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Das Leben mit ihrer strengen Oma hat Kamilla Harper gelehrt, keine Fragen zu stellen und erst recht nicht an Sachen wie Hexerei oder Zauberei zu glauben. Als Kamilla jedoch eines Tages heimlich auf dem Dachboden spielt und dort durch ein Tor in eine andere - magische - Welt gezogen wird, muss sie feststellen, dass nichts so ist, wie sie es einst dachte. Kamillas beschauliches Leben gerät aus den Fugen und ein Abenteuer im Reich der Vierwelten beginnt.
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Kapitel 1: Ganz normal
Kapitel 2: Spieglein, Spieglein
Kapitel 3: Eine unheimliche Reise
Kapitel 4: Der Verzauberte Baum
Kapitel 5: Doch nicht ganz normal
Kapitel 6: Eine lange Geschichte
Kapitel 7: Talmeesa Kamilla
Kapitel 8: Ein Brief mit Folgen
Kapitel 9: Elli zu Besuch
Kapitel 10: Zimmernachbarn
Kapitel 11: Eichhörnerisch
Kapitel 12: Verzwickte Familienverhältnisse
Kapitel 13: Ein Spaziergang im Wald
Kapitel 14: Entführung
Kapitel 15: Hexenalarm
Kapitel 16: Auf dem Dachboden
Kapitel 17: Eine kalte Begegnung
Kapitel 18: Die kalte Welt
Kapitel 19: Artus
Kapitel 20: Die Suche nach Kamilla
Kapitel 21: Richtung Eisiger Palast
Kapitel 22: Ein Geheimgang mit Licht
Kapitel 23: Die Familie von Thoralf
Kapitel 24: Schnelle Rettung
Kapitel 25: Alte Bekanntschaften
Kapitel 26: Die Magie der Vier
Kapitel 27: Freundschaften entstehen
Kapitel 28: Nach Hause
Kamilla Harper war ein ganz normales Mädchen wie du und ich.
Sie ging gerne zur Schule, hatte dort viele Freunde und ausnahmslos nette Lehrerinnen. Der Schuldirektor war freundlich und fair. Der Hausmeister hatte immer einen Witz auf Lager, besonders für die Kinder, die morgens verschlafen und müde das Schulgebäude betraten. Spätestens nach seiner Begrüßung waren sogar die unmotiviertesten Schlafmützen hellwach und gut gelaunt. Mit ihren Zeugnisnoten war Kamilla ganz zufrieden, sie konnte sich wahrlich nicht beschweren. Hausaufgaben mochte sie zwar nicht so gerne, aber das fand sie keinesfalls weiter beunruhigend.
Nach der Schule lief sie jeden Tag nach Hause, aß zu Mittag, machte so zügig wie möglich ihre Hausis, lernte auch ab und zu (zumindest, wenn eine Klassenarbeit unmittelbar bevorstand) und traf sich nachmittags mit Freundinnen.
Donnerstags ging sie ins Ballett. Das machte ihr nicht ganz so viel Spaß, aber ihre Oma sagte, nur so würde sie Disziplin lernen. Diese Aussage war ihr rätselhaft, denn Disziplin hatte sie keineswegs gelernt. Sie konnte die ersten fünf Positionen sowie einfache Pirouetten drehen und kleine Allegros machen.
Sie hatte viele neue Wörter beim Ballett kennengelernt, aber Disziplin war nicht eines davon. Obwohl die schmale und drahtige Ballettlehrerin, Madame Girard, immer wieder versuchte Kamilla zu ermutigen, fühlte sie sich wie ein Trampeltier und kam jeden Donnerstag enttäuscht und entmutigt nach Hause. Auch Madames Aussage, dass jeder Schmetterling als Raupe zur Welt gekommen sei und die Anmut und Eleganz erst nach der Verpuppung erlangt hätte, konnte Kamilla in keiner Weise davon überzeugen, dass sie eines Tages eine gute Tänzerin sein würde.
