Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Der große Saal im Sportlerheim am Fußballplatz war bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele standen an den Wänden entlang. Bürgermeister Fritz Fellbacher trat ans Mikrofon. Hinter ihm reihte sich im Halbkreis die Arbeitsgruppe des Schönheitswettbewerbs auf. Fellbacher hob die Hände. Das Gemurmel im Saal verstummte. Er lächelte. »Liebe Waldkogeler! Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Des zeigt mal wieder den Zusammenhalt und die Verbundenheit innerhalb unserer schönen Gemeinde Waldkogel. Es geht um unseren Wettbewerb, der Suche nach dem ›Bergmadl von Waldkogel‹. Das war jedenfalls unser Plan. Des wisst ihr alle. Doch unsere älteren und gestanden Weibsbilder, des mein ich jetzt net abwertend, sondern anerkennend, die fühlten sich benachteiligt. Es war nie unsere Absicht, sie zu übergehen. Deshalb haben wir eine Änderung vorgenommen. Wir haben die Helene Träutlein, die Meta Baumberger und meine liebe Frau Irene in die Arbeitsgruppe aufgenommen. Was den Schönheitswettbewerb angeht, haben wir jetzt drei Kategorien: Erstens die Wahl des Bergmadls, für junge unverheiratete und verheiratete Madln bis dreißig. Zweitens, für alle unsere lieben und hochgeschätzten, und ich sage des net abwertend, unsere feschen Weiber bis zum Rentenalter. Drittens, alle, die älter sind. Der Gemeinderat, unsere Arbeitsgruppe und ich, als euer von euch seit vielen Jahre immer wieder mit großer Mehrheit gewählter Bürgermeister, hoffen, damit jedem gerecht zu werden.« Ein Bursche im Saal hob die Hand. »Was willst sagen, Jochen?«, rief Fellbacher. Jochen stand auf. »Ich denke, ich spreche im Namen aller Anwesenden hier. Wir haben die Sache auch schon innerhalb der Jahrgangsburschen beredet. Nix gegen die Madln, aber
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2017
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Der große Saal im Sportlerheim am Fußballplatz war bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele standen an den Wänden entlang. Bürgermeister Fritz Fellbacher trat ans Mikrofon. Hinter ihm reihte sich im Halbkreis die Arbeitsgruppe des Schönheitswettbewerbs auf. Fellbacher hob die Hände. Das Gemurmel im Saal verstummte. Er lächelte.
»Liebe Waldkogeler! Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Des zeigt mal wieder den Zusammenhalt und die Verbundenheit innerhalb unserer schönen Gemeinde Waldkogel. Es geht um unseren Wettbewerb, der Suche nach dem ›Bergmadl von Waldkogel‹. Das war jedenfalls unser Plan. Des wisst ihr alle. Doch unsere älteren und gestanden Weibsbilder, des mein ich jetzt net abwertend, sondern anerkennend, die fühlten sich benachteiligt. Es war nie unsere Absicht, sie zu übergehen. Deshalb haben wir eine Änderung vorgenommen. Wir haben die Helene Träutlein, die Meta Baumberger und meine liebe Frau Irene in die Arbeitsgruppe aufgenommen. Was den Schönheitswettbewerb angeht, haben wir jetzt drei Kategorien: Erstens die Wahl des Bergmadls, für junge unverheiratete und verheiratete Madln bis dreißig. Zweitens, für alle unsere lieben und hochgeschätzten, und ich sage des net abwertend, unsere feschen Weiber bis zum Rentenalter. Drittens, alle, die älter sind. Der Gemeinderat, unsere Arbeitsgruppe und ich, als euer von euch seit vielen Jahre immer wieder mit großer Mehrheit gewählter Bürgermeister, hoffen, damit jedem gerecht zu werden.«
Ein Bursche im Saal hob die Hand.
»Was willst sagen, Jochen?«, rief Fellbacher.
Jochen stand auf.
»Ich denke, ich spreche im Namen aller Anwesenden hier. Wir haben die Sache auch schon innerhalb der Jahrgangsburschen beredet. Nix gegen die Madln, aber was ist mit uns Burschen und Mannsbildern? Was ist mit der Gleichberechtigung? Die Madln fordern dies und fordern jenes. Des kann net so weitergehen! Gleichberechtigung kann doch net nur so ausgelegt werden, dass die Madln und die Weiber gegenüber den Mannsbildern gleichberechtigt sind? Na! Wir beantragen für unser Geschlecht ebenfalls des Grundrecht. Dir als Politiker Fellbacher muss ich des net erst sagen. Des steht schon im ersten Paragraphen unseres Grundgesetzes. Ich hab’ den Gesetzestext hier dabei. Soll ich ihn vorlesen?«
Fritz Fellbacher unterbrach Jochen.
