Karibische Nächte der Sehnsucht - Kat Cantrell - E-Book

Karibische Nächte der Sehnsucht E-Book

Kat Cantrell

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Beschreibung

Eine Brautmodenschau in der Karibik! Designerin Cara fühlt sich wie im Paradies. Wenn nur die Erinnerungen nicht wären: An Keith, der sie vor dem Altar schmählich im Stich ließ - und der auf einmal mit einem teuflisch sexy Lächeln vor ihr steht und so tut, als wäre nie etwas geschehen ...

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Seitenzahl: 182

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IMPRESSUM

Karibische Nächte der Sehnsucht erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2015 by Kat Cantrell Originaltitel: „From Ex to Eternity“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 419 - 2016 by CORA Verlag GmbH, Hamburg Übersetzung: Kristina Langenbuch Gerez

Umschlagsmotive: Geoff Goldswain / Shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733734503

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Ein wenig neidisch beobachtete Cara die lustigen Strandvögel, die in dem türkisblauen Wasser hin und her hüpften.

Aber sie war schließlich nicht in diesem karibischen Resort auf den Turks und Caicos Inseln, um sich zu vergnügen, sondern um als Designerin ihre märchenhaften Brautkleider vor einer illustren Auswahl von 200 Branchenvertretern zu präsentieren. Diese Brautmodenschau war der Höhepunkt der dreitägigen Hochzeitsmesse, die in dieser paradiesischen Umgebung stattfand. Cara CH Designs würde dadurch sicherlich einen riesigen Schritt nach vorne machen. Noch stand ihr Unternehmen jedoch ganz am Anfang, und da konnte sie keinerlei Ablenkung gebrauchen. Egal in welcher Form.

Cara bedachte das Model im Arielle-Brautkleid vor ihr mit einem kritischen Blick und ließ sich dann zum gefühlt vierhundertsten Mal vor ihr auf die Knie nieder, um den spitzenbesetzten Saum des Nixenkleids mit einer weiteren Nadel hochzustecken.

„Vergiss nicht, dass sie später 13 Zentimeter hohe Absätze trägt statt zehn“, erinnerte sie ihre Assistentin – und Schwester – Meredith, und reichte ihr eine weitere Nadel.

„Danke, aber daran hab ich schon gedacht. Wie sieht es bei Cinderella aus?“

Meredith warf sich ihren langen Pferdeschwanz mit einer nonchalanten Bewegung über die Schulter. „Alles bestens. Ich hab genau die richtigen Models für die Kleider gefunden, nicht wahr?“

Ja, das hatte sie, und das wusste sie auch genau. Meredith erfüllte die Rolle der Designer-Assistentin perfekt.

„Dann trommel jetzt mal die anderen Mädchen zusammen. Wir haben nur noch drei Tage bis zur Modenschau und hatten noch keine einzige Probe.“ Ihr wurde ganz schlecht bei dem Gedanken daran, wie sehr sie hinter dem Zeitplan lagen. Erst fehlten Teile ihres Gepäcks, dann zerriss eines der Kleider, und zu allem Überfluss war auch noch die Klimaanlage in ihrem Zimmer kaputt. Und das war nur ihr erster Tag auf der Insel. „Warum noch mal habe ich mich von dir hierzu überreden lassen?“

Cara konnte sich nicht erklären, wie ihr relativ unbekannter Name es auf die Liste der Großen und Mächtigen geschafft hatte, die die Teilnehmer solcher Events auswählten. Zugegeben, in den 18 Monaten, die es ihr kleines Unternehmen mittlerweile gab, waren einige Bräute in Houston in einer ihrer Kreationen zum Altar geschritten, und ja, alle von ihnen waren in einem dieser Hochglanz-Society-Magazine abgebildet gewesen. Und die Namen Chandler und Harris waren in Houston nicht völlig unbekannt. Aber Grace Bay und dieses Resort waren ein ganzes Stück entfernt von Houston.

