Küss mich - küss mich überall - Leanne Banks - E-Book

Küss mich - küss mich überall E-Book

Leanne Banks

0,0
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Er sieht unfassbar gut aus, und seine Küsse jagen ihr heiße Schauer über den Rücken: Der Herzchirurg Tyler weckt Jills längst vergessene Sehnsüchte. Dabei wollte die schöne PR-Managerin höchstens eine lockere Affäre mit ihm, Liebe sollte jedenfalls tabu bleiben ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 198

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



IMPRESSUM

Küss mich - küss mich überall erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© by Leanne Banks Originaltitel: „The Doctor Wore Spurs“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA EXKLUSIVBand 59 - 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 09/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733719975

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

1. KAPITEL

„Sie hat einen bemerkenswerten Ruf“, sagte Clarence Gilmore und betrachtete die gleiche Frau, die auch Tyler Logan nicht aus den Augen ließ.

Wie jede Konferenz war auch die Konferenz des Verbands der Krankenhäuser eine hervorragende Gelegenheit, Klatsch und Tratsch auszutauschen. Tyler beobachtete Jill Hershey auf eine Weise, wie vielleicht ein Jäger seine Beute ansehen würde. Die Verpackung war hübsch genug, um einen zweiten Blick zu verdienen: seidiges braunes Haar, intelligente grüne Augen und ein zierlicher wohlgeformter Körper, der von ihrer konservativen Kleidung allerdings fast verborgen wurde. Ein anderer Mann hätte die sanften Rundungen ihrer Brüste unter dem zweireihigen schwarzen Jackett womöglich nicht bemerkt, aber Tyler sah fast immer auch das, was hinter der Verpackung steckte.

Er ließ es sich nur nicht immer anmerken. Was ihn an Jill Hershey jedoch am meisten faszinierte, war, dass sie sich vollkommen auf ihren Gesprächspartner konzentrierte.

„Was weißt du über sie?“, fragte er Clarence.

„Sie ist eine Public-Relations-Zauberin. Deswegen ist sie auch so gefragt. Du würdest es nicht für möglich halten, was sie für das Krebszentrum in Minneapolis getan hat“, erwiderte Clarence, der in der Verwaltung des Krankenhauses saß, wehmütig.

„Dann engagier sie“, sagte Tyler.

Clarence warf ihm einen gequälten Blick zu. „Ihr Chirurgen versteht aber auch nicht das Geringste vom Geschäft.“

„Zum Glück“, entgegnete Tyler mit einem breiten Lächeln. „Wir würden sehr viel mehr Patienten verlieren, wenn wir uns aufs Geschäft und weniger aufs Operieren konzentrierten.“ Er sah wieder zu Jill hinüber. „Wenn sie diejenige ist, die uns helfen kann, den Anbau zu verwirklichen, dann engagier sie.“

„Da kann es aber ein paar Hindernisse geben. Erst einmal kostet sie wahrscheinlich viel zu viel. Zweitens hat sie sicher keine Zeit, und drittens sind wir ihr vielleicht zu klein.“

„Was haben wir zu verlieren, wenn wie sie wenigstens fragen?“

„Ich habe schon genaue Informationen über sie eingeholt“, fuhr Clarence etwas beleidigt fort. „Und man hat mir versichert, dass sie keine Projekte übernimmt, die etwas mit Kindern zu tun haben.“

Tyler runzelte die Stirn. „Ist das wirklich wahr?“

Clarence nickte.