»Ganz ruhig, Jochen! Wir haben dich alle verstanden. Mei, du hast ja vollkommen Recht. Es war auf keinen Fall unsere Absicht, die feschen und strammen Mannsbilder unserer schönen Gemeinde zu benachteiligen. Sollte dieser Eindruck entstanden sein, dann möchte ich mich hier in aller Form entschuldigen.«
Tosender Beifall unterbrach den Bürgermeister. Einige Hüte flogen durch die Luft, und kräftige Jauchzer ertönten aus der Gruppe der jungen Burschen. Fellbacher bat um Ruhe. Er lächelte Jochen an.
»Also, die Arbeitsgruppe wird deine Anregung aufnehmen.« Fellbacher rieb sich das Kinn. »Aber für dieses Mal ist es leider schon zu spät. Außerdem denke ich, es ist besser, wenn Burschen und Mannsbilder eine eigene Veranstaltung bekommen. Sobald dieser Wettbewerb vorbei ist, werde ich mich um die Sache kümmern. Des verspreche ich dir, lieber Jochen, und allen Mannsbildern hier.«
Beifall brauste erneut auf. Es dauerte etwas, bis Ruhe im Saal einkehrte.
»So, dann will ich jetzt mal die Spielregeln erläutern.«
Fellbacher erklärte, dass, ab dem nächsten Tag, jedes Madl und jede Frau sich im Rathaus melden könne. Mitzubringen sei ein Foto in Postkartengröße, das würde dann im Flur des Rathauses ausgehängt.
»Am Tag der Entscheidung stellen sich die Teilnehmerinnen hier vor.«
Fellbacher erklärte das Wahlverfahren. Jeder im Publikum bekommt drei Bierdeckel in drei unterschiedliche Farben, einen zartrosa für die ganz jungen Madln. Der zweiten Kategorie war ein kräftigeres Rosa zugeordnet und der letzten Abteilung ein Dunkelrosa. Jeder musste auf der Vorderseite seinen Namen draufschreiben. Das Mitglied einer Familie konnte nicht gewählt werden.
»Des haben wir so festgelegt, weil es große und kleinere Familien gibt und so des Ergebnis beeinflusst werden könnte. Nachdem die Kandidatinnen sich vorgestellt haben, geht ihr alle raus auf den Sportplatz. Dort stehen drei Kisten, unsere Wahlurnen. Dahinein werft ihr die Bierdeckel, auf die ihr unter eurem Namen, die Nummer der Teilnehmerin schreibt, die ihr auserwählt habt.«
Bürgermeister Fellbacher erklärte, dass die Jury alles beaufsichtigt, kontrolliert und auszählt. Die drei Frauen in der Jury können nicht am Wettbewerb teilnehmen. Das waren die Regeln.
»Die Auszählung wird mindestens eine Stunde dauern, denken wir uns. Derweil gibt es Musik und es kann auch getanzt werden. Dann werden zuerst die dritten Plätze, dann die zweiten und dann die Siegerinnen bekanntgegeben und bekommen die Schleife und des Krönchen aufgesetzt.«
Fellbacher lauschte dem aufkommenden Gemurmel im Saal. Er sah das Kopfnicken und es fiel ihm ein Stein vom Herzen.
»So, dann wäre alles klar, denke ich. Draußen auf dem Sportplatz gibt es Freibier der Brauerei, die wir als Sponsor gewonnen haben. Dann sage ich schon mal: Zum Wohlsein! Feiert unseren Start zum ersten Schönheitswettbewerb in Waldkogel! Die Gina, unsere allseits geschätzte Gemeindesekretärin, wird morgen früh um acht Uhr die Bewerbungen entgegennehmen und jeder Teilnehmerin eine Nummer zuordnen.«
Bürgermeister Fellbacher schmunzelte.
»Da wir mit einem großen Ansturm und einer langen Warteschlange rechnen, wird Chris Danzer, unsere neue Polizistin, vor dem Rathaus den Verkehr regeln. So, des war alles, jetzt gehe ich raus und steche das Bierfass an.«
Es gab nochmals kurzen Beifall, dann leerte sich der Saal.
Irene Fellbacher trat neben ihren Mann. Sie lächelte ihm zu.
