Karma Drama 3. Dämonisches Vermächtnis - Viktoria Etzel - E-Book

Karma Drama 3. Dämonisches Vermächtnis E-Book

Viktoria Etzel

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Beschreibung

Der Deal mit dem Dschinn Livia hat eine folgenschwere Entscheidung getroffen. Indem sie eins der verzauberten Bonbons gegessen hat, um sich in einen Dämon zu verwandeln, hat sie zwar den Oberdämon davon abgelenkt, dass Kasimir und Azura seine Entmachtung planen, sie hat damit aber auch ihrem normalen Leben endgültig den Rücken zugekehrt. Damit ihr Opfer nicht umsonst war, setzen sie und ihre Freunde nun alles daran, den Oberdämon endgültig zu besiegen und seine finsteren Pläne aufzuhalten. Die Zeit läuft jedoch gegen sie. In bereits einem Monat, am 1. April, plant der Oberdämon seine teuflischen Bonbons an die Menschen zu verteilen, um zum mächtigsten Dämon aller 13 Clans aufzusteigen. Um den Oberdämon zu besiegen, muss Livia erneut einen Deal eingehen, und zwar mit Rami, dem Dschinn. Er bietet ihr ein verlockendes Angebot, mit dem sie nicht nur die Stadt retten, sondern auch die Hochzeit ihres Vaters mit der Dämon Antonia verhindern kann. Dafür verlangt er jedoch etwas, von dem Livia nicht weiß, ob sie bereit ist, es aufzugeben – die Chance wieder ein Mensch zu werden. Karma Drama 3. Dämonisches Vermächtnis: Das fantastische Finale der Gestaltwandler-Serie - Der letzte große Kampf: Mitreißende Fantasy-Geschichte für Kinder ab 10 Jahren über Dämonen, die ihre Gestalt wechseln können. - Mut, Magie und Abenteuer: Livia und ihre Freunde wollen mit Hilfe eines Dschinns den Oberdämon endgültig besiegen und seinen finsteren Plänen ein Ende setzen. - Witzig und düster: Die Kombination aus Spannung, Humor, Dämonen und Tierwandlern bietet teuflisch guten Lesespaß. - Dämonenfans aufgepasst! Das modern und lebendig geschriebene Gestaltwandler-Buch von Viktoria Etzel ist ein Muss für Fantasy-Fans ab 10 Jahren. Die packende Fantasy-Buchreihe "Karma Drama" von Viktoria Etzel spielt in einer Welt voller Dämonen, die ihre Gestalt wechseln und sogar einen Menschen vorübergehend in ein Tier verwandeln können. Die Gestaltwandler-Bücher sind ein spannender Lesestoff für Kinder, die Fantasy-Bücher ab 10 Jahren wie "Animox" und "Luzifer Junior" mögen.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Über dieses Buch

Ich hatte also die Wahl: wieder ein Mensch zu werden oder den bösesten Dämon aller Zeiten zu stürzen.

 

Seit Livia das verzauberte Bonbon gegessen hat, ist nichts mehr wie früher. Sie ist jetzt eine Dämonin – und der Oberdämon kurz davor, seine gruselige Armee zu entfesseln und die Welt ins Chaos zu stürzen. Livia bleibt nur ein Ausweg: ein Pakt mit Rami, dem geheimnisvollen Dschinn! Doch sein Angebot hat einen Haken: Er will, dass Livia etwas sehr Wichtiges aufgibt. Gemeinsam mit ihren Freunden begibt sie sich auf eine magische Reise zu den Dämonenclans, auf der Suche nach einer uralten Macht. Die Zeit drängt – und am Ende muss Livia die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen. Wird sie den Fluch brechen und das Böse besiegen?

Viktoria Etzel

Karma Drama

Dämonisches Vermächtnis

Für meine Leser*innen – für euch gibt es mehr Karma und weniger Drama

Kapitel 1Das Ende an den Anfang

1. April

Ich lachte. Wir waren so nah dran … so nah.

Mit einem Mal spürte ich die Kälte. Eine Eiseskälte, die Frost über die Wiese schickte und die Krokusse in Sekunden absterben ließ. Mein Pelz stellte sich auf. Er kam: der Boss mit dem Evil-Master-Plan, der Dämon mit dem höchsten Rang A+.

Wie aus einem Albtraum tauchte der riesige Panther aus dem Nichts auf. Seine massigen Pfoten knirschten auf der gefrorenen Wiese. In Sekundenschnelle nahmen wir drei unsere Tiergestalten an.

»Weg hier«, zischte ich Skylar zu.

»Livia, ich …«

»Jetzt!«, rief ich.

Skylar rannte. Der Oberdämon machte sich nicht die Mühe, sie aufzuhalten. Er war wegen mir und der Beute in meinem Rücken gekommen. Den Kolibri wegzuschicken, würde keinen Sinn ergeben. Er würde an meiner Seite bleiben.

Ich machte mich so groß, wie ich konnte. In meiner Lemurengestalt ging ich dem Panther bis zum Knie. Ich würde jedoch nicht vor ihm kuschen. Diese Zeiten waren vorbei. Wir hatten alles, was wir brauchten, um ihn endgültig zu besiegen. Es fehlten nur noch die Bonbons. Wir waren so nah dran.

»Was für eine Enttäuschung«, knurrte der Oberdämon. »Mein erster erschaffener Trickster treibt sich mit dem Dämon eines anderen Clans herum. Gut, dass es bald Tausende andere gibt und sich niemand mehr für dich interessieren wird.«

Ich schwieg und sah dem Panther entgegen, der Schritt für Schritt näher kam.

