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Auf der idyllischen Urlaubsinsel Amrum liegt ein Toter mitten auf dem größten Wikingergrab der Insel, dem Esenhugh. Ein Dolch steckt in seiner Brust. Augenscheinlich wurde er ermordet. Der Tote, Kriminalkommissar beim Landeskriminalamt Kiel, Abteilung Staatsschutz, war zuvor Undercover in eine Gruppe eingeschleust worden, die alljährlich auf die Insel kommt, um das Leben der Wikinger nachzuempfinden. Der Jarl der Gruppe, so nannten die Wikinger ihren Anführer, ist zwar auf Amrum geboren, hat aber die dänische Staatsangehörigkeit. Das Lager der "Wikinger" dient ihm lediglich als Tarnung. Tatsächlich verfolgt er staatsgefährdende Pläne. Polizeihauptkommissar Larsen und sein Kollege Abbo Nissen von der Polizeistation Wyk auf Föhr, Zweigstelle Nebel, suchen den Mörder oder die Mörderin des LKA-Beamten. Allerdings wird ihnen eine Kriminalkommissarin aus Flensburg vor die Nase gesetzt. Das passt Larsen gar nicht. Zu allem Überfluss mischt der Staatsschutz aus Kiel auch noch mit. Ein Krimi mit ganz viel Lokalkolorit.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Larsen und der Tote vom Esenhugh
Larsen und der Tote vom Esenhugh
Thomas Meinen
Die Handlung ist frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Impressum:
Texte: Copyright by Thomas Meinen
Umschlaggestaltung: Copyright by Thomas Meinen
Verlag:
Thomas Meinen
Schwester-Macra-Straße 6
63457 Hanau
Vertrieb: epubli - ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Gewidmet all denen, die Erholung suchen und finden!
Die Leiche lag mitten auf einem Hügel. Den hatten die Wikinger an dieser Stelle bereits vor Tausenden von Jahren hier auf Amrum angelegt. Die Leiche selbst war allerdings noch ganz frisch. Sie wurde erst vor Kurzem hier abgelegt. Ein Dolch steckte tief in der Brust. Der Tote wurde hier vermutlich bewusst abgelegt, drapiert und quasi in Szene gesetzt. Genau so sollte man ihn finden. Aber warum? Polizeihauptkommissar Hauke Larsen begab sich sofort zum Tatort, nachdem ihn Spaziergänger informiert hatten, dass sie eine Leiche gefunden hatten, mitten auf dem Esenhugh, dem größten Steingrab der Wikinger hier auf Amrum. Mit einer Höhe von fast fünf Metern und einem Durchmesser von über 26 Metern musste in dem nordwestlich von Steenodde gelegenen Esenhugh ein bedeutender Mann bestattet gewesen sein.
Larsen kannte sich aus und wusste, wohin er fahren musste. Allerdings konnte er mit seinem Fahrzeug nicht direkt bis zum Fundort fahren. Er stellte sein Auto auf dem nächstgelegenen Parkplatz ab und ging den Rest zu Fuß bis zu dem Punkt, an dem die Leiche liegen sollte. Larsen kletterte den Hügel hinauf und stand nun vor der Leiche und fragte sich: Wer macht so etwas und vor allem warum?“ Schon während der Fahrt dorthin alarmierte er die Polizeidirektion in Flensburg und bat um Unterstützung. Kommissarin Petersen, die an diesem Morgen bereits sehr früh in ihrer Dienststelle in Flensburg war und kurz über den Leichenfund auf Amrum informiert wurde, packte schnell ein paar Sachen in eine kleine Reisetasche, die für alle Fälle immer bereitstand und machte sich gleich auf den Weg. Allerdings musste sie zunächst mal von Flensburg nach Dagebüll, um von dort mit der Fähre nach Amrum überzusetzen. Das war ziemlich umständlich und kostete viel Zeit.
Kriminalkommissarin Wiebke Petersen von der Polizeidirektion Flensburg, in deren Zuständigkeitsbereich auch Amrum lag, war noch ziemlich jung, nicht ganz 30 Jahre alt. Trotzdem hatte sie bereits viel Erfahrung in ihrem Beruf. Dazu war sie nicht unattraktiv, um nicht zu sagen, dass sie verdammt gut aussah. Das half ihr zwar manchmal in ihrem Job, konnte aber auch dazu führen, dass so mancher sie nicht richtig ernst nahm und ihr nicht den nötigen Respekt entgegenbrachte. Den verschaffte sie sich allerdings sehr schnell durch ihr Fachwissen und energisches Auftreten. Sie hatte direkt nach ihrem Abitur bei der Landespolizei Schleswig-Holstein ein dreijähriges Studium in Altenholz bei Kiel absolviert. Das Studium, fand sie, war abwechslungsreich und beinhaltete neben viel Theorie auch jede Menge Praxis. Mit Mitte zwanzig wurde sie bereits befördert und war seitdem, wenn es um Kapitalverbrechen ging, also Mord und Totschlag, wie in diesem Fall auch, ermittelnde Kommissarin. Sie war nicht das erste Mal auf einer der nordfriesischen Inseln. So wusste sie zumindest auch, dass dort eine eigene Sprache gesprochen wurde. Auf Amrum Öömrang, auf der Nachbarinsel Föhr Fering und auf Sylt Sölring. Das war allerdings auch schon alles, was die Kommissarin darüber wusste. Die Dialekte beherrschte sie nicht im Entferntesten. Verstehen war nicht möglich und sprechen schon gar nicht.
