Keiner zu klein, weise zu sein - Lorette Giacometti - E-Book

Keiner zu klein, weise zu sein E-Book

Lorette Giacometti

4,8

Beschreibung

Igno ist ein kleiner ignoranter Lausbub, der mit seinen Eltern in einem kleinen Städtchen am Meer lebt. Sein Vater ist Kapitän eines riesigen Fabrikschiffes und daher jeweils für viele Wochen auf See. In dieser Zeit hat er sich einige Gedanken zum Leben der Menschen machen können. Als Igno eines Tages den Bogen überspannt und einen Streich spielt, der irreversible Folgen hat, muss er zur Strafe mit seinem Vater mit. Auf dem Fabrikschiff versucht sein Vater, ihn zur Vernunft zu bringen, indem er ihm seine Lebensweisheiten weitergibt. Dies vorerst mit mäßigem Erfolg, wie der weitere Verlauf der Geschichte zeigt. Wieso Igno schlussendlich doch dieses Kinderbuch schrieb, erfahrt ihr, wenn ihr das Buch zu Ende lest. GRUNDLAGEN DER GESCHICHTE Die Geschichte vermittelt Theorien von John Stuart Mill, Immanuel Kant, Karl Popper, Hans Kelsen u.a.m. Aus den Theorien soll, für jeden nachvollziehbar, das Prinzip der Eigenverantwortung, der Toleranz und des Konstruktivismus abgeleitet werden.

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Seitenzahl: 55

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Für meinen Lieblingsmenschen

VORWORT

Zahlreiche interessante Feedbacks haben mich dazu ermutigt, eine zweite Auflage des Kinderbuches zu veröffentlichen.

An dieser Stelle möchte ich Frau Anna-Kristina Ninck (www.annaninck.ch) für ihre wertvolle Unterstützung bei der Gestaltung des Buches danken.

Herrn Roman Rien, Frau Tamina Bader und Herrn Neo Beyli gebührt mein Dank für die aufschlussreiche Beurteilung des Inhalts der Geschichte.

Zu danken habe ich weiter meinem Mann, Nuot-Cla Giacometti, der mich stets unterstützt – ihm widme ich denn auch dieses Buch.

Schliesslich danke ich den interessierten Lesern, welche mir ihre konstruktiven Feedbacks zukommen lassen: [email protected].

Bern, im Juni 2016

Lorette Giacometti

Inhaltsverzeichnis

Ich bin Igno

So geht das!

Der beste Streich der Welt

Die Schifffahrt

Fliegende Fische

Das Geschwafel vom Leuchtturm

Das Geschwafel von der beschränkten Wahrnehmungsfähigkeit

Das Geschwafel von der Eigenverantwortung

Das Geschwafel von der vollkommenen Erkenntnis

Das Geschwafel von Toleranz

Das Geschwafel vom Absoluten

Morgenstund hat Gold im Mund

Die Liebe als Kompass

Mein Leben danach

Die ver******* Wurzel

Konstruktiv? So ein Quatsch!

Am Sterbebett

Wieso ein Kinderbuch

Ich bin Igno

Hallo, mein Name ist Igno. Ich bin ein vierzigjähriger Ex-Pirat, Ex-Drogenhändler und sitze momentan im Knast.

Wieso gerade ich eine Kindergeschichte schreibe? Naja, das werdet ihr schon noch erfahren. Lest erst einmal weiter.

Gut, wie soll ich anfangen? Am besten gleich ganz am Anfang: bei meiner Geburt.

Ich war der erste Sohn von Lucas, meinem Vater, und meiner Mutter Sophia. Leider waren sie mit mir alleine nicht zufrieden und bekamen noch vier weitere Kinder. Ich nervte mich wahnsinnig über die. Sie sind für die Geschichte aber eigentlich nicht wichtig, deswegen könnt ihr sie gleich wieder vergessen.

Wir wohnten in einem kleinen Städtchen, das an einer Meeresbucht liegt. Der Hafen war der einzige Ort in diesem lahmen Städtchen, wo immer etwas los war. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich, sobald der Lehrer uns Kinder aus dem Klassenzimmer entliess, so schnell wie möglich in den Hafen rannte.

Dort angekommen setzte ich mich auf eine etwas erhöhte Plattform in der Nähe des Marktes, von wo aus ich das emsige Treiben der Markthändler und Schiffsmannschaften überblicken konnte.

Ich sah, wie das Hafenpersonal die grossen Container mit den noch viel grösseren Hafenkränen von den Schiffen lud. Stundenlang konnte ich dort sitzen. Ich liess mich dort auch inspirieren für meine Streiche. Aber dazu kommen wir noch. Eines war sicher, mir wurde es im Hafen nie langweilig.

