Landser im Weltkrieg 1 - Hermann Weinhauer - E-Book

Landser im Weltkrieg 1 E-Book

Hermann Weinhauer

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Beschreibung

Fesselnde Landser-Geschichten in Romanheft-Länge Der vorliegende Band „D-Day Normandie 44” lässt Sie in die Materialschlachten nach der alliierten Landung in Frankreich eintauchen. Die wenigen deutschen Divisionen müssen sich einem an Material und Menschen weit überlegenen Feind stellen. Erleben Sie durch die Augen des Kompanieführers Bergner das erbitterte Ringen um die Küstenstadt Caen. Wird es den erschöpften deutschen Landsern gelingen, sich der gegnerischen Übermacht zu erwehren? Über die Reihe „Landser im Weltkrieg“ „Landser im Weltkrieg“ erzählt fiktionale Geschichten vor historischem Hintergrund realer Schlachten und Ereignisse im Zweiten Weltkrieg. Im Zentrum stehen die Erlebnisse deutscher Landser fernab der großen Strategien am grünen Tisch. Lassen Sie sich dieses einmalige Leseerlebnis nicht entgehen, indem Sie auf „jetzt kaufen“ klicken.

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Hermann Weinhauer

 

 

 

 

 

Landser im Weltkrieg 1

D Day Normandie 44 – Wehrmacht und Waffen SS im Stahlgewitter der Abwehrschlacht

 

 

 

EK-2 Militär

 

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Über die Reihe Landser im Weltkrieg

D-day Normandie 44

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Über den nächsten Band

Leseprobe

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Über die Reihe Landser im Weltkrieg

 

Jeder Band dieser Romanreihe erzählt eine fiktionale Geschichte, die vor dem Hintergrund realer Ereignisse und Schlachten im Zweiten Weltkrieg spielt. Im Zentrum der Geschichte steht das Schicksal deutscher Soldaten.

 

Wir lehnen Krieg und Gewalt ab. Kriege im Allgemeinen und der Zweite Weltkrieg im Besonderen haben unsägliches Leid über Millionen von Menschen gebracht.

 

Deutsche Soldaten beteiligten sich im Zweiten Weltkrieg an fürchterlichen Verbrechen. Deutsche Soldaten waren aber auch Opfer und Leittragende dieses Konfliktes. Längst nicht jeder ist als glühender Nationalsozialist und Anhänger des Hitler-Regimes in den Kampf gezogen – im Gegenteil hätten Millionen von Deutschen gerne auf die Entbehrungen, den Hunger, die Angst und die seelischen und körperlichen Wunden verzichtet. Sie wünschten sich ein »normales« Leben, einen zivilen Beruf, eine Familie, statt an den Kriegsfronten ums Überleben kämpfen zu müssen. Die Grenzerfahrung des Krieges war für die Erlebnisgeneration epochal und letztlich zog die Mehrheit ihre Motivation aus dem Glauben, durch ihren Einsatz Freunde, Familie und Heimat zu schützen.

 

Prof. Dr. Sönke Neitzel bescheinigt den deutschen Streitkräften in seinem Buch »Deutsche Krieger« einen bemerkenswerten Zusammenhalt, der bis zum Untergang 1945 weitgehend aufrechterhalten werden konnte. Anhänger des Regimes als auch politisch Indifferente und Gegner der NS-Politik wurden im Kampf zu Schicksalsgemeinschaften zusammengeschweißt. Genau diese Schicksalsgemeinschaften nimmt »Landser im Weltkrieg« in den Blick.

 

Bei den Romanen aus dieser Reihe handelt es sich um gut recherchierte Werke der Unterhaltungsliteratur, mit denen wir uns der Lebenswirklichkeit des Landsers an der Front annähern. Auf diese Weise gelingt es uns hoffentlich, die Weltkriegsgeneration besser zu verstehen und aus ihren Fehlern, aber auch aus ihrer Erfahrung zu lernen.

 

Nun wünschen wir Ihnen viel Lesevergnügen mit dem vorliegenden Werk.

Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel!

 

Liebe Leser, liebe Leserinnen,

 

zunächst möchten wir uns herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie dieses Buch erworben haben. Wir sind ein kleines Familienunternehmen aus Duisburg und freuen uns riesig über jeden einzelnen Verkauf!

 

Unser wichtigstes Anliegen ist es, Ihnen ein angenehmes Leseerlebnis zu bieten.

 

Damit uns dies gelingt, sind wir sehr an Ihrer Meinung interessiert. Haben Sie Anregungen für uns? Verbesserungsvorschläge? Kritik?

 

Schreiben Sie uns gerne: [email protected]

 

Nun wünschen wir Ihnen ein angenehmes Leseerlebnis!

 

Heiko und Jill von EK-2 Militär

 

D-day Normandie 44

 

Von Norden kommend streicht ein frischer Wind über die deutschen Stellungen. Er riecht würzig. Caen ist ja auch nur 15 Kilometer vom Meer entfernt.

Lutz Blänsdorf zieht fröstelnd den Kopf tiefer zwischen die Schultern und nimmt den Stahlhelm ab. Unter seinem Rand rauscht der Wind verstärkt. Nun kann er besser hören. Vor nicht allzu langer Zeit lagen sie noch zwischen den Pyrenäen und der Mittelmeerküste zu Sicherungsaufgaben eingesetzt.

Nach der alliierten Invasion wurde die Division im Eiltransport verlegt.

Vor ihrem Abschnitt, dem Abschnitt der 272. Infanteriedivision, ist es heute Nacht merkwürdig ruhig. Einzig weiter im Westen, bei Tilly und Fontenay toben heftige Gefechte. Dort liegt die Panzerlehrdivision. An höherer Stelle vermutet man, dass der Gegner etwas plant und seine Kräfte umgruppiert. Ihren Stellungen gegenüber liegen Kanadier der 2. Infanteriedivision. Weiter links die Briten der 49. und 50. Infanteriedivision.

Wenn Blänsdorf sich anstrengt und konzentriert in die Dunkelheit lauscht, dann trägt der Wind englische Wortfetzen zu ihm hinüber. Hier im verwüsteten und zerstörten Caen liegen sie kaum 50 Meter von den Feindstellungen entfernt.

Durch einen kurzen Stichgraben, der von ihrem Unterschlupf, einem Ruinenkeller, bis in ihre Stellungen führt, kommt Unteroffizier Michael Bruchmüller.

„Gibt es etwas Neues, Lutz?“, fragt der Unteroffizier.

