Knolles Reise - Nicole Bösch - E-Book

Knolles Reise E-Book

Nicole Bösch

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Beschreibung

Das kleine Räuchermännchen Knolle - ein Waldgeist - muss nach Weihnachten nicht mehr in den dunklen Keller zurück, sondern lebt mit seiner Menschenfamilie im Kanton Zürich. Er liebt es, sich davonzuschleichen, und Abenteuer zu erleben. Seine zweite Reise führt ihn in den Zoo. Dort geschehen mysteriöse Dinge und Knolle verfolgt eine seltsame fünflinige Spur. Er erfährt bei dieser Gelegenheit viel über die Tiere im Zoo und deren Artenschutzprogramme. Knolle merkt schnell, dass mächtige magische Kräfte im Spiel sind, und die Monate der Suche verfliegen wie nichts. Wird er dem Chaos ein Ende setzen können und rechtzeitig zum ersten Advent zu seiner Menschenfamilie zurückkehren? Knolles Herkunft ist das Erzgebirge, ein Mittelgebirge im ostdeutschen Bundesland Sachsen, wo Räuchermännchen traditionell hergestellt werden. Sie dienen zum Abbrennen von Räucherkerzen und sind eine Erfindung der Spielzeugmacher aus dieser Region. Das Räuchermännchen, das als Vorlage für die Titelfigur "Knolle" dient, heisst im Original "Waldgeist" und wird von der Firma CHRISTIAN ULBRICHT GmbH & Co. KG produziert. Siehe auch www.knollesreise.ch.

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Seitenzahl: 70

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ein grosses Dankeschön an meine vier kreativen Köpfe Melinda, Benedikt, Johanna und David. Ohne euch würden nur halb so viele gute Ideen entstehen. Nicht zu vergessen natürlich mein Mann Marco, der mir stets alle technischen oder sonstigen Hindernisse aus dem Weg räumt.

Inhaltsverzeichnis

Auf zu neuen Abenteuern

Winter im Zoo

Frühlingserwachen

Geheimnisvolle Vorfälle

Die Suche geht weiter

Gefahr in der Savanne

Trapp trapp, der Waldrapp

Des Rätsels Lösung

Der Samichlaus kommt

Auf zu neuen Abenteuern

Knolle, der kleine Wichtel, stand auf dem Regal im Wohnzimmer seiner Menschenfamilie und hatte den schönsten Platz im ganzen Haus. Er war ein Räuchermännchen, das die verschiedensten Rauchwölkchen aus seinem Mund pusten konnte. Handgefertigt war er aus einem Gebiet im Osten Deutschlands gekommen, das man das Erzgebirge nennt. Weihnachten war bereits vorbei und das neue Jahr hatte schon begonnen. Die Mutter verstaute gerade sorgfältig die letzte Weihnachtsdekoration. Die einst schöne Tanne liess traurig ihre Zweige hängen und ihre Nadeln rieselten unbeachtet auf den Boden.

Dieses Jahr würde für Knolle alles anders sein. Dieses Jahr musste er nicht wieder in die Weihnachtskiste und in den dunklen Keller. Das hatten ihm die Kinder, Mara und Mailo, fest versprochen. Gern erinnerte er sich an Emma, die emsige Eichhörnchendame, die ihn letztes Jahr in ihrem gemütlichen Kobel überwintern lassen hatte. Oder an Ronny, den neugierigen Rotmilan. Der hatte ihn erst fressen wollen, aber dabei aus einem riesigen Haufen Kuhkacki befreit. Und noch viele weitere Erinnerungen kamen ihm in den Sinn, als er so aus dem Fenster schaute. Sein neuer Platz war perfekt – die Aussicht fantastisch.

So schaute Knolle also glücklich in den verschneiten Garten hinaus. Eine lustige Schar Vögel hatte sichtlich Spass an den Leckereien im frisch aufgefüllten Futterhäuschen. Die Meisen knabberten an der hängenden Kugel und die Buchfinken und Sperlinge pickten sich ihre Lieblingskörner aus der bunten Mischung.