„Nun, vielleicht braucht sie ja eine neue Herausforderung.“

„Du wirst sie doch nicht etwa darauf ansprechen, Tyler?“

„Und ob“, erwiderte Tyler entschlossen. „Deswegen sind wir doch zu dieser Konferenz gekommen – um Interesse für die neue Kinderkardiologie zu wecken, damit wir möglichst viele Spenden bekommen.“

„Ja, aber …“

Tyler zuckte die Achseln. „Du sagst, sie sei die Beste, also werde ich sie engagieren.“

Der Mann mit dem Cowboyhut wartete hinter ihrem ehemaligen Kunden Mr. Waldron. Jill versuchte, ihn nicht anzusehen, aber es fiel ihr schwer. Er war größer als die meisten Männer hier, ein Typ wie aus einem Western, und offenbar sehr hartnäckig. Außerdem sah er unverschämt gut aus. Schon die Art, wie er dastand, sprach für eine Selbstsicherheit, wie sie die wenigsten Menschen ausstrahlten, und sein forschender Blick rief ein seltsames Erschauern bei Jill hervor.

Mr. Waldron musste die Gegenwart des Mannes gespürt haben, denn er wandte sich fragend um.

Der Fremde machte sofort einen Schritt nach vorn. „Hallo, ich bin Dr. Tyler Logan vom Allgemeinen Krankenhaus in Fort Worth. Es freut mich, Sie kennenzulernen.“

„Bill Waldron vom Cincinnati Universitätskrankenhaus. Und das ist …“

„Jill Hershey, Public-Relations-Zauberin.“ Tyler Logan beendete den Satz mit einem rätselhaften Lächeln. Er reichte Jill die Hand und begegnete ihrem Blick mit einer Direktheit, die sie verwirrte. „Wir brauchen Sie“, erklärte er unumwunden.

Jill blinzelte erstaunt. Obwohl ihre Karriere seit drei Jahren immer besser lief, war sie diese Art von Annäherungsversuchen nicht gewohnt. Sie lächelte automatisch, während sie gleichzeitig wahrnahm, wie groß und stark seine Hand war.

„Ich fühle mich geschmeichelt“, erwiderte sie.

Nach einem verständnisvollen Blick auf Tyler verabschiedete Mr. Waldron sich von ihnen, und Jill entzog Tyler Logan ihre Hand.

„Ich würde mich jedoch nicht als Zauberin bezeichnen“, fügte sie ihrer Antwort hinzu.

„Das brauchen Sie auch nicht. Andere tun es für Sie.“

Neugierig sah sie ihn an und fragte sich, was wohl hinter seinem Cowboy-Charme steckte. „Dr. Logan …“, begann sie.

„Nennen Sie mich Tyler“, unterbrach er sie.

Sie war überrascht. Die meisten Ärzte, denen sie begegnete, hingen sehr an ihren Titeln. „Tyler, was ist Ihr Fachgebiet?“

„Ich bin Chirurg, Kinderkardiologie.“

Jills Magen zog sich zusammen, und sie brauchte einen Moment, um sich zu fassen. Dann rang sie sich ein Lächeln ab. „Das ist ein sehr wichtiges Feld, aber ich muss Ihnen gestehen, dass ich keinerlei Erfahrung mit Projekten habe, die Kinder betreffen.“

„Warum nicht?“

Seine Frage traf sie unvorbereitet. „Ich denke, dass ich auf anderen Gebieten effektiver bin.“

„Mögen Sie Kinder nicht?“

„Nein, das ist es nicht!“, erwiderte sie sofort. „Ich mag Kinder.“ Sie hätte diesen unverschämten Mann, der ihren wundesten Punkt getroffen hatte, am liebsten einfach stehen gelassen. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich mich für andere Fachgebiete für geeigneter halte. Und außerdem“, fuhr sie fort und wünschte, sie würde nicht so angespannt und nervös klingen, „betrafen meine letzten Projekte alle ziemlich große Krankenhäuser.“

„Aber Sie wollen doch sicher nicht in einen langweiligen Trott verfallen.“

Jill runzelte die Stirn. „In einen langweiligen Trott?“

Er nickte. „Sie scheinen mir eine Frau zu sein, die immer wieder eine neue Herausforderung braucht, um ausgefüllt zu sein.“

Sie wusste nicht, was sie mehr störte, dass er einfach so und ohne sie zu kennen, die wildesten Vermutungen anstellte oder dass er damit auch noch recht hatte. „Dr. Logan …“

„Tyler“, verbesserte er sie, und seine blauen Augen blitzten amüsiert auf.

