Kronkels - Simon Carmiggelt - E-Book

Kronkels E-Book

Simon Carmiggelt

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Beschreibung

Mit einzigartigem Wortwitz und Gefühl für schräge Charaktere erzählt Simon Carmiggelt von Katzen, Hunden und ihren Menschen. Von Seite zu Seite schmunzelt man über die Eigenheiten von Mensch und Tier, die bei Carmiggelt auch gern die Rollen tauschen und uns so einen Spiegel vorhalten. Wir erkennen den rachsüchtigen Leserbriefschreiber im Katzenjungen ebenso wie den Anbiederer, der »ständig lacht, um zu zeigen, wie ungefährlich er ist«. Streuner, Tyrannen und Schlitzohren gibt es, so erfahren wir, auf vier wie auf zwei Beinen. Carmiggelts Kronkels erschienen während Jahrzehnten als Kolumnen, die zum Tagesgespräch wurden. Sie beglücken alle, die gleichermaßen ein Herz für Tier und Mensch haben, sich augenzwinkernd im jeweiligen Gegenüber erkennen können.

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Seitenzahl: 167

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Über dieses Buch

Mit einzigartigem Wortwitz und Gefühl für schräge Charaktere erzählt der Amsterdamer Kultautor von Katzen, Hunden und ihren Menschen. Von Seite zu Seite schmunzelt man über die Eigenheiten von Mensch und Tier: Streuner, Tyrannen und Schlitzohren gibt es in sowohl zwei- als auch vierbeiniger Ausführung.

Zur Webseite mit allen Informationen zu diesem Buch.

Simon Carmiggelt (1913-1987) galt als der Amsterdamer Kultautor. Seine Erzählungen von Menschen, Tieren und Alltagsmomenten begeistern noch heute durch Witz und Charme. Bekannt wurde Carmiggelt durch seine Kolumnen in populären Tageszeitungen der Niederlande.

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Ulrich Faure, geboren 1954 in Halle/Saale, lebt in Düsseldorf. Er ist Publizist, Lektor und Herausgeber. 1992 erschien seine Geschichte des Malik-Verlags.

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Frederike Zindler studierte Literarisches Übersetzen und Kulturtransfer in Münster und Nijmegen. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitet sie als Übersetzerin.

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Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Hardcover, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

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Simon Carmiggelt

Kronkels

Über Katz und Hund

Herausgegeben und aus dem Niederländischen übersetzt von Ulrich Faure und Frederike Zindler

E-Book-Ausgabe

Unionsverlag

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Impressum

Der Verlag dankt der Dutch Foundation for Literature für die Unterstützung der Übersetzung.

Originaltitel: Twee katten en wat honden

© by Simon Carmiggelt, 2016

© by Unionsverlag, Zürich 2022

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: Vivienne Strauss

Umschlaggestaltung: Heike Ossenkop

ISBN 978-3-293-30943-2

Diese E-Book-Ausgabe ist optimiert für EPUB-Lesegeräte

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Version vom 14.06.2022, 00:06h

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Inhaltsverzeichnis

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Über dieses Buch

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Inhaltsverzeichnis

KRONKELS

Eine junge FamilieI – Eines Nachmittags warf meine Frau einen kritischen Blick … – II – Meine fünf jungen Katzen entwickeln sich prächtig …III – Eines Nachts, als wir alle schon schliefen …SchellfischHäuslichFliegenDer SturmSommerfrischeOnkel ZickenbartEin Kater außer DienstEin SchwarzerKörbchenAlt werdenEin später GastIn der KneipeKurze GeschichteSpäte BlüteOhrTiereCesarEndeAltHundsgemeinWuffKeesEin netter AbendGassi gehenHerrischLachenGlücklichHendrikAnfangHundesorgenTierfreundMännerDie NachrichtenJahresendeBesuchDaantjeTierEin AmateurMauernGekochte KartoffelnDas HündchenGabe – NachwortNachweis

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Eine junge Familie

I

Eines Nachmittags warf meine Frau einen kritischen Blick auf Katze Picasso und sagte: »Sie ist so weit.«

