Lady Hamilton. Band 3 - Dumas Alexandre - E-Book

Lady Hamilton. Band 3 E-Book

Dumas Alexandre

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Beschreibung

1765 wird Emma Lyon als Tochter des Dorfschmieds in Neston, Cheshire, geboren. Doch nur zwei Monate später stirbt ihr Vater und lässt die Familie in schwierigen Verhältnissen zurück. Emma wächst in Armut auf und muss früh zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Nachdem sie vor Ort keine feste Anstellung findet, nimmt die junge Emma die Postkutsche nach London, wo ihr bemerkenswerter Aufstieg zu internationalem Ruhm beginnt… Emma arbeitet für verschiedene Schauspielerinnen am Dury Lane Theater, bevor sie Tänzerin, Model und später Hostess wird. Ihre Schönheit macht Charles Grenville, den zweiten Sohn des Earl of Warwick, auf sie aufmerksam, der sie zu seiner Geliebten macht. Und der berühmte Maler George Romney möchte Porträts von ihr anfertigen. Als Grenville eine reiche Frau für sich sucht, wird die zwar schöne, aber arme Emma an Sir William Hamilton, den britischen Gesandten in Neapel, vermittelt. Die beiden verlieben sich ineinander und heiraten im September 1791. In Neapel wird Lady Hamilton, wie sie nun heißt, eine enge Freundin von Königin Maria Carolina, der Schwester von Marie Antoinette. Und sie lernt dort Admiral Nelson kennen. Dieses Kennenlernen ist der Beginn einer Liebesbeziehung, die in die Geschichte eingehen wird… In diesem reich gezeichneten Porträt zeichnet Alexandre Dumas den spektakulären Aufstieg und Fall der legendären Schönheit Emma Lyon, spätere Lady Hamilton: eine Frau mit viel Zuneigung und überwältigendem Charme, deren Auge für Gelegenheiten nur von ihrem Hang zu Ausschweifungen und Skandalen übertroffen wurde. Das wunderbar intime und detailreiche Buch erweckt die unvergleichliche Lady Hamilton und die Politik, die Leidenschaften und den Charme ihrer Zeit zum Leben. Dieses ist der dritte von insgesamt sieben Bänden. Die Ausgabe folgt der Übersetzung von August Kretzschmar.

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Seitenzahl: 217

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ALEXANDRE DUMAS

 

LADY HAMILTON

 

MEMOIRENEINER FAVORITE

 

 

Historischer Roman

in sieben Bänden

 

 

BAND 3

 

***

 

In der autorisierten Übersetzung vonAugust Kretzschmar

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der Hoffnung, daß Gott meiner Reue und meinerDemut verzeihen wird, schreibe ich die folgenden Seiten.

1. Jänner 1814.

Emma Lyonna, verw. Hamilton.

 

 

 

 

Lady Hamilton wurde zuerst veröffentlicht im A.Hartleben´s Verlag, Pest/Wien/Leipzig 1866.

Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von

© apebook Verlag, Essen (Germany)

www.apebook.de

1. Auflage 2022

V 1.0

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

Band 3 (eBook)

ISBN 978-3-96130-449-3

 

Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

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Inhaltsverzeichnis

Lady Hamilton

Memoiren einer Favorite

Frontispiz

Widmung

Impressum

BAND 3

Erstes Kapitel.

Zweites Kapitel.

Drittes Kapitel.

Viertes Kapitel.

Fünftes Kapitel.

Sechstes Kapitel.

Siebentes Kapitel.

Achtes Kapitel.

Neuntes Kapitel.

Zehntes Kapitel.

Elftes Kapitel.

Zwölftes Kapitel.

Dreizehntes Kapitel.

Vierzehntes Kapitel.

Fünfzehntes Kapitel.

Sechzehntes Kapitel.

Siebzehntes Kapitel.

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Zu guter Letzt

 

 

 

 

 

Band 3

 

 

ERSTES KAPITEL.

Wir durchreisten einen Teil von Frankreich, Belgien und Deutschland. In Wien verweilten wir so lange, als Sir William Zeit bedurfte, um dem Kaiser Joseph dem Zweiten seine Huldigung darzubringen.

