Karpaten - Die wilden Bergregionen im Osten Europas - Michael Fauth - E-Book

Karpaten - Die wilden Bergregionen im Osten Europas E-Book

Michael Fauth

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Beschreibung

Motorradreisen und Abenteuer An einem kalten Winterabend in Bratislava reift eine Erzählung unter Motorrad begeisterten, ein neues Abenteuer von Michael Fauth. Eine Reiseerzählung mit dem Motorrad in ein anderes fremdes Europa. Die Karpaten, wilde Bergregionen im Osten Europas. Eine Reisegeschichte von Deutschland über Österreich, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Serbien und der Ukraine. Wilde Strecken durch die Waldkarpaten, den Höhenstraßen Rumäniens bis hin zum Donaudelta und der Schwarzmeerküste.

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Inhaltsverzeichnis

Teil 1

Die Idee

Die Regionen der Karpaten

Die Hohe Tatra

Der Aufbruch

Horizontale Karpaten Region

Extra-Tourenempfehlungen zu Teil 1

Bilder Reise- Impressionen zur Tour 1

Teil 2

Vertikale Karpaten Region

Donau Delta und Schwarzmeerküste

Zurück in die Karpaten

Rückreise über den Balkan

Die Panne

Extra-Tourenempfehlungen zu Teil 2

Empfehlungen zur Gesamttour

Technikbeschreibung des Motorrades

Bilder Reise- Impressionen zur Tour 2

Anhang

Karpaten

Eine Motorradreisegeschichte in die Karpaten

Teil 1

Die Idee

Ein verdammt kalter Winterabend in Bratislava. Es ist der 22. Februar, ein Dienstagabend, in der Sedlarska 5, dem All Stars Cafe in Bratislava. Wir treffen uns mit Freunden sagte Amar zu mir. Ich schaute ihn an, zuckte mit den Schultern, und erwähnte ein knappes; „Ja gut, schön das machen wir“. Ich war neu in der Runde, der Rest kannte sich bereits durch frühere Treffen. Die Gruppe war sehr gesellig. Ich checkte die Lage wie ich immer die Gegebenheiten prüfe in der ich Fremd bin, analysiere mein Umfeld, beobachte die Leute ihr Verhalten, das Treiben der anderen Gäste und dem Personal um mich herum. Ich schaute mir die Einrichtung der Bar genau an. Kurzum, ich scannte meine Umwelt um mir ein Bild der Gesamtsituation zu verschaffen. Im ganzen Raum verteilt hängen an den Wänden unzähligen Flachbildmonitore, neben Fußball wurde auch Rugby gezeigt. An den Stellen an denen kein überdimensionaler Monitor hing, ist die Wand mit Bildern von Sportereignissen aller Art bestückt. Nicht gerade die Art von Bars in denen ich mich für gewöhnlich aufhalten würde, aber doch ganz gut gemacht, nun denn. Zurück zu unserer bunt gewürfelten Runde. Rechts von mir saß eine angehende Psychologin, sie fragte mich stetig nach Dingen wie „Was gefällt Dir?“ „Zeichnest Du mir ein Bild“. Ich malte Ihr eine kleine Zeichnung nach reichhaltiger Überlegung gab ich ihr eine kleine unterschwellige Zeichnung. So jetzt hat die Psychologin eine Denkaufgabe bekommen. Ich zeichnete eine kleine Figur. Ein Kopf in dessen Gesicht eine lange Runde knollige Nase überdimensioniert über die Mauer schielt. Auf dem Kopf ragen wild ein paar Harre hervor, wie bei einem Punk dessen Frisur etwas geknickt ist. Die Finger der Figur erklimmen die Mauer. Eine Backsteinmauer mit abgeplatzten Putz, dazwischen zeichnete ich ein paar Graffiti fetzen ein, so scheint es als sei die Mauer bemalt. Ein kleiner frecher Spitzbube, meiner Meinung nach das Richtige für eine angehende Psychologin welche in ihrer Freizeit versucht Personen einzuordnen. Links neben mir saß unter anderem ein weitere Kollege von mir, neben ihm ein Holländer, sehr groß recht lebhaft, er unterhielt den ganzen Tisch. Katka die Freundin von Amar saß mir gegenüber, neben ihr Amar und ganz links neben Amar an der Wand saß Denisa.

Ab und an kam ich mir vor wie bei dem Spiel die Reise nach Jerusalem. Hier laufen alle um einige Stühle, jedoch reichen nicht alle Stühle, wenn die Musik aus ist muss man sich setzen, einer bleibt übrig. Na ja, hin und wieder saßen Denisa und ich uns gegenüber dann sprachen wir über dies und das, danach saß ich wieder rechts außen und wir verspürten unser Gespräch fortzusetzen zu wollen. Es ging um das Motorradfahren. Denisa hatte vor wenigen Monaten einen Unfall mit ihrer Kawasaki ER 6 N, dabei ging einiges zu Bruch. Mit großen Augen voller Begeisterung erzählte sie mir vom Motorradfahrern und Bikern in der Slowakei über Motorradclubs dieses und jenes und dass sie wenn ihre Kawa wieder fit sein wird in die Tatra Berge fahren möchte. Sie erzählt so begeisternd von dieser Region und den Karpaten das es mich irgendwie nicht mehr los lies. Das Mädchen mit den leuchtenden grünen Augen und den rotblonden langen Haaren hat in mir ein Feuer der Begeisterung dieser mir fremden Region entzündet. In den nächsten Wochen und Monaten kam ich immer wieder aus beruflichen Gründen in die Slowakei und Tschechei, in diesem Zeitraum erweckte in mir ein immer größer werdendes Interesse dieser Region und darüber hinaus. Zur tatsächlichen Motorradreise jedoch bedarf es noch ein wenig Zeit.

