König Heinrich IV. - Teil 2 - William Shakespeare - E-Book

König Heinrich IV. - Teil 2 E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

England kommt nicht zur Ruhe: auch nach der dramatischen Schlacht von Shrewsbury ist die Rebellion gegen König Heinrich IV. noch nicht abgewendet. Der alternde Regent weiß, dass das Schicksal des Reichs nicht mehr lange in seiner Hand liegen wird und er einen würdigen Nachfolger braucht. Der junge Prinz Hal hat jedoch noch immer Schwierigkeiten, sich mit seiner Rolle als zukünftiger König abzufinden. Ist er bereit, seinen ausschweifenden Lebensstil für den Thron aufzugeben?-

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William Shakespeare

König Heinrich IV. - Teil 2

Übersezt von August Wilhelm von Schlegel

Saga

König Heinrich IV. - Teil 2

 

Übersezt von August Wilhelm von Schlegel

 

Titel der Originalausgabe: Henry IV, Part II

 

Originalsprache: dem Englischen

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1764, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726885873

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Personen

König Heinrich IV.

 

Prinz Heinrich von Wales Thomas, Herzog von Clarence Prinz Johann von Lancaster Prinz Humphrey von Gloster, Söhne des Königs

 

Graf von Warwick Graf von Westmoreland Gower Harcourt, von des Königs Partei

 

Der Oberrichter von der königlichen Bank

 

Ein Unterbeamter im Gefolge des Oberrichters

 

Graf von Northumberland, Scroop, Erzbischof von York Lord Mowbray Lord Hastings Lord Bardolph, Feinde des Königs

 

Sir John Colevile

 

Travers und Morton, Bediente Northumberlands

 

Falstaff

 

Bardolph Pistol

 

Ein Page

 

Poins und Peto, Begleiter Prinz Heinrichs

 

Schaal und Stille, Friedensrichter auf dem Lande

 

David, Schaals Bedienter

 

Schimmelig, Schatte, Warze, Schwächlich und Bullenkalb, Rekruten

 

Klaue und Schlinge, Gerichtsdiener

 

Ein Pförtner

 

Lady Northumberland

 

Lady Percy

 

Frau Hurtig, Wirtin

 

Dortchen Lakenreißer

 

Lords und andres Gefolge, Offiziere, Soldaten, Bote, Küfer, Büttel, Kammerdiener usw.

Prolog

Warkworth. Vor Northumberlands Burg.

 

Gerücht, ganz mit Zungen bemalt, tritt ein.

GERÜCHT.

Die Ohren auf! Denn wer von euch verstopft

Des Hörens Tor, wenn laut Gerüchte spricht?

Ich, von dem Osten bis zum müden West

Rasch auf dem Winde reitend, mache kund,

Was auf dem Erdenball begonnen wird.

Beständ'ger Leumund schwebt auf meinen Zungen,

Den ich in jeder Sprache bringe vor,

Der Menschen Ohr mit falscher Zeitung stopfend.

Von Frieden red' ich, während unterm Lächeln

Der Ruh' versteckter Groll die Welt verwundet;

Und wer, als nur Gerücht, als ich allein,

Schafft drohn'de Musterung, wache Gegenwehr,

Indes das Jahr, geschwellt von anderm Leid,

Für schwanger gilt von dem Tyrannen Krieg,

Was doch nicht ist? Gerücht ist eine Pfeife,

Die Argwohn, Eifersucht, Vermutung bläst,

Und von so leichtem Griffe, daß sogar

Das Ungeheuer mit zahllosen Köpfen,

Die immer streit'ge, wandelbare Menge,

Drauf spielen kann. Allein wozu zergliedre

Ich meinen wohlbekannten Körper so

Vor meinem Hausstand? Was will hier Gerücht?

