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„Kasper und Stella“ ist ein Kinderroman für Kinder im Alter von ca. fünf bis zehn Jahren. Er eignet sich für jüngere Kinder zum Vorlesen, für Ältere zum Selbstlesen. Kasper und Stella sind neun Jahre alt und leben in einem kleinen Tal im Schwarzwald. Obwohl sie ganz unterschiedliche Hintergründe haben – Kaspers Familie lebt und arbeitet schon seit Generationen auf ihrem großen Schwarzwaldhof, Stellas Eltern sind zugezogene „Aussteiger“ aus Norddeutschland und können ihren kleinen Hof gerade so in Stand halten – sind die beiden beste Freunde und erleben im Lauf der Jahreszeiten Vieles gemeinsam, das Erwachsenen vielleicht alltäglich erscheint, für Kinder aber richtige kleine Abenteuer darstellt. „Kasper und Stella“ ist eine Geschichte über Freundschaft – im Gegensatz zu vielen anderen Büchern für diese Altersgruppe einmal eine zwischen einem Mädchen und einem Jungen. „Kasper und Stella“ ist aber auch eine Geschichte über den Schwarzwald – über Landschaft, Kultur und Traditionen - durch die Augen von aufgeweckten Neunjährigen gesehen, die sich in ihrer Heimat wohl fühlen und gerne darüber berichten, was es dort für Kinder für Abenteuer zu erleben gibt.
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Seitenzahl: 63
Veröffentlichungsjahr: 2019
Ines Kristina Dunkel
Kasper und Stella
Unsere Abenteuer im Schwarzwald
© 2019 Ines Kristina Dunkel
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7497-0134-6
Hardcover:
978-3-7497-0135-3
e-Book:
978-3-7497-0136-0
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1. Kasper und Stella: Wer wir sind
Wir sind Kasper und Stella. Wir sind beide neun und beste Freunde. Manche finden das komisch, weil wir ein Junge und ein Mädchen sind und sie finden, dass nur Jungen mit Jungen und Mädchen mit Mädchen beste Freunde sein können. Aber wir sind einfach schon immer beste Freunde, weil wir uns schon seit unserer Geburt kennen.
Außerdem sind wir quasi Nachbarn – naja, man muss schon zehn Minuten laufen, bis man von einem Haus zum anderen kommt. Aber dazwischen wohnt ja sonst niemand oder zumindest kaum jemand. Wir wohnen nämlich in einem kleinen Tal im Schwarzwald – Kasper auf der einen Seite des Tales, Stella auf der anderen - und hier gibt es nicht so viele Häuser.
Wir wohnen beide in alten Bauernhäusern: Kasper wohnt in einem großen alten Schwarzwaldhof, den es an dieser Stelle schon seit ein paar hundert Jahren gibt. Das große Haus, in dem Kasper, die Eltern Barbara und Günther und die Großeltern wohnen, ist vor allem aus Holz und hat ein tief heruntergezogenes Dach. Das hat man früher dringend gebraucht, um vor dem Schnee geschützt zu sein. Heute haben wir zwar auch noch oft Schnee im Winter, aber die Oma sagt, dass man früher manchmal kaum aus dem Haus kam, geschweige denn hinunter in die Stadt, weil ums Haus und auf den Straßen so viel Schnee lag.
Neben dem großen Haus gibt es noch ein paar kleinere Gebäude, die darum herum gebaut sind: ein modernes Haus mit zwei Ferienwohnungen, eine Säge (das ist wie ein kleines Sägewerk), ein kleines Haus, in dem man früher Vorräte aufbewahrt hat und in dem heute Geräte stehen, einen Kuhstall und sogar eine Kapelle. Der Hof ist fast wie ein kleines Dorf und er heißt „Kasperleshof“. Ist das nicht lustig? Warum der Hof heißt wie Kasper oder besser gesagt Kasper wie sein Hof erzählen wir später noch.
Stella wohnt mit ihren Eltern Joscha und Marieke und ihrem Bruder Piet auch in einem alten Bauernhof, aber es war schon immer ein viel kleinerer Hof als der, in dem Kasper wohnt. Eigentlich gibt es nur das Bauernhaus und – ein paar Meter abseits – noch eine alte Scheune, die wir immer ein bisschen gruselig finden. Auch dieser Hof ist schon alt, aber die Bauern, die hier gelebt haben, waren immer viel ärmer als die im Kasperleshof. Leider heißt der Hof auch nicht „Stellashof“, sondern „Höfle“, weil er so klein ist. Trotzdem reicht der Platz dort auch noch für vier Ziegen und ein paar Katzen, von denen niemand so genau weiß, wie viele es gerade sind. Und richtig gemütlich ist es dort auch, obwohl es im Winter zieht und alles ein bisschen klapprig und in die Jahre gekommen ist.