Freitags musste sie zum Flötenunterricht und das fand sie sogar noch fürchterlicher als Ballett. Ihr fiel es so schwer, bei der Sache zu bleiben. Ihre Gedanken schweiften grundsätzlich ab, wenn Herr Schubert, der Flötenlehrer, ihr in seinem stetigen und monotonen Ton etwas Neues erklärte. Sie wunderte sich auch gar nicht darüber, dass nur grässlich schiefe Töne aus dem Instrument herauskamen. Herr Schubert sagte immer wieder, Kamilla solle die arme Flöte nicht so quälen, sie könne schließlich nicht im Geringsten irgendetwas dafür, dass Kamilla so viel musikalisches Talent wie ein tauber Esel hätte. Herr Schubert war meistens genauso froh wie Kamilla, wenn die Stunde vorüber war. Er staunte immer wieder darüber, dass es solch unmusikalische Kinder auf der Welt gab.
An jeder Weihnachtsfeier in der Schule, wenn die Kinder etwas vorspielen durften und die schönsten Weihnachtsmelodien ertönten, erntete sie enttäuschte Blicke der Oma. Ihr war es auch schon aufgefallen, dass sich manche Eltern unauffällig die Ohren zuhielten, wenn sie spielte. Leider nicht unauffällig genug, denn Kamilla bekam es ja mit.
Die schiefen Töne kamen plötzlich und unerwartet, aber sie kamen! Kamilla schaute dann manchmal verstohlen und unsicher ins Publikum und sah die Gesichtsausdrücke der Eltern, die so aussahen, als hätten sie plötzlich schreckliche Ohrenschmerzen bekommen. Trotzdem bekam sie nach der Darbietung Applaus. Entweder waren die Eltern sehr höflich oder nur froh, dass die Quälerei zu Ende war. So oder so war sie selber immer äußerst froh, wenn sie der Bühne entfliehen konnte, um sich schnell wieder ins Publikum setzen zu können.
Was Kamilla dagegen richtig gut konnte, war malen. Sie liebte es, in allen möglichen Farben etwas auf dem Papier zum Leben zu erwecken. Am liebsten malte sie mit Aquarell, auch wenn sie noch in den Anfängen dieser Technik steckte. Mit Buntstiften, Kreide, Bleistift, Acryl und Ölfarben hatte sie schon experimentiert, aber mit nichts konnte sie die Stimmung des Waldes so wiedergeben wie mit Aquarellfarben.
Der Wald war nämlich das, was Kamilla am meisten mochte. Dort war sie am allerliebsten unterwegs. Ihren Schulweg konnte sie entweder auf der Straße zurücklegen und dabei die stinkigen Abgase der vorbeifahrenden Autos einatmen oder sie wählte ihren eigenen – nur ihr bekannten – Geheimweg durch den Wald. Sie stellte sich zumindest vor, es wäre ihr Geheimweg, und tatsächlich verirrte sich selten jemand dorthin. Sie liebte diesen Weg wie nichts anderes. Sie spielte zwar auch gerne im Garten, da hatte sie aber immer das Gefühl, sie würde den Rasen beschädigen und die akkurat angelegten Blumenbeete ruinieren. Sie hätte sich nicht gewundert, wenn ihre Oma ein Schild mit der Aufschrift »Rasenfläche betreten verboten« aufgestellt hätte.
Deswegen schlüpfte sie immer durch das hintere Tor im Garten hinaus und fand sich fast direkt im »Geheimgang« wieder. Im Sommer war der Weg vor lauter Wildwuchs kaum zu erkennen. Ein umgefallener Baumstamm, mit Moos und Efeu bewachsen, diente im Sommer als Sitzgelegenheit. Eine riesige Wurzel (der dazugehörige Stamm war wohl auch einst Opfer eines Sturms geworden) ragte höher als Kamillas Kopf und war im Herbst von Wirrlingen bedeckt, die aussahen wie kleine Treppenstufen für Feen. Im Winter, wenn die Dämmerung noch anhielt und das fahle Licht den Himmel noch nicht ganz erhellte, war sie jedoch etwas vorsichtiger. Ihre blühende Fantasie ging dann ein bisschen mit ihr durch. Plötzlich sah sie böse Wesen, wie Drachen und Monster, die ihr in den Schatten der Bäume nachschauten. Sie wusste eigentlich, dass es nicht sein konnte, nichtsdestotrotz blieb sie dem Weg zu manchen Uhrzeiten lieber fern.