Vor König Heinrichs Siege lauf' ich her,

Der in dem blut'gen Feld bei Shrewsbury

Den jungen Heißsporn und sein Heer geschlagen,

Löschend die Flamme kühner Rebellion

In der Rebellen Blut. – Was fällt mir ein,

Sogleich so wahr zu reden? Auszusprengen

Ist mein Geschäft, daß Heinrich Monmouth fiel

Unter des edlen Heißsporn grimm'gem Schwert,

Und daß der König vor des Douglas Wut

Zum Tode sein gesalbtes Haupt gebeugt.

Dies hab' ich durch die Landstädt' ausgebreitet,

Vom königlichen Feld zu Shrewsbury

Bis hier zu dieser wurmbenagten Feste

Von rauhem Stein, wo Heißsporns alter Vater

Northumberland schwer krank danieder liegt.

Die Boten kommen nun ermüdet an,

Und keiner meldet, als was ich gelehrt.

Schlimmer als wahres Übel ist erklungen

Falsch süße Tröstung von Gerüchtes Zungen.

Ab.

Erster Aufzug

Erste Szene

Ebendaselbst.

 

Der Pförtner am Tor. Lord Bardolph tritt auf.

 

LORD BARDOLPH.

Wer wacht am Tor da? He! – Wo ist der Graf?

PFÖRTNER.

Wer, sag' ich, daß Ihr seid?

LORD BARDOLPH.

Sag du dem Grafen,

Es warte der Lord Bardolph hier auf ihn.

PFÖRTNER.

Der gnäd'ge Herr ist draußen in dem Garten:

Beliebt's Eu'r Edlen, klopft nur an dem Tor,

So gibt er selbst Euch Antwort.

LORD BARDOLPH.

Da kommt der Graf.

 

Northumberland tritt auf.

 

NORTHUMBERLAND.

Was gibt's, Lord Bardolph? Jegliche Minute

Muß jetzt die Mutter einer Kriegstat sein.

Wild sind die Zeiten: Hader, wie ein Pferd

Voll mut'ger Nahrung, das sich losgerissen,

Rennt alles vor sich nieder.

LORD BARDOLPH.

Edler Graf,

Von Shrewsbury bring' ich gewisse Zeitung.

NORTHUMBERLAND.

So Gott will, gute.

LORD BARDOLPH.

Gut nach Herzenswunsch.

Der König ist zum Tode fast verwundet,

Durch Eures Sohnes Glück ist auf der Stelle

Prinz Heinrich umgebracht, und beide Blunts

Von Douglas' Hand getötet; Prinz Johann

Und Westmoreland und Stafford sind geflüchtet,

Und Heinrich Monmouths feistes Schwein, Sir John,

Gefangner Eures Sohns; o solch ein Tag,

So schön erfochten, durchgesetzt, gewonnen,

Erschien nicht zur Verherrlichung der Zeiten

Seit Cäsars Glück!

NORTHUMBERLAND.

Doch woher schreibt sich dies?

Saht Ihr das Feld? Kamt Ihr von Shrewsbury?

LORD BARDOLPH.

Ich sprach mit einem, Herr, der dorther kam,

Mit einem Mann von Stand und gutem Namen,

Der diese Nachricht dreist als wahr mir gab.

NORTHUMBERLAND.

Da kommt mein Diener Travers, den ich Dienstags,

Um Neuigkeiten auszuhorchen, sandte.

LORD BARDOLPH.

Herr, unterwegs ritt ich an ihm vorbei;

Er ist mit mehr Gewißheit nicht versehn,

Als was er etwa mir kann nacherzählen.

 

Travers kommt.

 

NORTHUMBERLAND.

Nun, Travers, was für gute Nachricht bringst du?

TRAVERS.

Mylord, Sir John Umfrevile sandte mich

Mit froher Zeitung heim und kam mir, besser

Beritten, vor. Nach ihm kam hastig spornend

Ein Edelmann, von Eile fast erschöpft,

Der bei mir hielt, und ließ sein Pferd verschnaufen.