»Des hast gut gemacht, Fritz«, sagte sie leise. »Sie fressen dir aus der Hand.«
»Danke, Irene, deine Worte sind Balsam für meine Seele. Des war ein harter Weg. Hast mich ganz schön in die Enge getrieben, Irene!«
»Bist ja auch manchmal ein sturer Ochse, Fritz. Du hast dir des selbst zuzuschreiben. Aber jetzt bin ich dir wieder gut. Aber ich sage dir, ich kann den Streik jederzeit wiederholen, wenn du so wenig für mich und deine Familie da bist. Da müssen wir noch drüber reden. Ich will ein Mitspracherecht über deine Abendtermine. Net jedes Wochenende kannst du in Zukunft in Sitzungen verbringen, hörst?«
»Irene, des hab’ ich dir versprochen und des halte ich. Komm mit mir! Jetzt muss ich raus und des Bier anzapfen, sonst bricht hier noch ein ganz anderer Streik aus, vielleicht sogar ein Aufstand.«
Sie lachten. Fritz legte den Arm um Irenes Schulter, drückte ihr einen herzhaften Kuss auf den Mund und sie gingen gemeinsam hinaus.
Es dauert nicht lange, schon nach dem ersten Schlag, war das Bierfass angestochen und Fellbacher rief:
»Anzapft is!«
Es wurde ausgelassen getanzt bis in den Abend.
*
Es war später Vormittag. Die Hüttengäste waren zu ihren Bergwanderungen und Hochgebirgstouren aufgebrochen. Wie jeden Morgen gönnten sich Toni und Anna eine kleine Verschnaufpause auf der Terrasse
der Berghütte. Sie saßen beim alten Alois am Tisch, der seine Zeitungen las, die Toni ihm am Morgen von der Oberländer Alm mit heraufgebracht hatte.
»Na, Alois, gibt es etwas Interessantes?«, fragte Toni.
»Ich bin erst bei der Dienstagszeitung. Bis jetzt hab’ ich nix gelesen, was interessant ist. Es ist immer der gleiche Brei in der Politik, den sie da anrichten. Ich lese des schon gar nimmer. Sollen sie machen, was sie wollen, die Hornochsen, diese eitlen Querköpfe!«
»Du hast doch alles gelesen, Alois. Ich kenne dich.«
»Nur mal so drübergeschaut, Toni. Aber des ist des Papier net wert, um es zu drucken.«
»Wenn dich des nimmer interessiert, dann brauche ich dir die Zeitungen nimmer mitzubringen, oder?«
»Schmarrn! Deine Eltern sollen sie ruhig weiter aufheben, schön sammeln, Woche für Woche. Wo sollten wir sonst des Papier hernehmen, zum Anzünden vom Kamin?«
Toni und Anna schmunzelten und warfen sich Blicke zu. Alois würde nie zugeben, dass er montags immer dem Augenblick entgegenfieberte, wenn Toni ihm die gesammelten Zeitungen der vergangenen Woche gab. Der alte Alois ging nur noch selten hinunter ins Dorf. So waren die gedruckten Blätter sein Tor zu Welt, denn es gab kein Fernsehen auf der Berghütte und Radio hörte Alois nur selten. Die große Welt interessierte ihn weniger. Im Radio kam wenig über seine Heimat.
»Schau mal, Toni!«, rief Anna. »Das ist doch Lorenz, wenn ich richtig sehe?«
Toni sah über das Geröllfeld, und der alte Alois drehte sich auch um.
»Mei, was will der Förster bei uns? Hier haben wir keine Bäume«, murmelte Alois.
»Vielleicht will er uns besuchen«, bemerkte Toni und ging Lorenz entgegen.
»Grüß Gott, Lorenz! Mei, des ist ja eine Überraschung.«
»Grüß Gott, Toni!
Die beiden Freunde schüttelten sich die Hände. Toni bot Lorenz einen Platz auf der Terrasse an. Anna brachte ihm eine Tasse Kaffee. Lorenz trank einen Schluck.
»Ja, ich war im Wäldchen am ›Steinernen Hang‹. Da hat es wohl heute Nacht gescheppert. Meine Forstarbeiter bemerkten am frühen Morgen mehrere umgestürzte Bäume. Es muss einen Steinschlag gegeben haben. Sie haben mich angerufen, und ich hab’ mir die Sache angesehen. Des schaut net gut aus.«
»Am ›Steinernen Hang‹ gibt es immer mal wieder Steinschlag, Lorenz. Deshalb trägt die Gemarkung auch den Namen«, sagte Toni.