Die Regionen der Karpaten

Wenn ich einigen Leute erzähle ich fahre in die Karpaten, oder ich war in den Karpaten. So ernte ich zunächst ein etwas verlorener Blick, dann höre ich oft von meinem gegenüber. „Karpaten, ja, das habe ich schon einmal gehört, wo oder was ist das eigentlich?“ So gebe ich schlicht und einfach zur Antwort eine Gebirgsregion in Osteuropa. „Ah ja, richtig. “

Doch so richtig können es eigentlich die wenigsten einschätzen. Eine geografische Hilfestellung bietet schon einmal die Aufzählungen der Länder welche einen Anteil an den Karpaten haben. Ich beginne mit meiner Aufzählung von Nord nach Süd. Da gehört dazu; Polen, Ukraine, Slowakei, Tschechien, Rumänien, Österreich, Ungarn und die Serbischen Republik.

Gesamt deckt die Region der Karpaten eine Fläche von 209000 km2 ab. Der Gebirgszug hat etwa eine Länge von 1300 km und bildet eine Spannweite von etwa 100 km an der schmälsten Stelle, bis zu seiner breitesten Ausdehnung von etwa 350 km. Mit seinem bogenförmigen Verlauf, man spricht hier vom Karpatenbogen, bildet dieses Gebirge eine Brücke zwischen Ost- und Westeuropa.

In die Karpaten mit eingebunden ist die Hohe Tatra. Ein in sich abgeschlossenes Gebirgsmassiv von 2655 m Höhe in mitten der Slowakei, ja nicht ganz in der Mitte, aber fast. Die Hohe Tatra ist das höchste Gebirgsmassiv in der Slowakei. Doch dieses einzigartige Kapitel der Karpaten Region gebührt eine gesonderte Beschreibung.

Die Geologen haben viel getan um die Karpaten in mehrere elementare Hauptregionen zu gliedern. So spricht man immer wieder von einer horizontalen- und vertikalen- Gliederung. Was kann sich der Leihe darunter vorstellen? Horizontal von Westen nach Osten? Vertikal von Norden nach Süden? Dem Karpatenbogen folgend? In etwa, ja, doch dies geht natürlich noch genauer. Wobei man sich bei der geografischen Einteilung dieses mitteleuropäischen Gebirges sich nicht eindeutig festgelegt hat oder konnte. In der Ukraine gehen die Zugehörigkeiten der Gebirgszüge ein wenig auseinander. So verlaufen die Ländergrenzen der Ukraine und Rumänien entlang der geomorphologischen Einheiten, weite Ebenen mit benachbarten Gebirgszügen werden mit einbezogen. Dies möchte ich nicht tiefer ausarbeiten, geschweige denn meine eigene Betrachtungsweise hierzu aufstellen. Im Wesentlichen möchte ich auf die topografische Beschreibung zurückkommen.

Somit beginne ich im Westen bei Wien und Bratislava mit der Äußeren Westkarpaten. Diese erstrecken sich über Tschechien entlang der slowakischen Grenze bis nach Polen bei Nowy Sacz. Die inneren Westkarpaten verlaufen südlich der eben beschriebenen Region. Diese beginnt in der Slowakei, östlich von Nitra und verläuft bis in den östlichen Teil der Slowakei hinter Kosice. Im weiteren Verlauf südlich in Ungarn. Genauer parallel der beschriebenen Region wenige Kilometer östlich von Budapest über Miskolc bis etwa kurz vor Tokaj. Die Äußeren Ostkarpaten erstrecken sich nun den vertikalen Bogen folgend von der polnischen Provinz Podkarpackie bei Przemysl über die Ukraine bis Rumänien, südlich von Brasov.

Die Westrumänischen Karpaten und das Transsilvanische Becken bilden die Regionen um Apuseni, Siebenbürgen (Transsilvanien), Fagaras. In diesem Teil der rumänischen Karpaten gibt es Hochgebirgsregionen mit Höhenstraßen wie die Transalpina und die wohl berühmteste und höchste Karpatenüberquerung die Transfagarasan. Der südlichste Ausläufer sind die serbischen Karpaten bei Kuchevo und Majdanpek bis etwa um Zajechar nahe der bulgarischen Grenze. In den serbischen Karpaten gibt die Gebirgskette noch einmal alles, steil aufragende Gebirge, karger Fels und enge Schluchten.

Dies ist natürlich eine sehr grobe Umschreibung doch Rahmt es die Gesamtregion Karpaten recht gut ein. Die einzelnen Länder mit den Grenzen übergreifende Regionen lassen sich jetzt noch einmal in Ost- und West- Gebiete einteilen doch so tief möchte ich nicht einsteigen. Das sollte zunächst einmal reichen.

Zur Vegetation und die Tierwelt welche darin lebt, also die Flora und Fauna, lässt sich folgendes beschreiben. Die Karpaten ist ein Gebirge welches immer wieder mit weiten Tälern und sanfte Hügeln durchzogen ist, aber natürlich auch bis hin zum Hochgebirge. Hier gibt es reichlich Landwirtschaftlich genutzte Flächen, weniger im Großen Landwirtschaftlichen Stil. Doch gibt es natürlich auch große landwirtschaftliche Nutzflächen. Doch meist eher kleinere Parzellen von Kleinbäuerlichen Betrieben geführt. Meist sind die Menschen Selbstversorger und bewirtschaften die möglichen Flächen. Ein Großteil der Karpaten wird extrem Forstwirtschaftlich genutzt. Die Waldkarpaten, diese ziehen sich von der Slowakei über Polen bis nach Rumänien, meist handelt es sich hierbei um die niedrigen Lagen. Die Waldgrenze schwankt im gesamt Karpatengebiet zwischen 1.150 m und 1.900 m. Vor allem in Rumänien befindet sich das in Europa größte geschlossenen zusammenhängende Waldgebiet. Die Vegetation ähnelt der zum Teil aus dem Schwarzwald oder den Alpen, je nach Höhe.

