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Beschreibung

n dem von Fiktion-Mitbegründer Ingo Niermann herausgegebenem Sammelband widmen sich neunzehn Schriftsteller/-innen und Wissenschaftler/-innen einem besonders hart umkämpften Gut der digitalen Gesellschaft: Konzentration. Ingeborg Harms, Quinn Latimer, Arthur Jacobs und Raoul Schrott schreiben über die Umstände, unter denen uns eine Lektüre oder Tätigkeit ganz in ihren Bann zieht, Dirk Baecker und Amy Patton über eine sich verschiebende, Jenna Sutela und Elvia Wilk über eine ins Sphärische entrückende und Charis Conn über eine gewaltsam herbeigeführte Konzentration; Nina Bußmann schreibt über die Ungewissheit darüber, ob sie sich gerade konzentriert oder ablenkt; Sophie Jung, Emily Segal und Alexander Tarakhovsky thematisieren das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom; für Kenneth Goldsmith resultiert die künstlerische und literarische Avantgarde gerade aus Zerstreuung; Jacob Wren fragt sich, ob eine alles Übrige aussparende Konzentration nicht genau der Grund dafür ist, dass es um unsere Welt so schlecht steht; Johannes Thumfart untersucht den Zusammenhang zwischen der geistigen Konzentration und der auf dem digitalen Markt; Boris Groys beobachtet eine Defiktionalisierung der Literatur durch das Internet, während Ronny Vuine und Ingo Niermann spekulative Literatur – also dezidierte Fiktion – als das fortdauernde oder wiederkehrende Leitmedium eines gesellschaftlichen Wandels ausmachen. Die englischen Beiträge wurden von Andreas L. Hofbauer, Sophie Jung und Yolanda Vögtle ins Deutsche übersetzt.

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Seitenzahl: 228

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Impressum

Erstveröffentlichung 

Fiktion, Berlin 2015

www.fiktion.cc

ISBN: 978 3 944818 87 0

Projektleitung 

Mathias Gatza, Ingo Niermann (Programm)

Henriette Gallus (Kommunikation)

Julia Stoff (Organsiation)

Übersetzung aus dem Englischen

Andreas L. Hofbauer (Charis Conn, Kenneth Goldsmith, Boris Groys, Amy Patton, Emily Segal, Jenna Sutela / Elvia Wilk, Alexander Tarakhovsky, Jacob Wren), Sophie Jung (Sophie Jung), Yolanda Vögtle (Quinn Latimer)

Deutsches Lektorat

Mathias Gatza

Korrektorat

Rainer Wieland 

Englisches Lektorat

Alexander Scrimgeour 

Design Identity

Vela Arbutina

Programmierung 

Maxwell Simmer (Version House)

Das Copyright für die Texte liegt bei den Autoren. 

Fiktion wird getragen von Fiktion e.V., entwickelt in Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt und gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. 

Fiktion e.V., c / o Mathias Gatza, Sredzkistraße 57,10405 Berlin

Vorstand 

Mathias Gatza, Ingo Niermann

KONZENTRATION

herausgegeben von Ingo Niermann

Ein Sammlung von Texten zur Gegenwart und Zukunft persönlicher, sozialer, technologischer und literarischer Konzentration von Dirk Baecker, Nina Bußmann, Charis Conn, Kenneth Goldsmith, Boris Groys, Ingeborg Harms, Arthur M. Jacobs / Raoul Schrott, Sophie Jung, Quinn Latimer, Ingo Niermann, Amy Patton, Emily Segal, Jenna Sutela / Elvia Wilk, Alexander Tarakhovsky, Johannes Thumfart, Ronnie Vuine, und Jacob Wren

Inhalt

Ingo Niermann Einleitung

Emily Segal Konzentration

Nina Bußmann Ruhe und Empfindlichkeit

Quinn Latimer Kongress, ihr

Jacob Wren Jede tiefe Zerstreutheit

Dirk Baecker Nachlassende Konzentration

Charis Conn Der Chefsessel

Johannes Thumfart Vom Rhizom zum Heavy Tail

Boris Groys Entfiktionalisierte Fiktion

Kenneth Goldsmith Jawohl, #Tweeten ist echtes #Schreiben!

