Klobold Furzi Flattermann - N. E. Richard - E-Book

Klobold Furzi Flattermann E-Book

N. E. Richard

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Beschreibung

Vor Melina haben alle Schiss. Bis auf Nico. Der Klassenkamerad hat längst geschnallt, dass hinter Melinas Wunsch nach Schnee eine viel größere Sehnsucht steckt. Kein Mensch kann ihr helfen. Da passt es gut, dass Nicos bester Freund kein Mensch ist. Der kleine Klobold lässt es natürlich ordentlich krachen. Furzi hat aber auch ein Gespür für leise Töne. Am Ende staunt sogar der Weihnachtsmann.

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Seitenzahl: 94

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Eine Weihnachtsgeschichte mit viel Schnee drinnen wie draußen, mit einem magischen Schlüssel und einem geheimnisvollen Schrank, mit dem echten Weihnachtsmann und selbstgebackenen Plätzchen und mit dem kleinen Klobold Furzi Flattermann.

Hinweis zur Leseschwierigkeit:

Zum Glück gibt’s Schnee hat einen durchschnittlichen Lesbarkeits-Index von 72, ermittelt mit PAPYRUS AUTOR. Junge Leserinnen und Leser ab acht Jahren verfügen idealerweise bereits über etwas Leseerfahrung.

Inhalt

Vor Melina haben alle Schiss.

Bis auf Nico. Der Klassenkamerad hat längst geschnallt, dass hinter Melinas Wunsch nach Schnee eine viel größere Sehnsucht steckt. Kein Mensch kann ihr helfen. Da passt es gut, dass Nicos bester Freund kein Mensch ist.

Der kleine Klobold lässt es natürlich ordentlich krachen. Furzi hat aber auch ein Gespür für leise Töne. Am Ende staunt sogar der Weihnachtsmann.

Nicos Geburtstag

Zwei Frostbeulen suchen Wärme

Furzis erster letzter Schultag

Der Weihnachtswunsch

Der Berg der Geschenke

Melinas Schnee

Ein frohes Fest

ERSTES KAPITEL

NICOS GEBURTSTAG

Im November Geburtstag zu haben, hatte Vorteile und Nachteile. Ein Nachteil war, dass man nach dem Weihnachtsfest lange auf die nächsten Geschenke warten musste. Gut war, dass bald nach dem Geburtstag schnell Weihnachten war.

Seinen neunten Geburtstag feierte Nico mit zwei Schulfreunden. Er wohnte erst seit den Sommerferien in dem alten Haus am Rande von Struddelbach. Im Dorf galt er als Außenseiter und auch für seine Mitschülerinnen und Mitschüler im benachbarten Sprasel war er immer noch der Neue.

Deswegen hatte Nico noch nicht viele Freunde. Eigentlich sogar nur zwei. Und die waren auch Außenseiter, obwohl sie mitten im Dorf wohnten. Lucas war ein Jahr jünger als Nico und weil er hochbegabt war, hatte er eine Klasse übersprungen. Melina war auch hochbegabt, aber nur im Sport. Sie hatte ein Schuljahr wiederholen müssen und war schon zehn Jahre alt.

Vor Melina hatten alle Schiss. Außer Nico und Lucas. Lucas drohte von Melina schon deshalb wenig Gefahr, weil er Brillenträger war, und Nico wusste sich zu benehmen. So kamen die drei im Grunde sehr gut miteinander aus. Lucas war der Klassenbeste. Außer im Sport. Da war Melina die Beste. Wenn sie um die Wette liefen, konnte Nico kaum mithalten. Lucas kam gar nicht mehr hinterher. Dafür half er Melina in Mathe, da kam sie sonst nicht hinterher.

Nach dem Essen hockte Nico mit seinen beiden Geburtstagsgästen in seinem Zimmer. Sie spielten das neue Spiel, das er von seinen Eltern bekommen hatte. Das war auch so ein Nachteil, wenn man im November Geburtstag hatte. Das Wetter war meist schlecht und man musste drinnen feiern.

»Das Spiel ist doof«, fand Lucas. Er putzte seine Brille, aber das machte es auch nicht besser. »Kann dein Vater nicht mal ein spannendes Spiel erfinden?«

»Das ist nicht sein Fachgebiet«, antwortete Nico. Sein Vater war tatsächlich Erfinder. Ein guter sogar. Aber im Moment fiel Herrn Neumann nichts wirklich Brauchbares ein. Dabei tüftelte er ständig an neuen Ideen herum. Meist ging es um technische Geräte oder Bauteile. Der ganz große Wurf lag zwar schon einige Jahre zurück, aber bis heute konnte die Familie davon leben.

»Was ist das eigentlich für ein furchtbarer Schrank? Den hätte ich schon längst rauswerfen lassen.« Melina besah sich das antike Monstrum in Nicos Zimmer genauer. Das wuchtige Möbelstück passte überhaupt nicht zur übrigen Einrichtung. Nicos Zimmer war aber sehr groß und so störte das Ungetüm nur optisch.