»Ihr habt etwas, das mir gehört«, fauchte er. Zorn blitzte in den frostblauen Augen auf.

Ich zitterte. All meine Instinkte schrien danach, wegzulaufen. Doch ich blieb stehen. Ich würde diesen Kessel mit allem, was ich hatte, verteidigen.

»Geht zur Seite, ihr beiden«, fuhr der Oberdämon fort. Grünlicher Nebel waberte unter seinen Pfoten hervor. »Es ist ganz einfach. Seid so schlau wie die kleine Ratte. Jeder macht Fehler. Der Diebstahl war euer Fehltritt. Ich werde euch großzügig verzeihen, aber wenn ihr euch mir in den Weg stellt, werdet ihr es bereuen.«

»Meister …«, murmelte die Flasche in meinen Händen sehnsüchtig. Blitzschnell ließ ich sie verschwinden. Der Oberdämon wusste offenbar nicht, was wir mit ihm vorhatten, sonst würde er uns niemals gestatten zu gehen. Wenn er merkte, was wir planten, war es aus mit uns. Ich raffte meinen letzten Rest Karma zusammen.

2191

Doch bevor einer von uns seinen ersten Schachzug machen konnte, landete ein schwarzer Schatten vor uns. Saphirblaue Augen erglommen. Ein rot blitzender Schnabel. Azura war gekommen.

»Wie wär’s, wenn du dich mit jemandem in deiner Größe anlegst«, sagte sie mit fester Stimme.

»Ah, die verlorene Tochter«, schnurrte der Oberdämon. »Ich habe mich schon gefragt, wann du auftauchen würdest.«

»Ich bin schon länger zurück, als du ahnst!«, rief sie. »Ich lasse dich diese armen Menschen nicht verwandeln.«

»Natürlich nicht«, knurrte der Oberdämon. »Du hattest ja schon immer eine Schwäche für die Menschen. Was für eine Verschwendung. Immerhin ist dein Bruder noch zur Vernunft gekommen. Ohne ihn wäre der Zauber nicht machbar gewesen.«

Ich knirschte mit den Zähnen. Wie konnte dieser Tyrann nur denken, dass Kasimir ihm gern geholfen hatte? Er hatte ihn dazu gezwungen!

»Kasimir weiß sehr genau, wo sein Platz ist«, sagte Azura grimmig.

»Ach ja?«, fragte der Oberdämon mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme.

Er war stehen geblieben und spreizte seine Pfoten. Glänzende, ellenlange Krallen schossen aus ihnen hervor. Bei ihrem Anblick verließ mich jeglicher Heldenmut, den ich gerade noch empfunden hatte. Nicht nur, dass der Oberdämon mehr Karma und Macht besaß, als ich es mir vorstellen konnte. Nein, er konnte uns in seiner Tiergestalt mühelos überwältigen. Wir hatten nicht den Hauch einer Chance, obwohl wir ihm zahlenmäßig überlegen waren.

»Ja, das weiß ich«, ertönte Kasimirs Stimme. Mein Herz machte einen Satz. Seit unserer Begegnung am 1. Oktober war so viel passiert. Er war mein Freund, und egal, wie diese Sache ausging, wir würden es gemeinsam durchstehen.

Oder?

Kasimir war nicht in seiner Tiergestalt. Genauso lässig, wie er vorhin vor den Eber getreten war, trat er nun an die Seite seines Vaters. Aus seinen gelben Augen war jegliche Wärme gewichen.

Kapitel 2In der Falle

1. März

»Warum willst du mir dieses Ding geben?«, fragte Kasimir und bedachte das kleine Gerät in meiner Hand mit einem Blick, als wäre es ein gefährliches Tier.

2001

»Damit wir besser in Kontakt bleiben können«, antwortete ich.

»Hm«, brummte er missmutig. »Geht das nicht anders? Wir könnten ein Rufamulett oder eine Echoschale verwenden.«

»Nein! Kein magischer Hokuspokus. Diesmal versuchen wir es auf meine Weise, und jetzt stell dich nicht so an! Es ist nur ein Handy.« Ich zerrte einen seiner Arme, die er abwehrend hinter dem Rücken verschränkt hatte, hervor und drückte ihm das ausrangierte Klapphandy von Großtante Pearl in die Hand.

Grimmig starrte er darauf. »Und wie genau funktioniert dieses Plastiksprechding?«

»Zuerst hörst du mal auf, es ›Plastiksprechding‹ zu nennen«, meinte ich augenverdrehend.

»Richtig«, stimmte Kasimir mir zu. »›Glotzkasten‹ passt besser. Ihr Menschen verschwendet viel zu viel Zeit an diese Dinger.«

»Also«, fuhr ich fort, ohne auf seinen Kommentar einzugehen, »guck mal, es ist ganz einfach. Mit dem Handy könnt du und Azura mir Nachrichten schicken oder mich anrufen. Es hat nicht mal Internet. Ihr könnt also gar nichts falsch machen.«

»Vielleicht will ich ja eins mit Internet«, maulte Kasimir.

»Nein, willst du nicht«, widersprach ich. Es graute mir schon davor, Großtante Pearl ihr neues Smartphone zu erklären, da brauchte ich nicht auch noch zwei Dämonen, die von Technik keinerlei Ahnung hatten. »Probier es einfach aus, okay?«, fügte ich bittend hinzu. »So können wir uns viel leichter auf dem Laufenden halten.«

»Es hat bisher doch auch ohne den Glotzkasten geklappt«, murmelte Kasimir.