„Ich bin einfach brillant. Und jetzt hör auf, dich zu stressen. Pläne können geändert werden.“

„Kleider können geändert werden. Pläne sind in Granit gemeißelt, und in der Hölle gibt es einen ganz bestimmten Platz für Menschen, die mit meinen herumpfuschen.“

Zwei weitere Visionen in Weiß schwebten in den Raum – barfuß, wie die anderen, denn die Schuhe waren in der verloren gegangenen Tasche.

„Wo ist Jackie?“ Cara blickte fragend zur Tür.

„Die kotzt sich die Seele aus dem Leib“, vermeldete eines der Mädchen und schüttelte sich leicht. „Ich hab ihr gesagt, sie soll die Finger von dem Wasser lassen.“

Cara runzelte die Stirn. „Aber das Wasser im Resort ist gereinigt.“

„Dann stimmt irgendwas anderes nicht mit ihr.“ Meredith rieb Cara über die verspannten Schultern. „Ein Virus oder so. Das wird vorübergehen.“

„Das muss es auch. Sie soll in sechs Tagen auf der Bühne stehen.“ Ein Virus, das fehlte gerade noch. Am Ende waren sie alle krank. Cara warf Jackies Mitbewohnerin einen besorgten Blick zu. „Wie fühlst du dich, Holly?“

Die hochgewachsene Blondine in einem Traum aus französischer Spitze zuckte nur mit den Schultern. „Ist nicht ansteckend. Jackie ist schwanger.“

Es schien ein guter Moment zu sein, um sich hinzusetzen. Cara ließ sich einfach auf die Plane fallen, die den sandigen Boden bedeckte, während die anderen Mädchen aufgeregt durcheinanderredeten.

Meredith setzte sich neben sie. „Das wusste ich nicht. Ich hätte sie doch nie …“

„Schon gut. Das ist ja nicht das Ende der Welt. Frauen werden eben schwanger. Und sie arbeiten, während sie schwanger sind. Kein Ding.“

Ihre Schwester zögerte einen Moment. Dann sagte sie: „Ich kann das Kleid bei der Probe tragen.“

Zum Glück hatte Meredith sie nicht gefragt, ob alles okay sei. Cara hatte diese Frage vor zwei Jahren bei ihrem eigenen Schwangerschaftsfiasko oft genug gestellt bekommen. Brautkleider zu entwerfen hatte ihr damals geholfen, aus dem dunklen Loch herauszukommen, und sie wollte nie wieder über diese Zeit sprechen.

„Du passt nicht rein. Das Oberteil ist viel zu eng für dich, und ich kann es nicht so sehr erweitern. Nicht hier, und nicht in der Kürze der Zeit.“

Aber das asiatisch angehauchte Kleid namens Mulan wäre nicht zu klein für Cara.

Der Fluch kleiner Brüste.

Meredith hatte von ihrer Mutter das wundervolle mahagonifarbene Haar, den umwerfenden Körperbau und das elegante Benehmen der Chandlers geerbt. Bei Cara kam hingehen das Harris-Blut voll durch, und ihr Vater war zwar für seinen klugen Kopf und Geschäftssinn bekannt, aber weniger für sein gutes Aussehen. Gut, zum Davonlaufen hässlich waren zwar weder Cara noch ihr Vater, aber keiner von ihnen hätte es zur Miss Texas geschafft, so wie Meredith und ihre Mutter.

Cara rappelte sich auf. „Ich werde das Kleid tragen.“

Sie ließ Meredith und die schnatternden Models im Pavillon stehen und lief über den Sand zurück zu dem festen Weg, der ins Zentrum des Resorts führte. Zwei fünfstöckige Gebäude rahmten den gigantischen Pool ein. Das Klopfen von Hämmern schallte durch den Hof und eine Unzahl Handwerker riefen sich Anweisungen zu. Die Renovierung des Resorts stand vor ihrem Abschluss, und bis zur großen Wiedereröffnung am Ende der Woche musste alles fertig sein. Die Brautmodenschau war nur ein Teil der Festlichkeiten zu diesem Anlass.

