Kimo der Waldgeist - Inga Pany - E-Book

Kimo der Waldgeist E-Book

Inga Pany

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Beschreibung

Die Geschichte „Kimo der Waldgeist“ vermittelt Kenntnisse über die Natur, ihre Zusammenhänge und Kreisläufe, insbesondere über den Wald. Sie, liebe Eltern und Erzieher, sind dabei eingeladen, mit ihren Kindern die Erfahrungen und Erlebnisse zu teilen, die Natur möglichst mit allen Sinnen zu erforschen. „Kimo“, der kleine Waldgeist hilft den Kindern dabei, regt sie zum Spielen, Lernen und Forschen an, bringt sie zum Lachen und Nachdenken, mahnt aber auch auf spielerische Art, die Natur zu achten und wertzuschätzen. Die Autorin spricht aus eigenen Erfahrungen, die sie während eines ganzjährigen Waldprojektes mit ihrer Gruppe sammeln konnte.

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Seitenzahl: 80

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Inga Pany
Kimo der Waldgeist
Books on Demand

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Das alte Buch

2 x Daniel

Samantha und die Pilze

Der kleine Waldbach

Verlaufen!

Spiele im Winter

Spiele im Frühling

Spiele im Sommer und im Herbst

Vorwort

Das vorliegende Buch ist als Werkzeug für alle gedacht, die mit Kindern die Natur, insbesondere den Wald erforschen und erleben wollen und dabei auch einen großen Wert auf die Bildung und Erziehung ihres Kindes legen. Für Erzieher/innen, die dieses Buch zur Vorbereitung eines Waldprojektes ausgewählt haben, bieten die Geschichten Anhaltspunkte und Angebote für alle Entwicklungsfelder auf der Ebene der Orientierungs- und Bildungspläne: Körper, Sinne, Sprache, Denken, Gefühl/ Mitgefühl und Sinn/Werte und Religion. Hierbei steigt der Wert des Buches in der aktiven Umsetzung, der aktiven individuellen Gestaltung und Kreativität.

Eltern und begleitende Erwachsene, die sich von diesem Buch Anregungen für die individuelle Erforschung des Waldes mit ihren Kindern erhoffen, sind selbstverständlich herzlich eingeladen, mit uns diesen Weg zu gehen. Kinder brauchen die natürliche Umgebung des Waldes.

Ein Kind, das den ganzen Tag in der Natur verbracht hat, mit allen Sinnen forschen und entdecken durfte, das mit seinen Freunden ein eigenes Baumhaus konstruiert hat, allein nur mit eigener Kraft und Vorstellung, das ist abends müde, aber auch stolz, glücklich und gesund. Dieses Kind entwickelt allein schon durch sein Handeln Fantasie, ist anstrengungsbereit, hat Ziele und besitzt Selbstvertrauen.

Im Anhang sind Aktivitäten aufgezählt, die jedoch nicht starr übernommen werden sollten, sondern eine Anregung darstellen. Die Liste kann individuell ergänzt werden.

Bevor wir zur Aktion starten, sollten wir noch beachten:

Belehrung der Kinder, keine Früchte im Wald zu pflücken oder zu essen, ohne ausdrückliche Erlaubnis der Erwachsenen. Es

gibt viele giftige Pflanzen, Beeren und Pilze!

Die Belehrung mit Fotos oder Bildern zu untermauern hilft bei der Verarbeitung. Eine Wiederholung der Belehrung an Ort und Stelle ist sehr wirkungsvoll.

Belehrung,

Tiere nicht zu berühren oder zu streicheln;

auch wenn weitläufig die Tollwut „ausgestorben" ist, so ist ein wildes Tier, welches die Nähe der Menschen sucht, in keinem Fall gesund!

Belehrung, sich

nicht aus dem Blickfeld der Gruppe zu entfernen.

Eine Suche mit Polizei und Feuerwehr kann sehr teuer und aufwendig werden, daher ist Vorsorge immer besser. Als allgemeinen Treffpunkt im Wald nutzt ein selbst gebautes Vogelnest (oder Adlerhorst, mit Ästen und Zweigen begrenzt), in dem die Kinder ihre Rucksäcke liegen lassen, frühstücken, ausruhen und außerdem Geborgenheit und Sicherheit erleben können.

