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Rick Rubin

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Beschreibung

Das Kreativ-Geheimnis des Star-Produzenten hinter Johnny Cash, Adele, Run-DMC, Jay-Z und U2. Der NY-Times-Bestseller   kreativ. Die Kunst zu sein ist eine weise und überaus klare Quintessenz seines Lebenswerks. Es beleuchtet den Weg des Künstlers in einer Weise, dass wir ihm alle folgen können. Es führt uns zu den magischen Momenten von Hochstimmung und Transzendenz, in denen alles möglich ist. Viele berühmte Musikproduzenten sind für einen bestimmten Sound bekannt, der seine Zeit hat. Rick Rubin ist für etwas anderes bekannt: einen Raum zu schaffen, in dem Künstler*innen aller unterschiedlichen Genres und Traditionen zeigen können, wer sie wirklich sind und was sie wirklich zu bieten haben. Er hilft Menschen dabei, ihre selbst auferlegten Erwartungen zu überwinden, um sich wieder mit einem Zustand ursprünglichen Offenseins zu verbinden, aus dem Überraschendes entstehen kann. Im Laufe der Jahre, in denen Rick Rubin intensiv darüber nachgedacht hat, woher Kreativität kommt und woher nicht, hat er gelernt, dass es bei Künstler*innen nicht um ihre spezifische Leistung geht, sondern um ihre Beziehung zur Welt. Kreativität hat einen Platz im Leben eines jeden, und jede*r kann diesen Platz erweitern.  »Eigentlich wollte ich ein Buch darüber schreiben, was es für ein großes Kunstwerk braucht, stattdessen offenbarte es sich als ein Buch darüber, wie man kreativ ist.«

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Seitenzahl: 240

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Rick Rubin

mit Neil Strauss

kreativ. Die Kunst zu sein

Aus dem Englischen von Judith Elze

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Rick Rubin, einer der erfolgreichsten Musikproduzenten der Welt, verrät in seinem Buch alle wichtigen Prinzipien, um wahrhaft schöpferisch zu sein.Kreativ. Die Kunst zu sein ist eine weise und überaus klare Quintessenz seines Lebenswerks. Es beleuchtet den Weg des Künstlers in einer Weise, dass wir ihm alle folgen können. Es führt uns zu den magischen Momenten von Hochstimmung und Transzendenz, in denen alles möglich ist.

Viele berühmte Musikproduzenten sind für einen bestimmten Sound bekannt, der seine Zeit hat. Rick Rubin ist für etwas anderes bekannt: einen Raum zu schaffen, in dem Künstler*innen aller unterschiedlichen Genres und Traditionen zeigen können, wer sie wirklich sind und was sie wirklich zu bieten haben. Er hilft Menschen dabei, ihre selbst auferlegten Erwartungen zu überwinden, um sich wieder mit einem Zustand ursprünglichen Offenseins zu verbinden, aus dem Überraschendes entstehen kann.

Im Laufe der Jahre, in denen Rick Rubin intensiv darüber nachgedacht hat, woher Kreativität kommt und woher nicht, hat er gelernt, dass es bei Künstler*innen nicht um ihre spezifische Leistung geht, sondern um ihre Beziehung zur Welt. Kreativität hat einen Platz im Leben eines jeden, und jede*r kann diesen Platz erweitern.

»Eigentlich wollte ich ein Buch darüber schreiben, was es für ein großes Kunstwerk braucht, stattdessen offenbarte es sich als ein Buch darüber, wie man kreativ ist.«