Er hatte schon früher die Ehre gehabt, demselben vorgestellt zu werden, als Seine Majestät vor vier Jahren inkognito und ohne Gefolge unter dem Namen eines einfachen Edelmannes in Neapel gewesen war. Dann reisten wir weiter nach Venedig, Ferrara, Bologna und Rom.

In Rom beschloß Sir William mit meiner Einführung in die italienische Welt den Anfang zu machen.

Seine archäologischen Forschungen hatten ihn mehr als einmal in die Hauptstadt der Cäsaren geführt und er war mit den angesehensten Familien befreundet.

Zu Anfang des Frühjahres 1788 langten wir hier an.

Pius der Sechste saß seit dreizehn Jahren auf dem Stuhle des heiligen Petrus und war jetzt einundsiebzig Jahre alt.

Gerade in dem Augenblick, wo wir in Rom anlangten, bot sich mir eine Gelegenheit dar, ihn zu sehen.

Bekanntlich empfängt der Papst keine Frauen, sondern begegnet ihnen bloß. Wenn irgendeine vornehme fremde oder römische Dame den Pontifex zu sehen wünscht, so läßt sie ihn um diese Gunst bitten, und er läßt ihr in der Regel antworten, daß er an dem und dem Tage, zu der und der Stunde, wenn es Sommer ist, im Garten des Quirinal, und wenn es Winter ist, im Garten des Vatikan spazieren gehen werde. Die Dame findet sich an dem bezeichneten Tage und zu der bezeichneten Stunde ein, begegnet Sr. Heiligkeit und empfängt den päpstlichen Segen.

Ich für meine Person konnte in meiner Eigenschaft als Protestantin nicht einmal auf eine solche Gunst hoffen, gleichwohl sollte ich auf einem noch einfacheren Wege dieser Ehre teilhaftig werden.

Die Direktoren des Kollegs der Propaganda hatten von dem Papst die Zusicherung erhalten, einer ihrer akademischen Disputationen beizuwohnen.

Für Sir William war nichts leichter als in seiner Eigenschaft als Gesandter Plätze zu erhalten. Da diese Plätze reserviert waren, so waren wir nicht genötigt, lange an der Tür zu stehen oder warten, sondern brauchten uns erst gerade zur bestimmten Zeit einfinden.

Kaum hatten wir Platz genommen, als ein großes Geräusch die Ankunft des heiligen Vaters verkündete.

Ich gestehe, daß ich sein Erscheinen mit großer Neugier erwartete.

Es möchte schwer gewesen sein, einen schöneren Greis zu sehen, als Pius der Sechste war. Sein früher so schönes blondes Haar war allerdings weiß geworden, wallte aber immer noch in anmutigen Locken auf die Schultern herab. Das Gesicht sah ein wenig zu frisch aus, als daß man nicht einige Nachhilfe der Kunst hätte vermuten sollen; die Zähne aber waren schön und das Auge besaß eine merkwürdige Lebhaftigkeit.

An dem heutigen Tage war dieses Auge vielleicht lebhafter als gewöhnlich. Man erzählte sich leise, daß Se. Heiligkeit sich soeben einem jener Zornesausbrüche hingegeben, welche der Schrecken seiner ganzen Umgebung waren und die oft durch die unbedeutendste Ursache hervorgerufen wurden.

Er hatte nämlich zu der Feierlichkeit, welcher er beiwohnen sollte, bei seinem Schneider ein neues Kleidungsstück bestellt; eine unglückliche Falte an demselben beeinträchtigte die Regelmäßigkeit der Formen, auf die er so stolz war. Er machte dem armen Teufel darüber lebhafte Vorwürfe, welchen dieser eine demütige Entschuldigung entgegenzustellen wagte. Diese Entschuldigung aber war trotz ihrer Demut durch eine kräftige Ohrfeige zurückgewiesen worden. Der Schrecken mehr als der Schmerz hatten eine Ohnmacht herbeigeführt, und der Schuldige war nur durch einen tüchtigen Aderlaß wieder zum Bewußtsein gebracht worden.