Jill unterdrückte einen ungeduldigen Seufzer. „Tyler, ich möchte ehrlich zu Ihnen sein. Ich nehme normalerweise nur die Projekte an, die der Vorsitzende meiner Firma mir empfiehlt. Wenn Sie an unseren Diensten interessiert sind, setzen Sie sich mit John Grant in Verbindung. Unsere Telefon- und Faxnummern finden Sie in den Konferenz-Unterlagen. Es war nett, Sie kennenzulernen.“

Er nickte nachdenklich und bedachte sie mit einem wissenden Blick, als ob er mehr sehen könnte, als ihr lieb war. Jill wandte sich abrupt ab, gleichzeitig erleichtert und gereizt.

„Ich fordere Sie heraus“, hörte sie Tyler Logan hinter ihr sagen, und seine Worte brachten sie dazu, sich wieder umzudrehen.

„Wie bitte?“

„Ich fordere Sie heraus, zum Allgemeinen Krankenhaus von Fort Worth zu kommen und das Leben vieler Kinder zu retten und zu erleichtern. Sie sind die richtige Frau dafür.“ Er sah ihr tief in die Augen, und sie spürte die Intensität seines Engagements. „Ich fordere Sie dazu heraus, mutig zu sein.“

Jill war nicht schnell kleinzukriegen. Sie besaß jahrelange Berufserfahrung, sie war kein Feigling, und sie konnte auf sich aufpassen. In der Woche nach Tyler Logans frecher Herausforderung hatte sie ihn und sein Krankenhaus einfach aus ihren Gedanken verbannt. Sie wollte sich nicht manipulieren lassen – vor allem nicht von einem derart attraktiven Mann.

Aber sosehr sie auch dagegen ankämpfte, an ihn zu denken, er begann trotzdem wieder und wieder vor ihrem inneren Auge aufzutauchen. Dieser Mann hatte ja gar keine Vorstellung davon, wie groß seine Herausforderung tatsächlich für sie war. Er ahnte nicht, dass er ihr damit die Gelegenheit gab, ihren tiefsten, geheimsten Schmerz zu besiegen oder von ihm ein für alle Mal besiegt zu werden.

Aus diesem Grund hatte Jill ihr Büro schließlich kurzfristig im Allgemeinen Krankenhaus von Fort Worth eingerichtet. Sie sah aus dem Fenster auf die Innenstadt. Wenige Meter entfernt befanden sich der alte Viehmarkt, den heute ein Denkmal des legendären Cowboys William Pickett zierte, und Billy Bobs Bar, der größte Saloon in ganz Texas. Wo ihre Projekte sie auch hinführten, Jill hatte erkannt, dass sie ihren Job besser erledigte, wenn sie die Einheimischen besser verstand. Und das bedeutete im Augenblick, dass sie eine Art Cowgirl werden musste. Was sicher nicht leicht werden würde, da sie kein Fleisch aß.

„Es ist ja nur vorübergehend“, flüsterte sie, um ihre Nervosität zu dämpfen. Während ihres Aufenthalts in Fort Worth würde dieses kleine Büro ihr Hafen sein, der Ort, wo sie die Tür hinter sich schließen und befreit Luft holen konnte. Hier würde ihre Zuflucht sein, eine Insel des Friedens und der Kreativität.

Ein lautes Klopfen an der Tür, und schon wurde die Tür energisch aufgestoßen. „Willkommen in Cowtown.“

Sofort zog sich Jills Magen wieder zusammen. Diese Stimme hatte sie den ganzen vergangenen Monat nicht losgelassen. Er ist für dich nicht wichtig, sagte sie sich eindringlich, nicht als Mann. Er weiß es nicht, aber durch ihn bekommst du die Chance, endlich deinen Seelenfrieden wiederzufinden.