Inhaltsübersicht

Zitat

Texteinschub

Jeder Mensch ist ein Schöpfer

Einstimmung

Die Quelle der Kreativität

Texteinschub

Gewahrsein

Texteinschub

Gefäß und Filter

Texteinschub

Das Unsichtbare

Texteinschub

Auf der Suche nach Hinweisen

Texteinschub

Übung

Texteinschub

Tauche ein

Die Natur als Lehrerin

Texteinschub

Nichts ist statisch

Texteinschub

Innenschau

Erinnerungen und das Unbewusste

Es ist immer da

Das Setting

Selbstzweifel

Trau dich

Texteinschub

Ablenkung

Texteinschub

Zusammenspiel

Intention

Regeln

Texteinschub

Das Gegenteil ist wahr

Zuhören

Geduld

Anfängergeist

Texteinschub

Inspiration

Gewohnheiten

Texteinschub

Die Saat

Texteinschub

Experimentieren

Texteinschub

Probiere alles aus

Texteinschub

Aufbauarbeit

Dynamik

Texteinschub

Sichtweise

Die Gleichförmigkeit durchbrechen

Fertigstellung

Texteinschub

Mentalität der Fülle

Die Experimentierfreudigen und die Ergebnisorientierten

Provisorische Regeln

Texteinschub

Wahre Größe

Erfolg

Texteinschub

Innerer Abstand

Verzückung

Bezugspunkt

Kein Wettkampf

Essenz

Texteinschub

Apokryphen

Texteinschub

Abschalten

Selbstgewahrsein

Texteinschub

Direkt vor unseren Augen

Texteinschub

Ein Flüstern jenseits der Zeit

Erwarte eine Überraschung

Texteinschub

Große Erwartungen

Texteinschub

Offenheit

Texteinschub

Vor und nach dem Blitzschlag

Texteinschub

Rund um die Uhr

Texteinschub

Spontaneität

Texteinschub

Wie man sich entscheidet

Schattierungen und Abstufungen

Texteinschub

Schlussfolgerungen

Texteinschub

Freiheit

Texteinschub

Die Besessenen

Was für dich funktioniert

Integration

Übertragung

Alles zurück auf null

Kontext

Die Energie

Texteinschub

Etwas abschließen, um etwas Neues zu beginnen

Texteinschub

Spiel

Texteinschub

Gewohnheiten, die der Kunst dienen

Das Prisma des Selbst

Texteinschub

Lass es sein

Zusammenarbeit

Texteinschub

Das Dilemma mit der Aufrichtigkeit

Texteinschub

Der Gatekeeper

Texteinschub

Wozu Kunst schaffen?

Texteinschub

Harmonie

Texteinschub

Was wir (uns) erzählen

Texteinschub

Es geht nicht darum, Kunst zu machen,

sondern darum, in diesem großartigen Zustand zu sein,

der Kunst unvermeidlich entstehen lässt.

 

Robert Henri

Nichts in diesem Buch

wird gemeinhin als wahr erachtet.

Es ist eine Reflexion über das, was ich beobachtet habe –

eher Gedanken als Fakten.

 

Manche Ideen mögen bei dir anklingen,

andere nicht.

Einige mögen ein inneres Wissen anstoßen,

das du ganz vergessen hattest.

Nutze, was hilfreich für dich ist.

Den Rest lass weg.

 

Jeder dieser Momente

ist eine Einladung

zu weiterem Nachforschen:

dazu, tiefer zu schauen,

heran- oder herauszuzoomen.

Dir Möglichkeiten zu eröffnen

für eine neue Art zu sein.

Jeder Mensch ist ein Schöpfer

All jene, die sich nicht mit traditionellen Kunstformen befassen, tun sich womöglich schwer, sich als Künstler oder Künstlerin zu bezeichnen. Sie sehen die Kreativität als etwas Außergewöhnliches an, das jenseits ihrer Fähigkeiten liegt. Als Berufung weniger Auserwählter, die mit bestimmten Begabungen zur Welt gekommen sind.

Zum Glück ist das nicht der Fall.

Kreativität ist keine seltene Fähigkeit. Und gar nicht schwer zugänglich. Kreativität ist ein grundlegender Aspekt des Menschseins. Sie ist unser Geburtsrecht und wir alle tragen sie in uns.

Bei Kreativität geht es nicht ausschließlich um das Hervorbringen von Kunst. Wir alle sind tagtäglich kreativ.

Etwas zu erschaffen bedeutet, etwas ins Sein zu bringen, das vorher noch nicht da war. Das könnte ein Gespräch sein, die Lösung zu einem Problem, eine Nachricht an eine Freundin, das Umstellen von Möbeln in einem Raum, die Wahl eines anderen Heimwegs, um so einen Stau zu vermeiden.

Was du erschaffst, muss nicht bezeugt, festgehalten, verkauft oder hinter Glas geschützt werden, um ein Kunstwerk zu sein. Schon allein durch unser ganz gewöhnliches Dasein sind wir Schöpfer im tiefsten Sinne, denn wir erschaffen unsere Erfahrung der Wirklichkeit und gestalten die Welt, die wir wahrnehmen.

In jedem Augenblick tauchen wir in ein Feld undifferenzierter Materie ein, aus der unsere Sinne Informationsfetzen sammeln. Das Universum, das wir im Außen wahrnehmen, existiert als solches nicht. Dank einer Reihe elektrischer und chemischer Reaktionen stellen wir in uns eine Wirklichkeit her. Wir erschaffen Wälder und Ozeane, Wärme und Kälte. Wir lesen Wörter, hören Stimmen, interpretieren und reagieren prompt darauf. Und das alles in einer Welt, die wir selbst erschaffen haben.

Wir führen allesamt das Leben von Künstlern, ganz egal, ob wir formal Kunst schaffen oder nicht. Wir nehmen Informationen auf und filtern und sammeln sie, um dann auf dieser Grundlage eine Erfahrung für uns selbst und andere zu gestalten. Es spielt keine Rolle, ob wir dies bewusst oder unbewusst tun – durch die bloße Tatsache, dass wir leben, sind wir aktive Teilhaber im ständigen Schöpfungsprozess.