Er frug den Weg nach Chester, und von ihm

Erfuhr ich, was es gab zu Shrewsbury.

Er sagte, Rebellion hab' übles Glück,

Des jungen Heinrich Percy Sporn sei kalt;

Damit ließ er dem raschen Pferd die Zügel

Und stieß, vorlehnend, die bewehrten Fersen

In seiner armen Mähr' erhitzte Weichen

Bis an des Rädleins Knopf: so schoß er fort

Und schien den Weg im Laufe zu verschlingen,

Nicht weiter Frage stehend.

NORTHUMBERLAND.

Ha! noch 'mal!

Sagt' er, des jungen Percy Sporn sei kalt?

Aus Heißsporn Kaltsporn? Und Rebellion

Hab' übles Glück?

LORD BARDOLPH.

Mylord, hört mich nur an:

Wenn Euer Sohn nicht Herr des Tages ist,

So geb' ich meine Baronie, auf Ehre,

Für eine seidne Schnur; sprecht nicht davon!

NORTHUMBERLAND.

Weswegen hätte denn der Edelmann,

Der hinter Travers herkam, den Verlust

Mit solchen Punkten angegeben?

LORD BARDOLPH.

Der?

Das war ein Vagabunde, der sein Pferd

Gestohlen hatte, und, bei meinem Leben!

Sprach aufs Geratewohl. Sieh da, mehr Zeitung!

 

Morton kommt.

 

NORTHUMBERLAND.

Ja, dieses Manns Stirn, wie ein Titelblatt,

Verkündigt eines trag'schen Buches Art.

So sieht der Strand aus, wo die stolze Flut

Ein Zeugnis angemaßter Herrschaft ließ. –

Sag, Morton, kommst du her von Shrewsbury?

MORTON.

Ich lief von Shrewsbury, mein edler Herr,

Wo grauser Tod die ärgste Larve nahm,

Die Unsrigen zu schrecken.

NORTHUMBERLAND.

Was macht mein Sohn und Bruder?

Du zitterst, und die Blässe deiner Wange

Sagt deine Botschaft besser als dein Mund.

Ganz solch ein Mann, so matt, so atemlos,

So trüb, so tot im Blick, so hin vor Weh,

Zog Priams Vorhang auf in tiefster Nacht

Und wollt' ihm sagen, halb sein Troja brenne;

Doch Priam fand das Feu'r, eh' er die Zunge:

Ich meines Percy Tod, eh' du ihn meldest.

Du wolltest sagen: »Eu'r Sohn tat das und das;

Eu'r Bruder das; so focht der edle Douglas«,

Mein gierig Ohr mit ihren Taten stopfend:

Allein am Ende, recht mein Ohr zu stopfen,

Wehst du dies Lob mit einem Seufzer weg

Und endest: »Bruder, Sohn und alle tot.«

MORTON.

Der Douglas lebt und Euer Bruder noch,

Doch Euer edler Sohn –

NORTHUMBERLAND.

Ja, der ist tot!

Seht, welche fert'ge Zunge Argwohn hat!

Der, welcher fürchtet, was er wissen will,

Hat durch Instinkt aus andrer Augen Kenntnis,

Geschehn sei, was er fürchtet. Sprich nur, Morton:

Sag deinem Grafen, seine Ahnung lügt,

Ich will für einen süßen Schimpf es halten

Und reich dich machen, weil du so mich kränkst.

MORTON.

Ihr seid zu groß für meinen Widerspruch,

Eu'r Sinn ist wahrhaft, Eure Furcht gewiß.

NORTHUMBERLAND.

Trotz allem dem, sag nicht, daß Percy tot!

Ein wunderlich Bekenntnis nehm' ich wahr

In deinem Aug': du schüttelst deinen Kopf

Und achtest für Gefahr es oder Sünde,

Die Wahrheit reden. Sag's, wenn er erschlagen;

Die Zung' ist schuldlos, die ihn tot berichtet,

Und Sünde ist's, die Toten zu belügen,

Nicht, wenn man sagt, der Tote lebe nicht.