Ihre Oma war sehr beharrlich, ihr immer wieder zu sagen, dass es sich für kleine Mädchen nicht geziemen würde, Matsch und Dreck an die Schuhe zu bekommen.
Kamilla hatte das Gefühl, ihre Oma würde am liebsten im viktorianischen Zeitalter leben und wäre am glücklichsten, wenn Kamilla stets Lackschühchen und weiße Kleidchen tragen würde, natürlich mit Unmengen Rüschen und Bändern verziert. Aber nicht nur Kamillas Schuhe, auch Schulranzen und Jacke waren ständig mit Erde besudelt, denn bei jedem Spaziergang durch den Wald entdeckte Kamilla etwas Interessantes.
Sie sammelte Kastanien im Herbst, formte Schneebälle im Winter, pflückte Maiglöckchen im Frühling und band Sommersträuße im Sommer. Dazu warf sie den Schulranzen und die Jacke meist achtlos auf den Boden. Sie bekamen einiges davon ab, was der Wald so zu bieten hatte. Das gefiel ihrer Oma kein bisschen.
Zum Glück war Kamilla nicht die Einzige im Haus, die die Launen der Oma aushalten musste. Es gab noch Alicia, die Oma überall unterstützte, im Haushalt, beim Einkaufen und beim Kochen. Sobald Kamilla nach Hause kam, lauerte Alicia im Flur und nahm ihr schnurstracks die Sachen ab, damit die Oma es meistens gar nicht bemerkte, wie verschmutzt ihr Enkelkind war. Kamilla mochte Alicia. Sie war ein bisschen wie eine Ersatzmama für sie. Kamilla hatte betrüblicherweise weder Mutter noch Vater und lebte als Waise bei ihrer Oma. Das war schon lange so – als sie nur zwei Jahre alt war, musste sie bei der Oma bleiben, weil Mama und Papa weggeflogen waren. Von der Reise waren sie nie wieder zurückgekehrt.
Als Kamilla noch kleiner war, dachte sie, ihre Eltern würden früher oder später wiederkehren, sie würden bei den Engeln Urlaub machen oder so etwas.
Manchmal, wenn es an der Tür klingelte, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer. Jetzt kommen sie endlich zurück, dachte sie. Meistens war es der Postbote. Er brachte Unmengen an Büchern, alte verstaubte merkwürdig aussehende Bücher, die die Oma so gerne las. Wenn Kamilla arg schlecht gelaunt war, dachte sie, Hexenbücher für die alte Hexe, das passt ja!
Die Bibliothek in Omas Arbeitszimmer quoll fürwahr über vor lauter Büchern, die keinen Platz mehr fanden, und es hatten sich längst diverse Stapel auf dem Boden gebildet.
Manchmal ertappte sich Kamilla dabei, sogar neidisch auf ihre Freundinnen zu sein, weil sie alles hatten, was sie nicht hatte: eine Mutter, einen Vater und meistens sogar das eine oder andere Geschwisterkind. Und sogar Haustiere!
Ihre beste Freundin Luna hatte drei Katzen. Eine davon war eine langhaarige riesige Schmusekatze und war rot-weiß getigert. Die anderen zwei waren so schwarz wie die Nacht mit leuchtend gelben Augen und sie konnten sich so leise anschleichen, dass man sich erschreckte, wenn sie plötzlich miauten. Sie waren in einer eigentümlichen Weise manchmal gar unheimlich.