Cara lief um den Pool herum, wartete fünf Minuten vor dem Aufzug, gab schließlich entnervt auf und nahm die Treppe bis in den dritten Stock. Sie schnappte sich das Kleid aus Jackies Zimmer, nachdem sie der jungen Frau noch eine Flasche Wasser aus dem Minikühlschrank in die Hand gedrückt hatte, und zog sich in ihrem eigenen Raum in Rekordzeit um.

Das Kleid passte. Joggen, eine gesunde Ernährung und ein eiserner Wille, der nur bei Rotwein schwach wurde, sorgten dafür, dass Caras Gewicht unverändert blieb. Und Wein hatte praktisch keine Kalorien.

Dem Spiegel gönnte sie keinen Blick, auch wenn es verführerisch war. Aber sie wusste schon genau, was ihr daraus entgegenblicken würde – die ewige Braut, die es niemals selbst zum Altar schaffte.

Cara kehrte barfuß zum Pavillon am Strand zurück. Sie hatte den ganzen Tag in High Heels verbracht – sie waren eine absolute Notwendigkeit, ebenso wie Make-up und Schmuck. Eine Chandler-Harris-Frau verließ das Haus niemals ohne perfekt gestylt zu sein. Aber allein die Vorstellung, später noch einmal die Treppen bis zu ihrem Zimmer in den Schuhen hochzusteigen, ließ Cara alle Regeln des guten Benehmens über Bord werfen.

Die nächsten Minuten verbrachte sie damit, den anderen Mädchen zu erklären, wie sie den improvisierten Laufsteg hinunterlaufen sollten. Dankenswerterweise beschwerte sich keine darüber, dass modeln ja eigentlich ihr Job wäre. Wenn jemand es wagen würde, Cara zu sagen, wie sie ihre Designs gestalten sollte, würde sie demjenigen an die Gurgel gehen.

Dies hier war ihr Leben, ihre Karriere, und nichts würde sie davon abhalten, ihren geplatzten Traum einer Märchenhochzeit mit einem märchenhaften Hochzeitskleid-Business zu ersetzen.

Als Cara vor dem Laufsteg stehend einige letzte Anweisungen gab, fingen die Mädchen an, unruhig zu werden.

„Hmmm“, flüsterte Holly Meredith zu, während ihre Augen an etwas hinter Caras Schulter hängen blieben. „Das ist ja mal ein Bild von einem Mann.“

Merediths Augen wurden so groß wie Suppenteller, und Cara drehte sich auf der Stelle um, bereit, den Eindringling zu verscheuchen, egal wie lecker er aussah.

„Uh, Cara … wegen der Sache, die ich gemacht hab. Von der du noch nichts wusstest … ehm, Überraschung!“

Keith Mitchell, der Teufel im dunklen Anzug, stand im Pavillon, die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf leicht zur Seite geneigt. Mit durchdringendem Blick musterte er Cara vom Kopf bis zu den nackten Zehen, und blieb dann an dem Brautkleid hängen. „Kommt mir irgendwie bekannt vor.“

„Liebe Güte, so wahr ich lebe und atme.“ Cara wedelte sich in bester Scarlett-O’Hara-Manier Luft zu und versuchte sich an einem unschuldigen Lächeln. Auch wenn es wehtat. „Mein flüchtiger Bräutigam. Hast du deine Siebenmeilenstiefel noch?“

Keith warf einen raschen Blick auf seine italienischen 15.000-Dollar-Schuhe. „Sind noch in Topform.“

„Gut für dich, Darling.“ Sie nickte mit dem Kopf in eine Richtung. „Da ist die Tür. Verschwinde.“