»Ja, klar.« Ich verdrehte erneut die Augen. Kasimir hatte echt keine Ahnung, wie frustrierend es immer für mich gewesen war, ihn nicht erreichen zu können, wenn er mal wieder verschwunden war. Ich würde das nicht mehr mitmachen!

»Großtante Pearl kann dich doch für uns anrufen, wenn irgendwas sein sollte«, versuchte Kasimir noch ein letztes Mal, mich umzustimmen.

»Und wenn Großtante Pearl gerade nicht in der Nähe ist, hm?« Ich stemmte meine Hände in die Hüften. Diese Diskussion nervte. »Nur, weil ihr erst mal bei Großtante Pearl wohnt, heißt das nicht, dass sie rund um die Uhr bei euch ist. Ich habe keine Lust mehr, dass ich euch nicht erreiche. Du nimmst das Handy. Keine Widerworte mehr, Giftzwerg!«

Ein Grinsen stahl sich auf Kasimirs Gesicht. »Du bist echt herrisch.« Er lachte.

»Bei so einem Dickkopf wie dir muss ich das sein«, brummte ich. »Also? Tust du mir jetzt diesen Gefallen?«

»Also schön«, sagte Kasimir mit einem Seufzen. »Aber ich mag diese Menschengeräte nicht. Die zu benutzen, ist total undämonisch!«

»Wenn ich dämonisch werden konnte, dann könnt ihr auch ein bisschen undämonisch werden.«

Darauf erwiderte Kasimir nichts. Das schlechte Gewissen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Dabei konnte er überhaupt nichts dafür, dass ich mich in einen Trickster verwandelt hatte. Nicht mal dem gefährlichen Oberdämon, unserem ärgsten Feind und Widersacher, konnte ich die Schuld an meiner Verwandlung geben. Ich allein hatte mich dafür entschieden, das verzauberte Bonbon zu essen. Okay, ich gebe zu, dass ich ohne Kasimir und den Oberdämon niemals in die Situation geraten wäre, mich überhaupt dafür entscheiden zu müssen … trotzdem hatte ich es gewollt. Denn nun hatten meine Freunde und ich eine Chance, den Oberdämon endgültig aufzuhalten. Wie wir das anstellen wollten, wussten wir allerdings noch nicht.

»Ich sollte mich auf den Heimweg machen«, meinte ich, als Kasimir keine Anstalten machte, irgendetwas zu sagen.

»Willst du nicht lieber hierbleiben?«, fragte er. »Wir machen eine Pyjamaparty.«

Ich schüttelte den Kopf. Nach den letzten zwei Tagen freute ich mich darauf, in meinem eigenen Bett zu schlafen. Ich hatte mich zwar an das Internatsleben gewöhnt, aber heute wollte ich einfach nur nach Hause und nicht darüber nachdenken, was alles geschehen war. Die Verwandlung in einen Dämon musste ich erst mal verdauen, bevor ich weitermachen konnte wie bisher.

»Verstehe«, murmelte Kasimir, obwohl ich nichts erklärt hatte. Schweigend begleitete er mich zu Großtante Pearls Haustür.

Kasimir und Azura würden sich vorerst bei Großtante Pearl verstecken, denn hier sollte der Oberdämon nicht in der Lage sein, sie aufzuspüren. So konnten wir in Ruhe einen Plan schmieden, ihn aus dem Weg zu räumen. Denn wir waren dafür verantwortlich, dass er über einen gigantischen Kessel voller magischer Bonbons verfügte, mit denen er nach Belieben Menschen in Trickster verwandeln konnte. Also mussten wir ihn auch daran hindern, die Bonbons einzusetzen. Den ganzen Tag hatten wir beratschlagt, wie wir das anstellen konnten, leider war keinem von uns eine vernünftige Idee gekommen. Ich war nur auf Rang E und damit in etwa so mächtig wie ein Plastiklöffel. Bei Kasimir und Azura sah die Sache schon besser aus, sie bekleideten Rang C und waren damit beide stark genug, der neue Oberdämon oder die neue Oberdämonin zu werden. Trotzdem waren sie bei Weitem nicht auf dem Level ihres Vaters. In einem Direktkampf Karma gegen Karma hatten sie auch gemeinsam keine Chance. Außerdem führte dieses Thema jedes Mal zum Streit. Beide wollten unbedingt den Platz ihres Vaters einnehmen. Ich fand ja, dass man darüber diskutieren konnte, sobald wir einen vernünftigen Plan hatten, wie wir die Position als Oberdämon frei bekamen.

Was hatten wir also für Optionen? Das verfluchte Unglücksrad konnten wir nicht mehr nutzen, dafür hatte ich unglücklicherweise gesorgt … und mit meiner Menschlichkeit bezahlt.

Kaum war mir dieser Gedanke gekommen, hatte ich bereits nach meiner tierischen Gestalt gegriffen und fühlte, wie mein Körper sich veränderte. Eine Sekunde später starrte ich mit leuchtenden Lemurenaugen zu Kasimir empor. Die Perspektive fand ich noch immer gewöhnungsbedürftig.

Kasimir zog die Haustür auf. Die kalte Luft fuhr mir ins Fell, ich fror jedoch nicht. Diese Eigenschaft hatte ich mit meiner Verwandlung in einen Trickster abgelegt. Meine Winterklamotten trug ich nur noch aus Gewohnheit.