„Nichts Besonderes. Die Tommies sind ruhig.“

„Genau deshalb kann ich nicht schlafen. Die ungewohnte Ruhe macht mich nervös.“

„Hast Recht. Es ist schon eigenartig. Man sehnt sich nach Ruhe und wenn sie da ist, dann zerrt es an den Nerven.“

Bruchmüller starrt über die Deckung. Sein Blick wandert über die Trümmer der Stadt. Soweit er blicken kann, nichts als Trümmer, Schutthaufen und Hausruinen. Dunkle Gedanken drängen sich ihm auf.

„Denk nicht so viel, Michael“, sagt Blänsdorf und schiebt das lMG ein wenig mehr über die Deckung. Rechts von ihnen steigt eine Leuchtkugel in den Himmel. Sofort erstarren ihre Bewegungen. Das gleißende Licht der sinkenden Leuchtkugel verändert dabei schnell das Gelände. Die Schatten scheinen sich zu bewegen. Ein einzelner Schuss peitscht durch die Stille der Nacht und schlägt gegen Gestein.

Langsam geht der Unteroffizier zurück in den Stichgraben und klettert die Kellertreppe hinunter. Er setzt sich auf eine Kiste hinter dem roh gezimmerten Tisch. Die einzelne Kerze auf dem Tisch flackert im Luftzug. Leutnant Gerhard Lemm erhebt sich von seinen Decken.

„Ist etwas los draußen?“

„Nein, Herr Leutnant“, antwortet Bruchmüller und schüttelt dabei den Kopf.

Gerhard Lemm, kaum über 20 Jahre alt, schlüpft in seine graue Feldbluse und setzt seine zerknautschte, verblichene Schirmmütze auf. Seine filigranen Hände gleiten nervös auf den Tisch hin und her.

Aus dem hinteren Kellerteil klingt ein leises Jammern und Weinen eines Kindes herüber. Von Zeit zu Zeit hören die Soldaten tröstende Worte einer jungen Frau.

„Ist das nicht alles furchtbar, Bruchmüller?“, fragt der junge Offizier.

„Ja, Herr Leutnant“, antwortet dieser und weiß dabei genau, dass der Leutnant das Leid der Zivilbevölkerung meint. „Aber wir können nicht viel dagegen tun.“

Merkwürdiger Ernst liegt auf dem Gesicht des Leutnants. Dabei hat er das Leben noch nicht richtig kennengelernt, dafür aber den Tod umso besser.

„Kommen Sie, wir gehen mal für eine Weile raus, Bruchmüller.“

„Jawohl, Herr Leutnant.“

„Sonderbar, diese Stille, nicht wahr?“, meint Lemm melancholisch.

„Vielleicht hat einfach nur niemand den Mut, diese Stille zu unterbrechen? Vielleicht dauert sie noch eine Weile an. Man bildet sich ein, dass Frieden wäre. Daher ist es schwer, den ersten Schuss abzugeben“, erwidert Bruchmüller.

Er hat es kaum ausgesprochen, als ein Gewehrschuss aufpeitscht. Er lässt die beiden Männer augenblicklich zusammenzucken.

Irgendein kanadischer Scharfschütze hat wohl ein Ziel entdeckt. Die bedrückende Ruhe ist urplötzlich vorbei. Leuchtspurfäden ziehen durch die gespenstischen Ruinen und Granatwerfergeschosse zerspringen mit hellem Knallen zwischen den deutschen Stellungen.

Im Norden, hinter den scharfen Konturen der Ruinen von Caen, glimmt es kurz hintereinander verdächtig auf. Eine kanadische Artilleriebatterie hat das Feuer auf ihre Stellungen eröffnet. Die Granaten orgeln heran, schon kann man ihr Rauschen hören. Es steigert sich jäh und mündet in vier donnernden Explosionen. Der unwirkliche Zauber der vergangenen Ruhe ist nun endgültig vorbei. Gefahrvoll zischen Splitter durch das Mauerwerk und jetzt zucken überall im Norden die gelb-weißen Mündungsfeuer der britisch-kanadischen Artillerie auf.

Die Totenstadt Caen erwacht erneut zum Leben.

Der sich verbreitende Schwefelgeruch brennt den Soldaten in den Augen, als sie überall ihre Deckungen verlassen und sich ohne Befehl in Trichter und hinter Mauerreste werfen.

Unvermittelt beginnt die Luft förmlich zu zittern. Die Landser pressen sich noch dichter in ihre Deckungen, graben sich noch tiefer in die kalte Erde. Das, was die Luft erzittern lässt, ist die schwere Schiffsartillerie der Schlachtschiffe vor der normannischen Küste.

Mit angespannten Gesichtern lauschen die Landser auf die heranheulenden Granaten. Ihr Herzschlag droht vor Anspannung beinahe auszusetzen. Mit elementarer Wucht schlägt es nun hinter ihnen ein.

Der gewaltige Luftdruck wirft die Soldaten in der Nähe gegen die Trichterwände. Eine haushohe Wolke aus Staub, Dreck und Rauch steigt hoch. Ein ohrenbetäubender Donner brandet auf.

Lemm blickt zurück. Er reibt sich die schmerzenden Augen und traut ihnen nicht. Dort, wo vor Sekunden noch ihr Deckungskeller war, gähnt nun ein schwarzer, qualmender Abgrund auf.

„Verflucht, wo ist der Keller? Er ist einfach weg!“, ruft der Leutnant.

Bruchmüller wirbelt herum.

„Die Kameraden!“, ruft er und mit schreckensgeweiteten Augen setzt er nach: „Die Kinder!“

„Weg, einfach weg“, stammelt Blänsdorf, der in ihrer Nähe Deckung gesucht hat.

Mit verstörten Gesichtern blicken sich die Männer gegenseitig an. Langsam setzt die grausame Erkenntnis ein, etwa fünfundzwanzig Menschen sind in einem einzigen, fürchterlichen Augenblick gestorben. Deutsche und Franzosen. Sie wurden innerhalb eines Wimpernschlags todgedrückt, zerfetzt und begraben.

Schon wieder rauscht es infernalisch heran. Wieder zerreißt es brüllend die geschundene Erde.

„Sienknecht!“, ruft Lemm einen jungen Soldaten herbei.

„Herr Leutnant?“

„Lauf zum Chef! Er muss uns Verstärkung schicken! Auch Munition! Sonst sind wir hier verloren!“, befiehlt der Leutnant.

Der junge Soldat Sienknecht rennt los. Zehn Minuten später springt Hauptmann Bergner mit zehn Soldaten in die Deckung.

Der Leutnant meldet hastig die Ereignisse der letzten Minuten und schließt mit den Worten: „Fast unsere ganze Munition war im Keller neben der Treppe gelagert, Herr Hauptmann.“

„Wie viele Tote hat Ihr Zug?“

„Acht etwa, Herr Hauptmann“, erwidert Leutnant Lemm.

