Kopfschmerzen und Migräne erfolgreich behandeln - Dr. med. Anette Delbrück - E-Book

Kopfschmerzen und Migräne erfolgreich behandeln E-Book

Dr. med. Anette Delbrück

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Beschreibung

Etwa 70 Prozent der Deutschen leiden unter akutem oder chronischem Kopfschmerz bzw. Migräne. Leicht nachvollziehbar beschreibt die Schmerztherapeutin Dr. Anette Del¬brück mögliche Ursachen der Beschwerden. Zudem stellt sie die wichtigsten Medika¬mente vor, erläutert aber auch alternative Therapien wie Entspannungsübungen oder Akupunktur.

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       Dr. med. Anette Delbrück

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

  978-3-86910-939-8   ISBN der gedruckten Originalausgabe: 978-3-86910-314-3

Dr. med. Anette Delbrück ist Fachärztin für Anästhesiologie mit den Zusatzbezeichnungen Spezielle Schmerztherapie, Akupunktur und Palliativmedizin. Sie ist niedergelassen in einer eigenen Schmerzpraxis und leitet das Regionale Schmerzzentrum der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) in Celle. Anette Delbrück hat an diversen wissenschaftlichen Studien und Anwendungsbeobachtungen zum Thema Kopfschmerz mitgewirkt.

Liebe Leserin, lieber Leser, in diesem Text wird manchmal die weibliche und manchmal die männliche Form verwendet. Die andere Form ist selbstverständlich mit gemeint.

 © 2010 humboldt

Eine Marke der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover www.schluetersche.de www.humboldt.de

  Autorin und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Die im Buch enthaltenen Informationen stellen in keiner Weise Ersatz für professionelle Beratungen und/oder Behandlungen durch ausgebildete und anerkannte Fachärzte dar. Es ist nicht ratsam, Behandlungen eigenständig zu beginnen, zu verändern oder abzusetzen, ohne mit Experten persönlich Rücksprache zu halten. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

  Lektorat: Dagmar Fernholz, Köln

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Störungen des Wohlbefindens. Ungefähr 70 bis 90 Prozent aller Erwachsenen und viele Kinder und Jugendliche leiden mehr oder weniger häufig darunter. Glücklicherweise haben die meisten von ihnen nur selten – und in vergleichsweise milder Form – Kopfschmerzen. Deshalb gelten Kopfschmerzen im Bewusstsein der Öffentlichkeit als eher banale Befindlichkeitsstörung, die zwar lästig ist, mit der man aber auch ohne ärztliche Hilfe fertig werden kann.

Menschen, die an einer schweren chronischen Kopfschmerzform leiden, haben also zusätzlich zu ihrer Krankheit noch mit den Vorurteilen ihrer Umgebung zu kämpfen. Sie werden mit ihren Beschwerden nicht ernst genommen. Oft wird ihnen sogar unterstellt, ihre Kopfschmerzen gezielt einzusetzen, um ihre Angehörigen unter Druck zu setzen oder einfach „blauzumachen“.

Leider sind auch viele Ärzte und Ärztinnen nicht genügend mit der Problematik chronischer Kopfschmerzen vertraut. Viele von ihnen streben vor allem danach, eine zu behebende Ursache für das Symptom „Kopfschmerz“ zu finden. So werden am Anfang aufwändige Untersuchungen durchgeführt. Stellt sich dann heraus, dass es sich „nur“ um Migräne oder Spannungskopfschmerz handelt, werden die Betroffenen mit dieser als harmlos eingestuften Diagnose oft alleingelassen. Außerdem werden diese beiden Erkrankungen oft nicht unterschieden. Zwar haben Migräne und Spannungskopfschmerz einige Gemeinsamkeiten, aber es handelt sich doch um eigenständige Erkrankungen mit verschiedenen Ursachen und vor allen Dingen unterschiedlichen Behandlungen. Nicht jeder einseitige Kopfschmerz ist eine Migräne! In diesem Buch sollen daher die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Kopfschmerzformen und die jeweilige Therapie gut verständlich erklärt werden.