»Pass auf dich auf«, sagte Kasimir und spähte in die Dunkelheit hinaus. Es war kurz vor Mitternacht. Der Vorgarten lag verlassen vor uns.

»Als ich ein Mensch war, hast du dir weniger Gedanken um mich gemacht«, meinte ich.

»Als Dämon hat man mehr Feinde«, erwiderte er und befeuerte damit die wachsende Unruhe in mir.

»Quatsch«, brummte ich und drückte das Gefühl weg. »Angeblich bin ich schon seit Monaten eine Dämonin, schon vergessen?«

Kasimir zuckte mit den Achseln. »Aber jeder Trickster weiß nun, dass du wirklich eine bist. Ich denke, viele haben es nicht geglaubt, bis du an dem Ritual teilgenommen hast. Vermutlich ist der ein oder andere Trickster auch mächtig sauer auf dich, weil er sich selbst Hoffnungen gemacht hatte, vom Oberdämon für das Ritual ausgewählt zu werden.«

Mit offenem Mund starrte ich Kasimir an. Dieser Gedanke war mir überhaupt noch nicht gekommen.

»Meinst du echt?«

Als er die Besorgnis in meiner Stimme hörte, lächelte Kasimir mich beruhigend an.

»Nein, eigentlich nicht … aber pass trotzdem auf, okay? Denk daran, dass du jetzt dein eigenes Karma zur Verfügung hast. Tritt jedem ordentlich in den Hintern, der es wagt, dir in die Quere zu kommen.«

Ich reagierte nicht, sondern tastete nach dem grünen Wabern in mir. Dank meiner Schuld gegenüber den Gargoyles konnte ich niemandem etwas versprechen. Wenn ich Kasimir versprach, vorsichtig zu sein, würde ich mit Sicherheit kopfüber in eine besonders gefährliche Situation hineinlaufen. Ich hatte jetzt zwar Karma zur Verfügung, aber ich war noch nicht geübt darin, es einzusetzen. Während Azura und Großtante Pearl sich in endlosen Diskussionen über einen potenziellen Plan verstrickt hatten, war es Kasimirs Aufgabe gewesen, mit mir zu üben. Denn was war ein Trickster ohne Karma?

Ich würde es vielleicht bald herausfinden, denn viel Karma hatte ich nicht. Mit dem wenigen, das mir zur Verfügung stand, musste ich sparsam umgehen. Mein Magen verknotete sich, wenn ich daran dachte, dass ich mir mehr Karma beschaffen und damit Unglück unter den Menschen verbreiten musste.

»Wir nehmen das morgen in Angriff«, sagte Kasimir. »Du bekommst schon genug Karma. So schwer ist das nicht.«

»Hm«, machte ich. Meine Sorge musste mir im Gesicht gestanden haben.

Wir verabschiedeten uns, dann kletterte ich auf den nächstgelegenen Baum am Straßenrand. Ich spürte Kasimirs Blick auf mir ruhen, als ich über einen dicken Ast balancierte und von da aus zum nächsten Baum sprang.

Die verschwommenen Lichter der Straßenlaternen flogen an mir vorbei, als ich mich in der breiten Allee von Baum zu Baum hangelte. Meine Lemurenhände fanden mühelos Halt, bevor mich mein Schwung weiterkatapultierte. Ich genoss die schwerelosen Sekunden, ehe meine Finger sich an den nächsten Ast klammerten.

Ein Lachen brach aus mir heraus, als ich einen besonders großen Sprung schaffte und mich mit den Hinterbeinen erneut abstieß. Das Ganze sollte mir keinen solchen Spaß machen, schließlich kam ich gerade von einem Krisengespräch, aber ich genoss es, mich meinen neuen Kräften zu überlassen. Irgendwelche Vorteile musste dieses Dämonending ja haben, wenn ich schon dazu verdammt war, den Menschen dieser Stadt Pech zu bringen.

Die Fußgängerampel direkt vor meiner Nase wechselte auf Rot, und ich hangelte mich an ihr empor. Auch als Dämonin würde ich mich an die Spielregeln der Menschenwelt halten. Während ich reglos darauf wartete, dass die Ampel auf Grün sprang, spürte ich auf einmal, wie sich die Haare in meinem Nacken aufstellten. Mein plüschiger Schwanz zuckte im Einklang mit meinen gespitzten Ohren. Das Gefühl, beobachtet zu werden, machte sich in mir breit. Ich widerstand der Versuchung, mich umzudrehen. Ich war eine Dämonin. Nichts und niemand im Menschenviertel konnte mir gefährlich werden. Wahrscheinlich hatte mich irgendein Mensch entdeckt und bestaunte nun den Lemuren, der mitten in der Innenstadt auf einer Ampel hockte. Vielleicht hielt mich die Person auch für ein merkwürdiges Eichhörnchen oder einen Marder. Ganz sicher waren keine Feinde hinter mir her, wie es Kasimir gesagt hatte.

Ich schaffte es, das ungute Gefühl abzuschütteln, sprang aber eilig los, als die Ampel endlich grün wurde. Den restlichen Weg nach Hause legte ich in Rekordzeit zurück. Hin und wieder meinte ich, ein sonderbares Flimmern im Augenwinkel wahrzunehmen, doch jedes Mal, wenn ich versuchte, genauer hinzuschauen, verschwand es.