Ihr Instinkt schien sie nicht getrogen zu haben, denn noch keine Stunde später begann das Tier in einem großen Sessel in meinem Arbeitszimmer Junge zu produzieren. Zuerst kamen rasch hintereinander vier rote, jedes Mal ein bisschen heller im Ton, grad so, als ginge ihm die Farbe aus, und dann, sozusagen als PS, noch ein dunkel gestreiftes mit einem Gesichtsausdruck, als wäre es lieber gar nicht geboren worden. Meine Frau erfüllte während der Entbindung eine unverzichtbare Rolle, denn Picasso zeigte sich äußerst unsicher und brauchte fortwährend Streicheleinheiten und ermutigenden Zuspruch, als Bestätigung, dass sie ihre Sache gut machte. Als die Fünflinge, hübsch sauber geleckt, in einem dicht an den Ofen geschobenen Karton lagen, stellte sich Mama nervös daneben. Sie war auf einmal so klapperdürr in ihrem Fell, dass es schien, als trage sie eine dieser weiten Trachtenhosen aus Urk. Die plötzliche Anwesenheit der fünf putzmunteren, übereinander krabbelnden Wesen, die unmittelbar wohlgemut zu leben begannen, konnte sie kaum verarbeiten. Sie beobachtete sie ein wenig ängstlich, stieg ebenfalls in den Karton und blieb mit einem Gesicht stehen, als wolle sie sagen: Teufel noch eins, ich stehe bis zu den Knien in Kindern, und legte sich dann so ungeschickt auf selbige, dass sich ein Chor beleidigter Stimmen aus ihrer in Bedrängnis geratenen Schar erhob. Nach langem Schieben und Drehen fand sie aber dann doch die rechte Position und setzte, eingezwängt in ihr Quintett, den Begriff des Mutterglücks hübsch in Szene.

Papa Thelonious saß inzwischen mit vier linken Pfoten oben und verstand die Welt nicht mehr.

Von vielen Seiten hat man mich ernsthaft davor gewarnt, ihn ins Kinderzimmer zu lassen, da im unergründlichen Tierreich Väter gelegentlich dazu neigen, ihre gerade erst erzeugten Sprösslinge gleich wieder in die andere Welt zu befördern.

»Er darf sie wenigstens mal sehen«, beschloss meine Frau nach ein paar Tagen. »Aber dann unter unserer Aufsicht.«

Sie hob Thelonious hoch und sagte: »Du gehst zu deinen Kindern.«

Trübsinnig hing er in ihren Armen, als wir die Treppe hinauf gingen. Offensichtlich machte er sich kein Bild von dem, was ihn erwartete.

Im Zimmer setzten wir ihn auf den Boden und nahmen, bis in die letzte Faser angespannt, um einzugreifen, neben ihm Platz.

Seine Reaktionen waren überraschend.

Zunächst ignorierte er den Karton mit Kind und Kegel vollkommen. Zielgerichtet lief er zu den Fressnäpfen der Wöchnerin und begann deren Inhalt mit Appetit zu verputzen.

»Das ist mir ja was!«, fand meine Frau. »Da kommt Papa endlich in die Klinik und geht dann gleich ohne ein Sterbenswörtchen an Mutters Nachtschränkchen und frisst den Obstkorb leer.«

Sie sah das alles zu menschlich.

Als Thelonious aufgegessen hatte, setzte er sich aufs Katzenklo und verrichtete hingebungsvoll sein Geschäft. Danach lief er ein wenig ziellos durchs Zimmer, kam endlich zum Karton, sah die Kinderschar, legte die Ohren an und fauchte. Wir standen schon mit der Zwangsjacke bereit, doch es war nicht nötig, denn sofort zog er sich in die letzte Ecke des Zimmers zurück und setzte sich, unangenehm berührt, hin, um nachzudenken. Muttern schüttelte ihre laut protestierenden Kinder von sich ab und lief schnell zu ihm, um ihm alles zu erklären. Aber es schien nichts zu nützen.

Bloß weg hier, dachte er und fing an, an der Tür zu kratzen.

Als er die Treppe hinauflief, kam Picasso nervös hinter ihm her und legte sich, oben angekommen, neben ihn auf den gewohnten Platz, um ihm schließlich sein rundes, dummes Gesicht abzuschlecken. Ein halbe Stunde später lagen sie Arm in Arm und dösten.

»Sie ist mehr Frau als Mutter«, konstatierte meine Frau.

Sie nahm Picasso und trug sie wieder nach unten. Dort schlenderte sie zunächst ein wenig durchs Wohnzimmer, ging dann zum Karton und wich entsetzt zurück. Wenn Sie mich fragen, hatte sie in der halben Stunde die ganze Bagage bereits vergessen.

Na ja, wir warten mal ab.

Falls nötig, können wir immer noch das Vormundschaftsgericht einschalten.

