Karo Kugel Superelfe - Jens Reinländer - E-Book

Karo Kugel Superelfe E-Book

Jens Reinländer

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Beschreibung

Elfen sind kleine zauberhafte Wesen. Sie tragen reizende Kleider aus Mondlicht und Sternenstaub, benehmen sich ausgesprochen wohlerzogen und was das Essen angeht, schlürfen sie allerhöchstens Nektar aus Blütenkelchen oder naschen den Morgentau von den Blättern. Soweit die Theorie. Karo Kugel ist anders. Diese Elfe ist rund wie eine Kugel, trägt große Filzpantoffeln und wenn sie nicht gerade herumkommandiert wie ein General beim Fahnenappell, futtert sie Kekse - eine ihrer drei großen Leidenschaften. Die beiden anderen Leidenschaften sind Singen und Tanzen. Das tut sie mit Inbrunst. Dann erbebt die Erde und zittert die Luft und alles ringsum zittert mit. Leider! Obwohl Elfen doch bekannt sind für ihren liebreizenden Gesang und ihre anmutigen Tänze. Doch sobald Karo Kugel loslegt, hält man sich besser die Ohren zu. Dann schrillen Alarmsirenen aus ihrem Mund und es kracht und wummert, als würde es Bowlingkugeln regnen. Das ist nicht schön. Eine Elfe, die so singt und tanzt, ist höchst peinlich - stellt auch Karo schließlich beschämt fest. Aber dann macht sie eine fantastische Entdeckung. Nämlich, dass es auch ein großes Glück sein kann, wenn man rundum besonders ist …

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Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de/DE/Home/home_node.html abrufbar.

Copyright (2020) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Illustrationen © Sven Häberlein

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Jens Reinländer

Karo Kugel – Superelfe

Engelsdorfer Verlag Leipzig 2020

Heute erzähle ich dir mal, warum sich in einem Dorf gleich um die Ecke von mir, alle Leute eine Schale Kekse ins Fenster stellen, bevor sie aus dem Haus gehen.

Angefangen hat alles an einem zauberhaften Sommertag. Die Sonne lachte am blauen Himmel. Die Schwalben gaukelten schwatzend durch die Luft. Eine Amsel zwitscherte fröhlich ihr Lied. Die frechen Spatzen tschilpten mit. Und auf der Blumenwiese vor Mortens Schrankenwärterhaus tanzten die Schmetterlinge und summten die Bienen, dass es eine Freude war. Ein richtiger Gute-Laune-Tag war das!

Für gewöhnlich klemmt sich Morten an so einem Tag sein Lieblingsbuch unter den einen Arm, ein dickes Kissen unter den anderen Arm und macht es sich auf seiner Gartenbank unterm Apfelbaum bequem.

Da sitzt er dann, hat seine Nase tief zwischen die Buchseiten geschoben und lässt sich vom Wind sanft hin und her schaukeln. Und manchmal lacht er dabei leise oder seufzt glücklich, und wer ihn so sieht, kommt niemals auf die Idee, dass er das Buch längst auswendig kennt.

Doch genauso ist es. Morten hat sich dieses Buch schon so oft angesehen, dass er jede Seite bis aufs letzte I-Tüpfelchen beschreiben kann. Und trotzdem wird es ihm nie langweilig. Weil darin nämlich lauter schöne Dinge stecken.

Zum Beispiel Lokomotiven. Die findet Morten toll. Und in dem Buch sind haufenweise davon zu sehen. Da gibt es ehrwürdige Dampfloks und kraftstrotzende Dieselloks, elektrische Loks mit vornehmen Stromabnehmern, aber auch putzige Rangierloks oder flotte Triebwagen. Morten wird nie müde beim Betrachten der kleinen und großen Schmuckstücke.

An einer anderen Stelle im Buch sind schicke Eisenbahnermützen und Trillerpfeifen abgebildet. Auch die sind ganz nach Mortens Geschmack. Er selber hat acht verschiedene Dienstmützen in seinem Schrank – für jeden Wochentag eine und außerdem noch eine für Feiertage. Und Trillerpfeifen hat er noch viel mehr. Die sammelt er schon, seit er denken kann. Sie sind mittlerweile so zahlreich, dass Morten sich deswegen extra einen zweiten Garderobenständer anschaffen musste. Weil an dem einen so viele Trillerpfeifen baumeln, dass es unmöglich ist, da noch irgendwas anderes unterzubringen.