Allein der Bringer unwillkommner Zeitung

Hat ein nachteilig Amt, und seine Zunge

Klingt stets nachher wie eine dumpfe Glocke,

Die einst dem abgeschiednen Freund geläutet.

LORD BARDOLPH.

Ich kann's nicht denken, Euer Sohn sei tot.

MORTON.

Mich schmerzt, daß ich Euch nöt'gen soll zu glauben,

Was, wollte Gott, ich hätt' es nie gesehn.

Doch diese meine Augen sahen ihn,

In blut'gem Stande, matt und atemlos,

Ohnmächtige Vergeltung nur erwidernd

Dem Heinrich Monmouth, dessen rascher Grimm

Den nie verzagten Percy schlug zu Boden,

Von wo er nie lebendig sprang empor.

Und kurz, sein Tod (des Seele Feuer lieh

Dem trägsten Knechte selbst in seinem Lager),

Sobald er ruchtbar, raubte Feu'r und Hitze

Dem bestbewährten Mut in seinem Heer.

Denn sein Metall nur stählte die Partei:

Da es in ihm erweicht war, kehrten alle

In sich zurück wie stumpfes, schweres Blei,

Und wie ein Ding, das schwer ist an sich selbst,

Auf Nötigung mit schnellster Eile fliegt:

So liehen unsre Leute, schwer gedrückt

Von dem Verluste Heißsporns, dem Gewicht

Durch ihre Furcht solch eine Leichtigkeit,

Daß Pfeile nie zum Ziele schneller flogen,

Als unsre Krieger, zielend auf ihr Heil,

Vom Felde flohn; da ward der edle Worcester

Zu bald gefangen, und der wilde Schotte,

Der blut'ge Douglas, dessen eifernd Schwert

Dreimal den Anschein eines Königs schlug,

Fing an, entherzt zu werden, und beschönte

Die Schande derer, die den Rücken wandten;

Und da er in dem Fliehn aus Furcht gestrauchelt,

Ward er gefaßt. Die Summ' von allem ist:

Der König hat gewonnen, und er sendet

Ein schleunig Heer, Euch zu begegnen, Herr,

Unter des jungen Lancaster Befehl

Und Westmorelands; da habt Ihr den Bericht!

NORTHUMBERLAND.

Ich werde Zeit genug zum Trauern haben.

Im Gift ist Arzenei, und diese Zeitung,

Die, wär' ich wohl, mich hätte krank gemacht,

Macht, da ich krank bin, mich beinah' gesund.

Und wie der Arme, fieberschwach von Gliedern,

Die wie gelähmte Angeln von der Last

Des Lebens niederhängen, ungeduldig

Des Anfalls, wie ein Feuer aus den Armen

Der Wächter bricht: so sind auch meine Glieder,

Geschwächt vom Leid und wütend nun vor Leid,

Dreimal sie selbst; drum fort, du zarte Krücke!

Ein schupp'ger Handschuh muß mit Stahlgelenken

Mir decken diese Hand; fort, kranke Binde!

Du bist ein allzu üpp'ger Schutz dem Haupt,

Wonach, gereizt von Siegen, Fürsten zielen.

Bind't meine Stirn mit Eisen! Und nun nahe

Die rauhste Stund', die Zeit und Trotz kann bringen,

Dem wütenden Northumberland zu dräun!

Küss' Erde sich und Himmel, ihren Schranken

Entweiche wild die Flut! Die Ordnung sterbe!

Und diese Welt sei länger keine Bühne,

Die Hader nährt in zögernder Verwicklung;

Es herrsch' ein Geist des erstgebornen Kain

In allen Busen, daß, wenn jedes Herz

Auf Blut gestellt, die rohe Szene schließe

Und Finsternis die Toten senk' ins Grab!