»Der lässt sich nicht rauswerfen. Der ist fest eingebaut«, sagte Nico. Was hatten sie nicht alles versucht, um den Schrank aus dem Zimmer zu schaffen? Keinen Millimeter hatte der sich bewegen lassen. Zum Glück, fand Nico. Aber was es mit dem alten Schrank auf sich hatte, behielt er lieber für sich. Melina untersuchte die Türen. Da er sich nicht öffnen ließ, fand sie den Schrank noch bescheuerter.

Draußen schlug der Regen gegen die Fensterscheiben. Und der graue Himmel drückte auf die Stimmung der drei Freunde.

»In so einem alten Kasten könnte ich nie wohnen«, sagte Melina. »Und dann noch so weit draußen. Das muss doch stinklangweilig sein, hier zu leben.«

Noch vor kurzer Zeit hätte Nico seiner Freundin recht gegeben. Aber jetzt wusste er es besser. Sein Blick wanderte zu dem alten Schrank. Was er hinter dessen Türen schon erlebthatte, war alles andere als langweilig gewesen. Aber auch das behielt er lieber für sich.

Lucas hingegen gefiel das alte Haus, in dem Nico wohnte. Lucas interessierte sich für alles. Er kannte auch die Geschichte des kleinen Schlösschens, das früher auf dem Grundstück gestanden hatte. Bevor er sein Wissen darüber ausbreiten konnte, hielt Melina ihm rasch den Mund zu.

»Erspar mir das bitte, Lucas. Diese alten Geschichten will doch niemand hören.«

»Ich schon«, sagte Nico. Das Haus, in dem er seit den Sommerferien wohnte, stand in dem alten und reichlich verwilderten Park eines alten Jagdschlosses. Das Schloss selbst war vor über hundert Jahren abgebrannt. Bis auf die Grundmauern. Die gab es noch und darin konnte man heute herumklettern.

Nicht weit von der Ruine entfernt war nach dem Brand ein neues Haus errichtet worden. Das war nun auch schon über hundert Jahre alt. In Struddelbach hieß es nur das »neue alte Haus«. Und in dem wohnte Nico jetzt mit seinen Eltern.

Lucas hätte viel über das alte Jagdschloss erzählen können, wäre da nicht Melinas Hand auf seinem Mund gewesen. Außer »rmpfldmpfl« und »önnemö« erfuhr Nico nichts über das historische Anwesen.

»Noch ein Wort und ihr beide könnt alleine feiern. Ich bin bestimmt nicht hier, um Geschichte zu lernen.« Geschichte war noch langweiliger als die Geburtstagsparty, fand Melina. Sie schaute sich nach etwas um, das ihr Interesse wecken könnte und entdeckte Nicos Teddybär auf dem Schreibtisch.

»Sag jetzt nicht, dass du noch mit Teddybären spielst.« Sie schaute Nico ungläubig an.

»Nee, natürlich nicht. Wie kommst du denn da drauf?«

Melina deutete zu Nicos Schreibtisch.

»Da ...« Sie runzelte die Stirn. »Da hat doch eben noch ein Teddy neben deinem Computer gesessen. Ich hab’s genau gesehen.«

Sie hockten vor Nicos Bett am Boden und schauten nun alle zum Computer. Von einem Teddy war weit und breit keine Spur zu sehen.

»Das gibt’s doch nicht«, rieb sich Melina die Augen. »Ich bin doch nicht bescheuert.«

»Nicht sehr, jedenfalls«, merkte Lucas an und zog seinen Kopf so rasch beiseite, dass ihm beinahe die Brille davonflog. Melinas Schlag ging ins Leere.

Sie erhob sich und untersuchte Nicos Schreibtisch. Einen Teddy fand sie aber nicht. Sie schaute sogar unter dem Tisch nach. Erst unter Nicos Bett wurde sie fündig.

»Da isser. Hatte ich doch recht.« Sie versuchte, sich den Teddy zu angeln, der ganz hinten in der äußersten Ecke unter dem Bett hockte. Sie streckte sich lang und länger, aber immer fehlten ein paar Zentimeter. Es war wie verhext, Melina bekam den Teddy einfach nicht zu fassen. Dafür ertasteten ihre Finger plötzlich etwas anderes. Als sie ihre Hand unter dem Bett hervorzog, hielt sie einen uralten, reich verzierten Schlüssel in der Hand. Er war riesig.

»Nicht verstellen.« Nico schrie so laut, dass Lucas und Melina zusammenfuhren. Melina war so verdutzt, dass sie keinen Widerstand leistete, als Nico ihr den Schlüssel aus der Hand schnappte.

»Verstellen?«, fragte sie verdattert.