Die Tierwelt ist schon etwas anderes als diese der Alpen. Neben dem Rotwild und Schwarzwild gibt es Braunbären, Luchse und Wölfe. Also Vorsicht beim wilden Zelten, vor allem wenn man Lebensmittel im Gepäck hat. Bären riechen lecker essen und scheuen sich nicht ein Zeltplatz nach essbaren zu durchsuchen.

Bild: Karpatenbogen mit allen Ländern.

Die Hohe Tatra

Die Hohe Tatra ist ein im Grunde in sich abgeschlossenes Gebirge im Herzen der Slowakei. In der Slowakei spricht man von der Vysoké Tatry. Ein Teil der Tatra gehört zu Polen. In beiden Ländern, Polen wie auch in der Slowakei ist das Gebirge in einen Biosphärenreservat der UNESCO eingegliedert. Der Nationalpark ist für Wanderer zugänglich. Das Gebiet wird durch Ranger überwacht und unterliegt dem Naturschutz, Der Zugang für Wanderer und Spaziergänger wird an Kontrollpunkten überwacht. Auf slowakischer Seite ist das Wandern kraft Nationalparkverordnung nur auf den markierten Wegen gestattet. Für die meisten alpinen Wege gilt eine Wintersperre vom 1. November bis zum 15. Juni. Das Besteigen von Gipfeln ist durchaus möglich. Doch Achtung, soweit nicht markierte Wege hinaufführen, ist dies nur mit einem Bergführer gestattet.

Die Hohe Tatra gehört aber auch zu den Karpaten und bildet hier den höchsten Teil der Gesamtregion Karpaten. Die Tatra bietet ein alpenähnliches Panorama. Ein klassisches Hochgebirgsrelief und vereinzelten Schneefeldern. In den Waldregionen hat man oft den Eindruck im Schwarzwald zu sein, wenn da nicht die massiven Gipfel im Hintergrund wären. Die Waldgrenze in der Tatra liegt bei 1.500 m. Etwa vierundzwanzig Gipfel der Hohen Tatra überschreiten die 2.500 m Grenze. Die höchsten Erhebungen sind der Gerlachovsky štít (Gerlsdorfer Spitze) mit 2.655 m, zugleich der höchste Berg der Slowakei und der gesamten Karpaten. Der Gerlachovská veža (Gerlsdorfer Turm) mit 2.642 m, der Lomnický štít (Lomnitzer Spitze) mit 2.632 m und der L’adový štít (Eistaler Spitze) mit 2.627 m. Von den etwas niedrigeren Gipfeln sind vor allem der Rysy (Meeraugspitze) mit 2.503 m an der slowakisch-polnischen Grenze – zugleich der höchste Berg Polens und der mächtige Slavkovský štít (Schlagendorfer Spitze) mit 2.452 m in der Slowakei. Ein weiterer bedeutsamer Berg ist der Kriváň (Ochsenhorn) mit 2.494 m, ein wichtiges nationales Symbol für die Slowaken. Er ist auf den slowakischen Cent- Münzen abgebildet.

Ungewöhnlich ist die Anordnung der höchsten Gipfel am südlichen Außenrand gelegen, entgegen dem Alpenpanorama. Diese wird oft, obwohl es sich eigentlich nur um ein Teilgebirge handelt, als das flächenmäßig, keineswegs jedoch höhenmäßig „kleinste Hochgebirge der Welt“ bezeichnet. Der Hauptkamm der Hohen Tatra ist lediglich 27 km lang. Die größten der zahlreichen Gletscherseen der Hohen Tatra befinden sich unterhalb des Rysy auf polnischem Gebiet. Das Gebirge bietet dennoch eine Überfülle an Naturschönheiten und touristischen Möglichkeiten im Nationalpark Tatra; Wanderungen, Klettertouren, Skihochtouren, Pistenstandorte, zahlreiche Kurorte und Erholungsorte mit Hotels aus der Zeit des ausklingenden 19. Jahrhunderts und dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Sozialistische Bausünden werden nach und nach entfernt.

Bild: Tatra Gebirge.

Der Aufbruch

An einem Freitagnachmittag, es war ein herrlich Sommertag im August fuhr ich gemeinsam mit meinem Bruder Bernhard und Andreas zum Fernreisetreffen in die nahegelegene Südpfalz bei Kandel. Den Organisator diese kleinen Fernreisetreffens, ebenfalls ein Andreas, traf ich einmal bei einer Sahara Tour in Südtunesien. Das kleine familiäre Event ist ein Idealer Start zu meiner Karpatentour, den am Abend zeigten zwei Motorradfahrer aus dem Raum Heidelberg einen Bildervortrag über deren Motorradreise durch Russland zum Baikalsee, Aralsee usw. Der Auftakt und das Ende ihrer Tour waren die rumänischen Karpaten. So bekam ich schon einmal einen Eindruck was mich erwarten wird, auf jeden Fall eine schöne teilweise unberührte Landschaft.

Am darauffolgenden Morgen brach ich früh auf, ein weiter Weg lag vor mir. Aus diesem Grund gab es nur ein kleines Frühstück auf dem Platz. Ich verabschiedete mich von allen Frühaufstehern auf dem Fernreisetreffen, packte mein Nachtlager zusammen und auf nach Österreich in die Steiermark. Die östliche Region Österreichs sollte mein zweites Etappenziel sein. Ich war mir nicht sicher wie weit ich den an diesem Tag kommen möge. Daher erkundigte ich mich bei den Österreichischen Gremium Chapter was dem so anliegt, gibt es ein Treffen auf welches die Kollegen fahren oder ein Clubhausparty die ich ansteuern könnte m ein mögliches Etappenziel zu planen. Die Jungs vom Gremium Chapter Styria fahren auf ein Motorradtreffen. Super dann ist alles klar. Mit Koni dem Secretary von Chapter Styria stimme ich mich zum Treffpunkt ab. Mein Abendprogramm und das Nachtlager stehen also fest.