Ingeborg Harms Brombeeren

Alexander Tarakhovsky Konzentrationszeichen

Jenna Sutela / Elvia Wilk Wann du dich bewegt hast

Arthur M. Jacobs / Raoul Schrott Gefesselt im Kopfkino

Ronnie Vuine Lesesysteme für die Zukunft

Ingo Niermann Sieg der Literatur

Sophie Jung X-Verhört

EINLEITUNG

Menschliche Arbeit wird zunehmend von Maschinen ersetzt. Auch bei besondere Präzision erfordernden Akten des Rechnens, Beobachtens und Erinnerns sind Computer Menschen maßlos überlegen. Was Menschen indes mehr abverlangt wird denn je, ist ihre Konzentration, um das Erfahrene zu glauben, zu wählen, zu kaufen, zu lieben oder zu gestalten. Jeder soziale Akt wird in einer humanistischen Gesellschaft zertifiziert, indem Menschen ihm Aufmerksamkeit schenken. Oder, systemtheoretisch gesprochen: Symbiotische Mechanismen sozialer Kommunikation müssen erlebt werden, um Gültigkeit zu erlangen. Taktiken etwa in der Werbung oder der Liebe, die zu unbewussten Entscheidungen verleiten, gelten als unlauter.

Da sich die Konzentration durch Übung und Medikamente insgesamt nur bedingt steigern lässt, ist sie zu einem hart umkämpften Gut geworden, um das mit immer neuen Medien und Strategien geworben wird. Es reicht nicht, eine nützliche oder anregende Idee zu haben und auf deren Basis ein praktisches, preiswertes und gefälliges Produkt zu entwickeln. Soziale Bedeutung erlangt nur, auf was sich Menschen wenigstens einen Augenblick lang zu konzentrieren vermögen.

Eine Tätigkeit, die ganz besonders viel Konzentration erfordert, ist das Lesen nicht-trivialer Texte. Das die digitale Verbreitung anspruchsvoller Literatur erkundende Modellprojekt Fiktion stellt sich deshalb zuvorderst die Frage, wie ein solches Lesen künftig überhaupt möglich sein kann. Nachdem Fiktion zu diesem Zweck einen eigenen E-Reader entwickelt hat, widmen sich im vorliegenden Sammelband neunzehn deutsch- und englischsprachige Schriftsteller und Wissenschaftler in erstmals erscheinenden Essays, Geschichten und Gedichten dem Thema Konzentration.

Ingeborg Harms, Quinn Latimer, Arthur Jacobs und Raoul Schrott schreiben über die Umstände, unter denen uns eine Lektüre oder Tätigkeit ganz in ihren Bann zieht, Dirk Baecker und Amy Patton über eine sich verschiebende, Jenna Sutela und Elvia Wilk über eine ins Sphärische entrückende und Charis Conn über eine gewaltsam herbeigeführte Konzentration; Nina Bußmann schreibt über die Ungewissheit darüber, ob sie sich gerade konzentriert oder ablenkt; Sophie Jung, Emily Segal und Alexander Tarakhovsky thematisieren das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom; für Kenneth Goldsmith resultiert die künstlerische und literarische Avantgarde gerade aus Zerstreuung; Jacob Wren fragt sich, ob eine alles Übrige aussparende Konzentration nicht genau der Grund dafür ist, dass es um unsere Welt so schlecht steht; Johannes Thumfart untersucht den Zusammenhang zwischen der geistigen Konzentration und der auf dem digitalen Markt; Boris Groys beobachtet eine Defiktionalisierung der Literatur durch das Internet, während Ronny Vuine und ich spekulative Literatur – also dezidierte Fiktion – als das fortdauernde oder wiederkehrende Leitmedium eines gesellschaftlichen Wandels ausmachen.

Ingo Niermann

Emily Segal KONZENTRATION

Wenn ich versuche, über Konzentration nachzudenken, dann denke ich daran, mich nicht zu konzentrieren. Es ist gerade so wie bei dem Spiel, dessen einziges Ziel darin besteht, nicht ans Spiel zu denken. Gewiss kann man aber über Konzentration nachdenken, nachdem man sich konzentriert hat. Es war erstaunlich, ich war so fokussiert. Das Buch hat sich von ganz allein geschrieben.Die Sonne schien. Die Konzentration stellte sich auf ganz natürliche Weise ein. Bei derartigen Formulierungen gleiten wir in die Vergangenheitsform, uns ereilt eine Art von Staunen und nachträglicher Selbstüberraschung, eine Spezifizierung des Objekts, dem die Konzentration galt (der Aufgabe); eine Andeutung auch, dass sich die Konzentration seither verflüchtigt hat oder unnatürlich geworden ist.

Wenn Konzentration überhaupt aufkommt, dann ist sie immer schon ein Problem. Niemand stellt sich hin und beschreibt sich als jemand, der sich „immer konzentrieren“ kann. Mit so etwas lässt sich nicht angeben – in Ermangelung eines Objekts entleert sich die Aussage. Ebenso wenig lässt sich eine atmosphärische Konzentration beschreiben, die sich etwa wie ein warmer Nebel über den Raum legt. Ein Anflug von Konzentration breitete sich über der Bibliothek aus? Sicherlich möglich, aber etwas Zwanghaftes haftet derlei an, eine Herausforderung hinter den Kulissen. Die Menschen schätzen es nicht, sich ohne Grund in einer Gruppe zu konzentrieren. Es geht hier nicht um irgendeine Art von „Stimmung“. Deshalb ist es auch weit wahrscheinlicher, dass eine Gruppe von Menschen ganz unerwartet zu singen anfängt, anstatt sich gemeinsam zu konzentrieren.