Sie sah auf und begegnete dem durchdringenden Blick seiner blauen Augen. Angesichts der eigenartigen Verbindung von einem weißen Ärztekittel, einem Stethoskop, an dem ein winziger Teddybär hing, und einem Cowboyhut hob sie erstaunt die Augenbrauen. Obwohl Tyler Logan hochgewachsen, breitschultrig und sehr gut aussehend war, hätte der Teddybär seinen Sex-Appeal eigentlich beträchtlich mindern müssen. Aber das war seltsamerweise nicht der Fall.

„Danke“, sagte sie schließlich.

„Was hat Sie so lange aufgehalten?“

Jill lachte leise und entspannte sich. „Sie waren sich also ganz sicher, dass ich kommen würde?“

„Ich wusste, Sie würden Ihrem Instinkt folgen.“ Er kam herein. „Keine Angst. Es wird Ihnen hier gefallen.“

„Es ist ja nur vorübergehend“, sagte sie mehr zu sich als zu ihm.

„Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Was hat Sie so lange aufgehalten?“

Jill ließ sich von Tylers Art, langsam zu sprechen, und von seinem lässigen, geschmeidigen Gang nicht irreführen. Sie unterdrückte ein Lächeln. Dr. Logan war ein ungeduldiger Mann, was sie sogar verstehen konnte. Sie selbst tat sich auch oft schwer, ihre Ungeduld zu zügeln.

„Es wird Sie überraschen, aber ich arbeitete gerade an einem anderen Projekt, als Sie mich ansprachen, und musste noch einige Dinge erledigen, bevor ich weg konnte. Das war nicht einfach so mit einem Fingerschnippen zu bewältigen.“

„Nun, ich bin wirklich überrascht“, entgegnete er scheinbar empört. „Schließlich sind Sie doch eine Zauberin, wissen Sie nicht mehr?“

Nachdenklich betrachtete sie ihn. „Ich bin neugierig“, meinte sie. „Kriegen Sie die Leute eigentlich immer auf diese Weise herum?“

„Auf welche Weise?“

„Indem Sie eine Mischung aus Schmeichelei und Manipulation anwenden.“

Er riss gespielt dramatisch die Augen auf. „Ich soll anderen schmeicheln? Ich sage nur die Wahrheit. Und Manipulation klingt so hinterhältig – und ich bin nicht hinterhältig. Ich tue nur, was nötig ist, um ein Ziel zu erreichen. Das macht manche Leute nervös. Wie ist es mit Ihnen?“

„Was soll mit mir sein?“

„Mach ich Sie nervös?“, fragte er mit tiefer samtweicher Stimme.

„Nein“, antwortete sie etwas zu schnell und atemlos, um glaubwürdig zu klingen.

„Gut“, erwiderte er, „denn Sie und ich werden zusammenarbeiten.“ Er lächelte. „Sie sind jetzt also hier.“

„Nur vorübergehend“, betonte sie noch einmal.

„Lange genug. Warum starren Sie Buffalo Bill so an?“

Jill hob die Augenbrauen. „Buffalo Bill?“

„Mein Bär. Sie erinnern mich an meine kleinen Patienten.“

Sie fühlte, dass sie rot wurde. „Ich bin es nicht gewohnt, Teddybären an einem Stethoskop zu sehen.“

„Lenkt einen sofort ab, was?“ Sein Lächeln vertiefte sich, als sie nickte. „Das ist auch der Zweck der Übung.“ Er nahm ihre Hand und umfing ihren Zeigefinger.

Jill wollte ihm ihre Hand wieder entziehen, aber Tyler schüttelte den Kopf.