„Ich habe zehn Mann mitgebracht. Außerdem noch genügend Munition. Teilen Sie die Leute ein. Solange der Gegner mit Artillerie feuert, wird er wenigstens nicht angreifen. Die Grenadiere sollen sich gut in Deckung halten. Alles verstanden?“

„Jawohl, Herr Hauptmann“, gibt der junge Leutnant zurück.

„Ich bleibe hier!“, beschließt Hauptmann Bergner.

Insgeheim atmet der junge Leutnant auf, denn damit ist ihm die Verantwortung um diese exponierte Stellung abgenommen.

Bergner schaut auf das fluoreszierende Ziffernblatt seiner Armbanduhr.

„Genau Mitternacht“, knurrt Hauptmann Bergner und schiebt sich den Stahlhelm weiter aus der Stirn. Er hört den keuchenden Atem seiner Männer und presst sich mit ihnen an die Grabenwand. Schon wieder bäumt sich die gepeinigte Erde unter den schweren Schiffsgranaten auf. Sie liegen nun jedoch weiter im Hinterland. Sie haben es auf die Nachschub- und Verbindungswege abgesehen. Immer mehr steigert sich das Feuer, wird von Minute zu Minute stärker.

Gegen 1 Uhr früh bricht jede Verbindung zu den Nachbareinheiten sowie zum Bataillon ab. Das fürchterliche Artilleriefeuer wühlt zum wiederholten Male die Ruinen der Stadt um.

Von allen Seiten greifen jetzt die feindlichen Batterien in den Kampf ein und riegeln damit die Stellungen der Verteidiger zum Hinterland komplett ab.

Der gegnerische Beschuss steigert sich noch immer.

„Hilfe!“

Ein Schrei. In höchster Todesangst ausgestoßen. Schrill durchdringt es die Geräuschkulisse der detonierenden Granaten.

Ein Sanitäter springt auf und hetzt los. Durch das Toben der Granaten. Er verschwindet in einem Wirbel aus explodierenden Granaten. Der Sanitäter bezahlt seine Einsatzbereitschaft mit dem Leben.

Ein Maschinengewehr jagt eine hämmernde Garbe über die Trümmer hinweg. Die Querschläger klatschen in die Deckungen. Die Angst, das Grauen, schleicht durch die abgeschnittene deutsche Stellung.

„Hört das denn nie auf?“, schreit der Gefreite Blänsdorf und hält sich die Ohren zu. Leutnant Lemm stöhnt auf und selbst Hauptmann Bergner ballt unwillkürlich seine Fäuste. Dennoch bleibt es eine hilflose Geste.

Länger und länger hält das Artilleriefeuer an und mit unverminderter Wucht wühlen sich die feindlichen Granaten in das Trichterfeld. Am Friedhof erinnern einzig die Grabsteinbrocken an diese einstige Ruhestätte. Nun werden die Toten herausgeschleudert und liegen zwischen den deutschen Grenadieren, die sich verzweifelt in die Erde krallen.

Bergner schiebt sich ein Stück aus der Deckung. Die kanadische Infanterie regt sich nicht. Ein kühner Gedanke jagt durch sein Gehirn.

„Jetzt aufstehen, losstürmen und die Bastarde dort drüben überrennen. Dann wäre man vor den explodierenden Granaten sicher.“

Immer mehr ergreift dieser verrückte Gedanke Besitz von ihnen.

„Unteroffizier Bruchmüller?“, ruft der Hauptmann.

„Herr Hauptmann?“

„Schicken Sie je einen Mann zu den drei anderen Zügen. Sie sollen auf doppel-grünes Lichtzeichen warten und dann angreifen. Wir überrumpeln die Kanadier und heben ihre vorgeschobene Stellung drüben aus. Dann haben wir Ruhe. Sie werden mit einem Angriff von uns nicht rechnen. Verstanden?“, erklärt der Offizier.

„Jawohl, Herr Hauptmann!“, erwidert der Unteroffizier. Trotzdem sieht man dem Gesicht des Unteroffiziers an, dass er am Verstand des Chefs zweifelt.

Dennoch, Befehl ist Befehl, und so machen sich Bruchmüller selbst und zwei weitere Soldaten auf den Weg.

Mit stoischer Ruhe schiebt Bergner die erste grüne Leuchtkugel in den Lauf der Leuchtpistole. Er wartet, bis der Melder wieder zurück ist. Ewige zehn Minuten muss er warten. Schließlich meldet sich Unteroffizier Bruchmüller wieder zurück und meldet, dass der Auftrag erledigt ist.

Nun muss Bergner den Zügen noch einige Zeit geben, um sich vorzubereiten. Fünf Minuten werden wohl genügen.

Der Hauptmann ist sich durchaus im Klaren darüber, dass das ganze Unternehmen ein Wagnis ist, aber es geht nicht anders, wenn sie nicht in ihrer Stellung durch die Schiffsartillerie zerstampft werden wollen.

Im Osten schiebt sich bereits ein schmaler, heller Streifen über den Horizont. Er verkündet einen neuen Tag und dieser verspricht bereits jetzt blutig zu werden.

Mehr und mehr weicht die Nacht und es kann losgehen.

Er spürt die Blicke seiner Männer auf sich ruhen.

Bergner drückt die Leuchtpistole und feuert die erste grüne Kugel ab. Schnell wird nachgeladen und die zweite hinterher geschickt.

„Los!“, ruft der Hauptmann und springt auf.

Kaum sind sie einige Meter vorangekommen, da schlägt ihnen wütendes Abwehrfeuer entgegen.

Aber es ist zu spät. An der Spitze seiner Männer wirft sich Bergner mitten zwischen die überrumpelten Kanadier. Ein erbittertes Handgemenge entbrennt. Maschinenpistolen rattern, Gewehrkolben sausen hernieder und Feldspaten spalten Schädel oder schneiden in Fleisch. Vereinzelt wummern Handgranaten. Aus dem ganzen Toben des Kampfes erklingen schrill die Schmerzens- und Todesschreie der Sterbenden und Verwundeten.

„Weiter nach rechts aufrollen!“, schreit Hauptmann Bergner durch das Getöse.

Langsam weichen die Kanadier nach Norden aus. Deutsche Maschinengewehre, die hastig in Stellung gebracht werden, beginnen zu hämmern. So mancher Kanadier wird beim Zurückgehen erwischt und sackt getroffen zusammen.

„Sofort in Deckung gehen! Anschluss nach links und rechts herstellen!“, befiehlt der Kompaniechef.