Natürlich kann man zumindest damit angeben, dass man „keine Schwierigkeiten hat“, sich zu konzentrieren; doch dann ist man höchstwahrscheinlich bereits high.

WAS HAT ES MIT DER ENERGIE IN DEINEM ENERGY-DRINK AUF SICH?

Amphetamine sind historisch gesehen etwas sehr Männliches. Kampfflieger, Mörder, Science-Fiction-Schreiber, Hitler. Es hängt hierbei davon ab, wie der Speed vermarktet wird. Männer nehmen chemische Amphetamine. Künstler schießen Speed. Schwuchteln schnupfen Meth, Abschaum und Bauernschädel rauchen es. Die Jungs und Mädels auf der High-School hacken ihr Ritalin und ziehen es sich rein. Verzweifelte wie ich bunkern ihr Sudafed. Die Kids am College kaufen sich Adderall. Chirurgen, Piloten und Risikokapitalanleger sind auf Provigil. Brainhacker und Lebensverlängerer greifen zu Nootropika. Damen knabbern Diätpillen. Ich nahm Vyvanse, ein Mittel, dessen Name nur ein paar Silben neben dem Partizip Präsens Aktiv des lateinischen Verbs leben liegt, lebendig sein.

SPEED

Für mich bedeutet Konzentration pharmazeutisches Speed auf Krankenschein. Im Grunde gab es überhaupt keine echte Konzentration, ehe es Adderall gab – das Wort selbst beschrieb nicht mehr als Verlust oder Flüchtigkeit. Mit Adderall betrat das echte Ding die Bühne, das Wort bekam Gewicht. Schmeiß dir diese Pille rein und du kannst dich konzentrieren. Um die Verschreibung zu bekommen, musst du dich präzise als jemand beschreiben, der Probleme hat, sich zu konzentrieren. Und an diesem Punkt fängst du vielleicht selbst an, zu glauben, dass dem so ist.

Zurzeit erlebt die USA gerade den kulturellen Aufruhr zum Thema, welche Auswirkungen die ärztliche Verschreibung von Speed und anderen Smartdrogen besonders auf junge Menschen hat. Man hat irgendwie das Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis wir die Quittung für diese Verfahrensweise präsentiert bekommen. Timothy Ferriss, Experte für Hypereffizienz, der aussieht, als sei er einem Cartoon entsprungen, und Autor von Die 4-Stunden-Woche: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben, ist ein erfahrener Nutzer von Stimulantien und intelligenten Drogen. Doch glaubt nicht, dass er sich wohlfühlt dabei! Auf einem erst kürzlich veröffentlichten Podcast beschreibt er die „Theorie ausgleichender und gegenteiliger Wirkungen“, was schlussendlich auf ein Nullsummenspielkonzept der Drogennutzung hinausläuft: Du wirst später dafür bezahlen müssen! Oder du zahlst schon jetzt, ohne zu wissen auf welche Weise.

Das geht Hand in Hand mit den herkömmlichen Geschichten vom Doping und dem anschließenden tiefen Fall. Lance Armstrong bezahlte für seine Einzigartigkeit, indem er in Ungnade fiel. Daniel Keyesʼ Blumen für Algernon ist die gruseligste Drogengeschichte, die beweist, dass es nichts für umsonst gibt. Pharmazeutisches Tuning macht den Protagonisten außerordentlich clever – was ihn zuallererst allen entfremdet, die er kennt; und als dann plötzlich sein Verfall einsetzt, begreift er mit erschreckender Deutlichkeit seinen eigenen Niedergang. Er kehrt geradewegs dahin zurück, wo er angefangen hat.

Noch grundsätzlicher fällt die Angelegenheit im Film Empire Records aus, als die von Liv Tyler gespielte schöne und neurotische Figur zusammenbricht. Ihre „Diätpillen“ kollern über den Fußboden und verraten auf diese Weise das Geheimnis ihres Erfolgs. Daraufhin hört sie auf, Drogen zu nehmen, und sucht sich einen Freund. Auch hier kommt die Wahrheit ans Licht und die Sache löst sich auf. Wer Drogen nimmt, kann manchmal ein wenig zu besonders werden.