„Warten Sie.“ Er holte einen weiteren kleinen Bären aus seiner Kitteltasche und befestigte ihn an ihrem Finger. „Hiermit sind Sie offiziell Mitglied der wilden Fangemeinde des Herzflickers.“

Warum schlug ihr Herz so heftig? Sie betrachtete den kleinen Bären und seufzte. Tylers Geste hatte etwas Rührendes. „Danke. Geben Sie die Ihren Patienten?“

Er legte den Kopf schief. „Keine schlechte Idee. Vielleicht bekomme ich sie ja en gros billiger. Ich sehe Clarence schon vor mir, wie er sich bei meiner Bitte, hundert Teddybären anzuschaffen, die Haare rauft.“ Tyler grinste und drückte ihre Hand. „Wunderbar, Sie sind noch nicht mal einen Tag da, und schon haben Sie eine tolle Idee. Ich habe Ihnen ja gleich gesagt, wir brauchen Sie.“

Ihr Herz machte einen Sprung. „Die Ideen sind nicht das Problem. Schwierig wird’s, wenn man sie verwirklichen soll.“

„Sie lieben doch Herausforderungen“, meinte er überzeugt.

„Warum sagen Sie das?“, gab sie gereizt zurück. „Sie kennen mich doch gar nicht.“

„Ich könnte darauf antworten, dass Ihnen Ihr Ruf vorausgeeilt ist. Oder ich könnte sagen, wir brauchen Sie hier in Fort Worth, weil Sie sensationelle Beine haben. Oder einfach, dass ich eine verwandte Seele erkenne, wenn ich sie sehe.“

„Soll das eine Art Quiz sein?“, fragte sie ungeduldig.

Er beugte sich dichter zu ihr, und sie sah, dass seine Augen amüsiert blitzten. „Alle drei Antworten sind richtig.“

Ein Charmeur, stellte sie missbilligend fest. Ihr Ex-Mann war auch so einer gewesen, seicht und total von sich überzeugt. Auf solche Typen hatte sie keine Lust mehr. „Ich glaube nicht …“

„Hi!“, rief eine junge, etwas pummelige Frau an der offenen Tür. Ihr Blick blieb an Tyler hängen. „Oh, hallo, Dr. Logan“, murmelte sie.

„Hi, Trina“, sagte Tyler. „Das ist Jill Hershey, unsere PR-Spezialistin.“

Die Frau lächelte freundlich. „Ich bin Trina Hostetter und werde Ihre Assistentin sein, solange Sie in Fort Worth sind.“

„Wunderbar.“ Tyler ging zur Tür. „Trina, pass gut auf Jill auf. Sie wird großartige Dienste für uns leisten.“ Sein Blick lag sekundenlang auf Jills schlanken Beinen, dann sah er ihr grinsend ins Gesicht. „Bis später.“

Trina schaute ihm nach. „Für ihn würde ich auch gern großartige Dinge leisten“, flüsterte sie sehnsüchtig.

Jill verdrehte die Augen. „Der Mann ist ein gewissenloser Frauenheld.“

„Aber kein herzloser“, sagte Trina schnell. „Er weiß einfach nur, wie man eine Frau glücklich macht. Er bricht einem aber nicht das Herz.“

Jill hatte da ihre Zweifel, lächelte aber. „Warum hab ich den Eindruck, dass Sie ein wenig voreingenommen sind?“

„Nur weil es offensichtlich ist, dass ich Tyler nicht von meiner Bettkante schubsen würde, denken Sie, dass ich voreingenommen bin.“ Trina schüttelte verschmitzt lachend den Kopf. „So ziemlich jede Frau würde Tyler haben wollen. Und warum auch nicht? Er sieht gut aus, aber nicht zu gut. Er ist klug und freundlich, hat Humor, und er mag Kinder. Sicher, er geht mit einer Menge Frauen aus, gibt aber keine Versprechen, die er nicht halten kann. Trotzdem versuchen wir alle, ihn doch noch herumzukriegen – und sein Herz mit einem Lasso einzufangen.“

Trina warf einen Blick auf Jills Finger. „Oh, er hat Ihnen sogar einen seiner Bären gegeben. Da müssen Sie ihm ja wirklich gefallen“, meinte sie ein wenig neidisch.