 

Das Leben als Künstlerin oder Künstler ist eine Art, in dieser Welt zu sein. Eine Art, wahrzunehmen. Eine stetige Übung, aufmerksam zu sein. Wir schärfen unsere Sensibilität für die subtileren Noten. Achten auf das, was uns anzieht und was uns abstößt. Beobachten, welche Gefühlstöne aufsteigen und wohin sie uns führen.

Jede Entscheidung, die wir im Leben treffen, ist eine Form des Selbstausdrucks. Wir existieren als kreatives Wesen in einem kreativen Universum. Als einzigartiges Kunstwerk.

Einstimmung

Stell dir das Universum als etwas vor, das sich bis in alle Ewigkeit kreativ entfaltet.

Bäume erblühen.

Zellen teilen sich.

Flüsse bilden neue Nebenflüsse.

Die Welt pulsiert vor produktiver Energie, und alles, was auf unserem Planeten existiert, wird von dieser Energie angetrieben.

Jede Manifestation dieses Sichentfaltens tut ihre Arbeit für das Universum, jede auf ihre Weise, getreu ihrem eigenen kreativen Impuls.

Genau wie Bäume Blüten und Früchte bilden, erschafft die Menschheit Kunstwerke. Die Golden Gate Bridge, »Das Weiße Album«, »Guernica«, die Hagia Sophia, die Sphinx, die Raumfähre, die Autobahn, »Clair de Lune«, »Respect«, das römische Kolosseum, den Schraubenzieher von Phillips, das iPad, das Philadelphia Cheesesteak.

Schau dich um: Es gibt so viele bemerkenswerte Errungenschaften zu würdigen. Jede von ihnen ist ein Stück Menschheit, das sich treu ist, genau wie ein Kolibri sich treu ist, wenn er sein Nest baut, ein Pfirsichbaum, wenn er Früchte trägt, oder eine Regenwolke, wenn sie Regen bringt.

Jedes Nest, jeder Pfirsich, jeder Regentropfen und jedes große Werk sind anders. Manche Bäume bringen scheinbar schönere Früchte hervor als andere, und manche Menschen erschaffen scheinbar größere Werke als andere. Doch Geschmack und Schönheit liegen im Auge des Betrachters.

Woher weiß die Wolke, wann sie regnen soll? Woher weiß der Baum, wann der Frühling beginnt? Woher weiß der Vogel, wann es an der Zeit ist, ein neues Nest zu bauen?

Das Universum funktioniert wie ein Uhrwerk:

Ein jegliches

Hat seine Zeit,

Und alles Vorhaben unter dem Himmel Hat seine Stunde:

Geboren werden hat seine Zeit, Sterben hat seine Zeit;

Pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, Was gepflanzt ist, hat seine Zeit;

Töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit;

Abbrechen hat seine Zeit, Bauen hat seine Zeit;

Weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit;

Klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;

Steine wegwerfen hat seine Zeit,

Steine sammeln hat seine Zeit …1

Diese Rhythmen geben nicht wir vor. Wir sind Teil eines größeren kreativen Aktes, den nicht wir dirigieren. Wir werden dirigiert. Der Künstler ist, wie alle Natur, in einen kosmischen Zeitplan eingebunden.

Falls dich eine Idee begeistert, du sie aber nicht zum Leben erweckst, kann es leicht passieren, dass sie sich durch einen anderen Schöpfer Gehör verschafft. Und zwar nicht, weil diese Person deine Idee gestohlen hätte, sondern weil die Zeit für diese Idee gekommen ist.

In diesem großen Sichentfalten sind Ideen und Gedanken, Themen und Lieder und andere Kunstwerke im Äther vorhanden, sie reifen planmäßig und sind bereit, in der physischen Welt zum Ausdruck zu kommen.

Unser Job als Künstler besteht darin, diese Informationen aufzunehmen, zu verwandeln und zu teilen. Uns obliegt es, die Nachrichten, die das Universum aussendet, zu übersetzen. Tendenziell sind die Besten unter uns diejenigen mit den empfänglichsten Antennen, weil sie mit ihnen die Energie einfangen können, die in einem bestimmten Augenblick schwingt. (Viele große Künstler und Künstlerinnen entwickeln ihre Antennen zunächst nicht, um Kunst zu schaffen, sondern um sich zu schützen. Das müssen sie, weil sie alles stärker verletzt. Sie nehmen alles sehr viel inniger wahr.)

Kunst ist häufig Teil einer Bewegung. Die Bauhaus-Architektur, der abstrakte Expressionismus, die Nouvelle Vague im französischen Kino, der Punkrock, die Beatgeneration, um nur einige aus der jüngsten Geschichte zu nennen. Solche Bewegungen sind wie Wellen; manche Künstlerinnen verstehen es, die Kultur zu lesen und sich darin zu positionieren, um auf der Welle zu reiten. Andere dagegen nehmen die Welle wahr, beschließen dann aber vielleicht, extra gegen den Strom zu schwimmen.

