Kindheit, Erziehung und Gesellschaft im Wandel - Karl-Heinz Ignatz Kerscher - E-Book

Kindheit, Erziehung und Gesellschaft im Wandel E-Book

Karl-Heinz Ignatz Kerscher

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Beschreibung

Sammelband aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Pädagogik - Wissenschaftstheorie, Anthropologie, Note: keine, , Sprache: Deutsch, Abstract: Kindheit, Erziehung und Gesellschaft befinden sich in einem historisch ungekannten Ausmaß im Wandel. Globalisierung, Wertewandel und veränderte Kindheit sind Kristallisationspunkte dieser Diskurse. In diesem Sammelband werden der Wandel der Grundannahmen von Erziehung, Aspekte der Friedenspädagogik sowie die fächerübergreifenden Bildungsaufgaben für die Förderung von Autonomie, Demokratie und Humanität in der globalisierten Welt behandelt.

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis
Grundannahmen der Erziehung im Wandel der Zeiten
Zur Theorie der Friedenspädagogik
Zum Wandel der Kindheit und der Gesellschaft

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Grundannahmen der Erziehung im Wandel der Zeiten

Gedanken zur pädagogischen Anthropologie

Wenn wir Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden begegnen, dann sehen wir oft wie mit einem Fotoapparat nur eine Momentaufnahme aus dem Leben der Zeitgenossen. Es erscheint uns so bei Kindern, als hätten wir kleine unvollkommene Wesen vor uns, die schubsen, albern und lärmen. Sie besitzen noch keinen Führerschein, verdienen noch kein eigenes Geld und wissen noch nicht, wie man sich als Erwachsener zu benehmen hat.

Viele Dichter, Pädagogen und Entwicklungspsychologen haben die menschliche Entwicklung durch die Metapher der Stufen symbolisiert. Hermann HESSE tituliert eines seiner beeindruckenden Gedichte „Stufen“. Sigmund FREUD beschreibt in seinem entwicklungspsychologischen Modell die psychosexuellen Phasen der kindlichen Entwicklung als stufenartige Höherentwicklung. PIAGET und ERIKSON sprechen von Entwicklungsstufen der kognitiven Kompetenz und der Identitätsfindung. PIAGET, KOHLBERG und GILLIGAN sind sich einig, dass die Entfaltung des Moral- und Gerechtigkeitsgefühls über Phasen und Stadien wie über Stufen zu einer Höherentwicklung verläuft. Auch Rudolf STEINER und Maria MONTESSORI sprachen von Jahrsiebten und sensiblen Perioden als Entwicklungsstufen.

Diesen weit verbreiteten Auffassungen zufolge steigen wir von Stufe zu Stufe höher hinauf in unserer Entwicklung. Der Zustand der Kindheit wird also auf einer niederen, gemessen an den zukünftigen Entwicklungsaufgaben defizitären Stufe eingeordnet. Oft geht es bei der Stufeneinordnung nicht nur um eine deskriptive

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Beschreibung, sondern um eine askriptive Bewertung. Kindheit ist nach dieser weit verbreiteten Auffassung etwas Unvollkommenes, Unreifes, Unfertiges. Alfred ADLER erkannte dieses Problem und leitete aus der Überlegenheit des Erwachsenen und der Hilfsbedürftigkeit des kleinen Kindes ein universelles Minderheitsgefühl des Menschen ab. Die Metapher von Zwergen und Riesen in Märchen und Mythen spiegelt dieses Generationsverhältnis in macht- und leistungsbetonten patriarchalischen Kulturen wider. Anders gewichtete Auffassungen wurden von vielen Reformpädagogen des Zwanzigsten Jahrhunderts vertreten. Die Pädagogik vom Kinde aus wertete Kindheit auf. Ellen KEY verkündete im Jahre 1900, das kommende Jahrhundert solle das des Kindes werden. Janusz KORCZAK betonte die Kindheit als eigenwertige Lebensphase. Er forderte unter anderem das Recht des Kindes auf den heutigen Tag, das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist, ja sogar das Recht des Kindes auf den eigenen Tod.

Eine diametral zur traditionellen Auffassung über die Wertigkeit der Kindheit stehende Ansicht entwickelte der Psychologe und Psychiater David COOPER. Er vertrat die interessante Ansicht, dass das Neugeborene mit einem enormen Potential der Entfaltung, mit zahlreichen Möglichkeiten und großer Offenheit ins Leben tritt. Bildungserfolge von in reichere Länder adoptierten Kindern aus unterprivilegierten Elendsvierteln der Entwicklungsländer sind Beispiele für die Offenheit des Menschen für sprachliche und kulturelle Anregungen jenseits von angeborenen Talenten, Begabungen und Intelligenzen.

COOPER beschreibt die Tragödie, wie das weltoffene Kind nach und nach mehr und mehr kanalisiert, eingeschränkt und an den jeweiligen Kulturkreis und die jeweilige Gesellschaft angepasst wird. Der Reichtum des Entwicklungspotential des Kindes wird durch Kultur und Gesellschaft reduziert und führt zur Verarmung der

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Angepasstheit.