In fieberhafter Eile wird die eroberte Stellung zur Verteidigung bereit gemacht.

Bruchmüller und Blänsdorf finden einige kanadische Proviantbeutel.

„Schau her, amerikanische Zigaretten, Büchsenfleisch, Kekse und sogar Schokolade. Damit kann man es aushalten“, freut sich Bruchmüller.

Die Beute wird, so gut es geht, aufgeteilt.

In einem Keller finden die Landser einige verängstigte französische Frauen. An ihren Gesichtern kann man genau erkennen, dass sie nicht begeistert sind, nun wieder in deutschen Händen zu sein. Sicher hatten sie bereits die Hoffnung, dass die Alliierten die Deutschen bald aus ganz Caen vertrieben hätten.

Bergner und Bruchmüller reichen ihre Schokolade und Kekse an zwei Frauen, die kleine Kinder in den Armen halten.

„Merci, mon capitaine!“, erwidern die jungen Frauen und schauen nun schon etwas freundlicher.

„Nichts zu danken“, meint Bergner ruhig und winkt ab.

Er begibt sich wieder zu seinen Männern, die eifrig am Ausbau der Stellung arbeiten.

Er nagt nervös an seiner Unterlippe und setzt sich auf den Boden, den Rücken an die Wand einer Hausruine gelehnt. So ist es bei ihm immer nach einem überstandenen Angriff und so wird es wohl auch bleiben.

Er hebt den Kopf und murmelt halblaut: „Und es wird doch immer wieder Tag.“

Ein Oberfeldwebel kommt um die Ecke und meldet.

„Vier Tote und sechs Verwundete, Herr Hauptmann.“

Bergner nickt und bedankt sich bei dem Oberfeldwebel. Er fühlt sich unendlich müde und erschöpft.

 

Bergner schreckt auf. Er war tatsächlich im Sitzen eingeschlafen. Aus verschlafenen Augen sieht er Major Wolff auf ihn zukommen.

Schnell erhebt er sich.

„Warum sind Sie denn nach vorn gekommen, Herr Major?“

„Ich habe mir Sorgen gemacht und muss doch wissen, was mit Euch hier vorne los ist, Bergner.“

„Nichts, Herr Major. Die Angst trieb uns einfach nach vorn. In unserer alten Stellung hätten sie uns früher oder später zusammengetrommelt.“

„Ihr Entschluss war goldrichtig, Bergner. Aber wenn der Feind sich wieder gefasst hat, dann wird er hier als erstes angreifen!“

Hauptmann Bergner setzt ein verschmitztes Lächeln auf.

„Dann gehen wir einfach wieder auf unsere alte Stellung zurück, Herr Major.“

„Nicht schlecht, Bergner. Von der Panzerlehrdivision wurden uns übrigens zwei der neuen Tiger II zugesagt. Mal schauen, ob sie auch ankommen. Sollten sie tatsächlich eintreffen, dann werde ich sie an der Straßenkreuzung aufstellen lassen. Dann können die Ihnen guten Feuerschutz geben, wenn Sie zurück müssen.“

„Das ist gut, Herr Major.“

„Halten Sie die Augen und Ohren offen, mein Lieber. Hier ist allerhand los.“

Bergner versucht zu grinsen. Es wird jedoch nur eine Grimasse daraus.

„Jawohl, Herr Major.“

Er verlässt zusammen mit dem Major die Hausruine und die beiden Offiziere verabschieden sich.

Hauptmann Bergner lehnt sich anschließend, zusammen mit Lemm und Bruchmüller an eine Trichterwand.

„Es wird bald wieder losgehen, Herr Hauptmann“, bemerkt Leutnant Lemm lakonisch.

„Dann gehen wir einfach wieder zurück. Sollen sie doch ihre eigene Stellung zertrommeln. Was kümmert es uns.“

„Und die Zivilbevölkerung, Herr Hauptmann? Man müsste sie irgendwie zurückbringen“, meint Lemm.

„Schöne Idee, Lemm. Aber wie wollen Sie das anfangen?“, fragt Bergner interessiert.

Leutnant Lemm überlegt kurz und sieht sich um.

Dann meint er entschlossen: „Hier durch das Trümmerfeld bis an den Rest des Obstgartens. Dort beginnt ein Laufgraben, der mal von der schweren Flak ausgehoben wurde. Ich würde es mir zutrauen, die Zivilisten heil zurückzubringen.“

Bergner nickt zustimmend und zeigt sich mit dem Plan des Leutnants einverstanden.

Zuerst blicken die Franzosen den deutschen Offizier erstaunt und ängstlich an. Leutnant Lemm erklärt ihnen jedoch ungeschminkt in seinem besten Schulfranzösisch, was den Zivilisten bevorstehen wird. Ein älterer Franzose nickt mit dem Kopf und stimmt zu.

Als die Gruppe sich auf den Weg macht, meint Bergner noch: „Aber schnell, Lemm. Bringen Sie die Leute nach hinten und dann rasch wieder zurück. Verstanden?“

Die Gruppe besteht zum größten Teil aus Frauen und Kindern. Einige alte Männer sind dabei. Sie stolpern durch die Trichter und den zerpflügten Obstgarten und laufen schließlich unbehelligt durch den Laufgraben und sind in Sicherheit.

Auf dem Rückweg bleibt Lemm wie angewurzelt stehen. Direkt vor ihm bewegen sich drei Kanadier. Sie müssen irgendwo durch die Front gesickert sein und befinden sich wahrscheinlich auf Spähtrupp. Sie haben ihn noch nicht bemerkt. Er rutscht hinter eine halb zusammengestürzte Mauer in Deckung. Vorsichtig blickt der Leutnant über die Mauer. Die Kanadier scheinen sich ebenfalls zu beratschlagen, denn sie ducken sich und stecken die Köpfe zusammen.

Leutnant Gerhard Lemm überlegt, was er machen soll. Schießen oder drei Gefangene machen?

Die drei Feindsoldaten hocken noch immer unschlüssig im Schutz mehrerer dichter Sträucher und Bäume.

Der junge Leutnant pirscht sich näher heran. Blitzartig springt er entschlossen hoch und bringt seine MP 40 in Anschlag.

Dann brüllt er: „Hands up!“

Die drei Kanadier erstarren. Sie sehen in das entschlossene Gesicht des jungen Deutschen und auf die schussbereite Maschinenpistole.

Erst fällt eine, dann die beiden anderen Sten MP klappernd zu Boden.

„Los!“, befiehlt Lemm und weist mit dem Lauf seiner Waffe in die Richtung, die die Gefangenen gehen sollen.