Wir sind allesamt Antennen für kreatives Denken. Manche Signale sind sehr stark, andere eher schwach. Ist deine Antenne nicht fein eingestellt, können die Impulse für dich leicht im Rauschen untergehen. Noch dazu, wo die Signale, die uns erreichen, häufig subtiler sind als das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Sie sind eher energetisch als taktil und werden meist nicht bewusst gespeichert, sondern intuitiv aufgenommen.

Die meiste Zeit empfangen wir die Impulse aus der Außenwelt über unsere fünf Sinne. Wird Information auf einer höheren Frequenz übertragen, schleusen wir energetisches Material, das sich körperlich nicht greifen lässt. Das widerspricht der Logik ebenso wie die Tatsache, dass ein Elektron sich an zwei Orten zugleich befinden kann. Diese schwer fassbare Energie ist sehr wertvoll, obwohl nur wenige Menschen offen genug sind, sie aufzunehmen und zu halten.

Wie greifen wir ein Signal auf, das man weder hören noch definieren kann? Indem wir nicht danach suchen. Und auch nicht versuchen, unseren Weg dorthin vorherzusagen oder zu analysieren. Stattdessen müssen wir einen offenen Raum schaffen. Einen Raum, der so frei von dem normalerweise überladenen Zustand unseres Geistes ist, dass er wie ein Vakuum funktioniert und die Ideen anzieht, die das Universum zur Verfügung stellt.

Diese Freiheit ist gar nicht so schwer zu erlangen, wie man denken könnte. Sie ist unser aller Startpunkt. Als Kind erleben wir viel weniger Störfelder zwischen der Aufnahme von Ideen und ihrer Verinnerlichung. Wir freuen uns über neue Informationen, statt Vergleiche mit dem anzustellen, was wir bereits glauben; wir leben mehr in der Gegenwart, statt uns über zukünftige Auswirkungen Sorgen zu machen; wir sind eher spontan als analytisch; wir sind neugierig und nicht abgestumpft. Selbst die alltäglichsten Erfahrungen flößen uns Ehrfurcht ein. Tiefe Traurigkeit und intensive Begeisterung können sich im Nu abwechseln. Weder halten wir eine Fassade aufrecht noch an einem Narrativ fest.

Häufig haben sich Künstler, die ihr ganzes Leben lang große Werke zu schaffen vermögen, diese kindlichen Eigenschaften bewahrt. Eine Seinsweise zu üben, die uns erlaubt, die Welt mit unverfälschtem, unschuldigem Blick zu betrachten, kann uns frei machen dafür, im Einklang mit dem Zeitplan des Universums zu handeln.

Für jede Idee gibt es eine rechte Zeit.

Und jede findet ihren Weg,

um sich durch uns auszudrücken.

Die Quelle der Kreativität

Wir machen uns mit allem auf den Weg:

mit allem Gesehenen,

allem Getanen,

allem Gedachten,

allem Gefühlten,

allem Vorgestellten,

allem Vergessenen

und allem, was noch ungesagt und ungedacht

in uns ruht.

Das ist unser Quellenmaterial, aus dem wir jeden kreativen Augenblick gestalten.

Diese Fülle kommt nicht aus uns selbst. Die große Quelle findet sich da draußen, als Weisheit, die uns umgibt, als unerschöpfliche Gabe, die immer zugänglich ist.

Entweder spüren wir sie, erinnern uns an sie, oder wir stimmen uns auf sie ein. Und zwar nicht nur aufgrund unserer Erfahrungen. Es können auch Träume sein, Ahnungen, unterbewusste Fragmente oder andere, noch unbekannte Zugänge, über die das Äußere seinen Weg nach innen findet.

Der Geist meint, das Material käme von innen. Doch das ist eine Illusion. Winzige, kostbare Fragmente dieser ungeheuer großen Fülle sind in uns gespeichert. Von dort steigen sie aus dem Unbewussten auf und verdichten sich zu einem Gedanken. Einer Idee.

Vielleicht ist es hilfreich, sich die große Quelle wie eine Wolke vorzustellen.

Wolken verschwinden niemals ganz. Sie ändern ihre Form. Sie verwandeln sich in Regen und werden Teil des Meeres, bevor sie verdunsten und wieder zu Wolken werden.

Dasselbe gilt für die Kunst.

Kunst ist ein Kreislauf von Ideen. Sie kommen uns deshalb neu vor, weil sie sich jedes Mal, wenn sie wiederkehren, auf andere Weise zusammensetzen. Keine Wolke gleicht der anderen.

Deshalb kann ein neues Kunstwerk, das uns berührt, auf einer tieferen Ebene in uns nachhallen. Es ist das Vertraute, das uns in einer ungewohnten Form wiederbegegnet. Oder es ist tatsächlich etwas Unbekanntes, von dem wir gar nicht wussten, dass wir danach suchten. Ein fehlendes Teil in einem Puzzle, das nie fertig wird.