Das erklärt uns auch Cat Marnell, Journalistin für Schönheitsfragen und Autorin der kurzlebigen Kolumne „Amphetamine Logic“ in Vice: „Ich kriegte mehr Aufmerksamkeit als andere Menschen ab. Man kann das beschreiben, wie man narzisstisch veranlagte Menschen beschreibt, das sind ,Existenzen, die nicht zu übersehen sind‘ und auf Speed ist es genauso. Man fällt auf. Seit damals war ich dauernd auf Speed. Wenn man von irgendetwas abhängig wird, dann genau davon: Man wird irgendwie spezieller als die anderen. Ich war immer schon etwas Besonderes, verfügte über eine gesteigerte Version eines menschlichen Wesens; meines eigenen Selbst. Davon bin ich abhängig. Als ich davon runterkam, weißt du was passiert ist? Ich wurde normal. Ich sah normal aus und hatte ganz normale Ideen.“

KEIN NULLSUMMENSPIEL

Es gibt selbstverständlich auch die Möglichkeit, dass es sich beim Gehirndoping um kein Nullsummenspiel handelt. Ist man schlauer, dann macht einen das auch schlauer.

Ich liebe die Momente in den Geschichten der Superhelden, wenn sich die jugendlichen Kräfte ganz unerwartet zum ersten Mal manifestieren. Harry Potter hört im Terrarium eine Schlange sprechen; Magneto verbiegt im ersten X-Men-Film einen Zaun. In William Gibsons Mustererkennung geraten die Fähigkeiten der Protagonistin Cayce Pollard als Trendjägerin außer Kontrolle – sie wird durch ihre Fähigkeit, augenblicklich und äußerst genau auf das Branding der Firmen reagieren zu können, reich, auch wenn sie „nicht wissen kann, warum sie es weiß“.

SMART GROK

Junge Gehirne werden neu verdrahtet. Im Diskurs über die Digital Natives dreht sich alles um Neuronen, die sich immer schneller durch die nahtlosen Übertragungsnetzwerke bewegen. Douglas Rushkoff hat bei einem Gespräch über sein Buch Present Shock: Wenn alles jetzt passiert ein seltsames Beispiel eines Jugendlichen geliefert, der Hamlet scheinbar sehr rasch rezipiert hat.

Der andere gravierende Unterschied liegt darin, dass Jugendliche, die dem Modus einer Geschichte nicht länger folgen wollen, versuchen, das „Wesentliche“ zu erfassen, indem sie diese anschauen, anstatt sich auf sie einzulassen. Sie werfen auf Sparknotes (eine Internetseite, die Kurzzusammenfassungen anbietet) einen „Blick“ auf Hamlet, wobei sie gerade ein paar Absätze und Zitate durchsehen. In manchen Fällen bin ich beinahe peinlich erstaunt darüber, dass sie es tatsächlich hinkriegen. Ich sprach mit einem Jungen, der offenbar auf diese Weise das Wesentliche an Hamlet verstanden hatte und der, neben anderen Dingen, in der Lage war, zu erklären, warum im Satz „Sein oder Nichtsein“ die Essenz des gesamten Stücks beschlossen lag – es ginge demnach um einen Mann, der sich nicht sicher war, ob er handeln oder nicht handeln sollte. Diese Generation ist tatsächlich gut bei der Sache, wenn es darum geht, Dinge zu betrachten, sie erkennen den Sinn, ohne sich jemals Schritt für Schritt durch eine Geschichte hindurchbewegt zu haben. Die Herausforderung besteht dann darin, sie dafür zu begeistern, sich tatsächlich auf etwas einzulassen. Man muss ihnen dabei helfen, den Wert zu begreifen, den eine vertiefte Einlassung darstellt. Und sie dabei unterstützen, dass die Erfahrung des Einlassens nicht um jeden Preis vermieden werden muss.

Zuerst kam mir der Gedanke, dass es, journalistisch betrachtet, doch recht dümmlich sei, die Aussage dieses Jugendlichen glaubhaft zu finden, oder sich überhaupt darum zu kümmern, dass es ein Teenager geschafft hat, zu büffeln und dabei gerade so viel zu begreifen, um sich damit durchzumogeln – Teenager und andere Gehandikapte haben das immer schon so gemacht. Bei all dem gibt es aber einen Aspekt, der im Grunde gar nicht so dümmlich ist; er wird deutlich, wenn wir die Frage beantworten können, ob Rushkoff eine neue Form der Intelligenz entdeckt hat oder bloß seinen neu erwachten Respekt für eine alte Form dieser Intelligenz. Entweder kommt der Bullshit wieder in Mode – und ich meine den Bullshit Ferris Buellers1und nicht den von Tim Ferriss –, oder wir haben es mit einer neuen Welle von Mutanten zu tun.