Das Beste im Buch jedoch ist das Kapitel mit den Bahnschranken. Morten liebt nämlich Bahnschranken über alles. Deshalb ist er auch Schrankenwärter geworden und nicht etwa Flohdompteur. Obwohl er Flöhe auch echt prima findet. Solange sie nicht in seinem Bett rumhüpfen! Aber mit Bahnschranken können Flöhe nicht mithalten. Denn Flöhe sehen immer irgendwie alle gleich aus. Bei Bahnschranken dagegen ist das ganz anders. Die sind nämlich komplett verschieden. In Mortens Buch sind sie alle abgebildet. Die langen und die kurzen, die schlanken und die dicken. Manche sehen aus wie Baumstämme, andere wie Zahnstocher. Karierte sind zu sehen und gepunktete, einfarbige stehen neben bunten. Und dann gibt es noch zwei ganz besondere Exemplare. Die sind rot und weiß gestreift und sehen haargenau so aus, wie die beiden Schranken an Mortens Bahnübergang. Das sind übrigens die schönsten Bahnschranken auf der ganzen Welt. Findet jedenfalls Morten.

Jedesmal wenn er sie anschaut, pocht sein Herz ganz stürmisch vor Glück. Was ganz klar beweist, dass Morten Recht hat und dass es keine fabelhafteren Schranken geben kann.

Doch heute, an diesem eigentlich doch so herrlichen Tag, pochte Mortens Herz nicht vor Glück. Vielmehr vor Schreck. Denn Morten hatte gerade ein Problem. Ein wahrlich schreckliches Problem!

„Stopp! Keinen Schritt näher! Stehen bleiben!“, schallte Mortens Stimme verzweifelt aus dem Schrankenwärterhaus. Das Geschrei war so laut, dass in den Bäumen ringsum alle Vögel erschrocken hochwirbelten und eilig davonschossen.

„Nun brems’ doch endlich! Bist du taub?“, krächzte Morten jetzt in höchster Not. Daraufhin verkrochen sich flugs auch gleich noch alle anderen Tiere. Bloß ein Maulwurf buddelte weiter eifrig unter der Wiese herum und ließ einen Hügel nach dem anderen aus der Erde wachsen. Unter der Wiese hörte er nämlich nichts von Morten und hatte deshalb keinen blassen Schimmer, was da über ihm vor sich ging. Nämlich, dass Morten gerade so einen Radau veranstaltete. Wo er doch eigentlich im Bett lag und tief und fest schlafen sollte. Doch stattdessen brüllte Morten jetzt aus Leibeskräften: „Wirst du wohl sofort anhalten, du Monster! Hilfääää!“

Plötzlich polterte es im Haus heftig. Von einer Sekunde zur nächsten war von Morten kein Mucks mehr zu hören. Aber nicht etwa, weil er sich durch das Gerumpel eben zu Tode erschrocken hatte. Vielmehr, weil er die Zähne zusammenbeißen musste. Morten lag nämlich jetzt mit einemmal auf dem Boden neben seinem Bett.

„Puh, das war aber eben knapp gewesen. Bloß gut, dass ich noch rechtzeitig aus dem Bett gesprungen bin. Sonst wäre ich jetzt glatt von diesem riesigen Güterzug überrollt worden“, ächzte er mit verkniffenem Gesicht und massierte sich die Pobacken.

Misstrauisch blinzelte Morten erst zur einen, dann zur anderen Seite und stutzte plötzlich.

