König Ödipus - Sophokles - E-Book

König Ödipus E-Book

- Sophokles

0,0

Beschreibung

König Ödipus ist Sophokles' dramatische Bearbeitung des Ödipus-Mythos. Zur Inhalt: Aufgrund eines Orakels, das prophezeit hat, er werde durch seinen eigenen Sohn sterben, setzt Laios den späteren thebanischen König Ödipus als Kind aus. Später weissagt ein anderes Orakel Ödipus, er werde seinen Vater erschlagen und mit seiner Mutter in Schande leben. Daraufhin verlässt er Polybos und Merope, den korinthischen König und dessen Frau, die ihn als Sohn aufgezogen haben. Auf seiner Wanderung trifft er an einer Wegkreuzung auf Laïos und dessen Begleiter. Er wird in einen Kampf mit ihnen verwickelt und erschlägt - ohne es zu wissen - seinen leiblichen Vater Laios. Vor den Toren Thebens kann er die Stadt von der Sphinx, einem Ungeheuer, erlösen und erhält als Belohnung Iokaste, die Witwe des Königs Laios. Er nimmt sie zur Frau und bekommt das Königreich Theben. Damit setzt die eigentliche Dramenhandlung ein, in der Ödipus in sechs Stufen seine Vergangenheit aufdeckt. Sophokles (497-406 v. Chr.) war ein klassischer griechischer Dichter. Sophokles gilt neben Aischylos und Euripides als der bedeutendste der antiken griechischen Tragödiendichter. Seine erhaltenen Stücke, vor allem Antigone oder König Ödipus, sind auf den Bühnen der ganzen Welt zu sehen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 53

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sophokles

König Ödipus

Der zweite Teil der Thebanischen Trilogie

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1058-9

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text

Personen:

Ödipus, der König

Jokaste, die Königin

Kreon, ihr Bruder

Teiresias

Der Priester

Der Bote aus Korinth

Der Hirte

Die Mägde

Die Greise

Vor dem Palast. Links das mächtige Tor, rechts der heilige Hain, die Mitte frei zur Stadt hinab sich senkend. Das Tor geschlossen. Es ist Tag, aber schwerer Dunst, lastend über den ganzen Himmel, macht eine fahle Nacht aus dem Tag.

Dumpfes Getös heraufdringend, stark und stärker. Die Gesichter zuerst am Rande rückwärts; dann unter dem Druck der Nachdrängenden fluten sie herein wie ein Gießbach; auf einmal ist der Platz bis an die Stufen des Palastes überschwemmt mit ihnen. Ihre Augen sind auf die Tür gerichtet, ihre Lippen wiederholen wie eine Litanei: »Ödipus, hilf uns! Hilf uns, König!« Es sind ganz junge Menschen, Knaben und Jünglinge, vereinzelt unter ihnen Greise.

Eine Stimme(lauter als alle) Ödipus – König – hilf uns!

(Die schwere Tür des Palastes tut sich jäh auf. Eine Stille. – Ödipus tritt hastig heraus. Alle Arme recken sich zu ihm.)

Ödipus Ihr Kinder, was denn soll mir euer Knien vor meines Hauses Tür? was soll mir denn dies Strecken eurer Hände gegen mich, indes die Stadt bei Tag und Nacht dumpf stöhnt, und singt und jammernd schreit bei Tag und Nacht herauf zu diesem Haus. Ich will dies nicht gemeldet haben erst durch fremden Mund. Ich selber tret' hervor – ich, Ödipus. So redet, – was treibt euch hierher?

Stimmen(matt, gräßlich) Die Pest ist auf uns – von Haus zu Haus, von Leib zu Leib der schwarze gräßliche Tod – wir sterben dahin – wir sterben alle, sterben! Wie leere Höhlen starren die Häuser – der Markt ist voll mit Toten – Sie stauen den Fluß – das Feuer verbrennt sie nicht mehr – Wir wanken daher, und wo wir wanken, atmen wir den Tod – Und wir sind jung.! – Hilf uns, König!

Ödipus Der Alte rede. Was ihr wollt von mir, begehrt, erhofft, erwartet, will ich hören. Ich will euch helfen, will ja – herzlos wär ich, wenn euer Knien mich nicht jammerte vor meiner Tür.