Wenn es dann losgehen soll, benötigen die Kinder

feste Schuhe, Matschhose und Regenjacke; wettergerechte Kleidung, lieber etwas wärmer, denn ausziehen kann man immer noch etwas; einen Rucksack mit einem kleinen Handtuch, Wechselhöschen, Trinkflasche mit ungesüßtem Tee, etwas Obst/Gemüse und eine Scheibe Brot mit Butter. Dazu kann man immer eine Lupe, eine Schere und einen Holzbohrer in einem Extrabeutelchen mitgeben.

die Erwachsenen: wettergerechte Kleidung, feste Schuhe, einen Rucksack- dann hat man die Hände frei! Nie vergessen: Erste- Hilfe-Tasche, eine isolierte Decke, ein Handtuch und einen nassen Waschlappen, Toilettenpapier, außerdem Bastelmaterialien, eine Leine, Strick, Schere, Lupen, eventuell Spiegelfliesen, Gläschen und Beutelchen für Sammelsurium … etwas zu essen und eine Trinkflasche mit ungesüßtem Tee.

Packen wir es an!                      Viel Erfolg und Spaß dabei!

Inga Pany

Das alte Buch

Bei Oma ist es immer wieder schön! Das findet auch Tamara. Oma wohnt in einem alten Haus mit einem großen Garten, einer weiß gestrichenen Bank und vielen bunten Blumen. Das Haus hat auch einen Keller, dunkel und muffig, und einen großen Dachboden. Es befinden sich die wunderlichsten und seltsamsten Dinge der Welt darin, eingestaubt, in alten Koffern und Kisten verpackt. Die hat seit langer Zeit, vielleicht seit hundert Jahren schon, keiner mehr angesehen. Die Katze „Minka“ streicht oft und gern auf dem Dachboden herum. Es gibt Mäuse dort oben, sagt Oma.

Es ist ein schöner Frühlingstag. Oma hat Erdbeertorte gebacken und Tamara hat geholfen, die Erdbeeren auf den Tortenboden zu legen. Nun sitzen sie im Garten, die Vögel zwitschern und gelbe Tulpen schaukeln leise im Wind.

„Du hast morgen Geburtstag. Was wünschst du dir denn?“ Oma sieht Tamara lächelnd an. Tamara plustert die Wangen auf und pustet die Luft wieder aus. Oh, wenn Oma wüsste! Tamara wünscht sich viele Dinge, aber sie hat auch schon ganz viele Spiele, Kleider, Puppen und sogar schon eine Mappe für die Schule. Sie wird bald ein Schulkind sein. Schon im Sommer!

„Ich wünsche mir etwas ganz Besonderes, das sonst niemand hat.“, sagt sie geheimnisvoll. „So. Und was ist das?“, fragt Oma zurück. „Ich weiß nicht, eben weil das so besonders ist.“

„Hmm!“, macht Oma. „Dann musst du wohl zum Waldgeist Kimo gehen.“

„Zum was?“ fragt Tamara und glaubt, sich verhört zu haben. „Zum Waldgeist.“ Oma sagt das so selbstverständlich, als sollte Tamara zum Bäcker über die Straße Brötchen holen gehen.

„Das gibt’s doch aber gar nicht.“ Ungläubig lächelt Tamara die Oma an. Gleich wird Oma lachen und sagen, dass das alles nur ein Spaß ist. Aber ganz im Gegenteil fragt sie nur: „Bist du nicht sonntags geboren? Sonntagskindern schenkt der Waldgeist immer etwas, vorausgesetzt man sagt das Sprüchlein und findet, wo er wohnt.“ Tamara kann es noch immer nicht glauben, ihre Augen sind groß und rund vor lauter Staunen geworden. „Ja und? Das Sprüchlein werde ich mir wohl ausdenken müssen, oder steht das irgendwo aufgeschrieben?“ fragt sie weiter.

„Da war noch etwas… Ich glaube, ich hab’s vergessen.“

„Schaaade!“, sagt Tamara gedehnt. „Dann wird’s wohl doch nichts mit dem Waldgeist.“

„Kein Problem.“, sagt Oma. „Auf dem Dachboden liegt ein Buch rum, alt mit einem ledernen Einband. Ich habe es ewig nicht mehr in die Hand genommen. Da ist die ganze Geschichte vom Waldgeist drin. Du kannst nachher mal suchen!“

Das muss die Oma nicht zweimal sagen! Auf dem Dachboden rumsuchen, das macht Spaß. Also kann sie kaum abwarten, bis sie beide aufgegessen haben. Tamara räumt noch schnell das Geschirr in die Küche und dann klettert sie die schmale Stiege zum Boden hinauf. Aufregend! Als sie in die Bodenkammer klettert, stört sie die Katze Minka auf. Minka springt an ihr vorbei und schreit dabei ein lautes und missmutiges „Miau“. Tamara lacht, denn die Katze hat sie ganz schön erschreckt. Nun sucht sie die Regale mit den alten Büchern durch.