Ich habe den ganzen Tag Zeit und bin früh aufgebrochen, die Streckenbeschreibung steht fest. Doch ein kleines Roadbook mit den einschlägigen Wegpunkten muss sein. Zunächst einmal Kilometer machen auf der A8 bis München / Salzburg, dann weiter Richtung Villach auf der A 10 bis Abfahrt Eben. Weiter über die 320 bis Liezen, dann wieder ein kurzes Stück auf die A 9 bis Trieben und noch einmal auf der 114 über den Hohentauern durch St Johann bis Judenburg.

Die deutsche Autobahn war absolut überfüllt, Wochenende und Reisezeit, hinter München war die Bahn endgültig zu. Mit dem Motorrad schlängelte ich mich so durch den zäh fließenden Verkehr. Erst ab Salzburg ging es wieder zügig voran, ich habe viel Zeit verloren und einen überaus anstrengenden Streckenabschnitt hinter mir. Ab jetzt wird es etwas lockerer, ich verlasse die Autobahn es geht über gemütliche Landstraßenabschnitte durch eine wunderschöne Bergwelt, das alles noch bei perfekten Wetterbedingungen. Blauer Himmel und die Sonne scheint, bei angenehmen Temperaturen nicht zu heiß. Ich konnte die verlorene Zeit auf den deutschen Autobahnen wieder aufholen. Bis zu der verabredeten Stelle am Mc Donalds bei Judenburg hatte ich noch ausreichend Zeit. Ich mache hier und da ein paar kleinere Pausen und tingle langsam und gemütlich über die Landstraße, vorbei an weidende Kühe und gemäßigte Höhen der Alpen, alles mit angenehme kurvigen Straßen. Kurz nach St Johann beginnt es zu regnen, die Sonne scheint und Regen fällt, so was, Regenkleidung ja oder nein. Bis ich mich gedanklich entschieden hatte ob Regenkleidung oder nicht, war der Wasserzauber aus dem Himmel auch schon wieder vorbei. Ich bin unter einer sich heftigste abregnete Wolke hindurch gefahren.

Am Treffpunkt angekommen, natürlich viel zu früh, besorge mir einen Kaffee „take away“ beim nahen „Schachtelwirt“ mit dem Pappbecher in der Hand setze mich auf die grüne Wiese und lese in meinem mitgenommenen Buch. Ein Lesebuch habe ich immer auf meinen Reisen dabei, außer es liegen absolute Platzprobleme an. Nach etwa einer halben Stunde höre ich das dröhnen von Motoren. Die ersten österreichischen Kameraden fahren auf den Parkplatz der Road-Capten vorne weg, danach Koni, Wolfi und die anderen. Die zweite eintreffende Gruppe wird von Kiss dem Präsidenten und Sven dem Vice-Präsidenten angeführt, wir sind komplett. Es geht los, wir fahren nach Pöls, einen kleinen Ort, zu dem MC Wolpertinger / Steiermark. Der Motorradclub hat sich in mitten des Ortes eine alte Wassermühle inkl. Grundstück erworben, dies sind nun die Clubräumlichkeiten. Im Garten inklusive Fischteich wurde das Gelände für die Party hergerichtet, Bierwagen, Feuerstelle, kleinere Sitzecken. Alles recht gemütlich und relaxt. Wir werden begrüßt, bekommen ein Willkommensgetränk und man zeigt uns die Stelle an der wir unsere Zelte aufbauen können, alles ist perfekt.

Der Verlauf der Party ist echt angenehm, Bier und essen ist absolut lecker. An jeder Ecke wird man zu Gesprächen und einem Schlückchen Schnaps eingebunden, am Lagerfeuer gibt es rockige Gitarrenmusik in der Bar tanzt eine Stripperin an der Stange, ein netter Start der Karpaten Tour.

Bild: Gremium M/C Styria auf der Party des Wolpertinger MC in der Steiermark.

Der Morgen beginnt früh, möglicherweise zu früh, einige sind schon los, andere trinken im Clubhaus immer noch oder schon wieder. Ich wähle Kaffee und das Spezialfrühstück des Clubs, ein Wolpertinger Frühstück. Danach baue ich mein noch vom Tau feuchtes Zelt ab und verstaue alles wieder am Motorrad. Ich verabschiede mich von allen und es geht weiter auf die dritte Reiseetappe. Ich fahre auf der S6 Richtung Wiener Neustadt, Koni und Wolfi meinten ich solle den Neusiedler See besuchen, aber auf seiner Ostseite, diese ist schöner. Gut schaue ich mir das mal an, liegt ja auf dem Weg nach Bratislava, meinem nächsten Ziel. Ich orientiere mich über Ungarn der Stadt Sopron, fahre auf der 84 und 85, Nagycenk, Fertöszentmiklós, über die 8521 und 8531 zum Grenzübergang nach Österreich Pamhagen Richtung Podersdoorf am See. Ich wollte irgendwie an das Seeufer kommen, mal sehen eventuell baden oder einfach ein wenig in der Sonne faulenzen.

Mir fällt gleich auf das es um diese Seeregion, selbst in Ungarn einen recht hohen Anteil an Touristen und Freizeitaktivisten gibt. Unzählige Radfahrer, Jogger und sonstige Fußgänger sind unterwegs. Die kleinen Gaststätten um den See sind überfüllt von Radwanderer, darüber hinaus ist Sonntag, Familientag.