Er zeigte ihr ein strahlendes Lächeln. „Tut mir leid, dich zu enttäuschen, Süße, aber dies hier ist meine Show.“

„Welche Show?“ Sie deutete auf die Brautkleider, und bemühte sich, den Kloß in ihrem Hals zu ignorieren. Keith Mitchell. Was in aller Welt machte er in Grace Bay? „Du bist hier als mein Ersatzmodel? Perfekt, ich habe noch ein Kleid genau in deiner Größe.“

„Nicht die Modenschau. Die ganze Show.“ Keith zwinkerte, wie nur er es vermochte. „Die Regent Group hat mich angeheuert, um dieses Resort in die beste und edelste Hochzeitslocation der Welt zu verwandeln. Und wenn ich alles richtig mache, kann ich im Anschluss mit den restlichen Karibik-Resorts der Gruppe fortfahren.“

Gute Güte. Er war ihr persönlicher Albtraum. „Das machst du jetzt? Hochzeiten? Du bist nicht gerade ein großer Fan, wenn ich das richtig erinnere.“

„Aber das hier ist die beste Art der Hochzeit – es gibt keine Braut.“ Er lachte leise und warf Cara einen Blick zu. „Zumindest dachte ich das.“

Ihr Blut, das zwei Jahre lang ohne jede Regung geblieben war, pumpte auf einmal wieder durch ihre Venen, und flutete ihr Gesicht mit einer Hitze, die sich nach außen hin jedoch nur als leichtes Erröten zeigte. Es steckten schließlich jede Menge Südstaaten-Gene in Cara.

„Ich wurde eingeladen teilzunehmen, und ich designe Brautkleider. Falls dir das entgangen ist, solltest du dir vielleicht einen Job suchen, für den du besser qualifiziert bist“, entgegnete sie zuckersüß.

Meredith räusperte sich kurz hinter ihr, was vermutlich als Warnung gedacht war. Klapperschlangen hatten einen rasselnden Schwanz. Die meisten Männer wussten nicht, mit wem sie es bei Cara zu tun hatten.

Keith hatte nur sehr wenig mit den meisten Männern gemein und lachte nur. „Ich wusste es natürlich. Aber ich habe nicht erwartet, dich in einem der Kleider zu sehen. Das weckt ja süße Erinnerungen.“

„Spar dir das, Mitchell. Was muss ich tun, damit ich dich für die nächsten sechs Tage los bin?“

Er schürzte die Lippen, während er Cara mit einem heißen Blick bedachte. Mit seinem kurz geschnittenen Haar, so dunkel wie ein mitternächtlicher Himmel, dem durchtrainierten Körper und diesen karamellfarbenen Augen bot er leider das perfekte Bild von einem Meter neunzig absolut vernaschenswürdiger Männlichkeit. So war es schon immer gewesen.

„Oh nein.“ Sie schüttelte den Kopf, obwohl ihr Körper verräterisch auf ihn reagierte. „Vergiss es. Du hättest mich jederzeit haben können, alles, was du dafür hättest tun müssen, war ein kurzer Spaziergang zum Altar. Aber die Tür ist zu. Für immer.“

Alles Spielerische verschwand schlagartig aus seinem Gesicht, und es wurde zu einer harten Maske. Mitchell der Macher war nicht bekannt dafür, fast bankrotte Unternehmen zu retten, weil die Menschen sein gutes Aussehen mochten. Kompromisslos, rücksichtslos und distanziert – das war der Mann, der nun vor ihr stand. Genau wie damals, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte – in ihrem Ankleidezimmer, nur 47 Minuten bevor der Hochzeitsmarsch beginnen sollte.

„Wir werden zusammenarbeiten, Cara. Eng zusammenarbeiten. Ich schlage vor, du kommst über unsere persönliche Geschichte hinweg und benimmst dich professionell.“

Cara spürte, wie die Augen der nun schweigenden Models hinter ihr sich in ihren Rücken brannten.