Sowie etwas nicht mehr reine Idee,

sondern Wirklichkeit geworden ist,

kann es kleiner wirken.

Es hat sich aus etwas Unirdischem in etwas Irdisches verwandelt.

 

Der Vorstellung sind keine Grenzen gesetzt.

Der physischen Welt schon.

Das Werk existiert in beiden.

Gewahrsein

Bei den meisten unserer täglichen Aktivitäten wählen wir die Agenda und entwickeln eine Strategie, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Wir erstellen das Programm.

Das Gewahrsein geht anders vor. Das Programm findet um uns herum statt. Die Welt ist die Handelnde, wir sind nur die Zeugen. Wir haben wenig oder gar keine Kontrolle über den Inhalt.

Das Geschenk des Gewahrseins ermöglicht uns, festzustellen, was im gegenwärtigen Augenblick um uns und in uns vor sich geht, und dies ohne jede Anhaftung oder Verstrickung zu tun. Wir können Körperempfindungen, flüchtige Gedanken und Gefühle, Klänge und visuelle Reize, Gerüche und Geschmackswahrnehmungen beobachten.

Eine Blume gibt mehr von sich preis, wenn wir sie unvoreingenommen betrachten. Wir brauchen nichts dafür zu tun, außer gewahr zu sein. Das gilt für alle Dinge.

Gewahrsein ist kein Zustand, den man forcieren kann. Ausdauer ist der Schlüssel dazu, mehr Aufwand benötigt es nicht. Es ist ein aktives Zulassen. Ein Präsentsein mit dem, was im ewigen Jetzt geschieht, und die Akzeptanz, dass es so ist.

Sobald wir einen Aspekt der großen Quelle etikettieren, beobachten wir ihn nicht mehr, sondern analysieren ihn. Dies gilt für jeden Gedanken, der uns aus dem Präsentsein mit dem Objekt unseres Gewahrseins herauszieht, egal, ob wir ihn analysieren oder uns einfach nur der Tatsache bewusst werden, dass wir gewahr sind. Analyse ist eine sekundäre Funktion. Das Gewahrsein geschieht anfangs als reine Verbindung mit dem Objekt unserer Aufmerksamkeit. Finde ich etwas besonders interessant oder schön, lebe ich zunächst diese Erfahrung. Erst danach versuche ich vielleicht, sie zu verstehen.

 

Auch wenn wir nicht ändern können, was wir wahrnehmen, können wir doch unsere Wahrnehmungsfähigkeit verändern.

Wir können unser Gewahrsein dehnen oder verengen, es mit offenen oder geschlossenen Augen erfahren. Wir können im Innern still werden, um mehr von dem wahrzunehmen, was um uns herum geschieht, oder aber für Ruhe im Außen sorgen, um besser wahrzunehmen, was in uns geschieht.

Wir können uns so nah an etwas heranzoomen, dass es die Form verliert, die es zu dem macht, als das es erscheint, oder uns so herauszoomen, dass es wie etwas völlig Neues wirkt.

Das Universum ist nur so groß wie unsere Wahrnehmung davon. Kultivieren wir unser Gewahrsein, erweitern wir das Universum.

Das dehnt den Rahmen aus – nicht nur des Materials, das uns als kreative Masse zur Verfügung steht, sondern unseres gesamten Lebenspotenzials.

Die Wurzel der Kreativität liegt in

der Fähigkeit, in die Tiefe zu schauen.

Hinter das Gewöhnliche und Alltägliche zu blicken

und zu dem zu gelangen, was andernfalls vielleicht unsichtbar bliebe.

Gefäß und Filter

Stellen wir uns vor, wir haben alle ein Behältnis in uns, das ständig mit Daten befüllt wird.

Es enthält die Summe unserer Gedanken, Gefühle, Träume und Erfahrungen in der Welt. Nennen wir es das Gefäß.

Die Informationen gelangen nicht wie etwa Regen, der in eine Tonne geleitet wird, direkt in das Gefäß. Sie werden auf eine für jeden und jede von uns einzigartige Weise gefiltert.

Nicht alles schafft es durch diesen Filter. Und was durchkommt, bleibt nicht immer unverfälscht.

Wir alle haben unsere eigene Methode, den Zugang zur großen Quelle zu reduzieren. Der Speicher unseres Gedächtnisses ist begrenzt. Häufig verstehen unsere Sinne die Daten falsch. Und unser Verstand kann nicht alle Informationen verarbeiten, die uns umgeben. Unsere Sinne wären von all dem Licht, Klang, Geruch sowie den Farben überfordert. Wir wären nicht in der Lage, die Gegenstände voneinander zu unterscheiden.

Damit wir durch diese riesige Datenwelt navigieren können, lernen wir schon früh im Leben, uns auf die Informationen zu konzentrieren, die uns wesentlich oder besonders interessant erscheinen. Und den Rest auszublenden.