Abgesehen von dem persönlichen Leiden, das eine schwere chronische Kopfschmerzkrankheit über einen Menschen und auch über seine Familie bringen kann, verursachen Migräne und andere Kopfschmerzarten enorme volkswirtschaftliche Kosten, insbesondere durch krankheitsbedingte Arbeitsausfälle. Hinzu kommen neben den Ausgaben für notwendige Behandlungen vermeidbare Kosten durch unnötige teure Untersuchungen und falsche Therapieansätze. Aufklärung über die mit chronischen Kopfschmerzen verbundenen Probleme ist also im Interesse der Betroffenen und der Allgemeinheit. Manchmal geht es nicht ohne eine medikamentöse Therapie, aber daneben gibt es gut erprobte nicht medikamentöse Verfahren: Sie verbessern die Lebensqualität erheblich und können die Beeinträchtigung des täglichen Lebens durch die Kopfschmerzkrankheit deutlich vermindern. Die Bandbreite der nicht medikamentösen Behandlungsmethoden reicht von altbewährten naturheilkundlichen Anwendungen über eine Veränderung des eigenen Verhaltens bis zu Entspannungsübungen und Akupunktur.

Das vorliegende Buch soll Betroffene durch die Vielzahl der Therapiemöglichkeiten bei chronischen Kopfschmerzen führen. Der Erfolg jeder Kopfschmerzbehandlung hängt ganz entscheidend von der Mitarbeit der Patientin oder des Patienten ab. Wer bereit ist, selbst etwas Zeit für die vorbeugende Behandlung von Kopfschmerzen aufzubringen, wird weniger Medikamente benötigen und sich insgesamt wohler fühlen. Dazu muss man allerdings über die Kopfschmerzform, an der man leidet, und über die vorgeschlagene Therapie einiges wissen. Deshalb werden zunächst die einzelnen Kopfschmerzformen und ihre Behandlung kurz dargestellt und dann die einzelnen Therapieverfahren in alphabetischer Reihenfolge genauer erklärt.

Ich möchte mit diesem Buch dazu beizutragen, dass viele von chronischen Kopfschmerzen betroffene Menschen aktiv an der Verbesserung ihrer Situation mitwirken und am täglichen Leben wieder mit Freude teilnehmen können.

Ihre

Dr. med. Anette Delbrück

Kopfschmerzen und Migräne – richtig verstehen!

Erst die Diagnose, dann die Therapie! Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass für Kopfschmerzen das Gleiche gilt wie für jede andere Krankheit, egal aus welchem Bereich der Medizin: Voraussetzung einer gezielten Therapie ist immer die exakte Diagnose!

„Primäre” und „sekundäre” Kopfschmerzen

„Kopfschmerz“ ist für sich gesehen zunächst nur ein Symptom, er kann bei sehr verschiedenen Krankheiten auftreten. Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (International Headache Society, IHS) unterscheidet mehr als 160 verschiedene Erkrankungen, die mit Kopfschmerzen einhergehen. Die meisten von ihnen sind allerdings seltene Krankheiten. Die beiden am häufigsten vorkommenden Kopfschmerzarten, Spannungskopfschmerz und Migräne, machen zusammen über 90 Prozent aller Fälle aus. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen von Kopfschmerzen: die „primären“ und die „sekundären“ Kopfschmerzen.

Sekundäre Kopfschmerzen sind Anzeichen für eine andere Krankheit, beispielsweise für eine Grippe.

Unter sekundären Kopfschmerzen versteht man Kopfschmerzen, die ein Symptom oder Anzeichen einer anderen Krankheit sind. Diese andere Krankheit nennt man Grundkrankheit. Grundkrankheiten, die mit Kopfschmerzen einhergehen, können sehr verschieden sein. Einige sind relativ harmlos, wie Erkältungserkrankungen, andere können lebensbedrohlich sein, wie eine akute Hirnblutung oder ein Hirntumor. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über solche möglichen Ursachen sekundärer Kopfschmerzen.

Bei sekundären Kopfschmerzen ist es einleuchtend, dass die richtige Diagnose gefunden werden muss. In diesem Fall sind die Kopfschmerzen ein Warnzeichen. Nur wenn die Grundkrankheit erkannt und richtig behandelt wird, können oft ernste Gesundheitsschäden vermieden werden. Es wäre ein schwerer Fehler, solche Kopfschmerzen als einzige Maßnahme mit Schmerzmitteln zu behandeln. Aber es muss auch deutlich gesagt werden, dass sekundäre Kopfschmerzen sehr selten sind. Viele Kopfschmerzpatienten haben am meisten Angst davor, an einem Hirntumor zu leiden. Diese Angst ist in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle zum Glück unbegründet.