Die Zeremonie begann. Alles ging wunderschön, bis die Sitzung zu zwei Drittteilen vorüber war. Die Direktoren des Kollegiums ließen nun in der Meinung, dem Papste dadurch eine Freude zu bereiten, indem sie ihm zeigten, wie weit die Kirche ihre Herrschaft erstrecke, da sie selbst unter der heißesten Zone Anhänger zähle, einen jungen Neger vom Kongo auftreten und dieser neubekehrte Afrikaner begann eine Rede, welche mir sehr gut ausgearbeitet zu sein schien, die aber gleich in ihrem Eingange von dem heiligen Vater unterbrochen ward, indem er sich erhob und sich unter unverkennbaren Zeichen der Unzufriedenheit entfernte.

Nach Verlauf von einigen Sekunden ward die Ursache dieser plötzlichen Anwandlung von Übellaune bekannt. Pius der Sechste hatte sich weder um die Schönheit der Rede, noch um den Kongo, noch um den Breitegrad bekümmert, unter welchem es lag. Er hatte nur eines gesehen einen sehr häßlichen Neger, dessen widerwärtige Physiognomie seine empfindlichen Sehorgane beleidigt hatte und er hatte sich mit der Bemerkung entfernt, daß man ihm dergleichen Ungeheuer nicht wieder vor die Augen kommen lassen solle.

Dies war alles, was die Direktoren des Kollegs der Propaganda durch ihre zarte Aufmerksamkeit gewonnen hatten. Dafür hatte einige Monate früher, am 6. Oktober 1787 — dieses Datum hatte sich wie das eines Festtages in die Erinnerung der ganzen Umgebung des Papstes eingegraben — die Vorsehung ihm eine große Freude bereitet. Die Prinzessin-Herzogin Signora Constanze Onesti war nämlich von einem derben Knaben entbunden worden.

Prinzessin-Herzogin nennt man in Rom die Gattin desjenigen der Neffen des Papstes, der von ihm zum Prinz-Herzog ernannt wird, die andern Neffen werden gewöhnlich Kardinäle.

Die Prinzessin-Herzogin, das heißt die Gemahlin des Prinz-Herzogs Onesti Braschi, war, wie man behauptete, dem Papst in mehr als einer Beziehung lieb und wert erstens als Nichte, weil sie seinen Neffen geheiratet, und zweitens als Tochter der Geliebten des Kardinals Rezzonico, der schönen Julia Falconieri.

Bei Gelegenheit des eben erwähnten Ereignisses hatten in Rom große Festlichkeiten stattgefunden und sämtliche Kardinale und Prälaten hatten ihre Freude und ihre Anhänglichkeit dadurch zu erkennen gegeben, daß sie die Prinzessin-Herzogin mit Geschenken überhäuften.

Der Gemahl dieser Dame, den ich in den Soiréen, oder wie man dort sagt, den Conversazioni der Prinzessin Borghese, den am wenigsten langweiligen von allen römischen Konversationen von dieser allgemeinen Langweiligkeit nehme ich jedoch die des alten Kardinals von Vernis aus, bei welchem man die ganze Ungezwungenheit des Landes fand, welches er repräsentierte der Gemahl dieser Dame, welchem ich, sage ich, in den Conversazioni der Prinzessin Borghese begegnete, war ein ziemlich schöner Mann von athletischem Körperbau und aus seiner kleinen Stadt Cesena herbeigekommen, um Prinz-Herzog zu werden. Seine Unwissenheit war eine wahrhaft patriarchalische, und wenn man in Rom von einem an den äußersten Grenzen des Blödsinns angelangten Menschen sprechen wollte, so sagte man.: »Er ist so dumm wie der Prinz-Herzog.«

Das erstemal, wo er nach seiner Ankunft von Cesena noch ganz stolz auf seine neue Würde und die Abstammung, welche ein römischer Gelehrter ihm ermittelt, sich bei der Prinzessin Borghese einfand, wünschte er ein Glas Wasser und bat die Herrin des Hauses darum.

Er stand, während er dies tat, mit dem Ellbogen auf den Kaminsims gelehnt.

»Ziehen Sie zweimal die Klingelschnur, die hinter Ihnen hängt,« sagte die Prinzessin zu ihm, »und Sie werden bekommen, was Sie wünschen.«

Der Prinz-Herzog gehorchte, ohne zu begreifen. Er kannte nicht den Gebrauch der Klingeln, welcher übrigens von Frau von Maintenon erfunden, nicht viel über hundert Jahre alt ist. Sein Erstaunen war daher groß, als er, sobald er die Schnur zweimal gezogen, einen Diener mit einem mit allerhand Erfrischungen beladenen Präsentierbrett eintreten sah. Man mußte, um seine Neugier zu befriedigen, ihm den Mechanismus der Klingelzüge erklären, der, wie wir nicht unterlassen dürfen zu bemerken, seine Bewunderung in so hohem Grade erregte, daß er den ganzen Abend davon sprach.