Priester(sein Haar ist verwildert, die Priesterbinde halb gelöst) Nun denn, du großer König, einst schon Erlöser dieser Kadmos-Stadt, gewaltig Haupt du, ragend, Ödipus, hoch über allen – hilf doch unsrer Not, erfind' ein Etwas, dring' mit deinem Denken ins Dunkle, find' uns eine Abwehr, du! Sag' uns, wir sollen dahin oder dorthin, – geh', der du größer bist als wir, geh hin, wie der Hausvater hingeht, fass' die Stadt, die, in die Knie gebrochen, stöhnend daliegt, den Kopf am Boden, stoßweis atmend – fass' sie beim Horn und richte, Ödipus, o richte die Stadt doch wieder auf – Herr, deine Stadt! Mit günst'gen Sternen hast du einmal, damals, dies Glück geschaffen – nun bewähre dich zum zweitenmal!

Ödipus Ihr armen Kinder, kund ist mir, nicht unbekannt, um wessen willen ihr kämet. Und ich weiß – ich weiß die Namen all eurer Leiden – weiß sie – geh mit ihnen zu Bett und steh mit ihnen auf und trag sie im Herzen und im Hirn und hab das Ohr mit ihrem Atem voll und meine Zunge schmeckt nichts als sie. Drum habt ihr mich auch nicht aus Schlummerruh geweckt. Ich saß und wachte und weinte – weinte um die Stadt – um euch – um mich. Und dies ist nicht der erste Tag, der so mich grüßt. Doch nicht wie Weiber weinen, wein' ich, ich wein' und ringe gegen das, was ist, und sinne hin und her und schicke mein Denken hier- und dorthin. Und mein Sinn fand dieses eine Mittel und nicht heute wend' ich es an – nein, längst: zum pythischen Palast und zum geheimnisvollen Thron des Phoibos sandte ich vor vielen Tagen den Kreon, meinen Schwager, um zu forschen, wie ich die Stadt erlöse. Aber Kreon bleibt mir zu lang und länger als der Weg und als der Auftrag fordert, und mein Herz hat diese Sorge zu den frühern und die Qual des Wartens zehrt an mir. Doch kommt er, dann wär' ich schlecht und niedrig, tät' ich dann nicht alles, was der Gott mich heißen wird. Was rufen diese?

Priester Kreon rufen sie. Sie sehn ihn kommen.

Stimmen Kreon! Kreon! Kreon!

Ödipus Apollon! Käm' er doch umfunkelt so mit Glück, wie er dem Aug' entgegenstrahlt.

Priester Er ist gesegnet. Seine Stirn ist schwer von Glanz, und Lorbeer ist in seinem Haar.

(Es bildet sich eine Gasse. Kreon tritt auf, geschmückt, Gefolge hinter ihm.)

Ödipus O Fürst, mein Bruder, tu' die Lippen auf! Welch' einen Ausspruch bringst du uns vom Gott?

Kreon Mich dünkt, den besten. Denn wenn schlimme Dinge zu gutem Ende kommen, dann, so mein' ich, steht alles gut.

Ödipus Das Wort! Das Wort des Gottes! Dein Reden da macht weder froh noch bang.

Kreon Meld' ich vor diesen da des Gottes Botschaft wie? oder wo wir ohne Zeugen sind?

Ödipus Heraus vor allen denen. Denn um diese trag' ich den schwerern Kummer als um mich.

Kreon So gehe denn des Gottes Wort hervor aus meinem Mund: uns heißt der Herrscher Phoibos – und er gebietet's klar und unverhüllt – aus diesem Land zu treiben einen Mann, der wohnt in diesem Land und gräulich wohnt – Pestbeule am gesunden Leib, Verderbnis im heil'gen Boden haftend, um sich fressend Fäulnis und Grausen.

Ödipus Und die Reinigung auf welche Weise? Wie wird dies vollzogen?

Kreon Durch Ächtung, oder so, daß Blut für Blut vergossen wird. Denn Blutschuld ist die Nacht, die zäh und gräßlich uns den Tag verhängt.

Ödipus Und welchen Mannes Tod wird hier verlangt?

Kreon Herr, Laios war unser König hier, eh' du die Zügel nahmest dieser Stadt.

Ödipus Das weiß ich, da ich's hörte. Selber freilich hab' ich ihn nie gesehn.

Kreon Um seinetwillen, des Toten, wird gefordert, daß die Hand