Kamillas Oma mochte keine Tiere und deswegen durfte Kamilla kein Haustier haben. Noch nicht einmal ein klitzekleines Hamsterlein oder Mäuschen. Sie hatte schon gebettelt und gefleht und Versprechungen gemacht. Nie wieder würde sie sich über das doofe Ballett oder über den blöden Flötenunterricht beschweren, wenn sie nur ein Tierchen haben dürfte. Sie alleine würde sich kümmern, die Oma würde noch nicht mal merken, dass das Tierchen da wäre.
Aber das Betteln und Flehen brachte alles nichts, denn ihre Oma war so stur, wie sie alt war, und sie war schon sehr alt! Sie war nicht nur alt und stur, sondern obendrein recht schwerhörig. Und das war letztendlich Kamillas Rettung. Die Oma hörte nämlich auch dann nichts, wenn Kamilla das tat, was sie am liebsten zu Hause machte. Nein, nicht laut Musik hören oder den Fernseher bis zum Anschlag aufdrehen (das hätte die Oma bestimmt prompt mitbekommen und selbstverständlich sofort unterbunden), vielmehr gab es einen Raum im Haus, wo sich Kamilla sehr gerne aufhielt.
Sie liebte es, auf dem alten staubigen und knarrenden Dachboden herumzustöbern. Das war natürlich – wie so viele andere Sachen auch – von der Oma strengstens verboten.
Sie mochte den Dachboden fast so gerne wie den Wald. Sie durchstöberte alte Holztruhen auf der Suche nach Schätzen. Wenn sie alte Sachen fand und den Staub von der Oberfläche wegpustete, schaute sie zu, wie die kleinen Staubpartikel durch die Luft flogen und von der Sonne angestrahlt wurden, welche im Sommer häufig durch die Dachluke schien. Kamilla stellte sich vor, es wären viele kleine glänzende Sterne, die ihren Weg zum Himmel suchten.
Die Sternchen würden in den Himmel fliegen, ihre Eltern finden und ihnen sagen, wie sehr sie sie vermisste. Wenn die Sternchen wieder zur Erde zurückkämen, hätten sie einen Kuss für Kamilla dabei. Sie streckte ihre Hände nach dem Staub aus, begierig darauf, so viele Küsse ihrer Eltern wie möglich einzusammeln.
Ihre Oma würde schier wahnsinnig werden, wenn sie wüsste, wie oft Kamilla die Leiter nach oben zum Dachboden stieg. Kamilla ging aber das Risiko, den Zorn ihrer Oma auf sich zu ziehen, gerne ein, denn sie liebte den verstaubten Dachboden wie keinen anderen Raum in der großen alten Villa, die so lange schon ihr Zuhause war. Wenn sie könnte, würde sie auch gerne ihr Schlafzimmer dort oben unter den Sternen einrichten. Dann würde sie abends zum Himmel emporsehen und dabei einschlafen.
Die schwere Faltleiter aus dem Dach zu ziehen machte unheimlich viel Krach und deswegen zuckte Kamilla jedes Mal zusammen, hielt inne und wartete darauf, ob ihre Oma es mitbekommen hatte. Wenn die Luft rein war und sie unbemerkt oben angekommen war, atmete sie tief durch und freute sich, dass es wieder einmal gut gegangen war.
Eines Tages, als Kamilla ihre Hausaufgaben fertig hatte und nicht so recht wusste, was sie mit dem Rest des Tages anfangen sollte, kletterte sie wieder nach oben auf den Dachboden. Dort befand sie sich in ihrer eigenen kleinen Zauberwelt. Ihr gefiel die Idee, dass es diese nur für sie alleine gab. Sie fühlte sich dort so wohl und geborgen wie auch im Wald. Sie nahm ein Buch, einen Malblock und Stifte mit nach oben.
Sie wollte sich gegen eine alte Holztruhe lehnen und die Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die Dachluke fanden, genießen und auch versuchen, diese zu Papier zu bringen.