„Oh Sweetheart, da gab es nicht viel, über das ich hinwegkommen musste.“ Das war eine komplette Lüge, aber sie lächelte durch sie hindurch. „Die Sache war erledigt, fünf Minuten nachdem du fort warst.“

„Dann haben wir ja kein Problem. Ich gebe dir nachher einen Drink aus, und wir können uns unterhalten“, schlug er vor.

„So verführerisch das klingt, aber ich muss leider ablehnen. Profis trinken nicht während der Arbeit.“

Keith verließ den Pavillon in einem Stück, was er als großen Erfolg wertete nach einer Begegnung mit einer ganzen Horde von Frauen in Brautkleidern. Von Bräuten hatte er wahrlich genug.

Während er durch das Resort lief, fielen ihm hundert Dinge auf, die seiner Aufmerksamkeit bedurften. Seine Assistentin Alice lief mit einem Tablet in der Hand hinter ihm her und zeichnete jede Bemerkung, die er machte, in ihrer effizienten Kurzschrift auf. Die Fähigkeit, mit ihm Schritt zu halten, war nur eine ihrer beachtlichen Kompetenzen.

Kompetenz bedeutete ihm viel.

Während er den Fortschritt der Bauteams begutachtete und im Restaurant mit dem Catering-Personal sprach, blitzte das Bild von Cara im Brautkleid immer wieder vor seinem geistigen Auge auf. Schon erstaunlich, wie cool sie gewirkt hatte. Und sie führte ein eigenes Unternehmen? Seit wann das denn?

Je mehr er versuchte, sie zu vergessen, desto stärker wurden die Gedanken an sie. Sie war Cara, aber auf eine Weise, wie er sie nie zuvor gesehen hatte. Und das war auf eine unverständliche Art ebenso anziehend wie es ablenkend war.

Als er sie für die Modenschau ausgewählt hatte, hatte er nichts dergleichen im Sinn gehabt. Er wusste, was er für die Hochzeitsmesse brauchte, und persönliche Gefühle spielten dabei keine Rolle. Keith wollte das Beste, und eine umfassende Recherche hatte ihm deutlich gemacht, dass Cara CH Designs genau das war.

Die Entscheidung für Cara und ihr Unternehmen war ihm leichtgefallen. Sie wiederzusehen hingegen überhaupt nicht.

Cara war eine kalte, berechnende Frau, daran bestand kein Zweifel. Alle Frauen waren berechnend. Aber Cara hatte sich als die schlimmste von ihnen allen erwiesen, als sie versucht hatte, ihn in eine Ehe zu locken, die er nicht wollte. Zum Glück war ihr Plan nicht aufgegangen und er hatte sich davonmachen können, bevor es zu spät war.

Er würde nie wieder um die Hand einer Frau anhalten, nur um dann herauszufinden, dass alles nur gespielt war. Es hatte ihn deutlich mehr als fünf Minuten gekostet, um darüber hinwegzukommen, aber sein Leben war weitergegangen und er hatte nur selten an seine frühere Verlobte gedacht … bis heute.

Dieser Beraterjob hatte in den vergangenen sechs Monaten seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen. Regent Group hatte ihn an Bord geholt, um einer kränkelnden Reihe von Luxusresorts wieder neues Leben einzuhauchen, und dies war genau die Art von Herausforderung, die er suchte und bei der er strahlen konnte.

Cara war lediglich ein kleiner, unwichtiger Teil in einer weitaus größeren Operation, und er konnte sich nicht von ihr ablenken lassen, egal wie sehr ihn die Erkenntnis überrascht hatte, dass er sich noch immer von ihr angezogen fühlte.