»Des ist schon richtig, Toni. Aber dieses Mal schaut es net gut aus. Ich ließ vorsorglich den ganzen Hang absperren und informierte die Behörden in Kirchwalden. Fellbacher weiß auch Bescheid.«
Er trank wieder einen Schluck Kaffee. Dann erzählte er, dass von der Kreisbehörde sofort, das heißt binnen einer Stunde, Sachverständige gekommen waren. Sie sahen sich den Hang an und auch die Höhle, die durch eine schmale Öffnung zugänglich war.
»Die Höhle ist teilweise eingestürzt. Durch den Steinschlag entstand ein Überhang. Der Fels brach unten weg. Der Überhang zeigt auch bereits Risse. Die Experten vermuten, dass er irgendwann auch runterkommt.«
»Heiliges Kanonenrohr!«, stieß Toni entsetzt hervor. »Mei, des hört sich net gut an.«
Toni wiegte bedenklich den Kopf und rieb sich das Kinn.
»Des kannst laut sagen, Toni. Des ist mehr als nur bedenklich. Des ist gefährlich. Zum Glück stehen in dem kleinen Seitental keine Gehöfte, nur unterhalb ein paar alte, unbewohnte Almhütten und Heuschober. Auf
die paar Wiesen unterhalb des Wäldchens werden nur gelegentlich für einige Tage Kühe getrieben, bis sie alles Gras abgeweidet haben. Viel Gras wächst dort net. Es ist eben zu steinig. Die Bauern wurden schon alle verständigt und haben ihr Vieh fortgetrieben oder sind dabei. Chris und Wolfi überwachen alles. Es ist wirklich gefährlich. Deshalb bin ich hier. Du musst deinen Hüttengästen sagen, dass sie das Gebiet um den ›Steinernen Hang‹ meiden. Es ist zwar alles mit rotweißen Bändern markiert, aber ein zusätzliches Wort kann net schaden.«
Toni versprach, die Hüttengäste zu informieren.
Er stand sofort auf und holte ein Stück Kreide. Damit schrieb er auf die Tafel neben der Eingangstür der Berghütte:
WARNUNG!
Der »Steinerne Hang« ist gesperrt!
LEBENSGEFAHR!
»So, das wird jeder lesen. Aber wir werden unsere Hüttengäste auch noch mal persönlich darauf ansprechen.«
Lorenz Hofer bedankte sich. Toni, Anna und Alois wollten wissen, wie lange das Gebiet gesperrt sein werde und was die Behörden in Kirchwalden unternehmen.
»Die unternehmen nix, Toni. Der Wald am ›Steinernen Hang‹ gehört zum Gemeindewald von Waldkogel. Also sind dafür der Gemeinderat und Bürgermeister Fellbacher zuständig. Die Experten sagen, es gäbe zwei Möglichkeiten. Entweder müsste versucht werden, den überstehenden Felsen zu sichern, mittels stählerner Zugseile und verankerten Netzen – oder den Felsen abzusprengen. Für beides muss eine Spezialfirma her. Des Ganze ist so oder so keine leichte Aufgabe. Im Augenblick bemüht sich der Bürgermeister, eine Firma zu finden, die Erfahrung in solchen Arbeiten hat.«
Anna legte die Hand auf Tonis Arm.
»Toni, da kommt mir gerade eine Idee. Könnte das nicht die Firma von Melanies Vater übernehmen?«
»Anna, du bist ein Genie! Genau, der hat einen Betrieb, der solche Sicherungsarbeiten ausführt. Außerdem kennt Simon Stein hier die Gegend wie seine Westentasche, auch wenn er in den letzten Jahren nicht mehr oft hier war.«
Toni erzählte Lorenz von Simon Stein. Er verbrachte mit seiner Frau und seiner einzigen Tochter Melanie schon vor zwanzig Jahren seinen Urlaub in Waldkogel. Seitdem kamen sie immer wieder. Simon und seine Frau Trude waren gut mit Tonis Eltern befreundet und wohnten immer bei ihnen. Zu Beginn des Sommers verbrachte Melanie regelmäßig eine Woche allein auf der Berghütte.
»Früher war Simon nur angestellt. Dann übernahm er die Firma, bei der er gearbeitet hatte. Jetzt hat er im Sommer keine Zeit mehr, Urlaub zu machen. Dann herrscht Hochbetrieb, weil es bis zum Herbst vieles zu sichern und zu sprengen gibt.«
Toni drehte sich Anna zu.