Sekundäre KopfschmerzartenKopfschmerzen bei Krankheiten des Gehirns

Kopfschmerzen nach Verletzungen des Gehirns, zum Beispiel Gehirnerschütterung, Gehirnquetschung

Kopfschmerzen bei Gefäßerkrankungen des Gehirns, zum Beispiel Hirnblutung

Kopfschmerzen bei anderen Krankheiten des Gehirns, zum Beispiel Hirntumor, Hirnhautentzündung, Hirnentzündung

Kopfschmerzen bei anderen Erkrankungen im Kopf-Hals-Bereich

zum Beispiel Nasennebenhöhlenerkrankungen, Augenerkrankungen, Arthrose im Kiefergelenk, Krankheiten der Halswirbelsäule

Kopfschmerzen bei Allgemeinerkrankungen

Kopfschmerzen bei Infektionserkrankungen, zum Beispiel Grippe, „banale” Infekte, Zeckenborreliose

Kopfschmerzen bei Stoffwechselstörungen, zum Beispiel Unterzuckerung, Nierenversagen

Kopfschmerzen bei Gefäßerkrankungen, zum Beispiel zu hoher oder zu niedriger Blutdruck

Kopfschmerzen durch von außen zugefügte Stoffe, zum Beispiel Alkohol, Glutamat, Nitrate, Medikamente, Umweltgifte

Kopfschmerzen durch Entzug gewohnheitsmäßig zugeführter Stoffe, zum Beispiel Koffein, Ergotamin

Kopfschmerzen bei seelischen Erkrankungen

zum Beispiel Depression

Bei den primären Kopfschmerzen liegt keine andere Erkrankung vor.

Viel häufiger sind die „primären“ Formen von Kopfschmerzen. Hierbei findet sich keine andere Erkrankung als Ursache für den Kopfschmerz, sondern er ist eine eigenständige Krankheit. Auch hier ist eine genaue Diagnose wichtig, denn die Behandlung der verschiedenen primären Kopfschmerzkrankheiten ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Diese primären Kopfschmerzkrankheiten sind das eigentliche Thema dieses Buches.

Eine ungezielte oder falsche Therapie kann auch hierbei ernste Folgen haben. Sie führt zu unnötigem Leiden und – womöglich aufgrund der Nebenwirkungen von unkritisch eingenommenen Medikamenten – ebenfalls zu schweren Gesundheitsschäden. Man denke nur an die zahlreichen Menschen, die nach langjährigem übermäßigen Gebrauch von bestimmten Kopfschmerzmitteln Nierenschäden davongetragen haben.

Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es?

Wenn also die richtige Diagnose so wichtig ist, wie lässt sie sich am sichersten finden? Welche Verfahren sind aussagefähig, auf welche kann verzichtet werden? Die einzelnen bei Kopfschmerzen üblichen diagnostischen Verfahren sollen im nächsten Abschnitt vorgestellt werden.

Grundregeln der KopfschmerzdiagnostikVor Beginn einer Kopfschmerzbehandlung ist durch geeignete Untersuchungen die Diagnose zu klären. Wenn sich im weiteren Verlauf der Kopfschmerz ändert und neue Symptome auftreten, muss die Ursache hierfür abgeklärt werden, um nicht eine zusätzliche Erkrankung zu übersehen, die gegebenenfalls eine eigene Therapie erfordert.

Die Krankengeschichte (Anamnese)

Nicht eine spezielle Röntgentechnik oder etwas Ähnliches hilft, um die Diagnose zu stellen, sondern die genaue, sorgfältig erhobene Krankengeschichte, die Anamnese! Erfahrene Kopfschmerztherapeuten können allein aus der genauen Befragung der Patienten und durch die Verlaufsbeobachtung in mehr als 90 Prozent der Fälle die richtige Diagnose stellen.

Die AnamneseAls Patient oder Patientin können Sie sehr viel zu einer richtigen Diagnose beitragen, wenn Sie Ihre Kopfschmerzen möglichst genau beschreiben:

Wo sitzen die Kopfschmerzen? Wechselt der Schmerzort oder ist er immer gleich?

Wie oft treten Kopfschmerzen auf? Wie lange dauert ein Anfall gewöhnlich?

Seit wann leiden Sie unter Kopfschmerzen? Haben diese sich im Laufe der Zeit verändert?

Gibt es bestimmte Auslöser für Ihre Kopfschmerzen?

Treten Begleiterscheinungen neben dem Schmerz auf?

Welche Therapie wird bisher durchgeführt?