Mit erhobenen Händen trotten die überrumpelten Kanadier vor ihm her. Lemm sammelt schnell die drei britischen Waffen ein. Der Leutnant kennt den Weg zum Bataillonsgefechtsstand gut. Sie brauchen nicht lange zu laufen.

Der Posten vor dem Gefechtsstand reißt erschrocken die Augen auf, als er die Kanadier auf sich zukommen sieht.

Der junge Offizier liefert die drei Soldaten ab. Major Wolff, der ebenfalls wieder im Gefechtsstand ist, klopft dem jungen Offizier anerkennend auf die Schulter.

„Das haben Sie gut gemacht, Leutnant Lemm. Ich werde es Ihrem Chef durchgeben. Seit einer halben Stunde funktioniert das Feldtelefon wieder. Aber jetzt erstmal wieder ab zu Ihrem Zug.“

Lemm grüßt und klettert aus dem Bataillonsgefechtsstand.

Nach einer halben Stunde kann er sich wieder bei Hauptmann Bergner zurückmelden.

 

Bergner schüttelt den Kopf, als Lemm mit seinem Bericht zu Ende ist.

„Und ich habe mir schon Sorgen gemacht“, sagt er erfreut.

„Es war reiner Zufall, dass mir die Burschen über den Weg gelaufen sind. Ich durfte ihre Maschinenpistolen sogar mitbringen. Schöne Dinger. Die können wir bestimmt gut gebrauchen, Herr Hauptmann.“

Während Lemms Abwesenheit ist die Kompanie wieder zurückgegangen. Kaum zu früh, denn jetzt fängt die alliierte Artillerie wieder an zu trommeln und zerstampft ihre eigene, alte Stellung.

Hauptmann Bergner beobachtet seine Männer der Reihe nach. Die Alten werden immer weniger. Die Gräber der Gefallenen seiner Kompanie sind über halb Europa verteilt. Hier scheint es nun den Rest zu treffen.

Dann blickt er in die Augen des Grenadiers, der neben ihm im Schützengraben steht und das Vorfeld beobachtet. Gerade wendet er seinen Blick verunsichert zum Offizier.

„Wie ist Ihr Name, Soldat, und wie alt sind Sie?“, fragt Bergner den jungen Soldaten.

„Grenadier Peter Genz, Herr Hauptmann. Ich werde 18.“

„Wann?“

„Im nächsten Jahr“, stottert der junge Landser und kann nicht verhindern, dass er rot wird.

„Wie lange bist Du bei der Kompanie, Genz?“

„Sechs Wochen, Herr Hauptmann!“

„Hm, dann bist Du ja schon ein alter Krieger geworden, nicht wahr?“

Der junge Soldat schaut seinen Kompaniechef aus verunsicherten und verstörten Augen an: „Ich weiß nicht. Wie lange wird der Krieg noch dauern, Herr Hauptmann?“

Bergner zuckt mit den Achseln.

„Das weiß ich auch nicht, Genz.“

Das Gesicht des blutjungen Grenadiers wird noch ratloser.

Rasch fügt er tröstend hinzu: „Aber Du darfst Dich nie selbst aufgeben. Selbst dann nicht, wenn Du in den Trümmern von Caen liegst.“

Ein wilder Feuerwirbel rast in diesen Minuten auf die deutschen Stellungen zu. Unaufhörlich schlagen nun die schweren Granaten in die Stellungen der Kompanie ein.

Über Caen tobt die Artillerieschlacht erneut in voller Stärke. Die Keller und Schützengräben beben in ihren Grundfesten.

Lemm sitzt im Keller. Dort riecht es durchdringend nach Schweiß und Blut. Er schneidet sich gerade eine Scheibe Brot ab und legt etwas Speck darauf. Dann sieht er die hungrigen Augen eines Mädchens. Wortlos reicht er ihr das Brot und den Speck.

In diesen Minuten dröhnt in unmittelbarer Nähe eine schwere Explosion. Staub und beißender Pulverdampf dringen in den Keller ein. Gleich darauf poltern dicke Gesteinsbrocken die Treppe herunter und verschütten den Ausgang. Die Kerzen beginnen zu flackern und erlöschen.

30 Menschen, Deutsche und Franzosen, wagen nicht mehr zu atmen. Sie sitzen in einer grässlichen Falle und sind lebendig begraben. Nur wenig Luft steht ihnen zur Verfügung. Eine französische Frau schreit schrill auf. Dumpfe, bebende Detonationen lassen den Keller weiter erzittern.

„Ruhe bewahren!“

Die Stimme von Leutnant Lemm durchdringt die Dunkelheit im Keller.

„Zündet nur eine Kerze wieder an. Wir müssen Sauerstoff sparen. Die muss reichen.“

Die Kerze wird mit einem Streichholz angezündet und flackert unruhig.

Keuchend beginnen die Männer zu arbeiten. Ein Franzose packt mit an. Doch immer neue Steinmassen rutschen nach. Der Schweiß rinnt den Männern in Bächen den Körper hinunter. Ohne Pause schuften sie weiter.

Plötzlich spüren sie einen frischen Luftzug und nach weiteren zehn Minuten haben sie es geschafft. Der Eingang ist wieder frei.

Vor der Kellertreppe befindet sich ein riesiger Krater.

Die Landser heben ruckartig den Kopf, denn ein neuer Ton dringt an ihre Ohren. Es sind hellere, peitschende Töne. Plötzlich brechen in der gegnerischen Stellung Einschlagsfontänen auf. Eigene, leichte und mittlere Artillerie sowie Achtacht-Flugabwehrgeschütze erwidern nun das Feuer. Es zischt, heult und dröhnt. Abschüsse sind von den Einschlägen kaum noch zu unterscheiden.

„Unsere Artillerie ist endlich aus dem Winterschlaf erwacht. So müssten sie immer schießen“, jubelt Bruchmüller.

Hauptmann Bergner weiß jedoch, dass das nicht möglich ist. Er hatte vor einiger Zeit, als er bei der Division war, die Nachschubstraßen gesehen. Verbrannte Fahrzeuge, zerschlagene Geschütze und von Jagdbombern abgeschossene Panzer waren überall zu finden. Bei Tag ist es nahezu unmöglich, größere Truppenbewegungen durchzuführen. Die allgegenwärtigen Jabos unterbinden Fahrzeugbewegungen bis weit in das Hinterland hinein.