„Äh, Momentchen mal“, grummelte er verdutzt. „Wie es aussieht, ist der Zug ja gar nicht hier durchgebraust. Dann war das also schon wieder so ein gruseliger Traum. Morten, alter Junge, was träumst du neuerdings bloß für verrückte Sachen? Vorgestern hat dir ein Nilpferd beim Walzertanzen die Zehen platt getreten. Gestern bist du auf einem Kuhfladen eine Skipiste hinabgerast. Und heute ist eine Diesellok mit neunundneunzig Waggons über dein Bett gedonnert. Wenn das so weitergeht, wirst du demnächst noch in der Klapsmühle landen!“

Seufzend kroch Morten unters Bett und suchte seine Hauspantoffeln. Den rechten hatte er schnell gefunden, aber der linke blieb wie vom Erdboden verschluckt.

„Egal“, schnaufte Morten, „den suche ich später weiter. Jetzt muss ich auf den Schreck erst mal dringend was essen, damit sich meine Nerven wieder beruhigen.“

Das ist bei Morten immer so. Sobald er sich aufregt, bekommt er gleich einen Mordshunger. Und erst, wenn er den gestillt hat, geht’s ihm wieder besser. Und weil die Aufregung eben gerade mächtig groß war, hatte Morten jetzt auch mächtig Appetit. Darum gab es jetzt nur einen Weg für ihn. Den zum Kühlschrank natürlich, ganz klar!

Morten rappelte sich hoch und schlüpfte mit schlackernden Knien in seinen rechten Hauspantoffel. Dann tappte er zum Kühlschrank. Zum Glück hatte er es nicht weit. Denn sein Kühlschrank steht gleich neben dem Bett, direkt zwischen dem Garderobenständer mit den Trillerpfeifen und dem Garderobenständer ohne Trillerpfeifen.

Mit einem Ruck öffnete Morten die Kühlschranktür und dachte im ersten Moment, er träumt immer noch. Doch die frostige Luft, die Morten jetzt entgegenschlug und ihm eine Gänsehaut machte, fühlte sich ziemlich echt an.

„Das gibt’s doch nicht. Der Kühlschrank ist ja ratzekahl leer! Wo ist denn das ganze Pflaumenmus hin? Und mein Lieblingskäse fehlt auch! Das ist aber merkwürdig!“, bibberte er. Dabei hatte Morten das Seltsamste noch gar nicht bemerkt. Im Eisfach tickte nämlich etwas. Und als Morten das Ticken schließlich hörte und im Eisfach nachschaute, rasselte dort im selben Augenblick ein Wecker los. Jetzt war Morten völlig baff.

„Das ist doch der Bimmelheinrich von Magda und Adele. Wie kommt der denn hier her?“, stammelte er und verspürte vor Aufregung gleich noch mehr Hunger.

In seiner Not fiel ihm jetzt die Schale mit den Butterkeksen ein, die unten im Wohnzimmer auf der Fensterbank stand. Nur die konnte ihn jetzt noch retten.

So schnell es in dem einen ausgetretenen Hauspantoffel ging, schlurfte Morten aus dem Schlafzimmer und stolperte die Treppe hinab. Er musste jetzt dringend etwas essen. Denn soviel Aufregung auf einmal hielten selbst die stärksten Schrankenwärternerven nicht aus.

Unten im Flur bog Morten kurzerhand nach links ab. Da entlang ging es aber nicht ins Wohnzimmer. Da ging es in die Küche. Das Wohnzimmer mit den Keksen war rechts. Doch bevor die dran waren, hatte Morten noch etwas vor.

„Einen schönen Kamillentee werde ich mir erst noch aufbrühen. Da schmecken die Kekse gleich noch zehnmal besser“, schnaufte er und verschwand in der Küche.

Morten machte Teewasser heiß, warf eine Handvoll Kamillenblüten in die Teekanne und goss das Wasser drüber. Dann schnappte er sich die Kanne und machte auf dem Absatz kehrt.

Dummerweise hatte Morten jetzt nicht bedacht, dass er ja soeben sprudelnd heißes Wasser in die Teekanne gegossen hatte. Kaum hielt er sie fest, krächzte er auch schon los: „Aua, heiß, heiß!“, und raste damit ins Wohnzimmer.

Dort landete die Kanne mit einem lauten „Rums!“ auf dem Wohnzimmertisch. Gerade noch rechtzeitig. Beinahe hätten seine Finger Feuer gefangen. Jedenfalls fühlte es sich für Morten so an. Und darum pustete er jetzt auch darauf herum, als ob sie tatsächlich schon in Flammen standen. Damit sie schneller wieder abkühlten.