Diese Bewunderung war so groß, daß der Prinz-Herzog, anstatt nach Hause zurückzukehren, sich nach dem Vatikan fahren ließ und seinen Onkel aus dem Schlafe weckte, um ihm die von ihm gemachte Entdeckung mitzuteilen.

Der Papst, welcher im Bett lag, zog die zu Häupten seines Bettes hängende Klingelschnur und sagte zu dem herbeieilenden Kammerdiener:

»Geleitet Monsignore Onesti wieder hinaus, und ehe Ihr ihn ein andermal zu einer solchen Stunde einlaßt, erkundigt Euch erst, ob das, was er mir zu sagen hat, der Mühe verlohnt, daß man mich wecke.«

Diese Unwissenheit des Prinz-Herzogs erstreckte sich auf alles. Wenige Tage nach dem eben erzählten Vorfall begegnete ich ihm bei der Marquise Bocca Paduli Gentili.

Man sprach von der englischen und französischen Literatur — von Shakespeare, Ben Johnson, Racine, Corneille und Molière.

Der Prinz-Herzog saß mit offenem Munde da. Er kannte keinen dieser Herren, sondern hörte sie jetzt zum ersten Mal nennen. Sir William nannte, als das Gespräch auf die, Ganganelli gewidmete, Tragödie: »Mahomet« kam, den Namen Voltaire.

»Ach!« rief der Prinz-Herzog, indem er vor Freude in seinem Lehnstuhl emporhüpfte, »den kenne ich! Es ist ein deutscher Mönch, welcher der heiligen Kirche einen großen Schaden zugefügt hat.«

Der gute Mann verwechselte Voltaire mit Luther.

Übrigens schien es, als ob ein Verhängnis diesen Dummkopf an unsere Schritte fesselte. Am nächstfolgenden Tage trafen wir uns an der Tafel des venetianischen Gesandten wieder. Man sprach von Wien und von der kaiserlichen Gemäldegalerie.

Der Prinz-Herzog rief, von einer schönen Anwandlung von Kunstenthusiasmus ergriffen:

»Wenn ich in Wien wohnte, so brächte ich mein ganzes Leben in dieser Galerie im Anschauen der ›Nacht‹ von Correggio zu.«

Einer sah den andern an. Wir wußten alle, daß die »Nacht« von Correggio von August dem Dritten, König von Polen und Kurfürsten von Sachsen, der Galerie von Modena abgekauft worden, und daß dieses Gemälde sich in Dresden befand.

Lord Harvey, Herzog von Bristol und Bischof von Derry in Irland, konnte sich nicht überwinden, einen solchen Beweis von Unwissenheit ungerügt hingehen zu lassen.

»In der Tat, Monsignore,« sagte er, »es tut mir leid, einem Mann von Ihrer Gelehrsamkeit widersprechen zu müssen, ich zögere aber nicht, Ihnen zu versichern, daß Sie sich irren, und daß das Gemälde, welches Ihnen den Wunsch einflößt, in Wien zu wohnen, um es mit aller Muße betrachten zu können, sich in diesem Augenblick nicht in Wien, sondern in Dresden befindet.«

»Wie,« entgegnete der Prinz-Herzog, »wollen Sie die Sache besser wissen als mein Onkel, der es mir gesagt hat, und der in seiner Eigenschaft als Papst unfehlbar ist?«

»Monsignore,« hob Lord Harvey wieder an, »der Grund, den Sie da anführen, ist nicht stichhaltig. Ich bin protestantischer Bischof, und erkenne folglich die Unfehlbarkeit Ihres Onkels nicht an.«

Ich erwähnte vorhin den Stolz, welchen der Prinz-Herzog in bezug auf den Stammbaum an den Tag legte, welchen man ausdrücklich für ihn erfunden und der selbst den hinter sich ließ, welchen der Advokat Nicolas David für die Herzöge von Guise erfunden und welcher die Abstammung derselben von Karl dem Großen herleitete.