In der Mitte des Tales ist eine kleine Straße, die teilt das Tal sozusagen an seinem tiefsten Punkt. Die Straße kommt von einem Pass und läuft durch unser Tal hinunter bis in eine kleine Stadt, wo wir zur Schule gehen. Leider darf man auf der Straße an vielen Stellen 100 km/h fahren! Auf dem Stück, das zwischen unseren Häusern liegt, dürfen die Autos zwar nur 70 km/h fahren, aber das finden wir immer noch viel zu schnell.
Es ist nämlich so: Von der Straße bis zu Stellas Haus muss man ungefähr sieben Minuten steil bergauf gehen. Dann kommt man zum Höfle, das am Waldrand liegt. Geht man von der Straße drei Minuten nicht ganz so steil die andere Seite des Tals hinauf, dann kommt man zum Kasperleshof. Stellt Euch nur mal vor, wenn zwischen unseren Häusern keine Autos fahren würden: Dann könnten wir mit dem Fahrrad oder im Winter mit dem Schlitten vor Stellas Haustür starten, die kleine Straße ohne zu bremsen hinunterrasen und hätten dann in der Talmitte so viel Schwung, dass wir es auf der anderen Seite noch direkt bis vor Kaspers Haustür schaffen würden – ohne beim Fahrrad zu treten oder den Schlitten ziehen zu müssen. Aber wegen der blöden Autos ist das natürlich zu gefährlich.
Aber wir haben auch so viel Spaß und erleben viele spannende Sachen. Und wenn andere Kinder sagen, dass wir ja nur befreundet sind, weil es bei uns so wenig Auswahl an Freunden gibt, dann erzählen wir denen gerne, was wir zusammen schon erlebt haben. Weil wir beide viel erzählen wollen, wechseln wir uns ab jetzt immer ab – eine Geschichte erzählt Kasper und eine erzählt Stella. Wir wären sicher auch beste Freunde, wenn wir nicht die „einzigen“ Nachbarn wären!
2. Kasper: Wie wir uns kennengelernt haben
Wir haben Euch ja schon erzählt, dass wir uns seit unserer Geburt kennen, und wie das kommt, dass erzähle ich Euch jetzt:
Obwohl unsere Eltern ja quasi Nachbarn sind, kannten sie sich tatsächlich gar nicht richtig! Das heißt, natürlich wusste jeder, wer da in dem anderen Haus wohnt, und wenn sich unsere Eltern getroffen haben, dann haben sie schon „Guten Tag“ oder „Hallo“ oder so gesagt. Aber meine Eltern kannten die anderen Leute, die in unserem Tal wohnen, viel besser als Stellas Eltern.
Meine Eltern wohnen nämlich schon immer hier: Der Kasperleshof hat schon meinen Großeltern gehört und davor meinen Urgroßeltern und davor meinen Ururgroßeltern und so geht das ein paar Jahrhunderte zurück.
Bei den meisten anderen Leuten, die hier im Tal wohnen, ist es genauso. Auch ihre Vorfahren haben schon lange die Höfe hier bewirtschaftet. Denn bevor jeder ein Auto hatte und der Bus durch unser Tal fuhr, waren die Leute hier so von der Außenwelt abgeschnitten, dass nur wenige Leute, die nicht von hier waren, überhaupt hier lang kamen.
Außerdem war es ganz normal, dass immer eines der Kinder vom Hof den Hof der Eltern übernommen hat. Ich möchte ja mal Koch werden, weil ich gerne esse und gerne koche, und ich glaube meine Eltern haben nichts dagegen. Aber früher konnte man sich das nicht so einfach aussuchen.
Das Höfle, auf dem Stella wohnt, war, bevor Stellas Eltern eingezogen sind, viele Jahre nur von einer alten Frau bewohnt. Mein Vater hat mir erzählt, dass sie als Kinder immer ein bisschen Angst vor ihr hatten, obwohl sie da noch gar nicht so alt war. Dass eine Frau so allein auf einem heruntergekommenen Hof wohnt, war den Leuten hier früher unheimlich. Sie haben gesagt, dass die Marie, so hieß die Frau, nicht ganz richtig im Kopf sei. Irgendwie war sie auch mit den Leuten hier im Tal verwandt, aber doch nicht so eng, dass sie viel mit ihnen Kontakt gehabt hätte.
Als die Marie starb, stand das Höfle eine ganze Weile leer und alle haben sich gefragt, was jetzt wohl damit passiert. Und eines Tages kam ein alter VW-Bus das Tal hinuntergefahren und ist in die kleine Straße zum Höfle eingebogen. Damit kamen Stellas Eltern und ihr älterer Bruder hier an. Stellas Vater, der seit langem in der Nähe von Hamburg gewohnt hat, war irgendwie als nächster Verwandter von der alten Marie ausfindig gemacht worden, und so hat er das Höfle geerbt und sie sind dort eingezogen.