Jill machte den Bären sofort ab und schob ihn auf einen Bleistift. „Keine Sorge. Das hat weiter keine Bedeutung. Der Grund, weswegen Tyler mich hierhaben will, ist einzig und allein, dass ich ihm helfen soll, die neue Kinderkardiologie zu finanzieren.“

Trina blinzelte ungläubig. „Soll das heißen, Sie wollen ihn nicht?“

Jill lächelte. „Genau. Ich würde mir lieber eine Grippe einfangen als Tyler Logan.“

„Sind Sie verheiratet oder verlobt?“

„Nein, nur vernünftig. Sehr vernünftig, wenn es um Männer geht. Glauben Sie mir, ich bin nicht hier, um mit Dr. Logan ein Verhältnis zu beginnen.“

Ein lautes Klopfen an ihrer Bürotür ließ Jill zusammenfahren und riss sie aus ihrer Konzentration. Die Tür wurde geöffnet, und Tyler kam herein.

„Zeit für Ihren Rundgang“, erklärte er.

„Trina hat mich schon herumgeführt“, sagte Jill. Trina hatte sie dann wortreich auch in die mehr oder weniger persönlichen Geheimnisse all der Leute eingeweiht, denen sie dabei begegnet waren.

„Das war Trinas Rundgang. Meiner ist anders.“

„Trina war sehr ausführlich.“

„Da bin ich sicher“, erwiderte Tyler mit einem trockenen Lächeln. „Sie müssen geglaubt haben, drei Seifenopern hintereinander gesehen zu haben, als sie fertig war.“

„Ja, ihre Geschichten waren sehr farbig“, gab Jill amüsiert zu.

„Meine Führung ist ganz anders. Ich möchte Ihnen einige meiner Patienten vorstellen.“

Prompt zog sich nervös Jills Magen zusammen. „Das ist nicht nötig.“

„Doch, und ob. Die Leute geben sich größere Mühe, wenn es persönlich wird. Und wenn Sie einige dieser Kinder kennenlernen, wird das Projekt eine persönliche Angelegenheit für Sie werden.“

Jill nickte langsam. „Sie haben recht. Aber wir müssen es ja nicht unbedingt heute schon tun. Ich bin sicher, Sie hatten einen anstrengenden Tag, und ich versuche noch, all die Informationen zu verdauern, die ich gerade bekommen habe, und …“

„Warum wollen Sie sie nicht kennenlernen?“

Unwillkürlich hielt sie den Atem an. Wie konnte sie ihm sagen, dass sie noch nicht stark genug war, sich ihrem Schmerz zu stellen? Sie brachte einfach noch nicht die Kraft dazu auf.

Jill holte tief Luft. „Ich habe nicht gesagt, dass ich sie nicht kennenlernen will. Ich dachte nur, zu einem anderen Zeitpunkt wäre es günstiger.“

Er wirkte nicht überzeugt, und sie biss sich auf die Unterlippe und nickte.

„Okay“, murmelte sie resigniert und folgte ihm dann hinaus.

„Wir haben drei Kinder, die sich von einer Operation erholen, und vier, die zu Untersuchungen hier sind oder auf eine Operation vorbereitet werden“, erklärte er, während er sie mit großen Schritten den Flur entlang zum Aufzug führte.

„In welchem Alter sind die Kinder?“, fragte sie und hoffte, dass sie die Situation irgendwie schon meistern würde.

„Vom Baby- bis zum Teenageralter.“

Babys. Tief durchatmend straffte Jill die Schultern. Konzentrier dich auf etwas anderes, sagte sie sich. „Weswegen haben Sie gerade dieses Fachgebiet gewählt?“

Sie betraten den Aufzug.