Mit dem erstgedachten Stammbaume war es folgendermaßen beschaffen.

Angelo Braschi stammte aus einer edlen, aber armen Familie von Cesena. Seine Schwester hatte einen kleinen Bürger dieser Stadt, namens Onesti, geheiratet, welcher Handelsgeschäfte trieb und nie auch nur den mindesten Anspruch darauf gemacht hatte, in die Carossen des Königs von Frankreich zu steigen.

Dennoch aber, als der Neffe des Papstes von diesem zum Prinz-Herzog ernannt ward, mußte man für ihn eine dieses Ranges würdige Abstammung ausfindig machen.

Zum Glück las ein Genealog in der lateinisch geschriebenen Lebensgeschichte des heiligen Romaldus die Worte:

»Romaldus, ex honestis parentibus natus.«

Der Genealog faßte die Worte beim Schopfe, nahm das Beiwort honestis für den Familiennamen des Heiligen und ließ mit großem typographischem Luxus ein Werk drucken, in welchem er bewies, daß der heilige Romaldus aus einer Familie Onesti stamme, mit welcher der Neffe des Papstes in gerader Linie verwandt sei. Kraft dieser, wie man leicht begreift, unbestrittenen Genealogie empfing der Erstgeborene des Herzogs das Kind, dessen Geburt am 6. Oktober 1787 am Hofe von Rom so große Freude veranlaßt — von seinem Onkel in der Taufe den Namen Romoaldo.

ZWEITES KAPITEL.

Ich habe gesagt, daß die römischen Conversazion sehr langweilig waren; ich hätte sagen sollen für die andern, denn für mich boten sie ein so neues Schauspiel dar, daß sie amüsant oder vielmehr außerordentlich waren.

Die Römerinnen sind allerdings schön, doch im Volke häufiger als unter der Aristokratie. Oft findet man unter den Bäuerinnen der Umgegend von Rom Gestalten und Physiognomien, welche an die Madonnen Raphaels erinnern.

In den vornehmeren Ständen sind die Schönheiten seltener und mein Erscheinen machte daher in den römischen Salons keine geringe Sensation.

Es war beinahe, als ob unter den Prälaten und Kardinälen eine Revolution zum Ausbruche kommen sollte.

Ich muß hier zunächst sagen, was eine römische Soirée gewöhnlich ist, wenn nicht durch ein großes Ereignis wie meine Gegenwart ein Grad von Leben und Aufregung hineingebracht wird.

Die römischen Abendgesellschaften richten sich natürlich nach dem Geist der Regierung und des Priestertums. Die Zeit vergeht damit, daß man den Anforderungen der Etikette genügt und wenn auch zuweilen das Herz dabei interessiert ist, so ist doch der Geist es niemals. Überall stößt man auf Zwang, die Heiterkeit existiert hier nicht, nicht einmal unter den jungen Leuten. Da die Furcht in aller Herzen lebt, so leuchtet auch das Mißtrauen aus aller Augen. Anstatt sich freimütig auszusprechen, wie man in Frankreich und in England zu tun pflegt, sieht man sich an, mustert sich und schweigt, aus Furcht, sich zu kompromittieren.

Die Fremden sind natürlich nicht von denselben Befürchtungen beseelt, das eisige Wesen der andern erkältet aber auch sie. Die ganze Gesellschaft hat das Ansehen einer ungeheuren Uhr, deren Räder stehen geblieben sind und sich bloß von Zeit zu Zeit infolge eines Stoßes in Bewegung setzen, um wieder stehen zu bleiben.

Zum Glück spielt man und zwar hoch; obschon ich aber gern spielte, so zog ich es doch vor, das zu studieren, was ich hier vor Augen hatte, denn ich meinte, zu der Karte könnte ich immer noch zeitig genug zurückkehren.

Wenn die Herrin des Hauses nicht spielt, so bemächtigt sie sich einer Eminenz oder eines Ministers und plaudert mit ihm so lange, als die Soirée dauert.

Die anderen mit irgendeiner Würde bekleideten Personen machen es ebenso, und diese Zwiegespräche werden, so zahlreich sie auch sind, so ernst und leise gepflogen, daß man mitten unter fünfzig Personen eine Fliege schwirren hört.