Der Neusiedler See ist ein 37 km langer Flachwassersee mit Salzwasser und hat eine gemittelte Durchschnittstiefe von 1,80 m, ein typischer Steppensee am Rande der pannonischen Ebene und im unmittelbaren Freizeit- Einzugsgebiet von Wien. Der See reicht im Süden bis nach Ungarn, Österreich hat den größeren Anteil des Sees. Der See ist somit einer der größten Seen Österreichs. Der See hat eine Gesamtfläche von 285 km2, davon hat Österreich einen Anteil von 220 km2, die restlichen 65 km2 gehören zu Ungarn. Der See ist fast komplett mit einem Schilfgürtel um zogen und bildet mit dieser Sumpfzone einen besonderen Lebensraum für die Tierwelt.

Ich versuche in die Nähe des Sees zu kommen, hierzu fahre ich auf der L205, große Obstplantagen und Weinreben halten mich davon ab einen geeigneten Weg zu finden. Dennoch finde ich eine Zufahrt. Es scheint wohl ein Radweg zu sein, unzählige Radfahren kommen mir entgegen. Oh je wo fahre ich den jetzt, egal. An einer Wiese neben dem Weg unter einem schattigen Baum möchte ich halten und mein Zelt und mich zum trocknen in die Sonne legen. Ich habe gerade einen festen Stand für die BMW GS Adventure gefunden und packe mein vom morgen noch feuchtes Zelt aus. Plötzlich steuert ein Auto direkt auf mich zu. Ein Ranger des Nationalparks kommt mit einem alten Suzuki LJ angefahren. Noch in seinem Auto sitzend vertreibt er mich lautstark, was ich hier mache, habe da nichts zu suchen.

Na ja, ich muss zusammenpacken, werde auf einen nahe gelegenen Parkplatz eines Jachthafens verwiesen. Ich lasse mein Zelt dort in der Sonne fertig trocknen, packe zusammen und verschwinde von hier. Kein schöner Ort zu viele laute Menschen, der See verbaut oder nicht zugänglich. Tut mir leid, kein schöner Ort. Auf in die nahe Slowakei, auf nach Bratislava.

Am Späten Nachmittag fahre ich von der Neustadt kommend auf der Novýmost über die Dunay / Donau nach Bratislava / Preßburg. Ich checke in das Hotel Tatra ein, der Name des Hotels passt zu meinem vorhaben und das Haus hat eine Garage für die BMW. Es ist Sonntag nicht viel los in den Straßen der Stadt, die Temperaturen weit über 30°C. Ich habe mich bei Freunden angemeldet. Bei Denisa und Katka, natürlich mehr bei Denisa. Dem Mädchen welches mir die Karpaten und die Tatra so voller lebendiger Begeisterung erzählte und ihre Motorradgeschichten berichtete. Zunächst erkundige ich die Ecken und Gassen der Stadt welche ich noch nicht gesehen hatte, oder welche ich noch nicht erwandert habe. Von der Residenz des Präsidenten dem Palais Grassalkovich erkunde ich zunächst einmal den 85 m hohen Felsen mit seinen Treppen und Gassen auf dem die Burg Bratislava / Bratislavský hrad thront. Von der Burg hat man einen wunderbaren Blick über die Donau und der Stadt. Die Spitze des Martinsdom weißt mir die Richtung und ich steige auf den Treppen ab und erkunde die wunderschöne Altstadt. Vom Hauptplatz aus mit dem alten Rathaus durchwandere ich die engen Gassen und Plätze. Meine Persönliche Stadtführung und Kneipenführung bekomme ich am Abend von Denisa und Katka.

Bratislava oder Preßburg.

Bratislava die Hauptstadt der Slowakei und somit Regierungssitz. Sie liegt im Südwesten des Landes im Landkreis Bratislava, beim Dreiländereck Slowakei-Österreich-Ungarn. Die jeweiligen Grenzen sind vom Zentrum 5 km nach Westen, bzw. 20 km nach Süden entfernt. Die Grenze zu Tschechien liegt 62 km nördlich. Wien, die Hauptstadt Österreichs, befindet sich 65 km westlich von Bratislava. Beide Städte werden neuerdings auch als Twin City, Zwillingsstadt, bezeichnet und bilden den Mittelpunkt der Europaregion.

Ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes, sowie Standort mehrerer Universitäten, wissenschaftlicher Institutionen, Museen, Kunsthallen Theater und der Philharmonie. Eins Stadt welche langsam aus dem kommunistischen Dornröschenschlaf erwacht.

Die Geschichte der Stadt wurde von zahlreichen Ethnien geprägt, wie Kelten, Römern, Awaren, Deutschen, Magyaren, Juden und Slowaken. Preßburg war im Laufe seiner Geschichte eines der wichtigsten wirtschaftlichen und administrativen Zentren Großmährens, des Königreichs Ungarn damit auch im Rahmen der österreichischen Monarchie beziehungsweise dem Verbund Österreich-Ungarns. Die Stadt war von 1536 bis 1783 und 1848 Hauptstadt des Königreichs Ungarn sowie von 1939 bis 1945 Hauptstadt der (ersten) Slowakischen Republik. Im Jahre 1968 wurde Bratislava Hauptstadt des Teilstaates Slowakische Sozialistische Republik, in der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (ČSSR) und kurz (1990–1992) in der Tschechischen und Slowakischen Föderalen Republik (ČSFR). Seit 1993 ist sie Hauptstadt des selbstständigen Staates Slowakei. Doch soweit erst einmal, zu einem späteren Zeitpunkt werde ich noch einmal auf diese schöne Stadt zurückkommen.

Bild: Altstadt von Bratislava.