„Alice, bitte lass eine Flasche Cabernet Sauvignon auf das Zimmer von Miss Chandler-Harris schicken. Cara“, fügte er noch klärend hinzu, während er und seine Assistentin den Pool inspizierten. Meredith trank Martinis, mit zwei Oliven. Und auch wenn sich offenbar einiges bei den beiden Schwestern verändert hatte, würde er wetten, dass das unverändert geblieben war.

Das dunkle Becken des riesigen Pools bildete einen tiefblauen Kontrast zum türkisfarbenen Meer, in das er direkt überzugehen schien. Kleine abgelegene Inseln, künstlich angelegt, waren am Rande des Pools verteilt und würden zukünftigen Gästen Platz für romantische Abendessen bieten.

Eine Windböe kam auf und zerrte an den farbigen Sonnenschirmen. Nur die Hälfte aller Schirme war bereits aufgebaut – ein weiterer Punkt auf seiner bereits ellenlangen Liste. Die Teams hätten eigentlich schon viel weiter sein sollen.

Aber nun war er hier und würde sich persönlich um alles kümmern. Unter Keith Mitchell gab es keine Pannen.

In drei Tagen war die große Neueröffnung geplant. Zusammen mit dem Beginn der Hochzeitsmesse. Dutzende von Branchenvertretern, Journalisten und VIPs waren eingeladen worden, um den Relaunch des Resorts als erstklassige Hochzeitslocation zu feiern.

Caras Modenschau war dabei eines der Highlights der Feierlichkeiten.

Das Bild von Cara im Brautkleid kämpfte weiterhin beharrlich um seine Aufmerksamkeit. Der Anblick ihrer nackten Zehen, die unter dem Saum hervorschauten, hatte ihn direkt unterhalb der Gürtellinie getroffen. Er hatte sie bislang nur barfuß gesehen, wenn sie auch sonst bar jeder Kleidung gewesen war. Und eine nackte Cara war ein wahrhaft erinnerungswürdiger Anblick.

Die Chemie zwischen ihnen war überwältigend gewesen, als sie sich vor zwei Jahren trafen, und daran hatte sich nichts geändert. In der Hinsicht hatte er sich verkalkuliert, aber das würde er in den Griff bekommen.

Die Resortleiterin kam ihm in der Eingangshalle entgegen. Elena Moore begrüßte ihn mit einem festen Händedruck. „Mr. Mitchell, willkommen zurück. Ich freue mich, Sie wiederzusehen.“

„Ebenso.“ Er hatte Elena persönlich eingestellt, und ihre Arbeitsweisen ergänzten sich hervorragend. „Zeigen Sie mir, wie Sie vorangekommen sind.“

Nach einer kurzen Besprechung führte Elena ihn zu seiner Suite und zog sich dann diskret zurück. Seine beiden Koffer mit eingeprägten Initialen standen bereits dort, und Keith nickte zufrieden ob des tadellosen Portierdienstes. Er hatte sich seinen Status als Vielreisender mit dreihundert Reisetagen im Jahr redlich verdient, und wenn es eine Sache gab, mit der er sich auskannte, dann waren das Hotels.

Alles in seinem Leben war nur von kurzer Dauer, denn schon bald würde er die Koffer packen und zum nächsten Job aufbrechen. Genau wie er es mochte.

Die 160 qm große Suite besaß drei Flachbildfernseher, eine Kitchenette und kabellosen Internetzugang, genau wie Keith es angewiesen hatte. Sobald das Resort voll in Betrieb war, würden Gäste in diesen Räumen zudem die Dienste eines Butlers in Anspruch nehmen können.

Keith überprüfte alles zwei Mal, und hing schließlich zufrieden seine Anzüge und Hemden in den Schrank. Er brauchte nicht viel Platz – er reiste immer mit leichtem Gepäck, und immer alleine.