Als Künstler streben wir danach, zu unserer kindlichen Wahrnehmung zurückzufinden: einen unschuldigen Zustand des Staunens und der Wertschätzung wiederzuerlangen, frei von Nützlichkeits- oder Überlebensgedanken.

Mit unserem Filter reduzieren wir die Quellenintelligenz unweigerlich. Wir interpretieren die eintreffenden Impulse, statt sie ungehindert durchzulassen. Während sich das Gefäß mit diesen umgestalteten Fragmenten füllt, werden Beziehungen zu dem bereits gesammelten Material hergestellt.

Aus diesen Beziehungen entstehen Überzeugungen und Geschichten. Sie können etwas darüber aussagen, wer wir und wer die Menschen in unserer Umgebung sind, oder auch etwas über die Beschaffenheit der Welt, in der wir leben. Und schließlich verschmelzen diese Geschichten zu einem Weltbild.

Als Künstlerinnen wollen wir diese Geschichten nicht allzu sehr festhalten und Platz für die zahlreichen Informationen lassen, die nicht so leicht in unser Glaubenssystem hineinpassen. Je mehr Rohdaten wir aufnehmen und je weniger wir sie formen, desto näher kommen wir dem Wesentlichen.

Den kreativen Akt kann man sich als Summe der Inhalte unseres Gefäßes vorstellen, als potenzielles Material, aus dem wir Elemente auswählen, die uns gegenwärtig nützlich oder wesentlich scheinen, um sie neu zu präsentieren.

So wird die große Quelle durch uns gefiltert und findet ihren Weg in Bücher, Filme, Gebäude, Gemälde, Mahlzeiten, Unternehmen – oder sonstige Projekte, die wir angehen.

Entscheiden wir uns, das, was wir machen, mit anderen zu teilen, dann kann unsere Arbeit erneut in Umlauf gehen und zu Quellenmaterial für andere werden.

Die Quelle macht zugänglich.

Der Filter destilliert.

Das Gefäß empfängt.

Und häufig entzieht sich das unserer Kontrolle.

Es ist hilfreich zu wissen, dass sich dieses Standardsystem umgehen lässt. Sind wir geübt, können wir unsere Schnittstelle mit der Quelle verbessern und die Aufnahmefähigkeit des Gefäßes radikal erweitern. Wenn man den Klang verändern will, ist eine Veränderung des Instruments nicht immer der leichteste, aber womöglich der kraftvollste Weg.

Welches Werkzeug du auch immer

für den schöpferischen Vorgang nutzt,

das wahre Instrument bist du selbst.

Und durch dich

wird das Universum, das uns umgibt,

klar erkennbar.

Das Unsichtbare

Nach klassischer Definition besteht der Sinn der Kunst darin, physische und digitale Artefakte herzustellen. Regale mit Töpferware, Büchern und Tonträgern zu füllen.

Auch wenn Künstler sich dessen im Allgemeinen nicht bewusst sind, stellen diese Endprodukte Nebenerzeugnisse eines größeren Wunsches dar. Wir sind nicht schöpferisch tätig, um materielle Dinge herzustellen oder zu verkaufen. Der Schöpfungsakt ist ein Versuch, in ein geheimnisvolles Reich vorzustoßen. Eine Sehnsucht nach Transzendenz. Was wir erschaffen, ermöglicht uns, flüchtige Blicke in eine innere Landschaft zu teilen, die sich unserem Verstand entzieht. Kunst ist unser Portal in die unsichtbare Welt.

Berücksichtigt die Künstlerin die spirituelle Komponente nicht, so arbeitet sie mit einem entscheidenden Nachteil. Die spirituelle Welt vermittelt uns einen Sinn fürs Staunen und ein Maß an Aufgeschlossenheit, die sich in der Kälte der Wissenschaft nicht finden lassen. Die Welt der Vernunft ist eng und voller Sackgassen, während die spirituelle Sichtweise keine Grenzen kennt und uns fantastische Möglichkeiten eröffnet. Die unsichtbare Welt ist unbegrenzt.

Denen, die vor allem auf den Intellekt bauen, sagt das Wort Spiritualität womöglich nichts, ebenso wenig denen, die das Wort mit institutionalisierter Religion gleichsetzen. Man kann sich Spiritualität auch als den Glauben an eine Verbundenheit vorstellen. Oder sie einfach als Glaube an Magie verstehen. Wenn wir an etwas glauben, ist es mit einer besonderen Schwingung versehen, egal, ob sich das nachweisen lässt oder nicht.

Eine spirituelle Praxis zeigt uns eine Welt, in der wir nicht allein sind. Unter der Oberfläche gibt es noch einen tieferen Sinn. Wir können die Energie, die uns umgibt, nutzen, um unserem Werk diesen tieferen Sinn zu verleihen. Wir sind Teil von etwas Größerem, das nicht erklärbar ist, von einer Welt unendlicher Möglichkeiten.