II

Meine fünf jungen Katzen entwickeln sich prächtig, und mit raschen Schritten naht der Tag, an dem sie in der Lage sein werden, ihren Karton aus eigener Kraft zu verlassen. Vorläufig sitzen sie in den wachen Momenten noch süß aneinandergekuschelt da, hin und wieder zitternd wie Kinder, die mit einer uralten Bimmelbahn zum Schulausflug nach Zandvoort fahren. Ihre Augen sind auf, aber sie blinzeln noch ein wenig in die Sonne, sodass sie aussehen wie das Gruppenbild einer unfotogenen Familie.

Nun, da sie ein paar Wochen auf der Erde sind, beginnen sich ihre Charakterunterschiede deutlich abzuzeichnen.

Dass das dunkel gestreifte Schwesterchen ihren vier roten Brüdern intelligenzmäßig weit voraus ist, wird selbstbewusste Leserinnen und objektive Leser nicht überraschen. Ihre Ohren sind noch nicht einmal richtig aufgestellt, und schon hat ihr rundes Gesicht einen Ausdruck wehrlosen Liebreizes, der die Katzenmalerin Henriëtte Ronner zur Wiederauferstehung anregen dürfte. Mutter Natur, die schlampige Komikerin, hat ihr ein großes, graues M ins Gesicht geschmatzt, das ihr nicht schlecht steht.

Der süße Charme der jungen Dame ist übrigens äußerst trügerisch, denn ständig terrorisiert sie ihre Brüder. Der dunkelste unter ihnen, der ein Auge ganz und das andere nur zur Hälfte geöffnet hat, leidet am schwersten unter ihr, denn sie hat die Gewohnheit, auf ihn zu klettern und ihn als Sofa zu benutzen. Trübsinnig quält er sich mit seiner Last durch den Karton, und seine raue Bassstimme scheint zu klagen: »Schwesterlein sitzt auf meinem Rücken … Schwesterlein sitzt immer auf meinem Rücken … Schwesterlein sitzt auf meinem Rücken …«

Unter den anderen Brüdern ist einer, der, wie ich fürchte, keinen besonders netten Charakter hat. Es ist der mit der weißen Schwanzspitze, ein mit den Stigmata des Bösen geborenes Kind, und er erlaubt es sich wohlgemerkt jetzt schon, mich anzufauchen. Das sieht zwar possierlich aus, aber wenn man noch ein Jahr zuwartet, wird ein rachsüchtiger Leserbriefschreiber aus ihm. Viel sympathischer ist sein Bruder, der Erstgeborene und mit Abstand Dickste der ganzen Truppe, der gleich nach dem ersten Blick auf die Plagen der Welt zu dem weisen Schluss kam, dass Schlafen die einzige wirklich angenehme Lebensart ist. Er kann es unter allen Umständen und in jeder nur erdenklichen Haltung. Wenn Schwester und Brüder sich zu ungeniert ausbreiten, sodass er nur noch Platz findet, wenn er in einer Kartonecke Kopfstand macht, tut er es ohne Murren und fällt augenblicklich in Schlaf – eine beeindruckende Leistung, die mit Yoga zusammenhängen muss.

Nummer Fünf ist freundlich, aber tölpelhaft. Er sitzt immer da mit dem feierlichen Gesicht eines Wesens, das den großen Zusammenhang nicht versteht und ständig lacht, um zu zeigen, wie ungefährlich es ist.

Wenn während der Mahlzeit alle Ränge ausverkauft sind, fängt er in seiner erbarmungswürdig pfiffigen Art an, auf Mutters Rücken nach einer Zitze zu suchen, die tragische Manifestation eines Mangels an Instinkt, über die sich die anderen, während sie gierig tafeln, einträchtig ins Fäustchen lachen. Erst wenn sie satt sind, kommt er angedackelt, aber just, wenn er – nun auf der richtigen Seite – loslegen will, hat Mama genug davon, schüttelt ihn ab und verlässt den Karton.

Er sitzt dann ein wenig bedauernswert zwischen den anderen herum, die ihm grausam eine Nase drehen, und versucht, wie ein sportlicher Verlierer mitzulachen.

Doch von Herzen kommt es nicht.

Wenn man ihn dann herausnimmt und ihm gut zuredet, zeigt sich ein weiterer Mangel. Er geht weg und öffnet das Mäulchen wie eine Katze, die miaut, doch es kommt kein Ton heraus. Sein Motor funktioniert einfach nicht. Im Moment ist das noch kein Beinbruch, aber später, im Leben, muss er sich doch verständlich machen können.

Nein, seine Zukunft erfüllt mich Sorge.