Wie verhalten Sie sich, wenn Sie Kopfschmerzen haben?

Aus Ihren Antworten auf diese Fragen lässt sich bereits sehr viel über die Art Ihrer Kopfschmerzen herausfinden.

Der Kopfschmerzkalender

Das zweite „Standbein“ bei der Diagnostik von Kopfschmerzen ist die Verlaufsbeobachtung. Auch hierbei ist Ihre Mitarbeit die wichtigste Voraussetzung, deshalb ist es ratsam, einen Kopfschmerzkalender zu führen.

Zu jeder Kopfschmerztherapie gehört das Führen eines Kopfschmerzkalenders!

Für diesen Zweck gibt es viele verschiedene Vordrucke. Entscheidend ist, dass über die einzelnen Anfälle mittels eines Kalenders Buch geführt wird. Außerdem müssen alle eingenommenen Medikamente oder anderen Behandlungsmaßnahmen eingetragen werden. Zusätzlich sollten Frauen ihre Regelblutung vermerken. Sinnvoll ist es auch, besondere Ereignisse, die vielleicht Einfluss auf die Kopfschmerzhäufigkeit haben könnten (zum Beispiel eine starke Belastung, der Urlaub oder andere Abweichungen vom üblichen Tagesablauf), einzutragen.

Eine geeignete Vorlage finden Sie im Abschnitt „Die Kombination mehrerer Kopfschmerzarten“. Spezielle Kopfschmerzkalender können Sie sich auf der Website der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz Gesellschaft e.V. kostenlos herunterladen (www.dmkg.de/pat/ks_kal.pdf).

Die körperliche Untersuchung

Nach der Anamnese erfolgt eine körperliche Untersuchung.

An die Erhebung der Krankengeschichte, bei der auch sonstige, gleichzeitig bestehende Erkrankungen zur Sprache kommen sollten, schließt sich eine körperliche Untersuchung an. Normalerweise finden sich bei primären Kopfschmerzen kaum auffällige körperliche Untersuchungsbefunde. Wichtig ist zum Beispiel die Messung des Blutdruckes, die Prüfung der Reflexe, die Untersuchung der Halswirbelsäule und das Abtasten der Muskulatur nach Verhärtungen sowie die Suche nach Schmerzpunkten.

Die technischen Untersuchungsverfahren

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft empfiehlt apparative Untersuchungen bei chronischen Kopfschmerzen nur in Ausnahmefällen.

Technische Verfahren wie Elektroenzephalogramm (EEG), Röntgen oder Blutuntersuchungen helfen selten weiter, außer wenn sich aus der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung der Verdacht auf das Vorliegen eines sekundären Kopfschmerzes ergibt, eines Kopfschmerzes also, dessen Ursache eine andere Grundkrankheit ist. Ob überhaupt technische Untersuchungen durchgeführt werden sollen, wenn nach Gespräch und körperlichem Befund ein primärer Kopfschmerz am wahrscheinlichsten ist, hängt letztlich vom Sicherheitsbedürfnis von Arzt und Patient ab. Falls jemand sehr große Angst hat (auch wenn es noch so unwahrscheinlich ist), an einem bösartigen Hirntumor zu leiden, sollte einmalig eine entsprechende Untersuchung durchgeführt werden. Denn eine solche Angst ist keine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.

Das Elektroenzephalogramm (EEG)

Das Verfahren ist völlig nebenwirkungsfrei und dauert nur wenige Minuten.

Ähnlich wie beim Elektrokardiogramm (EKG) die Herzströme, werden beim EEG die Hirnströme gemessen und als Kurven auf einem Papierausdruck dargestellt. Mithilfe von Gurten oder einer Art Kappe wird eine große Zahl von Elektroden am Kopf befestigt. Sie sind durch Kabel mit dem EEG-Gerät verbunden. Bei vielen Gehirnerkrankungen finden sich Veränderungen der EEG-Kurven, nicht jedoch bei primären Kopfschmerzen.

EEG-Untersuchung mit Elektroden

Das Computertomogramm (CT)

Hierbei handelt es sich um vom Computer ausgewertete spezielle Röntgenuntersuchungen des Kopfes und gegebenenfalls der Halswirbelsäule. Auf den Röntgenaufnahmen sieht man gewissermaßen Quer- und Längsschnitte durch Schädel und Gehirn, die in Schichten von einigen Millimetern gezeigt werden. Man liegt dazu auf dem Rücken auf einem Röntgentisch und wird zur Untersuchung mit dem Kopf in eine Art große Trommel geschoben.