„Ich glaube, es hat mich gewählt“, antwortete Tyler. „Wenn mein Vater seinen Willen durchgesetzt hätte, wäre ich jetzt jedenfalls auf der Ranch und würde mich um unser Vieh kümmern. Aber zum Glück ist mein ältester Bruder der begeisterte Rancher.“

„Klingt ganz so, als ob Ihre Familie sehr traditionsbewusst sei.“

Er zuckte die Achseln. „Das stimmt wahrscheinlich auch. Wir sind jetzt seit einigen Generationen in Texas. Fast von Anfang an lagen wir mit unserem Nachbarn über Kreuz, und manche behaupten sogar, es läge ein Fluch auf den Logans.“

„Ein Fluch?“, wiederholte Jill erstaunt.

Tyler verdrehte die Augen. „Ich hab es nie geglaubt, aber die Logans waren wirklich nie besonders glücklich, was Liebesbeziehungen betrifft. Ihre Frauen scheinen nie lange zu bleiben.“

„Sie verlassen sie?“

„Oder sterben.“

Jill unterdrückte ein nervöses Lachen. „Haben Sie deswegen nicht geheiratet?“

Tyler schob die Hände in die Taschen. „Nein, ich habe einfach nicht die Richtige gefunden.“ Er betrachtete sie neugierig. „Und wie ist es mit Ihnen?“

„Ich glaubte, ich hätte den Richtigen gefunden, hatte mich aber geirrt.“

„Dachte ich mir doch, dass jemand schon versucht hat, Sie für sich zu gewinnen. Was hat er falsch gemacht?“

„Er ist im ungünstigsten Moment gegangen“, antwortete Jill mit einem schiefen Lächeln. „Also kein Happy End. Aber jetzt bin ich darüber hinweg.“

„Und bereit, es noch einmal zu versuchen?“, fragte er mit einem herausfordernden Blitzen in den blauen Augen.

„Ich lass mir gern Zeit“, erwiderte Jill, war aber sicher, dass Tyler Logan für andere Frauen eine verführerische Herausforderung darstellte. Sie sah ihm offen in die Augen. „Ich weiß, Sie flirten gern. Aber bei mir brauchen Sie das nicht zu machen. Wirklich, ersparen Sie sich die Mühe. Mein Ego kann auch ohne Schmeicheleien leben.“

Sein Blick ruhte sekundenlang auf ihrem Mund, dann schaute er ihr mit einem sinnlichen Lächeln wieder in die Augen. „Und wenn es mir nun gefällt, mit Ihnen zu flirten?“

„Ich denke, Sie sollten Ihre Kräfte für die Legionen von Frauen hier sparen, die gern …“ Sie zögerte und fügte dann Trinas Worte hinzu: „Ihr Herz mit einem Lasso einfangen würden.“

Er brach in lautes Gelächter aus. „Sie haben mit Trina gesprochen.“

„Nein. Trina hat mit mir gesprochen.“

„Sie wollen mich also nicht mit dem Lasso einfangen“, murmelte er und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ich frage mich, ob ich beleidigt sein soll.“

„Ich bin sicher, Sie werden es überleben“, meinte sie trocken. „Keine Stricke, keine Ketten. Wenn ich Ihren Körper oder Ihr Gesicht haben will, dann wird das für die Werbekampagne sein, die Ihnen den neuen Krankenhausflügel einbringen soll.“

„Einige Männer würden das als Herausforderung betrachten.“

„Da bin ich ja froh, dass Sie zu intelligent dazu sind.“ Sie klang überzeugter, als sie sich fühlte. Intelligenz war eine Sache, das männliche Ego eine völlig andere.

Der Aufzug hielt.