X-MEN

Hier kommen nun also die X-Men ins Spiel. In X-Men: Der letzte Widerstand hat eine führende Firma der Pharmaindustrie ein Verfahren entwickelt, das die X-Gene der Mutanten dauerhaft unterdrücken kann und deshalb die X-Men in gewöhnliche Menschen verwandelt. Storm, die von Halle Barry gespielt wird, bringt es dann auf den Punkt: „Es gibt nichts zu heilen. Weder mit dir noch mit irgendeinem von uns stimmt etwas nicht!“

Doch was geschähe, wenn Halle Barry es nicht schaffen würde, die Produktion der Anti-Mutanten-Pille aufzuhalten, diese hergestellt und an alle verteilt wird – und also fiele das Ergebnis anders aus als erwartet; nicht die Mutanten werden ausgelöscht, sondern wir alle werden in gewaltigem Maße schlauer und entwickeln mächtige Fähigkeiten?

Das ist mein Traum, wenn es um den Effekt ärztlich verschriebenen Speeds geht: Eine Droge, die dazu bestimmt war, junge Leute zu „normalisieren“, hat unbeabsichtigterweise eine neue, sich selbst verstärkende Intelligenzform hervorgebracht – eine Art Adderall-Singularität.

Und vielleicht geschieht dies gerade deshalb, weil sie sich weniger konzentrieren.

AUFMERKSAMKEITSDEREGULIERUNG

Die Aufmerksamkeitsderegulierung (AD) demontiert figurative Phänomene im Feld der Wahrnehmung und verwandelt sie in einen einheitlichen Hintergrund. Als Kind habe ich das in meinem Schlafzimmer geübt und die Wand so lange abflachend betrachtet, bis sie mit der Decke des Zimmers verschwamm und ich einschlief. Wie sich herausgestellt hat, war das zufällige Beckenbodengymnastik für mein Hirn.

Aufmerksamkeit wird dereguliert, wenn man sie auf die Peripherie lenkt. Das bedarf einer gewissen Anstrengung, denn dein Gehirn geht davon aus, dass du nur betrachten sollst, was in deinem Gesichtsfeld unmittelbar vor dir liegt. Eine Methode der Aufmerksamkeitsderegulierung besteht darin, alles auf einen imaginären Schirm zu bringen. Das fordert dann die gleichmäßige Verteilung der Aufmerksamkeit auf das gesamte Wahrnehmungsfeld – und das wiederum ist das genaue Gegenteil der Konzentration von Wahrnehmung, die darin liegt, dass man bestimmte Objekte abgehoben von ihrer Umgebung wahrnimmt, als etwas Isoliertes und Unterschiedenes.

AD wurde als Technik in Russland entwickelt und als Strategie im Kalten Krieg benutzt, um auf „komplexe, unsichere und extreme“ Bedingungen zu reagieren. Im US-amerikanischen Englisch fand sich dafür das Akronym VUCA (volatility [Unbeständigkeit], uncertainty [Unsicherheit], complexity [Komplexität] und ambiguity [Unklarheit]).

Post-normale Zeiten zwingen zu post-normalen Maßnahmen. Die Dekonzentrierung der Aufmerksamkeit ist psychologischer Extremsport oder eine Technik für einen Seinszustand, in welchem Bewusst-sein und am Leben bleiben selbst schon Extremsportarten sind – ähnlich dem Freitauchen, dem Jagen oder dem Dasein als Mutant. Statt sich zu konzentrieren, wird man Konzentration. Man hört auf, mit der gewohnten Deutlichkeit zu existieren.

In seinem Essay Natur schreibt Emerson vom Rückzug an unbesiedelte Orte, wie es die Wälder sind. „In den Wäldern kehren wir zur Vernunft und zum Glauben zurück. Dort spüre ich, daß mir im Leben nichts zustoßen kann – keine Schande, kein Unglück (solange ich mein Augenlicht behalte), die die Natur nicht wiedergutmachen könnte. Ich stehe auf der nackten Erde, mein Haupt umweht von linden Lüften und erhoben in die Unendlichkeit des Raums, und alle niedrige Selbstsucht fällt von mir ab. Ich werde ganz zum durchscheinenden Auge; ich selbst bin nichts und sehe doch alles; Ströme des allumfassenden Seins durchfluten mich; ich bin Teil oder Bestandteil Gottes.“

Bei AD gibt es keinen inneren Monolog mehr. Man hört auf, Stimmen zu hören. Wie beim Flow gleicht auch die Aufmerksamkeitsderegulierung „einer Meditation, ohne dabei die Realität hinter sich zu lassen“. Du bist am Leben, aber nur gerade noch. Du bist am Leben, aber nur technisch betrachtet ...

Nur selten tritt die AD unwillkürlich ein – sie ist also nicht so „natürlich“, wie man vielleicht meinen könnte – und sie ist auch das Gegenteil jeder Spezialisierung, das Gegenteil eines „sich auf seine Aufgabe Konzentrierens“, eines sich zur Gänze dem eigenen Tun Widmen. Systemischer Stress allerdings induziert die Aufmerksamkeitsderegulierung. Er zersetzt die Wahrnehmung, perforiert das Wahrnehmungsfeld und macht dich wehrlos.