Diese Energie lässt sich ganz wunderbar in kreativen Betätigungen nutzen. Das Grundprinzip basiert auf dem Glauben. Wir glauben und wir verhalten uns so, als wäre es wahr. Jeder Beweis ist überflüssig.

Vielleicht stellst du bei der Arbeit an einem Projekt fest, dass Zufälle häufiger passieren, als das eigentlich der Fall sein dürfte – fast so, als gäbe es eine zusätzliche Hand, die dich in eine bestimmte Richtung führt. Als gäbe es ein inneres Wissen, das deine Bewegungen sanft anleitet. Der Glaube ermöglicht dir, der Richtung zu vertrauen, ohne dass du es verstehen müsstest.

Achte besonders auf die Augenblicke, die dir den Atem rauben – einen wunderschönen Sonnenuntergang, eine ungewöhnliche Augenfarbe, ein berührendes Musikstück, das elegante Design einer komplex konstruierten Maschine.

Wenn dir eine Arbeit, ein Bewusstseinsfragment oder ein Element aus der Natur Zugang zu etwas Größerem ermöglicht, liegt das an deren manifest gewordener spiritueller Komponente. Sie schenkt dir diesen flüchtigen Blick ins Unsichtbare.

Wissenschaft reicht letztlich

häufig dicht an Kunst heran.

Ebenso häufig reicht Kunst

dicht an das Spirituelle heran.

Auf der Suche nach Hinweisen

Wir sind von Arbeitsmaterial umgeben. Es wartet an jeder Ecke auf uns, findet sich in Gesprächen, in der Natur, in zufälligen Begegnungen oder bereits existierenden Kunstwerken.

Wenn du nach einer Lösung für ein kreatives Problem suchst, achte genau auf das, was gerade um dich herum geschieht. Suche nach Hinweisen, die auf neue Methoden oder Möglichkeiten deuten, deine Ideen weiterzuentwickeln.

Sagen wir, eine Autorin sitzt im Café und ist sich bei der Arbeit an einer Szene unsicher, was einer der Protagonisten als Nächstes sagen wird. Vielleicht hört sie aus dem, was die Leute am Nebentisch sagen, einen Satz heraus, der ihr die direkte Antwort liefert oder zumindest einen flüchtigen Blick in eine mögliche Richtung schenkt.

Derlei Botschaften erhalten wir ständig, wenn wir nur offen dafür sind. Vielleicht springt uns aus einem Buch, das wir gerade lesen, ein Zitat entgegen, oder in einem Film kommt ein Spruch vor, der uns am liebsten auf Stopp drücken und zurückspulen lassen würde. Manchmal findet sich hier die exakte Antwort, nach der wir gesucht haben. Oder es ist das Echo einer Idee, die auch an anderen Orten immer wieder auftaucht – und um Aufmerksamkeit bettelt oder uns auf unserem aktuellen Weg bestärkt.

Solche Übertragungen sind subtil: Sie sind allgegenwärtig, aber leicht zu übersehen. Sofern wir nicht nach Hinweisen suchen, lassen wir sie unbemerkt vorüberziehen. Bleib offen dafür, eventuelle Verbindungen auszumachen, und überlege, wohin sie dich führen könnten.

Wenn etwas Außergewöhnliches passiert, frage dich, warum. Was für eine Botschaft steckt dahinter? Gibt es vielleicht einen tieferen Sinn?

Dieser Vorgang ist keine Wissenschaft. Wir können Hinweise weder kontrollieren noch zwingen, sich zu zeigen. Manchmal hilft eine starke Intention dabei, eine spezifische Antwort zu erhalten oder auf einem bestimmten Weg bestärkt zu werden. Manchmal dagegen findest du deinen Weg gerade dadurch, dass du dich komplett von deiner Intention löst.

Integraler Bestandteil der künstlerischen Arbeit ist es, diese Signale zu entschlüsseln. Je offener wir sind, desto mehr Hinweise finden wir und desto weniger Mühe müssen wir dafür aufwenden. Wir brauchen weniger nachzudenken und können uns auf die Antworten verlassen, die in uns aufsteigen.

Stell dir die Welt als Förderband vor, das unablässig kleine Päckchen transportiert. Der erste Schritt besteht darin zu bemerken, dass das Förderband da ist. Dann kannst du, wann immer du willst, ein Päckchen herunternehmen, aufmachen und nachsehen, was es enthält.

Schlage zur Übung irgendeine Buchseite auf und lies die erste Zeile, an der dein Blick hängen bleibt. Überlege, ob das, was dort steht, irgendwie zu deiner aktuellen Situation passt. Vielleicht ist das zufällig so, aber du könntest auch die Möglichkeit erwägen, dass hier nicht nur der Zufall am Werk ist. Als ich einen Blinddarmdurchbruch hatte, bestand der Arzt, der ihn diagnostiziert hatte, darauf, ich müsse ihn mir sofort im Krankenhaus herausoperieren lassen, es gebe keine andere Option. In einer nahe gelegenen Buchhandlung griff ich auf einem Tisch vorn im Geschäft nach einem neuen Buch von Dr. Andrew Weil und schlug es in der Mitte auf. Die erste Passage, die ich las, lautete: Wenn dir ein Arzt ein Körperteil entfernen möchte und dir sagt, es habe keinerlei Funktion, glaube ihm nicht. Das war die Information, die ich in diesem Augenblick brauchte. Und meinen Blinddarm habe ich noch heute.