Das CT dauert nur wenige Minuten, jedoch besteht eine geringe Strahlenbelastung.

Das CT zeigt zum Beispiel Blutansammlungen im Gehirn oder Veränderungen an den Knochen sehr genau, ist aber eine sehr teure und auch mit einer gewissen Strahlenbelastung verbundene Untersuchung. Deshalb sollte sie nur bei begründetem Verdacht auf eine der genannten Krankheiten eingesetzt werden. Bei primären Kopfschmerzen ist der CT-Befund normal.

Computertomograf

Die Kernspintomographie (MRT)

Die MRT-Untersuchung ist aufwändig und teuer.

Bei diesem Verfahren (auch Magnetresonanztomografie, MRT genannt) nutzt man die unterschiedlichen magnetischen Eigenschaften der verschiedenen Gewebearten, um sehr plastische Bilder des Schädelinneren zu erhalten. Es ist wichtig, während der gesamten Untersuchungszeit still zu liegen. Das ist für Menschen mit Platzangst manchmal schwierig, eventuell hilft ein leichtes Beruhigungsmittel. Eine Strahlenbelastung tritt nicht auf. Das MRT ist nicht nur aufwändig, sondern auch sehr teuer. Bei bestimmten Gehirnerkrankungen wie Hirntumoren liefert es bessere Ergebnisse als das CT, hilft bei primären Kopfschmerzen aber auch nicht weiter.

Die Röntgenuntersuchung der Halswirbelsäule

Sehr häufig wird die Halswirbelsäule für Kopfschmerzen verantwortlich gemacht. Bei begründetem Verdacht, dass die Kopfschmerzen von ihr ausgehen, können Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule aus mehreren Richtungen sinnvoll sein. Für sich allein ist deren Aussage jedoch gering, da es bei vielen Menschen Veränderungen der Halswirbelsäule gibt, ohne dass sie je Kopfschmerzen haben, und umgekehrt auch bei normalem Röntgenbild Schmerzen auftreten können, die vom Nacken ausgehen.

Die Blutuntersuchungen

Blutuntersuchungen helfen bei der Unterscheidung der primären Kopfschmerzenarten nicht weiter.

Sie sind zur Diagnostik nur angezeigt, wenn ein sekundärer Kopfschmerz vermutet wird, dessen Grundkrankheit Blutveränderungen hervorruft. Beispiele hierfür wären bestimmte Infektionskrankheiten oder ein Nierenschaden. Gelegentlich sind allerdings während der Therapie von primären Kopfschmerzen Blutuntersuchungen erforderlich, um zum Beispiel Nebenwirkungen von Medikamenten rechtzeitig zu erkennen.

Andere technische Untersuchungsverfahren

Bei bestimmtem Verdacht kann eine Punktion oder ein Ultraschall für die Diagnose sinnvoll sein.

Nur bei Verdacht auf bestimmte andere Erkrankungen kommen weitere Untersuchungsverfahren zum Einsatz. Man kann zum Beispiel die Nasennebenhöhlen röntgen, wenn man eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung vermutet, oder mit Ultraschall die Gefäße auf Veränderungen prüfen. Bei Verdacht auf Borreliose (hervorgerufen durch einen Zeckenbiss) kann auch eine Nervenwasserpunktion erforderlich werden.

Der Zusammenhang zwischen Kopfschmerz und Psyche

Menschen, die unter chronischen Kopfschmerzen leiden, schlägt immer wieder das als Vorwurf gemeinte Vorurteil entgegen: „Dein Kopfschmerz ist doch nur psychisch!“ Damit meinen die Leute: „Du hast doch nichts, du bildest dir deine Krankheit nur ein!“

Die meisten Kopfschmerzkranken haben große Probleme damit, ihrer Umwelt ihre Krankheit begreiflich zu machen.

Eine äußerlich sichtbare körperliche Krankheit, eine Operation, ein Unfall – das alles wird gesellschaftlich akzeptiert, die Betroffenen können mit Mitgefühl rechnen. Dagegen werden Menschen mit seelischen Erkrankungen ausgegrenzt. Den meisten Menschen sind psychische Erkrankungen unheimlich. Ebenfalls mit wenig Verständnis können Patienten mit psychosomatisch bedingten Erkrankungen rechnen, also Krankheiten, bei denen ungelöste seelische Konflikte oder große Belastungen körperliche Symptome hervorrufen. Vielen Menschen fällt es wegen dieser Vorbehalte schwer zuzugeben, dass ihre seelische Verfassung Einfluss auf ihre Körperfunktionen hat. Sie lehnen es deshalb grundsätzlich ab, sich mit der Frage, ob bei ihrer Erkrankung auch seelische Einflüsse eine Rolle spielen, überhaupt zu befassen.