Die Horizontale Karpaten Region

Der darauffolgende Tag brach für mich sehr früh an, erst mal ein kräftiges Frühstück dann Aufbruch und Weiterfahrt in östlicher Richtung auf der E 571 mit dem Etappenziel Nitra im Fokus. Die Landstraße war noch im alten Plattenbaustil wie man diese in Ostdeutschland nach der Wende her kannte. Im gleichbleibenden Rhythmus der Plattenfugen rollte die BMW über die Landstraße, ich hörte stetig meinen Gaskocher welcher bei jeder Fuge gegen den Alukoffer klapperte, padap, padap, padap,… Einige Kilometer später wechselte der Fahrbahnbelag mit einer neuen Asphaltdecke. Damit hörte abrupt mein sich bis dahin im Kopf manifestierte padap, padap auf. Der Verlauf meiner bisherigen Route, einfach auf der E 571 nach Osten, überschaubar, einfach nur gerade aus. Ich genieße das angenehme vorankommen und die Schönheit der Landschaft. Doch möchte ich das Wesentliche der Entdeckungen zur Slowakei auf meiner Rückreise aufbewahren.

Immer wieder wird die Landstraße nun zur gut ausgebauten Schnellstraße, bis hin zur Autobahnähnlichen Straße. Das gefallt mir nicht so sehr, doch auch das gehört zu einer Reise, nicht immer sind die Straßen abenteuerlich und motorradfahrerfreundlich. Es werden viele neue Streckenabschnitte gebaut, Europa lässt grüßen. Ich fahre über Zwolen bis Kosice. Das Landschaftsbild wechselt stetig, Zunächst eine weite Ebene mit großen Feldern, bis hin zu den hügeligen Landschaften, Ausläufer der Karpaten. Immer wieder Täler, bewaldete Hänge dann wieder Felder und Äcker. Ab und an eine Burg, mal ist die Ruine sehr verfallen, mal nicht so sehr und ab und an wieder in einem sehr guten fast originalen Zustand. Jede Burg kann ich nicht besichtigen da würde ich nicht sehr weit vorankommen, das ein oder andere alte Mauerwerk schaue ich mir jedoch schon an. Kurz vor Kosice fällt die Straße hinab in ein großes weites Tal. Ich stoppe das Motorrad an einem kleinen Parkplatz direkt an der Straße, die Aussicht ist fantastisch. Ich blicke hinab auf die sich ausbreitende Ebene. In der Mitte ein blaues dahin schwingendes Band, ein Fluss. Die Flanken des Tals steil, Berge mit schroffem Felsen. Graue Wolkenfetzen wechseln sich mit Sonnenstrahlen ab, weit hinten im Tal ein Sommerregen. Meine Gedanken fliegen über die Schönheit der Natur dahin und werden jedoch mit dem Stickwort Sommerregen in die Realität zurückgeholt. Soll ich die Regenkleidung jetzt schon anziehen ja oder nein, Ich warte ab und fahre ohne Regenkleidung weiter. Als ich zu den grauen Regenwolken kommen und ich mich immer noch nicht entschieden hatte, Regenkleidung ja oder nein, so bin ich durch den Regen hindurch gefahren. Mein Etappenziel auf dem Roadbook ist immer noch Kosice, die Stadt müsste bald erreicht sein.

Bild: Tal vor Kosice.

Ich fahre nach Kosice hinein, soll ich hier für eine Nacht bleiben und mir eine Unterkunft suchen? Mal sehen. Ich schaue mir die Stadt an, bewege mich in das Stadtzentrum. Viele Menschen auf den Straßen, die Bußhaltestellen sind überfüllt mit wartenden. Ein Biker eines regionalen Motorradklubs fährt an mir vorbei. Er winkt mir zum Gruß, gibt Gas und verschwindet im Verkehrsdickicht der Stadt. Kosice ist eine Industriestadt viele Menschen ebenso viele Plattenbauten, es gefällt mir nicht sonderlich, auch finde ich kein Hotel. Ich fahre weiter in den Osten auf der E 50 bis Secovce. Ab hier nach Süden über Trebisov bis Velaty auf der 553. Auf meiner Landkarte ist bei Velaty ist ein Campingplatz eingezeichnet, diesen möchte ich aufsuchen, es zieht mich auf das Land, weg von den Städten, ich mag die Ruhe und die Natur. Den Campingplatz finde ich direkt an der Hauptstraße rechter Hand in Richtung Ungarn. Der Platz ist recht groß, eigene kleine Holzhäuser, ein Pool, ein paar Dauercamper. Die Preise sind absolut moderat, überaus erschwinglich, ich nehme das Zimmer. Bei der Abendsonne auf der Terrasse lese ich in meinem Buch und schreibe einige Zeilen in mein Tagebuch, plane den weiteren Verlauf der Route, schreibe mein Roadbook für den nächsten Tag Alles wunderbar, ein kühles Bier zum ausklingen des Tages, 0,51 Bier und ein essen unter 5€, super günstig. Mir gefällt es, alles richtig gemacht für heute.

Es geht am frühen Morgen nach einem kleinen Frühstück los. Die Sonne steht noch tief im Osten und hat gerade einmal mit ihren sanften Strahlen die Baumwipfel erreicht. In dieser frühen Morgenstunde mit frischer Luft verlasse ich den Campingplatz in der Slowakei und steuere die BMW GS hinaus auf die Straße. Mein nächstes größeres Etappenziel liegt vor mir Ungarn. Auf der 79 rollt meine BMW hin zur ungarischen Grenze bei Sátoraijaujhely. Der Grenzübertritt ist unspektakulär, ein kleines verlassenes Grenzhäuschen aus längst vergessenen Tagen. Ich bin in Ungarn. Auf der 37 fahre ich nun durch Ungarns Weinregion bei Sárospatak. Die Natur ist beeindruckend sanfte Hügel mit Weinreben in einer bezaubernden Landschaft. Um mich herum die Ausläufer der Karpaten. Ich befinde mich in der Region des Zemplén Gebirge. Dieses Gebirge bringt es auf 900 m Höhe. Um mich herum kleine malerische Dörfer, die ersten Pferdefuhrwerke kommen mir entgegen, um mich herum werden die Weinberge dichter. Bei Bodrogkisfalud biege ich links ab auf die 38. Eine kleine schmale Straße windet sich an den grünen Ufern des Flusses Bodrog entlang. Hier und da liegen Flusskähne vertäut am Ufer, Matrosen sitzen in der Sonne und halten ihre Angel in den Fluss. Ich komme nach Tokaj. Das kleine malerische Städtchen Tokaj welches dem Tokajer Wein seinen Namen gab, steht unter dem Schutz der Unesco und ist Weltkulturerbe. Ich wandere durch die Gassen und Straßen des kleinen Ortes. Es ist immer noch recht früh am Morgen, die Geschäfte öffnen gerade, ein paar Männer sitzen in den Cafés, die ersten Touristen laufen mit mir durch die Hauptstraße und bestaunen den historischen Stadtkern.