Die Unbeweglichkeit aller dieser Leute erinnerte mich an die der altrömischen Senatoren, die auf ihren curulischen Stühlen saßen und von der Hand der Gallier den Tod erwarteten.

Wenn es drei oder vier Kardinale unter der Gesellschaft gibt, so wird die Sache für die Zuschauer sehr unbequem. Die vornehmen Eminenzen spazieren unaufhörlich hin und her. Man muß ihnen stets Platz machen, sich, wenn sie an einem vorbeikommen, tief verbeugen und sich in acht nehmen, daß man nicht auf die ungeheure Schleppe ihres Gewandes trete. Die einfachen Prälaten, welche sie umgaben, gehen stets gebückt wie Parenthesen und schenken jeder Redensart Beifall, welche die Eminenz ihrem geheiligten Munde entfallen zu lassen geruht.

Meine Ankunft in Rom und meine Einführung in die Gesellschaftskreise hatte, wie ich schon gesagt, eine förmliche Revolution hervorgerufen. Die Eminenzen bildeten, anstatt auf und ab zu spazieren, wie der »eingebildete Kranke« Molières, einen Kreis um mich, und da ich geläufig italienisch sprach und von ihnen nur sehr wenige französisch und keiner englisch, so waren sie nicht wenig erfreut, mir ihre gleichzeitig faden und übertriebenen Komplimente in ihrer Muttersprache machen zu können.

Einer meiner eifrigsten Courmacher war Lord Harvey, Bischof von Derry, und da er mit mir englisch sprach, da seine Konversation, wenn auch nicht gerade viel Geist und Witz, doch etwas Originelles hatte, und da wir beiderseitig über die Dinge lachten, die von uns gesprochen worden, so waren die Eminenzen und ultramontanen Größen, welche uns umgaben, sehr ärgerlich darüber.

Die angenehmsten von allen Soiréen waren die bei der Marquise von Santa Croce. Allerdings empfing sie in ihrem engeren Zirkel und in diesen ward ich infolge der politischen Stellung meines Gemahls eingeführt nur eine gewählte Gesellschaft, die fast ganz aus dem diplomatischen Korps bestand. Ich hatte darauf bestanden, der Marquise von Santa Croce vorgestellt zu werden, denn ich wußte, daß man um zehn Uhr abends in ihren kleinen Soiréen den Kardinal von Bernis antraf und ich wünschte diesen liebenswürdigen Greis kennen zu lernen, dessen Gedichte, welche er seine Jugendsünden nannte, ich gelesen hatte.

Der Kardinal von Bernis zählte damals dreiundsiebzig Jahre und hatte von seinem Witze, ja ich möchte beinahe sagen auch von seiner Jugend noch nichts verloren. In Rom trug er den Titel eines Beschützers von Frankreich.

Man weiß, daß er, nachdem er eine Rolle in der europäischen Diplomatie gespielt, in den geistlichen Stand trat, den Titel Abbé annahm, nach Paris ging, dort galante Verse drucken ließ, der Frau von Pompadour gefiel, mit neunundzwanzig Jahren Mitglied der Akademie ward, nach dem Tode des Kardinals Fleury schnell sein Glück machte, Gesandter in Venedig und bald darauf Kardinal wurde.

Er war es, der als Minister der auswärtigen Angelegenheiten den Allianztraktat mit Österreich unterzeichnete und während des siebenjährigen Krieges in Ungnade fiel, weil er gegen die Meinung der Frau von Pompadour zum Frieden geraten.

Als Frau von Pompadour im Jahre 1764 starb, ward der Kardinal von Bernis zum Erzbischof von Alby und fünf Jahre später zum Gesandten in Rom ernannt.

In den ersten Jahren seines Aufenthaltes hier spielte er eine sehr glänzende Rolle, und obschon Spanien in Rom den herrschenden Einfluß wieder gewonnen, so hatte der Kardinal doch durch seine persönlichen Eigenschaften Frankreich in einer guten Stellung erhalten.

Gleich an dem Tage, wo wir ihm vorgestellt wurden, lud er uns für den nächstfolgenden zur Tafel.