III

Eines Nachts, als wir alle schon schliefen, hat meine Katze Picasso ein augenscheinlich lang gehegtes Vorhaben endlich in die Tat umgesetzt. Eins nach dem anderen trug sie ihre fünf Jungen die Treppe hinauf und legte sie im Wohnzimmer in der Nähe des Radios unter eine Couch. Am nächsten Morgen fanden wir sie triumphierend und glücklich neben ihrem Knäuel schlafender Wichte. Es war klar, dass sie von ihrer Isolation in meinem Arbeitszimmer die Nase voll hatte und wieder im Brennpunkt des Hauses unter Menschen sein wollte.

Wir fügten uns, denn der wichtigste Grund für ihren Rückzug – die Angst, dass Papa seinen kätzischen Schäfchen etwas antun würde – hatte sich als vollkommen unbegründet erwiesen. Thelonious hat sich nämlich als großzügiger Vater entpuppt. Er zeichnet sich zwar, wenn der zapplige Nachwuchs in seine Nähe kommt, durch eine schüchterne Unschlüssigkeit aus, die auch so typisch für Männer bei Entbindungen ist, aber der gute Wille ist da. Wenn die Jungs mit ihrem gewitzten Schwesterchen ziellos durch das Zimmer schlendern – sie sind schon recht flott unterwegs, nur die hintere Körperhälfte knickt noch manchmal in der Kurve weg –, leckt er sie, bis sie aus den Pantinen kippen, ein Reinigungsritual, dem er stets mit sorgsamem Ernst nachkommt. Auch spielt er geduldig und erfinderisch mit ihnen, aber wenn sein dümmstes Söhnchen, ein bisschen kurzsichtig, bei ihm Milch trinken will, schließt er schockiert die Augen und tut so, als wäre er gar nicht da.

Meist ziehen die Kinder im Gruppenverband durchs Zimmer, so hektisch wie Statisten in einem Film von Cecil B. DeMille, doch es zeigt sich immer deutlicher, dass einer der Brüder ein Individualist ist. Er sondert sich fortwährend ab und legt sich dann, in alle Richtungen zugleich schauend, typisch kätzisch auf einen Stapel Wäsche im Schrank. Vielleicht ist er etwas Besonderes, denn in Biografien großer Männer liest man auch immer: »Während die Dorfkinder sich ihren rohen Spielen hingaben, saß der kleine Bach am liebsten am Fluss und träumte.«

Ich habe versucht, ihn aus seiner geistigen Isolation zu holen, indem ich eine an einen Faden gebundene Streichholzschachtel vor seinen Augen hin und her pendeln ließ, aber er reagiert nicht.

Papa und Mama hingegen werfen sich – jung, wie sie noch sind – gierig auf mein Spielzeug und fangen anschließend an, miteinander herumzubalgen. Der kleine Träumer auf der Wäsche beobachtet ihre Alberei mit dem fassungslosen Blick eines Teenagers, der auf seine Eltern einer Party Charleston tanzen sieht.

Zwei seiner weniger empfindsamen Brüder haben in der Zwischenzeit bei einem Spaziergang durchs Zimmer meine Füße erreicht, und der eine sagt: »Wollen wir an dem Mann hochklettern?«

»Ach nein, das ist so’n weiter Weg«, antwortet der andere. »Und man muss ja auch wieder alles zurück.«

Dann werden sie von meiner Frau gleichzeitig mit nur einer Hand hochgehoben, denn sie meint, dass es ihre Pflicht sei, diesen Geschöpfchen beizubringen, wie sie demnächst, wenn Mutter den Laden schließt, Milch aus dem Schälchen trinken müssen. Wenn sie nebeneinander in der Luft hängen, sagt der eine: »Jetzt geht es sicher wieder an diesen See.«

»Ja. Was das bloß immer soll«, sagt der andere, der auch nichts von Alpinismus hält, in gereiztem Ton.

»Ich weiß nicht«, sagt der Erste. »Das Weib will es so.«

Wenn alle fünf Kinder ein wenig mit den Pfoten in der Milch gestanden haben und dann von Vater und Mutter abgeleckt worden sind, werden sie schlapp. Das dümmste Brüderchen versucht noch einmal, ob es sich mit seiner Hinterpfote am Hals kratzen kann, erwischt durch ungeschicktes Zielen jedoch sein Auge und gibt es für heute lieber auf. Sie beschließen nun ein Kollektivnickerchen, für das sie den Sessel meiner Frau auserkoren haben.

Als sie auf- und übereinanderliegend in einer von heftigem Zucken getakteten Ruhe weggedämmert sind, ist für meine Frau gerade noch Platz auf der vorderen Sesselkante. Um den schlafenden Verein nicht zu zerquetschen, lehnt sie sich nur mit den Schultern an, sodass sie wie ein S dasitzt und einen etwas missgestalteten Eindruck macht.