Für alle war etwas dabei. Seine beste Freundin Erika, die kluge Eule, sass tief und fest schlafend auf dem alten Schrank in der Ecke. Schöner konnte ein Sonntag nicht sein. Während Knolle noch in seine Gedanken versunken war, hörte er Mailo plötzlich etwas aus der Zeitung vorlesen: «Erneut geheimnisvolle Vorfälle im Zoo. Zoodirektor steht vor einem Rätsel. Tierpfleger verzweifelt …»

Die beiden fragten sich, was da los war. Eilig packten sie ihre Sachen, um dem Zoo einen Besuch abzustatten. Auch Knolles Neugier und Abenteuerlust waren sofort geweckt. Er horchte auf und verspürte prompt dieses Herzklopfen, das ihn jedes Mal überkam, wenn er ein Abenteuer witterte. Schnell kletterte er in den offenen Rucksack der Kinder. Und schon ging es los.

Es wackelte und schaukelte und Knolle wurde im Rucksack ordentlich herumgeschüttelt. Dabei stiess er sich an der grossen Wasserflasche direkt neben ihm. «Autsch.» Der Tannenkranz auf seinem Kopf rutschte hin und her. Hoffentlich fiel keiner der kleinen Zapfen ab. Und wo war schon wieder sein Stab? Nach einer unendlich lang erscheinenden Zeit stoppten die Geschwister endlich. Mailo stellte den Rucksack im knirschenden Schnee ab und sagte etwas zu Mara, das Knolle nicht verstand. Dann herrschte Stille. Der kleine Wichtel lauschte und nach einem Moment des Wartens kroch er heimlich aus dem Rucksack. Puh, endlich frische Luft!

Er plumpste direkt in den glitzernden Schnee. Jetzt war er heilfroh, dass er hohe Stiefel und so einen wunderbar warmen Cordmantel trug. Er rückte seine altmodische, runde Brille gerade, die immer genau dann verrutschte, wenn er es eilig hatte.

Für gewöhnlich sass sie auf seiner dicken, fetten Knollennase, der er auch seinen Namen verdankte.

Dann schaute er sich um. Wow! Alles weiss. Rechts von ihm befand sich ein Gebäude, an dessen Tür Information zu lesen war. Zu seiner Linken gab es einige vom Schnee befreite Sitzbänke und dahinter etwas, das aussah wie riesige Vogelkäfige. Direkt vor ihm stand eine Schar lustiger Gesellen – irgendwelche grossen Vögel. Jeder sah anders aus. Alle starrten ihn erwartungsvoll an und er starrte zurück. Als Waldgeist kannte er so gut wie alle einheimischen Tiere und Pflanzen, aber diese schönen Kreaturen hatte er noch nie gesehen. Sie waren so weiss wie der Schnee und er hätte sie fast nicht wahrgenommen, wären da nicht die schwarzen Flügel gewesen. Manche fielen durch orangefarbene Schnäbel oder goldgelbe Kopffedern auf. Einige schienen nicht grösser zu sein als er.

Mara und Mailo waren verschwunden. Also ging er mutig auf die unbekannten Vögel zu und fragte: «Wer seid ihr denn? Bin ich hier im Zoo?»

Doch niemand antwortete. Alle schauten ihn unverändert an. Wie unhöflich, dachte Knolle und versuchte es noch einmal mit seinem schönsten Lächeln.

«Ich bin Knolle, ein Räuchermännchen. Wisst ihr etwas über die geheimnisvollen Vorfälle im Zoo?»

Da ertönte hinter ihm eine bekannte Stimme: «Uhu, uhu. Wie kannst du es wagen, über die geheimnisvollen Vorfälle zu sprechen? Allen, die sie bisher erwähnt haben, ist etwas Seltsames passiert!»

Der kleine Wichtel drehte sich um. Da sass seine beste Freundin Erika, die kluge Eule, auf einem Baum.

Ein bisschen schämte er sich in dem Moment dafür, dass er ihr nichts von seinem Vorhaben gesagt hatte. Doch dann antwortete er wie immer etwas übermütig: «Ach, was soll mir schon passieren? Und wie kommst du überhaupt hierher, Erika?»

Die kluge Eule antwortete: «Nach dem schrecklichen Vorfall mit dem Heuballen im letzten Herbst lass ich dich nicht mehr allein! Als ich gesehen habe, dass du dich schon wieder davonschleichst, bin ich dir und den Kindern hinterhergeflogen.»