Nico schaffte den Schlüssel eilig außer Reichweite. »Der ist uralt. Damit darf man nicht spielen.«

»Ich will ja nur mal gucken.« Melina rappelte sich auf. »Oder ist das etwa verboten?«

Nico legte den Schlüssel in die Schublade seines Schreibtisches und stellte sich davor. »Tut mir leid, Melina, aber der Schlüssel ist sehr wertvoll.«

»So? Und warum liegt er dann unter deinem Bett? Und wie kommt überhaupt dieser bescheuerte Teddy dahin? Der war eben noch auf dem Schreibtisch.«

Lucas rollte mit den Augen, schaute dann zu Nico und tippte sich hinter Melinas Rücken mit dem Zeigefinger an die Stirn.

»Ihr könnt mich mal«, blaffte Melina ihre Freunde an. Sie schaute sich argwöhnisch in Nicos Zimmer um. Ihr Blick fiel wieder auf das antike Ungetüm. »Gehört der Schlüssel zu dem Schrank?« Melina machte einen Schritt auf Nico zu. Sie war einen halben Kopf größer als er.

»Wie kommst du denn darauf?«

»Er gehört zum Schrank. Stimmt’s?« Melina verschränkte die Arme vor ihrer Brust. »Alter Schlüssel. Alter Schrank. Red’ schon.«

»Der Schlüssel ist wirklich völlig unwichtig, Melina. Vergiss ihn einfach.«

Aber Melinas Neugierde war geweckt. Was es mit dem Schlüssel auf sich hatte, war viel spannender als Nicos Geburtstag. Sogar noch spannender als das mysteriöse Wiederauftauchen des Teddybären.

»Was ist denn in dem Schrank, was wir nicht sehen dürfen?« Melina gab so schnell nicht auf. »Lass uns halt wenigstens mal reinschauen. Wir sind doch Freunde.«

Natürlich waren Nico und Melina Freunde. Außer ihm und Lucas hatte sie keine. Früher war Melina nicht nur groß und stark, sondern auch richtig dick gewesen. Das wusste Nico von Lucas. Die halbe Schule hatte sich über Melina lustig gemacht. Bis Melina der halben Schule einfach eine gedonnert hatte. Heute war Melina nicht mehr dick. Aber zuschlagen konnte sie immer noch. Vor allem dann, wenn die anderen über Lucas herzogen. Deshalb machte die ganze Schule lieber einen Bogen um Melina. Und Lucas. Die Große und der Kleine waren ein gutes Gespann. Und sie hatten Nico aufgenommen.

Er fand, dass er es mit Lucas und Melina verdammt gut getroffen hatte. Sie waren seine neuen besten Freunde.

Er hatte aber auch noch alte beste Freunde und die vermisste er schmerzlich. Nico dachte an den kleinen Klobold Furzi Flattermann. Und an die Meisterdiebin Bibi Stibitzki. Ob er die beiden jemals wiedersehen würde?

Immer noch schweigend schaute Nico wehmütig seinen alten Schrank an.

Melina schnaubte verächtlich. »Ihr seid vielleicht Pfeifen.« Für Nicos Geburtstag hatte sie ihre geliebte Judostunde im Spraseler Turnverein sausen lassen. Und nun das. Melinas Vorschlag, den beiden Freunden ihren Sport näherzubringen, lehnten Nico und Lucas dankend ab. Ihnen steckte die letzte Probestunde mit Melina noch in den Knochen.

Melina trat ans Fenster: »Die Party ist Käse, das Wetter ist Käse und Schnee gibt es in diesem Jahr auch wieder nicht. Wetten?«

»Ich brauche keinen Schnee«, sagte Nico.

»Ich schon. Wenn Schnee liegt, sieht die Welt ganz anders aus. Ich könnte Lucas mal wieder richtig einseifen. So wie früher.«

»Du hast mir fast die Nase gebrochen«, erinnerte sich Lucas. Er verzog das Gesicht.

Melina schaute aus dem Fenster. »Mit Schnee wäre Weihnachten schöner.« Sie sagte es so leise, dass Nico hellhörig wurde.

»Weihnachten ist doch erst in über einem Monat. Vielleicht schneit es ja noch.«

»Bloß nicht«, stöhnte Lucas. Er schaute argwöhnisch zu Melina hinüber.

Die wandte sich genervt um. Ihr Blick fiel auf Nicos Regal. Melina klappte die Kinnlade herab. Wie versteinert stand sie da und starrte den Teddy an, der zwischen den Büchern saß und zurückstarrte. Der hatte doch eben noch unter dem Bett gelegen. »Sehr witzig«, sagte Melina. Sie packte den Teddy und schlug damit auf den überraschten Lucas ein. »Gib’s zu. Den hast du da hingestellt. Ich lass mich doch von euch beiden nicht verscheißern.«

Lucas riss die Arme über seinen Kopf. Aber da war Nico schon zur Stelle und entwand seiner Freundin hastig den Teddy. »Nicht. Das tut ihm doch weh.«