Bei unserem Mietshaus angekommen, überlegte ich für einen Moment, mich im Schutz der Mülltonnen zurückzuverwandeln, aber dann entschied ich mich anders. Ich musste schließlich lernen, mich in meiner neuen Gestalt zurechtzufinden, oder nicht? Immerhin war ich nun kein nutzloser Mensch mehr.

Beflügelt von dem Gedanken erklomm ich mit ein wenig Unterstützung meines Karmas die raue Mauer des Hauses und erreichte die Fensterbank meines Zimmers. Nirgendwo in unserer Wohnung brannte Licht. Mum war wahrscheinlich schon schlafen gegangen, also würde sie nicht bemerken, wie ich mich hineinschlich.

1934

Mein Fenster schwang nach innen auf, nachdem ich dem grünen Wabern in mir befohlen hatte, es zu öffnen. Es reichte ein Gedanke, und schon taten die Dinge in meiner Umgebung, was ich von ihnen wollte. Lautlos hüpfte ich in das dunkle Zimmer.

1888

Kaum dass meine Hände und Füße den Boden berührten, erkannte ich, dass etwas nicht stimmte. Ich spürte nicht die glatte Oberfläche des Holzlaminats, sondern etwas Raues und Faseriges. Außerdem stieg mir der unverkennbare Geruch nach Kräutern in die Nase. Bevor ich in irgendeiner Weise reagieren konnte, zog sich ein feinmaschiger Sack um mich herum zusammen und riss mich nach oben zur Decke.

Mir entschlüpfte ein erschrockener Schrei, und meine Finger glitten haltsuchend über die Maschen des Sacks, während ich hilflos hin und her baumelte. Was zur verfluchten Hölle sollte das?

Kapitel 3Endlich eine Enthüllung

Mit heftig klopfendem Herzen starrte ich in die Dunkelheit meines Zimmers. Meine Lemurenaugen hatten kein Problem, den klaren Umriss einer Person zu erkennen, die durch die geöffnete Tür den Raum betrat.

Für einen furchtbaren Moment dachte ich, dass der Oberdämon uns durchschaut hatte und nun doch gekommen war, um mich zu holen. Aber die Person war um einiges kleiner als der Oberdämon. Außerdem würde der oberste und mächtigste aller Trickster wohl keinen verdammten Sack benutzen, um mich zu fangen. In diesem Moment registrierte ich erst, was ich da gerade gedacht hatte … es war nur ein Sack! Und ich war eine verfluchte Dämonin! Mein Gegner hatte keine Ahnung, mit wem er sich da angelegt hatte.

»Endlich hab ich dich, Dämon!«, sagte die näher kommende Person mit drohender Stimme.

Moment … Konnte das wirklich sein?

Sprachlos starrte ich ihr entgegen. Es war Ruben! Verdammt noch mal! Er hatte also doch nicht aufgegeben. Seit seinem Versuch, mich auf dem Wintermarkt zu fangen, war ich ihm so gut wie möglich aus dem Weg gegangen, damit er keine weitere Chance bekam. Aber hier war er nun: mit einer neuen Falle für … Dämonen? War er nicht der Überzeugung gewesen, dass ich von einem Geist besessen war?

»Sag etwas, Dämon«, forderte Ruben mich auf. »Was willst du von Livia? Sie ist nur ein unschuldiges Mädchen!«

Oh, er hatte überhaupt keine Ahnung, was hier vor sich ging. Er wusste nicht, dass ich der Lemur war. Außerdem … Ich und unschuldig? Schon bald nicht mehr, sobald ich anfangen würde, Menschen für Karma ins Unglück zu stürzen.

Ruben trat noch näher an mich heran, und ich drehte instinktiv meinen Kopf zur Seite, als würde er mich erkennen können, wenn er mich nur intensiv genug anstarrte. Dabei hatte das leuchtende Pink meiner Augen nichts mehr gemein mit dem warmen Braunton, den Ruben von mir kannte.

»Sprich!«, verlangte Ruben erneut.

Ich schluckte gegen den Kloß in meiner Kehle an. Würde er meine Stimme erkennen? Was sollte ich überhaupt sagen? Ich konnte ihm nicht offenbaren, dass ich eine Dämonin war! Er jagte übernatürliche Wesen. Ich hatte keine Ahnung, was er mit mir anstellen würde, wenn er mich durchschaute. Und was noch viel schlimmer war … er würde es sicher meiner Mum sagen! Dann würde es richtig Ärger geben. Vermutlich Hausarrest, bis ich meinen Führerschein machte. Nein, dass Ruben mich verpetzte, konnte ich nicht riskieren. Ich musste hier verschwinden, ohne dass er meine Identität aufdeckte.

»Lass mich frei«, sagte ich mit verstellter Stimme.

»Niemals! Du wirst mir ein paar Fragen beantworten«, widersprach Ruben.

Ich unterdrückte ein Seufzen. Dieses Gespräch kam mir ziemlich vertraut vor. Genau dasselbe hatte ich von Kasimir verlangt, als er mir vor Monaten in die Falle gegangen war. Geendet hatte das Ganze mit einem Deal. Ich bezweifelte aber, dass Ruben mich für bessere Schulnoten laufen lassen würde.

»Ich …«, setzte ich an, brach jedoch ab. Wie sollte ich ihn davon überzeugen, dass ich nicht böse war? Ich konnte nichts sagen, ohne mich zu verraten.

»Was willst du von Livia? Warum verfolgst du sie?«, wiederholte Ruben seine Frage.

»Ich verfolge sie überhaupt nicht!«, rief ich und vergaß dabei, meine Stimme zu verstellen.