„Wir werden sehen“, sagte Tyler. „Jetzt sollen Sie erst einmal ein paar meiner Kinder kennenlernen. Hi, Betty“, begrüßte er eine Krankenschwester. „Wie geht es T.J.?“

„Er ist ein wenig bedrückt. Seine Mom wird wohl nicht vor morgen hier sein können.“

Tyler stieß einen leisen Fluch aus. „T.J. ist sieben Jahre alt und hat sechs Geschwister. Seine Familie lebt drei Autostunden von hier entfernt, und nun hat sich der Vater auch noch das Bein gebrochen. Deswegen muss seine Mutter sich zurzeit sozusagen dreiteilen. Morgen wird der Junge am Herzen operiert. Hier ist sein Zimmer.“

„Hi, Kumpel“, begrüßte er den Kleinen, während er eintrat. „Wie geht’s denn so?“

T.J. war dünn, sein Gesicht war mager, und seine Augen waren angsterfüllt. Jills Herz war voller Mitgefühl.

„Meine Mom kommt erst heute Abend ganz spät vorbei.“

„Ich habe es gerade gehört“, sagte Tyler. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin sicher, sie kommt, so bald sie kann. Du musst dich vor der Operation ausruhen, T.J.“

„Werde ich danach wirklich Baseball spielen können?“

„Ich sehe keinen Grund, wieso nicht. Wer weiß? Wenn es dir besser geht, bieten dir die ‚Majors‘ vielleicht sogar einen Exklusivvertrag an.“

T.J. grinste.

„Ich hab jemanden mitgebracht. Sie heißt Jill Hershey.“

„Hershey?“, wiederholte T.J. „Wie der Schokoriegel?“

Tyler lachte und zwinkerte Jill zu. „Ja, und sie ist genauso süß.“

„Ist sie Ihre Freundin?“

„Nein“, warf Jill hastig ein. „Ich arbeite im Krankenhaus.“

T.J. betrachtete verwirrt ihre Straßenkleidung. „Sie werden mir doch nicht noch mehr Blut abnehmen oder mir Spritzen geben, oder?“

„Ich nicht“, versicherte Jill. „Dr. Logan sagt, du hast viele Geschwister. Bist du der Älteste?“

T.J. schüttelte den Kopf. „Ich bin genau in der Mitte. Ich musste früher herkommen, weil eine meiner Schwestern sich erkältet hat und sie nicht wollten, dass ich vor der Operation krank werde.“ Er seufzte.

Jill nickte verständnisvoll. „Es kann ganz schön langweilig sein im Krankenhaus, was?“

„Ja.“

„Langweilig?“, wiederholte Tyler gespielt entrüstet. „Diese Behauptung kann nur mit Blut wiedergutgemacht werden.“

„Sie dürfen ja auch all die interessanten Dinge machen, zum Beispiel operieren“, sagte Jill lächelnd.

„Na und? T.J. darf faul herumliegen und sich bedienen lassen.“

„Aber das Essen schmeckt nicht“, warf T.J. ein.

Tyler lachte und zerzauste ihm das kurze Haar.

„Was machst du gern zu Hause?“, fragte Jill.

„Nach der Operation werde ich laufen und laufen und niemals damit aufhören“, sagte T.J. sehnsüchtig.

Jill schluckte gerührt.

„Und ich lese gern“, fuhr T.J. fort. „Meine Mom liest uns jeden Abend etwas vor.“

Jill warf einen Blick auf den Stapel Bücher auf dem Nachttisch. „Darf ich dir hier etwas vorlesen?“

T.J.s Augen leuchteten begeistert auf. „Na klar!“

Jill spürte Tylers Hand auf ihrem Rücken. „Sie …“ Sein Pieper ging los, und Tyler hielt seufzend inne. „Man ruft mich.“ Er sah sie mit einer Mischung aus Anerkennung und männlichem Interesse an, bei der ihr Herz schneller schlug. „Ich komme gleich wieder.“