Nun jedoch schlägt die deutsche Artillerie zurück. Das gibt den deutschen Landsern etwas Auftrieb. Von ganz hinten orgeln nun sogar die schweren Granaten der Heeresartillerie heran. Die schweren Brocken hämmern in die feindlichen Artilleriestellungen ein. Das Feindfeuer lässt nun merklich nach. Schon wollen die deutschen Grenadiere aufatmen, da geben die Posten in der gegenüberliegenden Ruine Alarm.

„Die Tommies kommen!“

„Alles raus!“

Sie werfen sich hinter die kümmerlichen Reste der Deckungen. Maschinengewehre beginnen zu hämmern. Von der Straßenkreuzung schieben sich nun zwei riesige Stahlungetüme heran. Die zwei zugesagten Tiger II, von den Alliierten ehrfürchtig King Tiger – Königstiger – genannt, schieben sich nach vorn.

Aus ihren Mündungen zischen feurige Zungen. Berstendes Krachen erfüllt die Luft. Bergner liegt neben dem jungen Grenadier Genz am oberen Rand eines Granattrichters und jagt Schuss auf Schuss aus seiner Maschinenpistole. Genz feuert unablässig aus seinem Karabiner. Deutlich sehen sie die braunen Gestalten, die sich auf die deutschen Stellungen vorarbeiten. Mehr und mehr der Angreifer bleiben im Vorfeld liegen. Aber schon schiebt sich die zweite Welle der 2. Kanadischen Infanteriedivision über die Trümmer hinweg.

„Panzer von vorn!“, erschallt der Warnruf.

„Verdammt! Das geht schief“, fürchtet Leutnant Lemm.

Schon sehen die Landser die Stahlkolosse. Sie zählen zehn, zwölf, 20 Churchill-Panzer. Immer mehr tauchen auf. Die beiden Panzerkampfwagen VI Ausführung B. feuern, was ihre Rohre hergeben. Beinahe jeder Schuss ist ein Treffer, denn die kanadischen Panzer fahren dicht aufgeschlossen. Das Schuttgelände erlaubt keinen aufgefächerten Einsatz. Qualmende und auseinander berstende Panzerwracks kennzeichnen nach kürzester Zeit den Weg der kanadischen Panzerabteilung. Die Schüsse der Churchills prallen jedoch wirkungslos an der schrägen, 185 Millimeter starken Frontpanzerung ab.

Trotz der immensen Verluste der feindlichen Angriffstruppen, geben sie sich noch nicht geschlagen. Die feindliche Infanterie hat sich bereits auf Handgranatenwurfweite herangearbeitet. Die Grenadiere richten sich auf und schleudern den Angreifern ihre Stielhandgranaten entgegen. In der Hölle der Abwehrschlacht verspüren sie keine Angst. Der reine Überlebenswille regiert. Torkelnd fliegen die Handgranaten zu den Kanadiern herüber und zerplatzen mit dumpfem Puffen. Schreie ertönen und gehen im rasenden Abwehrfeuer der Waffen unter. Dazwischen knallen noch immer die Panzerkanonen auf beiden Seiten.

Neben Hauptmann Bergner bricht der Grenadier Genz zusammen. Bergner bückt sich und der junge Soldat schaut ihn verwundert an.

„Ich glaub, mich hat es erwischt, Herr Hauptmann!“

Der Offizier zieht den jungen Mann in eine andere Deckung.

„Wo? Lass mal sehen.“

Genz zeigt auf seine rechte Brustseite.

„Hier sticht es so.“

In aller Eile öffnet der Kompaniechef die Feldbluse des jungen Soldaten. Ein Splitter ist ihm in die Lunge gedrungen.

„Heimatschuss?“, fragt der junge Landser ängstlich.

Trotz des Ernstes der Lage muss der Hauptmann kurz auflachen.

„Ja, Heimatschuss. Kannst Du laufen?“

Genz rappelt sich vorsichtig auf, schwankt, aber steht. Sein Keuchen ist deutlich zu hören.

„Versuch zum Bataillon durchzukommen. Berichte dem Major, was hier los ist. Lauf und sieh zu, dass Du durchkommst. Mach es gut, Kleiner.“

Grenadier Peter Genz nimmt all seine Energie zusammen und läuft geduckt los.

Ein Lazarett mit sauber bezogenen Betten, mit gutem Essen, die Heimat selbst ist in greifbarer Nähe.

Er spürt das scharfe Stechen in der Brust. Dennoch läuft er immer weiter. Es geht, muss gehen, denn der Hauptmann hat schließlich befohlen, Bericht zu erstatten.

Mit zusammengebissenen Zähnen kämpft er immer wieder gegen die drohende Ohnmacht an.

Von rechts fegt Maschinengewehrfeuer zwischen den Ruinen hindurch. Landser gehen zurück. Eine andere Kompanie geht dafür vor.

Genz schafft es tatsächlich. Er ist am Ende seiner Kräfte, als er vor dem Bataillonskommandeur steht.

„Herr Major, Hauptmann Bergner meinte, ich soll melden, die Kanadier greifen mit vielen Panzern an. Der Gegner liegt dicht vor unseren Stellungen, wenn keine Hilfe kommt, dann…“

„Schon gut. Hast Du nicht das Reservebataillon unserer Division vorgehen sehen?“

„Doch, Herr Major. Aber rechts ist der Gegner durchgebrochen.“

Nun sackt der junge Grenadier zusammen und fällt in Ohnmacht.

Er merkt nicht mehr, dass ein Arzt sich um ihn kümmert und er zurück gebracht wird.

 

Vorn sieht Bergner, dass die linke Nachbarkompanie langsam zurückweicht.

Er sucht den Kompanietruppführer und ruft: „Feldwebel Schulschenk!“

Schüsse pfeifen ununterbrochen hin und her.

„Schulschenk ist tot“, meint Unteroffizier Bruchmüller durch das Kampfgetöse ungerührt. „Kopfschuss, Herr Hauptmann.“

„Bruchmüller, dann nimm Du den zweiten Zug und riegle nach links ab. Nicht, dass die Kanadier in unseren Rücken kommen. Schick einen Melder zu den Tigern. Einer von denen soll ebenfalls nach der Einbruchstelle hin abriegeln. Verstanden?“

„Jawoll, Herr Hauptmann.“

„Dann, ab dafür. Jede Sekunde zählt.

Mach flinke Füße.“

Schweigend deutet Bruchmüller nach hinten.

Bergner atmet auf. Er sieht das Reservebataillon zum Gegenstoß antreten.

„Na, dann kann doch eigentlich nichts mehr schiefgehen“, murmelt er vor sich hin.

Der Gegner geht langsam zurück. Es wird höchste Zeit, denn der blutige Tag neigt sich langsam seinem Ende. Hoffentlich werden sie dann in der Nacht etwas Ruhe haben.