Wenn sich Hinweise zeigen, kann es einem durchaus so vorkommen, als wäre ein feines Uhrwerk im Gange. Als würde das Universum dich anstupsen und dir mit kleinen Zeichen sagen, dass es auf deiner Seite ist und dich mit allem versorgen möchte, was du zur Vollendung deiner Mission benötigst.

Halte Ausschau nach dem,

was niemand außer dir bemerkt.

Übung

In der Wildnis brauchen Tiere einen fokussierten Blick, um zu überleben. Der enge Fokus sorgt dafür, dass sie sich von lebenswichtigen Bedürfnissen nicht ablenken lassen.

Nahrung,

Unterschlupf,

Raubtiere,

Fortpflanzung.

Für einen Künstler kann ein solches reflexhaftes Handeln ein Hindernis bedeuten. Erweitert er den Spielraum, kann er mehr interessante Momente wahrnehmen und auffangen und so einen Materialschatz erlangen, aus dem sich später schöpfen lässt.

Übung ist die Verkörperung eines Ansatzes für ein Konzept, sie kann uns darin unterstützen, einen gewünschten Geisteszustand herbeizuführen. Üben wir uns darin, unsere Sinne für das zu öffnen, was ist, nähern wir uns einem Leben in einem stets offenen Zustand an. Wir bilden eine Gewohnheit aus, in der ein erweitertes Bewusstsein der Standard für unser tägliches Dasein wird.

Diese Übung zu vertiefen bedeutet, sich auf eine innigere Beziehung mit der großen Quelle einzulassen. Je mehr wir die Störfelder unseres Filters reduzieren, desto besser werden wir darin, die uns umgebenden Rhythmen und Bewegungen zu erkennen. Das wiederum ermöglicht uns, auf harmonischere Weise an ihnen teilzuhaben.

Nehmen wir die Rhythmen und Zyklen der Erde wahr und entscheiden uns, in Übereinstimmung mit den Jahreszeiten zu leben, geschieht etwas Bemerkenswertes: Wir stellen eine Verbindung her.

Und fangen an, uns als Teil eines größeren Ganzen zu sehen, das sich ständig erneuert. Dann können wir diese allgewaltige, sich ausbreitende Kraft anzapfen und uns von ihrer kreativen Welle tragen lassen.

Zur Stärkung unserer Übung können wir einen Plan erstellen und uns zu bestimmten Zeiten am Tag oder in der Woche bestimmten Ritualen widmen.

Das muss nichts Aufwendiges sein. Schon kleine Rituale können einen großen Unterschied bewirken.

Wir können zum Beispiel beschließen, morgens direkt nach dem Aufwachen drei tiefe, langsame Atemzüge zu nehmen. Diese einfache Übung kann uns dahin gehend ausrichten, dass wir den Tag grundsätzlich still, zentriert und im Hier und Jetzt beginnen.

Ebenso können wir unsere Mahlzeiten achtsam zu uns nehmen, indem wir jeden Bissen wertschätzend genießen. Oder wir machen täglich einen Spaziergang in der Natur und betrachten alles, was sich in unserem Blickfeld befindet, mit Dankbarkeit und Verbundenheit. Oder halten vor dem Einschlafen einen Moment inne und nehmen staunend wahr, wie unser Herz klopft und das Blut unsere Venen durchströmt.

Der Zweck solcher Übungen besteht nicht unbedingt im Tun, wie auch das Ziel der Meditation nicht das Meditieren ist. Es geht darum, auch jenseits des Übens eine grundsätzlich andere Einstellung zu entwickeln. Wir bilden die Muskulatur unserer Psyche aus, damit sie sich besser und klarer einstimmen kann. Das ist der eigentliche Sinn des Übens.

Das Gewahrsein muss regelmäßig aufgefrischt werden. Selbst wenn es zu einer guten Gewohnheit geworden ist, müssen wir es wieder und wieder neu erschaffen.

Bis wir eines Tages feststellen, dass wir das Gewahrsein immer und zu jeder Zeit an jedem Ort üben und unser Leben in einem Zustand ständiger Offenheit und Aufnahmebereitschaft führen.

Ein Leben als Künstlerin ist ein beständiges Üben.

Entweder du übst,

oder du lässt es sein.

 

Zu sagen, du seist nicht gut darin, hat keinen Sinn.

Ebenso wenig kann ein Mönch sagen: »Ich bin nicht gut darin, Mönch zu sein.«