’ und zwei das Hüftbein.

Wetzte hin und her das Eisen, Strich behend die ebne Schneide Mit sechs harten Kieselsteinen Und mit sieben Schleifsteinsenden.

Fängt dann hastig an zu schreiten, Hebt behende seine Beine Mit den überbreiten Hosen, Die gar weit im Winde flattern,