Die Zugführer geben ihre Verlustmeldungen ab. Als Hauptmann Wilhelm Bergner die Namen der Gefallenen hört, scheint er schlagartig um Jahre zu altern.

Leutnant Lemm kommt und meldet sich.

„Herr Hauptmann, wir können die Kompanie in zwei schwache Züge zusammenfassen. Wir haben noch einen Unteroffizier, sechs Obergefreite und 43 Grenadiere.“

„Gut, veranlassen Sie alles Notwendige, Herr Lemm.“

Bergner fühlt sich müde und zerschlagen. Am liebsten würde er schlafen, nichts als schlafen. Aber da sind noch die Meldungen, die ans Bataillon müssen. Meldungen über Grabenstärke, Verluste und Munitionsbestand.

Wenn nur dieser Papierkrieg nicht wäre. An zu Hause müsste er auch mal wieder schreiben. Die Mutter wird sicherlich tausend Ängste ausstehen, aber heute wird es wohl eher nichts mehr. Dazu ist es schon zu spät. Morgen, ja, morgen wird er bestimmt schreiben. Aber ob er den morgigen Tag noch erleben wird? Kann nicht jede Minute die letzte des Lebens sein?

 

Die Nacht bricht an. Wieder eine Nacht voll unruhigem Schlaf. Draußen hocken die beiden Obergefreiten Blänsdorf und Peters in einem Trichter. Der eine von ihnen stammt aus Westpreußen und der andere aus dem holsteinischen Raum.

Blänsdorf räuspert sich.

„Ich hätte gern einmal gewusst, wie wir eigentlich dazu kommen, uns hier herum zu treiben.“

„Aber sonst hast Du keine Sorgen?“, knurrt Peters.

Er sucht seine Zigarette, die er, ohne sie anzuzünden, zwischen die Lippen schiebt. Sie anzuzünden wäre glatter Selbstmord gewesen. Aber eine kalte Zigarette schmeckt auch nicht. Auf einmal wird er hellhörig. Klappert da draußen im Niemandsland nicht irgendwas? So, als ob Metall gegen Stein geschlagen ist?

„Pass auf, Micha!“

Da ist es wieder. Ein schabendes und kratzendes Geräusch. Ein mühsam unterdrückter englischer Fluch folgt. Ganz leise nur, wie der Hauch des Nachtwindes.

„Hörst Du?“, flüstert Albert.

„Ja! Ich gebe Alarm!“

Blänsdorf stürzt in den Keller.

„Der Tommy bewegt sich auf unsere Linien zu, Herr Hauptmann!“

„Alles raus!“, befiehlt dieser.

 

Zischend steigt eine Leuchtkugel in den dunklen Nachthimmel.

„Genau vor uns liegen sie!“

Das sind keine 20 Meter mehr. Handgranaten fliegen und rasend fallen Maschinengewehre ein. Wilde Flüche, laute Aufschreie klingen herüber. Der ganze Spuk dauert keine zehn Minuten. Dann herrscht wieder Totenstille. Eigenartig, dass sich die britische Artillerie nicht rührt.

Die Landser lauschen angestrengt in die Nacht und halten den Atem an. Klagt und ruft dort nicht jemand? Blänsdorf presst ein Ohr an den Boden. Richtig, jetzt hört er es ganz deutlich.

„Help! Help!“

„Herr Hauptmann, dort vorn leben noch welche. Mindestens einer! Kann ich raus?“

„Nicht allein!“

Der Grenadier Bruno Dickow schiebt sich vor.

„Ich gehe mit!“

„Gut, lasst das Koppel, die Gasmaskenbüchse und den Stahlhelm hier. Die Pistole behaltet Ihr in der Hand“, befiehlt Hauptmann Bergner und übergibt Blänsdorf seine P 38.

Der Grenadier Dickow bekommt ebenfalls eine P38 ausgehändigt und schon schieben sie sich lautlos über den Trichterrand. Sie kriechen Meter um Meter nach vorn. Jetzt hebt Blänsdorf den Kopf und lauscht in die Stille der lauen Nacht.

Da ist es wieder.

„Help! Help!“

Der Verwundete muss ganz dicht vor ihnen liegen. Sie stoßen zunächst nur auf Tote. Doch dann finden sie den Mann. Er fiebert, merkt aber schnell, dass Hilfe gekommen ist.

„Water. Water“, keucht er.

„Immer mit der Ruhe“, brummt Blänsdorf und untersucht den Verwundeten schnell. „Brustdurchschuss“, stellt er fest. „Los, wir ziehen ihn das kurze Stück hinter uns her.“

Schwitzend erreichen sie wieder die eigene Stellung. Der Kanadier wird auf eine Trage gelegt und dann bringen ihn zwei Grenadiere zum Bataillon.

Gegen Mitternacht kommt tatsächlich die Essensträgerkolonne nach vorn durch. Zum Glück ist es nun wieder ruhig an der Front.

„Verschwindet lieber gleich wieder, ehe es hier wieder lebhafter zugeht“, befiehlt Bergner dem Hauptfeldwebel.

Glücklich, der Front wieder rasch den Rücken kehren zu dürfen, ziehen die Träger schnellsten wieder ab. Die Grenadiere, die nicht auf Posten stehen, stürzen sich im stickigen Keller oder in anderen Unterständen heißhungrig auf das Essen.

„Mit vollem Magen lässt sich so einiges viel leichter ertragen“, meint Bruchmüller. Er sieht die anderen an, aber keiner sagt etwas dazu.

Der Hauptmann blickt auf seine Armbanduhr. Es ist fünf Minuten nach Mitternacht. Dann blickt er ruckartig auf. Klang das nicht eben wie ferne Abschüsse? Und schon schreit der Posten die Kellertreppe herunter.

„Achtung, sie schießen wieder!“

Dass damit drei höllische Tage anbrechen, in denen die 272. Infanteriedivision zum Sterben verurteilt sein wird, kann in diesen Sekunden noch niemand ahnen.

Dann braust es wie ein urzeitliches Gewitter unheilverkündend heran. Hageldicht fallen die Granaten vom Himmel. Es orgelt und dröhnt, heult und jault, donnert und kracht. Die gemarterte Erde wankt unaufhörlich.

Gegen Mittag wird das Artilleriefeuer schwächer und hört schließlich ganz auf. Die Landser in ihren Erdlöchern, Laufgräben und Unterständen atmen auf. Die eintretende Ruhe martert die Ohren und Nerven. Unwirklich wirkt die Stille. Doch sie dauert nicht lange. Die deutschen Soldaten vernehmen ein hundertfaches Brummen in der Luft. Sie blicken in den Himmel und da sehen sie die unzähligen mittelschweren amerikanischen Bomber. Sie öffnen die Bombenschächte und lassen ihre Bomben auf die deutsche Front zwischen Caen-Colombelles und Touffréville-Troarn regnen.