AD führt zu denselben Ergebnissen wie Flow, jedoch vermittels völlig unterschiedlicher Herangehensweisen. Zustände des Flow verlangen vollständige Konzentration, Genießen und absolute Einlassung – und das ist kaum vorstellbar, ebenso wenig wie die Existenz eines wahrhaft unbelasteten Liebhabers des Lebens.

FLOW

Flow gibt es bei Künstlern, die sich in ihrer Arbeit verlieren. Liebende verlieren sich in ihrer Liebe. Ich verliere mich im Supermarkt – und da fängt es an mit der AD. Sich verlieren gleicht dem Verwirrtsein. Michael habe ich letzte Nacht so richtig deprimiert, weil ich lachend von dieser alten Frau in der U-Bahn erzählte; und ist es nicht auch wirklich komisch, wenn die Bullen manchmal alte Frauen auf der Straße auflesen und dann zu Protokoll geben, diese befänden sich im „Zustand geistiger Verwirrung“? Michael fragte so in die Richtung nach, ob ich von Alzheimer spräche. Aber das sei ja tatsächlich deprimierend. Was also ist daran komisch? Ich hatte aber nur sagen wollen, wie lächerlich es ist, dass die Verwirrung manchmal zum Notfall gemacht wird, wenn doch ohnehin alle dauernd verwirrt sind.

Flow ist auf gewisse Weise der Verlust der Fähigkeit, sich zu konzentrieren. Es steht nicht mehr in deiner Macht, zu sehen, was du sehen willst, es zieht einfach durch dich durch. Dein Hirn funktioniert schlampig und die Welt wird Neon. Die Theoretiker des Flow erklären das so: Deine gesamte Aufmerksamkeit ist besetzt – es gibt keine Aufmerksamkeitsreste mehr, die sich frei auf etwas richten könnten. Ich verstehe in etwa, was damit gemeint sein soll. Gestern Nacht im Club hatte ich den Eindruck, ich sei die Smarteste von allen, weil ich endlich genug Spaß hatte. Mein Gehirn war endlich befriedigt und es gab Raum, um mit dem Denken anzufangen. Im Grunde ist der Wunsch nach dem Flow-Zustand der Wunsch, ein Baby zu sein.

Das sind die Bedingungen für den Flow:

·Klar abgesteckte Ziele und Fortschritt

·Klares und unmittelbares Feedback durch deine Umgebung (offensichtlich unmöglich)

·Eine gute Portion „Selbstvertrauen“, das heißt in dem Sinne, dass man sich seiner Aufgabe gewachsen fühlt, dass man seine eigenen Fähigkeiten als etwas wahrnimmt, das in der Lage ist, die wahrgenommenen Herausforderungen zu meistern.

Apathie, Langeweile und Angst werden als die Feinde des Flow betrachtet. Sie sind Flowblocker. Selbstverständlich aber treiben sie ihn auch an. Die Theorie des Flow spricht davon, dass die Angst aus einer Erfahrung der Unmöglichkeit resultiert, also von einem Eindruck herrührt, dass man die vorliegende Aufgabe keinesfalls wird lösen können. Ich stimme dem nicht zu. Ich bin der Ansicht, dass die Angst dem Eindruck entspringt, dass es unmöglich sei herauszufinden, was Erfolg bedeutet. Flow zieht Persönlichkeiten vor, die ihren Selbstzweck in sich finden – selbstbezogene Menschen – Persönlichkeiten also, die sich selbst genügen.

Flow und Aufmerksamkeitsderegulierung hängen damit zusammen, dass sie in die Lage versetzen sollen, einen weitaus größeren Umfang von Information als gewöhnlich zu verarbeiten. Manchmal aber ändert sich der Umfang an Information, die wir verarbeiten können, radikal, ohne dass wir dies überhaupt bemerken. Michael hörte im Mauerpark über eine Distanz von dreihundert Metern einen Typen, der sich durch den Müll wühlte. Auf diese Weise fanden wir heraus, dass er auf Trip war.

1Ferris Bueller ist der Name des Protagonisten der High-School-Komödie Ferris macht blau aus dem Jahre 1986. A.d.Ü.

Quinn Latimer KONGRESS, IHR

Der Kongress wollte dem Volk nicht zuhören.

Das Volk umstellte den Kongress und steckte ihn in Brand.

Der Kongress wollte nicht / Das Volk umstellte den Kongress.

Dem Volk / und steckte ihn in Brand.

Etwas, das ich auf meinem kleinen Bildschirm las – sein Rhythmus

Bewegte mich. Ich war in Oslo, ich konnte nichts tun.