An diesem Tag war jedoch irgendetwas anders. Sie wollte ihren Augen kaum trauen, aber plötzlich entdeckte sie etwas, was sie zuvor noch nie dort gesehen hatte.
An der Wand lehnte etwas sehr Großes, Eckiges. Vielleicht ein Bilderrahmen, mit einer alten verstaubten Wolldecke darüber.
So schmutzig, wie diese auch war, müsste dieser Gegenstand schon sehr lange dort stehen. Sie hatte die Decke aber nie zuvor gesehen, oder vielleicht auch einfach nie wahrgenommen? Kamilla war jedoch eine sehr gute Beobachterin und so etwas hätte sie niemals übersehen.
Das Mädchen war fasziniert und überlegte, wie viele Sternchen wohl in den Himmel fliegen würden, wenn sie die Decke ruck, zuck ganz schnell wegziehen würde.
Zudem stellte sie freudig fest, dass die Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die Luke bahnten, genau richtig waren, um diesen Glitzersterncheneffekt zu erzeugen.
Sie konnte es vor Neugier kaum noch aushalten, denn sie wollte unbedingt wissen, was sich hinter der Decke befand. Vielleicht ein Bild ihrer Eltern? Sehr aufgeregt ging sie vorsichtig zur Wand hinüber, griff zur Decke und zog diese schwungvoll zur Seite.
Sie schaute nach oben und sah Tausende und Abertausende kleine Staubpartikel durch die Luft wirbeln, die so schön in der Sonne glitzerten. Ganz gefangen in dem Gedanken, wo die Sternchen nun hinfliegen könnten, sah sie noch eine ganze Weile versonnen zu.
Anschließend drehte sie sich um und schaute wieder zu der Stelle, wo bis eben die graue Wolldecke etwas verhangen hatte. An der Wand angelehnt stand aber nicht etwa ein Bild, sondern ein Spiegel. Sie ging ein Stückchen näher und sah ihr eigenes Spiegelbild.
Obwohl, beim genauen Hinsehen zeigte sich – sie war es doch gar nicht!
Es war zwar ein Mädchen in ungefähr ihrem Alter und sie sah ihr auch ein kleines bisschen ähnlich, aber sie hatte ganz andere Sachen an. Sie war ganz in Grün und Braun gekleidet und ihre Kleider fielen so leicht und luftig wie die einer Elfe. War es vielleicht doch ein Bild und sie hatte sich nur wegen der Sonnenstrahlen getäuscht?
Wenn es ein Bild wäre, würde sie das Papier oder die Leinwand fühlen; ein Spiegel wäre dagegen kalt und aus Glas. Sie ging noch ein Stückchen näher und berührte die Oberfläche. Jedoch ertastete sie weder Papier, Leinwand noch das kühle Glas eines Spiegels.
Stattdessen wurde ihre Hand plötzlich festgehalten.
»Hab keine Angst«, flüsterte plötzlich ihr Spiegelbild, oder vielmehr das andere Wesen, welches ihr gegenüberstand. »Ich werde dir nichts tun, ich brauche nur deine Hilfe, kommst du bitte mit?« Ohne nur ein Wort darauf erwidern zu können, wurde Kamillas Hand plötzlich fester und fester gepackt. Ihre Fingerspitzen wurden durch die Oberfläche des Spiegels gezogen und bitzelten ganz eigenartig. Sie versuchte sich zu wehren und stemmte die Füße in den Boden, um mehr Kraft zu haben, so ähnlich wie beim Tauziehen. Jedoch nutzten alle Anstrengungen nichts. Immer stärker wurde ihr Körper in Richtung Spiegel gezogen.
Sie wunderte sich ein wenig darüber, wie stark das zarte, hübsche Mädchen auf der anderen Seite des Spiegels war. Bevor sie den Gedanken noch weiterspinnen konnte, war es geschehen. Der Zug des Mädchens war so mächtig, dass sie sich gar nicht mehr dagegen wehren konnte. Ein paar Sekunden vergingen und sie war gänzlich im Spiegel verschwunden.