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Kommissar und Kommissarin beschäftigen sich mit einem Überfall auf ein Juweliergeschäft, bei dem unbeabsichtigterweise der 10jährige Max zur Lösung des Falles beiträgt. In diesem Buch wird deutlich, dass die Aussage eines Kindes nicht immer als wichtig erkannt wird, unter dem Motto "die Erwachsenen glauben mir sowieso nicht".
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Seitenzahl: 60
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Gerd Thieme
KINDERMUND Max
Ein Krimi für Kinder und ihre Eltern.
Dieses eBook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Der Max
Der Peng
Die Lily
Die Kommissarin Sommer
Kommissar Winter
Die Mutter von Max
Der Vater von Max
Der Einbrecher
Der Zeuge Max
Das Verhör
Die Diamanten
Die Zeugin
Der Juwelier
Die Lüge
Der Mann mit Hut und Sonnenbrille
Das Watussiehrenwort
Der Komplice
Der offene Tresor
Die Verabredung
Das Treffen
Das blaue Auto
Das Krankenhaus
Die Erpressung
Die Komapatientin
Die beiden Kommissare
Die Straßenzeugin
Der zweite Beweis
Das Komplott
Der Verrat
Die Flucht
Die Entführung
Die gute Idee
Die Befeiung
Das Ende
Impressum
Der Max
Hamburg ist eine der schönsten Städte der Welt – und das sagen nicht nur die Hamburger. Es liegt eine ungewohnte Stille über der Hansestadt. Die Sonne steht hoch am Himmel und wirft ihr grelles Licht in die Häuserschluchten. Prächtige Stadthäuser aus der Gründerzeit wechseln sich ab mit schmucklosen Gebäuden aus der Nachkriegszeit. Sie sind das Resultat der Zerbombung Hamburgs im Zweiten Weltkrieg. Eine Straße, die „Weg“ heißt, der Eppendorfer Weg, macht gerade eine Pause nach dem Ansturm des allmorgendlichen Berufsverkehrs.
Auf einem Müllberg an diesem Weg stapeln sich Teakregale, ein Küchenstuhl, ein Ohrensessel und ein Vertiko, alles Zeugen vergangener Zeiten. Als Abschluss thront auf dem Berg ein Sofa aus Großmutters Zeiten, auf dem sich Max, mit seinen zehn Jahren mehr als ausgeschlafen, und die sechsjährige blitzgescheite Lily niedergelassen haben.
„… und der Löwe war riesengroß und ganz nah, sag ich dir, ich durfte ihn aber nicht erschießen, das war verboten und ich wäre bestraft worden.“
„Hatte er denn auch eine Mähne?“, fragt Lily mit großen Augen.
„Na klar Tippi, er ist der Mann“, erklärt Max mit dem Brustton der Überzeugung, „die Löwenfrauen haben keine Mähne, außerdem waren die gerade unterwegs, um Essen zu besorgen, das ist in Afrika so. Da machen das die Frauen und mein Vater sagt, da ist die Welt noch in Ordnung.“
„Aber du warst doch noch gar nicht in Afrika“, meint Lily zweifelnd.
„Natürlich war ich da“, sagt Max mit stolzgeschwellter Brust.
„Warst du nicht“, sagt Lily lachend. „Du tünst ja und Tippi heiße ich auch nicht.“
„Wenn du mir nicht glauben willst, dann lässt du’s eben“, sagt Max beleidigt und springt vom Sofa herunter.
Aus dem Haus kommt eine junge, sehr attraktive Frau – nennen wir sie mal Ingrid Sommer. Sie kommt mit einer großen Stehlampe mit drei tulpenförmigen Glühbirnen, typisch 50er Jahre. Das Ganze sieht nach einer Haushaltauflösung aus.
„Na ihr zwei, dann macht mal Platz.“
„Komm, wir spielen, Tatort‘!“ ruft Max. „Ich verfolge dich. Lauf weg!“
Lily versteckt sich hinter dem Müllberg und Max formt seine rechte Hand zu einer Pistole und beginnt zu schießen. „Peng! Peng! Peng“ Du musst weglaufen, Tippi!“
Der Peng
„Peng!“, macht es und eine Frau sinkt zu Boden Drei Maskierte schauen sich fassungslos an. Dann bricht Panik in dem Juweliergeschäft aus.
„Du verdammter Idiot!“, schreit eine Maske mit weiblicher Stimme.
„Das hab ich nicht gewollt“, versucht sich der Mann mit dem Revolver zu entschuldigen.
„Nichts wie raus hier!“, meldet sich der Dritte.
„Rufen Sie sofort einen Krankenwagen!“, ruft der weibliche Gangster noch, es ist eine hübsche Blondine, bevor die drei sich die Masken vom Gesicht reißen, um dann auf die Straße zu treten und vollkommen ruhig zu einem Auto zu gehen. Das fährt behutsam aus der Haltebucht, ordnet sich in den Verkehr ein und ist alsbald verschwunden, als wäre nichts gewesen.