«Und wo sind Mara und Mailo jetzt?», fragte Knolle.

«Das weiss ich nicht», entgegnete die Eule. «Vermutlich sind sie im Zoo-Restaurant. Es ist ja schon Mittag. Ich habe nur dich mit den Pinguinen sprechen sehen.»

«Ach, Pinguine sind das», wiederholte Knolle. «Ein ganz unhöfliches Völkchen. Nicht einer hat mir geantwortet.»

Erika musste schmunzeln. «Das könnte daran liegen, dass sie bloss bemalte Steinfiguren sind.»

«Aus Stein? Wie traurig.» Das Räuchermännchen liess die Schultern hängen. Aber dann kam ihm eine Idee und seine Augen leuchteten auf. «Ob ich ihnen wohl Leben einhauchen kann?»

«So, wie du stinkst, könnte das sogar klappen», meinte Erika.

Jetzt musste Knolle lachen. Denn in seinem Bäuchlein glomm noch ein Räucherkerzchen, so klein, dass es an einen Minivulkan erinnerte. Normalerweise rochen diese Kerzchen angenehm nach Honig, Tanne oder Orange. Doch dieses stank nach Fisch – ein Experiment der Kinder, um ihre Mutter zu ärgern.

Sie war noch nicht abgebrannt – eine weitere Eigenart dieser Räucherkerze. Die Kinder hatten die Rezeptur so verändert, dass sie länger glimmen konnte als gewöhnlich. Feine Rauchwölkchen stiegen in die Luft.

Zum Glück hatten alle Räuchermännchen magische Kräfte und der kleine Wichtel konnte schon recht gut damit umgehen. Also fasste er sich ein Herz, tippte dreimal mit seinem Wanderstab auf den Boden und sprach: «Glitzerschnee und Meeresmelodie, erwecket dieses Federvieh.»

Der Fischgeruch stieg den Steinfiguren in ihre Schnäbel und der erste Vogel musste niesen.

«Hatschi! Was ist passiert?», fragte er und bewegte zaghaft seine Flügel.

Ein zweiter watschelte bereits munter drauf los. Er nahm Anlauf und jubelte: «Endlich fliegen!» Ganz ungeschickt rutschte er aus und wackelte mit den Flügeln, um sein Gleichgewicht zu finden.

«Fliegen? Da wärst du wohl der Erste», schmunzelte ein stattlicher, alter Pinguin und schüttelte sein goldgefiedertes Haupt. Dann liess er sich auf den Bauch klatschen, so dass Knolle der Schnee nur so ins Gesicht spritzte. Freudestrahlend rutschte er über die glatte, weisse Winterdecke.

Die anderen machten es ihm nach. Einer der kleinen Pinguine rief: «Kommt mit, ich weiss, wo unsere Artgenossen wohnen.»

Und schon rutschte und schlitterte die ganze Truppe überglücklich zum Pinguingehege. Nur der ältere Goldschopf-Pinguin watschelte gemütlich hinterher.

Warum hatten es die jungen Leute nur immer so eilig, wunderte er sich. Dann wandte er sich an Knolle und rief: «Komm doch nachher zur Pinguinparade! Und vielen lieben Dank, dass du uns zum Leben erweckt hast. Wenn du uns mal brauchst, sende einfach den wundervollen Fischgeruch, dann kommen wir sofort.»

Der kleine Wichtel winkte ihm hinterher, bevor er sich zu Erika drehte. «Wie bekommen wir jetzt raus, was hier im Zoo los ist?»

«Lass uns meine Tante Senja suchen. Sie ist eine Schneeeule und viel älter und erfahrener als ich. Sie lebt schon lange hier im Zoo und hat ihre Augen und Ohren überall. Ich bin sicher, dass sie weiss, was hier vor sich geht.»

Da sie den Weg nicht kannten, entschieden sie sich fürs Fliegen. Dass Knolle diese Fähigkeit besitzt, hatte er im letzten Jahr erfahren. Seither war es eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Er tippte dreimal mit seinem Stab auf den Boden und sie flogen los.

Winter im Zoo