Aber in sechs Wochen sind sie alle weg.

Dann kann sie wieder normal sitzen …

Schellfisch

Weil das Auto etwas an der Achse hatte und wie ein ausgezählter Athlet abgeschleppt werden musste, kamen wir nicht um fünf, sondern um acht bei Tante Wies im Gooiland an, um »noch viele Jahre« zu den siebzig hinzu zu wünschen, die sie da schon allein herumgekriegt hatte. Die Geburtstagsgäste waren längst nach Hause gegangen und: Neffe, beinahe hättet ihr mich beim Abendessen angetroffen, ich bringe nur kurz den Teller mit den Pflaumenkernen in die Küche.

Während ihr aufgeregtes Festtagslachen ihre letzten beiden Zähne entblößte, erschien meine Frau mit den halb verwelkten Nelken auf der Bildfläche, und ich fragte so obenhin, ob sie sich gut fühle. Ach, es gehe bestens, aber wir – wie stünde es um uns, nach einer so unglückseligen Autofahrt? Sie würde wetten, dass wir vor Hunger stürben, und schickte sich sofort an, Abhilfe zu schaffen. Nein, nein – jetzt keine Wenns und Abers, wenn wir ein Momentchen Platz nähmen, würde sie in der Küche etwas für uns zurechtmachen. Und weg war sie. Fast wäre sie über die Katze gefallen, die finster dreinblickend bei der Tür herumstrich, und für die es offenbar ein Tag voll unangebrachter Betriebsamkeit gewesen war.

Eine Viertelstunde später wurde der Tisch mit dem besten Service gedeckt, das noch im Krieg von 1870 mitgezittert hatte, und nachdem weitere zähe zehn Minuten verstrichen waren, brachte sie eine riesige Terrine herein und stellte sie triumphierend vor uns ab.

»So, das esst ihr jetzt fein auf, und ich gehe inzwischen in die Küche und mache den Nachtisch«, sagte sie im Plauderton. »Dass mir nichts übrig ist, wenn ich zurückkomme!« Und sie hob, scherzhaft drohend, ihren alten Finger, so wie früher, wenn ich als ihr fünfjähriger Logierneffe am Klumpenpudding mit Johannisbeersaft saß.

Als sie mit der Katze auf dem Arm davongeschlurft war, öffneten wir die Terrine und sahen entsetzt in die Augen eines langen, gekochten Tieres, das in einem Zustand weinerlichen Selbstmitleids in der Terrine ausgestreckt lag.

»Schellfisch«, würgte meine Frau heraus.

Nun kann man sie und mich mit diesem Schmorgericht jagen, doch darüber war Tante Wies augenscheinlich nicht informiert und erwartete drüben in der Küche, dass wir ihre Missgeburt nun genüsslich verspeisen würden.

»Es ist ein abscheuliches Tier, und ich mag es nicht«, sagte meine Frau und schob wie ein Kind ihren Teller von sich.

Da mir klar war, dass hier und jetzt gehandelt werden musste, nahm ich eine Zeitung, rollte das Tier darin ein und steckte das Paket geschickt in meine Jacketttasche – gerade noch rechtzeitig, denn Tante kam schon mit dem Gelatinepudding angewackelt.

»Na, ihr habt ja reingehauen!«, sagte sie baff, weil die Terrine so leer war wie die Staatsschatulle nach fünf Jahren Regierungspolitik.

Wir bliesen die leeren Backen auf und kauten noch ein Weilchen auf nichts herum, ihr zur Freude, doch dann wischten wir uns die Münder ab und erklärten, dass es lecker gewesen sei. Der Nachtisch bereitete keine Schwierigkeiten, aber als wir danach in den Plüschsesseln saßen, begann die Katze ein ernsthaftes Interesse an meinem Sakko zu zeigen, denn so ein Tier hat eine feine Nase.

»Sie will zu dir, Neffe!«, sagte Tantchen gerührt, denn Minet sprang auf meine Knie und versuchte, ihr Köpfchen zur Gänze in meinem Dekolleté zu begraben. Züchtig schloss ich mein Jackett, aber weil sie nicht locker ließ und nun von unten den Zugang suchte, habe ich sie auf den Boden gesetzt und mich kurz absentiert, um mich im Beisein des überraschten Klokalenders meiner Tante des Fisches zu entledigen.

Zurück im Wohnzimmer, fühlte ich mich sehr viel besser, aber die Katze hat im Flur noch lange an der Tür gestanden und gekratzt.

»Macht sie sonst nie«, sagte Tante.

Häuslich

D