TRAVERS.

Die Heftigkeit tut Euch zu nah, Mylord.

LORD BARDOLPH.

Trennt Weisheit nicht von Ehre, bester Graf!

MORTON.

Das Leben Eurer liebenden Genossen

Hängt an dem Euern, das, ergebt Ihr Euch

Der stürm'schen Leidenschaft, notwendig leidet.

Ihr habt den Krieg berechnet, edler Herr,

Des Zufalls Summ' gezogen, eh' Ihr spracht:

»Laßt uns entgegen stehn!« Ihr habt vermutet,

Im Drang der Streiche könnt' Eu'r Sohn auch fallen.

Ihr wußtet, daß er auf Gefahren wandle,

Am Abgrund, wo es minder glaublich war,

Er komm' hinüber, als er fall' hinein.

Euch war bekannt, es sei sein Fleisch empfänglich

Für Wund' und Narben, und sein kühner Geist

Werd' ins Gewühle der Gefahr ihn reißen;

Doch sagtet Ihr: »Zieh' aus!«, und nichts hievon,

Auch noch so stark befürchtet, konnte hemmen

Den starren Schluß: was ist denn nun geschehn,

Was brachte dieses kühne Unternehmen,

Als, daß nun ist, was zu vermuten war?

LORD BARDOLPH.

Wir alle, die in den Verlust verstrickt,

Wir kannten diese See als so gefährlich,

Daß unsre Rettung Zehn wär' gegen Eins;

Doch wagten wir's um den gehofften Lohn,

Nicht achtend allen Anschein von Gefahr:

Und, umgestürzt nun, wagen wir's noch 'mal.

Kommt! Alles dran gesetzt: Leib, Gut und Blut!

MORTON.

Es ist die höchste Zeit; und, edler Herr,

Ich hör' als sicher, und ich rede wahr, –

Der wackre Erzbischof von York ist rege

Mit wohlverseh'ner Macht; er ist ein Mann,

Der seine Leute bind't mit doppelter Gewähr.

Es hatt' Eu'r edler Sohn die Körper bloß,

Schein und Gestalt von Männern nur, zum Kampf:

Denn dieses Wort, Rebellion, schied ganz

Die Handlung ihrer Leiber von den Seelen.

So fochten sie mit Ekel und gezwungen,

Wie man Arznei nimmt; nur die Waffen schienen

Auf unsrer Seite; die Gemüter hatte

Diese Wort, Rebellion, so eingefroren

Wie Fisch' in einem Teich. Doch nun verwandelt

Der Bischof Aufruhr in Religion,

Man achtet ihn aufricht'gen, heil'gen Sinns,

Drum folgen sie mit Leib ihm und Gemüt.

Er nährt den Aufstand mit des teuren Richard

Von Pomfrets Steinen abgekratztem Blut,

Sagt ihnen, er beschreit' ein blutend Land,

Das unter Bolingbroke nach Leben ächzt,

Und groß und klein drängt sich, ihm nachzufolgen.

NORTHUMBERLAND.

Ich wußte dies zuvor: doch, wahr zu reden,

Das jetz'ge Leid verwischt' es meinem Sinn.

Kommt mit herein, und jedermann berate

Den besten Weg zur Sicherheit und Rache.

Werbt Freunde, sendet schnelles Aufgebot:

Nie waren sie so selten, nie so not.

Ab.

Zweite Szene

London, eine Straße.

 

Falstaff tritt auf mit einem Pagen, der seinen Degen und Schild trägt.

 

FALSTAFF. He, du Riese! Was sagt der Doktor zu meinem Wasser?

PAGE. Er sagte, Herr, das Wasser an sich selbst wäre ein gutes, gesundes Wasser, aber die Person, der es zugehörte, möchte mehr Krankheiten haben, als sie wüßte.