Eine Krankheit – nur eine Ursache?

In unserer Gesellschaft herrscht vielfach noch die Überzeugung, dass Krankheiten entweder seelisch oder körperlich verursacht sind, wobei eins das andere ausschließt. Mit rein körperlichen Krankheitsursachen können wir dabei viel mehr anfangen. Wie kommt das?

Unsere heutige Medizin beruht auf einem Krankheitsmodell, das auf den französischen Philosophen René Descartes (1596–1650) zurückgeht. Während im Mittelalter Krankheiten als Strafen oder Prüfungen Gottes gesehen wurden, änderte sich das mit Beginn der Neuzeit. Die bahnbrechenden Entdeckungen auf den Gebieten der Physik, Astronomie, Medizin und Geografie, die damals gemacht wurden, brachten ein ganz neues Menschenbild und andere Erklärungen von Krankheiten hervor. Das von Descartes entwickelte neue Weltbild war mechanistisch und nicht mehr in erster Linie religiös geprägt. Er verglich den menschlichen Körper mit einer Maschine, die nach den Gesetzen der Mechanik arbeitet. Krankheiten wurden damit zu Funktionsstörungen dieser „Maschine“, und es kam nun darauf an, die Ursache dieser Störung zu finden und zu reparieren. Dabei ging man davon aus, dass für jede Krankheit eine einzige Ursache verantwortlich sei.

Dieser Denkansatz hat die moderne Medizin mit ihren unbestreitbaren Erfolgen erst möglich gemacht. Heute wissen wir dank der naturwissenschaftlichen Forschung sehr viel über die Funktionsweise der einzelnen Organe. Manche Krankheiten sind bis hin zu den ihnen zugrunde liegenden biochemischen oder genetischen Ursachen aufgeklärt. Gleichzeitig konnten Medikamente, Operationstechniken und sogar künstlicher Ersatz für ausgefallene Organe entwickelt werden, sodass eine große Zahl von vorher unheilbaren Krankheiten heute behandelbar sind.

Der Mensch muss als untrennbare Einheit aus Körper, Geist und Seele betrachtet werden.

Allerdings ist bei dieser Betrachtungsweise der Mensch als untrennbare Einheit aus Körper, Geist und Seele aus dem Blickfeld geraten. Er wird im mechanistischen Weltbild nicht viel anders gesehen als zum Beispiel ein Auto. Wenn etwas am Auto nicht mehr funktioniert, wird das betreffende Teil repariert oder gegen ein Ersatzteil ausgetauscht, und der Schaden ist behoben. In vielen Fällen scheint der Erfolg dieser Denkweise recht zu geben, besonders bei akuten Erkrankungen und Verletzungen. Das mechanistische Modell der Krankheitsentstehung hat auch dazu geführt, dass es inzwischen für die einzelnen Organsysteme des Menschen Spezialisten (Fachärzte) gibt, die weitgehend unabhängig voneinander arbeiten. Der Mensch wird als Summe seiner Einzelteile gesehen.

In den letzten Jahrzehnten wurde nun aber zunehmend deutlich, dass sich eine ganze Reihe von Krankheiten, besonders solche mit chronischem Verlauf, nicht in dieses Modell einfügen lassen. Das einfache Schema „Eine Krankheit – eine Ursache“ erweist sich als viel zu undifferenziert, um den komplizierten Vorgängen von Krankheitsentstehung und Heilung gerecht werden zu können. Zwar konnte im Laufe der letzten Jahrzehnte die Bedeutung seelischer Vorgänge bei der Krankheitsentstehung nicht mehr übersehen werden, aber das führte nur dazu, dass weitere Spezialisten (Psychotherapeuten, Psychiater) hinzukamen, die fortan für die Seele „zuständig“ waren. Es wurde der oben beschriebene Gegensatz zwischen seelischen und körperlichen Krankheiten konstruiert. Auf diese Weise konnte das gewohnte Weltbild aufrechterhalten werden.

Die ganzheitliche Behandlung der Kopfschmerzen