Ich wollte einen Kongress, nicht aber mein Land. Nicht aber mein –

Ich wollte einen Kongress des Gefühls. Oder politische Erholung.

Meine Angst eine kleine Stadt, bedeckt von Wolke

Oder Rauch. Mein Norden ein betuchter Riviera Norden

Fährt seine blonde Banalität

Unter einem wahreren, höheren Norden.

Eine Grenze mit Russland teilen / eine Grenze mit Russland teilen.

Ein Theater des Krieges verband sie / auch Rentierherden, Hirten.

Bald würde dort eine Kunsthalle gebaut. Noch immer Männer mit Gewehren

Begleiteten dich durch (oder fürchten) die eisigen Straßen. Bleiche Bären, du weißt schon.

Bleiche Bären / Bleiche Bären / Bleiche Bären / Bleiche Bären.

Schlanke Gewehre / schlanke Gewehre / schlanke Gewehre / ihre Laster.

Ich war nicht high. Das war ich schon lange nicht mehr.

Angst benebelt genug. Mein vorstädtisches Nord-Europäisch. Jedes Bild

Kommt aus meinem Bildschirm das Gemälde eines digitalen Bildes.

O Gott. Ich konnte mich nicht aufraffen, mich um die Kunst-Debatten zu scheren

Über das Soziale – Ich brachte es nicht über mich. Ich hatte zu viele Kümmernisse, wie Frau Doktor

Eleganz vielleicht sagen würde, in irgendeinem frühen oder Mitte Irgendwas Europa.

Schickt mich in ein Sanatorium, in Bergfrische, oder hierher.

Was auch immer. Ein Mädchen aus dem Tal nannte mich ein schottischer Kritiker, gedruckt.

Sie klingt besser, diese Zeile, als das Gefühl, das sie erzeugt.

Abscheu, etc. Außerdem: Fehler. Ich war von der Westside, der Küste.

Aber kein Westen mehr ich war vom Norden. Ich war in einer Art Norden

Des Geistes und der Karte und der Nerven. Sie wurden erschossen

Wie irgendein Modernist auswerfen, niederschreiben, rausbringen könnte.

Was für ein Umschlag. Ein Norden des Geistes – ich konnte meinen Skalp spüren.

Nichts anderes. Nur seine Hitze und Beben und Öl. Bleiche Bären

Streifen durch die kühlen weißen Alleen, glatt in Bewaffnung.

Jacob Wren JEDE TIEFE ZERSTREUTHEIT

Jede tiefe Zerstreutheit öffnet gewisse Pforten. Man muss es sich selbst gestatten, zerstreut zu sein, wenn man sich nicht zu konzentrieren vermag.

Julio Cortázar

Wenn etwas nach zwei Minuten langweilig ist, probiere es in vier. Wenn es immer noch langweilt, probiere acht, sechzehn, zweiunddreißig und so weiter. Irgendwann entdeckt man, dass es ganz und gar nicht langweilig ist, sondern sehr interessant.

John Cage

1.

Ich denke nicht, dass ich weiß, was ich tue. Ich weiß nicht, was ich denke, dass ich tue. Ich starre diese beiden Sätze an. Ich weiß, dass beide eine klar unterschiedliche Bedeutung tragen, dann kann ich aber für einen langen Augenblick nicht erahnen, was nun was bedeuten soll oder was ich meine. So oder so weiß ich nicht, was ich tue, und das schon geraume Zeit. An mein „Nicht-Wissen“, sage ich zu mir, glaube ich, und es könnte einigermaßen konzise als Konzentration neu definiert werden. Ich ertappe mich sogar dabei, nach einem „allgemeineren“ Nicht-Wissen zu suchen, wobei mich jedoch zur selben Zeit die Angst überkommt, ich wäre einer falschen Form dieses Nicht-Wissens aufgesessen: Dass ich also eigentlich wüsste, was ich tue, und nur vorgäbe, es nicht zu wissen, um einem halb ausgegorenen Ideal zu entsprechen, wie ein Künstler vorzugehen oder nicht vorzugehen hätte.

Unmittelbar neben jedwedem Nicht-Wissen, das ich vorführe oder heraufbeschwöre, während ich meine Arbeit tue, gibt es noch ein anderes, möglicherweise ehrlicheres Nicht-Wissen, das mich nachts wach hält und das mich, in der Mehrzahl der Fälle, in eine beinahe unerträgliche Trauer stürzt. Dieser Wachzustand des nächtlichen Nicht-Wissens hat etwas mit all der Ungerechtigkeit und dem Leiden auf der Welt zu tun. Warum ist es uns nicht schlicht und einfach möglich zu wissen, wie man es eindämmt, bekämpft, unterläuft? Kann sein, dass es der absoluten Naivität meinerseits geschuldet ist, doch ich begreife nicht, warum das unmöglich oder so schwierig sein sollte. Anscheinend ist es das aber und noch mehr. Endlos könnte ich über diese Probleme nachgrübeln, sie vor meinem geistigen Auge hin und her drehen und würde dabei gewissermaßen nirgendwo ankommen, nur zurück in einer Kreisbewegung zu den Sachen gelangen, die ich schon kenne und die so offensichtlich zu sein scheinen, dass es schon von Anfang an kaum Grund gab, sich mit ihnen zu beschäftigen.