»Was tust du dann in ihrem Zimmer? Sie ist nicht hier!«

Verdammt! Mit jedem Wort ritt ich mich nur weiter in dieses Dilemma hinein.

»Na, Fusselkopf. Brauchst du Hilfe?«, meldete sich auf einmal eine Stimme, von der ich gehofft hatte, sie so schnell nicht wieder zu hören.

Ich schaute nach allen Seiten, um diesmal einen Blick auf meinen unsichtbaren Helfer zu werfen. Doch genau wie die letzten Male war nirgendwo etwas von ihm zu sehen.

»Verschwinde«, zischte ich.

»Das kannst du vergessen, Dämon«, antwortete Ruben.

»Doch nicht du«, fuhr ich ihn genervt an.

Die unsichtbare Stimme lachte. »Ich kann dir helfen, da rauszukommen. Du musst mir nur einen klitzekleinen Gefallen tun.«

»Ich gehe keinen Deal mit dir ein«, sagte ich. Seine Drohung, dass er genau das von mir wollte, hatte ich nicht vergessen. Keine Deals mehr! Diese Zeiten waren endgültig vorbei. Jedes Mal, wenn ich mich auf einen Dämon eingelassen hatte, hatte ich nachher tiefer in der Tinte gesessen als vorher. Diesen Fehler machte man einmal, vielleicht zweimal, aber ich würde ihn ganz sicher kein drittes Mal machen.

»Ich will keinen Deal mit dir! Ist es das, was du von Livia willst? Hast du sie in irgendeine teuflische Abmachung verstrickt?«

Ach, verflucht! Ruben war ja immer noch da.

»Ich rede doch gar nicht mit dir!«, fuhr ich ihn an.

Ein verwirrter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Mit wem denn dann?«, wollte er wissen.

Ja, das war eine verdammt gute Frage. Ich wusste, dass die Stimme einem Dämon gehörte, und wenn ich richtig kombiniert hatte, dann war es sogar ein Dämon aus einem anderen Clan. Nur zu welcher Art er gehörte, davon hatte ich keine Ahnung.

Die Stimme gluckste vor sich hin, während ich noch immer erfolglos nach dem dazugehörigen Körper Ausschau hielt. Vielleicht war der Dämon gar nicht unsichtbar, sondern hatte eine so winzige Tiergestalt, dass ich ihn nicht entdecken konnte, wie einen Floh zum Beispiel.

»Also? Soll ich dir aus der Patsche helfen?«, fragte der Unbekannte.

1765

»Vergiss es«, knurrte ich. Die Zeiten, dass ein Dämon mir mit einem Deal helfen musste, waren vorbei. Ich kam nun wunderbar allein zurecht. Mit all meiner Kraft beschwor ich mein Karma und richtete es auf mein Gefängnis. Ich spürte, wie es an den Fasern des Netzes riss, aber da kam ein warmer Wind auf, der sich wie eine Zwangsjacke um mich legte und mein Karma zurückdrängte. Meine Magie kratzte verzweifelt an der unsichtbaren Barriere, die mich daran hinderte, auszubrechen. Ich streckte meine Hände aus, bekam die faserigen Maschen aber nicht zu fassen. Meine Finger rutschten an der durchsichtigen Wand einfach ab.

1888

Dreimal verfluchter Mist! Die Falle war dämonensicher? Wie hatte Ruben das geschafft? Er hatte doch nur Ahnung von der Geisterjagd!

Ich stieß einen frustrierten Laut aus. Auf Rubens Gesicht zeichnete sich Erleichterung ab. Er war sich wohl nicht sicher gewesen, ob seine Falle wirklich halten würde.

»Deine Zaubertricks sind wirkungslos«, teilte er mir mit. »Mein Praktikant und ich haben eine Lösung gefunden, dich an der Flucht zu hindern.«

Na toll! Jetzt waren schon zwei von der Sorte hinter mir her! Seit wann hatten Geisterjäger überhaupt Praktikanten?

Ich bleckte meine spitzen Zähne, aber Ruben zückte völlig unbeeindruckt ein Walkie-Talkie.

»Du kannst kommen. Der Dämon kann uns nichts anhaben«, sprach er in das Gerät. Na, Arbeitssicherheit wurde bei ihm offenbar großgeschrieben. Weit weg hatte sich der Praktikant allerdings nicht versteckt. Denn kaum hatte Ruben das Walkie-Talkie wieder an seinem Gürtel befestigt, näherten sich schnelle Schritte aus dem Flur.

Ich wandte mich der Person zu, und ein klammes Gefühl stieg in meiner Brust auf. Es war Rami, Kasimirs Mitbewohner aus der Embergate-Academy. Geschockt starrte ich ihm entgegen.

Rami war ein DÄMON! Ein Trickster genau wie ich. Wieso nur machte er ein verfluchtes Praktikum bei einem Geisterjäger? Wieso half er bei der Jagd auf mich? War der Oberdämon mir doch auf die Schliche gekommen, und hatte er Rami befohlen, mich zu fangen? Nein, das ergab gar keinen Sinn. Für solche Aufgaben hatte der Oberdämon andere Lakaien, und sie würden dafür niemals die Hilfe eines Menschen in Anspruch nehmen.