FALSTAFF. Menschen von aller Art bilden sich was darauf ein, mich zu necken. Das Gehirn dieses närrisch zusammengekneten Tones, der Mensch heißt, ist nicht im Stande, mehr zu erfinden, das zum Lachen dient, als was ich erfinde, oder was über mich erfunden wird. Ich bin nicht bloß selbst witzig, sondern auch Ursache, daß andre Witz haben. Ich gehe hier vor dir her wie eine Sau, die ihren ganzen Wurf aufgefressen hat, bis auf eins. Wenn der Prinz dich aus irgend einer andern Ursache bei mir in Dienst gegeben hat, als um gegen mich abzustechen, so habe ich keinen Menschenverstand. Du verwünschtes Alräunchen, ich sollte dich eher auf meine Mütze stecken, als daß du meinen Fersen folgst. Noch niemals bis jetzt hat mir ein Achat aufgewartet: aber ich will Euch weder in Gold noch Silber fassen, sondern in schlechte Kleider, und Euch wiederzu Euerm Herrn zurücksenden, als ein Juwel, zu dem Juvenil, dem Prinzen, Eurem Herrn, dessen Kinn noch nicht flügge ist. Mir wird eher ein Bart in der flachen Hand wachsen, als er einen auf der Backe kriegt, und doch trägt er kein Bedenken, zu sagen, sein Gesicht sei ein Kronengesicht. Gott kann es fertig machen, wenn er will, noch ist kein Haar daran verdorben; er kann es beständig als ein Kronengesicht behalten, denn kein Barbier wird ein paar Batzen daran verdienen; und doch macht er sich mausig, als wenn er für einen Mann gegolten hätte, seit sein Vater ein Junggeselle war. Er mag seine Gnade für sich behalten, er ist beinah' aus der meinigen gefallen, das kann ich ihm versichern. – Was sagte Meister Dumbleton wegen des Atlasses zu meinem kurzen Mantel und Pluderhosen?

PAGE. Er sagte, Herr, Ihr solltet ihm beßre Bürgschaft stellen als Bardolph seine; er wollte seine Handschrift und die Eure nicht annehmen, die Sicherheit gefiele ihm nicht!

FALSTAFF. Daß er verdammt wäre wie der reiche Mann! Daß ihm die Zunge noch ärger am Gaumen klebte! – So 'n verwetterter Ahitophel! ein schuftischer Mit-Verlaub-Hans! Hat einen Edelmann unter Händen und besteht noch auf Sicherheit! – Die verwetterten Glattköpfe gehen jetzt nicht anders als mit hohen Schuhen und einem Bund Schlüssel am Gürtel, und wenn sich nun einer auf redliches Borgen mit ihnen einläßt, da bestehen sie noch gar auf Sicherheit. Ich ließe mir eben so gern Rattenpulver ins Maul stecken, als daß sie mir's wollen stopfen mit Sicherheit. Ich dachte, er sollte mir zweiundzwanzig Ellen Atlas schicken, so wahr ich ein Ritter bin, und er schickt mir Sicherheit. Gut, er mag in Sicherheit schlafen, er hat das Horn des Überflusses, und seiner Frauen Leichtfertigkeit leuchtet hindurch; und doch kann er nicht sehen, ob er schon seine eigne Laterne hat, ihm zu leuchten. – Wo ist Bardolph?

PAGE. Er ist nach Smithfield gegangen, um Euer Edlen ein Pferd zu kaufen.

FALSTAFF. Ich kaufte ihn in der Paulskirche, und er will mir ein Pferd zu Smithfield kaufen. Könnte ich nur ein Weib im Bordell kriegen, so wäre ich bedient, beritten und beweibt.

 

Der Oberrichter kommt mit einem Unterbeamten.

 

PAGE. Herr, da kommt der Lord, der den Prinzen verhaftete, weil er ihn Bardolphs wegen schlug.

FALSTAFF. Halt' dich still, ich will ihn nicht sehen.