Auf einmal hört sie eine Fahrradklingel unten am Haus. „Tamara!“, ruft Tim laut. „Kommst du mit zur alten Schlossmauer?“

Und schon wieder klingelt er, dass Oma sicher unten Ohrensausen bekommt.

Oma kommt auch gleich heraus und schickt Tim hinauf auf den Dachboden. Tamara hört ihn die knarrende Holztreppe hinaufsteigen. Und da steht er schon vor ihr: die Wangen sind rot, das rechte Hosenbein hat er bis zum Knie aufgekrempelt, das T-Shirt hängt ihm lässig aus dem Gürtel. Seine Augen müssen sich erst noch an das Halbdunkel des Bodens gewöhnen. Deshalb ruft er schon in der Eingangstür: „Tamara, wo bist du?“

„Hier hinten!“, ruft Tamara zurück. Aber Tim kann sie nicht sehen und steht immer noch suchend vor der Tür und verrenkt sich dabei fast den Hals. Wie eine kleine Giraffe, denkt Tamara dabei und muss kichern. „Hier, in der kleinen Bodenkammer!“, ruft sie ihm noch einmal zu und dann findet er sie endlich.

„Was machst denn du hier?“

„Ich suche ein Buch.“, sagt sie geheimnisvoll. Da wird Tim ein bisschen neugierig.

„Ein Buch? Hier sind doch ganz viele.“

„Ja, aber das, was ich suche, ist ein ganz besonderes Buch.“

„Ahh!“, sagt Tim nur und kann immer noch nicht verstehen, was daran so aufregend sein soll, jedenfalls aufregender als Fahrradfahren. Tamara will ihr Geheimnis noch nicht so schnell preisgeben, deshalb lässt sie Tim auch noch ein bisschen warten und sucht in dem großen Regal weiter. „Soll ich dir helfen? Das sind ja sooo viele Bücher.“ Tamara dreht sich zu ihm um und sagt: „Es ist ein sehr altes Buch und die Schrift darauf ist auch schon ganz alt.“

„Puhh, wozu brauchst du das dann? Du kannst es doch sowieso nicht lesen!“ Das stimmt leider. Sie kommen beide erst im Sommer in die Schule. Ein paar Buchstaben können sie aber schon lesen, vor allem die vom eigenen Namen. „Noch nicht, aber bald kann ich lesen. Oma kann das vorlesen. Das weiß ich.“, gibt sie als Antwort. Da kann selbst Tim nichts dagegen einwenden.

„Wie sieht das Buch denn aus?“, fragt er und steht schon am Regal, wobei er eins nach dem anderen herauszieht und anschaut.

„Das hat einen alten Umschlag aus Leder. Und es hat eine goldene Schrift. Und da steht KIMO drauf.“ Nun suchen beide Kinder nach dem Buch.

„Hier stehen ja hundert Bücher herum!“, stellt Tim staunend fest. Tamara klettert auf einer Fußbank höher hinauf. In der oberen Reihe steht ein dickes Buch. Der Rücken sieht interessant aus, hellbraunes Leder, das ein bisschen stark nachgedunkelt ist, und darauf sind goldene Buchstaben aufgedruckt. Sie muss sich sehr strecken, um es wenigstens zu berühren. Aber sie bekommt es nicht zu fassen.

„Tim, komm her und hilf mir mal!“ Tim dreht sich um.

„Das heißt bitte!“, erinnert er sie: „Lass mich mit hoch auf die Fußbank!“ Er reckt und streckt sich, bekommt das Buch zu fassen und will es eben herab heben, als es ihm aus der Hand gleitet. Es ist sehr breit und zu schwer für seine kleine Kinderhand. Es fällt auf den Boden, noch ehe Tamara zufassen kann. Zum Glück flattert es nicht auf. Um das dicke Buch ist noch ein lederner Riemen gespannt.