Nachdem er geduscht hatte, gönnte er sich eine kurze Pause. Mit einem eiskalten belgischen Bier in der Hand – seiner Lieblingsmarke – ließ er sich draußen in einen Stuhl fallen. Der Balkon bot einen atemberaubenden Rundumblick auf den makellosen, unberührten Strand, dessen Sand im Licht der untergehenden Sonne leicht rosa schimmerte. Es war ein kleines Stück Perfektion, und jeder, der sich hier umgeben von solcher Schönheit das Jawort geben wollte, wäre sicher gerne bereit, dafür eine ansehnliche Summe zu zahlen.

Keith Mitchell bekam immer, was er wollte.

Er arbeitete, bis er nicht mehr geradeaus sehen konnte, schlief vier Stunden tief und fest und stand im Morgengrauen auf, um laufen zu gehen. Noch während er sich dehnte, tauchte ein anderer Läufer am Strand auf. Normalerweise zog er es vor, anderen Leuten aus dem Weg zu gehen – sein Job hielt ihn ständig auf Trab, daher empfand er es als Zeitverschwendung, tiefergehende Freundschaften einzugehen. Außerdem war er viel zu beschäftigt, um sich über das Fehlen sozialer Beziehungen in seinem Leben Gedanken zu machen.

Aber ein Teil von ihm hatte sofort erkannt, dass es sich bei der einsamen Figur um Cara handelte, und nach ihrem kurzen Schlagabtausch am vorherigen Tag war seine Neugier in Bezug auf sie und ihr Leben in keinster Weise gestillt. Dazu kam das drängende Bedürfnis, herauszufinden, warum sie ihm nach all den Lügen, die sie ihm erzählt hatte, noch immer dermaßen unter die Haut ging.

Keith holte sie ein. „Seit wann gehst du joggen?“

Sie warf ihm einen Seitenblick zu. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“

Er zuckte mit den Schultern. „Seit einer Weile. Man wird eben nicht jünger.“

„Wenn du das sagst.“ Sie band ihre braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, streckte die Arme in die Höhe und begann sich um die eigene Mitte zu drehen. Ihr rotes Trägertop rutschte nach oben und gab einen Blick frei auf einen Streifen samtige Haut. Neue blonde Strähnen in ihrem Haar schimmerten vor dem Hintergrund des Ozeans. „In welche Richtung läufst du?“

Er zeigte mit dem Kopf nach links und zwang sich, seinen Blick von Caras Körper zu lösen. „Willst du mich begleiten?“

„Nein.“ Sie kräuselte die Lippen. „Ich will in die andere Richtung laufen.“

„Vorsichtig. Du willst doch nicht, dass jemand auf falsche Ideen kommt. Das klang mir ganz danach, als ob du noch nicht über mich hinweg bist.“

„Lass deine Ohren untersuchen.“

Trotzdem lief sie nach links, den Blick starr nach vorne gerichtet. Er passte sich ihrem Tempo an, und schweigend joggten sie am Wasser entlang. Es war kein angenehmes Schweigen. Zu viel lag ungesagt zwischen ihnen.

Nach dem ersten Kilometer erwartete er, dass Cara aufgeben würde. Doch sie lief weiter, aus einem Kilometer wurden zwei, und sie schien noch nicht einmal angestrengt. Die Cara, die er gekannt hatte, war vor allem zurückgescheut, was auch nur im Ansatz anstrengend geklungen hatte.

Aber wirklich gekannt hatte er sie auch gar nicht.

In schweigendem Übereinkommen kehrten sie gleichzeitig um und liefen zum Resort zurück. Als sie den Eingang zum Privatstrand erreichten, verlangsamten sie ihre Schritte und hielten schließlich an.

Cara lief im Kreis, um sich abzukühlen, und Keith beobachtete sie aus den Augenwinkeln, als er sein T-Shirt hochzog und sich damit das Gesicht trocken rieb. Ihre Haut leuchtete, und sie hatte – anders als sonst – noch keine dicke Schicht Make-up aufgelegt.

Diese natürliche Cara war atemberaubend.

Keine Ablenkungen, Mitchell.