Mich zieht es weiter auf die Landstraße, ich überquere bei Tokaj den Fluss, fahre auf der 38 weiter bis Nyiregyhaza. Bei Rohod geht es rechts ab auf die 49 und folge der Straße bis Mátészalka. Von dort aus wechsele ich kurz auf die 471, dann auf die 4918 welche ich bis zur rumänischen Grenze folge, bei Vallay ist es die Straße 4915. Die Landschaft wird flacher, weite Felder, hier und da Schafherden die typischen Pustabrunnen sieht man in mitten der Feldern stehen. Die Zentren der Städte werden hergerichtet. Die kleinen Häuser der Dörfer sind gepflegt, überall stehen Blumen in den Vorgärten, die Straßen sind neu asphaltiert worden. Ich überquere die Grenze nach Rumänien, kurze Passkontrolle und man winkt mich durch. Die erste Ortschaft Urziceni in Rumänien. Die gleiche Bauweise der Dörfer wie in Ungarn lediglich der Charakter der Dörfer wirkt wie in eine Zeitreise in die 1950er Jahre. Keine asphaltierten Gehwege, Gras beherrscht den Straßenrand in den Dörfern, Traktoren, Gänse, Hühner und Pferde bestimmen das Dorfbild.

Über die DN1F fahre ich nach Carei. Das Stadtbild von Carei ist ernüchternd, viel Verkehr, graue sozialistische Gebäude, ein kleiner Park um die Stadtkirche. Das weiße Gebäude der orthodoxen Kirche ist dominant, man spürt dass man nun im Osten angekommen ist. Ich verlasse die Stadt nach einem kleinen kurzen Spaziergang, fahre weiter über Täsnad, Bobota und Bucea auf der E 81. Die Landschaft ist sehr schön und wechselt auch sehr schnell. Immer wieder durchfahre ich Ebenen mit kleinen Seen und Sumpfgräsern, bewaldete Berge dann wieder große weite Felder. An den Ortseingängen der kleineren Städte und Dörfer liegen die Siedlungen der Sinti und Roma. Fast glaubt man in Afrika zu sein, die Menschen wohnen in sehr in ärmlichen Verhältnisse. Meist einfach Holzhütten mit Wellblechdächern, keine befestigten Straßen. Gewissermaßen wie in Slums.

Ich fahre weiter und durchquerte den Nationalpark Apuseni den ich über Alsed und Oradea umrunde. Dann von Süden her wieder durchfahren möchte. Schöne Straßen, teilweise Pisten, für mich ein Motorradparadies und die GS fühlt sich in diesem „Gelände“ wohl. Plötzlich ein Knall, ein Schliddern, ich habe mein Trinkwasserflasche auf einer Piste verloren. Die Flasche rutscht über die Piste und landet im Straßengraben. Ich nicht, ich halte an wende die BMW und fahre zurück um meine Wasserflasche zu holen.

In den Bergen ist sehr wenig Verkehr, das gefallt mir. Aber Achtung, dafür stehen immer mal wieder Pferde auf den Straßen. Im Übrigen werden die Straßen auch hier gerade ausgebaut. Schade eigentlich, die schönen Erdstraßen. Es wird Zeit für mich ein Nachtlager zu suchen. Ich bin heute weit gekommen und benötige eine Pause. In den kleinen Dörfern mit den markanten Wehrkirchtürmen findet man kein Hotel und keine Pension. Hotels gibt es nur an den stark befahrenen Hauptstraßen, nun dann muss ich da wohl wieder hin. Wild campen, ich könnte ein Bauer fragen, habe aber nichts Vernünftiges zu essen bei mir. Schade eigentlich, es zieht mich also weg von den Abseitsrouten. Ich suche den direkten Weg zu der nächsten Durchfahrtsstraße und suche dort eine Unterkunft. Ich übernachte in einem Motel an der Straße bei Alsed, Zimmer sind noch frei, die LKW Fahrer kommen erst später wenn es dunkel wird, der Parkplatz wird voll, ein LKW steht neben dem anderen auch die Gaststätte ist gut besucht.

Es ist Mittwoch, der 17. August, die Sonne kommt gerade hinter den Bergen hervor, ich packe früh am Morgen meine BMW. Die meisten LKW sind bereits vom Hof gefahren. Noch ein kleines Frühstück in der Gaststätte des Hotels und dann geht es zurück auf die Straße. Die Bedienung in der Gaststätte bringt mir den Kaffee, sie schaut mir tief in die Augen und ich in ihre, sie hat dunkle Augen, so dunkel wie ihre tief schwarzen langen Haare und die schwarzen Augenbraue. Wohw, was für eine rassige Frau, die blicke kreuzen sich, eine Konversation ist nicht möglich. Sie spricht kein Englisch, kein Deutsch und ich kein rumänisch. Schade, was Solls, ich habe ein Ziel und das ist die Karpaten zu entdecken. In mir wird es unruhig, ich muss los, muss aufbrechen, es drängt mich einfach auf die Landstraße. Auf das Motorrad, durch die Landschaften einfach weiter und immer weiter. Ich rolle mit der BMW den nun total leer gewordenen LKW Parkplatz hinunter und fädele mich im Fluss der großen Lastzüge ein. Mein Weg führt mich vom Motel bei Alsed weiter über die E 60 nach Oradea. Eine gut ausgebaute und stark befahrene Straße. Das Treiben links und rechts vom Straßenrand ist fast wie überall auf der Welt. Sei es in Afrika, Asien oder Südamerika, meist das gleiche Bild. Kinder gehen zur Schule, alte Menschen stehen am Straßenrand und schauen den durchkommenden Fahrzeugen hinterher. Bauern der Region bieten ihre selbst angebauten Produkte zum Verkauf an, Händler und Dienstleister aller Art wie zum Beispiel; Reifenhändler, KFZ- Werkstätten, Schlosser, Landwirtschaftlicher Bedarf, alle bauen sie ihre Stände auf und bieten die Handelsware am Straßenrand einer Hauptader des Landes an.