»Anna, du bist doch gut mit Melanie befreundet, rufe sie mal an und erzähle ihr, was hier passiert ist. Lade sie ein, einige Tage zu kommen und sich alles anzusehen.«
»Das ist eine sehr gute Idee, Toni.«
Anna stand sofort auf und ging hinein, um mit Melanie Stein zu telefonieren. Es dauerte länger, bis sie wieder auf die Terrasse kam.
»Alles klar, Toni. Melanie setzt sich sofort ins Auto. Sie denkt, sie ist bis so gegen achtzehn Uhr in Waldkogel.«
»Dann soll sie gleich mit Fellbacher sprechen«, sagte Toni, »noch bevor sie auf die Berghütte kommt.«
Toni griff zu seinem Handy und rief den Bürgermeister an. Auf dem Rathaus von Waldkogel nahm Gina das Gespräch an.
»Toni, des geht jetzt schlecht. Ich kann dich net mit dem Fellbacher verbinden. Der hängt am Telefon und versucht, eine Sicherungsfirma aufzutreiben. Du hast Glück, dass du überhaupt durchgekommen bist. Ich suche auch, aber alle sind ausgebucht.«
»Gina, eure Suche hat ein Ende! Ich hab’ jemand. Die sind schon auf der Anreise. Jetzt gehe rein und sage Fellbacher, dass er mit mir reden soll!«
»Mei, Toni, das ist ja großartig!«
Dann hörte Toni durch das Handy, wie Gina dem Bürgermeister zurief, dass Toni in der Leitung sei, er habe jemanden, der heute noch komme.
»Stell ihn sofort durch!«, brüllte Fellbacher.
Es dauerte nur Sekunden, dann war Bürgermeister Fellbacher am Hörer.
»Mei, Toni, du hast es also auch schon gehört, wie? Du hast jemanden? Mei, meine Finger sind schon wund, vom vielen Eingeben der Telefonnummern, aber im Umkreis von fünfhundert Kilometers fanden wir keine Firma, die den Fels sichern kann.«
»Ganz ruhig, Fellbacher, musst net weitersuchen! Heute Abend, so gegen achtzehn Uhr, wird die Melanie Stein hier sein. Am besten du wartest auf dem Rathaus auf sie. Ich hoffe, ich hab’ dir damit geholfen und bin net zu voreilig gewesen. Aber ich kenne die Melanie gut, seit sie ein kleines Madl war. Ihr Vater ist Sprengmeister und hat eine Firma, die genau des macht, was wir hier in Waldkogel jetzt brauchen. Die Melanie ist eine Bergliebhaberin und exzellente Bergsteigerin. Sie war erst vor einigen Wochen bei uns zu Besuch. Anna und sie sind richtig dicke Freundinnen geworden. Die Anna hat sie angerufen und Melanie wird jetzt schon auf dem Weg sein. Wir haben sie auf die Berghütte eingeladen.«
»Des ist ja mal eine gute Nachricht, Toni! Mei, da fällt mir ein Stein vom Herzen.«
»Des freut mich, Fellbacher! Wenn du es einrichten kannst, dann kannst der Melanie noch heute die Schäden zeigen.«
»Des werde ich! Ich habe für heute Abend ohnehin eine Sondersitzung des Gemeinderats einberufen. Wir wollten eine Ortsbesichtigung machen. Nochmals ein herzliches Vergelt’s Gott, Toni.«
»Nix zu danken, Fellbacher. Sag der Melanie schöne Grüße! Sie wird heute Nacht bei meinen Eltern bleiben und morgen zur Berghütte raufkommen, wenn es geht. Das heißt, wenn sie Zeit hat, denn die Angelegenheit mit dem Hang ist natürlich wichtiger.«
Toni gab Fellbacher noch Melanies Handy-Nummer, sowie Anschrift und Telefonnummer der Firma ihres Vaters, dann legte Toni auf.
»Mei, hat sich der Fellbacher gefreut, Anna. Dem fiel ein Stein vom Herzen. Er und Gina haben herumtelefoniert, aber keine Firma gefunden, die Zeit hatte.«
Toni erzählte von seinem Gespräch mit Fellbacher.
»Das ist gut«, sagte Lorenz. »Wenn die Familie Stein unserem schönen Waldkogel so verbunden ist, dann ist des wirklich ein Glücksfall. Die Sache wird vielleicht schneller behoben, als wir alle zu hoffen wagten.«
Lorenz trank den Kaffee aus. Dann machte er sich auf den Weg ins Tal. Toni und Anna gingen in die Küche der Berghütte und fingen an, das Mittagessen vorzubereiten. Alois blieb auf der Terrasse der Berghütte sitzen und las weiter Zeitung.
*