Wir wußten im voraus, daß diese Tafel eine ganz vorzügliche war, und daß, den Gewohnheiten des römischen Bedientengesindels ganz entgegen, die Lakaien sich von den Gästen nicht den Preis der Mahlzeit bezahlen ließen, welche letztere am Tage vorher zu sich genommen.

Der Kardinal führte ein großes Haus. Er hielt offene Tafel, und wer ihm einmal vorgestellt worden, hatte für immer sein Kuvert bei ihm.

Dieser täglich wiederkehrende Aufwand, die Feste, die er gab, führten ihn geraden Weges seinem Ruin entgegen, umsomehr, als seine mit der Verwaltung seiner Güter in Frankreich beauftragte Familie jedes Jahr, um ihm keinen Ertrag schicken zu müssen, bald eine Dürre, bald eine Überschwemmung erfand. Was von diesen Landplagen verschont blieb, ward durch angeblich notwendige Baureparaturen verschlungen.

Der liebenswürdige Greis erzählte mir dies alles lachend, indem er mit mir kokettierte.

»Zum Glück,« sagte er, »bin ich dreiundsiebzig Jahre alt, und so lange ich lebe, wird mein Vermögen wohl noch reichen.« Leider täuschte sich der würdige Mann. Als er drei Jahre später wegen seiner Opposition gegen die französische Revolution zurückgerufen und seines ganzen Vermögens beraubt ward, sah er sich, der bis jetzt ein jährliches Einkommen von einhunderttausend römischen Talern gehabt, in sehr beschränkte Umstände versetzt und hätte ohne die Unterstützung, welche der Chevalier Azara, sein Freund, ihm beim spanischen Hofe auswirkte, geradezu Mangel leiden müssen.

Wir trafen bei dem Kardinal von Bernis diesen würdigen Spanier, in bezug auf dessen Redlichkeit und Courtoisie in Rom nur eine Stimme war.

Er und sein Hof — der Carls des Dritten — war augenblicklich mit dem Papst ein wenig gespannt und zwar infolge einer kleinen Escamotage, welche letzterer sich erlaubt, und in bezug auf welche Azara trotz aller Bitten noch keine Genugtuung hatte erlangen können.

Bekanntlich ward die Gesellschaft Jesu im Jahre 1767 aus Spanien und Neapel verbannt und endlich im Jahre 1773 von Clement dem Vierzehnten unterdrückt, welcher diesen Akt nur um zwei Jahre überlebte.

Ob schon der König Carl der Dritte gegen die guten Väter keinen geringen Groll hegte, weil sie schon von seiner Geburt an das Gerücht verbreitet, er sei der Sohn des Kardinals Alboni und nicht der Philipps des Fünften, so hatte seine Rache sich doch darauf beschränkt, daß er sie aus seinen Staaten verbannte und auch aus denen seines Sohnes Ferdinand verbannen ließ. Dabei fuhr er fort, ihnen ihre Pensionen in vortrefflichen spanischen Piastern zu bezahlen, welche in Italien und besonders in Rom, wo das Gold fürchterlich gefälscht ist, einen Mehrwert hatten.

Nun war in Civita Vecchia ein von dem Hofe in Madrid abgesendetes, mit Piastern beladenes Schiff angekommen.

Diese Piaster waren zur Bezahlung der Pensionen der Verbannten bestimmt.

Pius der Sechste ließ sie in der Münze deponieren.

Als das Geld einmal hier war, ließ er, anstatt es unter die guten Väter zu verteilen, es einschmelzen, mischte ein Vierteil geringhaltiges Metall darunter, ließ Paoli, Papeti, Carlini und Testoni daraus schlagen und bezahlte die Jesuiten mit diesem erbärmlichen Gelde, so daß er, wie Jenkens, Sir Williams Bankier, uns versicherte, mehr als fünfundzwanzig Prozent daran gewann.

Die Jesuiten und der Chevalier Azara mochten reklamieren, wie sie wollten; sie fanden kein Recht. Endlich richteten sie eine Bittschrift an den König Carl den Dritten und baten ihn, sie später direkt durch die Hände des spanischen Gesandten auszahlen zu lassen.