Rauschend gleiten die Bomben aus den Schächten. Die erste Welle bombardiert bis zum Bahndamm Caen-Vimont und dabei auch die Dörfer Cagny, Émiéville und Troarn. Die zweite Welle, zehn Minuten später, legt ihren Bombenteppich auf die Ortschaften Frénouville, Cormelles, Bras, Tilly-la-Campagne, Hubert-Folie, Bourguébus und Verrières.

Unten auf der Erde befinden sich in diesem Raum die 272. Infanteriedivision, die 1. SS-Panzerdivision Leibstandarte Adolf Hitler und die 346. Infanteriedivision.

Das Bombardement muss mit brachialer Gewalt auf die angegebenen Ziele durchgeführt werden, um den alliierten Sturmtruppen eine Bresche in die deutsche Front zu schlagen. Weitere massive Verluste der alliierten Sturmtruppen an Menschen und Material waren nicht mehr vertretbar. Durch die so geschlagene Bresche soll das VIII. Britische Korps dann mit der 11. und der 7. Panzerdivision durchstoßen. In Caen selbst soll das II. Kanadische Korps angreifen. Die Hauptlast des Angriffs trägt dort wie in den vorangegangenen Tagen die 2. Kanadische Infanteriedivision.

 

„Fliegeralarm!“

Hauptmann Bergner stürzt die Kellertreppe hoch und starrt nach Nordwesten. Der Himmel ist voller Flugzeuge. Von Nordwesten anfliegend, drehen sie gerade über der Orne nach Süden ab.

„Wenn sie nicht weiter nach Südwesten einschwenken, dann gilt dieser Angriff nicht direkt Caen. Sie werden wohl versuchen, die Front ostwärts von Caen aufzureißen“, denkt der Hauptmann.

„Sie laden ab, Herr Hauptmann!“, ruft der Unteroffizier Bruchmüller und deutet mit seiner rechten Hand nach oben.

Das Rauschen der Bomben ist jetzt sehr deutlich zu hören. Bergner sieht auf seine Uhr. Das Ziffernblatt leuchtet schwach auf. Es zeigt genau 07:30 Uhr. Hauptmann Bergner reißt sich aus seiner Erstarrung.

„Alle Stellungen sofort besetzen!“, befiehlt er mit rauer Stimme.

Die Landser legen sich hinter ihre Waffen. Munitionskästen werden aus den Kellern herausgereicht. Die Maschinengewehre werden geladen und schussbereit gemacht. Die Grenadiere legen sich Stielhandgranaten bereit und machen sie wurffertig.

Bergner fühlt, wie sein Herz bis zum Hals schlägt. Das Rauschen der fallenden Bomben steigert sich von Sekunde zu Sekunde. Und dann scheint plötzlich die Hölle aufgebrochen zu sein. Die Erde beginnt zu schwanken und zu zittern.

Ruinenreste, Kamine und Mauern stürzen unter Getöse ein. Verängstigte Zivilisten flüchten schreiend aus den Kellern in das Freie.

„Oh mein Gott! Dort drüben!“, schreit der Obergefreite Blänsdorf gegen das Inferno.

Der Anblick der zweiten, noch gewaltigeren Bomberwelle lässt ihnen das Blut in den Adern zu Eis gefrieren.

Noch immer schüttelt sich die gequälte Erde unter den Bomben der ersten Welle. Schwarze Detonationen stehen am Ostrand der Stadt Caen. Heller Feuerschein flackert hinter den wenigen noch stehenden Ruinen der normannischen Stadt.

„Die zweite Welle dreht nach Süden ein!“

„Ich sehe es“, antwortet Bergner mit belegter Stimme. Seine Augen brennen, aber dennoch wagt er es zu keinem Augenblick, die zweite Bomberwelle aus den Augen zu lassen. Wieder beginnt das Nerven zehrende Rauschen der herab fallenden Spreng- und Brandbomben. Es ist ein drohendes, tödliches Geräusch. Den Landsern steht das pure Entsetzen in den Gesichtern geschrieben.

Irgendwann ist es soweit und der letzte Bomber dreht ab.

Träge und behäbig ziehen Rauch und Qualm über die Ruinenstadt hinweg.

Das Gedröhn der Bombermotoren wird zunehmend leiser. Doch den deutschen Verteidigern wird keine Atempause gegönnt. Beinahe übergangslos beginnt nun die Artillerie des VIII. Britischen Korps zu feuern.

„Da die letzten Bomben hart südwestlich von Caen gefallen sind, also beinahe in ihren Rücken, soll die Ruinenstadt wohl umgangen werden“, geht es dem Kompaniechef durch den Kopf. Eine andere Schlussfolgerung ist kaum möglich.

Die britischen und kanadischen Granaten pflügen wohl zum hundertsten Mal die gemarterte Stadt um. Der zermahlene und zerstampfte Staub aus Stein, Beton und Mörtel erschwert den Landsern das Atmen und lässt die Kehlen austrocknen. Von Südwesten her greift jetzt die eigene Artillerie in das Gefecht ein. An der großen, nach Süden durch Vaucelles führenden Straße beginnt die schwere Achtacht-Flak in das Höllenkonzert mit einzustimmen. Ihre Granaten zischen tief über die Köpfe der Verteidiger hinweg und schlagen mit peitschendem Knall in die gegnerischen Stellungen ein.

Das erbitterte Artillerieduell neigt sich seinem Höhepunkt entgegen.

Im Südosten brennen die kleinen Dörfer und Gehöfte rund um Caen. Die schwarzen und braunen Brandwolken bilden eine schaurige Kulisse zu diesem schaurigen Theater, in dem der Tod reiche Ernte auf beiden Seiten hält.

Hauptmann Bergner ist mehr als froh, dass das Bombardement seine Männer nicht direkt getroffen hat. Dennoch kann er sich sehr gut vorstellen, wie es in den anderen Abschnitten aussehen wird.

„Sie kommen!“, schreit ein Landser gegen den Lärm der detonierenden Granaten.

Drüben erheben sich die ersten Sturmreihen der Angreifer. Sie arbeiten sich geschickt gegen die deutschen Linien vor.

Sherman-Panzer tauchen auf und ihre 7,62 cm Panzerkanonen streuen die deutschen Stellungen ab.

„Rote Leuchtkugel, Bruchmüller!

---ENDE DER LESEPROBE---