Der Eppendorfer Baum, was ebenfalls der Name nicht gleich vermuten ließe, eine Hamburger Straße mit feinen Geschäften und feinen Leuten. Hier kümmert sich keiner um den anderen. Es sei denn, man kennt sich und ruft sich „Geht’s gut?“ zu, obwohl man weiß, dass es einem gut geht.
In diese heile Welt hinein schrillt die Alarmglocke des Juweliers. Eine Frau mit einem Rolli bleibt stehen und dreht sich verwundert um.
Die Lily
Währenddessen ist auch Max immer noch mit seiner wilden Schießerei beschäftigt und schreit: „Du musst endlich umfallen, Tippi, ich hab dich schon ein paar Mal getroffen!“
„Hast du nicht, hast du nicht“, ruft Lily lachend, „ätschi bätschi, äschi bätschi! Und
Tippi heiß ich immer noch nicht.“
Mit einem nervenzerfetzenden Ton rast ein Peterwagen vorbei. Lily erstarrt förmlich und Max klammert sich an Ingrid Sommer, die gerade aus dem Haus tritt.
„Na“, sagt sie und guckt auf Max herunter, der noch an sie gelehnt ist, jetzt aber schnell wieder Oberwasser gewinnt: „Ich, äh, wollte Sie nur beschützen.“
„Danke, das ist sehr mutig von dir“, sagt Frau Sommer und sieht Max in seine strahlenden Augen. „Aber jetzt kannst du mich ruhig wieder loslassen.“
Max ist doch ein bisschen verdutzt und macht sich ungern frei.
Die Kommissarin Sommer
Vor dem Juwelierladen sind bereits mehrere Polizeiwagen vorgefahren, selbst der Bürgersteig ist abgesperrt, denn schließlich geht es hier um einen bewaffneten Überfall. Rätselhaft, wo in so kurzer Zeit so viele Leute herkommen können. Menschen in weißen Overalls laufen hin und her, während Polizeibeamte die neugierigen Zuschauer zurückhalten. Selbst das Fernsehen ist, auf der Suche nach spektakulären Bildern, mit einem Ü-Wagen eingetroffen.
Im Geschäft liegt eine Frau auf dem Boden, ein Arzt bemüht sich um sie. In der Ecke sitzt die Verkäuferin, die sich noch nicht von ihrem Schock erholt hat. Überall im Verkaufsraum suchen Männer von der Spurensicherung nach Fingerabdrücken oder Beweismaterial jeder Art, das beschriftet und in Plastiktüten verstaut wird.
Kommissar Winter erkundigt sich bei einem Kollegen: „Wo ist die Sommer?“
„Die hat heue ihren Haushaltstag, ist aber schon benachrichtigt worden.“
„Gibt es Zeugen?“, fragt Winter, sich umsehend.
„Wir sind gerade erst dabei. Es gibt eine Verkäuferin im Laden, die ist aber geistig immer noch irgendwie abwesend.“
Da betritt unsere Frau Sommer mit einem „Guten Morgen“ den Tatort mit einem entschuldigenden: „Tut mir leid. Hausfrauentag.“
„Ich weiß, tut mir auch leid“, sagt verständnisvoll Kommissar Winter.
„Gibt es schon Fakten?“, fragt die Kommissarin.
„Eine Frau wurde angeschossen.“
„Oh – wie ist ihr Zustand?“, fragt die Kommissarin mitfühlend und schaut zum Arzt hinüber, der gerade mit seiner Untersuchung fertig ist und ihnen entgegenkommt.
„Der Schuss ist sehr nah am Herzen, sie muss sofort in eine Klinik gebracht werden!“
„Können wir Ihnen helfen, den Transport organisieren?“
„Danke. Es ist alles schon geregelt.“
Der Arzt gibt letzte Anweisungen und Sekunden später meldet die Sirene des Krankenwagens den Abtransport.
„Gibt es Zeugen?“, fragt Kommissarin Sommer.
„Bis jetzt nur die Verkäuferin, die ist aber nicht in ihrem besten Zustand.“
„Fragen wir sie trotzdem, solange die Eindrücke noch frisch sind.“
Die beiden Kommissare betreten das Geschäft und gehen auf die Verkäuferin zu, die sich inzwischen erholt zu haben scheint.
„Endschuldigen Sie bitte, mein Name ist Sommer und das ist Herr Winter, und wie heißen Sie, bitte?“
„Leclerc, Isabelle Leclerc.“
„Das klingt französisch!“
„Ist es auch.“
„Wollen und können Sie uns sagen, was passiert ist?“, fragt die Sommer.
„Ja“, und nach einer Pause: „Ich war mit einer Kundin beschäftigt, als die drei Personen hereinkamen. Sie hatten Masken auf und waren eigentlich ganz freundlich.“
„Freundlich?“, fragen die Kommissare wie aus einem Mund.
„Ja, sie sagten, wir wollen nur die Diamanten und dann verschwinden wir wieder. Der eine Mann hatte zwar ein Pistole in der Hand, sie war aber nicht auf mich gerichtet.“