In der Stadt Oradea wechsele ich auf die E 79 / 76, der Trubel ist mir nun zu groß, hektisch und laut ist es in der Stadt, mich zieht es in die Natur und navigiere Richtung Beirus. Von der kleinen Stadt Beirus aus möchte ich die Bergregion Apuseni, und dem „Nationalpark a Pusen“ durchqueren. Zunächst finde ich nur schwer den passenden Einstig. Es gibt keine deutliche Beschilderung, die Landkarte zeigt mir jedoch eine dünne Linie was laut Karte eine Straße ist. Es muss also einen Wege in die Berge geben. Es gelingt mir schließlich über Drägänesti in die Richtung der Berge zu kommen. Mein GPS Programmiere ich mit dem Ort Pietroasa. Somit folge ich der Richtungsempfehlungen des Navigationsgerätes. Das GPS führt mich durch Dörfer und Ansiedlungen. Ich komme den Bergen immer näher. Die Straßen steigen langsam an und winden sich nach oben, immer schmäler und kleiner werden die Orte und Siedlungen. Eine zusätzliche Orientierung ist nicht möglich, es gibt keine Schilder mehr. Ab und an ein verrosteter halb abgefallener Richtungsweiser dessen Schrift alles andere als Lesbar ist. Ich verlasse mich rein auf meine GPS Navigation. Die Straßen sind nun so schmal geworden, dass eigentlich nur ein Fahrzeug die Straße passieren kann. Höchste Vorsicht ist geboten, wer weiß ob hinter der nächsten Biegung ein Traktor oder ein Pferdefuhrwerk steht oder fährt. Die weiteren Straßen und Ortsnahmen bleiben mir verwehrt, es gibt kleinere Siedlungen und Bauernhöfe doch keine Bezeichnungen oder Schilder zur Orientierung sind sichtbar. Solange ich die Berge vor mir habe und es gibt ein Weg, so fahre ich weiter. Falls dann doch einmal ein Schild an einem Ortseingang vorhanden ist, so ist es von der Zeit so in Mitleidenschaft gezogen worden dass ein Lesen absolut unmöglich geworden ist. Meist sind die Blechschilder total verrostet. Das GPS gibt mir die Richtung vor, die Berge immer vor Augen. Doch an den Weggabelungen und Kreuzungen gibt es keine Schilder, keine Nummern der Straßenbezeichnung. Ich wähle den Weg mit den meisten Fahrspuren, das Tal wird immer schmäler, neben mir windet sich ein kleiner wilder Bachlauf. Wieder und wieder finden sich Schilder im Gebüsch, unter Zweigen, doch sind diese wie alle anderen unleserlich und total verrostet. So langsam habe ich das Gefühl, das diese Beschilderung einzelner Bauernhöfe gilt. Aber wozu das denn? Den Plan einfach Richtung Berge zu fahren und einer kleinen weißen Linie auf der Karte zu folgen scheitert. Entweder ich fahre in eine Sackgasse oder lande im Hof eines Bauernhauses oder ich fahre ins Nichts und stehe auf einer Weide. Viele Wege oder Pisten werden einfach zu kleinen Ackerwegen. Ich versuche Passanten anzusprechen, man versteht mich nicht, Richtungsweisungen sind undeutlich oder enden in einer Sackgasse oder am Rande von Gebirgsbächen, mit der BMW und meinem Gepäck komme ich da alleine nicht rüber, was ist auf der anderen Seite wird es dort weitergehen? Zwei ältere Frauen mit Kopftuch- Schürze und geschulterten Hacken kommen mir von einem Berg- Weg entgegen, sie schauen mich auf dem Motorrad befremdet an. So auf die Art, „Was will denn der hier? Ich kehre um und fahre zurück in ein größeres Dorf an der es eine Abzweigung gab an der ich möglicherweise falsch abgebogen bin. Am Ortseingang stelle ich die BMW auf der unbefestigten Straße ab, ein paar Männer bauen ein Haus. Ich gehe in den Rohbau hinein und erkundige mich bei den Männern. Sie begrüßen mich sehr freundlichst. Wir unterhalten uns mit Händen und Füßen, mehr mit gestikulierenden und Fingerzeige auf die Landkarte. Der eine gibt mir zu verstehen, dass hier ein Überqueren der Berge, auf der in der Karte eingezeichneten Straße nicht möglich sei. Vermutlich ist es doch nur ein Forstweg welcher nur zu Fuß genommen werden kann. Weiter unten bei Beirus soll ich der Straße nach Curätele und dann über Budureasa folgen. Na prima, laut Karte geht diese Straße an den Höhenzügen der Berge vorbei. Doch wollte ich doch den Gebirgspass wählen. Möglicherweise gibt es doch keine Straße in den Bergen. Viel Zeit habe ich verloren beim Suchen einer Möglichkeit hier die Berge zu überqueren. Doch einen kleinen Eindruck habe ich gewonnen. Die Lebensart der Bergbauern, deren einfaches Leben hier oben in den schmalen Täler der Berge.