Ich fing Ramis Blick aus diesen dämonisch leuchtenden Augen ein. Die stumme Frage hing zwischen uns. Rami grinste. Er hob seine rechte Hand, schnipste gemächlich mit den Fingern und … und … Es war, als hätte jemand einen Schwarz-Weiß-Filter über uns und die Umgebung gelegt. Sämtliche Farbe verschwand und nahm auch jegliche Bewegung mit sich. Rami hatte es irgendwie geschafft, die Zeit anzuhalten. Ruben rührte sich nicht mehr. Probehalber zuckte ich mit meinem Schwanz. Ich war zwar gefangen, hatte aber noch die Kontrolle über meinen Körper.

»Was geht hier vor?«, blaffte ich Rami an. Ich nickte in Rubens Richtung.

Rami grinste noch breiter.

»Ich dachte, dass du vielleicht von selbst darauf kommst, aber okay, du bekommst einen Tipp von mir«, sagte er, und mir wurde bei seinen Worten gleichzeitig heiß und kalt. Ich hatte mich in der Academy nie wirklich mit Rami unterhalten, deswegen war es mir bisher nicht aufgefallen, aber jetzt hier in der Falle erkannte ich meinen Fehler. Rami brauchte den Tipp nicht auszusprechen. Seine Stimme verriet alles, was ich wissen musste: Er war der unsichtbare Helfer.

Fassungslos starrte ich ihn an.

»Na, ist der Groschen gefallen?«, feixte er und trat einen Schritt auf mich zu, blieb jedoch in sicherer Entfernung zu meiner Falle stehen. »Das ist ein fieses Teil, nicht wahr? Was für ein Pech, dass jemand sich bei dem Geisterjäger eingeschlichen hat, um ihm einen heißen Tipp zu geben, wie man am besten einen Dämon fängt.«

»Du … du …«, stotterte ich.

Er nickte ermutigend.

»Du hast Ruben mit der Falle geholfen? Aber du bist die unsichtbare Stimme, die mir während der Prüfung des Oberdämons geholfen hat!«, stieß ich schließlich hervor.

»Stimmt beides.« Rami strahlte. »Du hast dich übrigens nie auf angemessene Weise dafür bedankt, dass ich dir in der Academy den Hintern gerettet habe.«

Ich ging nicht darauf ein.

»Das kann nicht sein!«, widersprach ich meiner eigenen Schlussfolgerung. »Du kannst als einfacher Trickster unmöglich so viel Macht besitzen, um den Oberdämon zu täuschen! Du bist ein Schüler.«

»Na ja, erstens«, Rami hob einen blassen Finger, »bist auch du nur eine Schülerin, genauso wie Kasimir und Azura, und ihr führt ihn jetzt schon eine ganze Weile erfolgreich an der Nase herum.«

Mein Herz sackte noch eine Etage tiefer. Er wusste, dass Azura wieder zurück war. Wie war das möglich?

»Und zweitens«, fuhr Rami fort, »halte ich dich für so schlau, dass du mein kleines Geheimnis vielleicht längst durchblickt hast.«

Abwartend sah er mich an.

»Du bist kein Trickster«, sprach ich den Verdacht aus, den Kasimir und Azura nicht ernst nehmen wollten.

»Bing Bing Bing! Die Teilnehmerin hat hundert Punkte.«

Schön, dass er in dieser Situation offenbar Scherze machen konnte. Mir war das Lachen vergangen. Ich hatte es die ganze Zeit geahnt, und jetzt saß ich trotzdem in diesem Schlamassel fest.

»Was bist du?« Ich hatte zwar keine Ahnung von den unterschiedlichen Dämonenclans, aber ich musste es wissen.

»Ein Dschinn«, antwortete Rami.

Kapitel 4Ein Angebot zum Ablehnen

»Wie die aus der Flasche, die einem Wünsche erfüllen?«, platzte es aus mir heraus. Das klang nicht sehr dämonisch.

Rami verdrehte die Augen. »Nicht ganz«, brummte er. »Das mit der Flasche stimmt. Das mit den Wünschen ist deutlich komplizierter.«

»Schuldest du Ruben drei Wünsche? Hilfst du ihm deswegen?«

»Nicht ganz«, wiederholte er seine Worte.

Ich schnaubte frustriert. Es war mir fast entfallen, wie nervig es sein konnte, aus einem Dämon eine vernünftige Information herauszubekommen. Das war wohl ein clanübergreifendes Ding.

»Okay, dann anders«, grummelte ich. »Wie habt ihr mich geschnappt? Und warum? Ich sitze hier fest, also schuldest du mir ein paar Antworten!«

»Eher schuldest du mir etwas«, meinte Rami und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. »Ich hab dir schließlich mit dem Oberdämon geholfen, und …« Er zögerte für einen Moment. »Ich werde dir auch hier raushelfen.«

Ich runzelte die Stirn.

»Du machst dir die Mühe, mit einem Menschen zusammenzuarbeiten, um mich zu fangen. Dafür gibst du dich sogar als Praktikant eines Geisterjägers aus, und dann willst du mir helfen freizukommen?« Die Ungläubigkeit in meiner Stimme sprach Bände. Das klang wahnwitziger als jeder Plan, den meine Freunde und ich bisher ausgeheckt hatten. Selbst die abenteuerlichsten Ideen von Kasimir konnten diesem Gedankengang nicht das Wasser reichen.

»Nicht ganz.« Wenn Rami das noch einmal sagte, dann … dann … »Du hast einen Schritt vergessen«, fuhr er fort.

»Und der wäre?«, wollte ich wissen.