Worüber ich mich also selbst wundere, ist folgendes: Worin besteht die Verbindung zwischen diesen beiden Arten meines Nicht-Wissens? Zwischen einem Nicht-Wissen als Sehnsucht nach künstlerischem Durchbruch, als Wunsch, eingestandene und uneingestandene Verhaltensweisen aufzugeben, und einem Nicht-Wissen, wie man die Welt retten könnte oder zumindest ein kleines bisschen besser machen?

2.

Wenn ich schreibe, höre ich häufig Hip-Hop. Wenn es darum geht, Zeile für Zeile zu verstehen, worauf sie da mit dem jeweiligen Track hinauswollen, muss ich zugeben, dass mein Verstehen gelinde gesagt etwas beschränkt bleibt. Manches ist ganz selbstverständlich klar, anderes wiederum höre ich mir hunderte Male an und doch bleibt es für mich im Reich der unzähligen möglichen Bedeutungen stecken. Als Schriftsteller – zumindest denke ich, dass es damit zusammenhängt, dass ich Schriftsteller bin – konzentriere ich mich beim Musikhören auf die Songtexte. Wenn ich also Hip-Hop höre, während ich schreibe, dann hindert mich das oftmals daran, tatsächlich etwas zu schreiben, weil ich mich auf die Texte konzentriere, die ich höre, die ich fortwährend zu entziffern suche, es aber nicht vollständig schaffe, anstatt den leeren Bildschirm vor mir mit Worten zu füllen. Ich löse das Problem, indem ich die Lautstärke so weit dämpfe, bis der Track nur noch aus einem kaum vernehmlichen Rauschen besteht. Dieses Hip-Hop-Rauschen pulsiert im Hintergrund, während ich tippe, und irgendwie vermittelt es mir das Gefühl, irgendwo auf der Welt gäbe es eine Energie, die größer ist als die öde Stille um mich herum.

Mein ganzer Computer ist voll mit Hip-Hop und die Tracks spiele ich zumeist im Shuffle-Modus ab. Manchmal, wenn ein Track abgespielt wird, der zu sexistisch oder homophob scheint, lösche ich ihn einfach. Keine Ahnung, ob das so in Ordnung ist, aber es macht mich unruhig, wenn ich mir vorstelle, dass Sexismus und Homophobie klammheimlich durch Tracks hindurch, die ich häufig hunderte Male höre, in mein Unbewusstes einsickern. Vielleicht braucht man es ja gar nicht eigens zu betonen, aber dieser Hip-Hop existiert für mich als eine künstlerische Andersheit, weil in ihm nichts vorkommt, womit ich mich in meinem Alltagsleben oder meiner Alltagserfahrung identifizieren könnte. Viele der Tracks behandeln sozioökonomische Erfahrungen, die ich nie machte: Lebensbedrohliche Armut oder beinahe schon komischer, protziger Reichtum (oder beides zugleich). Ich höre auch viel Hip-Hop, der mit diesen Dingen gar nichts zu tun hat, doch die Form des Sprechgesangs reicht zumeist schon aus, um mich daran zu hindern, eine zu unmittelbare Nähe zu meinen Erfahrungen herzustellen. (Gerade fällt mir auf, dass ich Tracks lösche, die zu sexistisch oder homophob sind, Tracks hingegen, die zu kapitalistisch sind, lösche ich nicht – doch das wäre wahrscheinlich genauso wichtig.)

Wenn ich mir die Frage stelle, warum ich Hip-Hop so sehr mag, dann schiebt sich etwas in den Vordergrund, was dieses Vergnügen ziemlich eindeutig beschreibt. Ich bin Schriftsteller und habe eine gewisse Affinität zur Sprache. Auf vielfältige Weise ist mein Schreiben performativ; es will laut gelesen werden. Doch selbst durchschnittlicher Hip-Hop beweist eine Virtuosität der gesprochenen Sprache, die ich nie erreichen werde oder auch nur anstreben würde. Das ist schlicht etwas, das ich nicht schaffe. Der Genuss, den ich erlebe, ist also wahrscheinlich ähnlich gelagert wie der, den andere erfahren, wenn sie Sport schauen; sie sehen jemanden etwas tun, das sie selbst niemals so gekonnt vermöchten.

3.