Kollektive Intentionalität. Soziales Handeln und kollektive Akteure - Simon Rauter - E-Book

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Simon Rauter

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1, Universität Wien (Philosophie), Veranstaltung: Analytische Handlungstheorie, Sprache: Deutsch, Abstract: Ich habe in dieser Arbeit versucht, einen Auszug aus der Debatte über die Grundlagen des Sozialen zu geben und diesen mit einer persönlichen These zu verbinden, die darin besteht, dass viele individuelle Handlungen derivativ von kollektiven bzw. sozialen Handlungen sind und außerdem kollektive Handlungen ein primitives Phänomen darstellen, wenn Sprechakte als Basishandlung für jene betrachtet werden.

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung

2. Terminus technicus „Intentionalität“

2.1 Allgemeine Charakteristik

2.2 Zentrale Probleme kollektiver Intentionalität

3. Gemeinsame Praxis - Gemeinsames Handeln

3.1 Gemeinsame Praxis - Soziale Gruppen

3.2 Gemeinsames Handeln - Geteilte Absicht

4. Kollektives Handeln

4.1 Institutionelles Handeln - Kollektive Akteure

4.2 Normativität und Sprache

5. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

 

1. Einleitung

2. Terminus technicus „Intentionalität“

 

Intentionalität, als bestimmender Faktor um Handlungen von bloßem Verhalten zu unterscheiden, bezeichnet das Merkmal eines geistigen Zustandes, sich auf etwas zu beziehen. Wenn wir von Wünschen, Überzeugungen, Einstellungen oder Absichten sprechen, so sprechen wir über einen solchen Zustand, denn es ist notwendig, dass sie sich auf etwas beziehen, im Unterschied zu Stimmungen, wie etwa 'schlechte Laune haben', die auch ohne Bezug bestehen können. Es handelt sich also um einen technischen Begriff der im wesentlich durch die drei Merkmale 'Subjekt', 'Gehalt' und 'Modus' charakterisiert wird, die ich im folgenden näher Beschreiben werde.

 

2.1 Allgemeine Charakteristik

 

Bei dieser Beschreibung orientiere ich mich im wesentlichen an derjenigen, die in der Einleitung des Sammelbandes „Kollektive Intentionalität - Eine Debatte über die Grundlagen des Sozialen“ von den Herausgebern Hans Bernhard Schmid und David P. Schweikard, gegeben wird.[1]

 

Das Subjekt wird darin als der 'Träger' des intentionalen Zustandes charakterisiert, “also [als] dasjenige Wesen, welches die entsprechende Überzeugung oder Absicht 'hat'“.[2] Ein Subjekt stellt man sich üblicherweise als ein Individuum vor, also eine physische Tatsache. Ein Kollektiv jedoch besteht offenbar aus vielen und nicht aus einem Träger, weshalb dies im Hinblick auf kollektive Intentionalität die wahrscheinlich größte Herausforderung darstellt. Doch bevor ich darauf zurück komme, gilt es noch die Begriffe Gehalt und Modus zu erläutern.

 

Der Gehalt wird durch den Gegenstand, d.h. dasjenige worauf sich der geistige Zustand richtet, repräsentiert, wobei der Modus angibt, auf welche Weise dies geschieht. Unterschieden werden drei Klassen von Modi: kognitive Intentionalität, konative Intentionalität und affektive Intentionalität.

 

Kognitive Intentionalität umfasst dabei diejenigen Einstellungen und Prozesse, die auf Erkenntnis von und Wissen über die jeweiligen Sachverhalte abzielen, auf die sie bezogen sind. Zur konativen Intentionalität zählen Einstellungen, die Ausdruck eines Bestrebens sind. In die Kategorie der affektiven Intentionalität fallen schließlich alle die Zustände, Einstellungen und Haltungen, die eine emotionale Bewertung des Bezugsgegenstandes mitführen.[3]

 

Zu erwähnen ist noch die Unterscheidung zwischen engem Gehalt, welcher als unabhängig von der Umgebung des intentionalen Subjekts verstanden wird, und weitem Gehalt, welcher von der Umgebung des Subjekts abhängig ist. Dies ermöglicht irrtümliche von erfolgreicher Bezugnahme zu unterscheiden. Außerdem kommen bei dieser Unterscheidung geisttheoretische Interessen über die Beschaffenheit mentaler Zustände zum Ausdruck, welche sich in den Positionen des Externalismus und Internalismus manifestieren. Erstere sind dabei der Auffassung, mentale Zustände seien zumindest zum Teil von außerhalb des Subjekts liegenden Merkmalen abhängig (weiter Gehalt), während letztere die Auffassung vertreten, mentale Zustände seien vollständig durch intrinsische Eigenschaften des Subjekts bestimmt (enger Gehalt).

 

2.2 Zentrale Probleme kollektiver Intentionalität

 

In Anbetracht dieser Charakterisierung, stellt sich nun die Frage, inwiefern Intentionalität kollektiv sein kann bzw. was an Intentionalität kollektiv sein soll.

 

Eines der Probleme wurde bereits durch den Hinweis auf den Konflikt zwischen Internalisten und Externalisten angedeutet. Es geht dabei um die Frage ob der Gehalt des intentionalen Zustandes allein auf das Subjekt zurückzuführen ist, oder ob dieser auch von der Umgebung des Subjekts abhängig ist. Eine der Lösungsoptionen dafür, führt über eine weitere Problemstellung, die von der propositionalen Verfasstheit intentionaler Zustände handelt. Meines Erachtens sind zumindest einige, wenn nicht sogar die meisten intentionalen Zustände, speziell im Fall kognitiver, jedoch auch bei konativer Intentionalität, Propositionen. Ich werde mich dieser Frage weiter unten noch eingehender widmen und verweise zunächst nur auf Beispiele wie 'die Hauptstadt von Österreich ist Wien' oder 'das Wassermolekül besteht aus zwei Wasserstoff- und einem Sauerstoffatom', von welchen sich unzählige geben lassen. Damit ist zwar noch nicht gesagt, dass intentionale Zustände grundsätzlich Propositionen sein müssen, was ich im übrigen auch nicht glaube, jedoch ist zumindest darauf hingewiesen, dass es intentionale Zustände gibt, die Propositionen sind. Fasst man nun Sprache als eine soziale Praxis auf, man erinnere sich beispielsweise an Wittgensteins Sprachspiele, so scheint der Internalismus vor ein schwer zu lösendes Problem gestellt zu sein, wohingegen dem Externalismus ein starkes Argument gegeben wird. Dieser Aspekt weist also einerseits darauf hin, dass propositional-intentionale Zustände, werden Privatsprachen ausgeschlossen, externe Merkmale aufweisen und andererseits, was in Bezug auf diese Debatte wesentlich interessanter ist, dass solche Zustände (propositional-intentionale Zustände) gar nicht möglich wären ohne ein Kollektiv. An dieser Stelle sei kurz darauf hingewiesen, dass, wie an dieser kurzen Erörterung zu erkennen ist, es stark von sprachtheoretischen bzw. geisttheoretischen Positionen abhängig ist, wie kollektive Intentionalität gefasst wird.