Mist, jetzt bin ich abgeschweift. Wo bin ich stehen geblieben? Ah ja, genau…

Ich dachte immer, dass mein Vater Fischer ist oder sowas Ähnliches. Ich wusste, dass er nicht wirklich fischte, aber auf einem Schiff arbeitete, auf dem gefischt wurde. Und meine Mutter war zu Hause.

Sie hatte auch keine andere Wahl, bei all den vielen Kindern. Sie beklagte sich oft und sagte, dass Vater ihr fehlen würde, wenn er auf See war und dass das alles für sie einfach zu viel wäre.

Selber schuld, dachte ich da immer nur. Schliesslich wäre ihr Alltag um einiges einfacher gewesen, hätten sie sich mit mir zufriedengegeben und nicht so viele Kinder bekommen.

Dieser Gedanke kam mir oft. Besonders dann, wenn ich ihr helfen musste.

Ja, ihr habt richtig gehört. Schon sehr früh musste ich im Haushalt gehörig mithelfen.

Ständig hiess es, mach dies und mach das. So schickte sie mich zum Einkäufen oder liess mich putzen. Sogar die Kleinen musste ich baden und für sie Essen kochen, obwohl ich die gar nicht mochte.

Ihr ahnt wohl, wie sehr ich es gehasst habe, wenn ich Mutter durch die Wohnung rufen hörte:

„Ignooo, komm hilf mir mal!“.

War mein Vater mal zu Hause, lobte er meine Mutter immer für ihre Arbeit.

Wie gut sie doch den Haushalt im Griff habe mit all den Kindern.

Was ich von der Menge Kinder hielt, habe ich ja schon gesagt und von wegen Haushalt im Griff haben, kam mir nur ein Wort in den Sinn: Kinderarbeit… oder besser „Ignoarbeit“.

Ihr habt bestimmt schon gemerkt, dass ich kein Blatt vor den Mund nehme. Ja, so war ich schon immer. Ich sagte schon immer, was ich denke. Und das egal wem.

Was zugegebenermassen nicht immer allen passte. Vor allem, als ich dem Polizeikommandanten unseres Dorfes gesagt habe, er sei dumm wie ein altes Stück Brot, kam das bei ihm, und besonders auch bei meiner Mutter, gar nicht gut an.

Sie sagte, dass mein Verhalten respektlos sei und fragte mich, ob ich eigentlich das Gefühl hätte, dass sich die ganze Welt nur um mich drehen würde.

Als ich diese Frage damals mit „ja“ beantwortete, war Mutters Antwort eine saftige Ohrfeige.

Hui, da sind wir ja schon beim ersten Thema. Ich will euch erklären, wieso ich das Gefühl hatte, dass sich die ganze Welt um mich drehen würde.

So geht das!

Ich dachte, dass sich die Welt um mich dreht, weil ich offensichtlich der Einzige in meinem Dorf mit einem Gehirn war.

Wenn ihr wüsstet, wie anstrengend das für mich war. Ich musste jedem erklären, wie alles funktioniert. Echt wahr. Die kapierten einfach gar nichts!

Damals habe ich mir auch überlegt, ob die Menschen um mich herum eigentlich wirklich Menschen sind.

Ich überlegte mir, ob meine Mitmenschen vielleicht nur Roboter sind und ich das Versuchskaninchen in einem riesigen sozialen Experiment bin.

Ich wäre überhaupt nicht erstaunt gewesen, wenn eines Tages jemand zu mir gekommen wäre und mir diese Vermutung bestätigt hätte.

Zurück zum Hirn. Zuhause, auf dem Spielplatz, in der Schule, überall musste ich den anderen sagen, wie sie sich zu verhalten haben.

Zuhause musste ich meinen Geschwistern sagen, was sie im Fernsehen schauen müssen. Auf dem Spielplatz musste ich den anderen Kindern erklären, wo sie bei einem Fussballspiel stehen müssen. Und das, obwohl ich nicht einmal in einem Fussballklub war.

Auch in der Schule musste ich den anderen Kindern erklären, was cool und uncool ist. Sogar meine Mutter hatte keine Ahnung. Wie oft ich ihr doch sagen musste: „Mama, so geht das!“.

Ich war ausserdem auch davon überzeugt, dass mein Vater nicht der Hellste war. Er sagte mir einmal, dass er mein Verhalten bedenklich fände. Er sagte, dass wir bescheidene Leute seien und ich mich entsprechend verhalten solle. Was er damit bei mir erreichte, war, dass ich den anderen Kindern nur umso mehr sagte, wie sie sich verhalten müssen.

Ich war mir sicher, dass er mir nicht zu sagen brauchte, wie ich mich zu verhalten habe. Schliesslich hatte er genauso wenig eine Ahnung wie alle anderen um mich herum.