Nachdem Larsen die Situation zunächst einmal in Augenschein genommen hatte, bat er seinen Kollegen, die Stellung zu halten und die Schaulustigen, die sich hier mittlerweile versammelt hatten, vom Tatort fernzuhalten. Larsen machte sich auf den Weg nach Wittdün, um die Flensburger Kollegin dort am Fähranleger abzuholen. Pünktlich um 9.15 Uhr lief die Fähre im Fährhafen ein. Polizeihauptkommissar Larsen kannte die Kollegin vom Festland nicht und wusste deshalb auch nicht, wie sie aussah. Larsen dagegen war in seiner Uniform natürlich nicht zu übersehen. Er war gespannt, wer da wohl auf ihn zukam. Jetzt in der Hauptsaison kamen viele Touristen auf die Insel. Es dauerte also eine Weile, bis alle von Bord waren. Larsen lehnte derweil an seinem Fahrzeug und wartete geduldig. Morgennebel hüllte die Insel ein, der sich aber bald auflöste. Trotzdem fand die Fähre immer wieder ihren Weg und man konnte die Uhr nach ihr stellen, wenn man denn wollte. Irgendwann kam auch die Kommissarin von Bord und ging direkt auf das Einsatzfahrzeug zu. „Sie sind bestimmt Polizeihauptkommissar Larsen“, sprach ihn eine junge Dame an. „Ja, und Sie sind?“, fragte Larsen und schaute dabei etwas verdutzt aus der Wäsche. „Kommissarin Wiebke Petersen aus Flensburg. Sie hatten um Unterstützung gebeten“, antwortete sie. „Na, ja“, murmelte Larsen. „Herzlich willkommen auf Amrum“, schob er gleich hinterher. Glücklich war er mit der Situation nicht. Nicht nur, dass ziemlich viel Zeit drauf ging, bis jemand aus Flensburg hier anrückte. Im Zuge der Restrukturierung, so nannte sich das, der Polizeidienststellenstruktur im Bereich Nordfriesland gab es verschiedene Veränderungen mit weitreichenden Folgen. Für die Insel Amrum bedeutete diese Neuorganisation sogar eine große und für die Betroffenen unangenehme Veränderung. Denn nun handelte es sich nicht mehr um eine Polizeistation Amrum, sondern um die Polizeistation Wyk auf Föhr, Zweigstelle Nebel. Die Eigenverantwortung für die Polizisten auf Amrum wurde ihnen damit genommen. Die Krönung des Ganzen war, dass sie die Amrumer wie aus dem Nichts traf. Vorher kein Wort. Sie wurden quasi überrumpelt und vor vollendete Tatsachen gestellt. Natürlich tat Larsen weiterhin seinen Dienst, wie man es von ihm erwartete. Aber tief im Innern war er doch sehr enttäuscht und diese Veränderung hatte nicht gerade zu einem, sagen wir, Motivationsschub beigetragen.
„Lassen Sie uns losfahren“, meinte Kommissarin Petersen und stieg in das Auto ein. Larsen verstaute derweil ihr Gepäck, eine kleine Reisetasche, im Kofferraum des Fahrzeugs. „Sie können mir auf der Fahrt berichten.“ „Was wissen wir bis jetzt?“, fragte Petersen, nachdem sie losgefahren waren, und schaute Larsen dabei direkt an. Der antwortete kurz und knapp: „Wie das Opfer heißt, hieß, wissen wir noch nicht. Er hatte keine Papiere bei sich. Wäre in den Klamotten aber auch schwierig gewesen.“ „Wieso“, fragte Petersen. „Wenn Sie ihn sehen, werden Sie wissen, was ich meine“, gab Larsen zurück. „In seiner Brust steckte eine Art Dolch oder Messer. Das ist im Moment alles.“ Am Tatort angekommen, gingen sie ein Stück und stiegen dann den Hügel hinauf zu der Leiche.