Es ist dies jedoch noch nichts im Vergleich mit dem, was man von den Mitteln erzählte, welche jener Papst anwendete, um sich Geld zu verschaffen, oder vielmehr um das Vermögen des Prinz-Herzogs und des Kardinals Onesti, seiner beiden Neffen, zu vermehren, denn der Krebs des Nepotismus nagte ihn ab bis auf die Knochen.

Im Augenblicke unserer Ankunft in der ewigen Stadt stand Pius der Sechste im Begriff, trotz seiner weltlichen und geistlichen Macht, einen Prozeß zu verlieren, den er, wenn derselbe bloß ungerecht gewesen wäre, zehnmal gewonnen hätte.

Unglücklicherweise aber war dieser Prozeß geradezu ruchlos.

Die Tatsache war folgende:

Es gab in Rom einen Lastträger aus der Umgegend von Mailand, welcher durch seine Arbeit, echte Lastträgerarbeit, die fabelhafte Summe von achthunderttausend römischen Talern oder vier Millionen vierhunderttausend Francs französisches Geld zusammengebracht hatte.

Dieser Lastträger hieß Levi.

Er hatte drei Söhne Amasis, Giuseppe und Giovanni.

Er teilte sein Vermögen unter sie und stellte dabei die Bedingung, daß das Vermögen eines jeden ohne männliche Kinder sterbenden Bruders wieder an die anderen zurückfallen sollte.

Giovanni, der älteste der Söhne, starb einige Zeit nach seinem Vater, ohne Kinder zu hinterlassen. Giuseppe war der zweite, welcher starb, und er hinterließ eine Tochter Anna Maria.

Es blieb nun noch der dritte, Amasis übrig, welcher Priester geworden und folglich keine Aussicht für Kinder hatte.

Dem Rechte nach hätte nun alles, selbst das Erbteil des Priesters, der Tochter zufallen sollen, da ja keiner der Verstorbenen männliche Kinder hinterlassen hatte. Der Priester aber behauptete, alles gehöre ihm, und bemächtigte sich in der Tat des ganzen Vermögens, zum Nachteil Anna Marias, deren Mutter er nicht leiden konnte.

Anna Maria machte einen Prozeß gegen ihren Onkel anhängig.

Der Priester wußte durch seinen Einfluß Zeugen aufzutreiben, welche aussagten, Anna Maria sei nicht von legitimer Geburt.

Diese List hatte kein anderes Resultat, als daß dadurch die öffentliche Meinung aufgeregt ward.

Das Gerücht von diesem Prozesse kam auch zu Ohren des Papstes, der hier ein gutes Geschäft witterte. Er beauftragte einen gewissen Nardini, Amasis den Kardinalshut und eine Rente zu bieten, über deren Höhe man sich verständigen würde. Man machte Amasis bemerklich, da das ganze Vermögen von seinem Vater in den Staaten des Papstes erworben worden, es nicht mehr als recht sei, wenn es, mit Abzug des Anteils, welcher ihm, Amasis, zuerkannt werden würde, an den heiligen Stuhl zurückfiele.

Amasis sah in diesem Vorschlag ein Mittel, um zugleich seinen Stolz und seinen Haß zu befriedigen. Er schenkte dem Papst sein sämtliches Besitztum und stellte die Entscheidung der Entschädigungsfrage seiner Großmut anheim.

Der Papst setzte sofort den Prinzen-Herzog in den Besitz dieses Vermögens, vergaß aber die Amasis versprochene Rente ebenso wie den Kardinalshut. Amasis reklamierte, aber vergeblich.

Nun begann er zu bereuen, ohne Nutzen für sich eine schlechte Tat begangen zu haben. Er errichtete deshalb ein Testament, in welchem er erklärte, die Schenkung, welche er dem Papste gemacht, sei das Resultat hinterlistiger Ratschläge, und hinzufügte, er habe besonders sich von dem Haß leiten lassen, den er gegen seine Schwägerin gehegt, die er nun um Verzeihung bat, indem er sein Verbrechen gestand, und die gemachte Schenkung widerrief.

Nardini, der päpstliche Agent, dem man ohne Zweifel ebenfalls vergessen, seine Courtage zu bezahlen, machte nun gemeinschaftliche Sache mit Amasis, indem er erklärte, er bereue, sich zum Werkzeuge des Papstes hergegeben und ihm bei dieser abscheulichen Tat noch geholfen zu haben.