Plötzlich vernahm Morten ein seltsames Geräusch. Sogleich erstarrte er und lauschte. Hatte er da gerade ein Kichern gehört? Morten hielt die Luft an. Tatsächlich! Schon wieder! Und es schien, als kam es geradewegs aus der Keksschale auf der Fensterbank.

„Ich fress einen Besen, wenn das keine Maus ist!“, murmelte Morten vor sich hin. „Bestimmt sitzt da ein freches Mäuslein in der Schale, verputzt meine leckeren Kekse und lacht mich zum Dank dafür auch noch aus. Na, warte! Gleich werde ich über dich lachen!“

Schon schlich er auf leisen Sohlen zum Wohnzimmerschrank und nahm die Sprühflasche heraus. Damit sprühte er sonst immer die Blumen draußen auf der Fensterbank ab. Doch jetzt hatte er etwas anderes vor.

Lautlos pirschte sich Morten an das Fenster heran, kniff das linke Auge zu und zielte mit der Sprühflasche mitten auf die Keksschale.

„So, jetzt werde ich dir mal eine schöne Dusche verpassen, du vorlautes Mäuschen“, frohlockte er. „Auf drei! Eins, zwei …“ Doch weiter kam Morten nicht. Gerade, als er „drei“ sagen wollte, donnerte es aus der Keksschale: „Stillgestanden!“

Entsetzt ließ Morten die Sprühflasche fallen, schlug die Hacken zusammen und presste die Hände an die Hosennaht. Im nächsten Moment brach eine Standpauke über ihn herein.

„Du böser alter Mann! Willst du mich etwa nass spritzen? Soll ich einen Schnupfen bekommen? Oder einen Husten? Oder noch schlimmer: einen Schnupfenhusten? Oder noch viel schlimmer: eine richtige Erkältung mit allem Pipapo? Oder noch vi-i-e-el, vi-i-i-i-e-e-e-el schlimmer: Willst du, dass ich krank werde? Ein Trompetenschluckauf würde mir jetzt gerade noch fehlen!“

Morten schüttelte den Kopf und brummte erschrocken: „Äh, Trompetenschluckauf? So was gibt es?“

„Pah, hast du eine Ahnung, was für viele furchtbare Krankheiten uns kleine zarte Elfen bedrohen!“, tönte es ihm postwendend entgegen.

Die Antwort haute Morten jetzt glatt um. Zum Glück stand sein Schaukelstuhl genau an der richtigen Stelle, nämlich direkt hinter ihm. Morten plumpste wie ein Stein hinein und ächzte verblüfft: „Habe ich das eben richtig verstanden? Du bist eine Elfe? Ich meine, eine richtige echte Elfe?“

„Ja, was hast du denn gedacht? Ein sprechender Butterkeks?“, kam prompt die Antwort aus der Schale zurück.

„Na ja … also … eigentlich dachte ich bis eben noch, du wärst eine … Maus“, stammelte Morten kleinlaut. Daraufhin raschelte es zwischen den Keksen und schon tauchte ein wilder Strubbelkopf auf. Ein paar freche Äuglein blitzten Morten verschmitzt an. Als nächstes sah er eine Erbsennase mit Sommersprossen und darunter einen außergewöhnlich breiten Mund. Schon wieder war Morten baff. Noch nie hatte er eine so kleine Person mit einem so großen Mund gesehen.

Und seine Verwunderung wurde noch größer, als sich nun das merkwürdige Wesen ganz zeigte.

„Sieht so etwa eine Maus aus?“, krakeelte es und raspelte einen von Mortens Butterkeksen in sich hinein. Und zwar so schnell, dass Morten beim Zusehen regelrecht schwindlig wurde.

Morten schüttelte den Kopf und murmelte: „Nein, eine Maus bist du scheinbar nicht. Aber, ehrlich gesagt, wie eine Elfe siehst du auch nicht gerade aus.“

War dieser Winzling da wirklich eine Elfe? Oder vielleicht doch bloß irgendein verfressener Käfer, der es auf seine Kekse abgesehen hatte?