»Bevor ich dir aus dieser hundertprozentig ausbruchsicheren Dämonenfalle heraushelfe, erwarte ich eine Gegenleistung.«

Vor Wut bleckte ich meine spitzen Zähne. Es war nicht schwer zu erraten, was sich Rami erhoffte. »Du willst einen Deal«, knurrte ich.

Rami nickte grinsend. »Ich hab dir gesagt, dass wir mal einen eingehen werden.«

Ich öffnete meinen Lemurenmund, um Rami etwas sehr Unschönes entgegenzupfeffern, aber er sprach schnell weiter und nahm mir mit seinen nächsten Worten den Wind aus den Segeln.

»Aber«, sagte er. »Ich weiß, dass es keinen Sinn ergeben würde, einen Deal mit dir einzugehen. Ich bin bestens über deine Schuld den Gargoyles gegenüber informiert. Alles, was du mir versprechen würdest, würde nicht in Erfüllung gehen. Also will ich keinen Deal, kein Versprechen oder sonst etwas, nein, ich will dir einfach nur meine Hilfe anbieten und hoffe, dass du sie annimmst.«

Ich brauchte einen Moment, um meine Gedanken zu sortieren.

»Du willst mir helfen? Einfach so? Ohne Gegenleistung?«

Rami nickte. »Ich würde das Ganze zwar lieber mit einem Deal festmachen, schließlich bist du verdammt unkooperativ, aber …«

»Ich bin UNKOOPERATIV?« Meine Stimme überschlug sich fast. Was erlaubte sich dieser Dämon? »Du hast mich von einem Geisterjäger fangen lassen, um mir deine Hilfe für irgendwas anzubieten, und rückst nicht mit der Sprache raus, um was es hier eigentlich geht! Wenn hier einer unkooperativ ist, dann bist das du.«

»Ansichtssache«, meinte Rami achselzuckend. »Aber glaub mir, ich wäre nicht hier, wenn es anders gehen würde. Ich will dir nämlich bei der einen Sache helfen, die ich selbst nicht allein schaffe.«

»Die da wäre?«, bohrte ich nach. »Mach es nicht so spannend!« Dieser Dämon war schlimmer als Kasimir mit seinen Miniportionen an Informationen.

»Na, den Oberdämon zu besiegen.«

Ich hätte nicht gedacht, dass Rami es erneut schaffen würde, mich zu überraschen, aber diese Enthüllung toppte alles.

»Was für ein Interesse hast du daran, den Oberdämon zu stürzen?«

»Ist das dein Ernst?« Nun sah Rami erstaunt aus. »Habt ihr denn keine Ahnung, was bei den anderen Clans los ist?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Und die beiden anderen Chaoten?«

»Falls du Kasimir und Azura meinst …«, setzte ich an.

»Natürlich meine ich die«, unterbrach Rami mich.

»Sie haben zumindest nichts gesagt«, führte ich meinen Satz zu Ende.

»O Mann«, brummte Rami. »Ich hätte mich echt früher einmischen sollen. Also, hör zu: Das, was euer Oberdämon da treibt, gefällt den Oberdämonen der anderen zwölf Clans überhaupt nicht, okay?«

»Er ist nicht MEIN Oberdämon«, warf ich ein.

»Du bist doch ein Trickster?«

»Ja, schon, aber …«

»Dann ist er sehr wohl DEIN Oberdämon«, meinte Rami. »Also, zurück zum Wesentlichen. Die anderen Oberdämonen haben spitzbekommen, dass er versucht, sich eine Armee aufzubauen. Sie sind stinksauer. Es gibt eine Übereinkunft, dass die Clans sich gegenseitig in Ruhe lassen.«

»Echt? Das haben Kasimir und Azura überhaupt nicht erzählt.«

»Ich hab das Gefühl, sie sagen dir eine ganze Menge nicht«, brummte Rami. »Aber ja, dieses Abkommen regelt, dass kein Clan mächtiger werden kann als ein anderer. Deswegen funktioniert das Zusammenleben der Clans auch seit Jahrhunderten, obwohl der Big Boss sich in den Ruhestand verabschiedet hat.«

Der Teufel höchstpersönlich. Rami meinte den dreimal verfluchten Teufel.

»Und dann kamst du.« Rami zeigte mit anklagendem Finger auf mich. »Mit deiner Verwandlung hat der ganze Ärger Fahrt aufgenommen. Die anderen Clans waren sich nicht sicher, ob die Bonbons wirklich funktionieren, aber du bist der beste Beweis dafür, dass sie es tun.«

»Das ist doch aber nicht meine Schuld!«, rief ich panisch. Ich hatte schon die Gargoyles gegen mich aufgebracht. Wenn jetzt auch noch zwölf Dämonenclans hinter mir her waren, dann gute Nacht.

»Sie geben dir nicht die Schuld«, meinte Rami, und meine Lunge füllte sich wieder mit Luft. »Sondern deinem gesamten Clan. Angefangen bei der Familie Velnias. Die Clans wollen die Bonbons untereinander aufteilen, um ein neues Gleichgewicht herzustellen, und … und wollen den gesamten Tricksterclan auslöschen.«

»A-Auslöschen«, stotterte ich.

Rami nickte mit ernster Miene. »Sie halten den Oberdämon für zu gefährlich.«

Ich schluckte gegen den Kloß in meinem Hals an. Wie furchtbar musste der Oberdämon tatsächlich sein, wenn alle anderen Oberdämonen ihn ebenfalls für ein Monster hielten? Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, wie meine kleine Pechsträhne sich in dieses ausgewachsene Chaos hatte verwandeln können.